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Der Protector
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eBook253 Seiten2 Stunden

Der Protector

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Über dieses E-Book

Soren Buchanan fühlt sich von seinem kontrollierenden Vater James eingesperrt, einem Geschäftsmann, der seine geschickt getarnten, illegalen finanziellen Transaktionen auf der Tropeninsel Guam abwickelt. Als James schließlich zu viel von ihm verlangt, flüchtet Soren und sucht Hilfe beim FBI.
Bis sich Sorens Informationen als verwertbar erweisen, kann die Behörde ihn allerdings nicht beschützen. Diese Aufgabe fällt Mason Ward zu, einem ehemaligen US Army Ranger und Sicherheitsspezialisten.
Soren zu beschützen, sollte nicht schwierig sein, aber Soren ist jung, verführerisch und nicht allzu mitteilsam, was die Probleme betrifft, die ihn verfolgen. Mason muss dagegen ankämpfen, dass er sich zunehmend zu dem jungen Mann hingezogen fühlt und es mit den Gangstern aufnehmen, die Soren Buchanan nach Hause bringen sollen … tot oder lebendig.
SpracheDeutsch
Herausgeberdead soft verlag
Erscheinungsdatum26. Sept. 2018
ISBN9783960892502
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    Buchvorschau

    Der Protector - N.L. Gassert

    Der Protector

    von N.L. Gassert

    Aus dem Englischen von Florentina Hellmas

    Impressum

    © dead soft verlag, Mettingen 2018

    http://www.deadsoft.de

    © the author

    Originaltitel: The Protector

    Copyright 2017 by N.L. Gassert

    Im Original veröffentlicht von MLR Press, LLC

    Übersetzung: Florentina Hellmas

    Cover: Irene Repp

    http://www.daylinart.webnode.com

    Bildrechte:

    © nadtochiy – shutterstock.com

    © Dmytro Zinkevych – shutterstock.com

    1. Auflage

    ISBN 978-3-96089-249-6

    ISBN 978-3-96089-250-2 (epub)

    Inhalt 

    Soren Buchanan fühlt sich von seinem kontrollierenden Vater James eingesperrt, einem Geschäftsmann, der seine geschickt getarnten, illegalen finanziellen Transaktionen auf der Tropeninsel Guam abwickelt. Als James schließlich zu viel von ihm verlangt, flüchtet Soren und sucht Hilfe beim FBI.

    Bis sich Sorens Informationen als verwertbar erweisen, kann die Behörde ihn allerdings nicht beschützen. Diese Aufgabe fällt Mason Ward zu, einem ehemaligen US Army Ranger und Sicherheitsspezialisten.

    Soren zu beschützen, sollte nicht schwierig sein, aber Soren ist jung, verführerisch und nicht allzu mitteilsam, was die Probleme betrifft, die ihn verfolgen. Mason muss dagegen ankämpfen, dass er sich zunehmend zu dem jungen Mann hingezogen fühlt und es mit den Gangstern aufnehmen, die Soren Buchanan nach Hause bringen sollen … tot oder lebendig.

    Dieser Beitrag, der es in die Finalrunde des Lambda Literaturpreises für die beste Gay Mystery Geschichte geschafft hat, ist ein besonderes Geschenk für Fans der Okinawa Serie von L.A. Witt.

    Kapitel 1

    Die Luft über dem Yachthafen triefte vor Septemberfeuchtigkeit. Die am Dock vertäuten Boote schaukelten sanft, als vom Mondlicht beleuchtete Wellen gegen ihre Rümpfe schwappten. Der Duft des Pazifiks erfüllte die Nacht. Salzwasser mit totem Fisch und einem Hauch Diesel.

    Mason Ward lächelte vor sich hin. Auch wenn die Szenerie idyllisch wirkte, die Situation war weit davon entfernt. Zum einen war der Rotschopf, der hinter ihm über das Dock ging, keine Verabredung. Zum anderen schleifte Mason ihn eher hinter sich her, als dass er ging. Mason hatte nur selten Verabredungen, tatsächlich hatte er seit Monaten kein Date mehr gehabt. Aber im Allgemeinen waren Männer nicht abgeneigt, ihm Gesellschaft zu leisten.

