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Donald Trump Literaturwettbewerb: Die besten Texte
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eBook248 Seiten3 Stunden

Donald Trump Literaturwettbewerb: Die besten Texte

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Über dieses E-Book

Was wäre wenn … sich die Kunst an das Niveau populistischer Politiker anpasste? Trump, Strache, Orbán, Le Pen – Leute, die darauf stolz sind, keine Bücher zu lesen und auch von Bildung nicht viel halten. Was wäre wenn … solche Leute auch in den Kunstjurys säßen und fortan bestimmten, was gute Kunst ist? Die Herausgeber dieses Bandes von "Bad-Taste"-Geschichten vertreten die Ansicht, dass ein rechter Zinnober dabei herauskäme, demgemäß versammelt der launige Erzählband literarische Missgriffe, die normalerweise nicht publiziert würden.
Austrofred, Tex Rubinowitz, Michael Ziegelwanger, Christopher Just, Sebastian Hofer, Peter Zimmermann, Wolfgang Pollanz, Sebastian Klug, Marc Carnal, Manfred Gram und weitere Meister der Satire begeben sich in erzählerische Untiefen, persiflieren Genres und berühmte Werke, greifen tief in die stilistische Übertreibungskiste und versuchen, es einem Geistesmenschen wie Trump recht zu tun. Es darf gelacht werden.
SpracheDeutsch
HerausgeberMilena Verlag
Erscheinungsdatum12. Feb. 2018
ISBN9783903184206
Donald Trump Literaturwettbewerb: Die besten Texte

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    Buchvorschau

    Donald Trump Literaturwettbewerb - Milena Verlag

    ZUM GELEIT

    Melania Trump

    Meine lieben Leser und Leserinnen,

    mein Mann, für Sie immer noch Präsident Donald John Trump, hat, als er in sieben Tagen die Welt erschaffte, wegen seiner Liebe zum geschriebenen Wort schon am zweiten Tag einen Literaturwettbewerb ins Leben gerufen. Abermillionen talentierte Autos und AutorInnen nahmen daran teil – darunter leider auch sehr viele Loser und Hater –, und eine funtierte Jury prüfte wochenlang, um die besten Texte herauszukriegen.

    Ein wunderbares Buch ist dabei herausgekommen, erschienen in Donalds Lieblingsverlag, dem renommierten Melina Verlag in Wien, Europa.

    Die Texte, die die Jury gekürt hat, sind die besten Texte aller Zeiten, sie haben den besten Stil aller Zeiten und die Handlungen, von denen sie spielen, sind extraordinär großartig. Für jeden guten Menschen ist hier etwas dabei. Es gibt so Kategorien, die aufgestellt wurden nach sozialen Gesichtspunkten, denn Literatur soll nicht nur der Erbauung dienen, sondern eigentlich auch ein moralischer Wegweiser sein. Das Gute im Menschen ist uns teuer. Dieses wertvolle Buch ist wie eine Mauer gegen das Böse und Geschmacklose, es ist wie ein Koffer voller Gold.

    Diesen Koffer haben Sie nun erworben und wir wünschen Ihnen milliardenschwerden Spaß beim Lesen, alles andere interessiert uns nicht. Wir haben alles richtig gemacht, nun sind Sie gefordert.

    DER 93-JÄHRIGE, DER IN DAS FLUGZEUG STIEG UND SEINE GROSSE LIEBE FAND

    Marc Carnal

    ICH HATTE ES MIR bereits relativ bequem gemacht auf meinem Fensterplatz in der Maschine von Washington nach Münster. Am nächsten Tag würde ich ein teures Kunstwerk des recht berühmten Malers Rembrandt (1606–1669) der wohltätigen Organisation DelphiCare stiften, die kranke Delphine heilte, denn ich fand, dass man auch diesen helfen musste.

    Ich habe in meinem Leben schon viel Gutes getan und sehr viel Geld an verschiedene Hilfsprojekte gepumpt, zum Beispiel für Afrikaner oder Löwen, um nur einige zu nennen, denn ich fand schon immer, dass Wohlstand auch Verantwortung bedeutet, wie ein lieber Freund von mir einmal zu mir gesagt hat. Es handelte sich dabei um den ehrwürdigen Dr. Oskar Bruhn höchstpersönlich, mit dem mich sehr viel Geschäftliches und Privates verbindet.

    Deshalb sehe ich es auch noch heute als meine Pflicht, diejenigen zu unterstützen, die sich das selbst nicht leisten können. Aber ich habe das nie an die große Glocke gehangen und empfinde es als absolute Selbstverständlichkeit, zu helfen, sofern ich kann und auch will.

    Jedenfalls hatte ich es mir auf meinem Fensterplatz gerade bequem gemacht und mir von der Stewardess eine Coke und das Journal reichen lassen. Ich legte den Sicherheitsgurt um meinen Bauch und versuchte, mich zu entspannen, was mir auch gelang.

