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Der Freier
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eBook156 Seiten2 Stunden

Der Freier

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Über dieses E-Book

Eigentlich will Callboy Jan nur einen ruhigen Abend am Tresen seiner Stammkneipe verbringen, doch daraus wird nichts. Ein Fremder kommt herein und sucht Jungs, jede Menge Jungs. Aus Neugier folgt Jan dem mysteriösen Freier, denn das verspricht auf regend zu werden. Er erfährt bald, dass die Jungs und er als Geburtstagsüberraschung vorgesehen sind. Diese Party wird keiner der Teilnehmer so schnell wieder vergessen! (RoteReihe)
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Juli 2011
ISBN9783863000516
Der Freier

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    Buchvorschau

    Der Freier - Jan R Holland

    2011

    DER FREIER

    «Welch hoher Gast in meiner bescheidenen Hütte.» Romano lehnte sich über den Tresen und lächelte anzüglich. «Was treibt dich her, Meister Jan?»

    «Durst.»

    «Nicht auf Kundenfang?»

    Jan grinste.

    «Schätzchen, ich fange keine Kunden.»

    «Stimmt, das haben Edelstricher nicht nötig. Einer wie du fängt nicht, er lässt sich fangen. Pils?»

    Jans Miene verfinsterte sich für einen Moment. Edelstricher! Er konnte das Wort nicht leiden. Er strichte nicht, er war Callman – ein himmelweiter Unterschied. Doch er beschloss, die Provokation nicht übel zu nehmen, zumal Romano, der Wirt des Caravaggio, sie mit einem Augenzwinkern begleitet hatte, als wüsste er von dieser kleinen Empfindlichkeit. Außerdem fand Jan den Wirt ziemlich niedlich.

    «Pils ist gut.»

    Während Romano zapfte, blätterte Jan in einem schwulen Stadtmagazin. Eine andere Welt schlug ihm daraus entgegen, eine Welt, die ständig auf der Suche nach Sex war. Ein paar politische Nachrichten als Alibi, aber schon die Titelgeschichte über die Bärenszene triefte nur so vor unterschwelliger Geilheit, und andere Berichte suggerierten, dass das Leben der Community aus permanenter Party und Darkrooms bestand. Jan fragte sich, wann er das letzte Mal in einem Darkroom gewesen war. Drei Jahre her? Vier? Auf jeden Fall, bevor er sein Hobby zum Beruf gemacht hatte, denn seitdem war sein Leben Porno pur, auch ohne Darkroom. Die Welt der Anspielungen, der Vorlust, von der das Magazin erzählte, hatte er komplett hinter sich gelassen. Er suchte den Sex nicht, der Sex kam zu ihm. Manchmal ziemlich heftig. An solchen Tagen versuchte er, sich hinterher ein bisschen zu erden, zum Beispiel, indem er Stricherbars besuchte, in den Magazinen der Realwelt blätterte und Kontakt zu dieser merkwürdigen Realität der unerfüllten Wünsche aufzunehmen suchte, die ihm fremd geworden war. Am liebsten ging er ins Caravaggio.

    «Heute im Anzug?» Romano stellte das Pils hin. «Wie laufen die Geschäfte?»

    «Sie laufen nicht, sie liegen», konterte Jan und lockerte die Krawatte. Er kam von einem Hausbesuch, bei dem es um ein Rollenspiel gegangen war. Jan als Handelsvertreter im Anzug mit dem Musterkoffer in der Hand vor der Wohnungstür: Darf ich Ihnen unsere Kollektion vorführen? Was denn für eine Kollektion? Jan versucht so bieder wie nur irgend möglich auszusehen und öffnet den Musterkoffer gerade weit genug, dass sein Kunde die Dildos erahnen kann, die darin liegen. O Gott, haucht der, aber doch nicht hier im Treppenhaus.

    «Siehst ein bisschen fertig aus, Meister. Oder reifer.»

    «Das macht der Anzug.»