    Allerdings hatte er eine lausige Vorgeschichte mit Rothaarigen. Gleich nach der Highschool, als er noch weitgehend zu leugnen versuchte, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte, hatte er ein reizendes Mädchen mit feuerrotem Haar geheiratet. Heute war Angela, von der er seit zehn Jahren geschieden war, genauso uninteressiert an ihm wie der junge Mann, der neben ihm über das Dock stolperte. Mason fragte sich, in was er da hineingeraten war.

    Keine zwei Stunden zuvor, deutlich nach der Zeit, die höfliche Menschen für angemessen hielten, um jemanden in derselben Zeitzone anzurufen, hatte Masons Telefon geklingelt. Obwohl er entschlossen gewesen war, nicht darauf zu reagieren, hatte er dennoch einen Blick auf das Display geworfen. Sein Freund Kaoru kontaktierte ihn so selten, dass der späte Anruf Masons Neugierde geweckt hatte. Er hatte sich gemeldet und Kaoru – der zweite von insgesamt nur zwei Agenten des FBI, die in Guam geboren und aufgewachsen waren – hatte sich in seiner typischen Art den Smalltalk geschenkt und war gleich zum Punkt gekommen. „Hör mal, Mason, alter Kumpel, ich habe hier diesen Jungen, der in Schwierigkeiten steckt. Ich brauche einen sicheren Platz, an dem ich ihn für ein, zwei Wochen unterbringen kann."

    Mason hatte gestöhnt, als seine Wochenendpläne so abrupt ausgebremst worden waren. „Suchst du einen Babysitter oder einen Bodyguard?"

    „Beides. Der Junge steckt ziemlich tief in der Scheiße. Aber ich habe ein Problem mit seiner Story. Ich muss ihn irgendwo in Sicherheit und aus dem Weg haben."

    „Wie weit aus dem Weg?"

    „Ausgedehnte Seereise aus dem Weg. Ich brauche ihn nüchtern und weit weg von seinem Vater."

    „Dieser Vater, ist der ein Problem?"

    „Ja. Ich lehne mich hier für den Jungen ziemlich weit aus dem Fenster. Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann, der ihn mir eine Zeitlang abnimmt, der mit ihm fertig wird und im schlimmsten Fall auch mit seinem Vater."

    Der Anruf hatte Mason alles gesagt, was er wissen musste. Sein Freund suchte für gewöhnlich nicht außerhalb seiner Abteilung nach Hilfe. „Du wirst es nicht bereuen", hatte Kaoru versprochen, ehe er aufgelegt hatte.

    Oh doch, das werde ich, hatte Mason gedacht. Er hatte das Gefühl, dass Soren Buchanan, James ‚The Smile‘ Buchanans Sohn, mit nach Hause zu nehmen, nach mächtig viel Ärger roch.

    Mason und Soren erreichten ihr Ziel am Ende des langen Docks und Mason warf seinem mürrischen Schatten einen sehr betonten und sehr langsamen Blick zu und musterte seine magere Gestalt. Demnächst dreiundzwanzig, knapp 1,80m groß, feingliedrig, Haare wie poliertes Kupfer. Augen wie Jade. Wangenknochen und Kinn von Schrammen verfärbt. Das T-Shirt mit Flecken seines eigenen Blutes bedeckt.

    Der Junge schob die Hände in die Taschen seiner ausgeblichenen Jeans und starrte auf die dunkle Yacht vor ihnen. „Was ist das?"

    „Ein Boot."

    „Das sehe ich."

    Mason zog seine dunklen Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. Die FBI-Akte über Soren sagte, dass Autoritäten herauszufordern für ihn so natürlich war wie atmen. Und trinken. „Dein Zuhause für die nächsten zwei Wochen."

    „Das soll wohl ein Scherz sein."