    Genau in diesem Moment meinte ich doch glatt, ich sehe nicht recht. Obwohl ich mir die ganze Sitzreihe reserviert hatte, setzte sich einfach so ein frecher Backfisch zu mir.

    Ich schüttelte den Kopf und sagte »Ts, ts, ts«, jedoch konnte ich nicht wirklich böse sein, denn das junge Ding war wirklich ein heißer Feger.

    Und ich hatte in meinem Leben schon so manche Frau gehabt.

    »Fräulein, ich sehe wohl nicht recht«, sagte ich mit leider sehr rauer Stimme, denn Primarius Brünnli von der Zürcher Universitätsklinik hatte mich erst kürzlich am Kehlkopf operiert.

    Die Kleine antwortete mir gar nicht, sondern blinzelte nur sehr frivol mit ihren langen Wimpern.

    Sie schien zu wissen, was einem Gentleman gefällt, das musste ich ihr lassen.

    Sie überschlug ihre unglaublich langen Beine und biss sich auf ihre roten Lippen – anscheinend hatte sie mit Lippenstift ihre Reize noch zusätzlich unterstrichen.

    Die Sache war eindeutig.

    Ein Mann meines Schlages wusste natürlich sofort, was hier vor sich ging.

    Normalerweise hätte ich auf ihre Avancen sofort die richtige Antwort gewusst, und die konnte nur sehr eindeutig sein und hätte das Flugzeug womöglich zum Absturz gebracht.

    Allerdings: Ich musste zuvor unbedingt sichergehen, dass dieses blutjunge Mädchen, das gut und gerne auch ein Mannequin hätte sein können, nicht nur auf mein Geld aus war, denn man kann viel über Frauen sagen, aber viele sind nur auf Geld aus, das musste ich leider am eigenen Leib schon sehr oft erfahren.

    Deshalb überlegte ich mir spontan eine List und flunkerte sie an, um sie zu testen:

    »Welches Glück ich doch heute habe, junge Frau, dass mich die freundlichen Herrschaften von United Airlines in die Business Class upgegradet haben! Dass ich das noch erleben darf! Ich bin nämlich SEHR arm und mein Leben lang nur Economy geflogen. Leider! Überhaupt bin ich erst dreimal in meinem langen Leben geflogen, weil ich es mir nicht öfter leisten konnte, so arm bin ich!«

    Mit Argusaugen musterte ich ihre Gesichtszüge.

    War sie erschrocken, neben einem armen Schlucker zu sitzen?

    Nein, ich erkannte nichts. Es schien ihr ganz egal zu sein, wie groß mein Besitz war, anscheinend war sie wirklich auf der Suche nach einem Liebhaber, ja womöglich sogar mehr.

    Sie öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse, die ohnehin schon sehr weit geöffnet war, was wiederum dazu führte, dass ich meinen gestochen scharfen Blick kaum zügeln konnte, doch ich riss mich zusammen.

    Denn ich wollte sie noch weiter testen.

    »Meine Teure, wie alt sind Sie denn, wenn ich fragen darf? Sechzehn? Siebzehn?«

    Sie nickte, aber nur sehr leicht. Schämte sie sich?

    Siebzehn!

    Das war wirklich jung.

    »Ich könnte Ihr Urgroßvater sein«, deutete ich mein wahres Alter an, doch sie war nicht beeindruckt und öffnete noch einen Knopf ihrer Bluse, was dazu führte, dass ich alle Kraft dafür aufwenden musste, um meine kräftigen Hände im Zaum zu halten, was bei diesem Topmodell wirklich nicht einfach war, doch es gelang mir letztendlich.

    Eines musste ich auf jeden Fall unbedingt noch wissen.

    »Junge Frau, gibt es denn keinen Mann, der auf Sie wartet?«

    Bei aller Liebe, aber falls sie bereits vergeben war, musste ich wohl meine Finger von ihr lassen.

    Sie sagte nichts.

    Gut, das war auch eine Antwort. Keine Antwort ist auch eine Antwort.

    Sie öffnete einen weiteren Knopf ihrer Bluse.

    Ich bestellte bei der Stewardess noch eine weitere Coke und dann küsste ich leidenschaftlich ihre Hand. Das machte ich absichtlich, diese Strategie hatte schon oft zum Erfolg geführt. Indem ich nämlich der Stewardess vor den Augen meiner neuen Angebeteten die Hand küsste, weckte ich Gefühle der Eifersucht in ihr, hoffentlich. Und mein Plan ging auf. Ich meinte, den Schock in ihren marineblauen Augen förmlich ablesen zu können.

    Jetzt hatte ich sie genau da, wo ich sie haben wollte, nämlich neben mir, denn sie war nicht aufgestanden. Gut so.