    «Glatt fünf Jahre älter.»

    «O Gott, ich sehe aus wie dreißig?»

    Ein anderer Gast rief, Romano musste zapfen. Jan trank und widmete sich wieder dem Magazin. Vorbereitungen für den CSD, neue CDs, die Besprechung eines Clubs. Nichts, was ihn locken konnte.

    Ein Junge setzte sich neben ihn, griff nach dem Bierdeckel und begann, ihn zwischen den Fingern zu drehen. Der Bierdeckel war auf beiden Seiten mit dem Bild einer nackten Männer-Rückseite bedruckt. Zwei kräftige runde Backen, darüber ein V-förmiger, muskulöser Oberkörper. Jan musste einfach hinsehen. Das war ihm vorher nicht aufgefallen, obwohl sein eigenes Bier ebenfalls auf einem solchen Bierdeckel stand.

    «Gefällt dir das?», fragte der Junge mit einem Akzent, den Jan nicht gleich zuordnen konnte, und zeigte ihm den Bierdeckel.

    «Ja, sieht nicht schlecht aus.»

    «Mein Arsch ist besser.»

    Jan schlug das Magazin zu und musterte den Jungen. Hübsch, der Kleine. Seine kurzen Haare hatte er mit Gel präpariert, sodass er ein bisschen nach Nazi aussah. Gerade Nase, klare Augen, die Lippen etwas zu dünn, schlanke, fast schmale Figur – ob dieser zerbrechlich wirkende kleine Stricher schon volljährig war?

    «Was würde mich der Spaß denn kosten?»

    «Fünfzig Euro, dann gehört er dir.»

    Jan schwieg und blickte dem Kleinen streng in die Augen. Der erwiderte den Blick zunächst tapfer, aber dann begann er sich unwohl zu fühlen und bot von sich aus vierzig Euro an. Die Discountpreise, zu denen sich die Jungs verkauften, schockierten Jan immer wieder.

    «Das ist mir zu billig», versetzte er trocken.

    «Zu billig?» Der Kleine starrte ihn erstaunt an, fing sich aber schnell. «Na ja, hundert wäre natürlich auch okay.»

    «Soll ich dir mal was sagen? Wir sind Kollegen, und ich sage dir: Du bist zu billig.»

    «Du bist auch Stricher?»

    «Callman.»

    «Aber du sitzt hier im Anzug wie ein Kunde.»

    «Ich hab einen Anzug an, weil ich von einem Date komme, bei dem ich Anzug tragen sollte.»

    «Steht dir, der Anzug. Sieht sehr männlich aus.»

    «Hast du Lust, was mit mir zu trinken?»

    «Klar», sagte der Kleine, nachdem er schnell die Runde sondiert hatte. Keine potenziellen Kunden. Er hatte Zeit für ein Bier. «Aber glaub nicht, dass du kostenlos an meinen Arsch rankommst.»

    «Glaub mir, wenn ich will, komme ich ganz problemlos an deinen Arsch ran.»

    «Aber du willst nicht?»

    Jan grinste und gab Romano ein Zeichen; kurz darauf stand ein Pils vor dem Jungen, der sofort gierig trank. Sie kamen ins Gespräch. Der Kleine hieß Wanko – eigentlich Iwan, aber Wanko gefiel ihm besser –, stammte aus Bulgarien und behauptete tatsächlich, volljährig zu sein. Beim zweiten Bier wurde Wanko redselig. Er hatte keinen festen Wohnsitz und lebte meist auf der Straße. Manchmal suchte er Unterschlupf im kommunalen Stricherprojekt, wo er kostenlos zu essen bekam und auch schlafen konnte, aber meistens war er ununterbrochen auf Achse. Jan vermutete, dass dabei auch Drogen im Spiel waren, die Wanko über die Nächte hinweg wach hielten, aber darüber redete der Kleine natürlich nicht. Straßenstrich war ein hartes Pflaster. Wanko berichtete von Zechprellern, die nach dem Job die Hose hochzogen und gingen, ohne zu zahlen, aber auch von Kunden, die ihn bei sich schlafen ließen und ihm zu essen gaben – Gegenleistung: Sex. Für Jan klang das nach Ausbeutung, aber Wanko sprach zufrieden von diesen Kunden.