    „Ich wurde angeheuert, um dich nüchtern und außer Reichweite deines Vaters zu halten. Das werde ich für die nächsten zwei Wochen tun."

    Das Boot – ein achtzehn Meter langes Fangschiff im Alaska Stil – war eine gute Idee. Nicht unbedingt Masons erste Wahl, weil es sein Zuhause war, aber trotzdem eine gute Idee. Der Junge schien dennoch nicht geneigt, freiwillig an Bord der Yacht zu gehen. Mason gab ihm einen kräftigen Schubs, als ein eindringlicher Blick nicht half.

    „Lass mich dir etwas zeigen. Mason dirigierte seinen Gast in die Steuerkabine. Er deutete auf eine Seekarte, die ausgerollt auf dem Tisch lag. „Wir werden hier sein. Er tippte mit einem manikürten Finger auf die Weite des pazifischen Ozeans auf dem Papier. „Und hier sind wir im Augenblick." Er fuhr mit dem Finger zum östlichen Rand der Karte, wo die Küstenlinie von Guam zu sehen war, um seine Aussage zu verdeutlichen. Er ließ die Erkenntnis wirken.

    „Nun … Er musterte den Rotschopf mit einem abschätzigen Blick. „Lass uns ein paar Dinge klarstellen. Es gibt keinen Alkohol hier an Bord. Wirklich gar keinen. Und ich bin ein sehr gründlicher Mensch.

    Soren schob die Hände in die Taschen seiner Jeans und löste seinen Blick von der Karte. „Was bedeutet das?"

    „Es bedeutet, dass ich sogar das Mundwasser und den alkoholischen Reiniger unter der Spüle entfernt habe."

    „Fick dich."

    Mason schnaubte. Auf einer Insel, die von Schönheiten mit goldbrauner Haut und dunklem Haar bevölkert war, war Soren eine exotische Ausnahme, die die Blicke von Frauen und Männern gleichermaßen auf sich zog. Von seiner Schwäche für Rothaarige abgesehen fragte Mason sich, wie Soren wohl auf eine Anmache reagieren würde. Würde er darauf eingehen oder war er nur eine wandelnde Versuchung?

    Mason packte ihn am Ärmel seines T-Shirts, entschlossen, nicht auf den Jungen hereinzufallen. Er führte den Rotschopf ein paar Stufen hinunter und durch einen schmalen Flur in eine große Kabine, wo Soren seine Hand abschüttelte und ihn aus schmalen grünen Augen verächtlich ansah.

    Mason richtete sich auf und verschränkte seine muskulösen Arme vor der Brust. „Zieh deine Klamotten aus."

    „Was?"

    Mason genoss den Moment. Es war nicht einfach, den Kleinen aus der Reserve zu locken, aber es war durchaus befriedigend. „Deine Klamotten, wiederholte er. „Ich möchte … Er machte eine Handbewegung, unsicher, wie er das Ergebnis der Misshandlung nennen sollte. „… dich ansehen."

    Soren ignorierte ihn, drehte sich weg und betrachtete stattdessen die geräumige Kabine. Sein neugieriger Blick wanderte über das schimmernde Teakholz und die dunkle Bettwäsche auf dem großen, säuberlich gemachten Bett, das den Raum dominierte. Interessiert schaute er sich die geordneten Bücherregale an und berührte die gerahmten Fotos, die zwischen zwei geöffneten Bullaugen, durch die die feuchte Nachtluft hereinströmte, drapiert waren. Er begutachtete die alphabetisch geordnete CD Sammlung. „Das ist hübsch."

    „Ja, ist es. Danke. Gewöhn dich aber nicht daran, das ist mein Schlafzimmer. Deins ist da unten. Weniger hübsch." Mason deutete abwesend auf den Flur, setzte sich auf das Bett und breitete den Inhalt seines Erste-Hilfe-Koffers vor sich aus. Da war das Übliche: Heftpflaster und Verbände aller Größen, Mullbinden und so weiter, aber auch ein paar Dinge, die er im Laufe der Jahre hinzugefügt hatte. Wie zum Beispiel Bens übelriechende hausgemachte Heilsalbe für alle Arten von Ausschlägen und die Tinktur seiner Großmutter, die die meisten Schmerzen linderte.