    «Und du – auch schon mal auf der Straße gestricht?», fragte der Kleine.

    Jan schüttelte den Kopf und erzählte von der Wohnung, die er zusammen mit Kläuschen und Dennis gemietet hatte, um Kunden empfangen zu können, von den verschieden eingerichteten Zimmern mit Slings, Käfigen, Andreaskreuz und Gyn-Stuhl, und wollte Wanko gerade erklären, wie man als Callman im Internet für sich warb, als Wankos Aufmerksamkeit spürbar nachließ. Ein Mann hatte das Caravaggio betreten. Ein leicht untersetzter, gut aussehender, selbstsicher wirkender Typ Mitte vierzig in einem Boss-Anzug. Kundschaft für die Jungs!

    Eine eigentümliche Spannung breitete sich im Caravaggio aus. Amüsiert beobachtete Jan, wie die Stricher cool zu wirken versuchten, einer lässiger als der andere. Hatten sie sich eben noch freundschaftlich unterhalten, standen sie nun plötzlich in Konkurrenz zueinander. Der Ankömmling ließ den Blick schweifen. Er schien genau zu wissen, dass er der König war. Er ließ sich von Romano einen Whisky auf Eis geben, doch er setzte sich nicht, sondern blieb an der Theke stehen und ließ seine Blicke durch das Lokal schweifen. Auch Jan wurde begutachtet. Irgendwie fand Jan das prickelnd.

    «Kennst du den?», fragte Jan.

    «Nur vom Sehen», antwortete Wanko. «Soll ziemlich reich sein. Taucht manchmal hier auf. Gilt als großzügig.»

    Großzügig – vermutlich war das der Typ Kunde, der die Stricher bei sich schlafen ließ, damit er es kostenlos mit ihnen treiben konnte. Für einen Jungen, der auf der Straße lebte, musste es ein unglaublicher Luxus sein, ausnahmsweise in einem ordentlichen Bett schlafen zu dürfen.

    Einer der Stricher sprach den Mann an, doch der schüttelte den Kopf. Inzwischen schien er sich mehr für Wanko und Jan zu interessieren. Jan spürte, wie Wankos Anspannung von ihm Besitz ergriff, doch er bemühte sich um Gelassenheit. Er war hier als Gast, nicht, weil er einen Job suchte.

    Jetzt verließ der Mann seinen Platz an der Theke und kam auf Wanko und Jan zu. Ein anderer Stricher sprang ihm in den Weg und versuchte, ihn in ein Gespräch zu verstricken, doch er wehrte ab und ging einfach weiter, bis er hinter den beiden stand. Wanko drehte sich auf dem Barhocker um, lehnte sich gegen die Theke und spreizte die Beine, so weit er konnte.

    «Hallo», sagte er.

    «Und ich dachte schon, du hast keine Lust, mich anzusprechen.» Der Mann grinste und blickte zwischen Wanko und Jan hin und her. «Lust auf einen Job?»

    «Klar. Was soll abgehen?»

    «Gruppensex. Ich hab schon ein paar Jungs eingesammelt, die heute Abend noch nichts vorhaben. Sie warten draußen im Wagen. Steht ihr mal auf?»

    Wanko rutschte sofort vom Barhocker herunter und zeigte, was er hatte. Er trug enge Jeans, die seinen süßen kleinen Hintern schön zur Geltung kommen ließen, und ein rotes Bodyshirt, das seinen schlanken Oberkörper betonte.

    «Ich bin der beste Bläser der Stadt, und ich kann auch noch was ganz anderes», sagte er und wackelte mit dem Arsch.

    Der Mann grinste und wandte sich Jan zu.