    „Zieh dich aus und setz dich", sagte er und deutete auf die Bettkante.

    Soren rümpfte die Nase. „Wonach riecht das?"

    „Menthol."

    Er rührte sich nicht. Mason fixierte ihn und wartete. Es war eine kurze Pattstellung. Der Junge knickte zuerst ein. Mason hörte Sorens unterdrücktes Wimmern, als das Shirt über den roten Haarschopf glitt und er sah die Farbe aus dem ohnehin blassen Gesicht weichen. Soren warf das Shirt zur Seite, es rutschte über die Bettkante und fiel zu Boden. Ihn störte das offenbar nicht, aber Mason juckte es in den Fingern, es aufzuheben. Stattdessen wartete er, bis sein Gast sich vorsichtig auf das Bett gesetzt hatte, und stellte sich dann hinter ihn.

    Da war jemand wirklich wütend gewesen und so, wie es aussah, hatte Sorens Rücken die volle Wucht der Aggression abbekommen und war vermutlich gegen ein paar harte Oberflächen geschleudert worden. Mason hegte den Verdacht, dass der Junge entweder noch immer betrunken oder mit Schmerzmitteln vollgepumpt war. Trotzdem zuckte Soren zusammen, gab ein zischendes Geräusch von sich und duckte sich weg, als Mason ihn sanft berührte und kühlende Salbe auf den Schrammen und Kratzern verteilte.

    „Wer hat das getan?"

    Sore ließ den Kopf hängen und sein zerzaustes Haar – eine Spur zu lang für Masons Geschmack – verdeckte sein Gesicht. „Was kümmert dich das?"

    Sein Vater, James ‚The Smile‘ Buchanan, war eine rühriger Akteur in der politischen Landschaft. Trotz vier Ehen, deren Scheitern und seinem Appetit auf wesentlich jüngere Frauen wäre Buchanan zwei Mal beinahe Gouverneur geworden. Seine stürmische Ehe mit Sorens Mutter, einem schwedischen Supermodel – einer Beziehung, von der man munkelte, sie sei ein politischer Schachzug gewesen – hatte ihm vom politischen Parkett zu regelrechtem Prominentenstatus verholfen. Die Liste seiner wohlhabenden, einflussreichen Freunde las sich wie ein Who is who von Guam. Aber an James Buchanan war mehr dran als seine öffentliche Erscheinung. Er war ein Mann, mit dem man sich nicht anlegen sollte. Er war zu einflussreich, hatte zu gute Verbindungen und war, wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte, zu skrupellos. Nun, da sein verletzter, misshandelter Sohn vor ihm saß, hatte Mason das Gefühl, dass es sich bei dem Gerede über Buchanans aufbrausendes Temperament und seinen Jähzorn nicht um Gerücht handelte.

    Er beobachtete, wie sich die Schultern des Jungen anspannten, als er mir einer salbenbedeckten Hand über seine geprellte Seite strich. Soren hatte die Porzellanhaut eines echten Rothaarigen. Der Hauch von Farbe, den die permanente, gnadenlose Sonne von Guam hinzugefügt hatte, war kaum genug, um Bräunungsstreifen zu hinterlassen. Es war jammerschade, dass die sommersprossige Haut von Schrammen bedeckt war.

    „Kaoru sagte, dein Vater hätte das getan. Ist das wahr?"

    „Stellst du immer so viele Fragen?"

    „Ich werde dafür bezahlt, dass ich Fragen stelle."

    „Aha."

    „Also, ist es wahr?"

    „Ja."

    „Warum?"

    Soren seufzte und zuckte mit den Schultern. „Ich war kein vorbildlicher Sohn. Ich habe ihn vor seinen Geschäftspartnern blamiert."