    «Und du? Keine Lust auf eine Orgie mit mir und ein paar knackigen Jungs? Essen und Trinken sind frei.»

    Jan zögerte einen Moment, doch dann traf er spontan eine Entscheidung: Okay, heute Abend war er ausnahmsweise mal Stricher. Vielleicht wurde es ja spannend. Er kannte den Strich nur aus Erzählungen. Er stand auf und stellte sich neben Wanko, den er um mehr als einen Kopf überragte. Mit seinen einsneunzig war er größer als alle anderen im Caravaggio, den Kunden eingeschlossen. Romanos amüsierte Seitenblicke ignorierte er.

    «Ziehst du bitte mal das Jackett aus?»

    Jan streifte die Jacke ab. Sein Oberkörper steckte in einem teuren, taillierten Oberhemd, das angenehm auf der nackten Haut zu tragen war und seine athletische Figur, wie er fand, in einer Weise betonte, die wenig verheimlichte, aber auch nicht zu viel verriet. Über den Brustmuskeln spannte sich der Stoff und ließ Jans kleine Nippel sanft hervortreten.

    «Darf ich mal?» Der Kunde deutete mit einer Handbewegung an, dass er Jans Brust berühren wollte. Jan nickte und spannte anschließend auch noch den Bizeps an.

    «Starker Kerl. Genau was ich gesucht habe. Der Einsatz erfordert kräftige Burschen. Du bist kein Bulgare, oder?»

    «Ich bin Deutscher.»

    «Eher Hengst, was?»

    «Meistens.»

    «Ich heiße Ben.» Der Kunde streckte Jan die Hand entgegen. Jan griff zu. «Du gefällst mir. Hundert für jeden, die ganze Nacht. Essen und trinken frei, wie gesagt.»

    Hundert Euro – ein Dumping-Honorar. Jan verging die Lust, sich auf das Abenteuer einzulassen. Wenn man von ihm erwartete, dass er sich voll einsetzte, dann wollte er dafür auch anständig bezahlt werden. Er wusste, was er konnte, und was dieser Einsatz eigentlich wert war. Doch dann sah er, dass Wankos Augen glänzten – Essen und Trinken frei und obendrauf noch einen Hunderter! –, und da beschloss er: Wenn er ausnahmsweise mal Stricher war, dann sollten für ihn die gleichen Regeln gelten wie für alle anderen auch; dann waren hundert Euro ein Haufen Geld, für den er zu so gut wie allem bereit war. Außerdem fand er die Situation ziemlich kribbelig.

    «Alles klar, hört sich gut an», antwortete Jan und stellte sich ebenfalls vor.

    «Dann kommt mal mit, ihr zwei Schönen.»

    Ben zahlte für sie, und sie verließen das Caravaggio. Aus den Augenwinkeln registrierte Jan Romanos Blick, und er zwinkerte amüsiert zurück.

    Wanko gingen fast die Augen über, als er die Stretch-Limousine sah, die draußen stand. An der Fahrertür lehnte lässig ein Bulle von Kerl und rauchte. Er trug eine Uniform, die Jan entfernt an einen Pilotendress erinnerte. Als er Ben und die beiden Jungs kommen sah, stieß er sich vom Wagen ab und öffnete die Tür des Fonds. Ben ließ Jan und Wanko einsteigen, sagte «Jetzt noch zum Saintless!» und stieg dann selbst ein. Der Chauffeur schloss die Tür hinter ihm.

    Drei junge Männer saßen bereits im Wagen und blickten die Neuankömmlinge forschend an. Dabei drehten sie nervös leere Sektgläser in den Händen. Ziemlich hübsche Kerle, fand Jan. Der Auffälligste war ein dunkelhäutiger Latino mit großen, dunklen Augen und sehr kurzen Haaren, der in weiten Skaterklamotten steckte: Horacio. Er lächelte sogar, als Jan ihn grüßte. Die beiden anderen reagierten reservierter und verzogen kaum das Gesicht.

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