    Mason räusperte sich. The Smile war also jähzornig. Selbst Kaoru hatte mit gewaltsamem Widerstand gerechnet, sonst hätte er nicht vorgeschlagen, den Jungen von der Insel zu schaffen. „Wie hast du ihn blamiert?"

    „Ich war betrunken."

    „Du bist oft betrunken." Das war in den Unterlagen vermerkt gewesen, die er gelesen hatte.

    Soren hob den Kopf. Wütend schaute er über seine Schulter und hielt Masons Blick stand. „Nein, bin ich nicht."

    „Ach wirklich?"

    „Bin ich nicht. Er zuckte zurück, als Mason eine große Abschürfung untersuchte, die sich über seine Rippen erstreckte. „Das bin ich nicht, wiederholte er. „Ich trinke nicht immer. Eigentlich trinke ich gar nicht so oft. Er atmete hörbar ein, als Mason die Verletzung berührte. „Aber wenn ich trinke, dann ordentlich. Ich trinke, weil ich betrunken sein will. Scheiße, das tut weh. Er presste die Lippen zusammen und verzog das Gesicht.

    „Verstehe. Masons Hand strich ohne Mitleid noch einmal über die Verletzung. „Ich glaube nicht, dass was gebrochen ist. Atme tief ein.

    „Warum?"

    „Mach einfach."

    Soren gehorchte.

    Mason lehnte sich zurück und fixierte ihn mit einem Blick, bei dem ein anderer Mann nach Luft geschnappt hätte. „Die Idee ist, dass du die Rippe bewegst, wenn du atmest."

    Soren holte noch einmal tief Luft und verzog wieder das Gesicht. „Er hat bis zum nächsten Tag gewartet. Mein Vater. Gewartet, bis ich nüchtern war. Hat mir sogar ein Aspirin gegen den Kater gegeben. Und dann hat er mich verprügelt."

    „Fürsorglich."

    „Ja. Das war ein Scherz mit dem Boot und den zwei Wochen, oder?"

    „Nein."

    „Scheiße. Was ist, wenn ich seekrank werde?"

    „Wirst du?"

    „Könnte doch sein. Immerhin bin ich offenbar ein genesender Alkoholiker und so."

    „Klugscheißer." Oh ja, er hatte sich eindeutig Ärger an Bord geholt. Keine Frage. Ärger, der nichts damit zu tun hatte, dass Soren der Sohn von The Smile war, aber sehr viel damit, dass er halb nackt und verletzlich mit zerzaustem rotem Haar auf Masons Bett saß. Er war eine Versuchung und Masons schlafende Hormone wurden davon aufgeschreckt und bettelten um eine Kostprobe, als seine Hände über warme Haut glitten. Da gab es aber auch noch so etwas wie Professionalität. Trotz der Hormone wusste Mason sehr gut, dass er die Grenze erreicht hatte, die medizinische Versorgung von Zärtlichkeit trennte. Nur widerstrebend nahm er seine Finger von dem Jungen.

    „Ich habe keine Klamotten."

    Mason deutete auf seinen Kleiderschrank. „Du kannst dir was von mir leihen."

    Mason fühlte Sorens forschenden Blick über seinen Körper rieseln wie eine warme Brise. Er stand stöhnend auf, um Abstand zwischen die Versuchung und seine Willenskraft zu bringen.

    „Ich bezweifle, dass mir etwas davon passen wird."

    Mason erlaubte sich einen forschenden Blick. „Es steht dir frei, nackt herumzulaufen."

    Soren verzog seine aufgeplatzten Lippen zu einem Grinsen. „Das hättest du wohl gerne."

    Kapitel 2

    „Von wegen weniger nett", brummte Soren am nächsten Morgen. Als er vermutet hatte, sein Quartier wäre vielleicht eine kleinere Ausgabe von Masons Kabine, hatte er ziemlich weit danebengelegen. Seine eineinhalb mal zweieinhalb Meter große Kajüte bestand aus einem Stockbett und sonst nicht viel. Soren stolperte die paar Stufen hinauf. Der Mann, der sich in der Kombüse Reis und gebratene Eier in den Mund schaufelte, als Soren vorbeischlurfte, war nicht Mason. Er war kleiner und hatte nicht so breite Schultern. Sein dunkles Haar und sein Bart waren grau meliert und auf seiner Nase saß eine Brille.

    „Guten Morgen, sagte der Mann. „Soren, richtig?

    „Ja. Soren blinzelte durch das verstrubbelte Haar, das ihm ins Gesicht fiel, und rieb sich über seine schmerzenden Schläfen. Er hievte sich auf einen der Hocker an der Küchentheke und drehte dem Wohnbereich mit seiner übergroßen Couch, auf der er sich gern ausgestreckt hätte, den Rücken zu, stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte den Kopf in die Hände. „Und wer sind Sie?

    „Ben Marques. Masons Geschäftspartner."

    Soren besah sich den Spanier, der vielleicht Mitte vierzig war, und schätzte ihn als stillen Teilhaber ein. Definitiv kein Leibwächter. Seine Skepsis musste ihm anzusehen sein, denn Ben lächelte.

    „Ich bin der Geschäftsführer, erklärte er. „Möchtest du Frühstück?

    „Haben Sie eine Limo?"

    „Zum Frühstück? Nein, tut mir leid. Keine Limonaden. Er lachte und hob die Hände, als Soren aufsah und ihn zornig anfunkelte. „Was ich eigentlich damit sagen wollte, war: Keine Limonade. Punkt. Mason hält nichts von dem süßen Zeug.

    Soren schnitt eine Grimasse und streckte das Kinn in Richtung des Kühlschranks aus fleckenlosem Stahl. Er brauchte etwas, um den sauren Geschmack von seiner Zunge zu spülen und seinen schmerzenden Körper in Schwung zu bringen. „Was ist da drin?"

    Ben ließ seinen Frühstücksteller im Stich, steckte den Kopf in den Kühlschrank und berichtete. „Milch, Wasser, Tomatensaft."

    Tomatensaft? Der bloße Gedanke bewirkte, dass sich Soren der Magen umdrehte und ihm die Galle hochkam. Er würgte und überlegte für eine Sekunde, ob er nicht einfach ein halbes Glas nehmen sollte. Wenn er sich übergeben könnte, würde er sich vielleicht besser fühlen. Wenig anderes konnte das bewirken. „Wo steckt der Gefängniswärter überhaupt?"

    Ben kicherte. „In der Dusche. Soll ich versuchen ein Aspirin für dich aufzutreiben?"

    „Kaffee?"

    Ben schnitt eine Grimasse. „Sorry, Kleiner. Auch kein Kaffee."

    „Kein Kaffee? Das soll wohlein Witz sein, oder? Der Mann trinkt keinen Kaffee?"

    Ben schüttelte den Kopf.

    „Keine Limo. Kein Kaffee. Was zum Teufel soll das?" Soren fuhr sich mit der Hand durch sein ungekämmtes Haar und betrachtete die lange Küchenzeile. Natürlich war da keine Kaffeemaschine weit und breit. Was er stattdessen sah, und dafür hatte er ein Auge, war die Handwerkskunst, die in den eingebauten Holzschränken steckte. Es war wirklich ein schönes Boot, wie er widerwillig zugeben musste. Dann schüttelte er den Kopf, um sich nicht ablenken zu lassen.

    „Und was ist mit mir?, jammerte er. „Ich trinke Kaffee. Er musterte Ben misstrauisch. „Was trinkt er denn? Milch?"

    „Tee. Er trinkt Tee. Aber unter uns, er ist da sehr eigen. Ben senkte die Stimme und lehnte sich über die Theke. „Das Zeug braucht Zucker, eine Menge Zucker. Aber lass dich nicht von ihm dabei erwischen, wie du welchen reintust.

    Soren stöhnte. Er war sich nicht

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