    Unsere Knie schienen sich »ZUFÄLLIG« zu berühren.

    Leider spürte ich in meinem rechten Knie nichts mehr, seit es mir der vielfach ausgezeichnete, ausgezeichnete Univ.-Prof. Reinhard Rüttli von der Privatklinik Luzern operiert hatte.

    Und dann geschah, was geschehen musste. Das Flugzeug startete und wir mussten uns anschnallen. Der enge Gurt erlaubte es mir nicht, mich zu der flotten Biene hinüberzubeugen und ihr zu zeigen, was noch in mir steckte. Aber der Flug sollte zehn Stunden dauern und was ist das schon, wenn man auf ein solch langes Leben zurückblickt und Häuser in Bern, Salzburg, Leipzig, Monaco, Prag, Stockholm, Venedig, Paris, dem Vatikan, Los Angeles oder Laos besitzt, um nur einige zu nennen?

    Nichts. Ein Wimpernschlag.

    Ich wartete also geduldig.

    Und begann zu grübeln.

    Was wollte ich eigentlich noch vom Leben? Hatte ich nicht alles erreicht, was man nur erreichen konnte? War Gott nicht sehr gut zu mir gewesen? War es so schlau, noch einmal ganz von vorne anzufangen mit dieser kecken Lady, die sich da lasziv in ihrem Sitz räkelte nur wenige Zentimeter neben mir? War es das, was ich wollte? Hatte ich überhaupt eine Wahl?

    Diese Fragen geisterten durch meinen Kopf wie dunkle Gestalten, dass es mir ganz anders zumute wurde für einen kurzen Moment, der mir aber unendlich lange vorkam, so offen muss ich sein.

    Dann geschah etwas Wunderbares.

    Das Essen wurde serviert. Es gab als Vorspeise Lachsschäumchen mit mit Spinat gefüllten Wachteleiern, zum Hauptgang wurde ein wirklich köstliches Dreierlei aus Neptuns Reich gereicht, und abgerundet wurde das Dinner in luftiger Höhe von flambiertem Sorbé créatif nach Art des Hauses. Dadurch kam ich auf andere Gedanken, denn gutes Essen war mir schon immer das Allerwichtigste im Leben. Abgesehen natürlich von schnellen Autos.

    Aber was macht einen Mann eigentlich wirklich glücklich? Gute Autos? Schnelles Essen? Nein. Es war schon seit jeher, wenn wir weit zurückblicken, im Grunde seit der Steinzeit oder noch früher so, dass nur eine Frau einen Mann wirklich befriedigen kann.

    So gesehen konnte es nur eine weitere glückliche Fügung in meinem Leben sein, dass sich diese kesse Biene da einfach so neben mich gesetzt hatte, um verhältnismäßig rasend schnell mein Herz zu erobern.

    Sie öffnete einen weiteren Knopf ihrer Bluse. Mit ihren Haaren spielte sie die ganze Zeit verspielt herum, als wollte sie mir sagen, dass sie nicht länger warten wollte.

    Oder konnte?!

    Dennoch fragte ich mich, ob ich nicht soeben dabei war, einen Fehler zu begehen. Keine Frage: Frauen waren und sind ein Geschenk Gottes.

    Doch was war mit den vielen dunklen Stunden, die mir diese seltenen Geschöpfe beschert hatten? Musste ich nicht auch daran denken, bevor ich mich noch einmal auf ein derartig verführerisches Ding einließ, wie es da neben mir saß?

    Ich ließ meine Gedanken schweifen, während das Flugzeug gerade tausende Meter über dem Meeresspiegel durch die Wolken glitt, und dachte an all die Frauen, die mich schon enttäuscht hatten. Manch eine war nur auf meine Besitztümer aus gewesen, andere sahen nur den sportlichen, attraktiven Lebemann und Weltenbummler in mir, für andere wiederum war ich nur eine schnelle Nummer für eine Nacht gewesen und nichts weiter mehr.

    Hatte mich überhaupt schon einmal eine Frau so richtig geliebt? Hatte mich schon eine so richtig glücklich gemacht? Was war Glück überhaupt?

    Bei dieser Frage schlief ich leider ein und wachte erst in Bonn wieder auf.

    Ich erschrak fürchterlich. Eigentlich war ich doch in die Maschine nach Münster gestiegen, warum waren wir in Bonn? Und wo war mein kleiner Augenstern? Wo war dieses temperamentvolle Luder, diese appetitliche Madame, dieser sinnliche Fratz?! Wo war er hin?!

    Panisch wollte ich aus meinem Fensterplatz aufspringen, doch das war mir nicht mehr möglich, seit mir Dr. Urs Studer von der Geriatrieklinik Basel – ein lieber alter Golffreund übrigens – den Rücken verpfuscht hatte.

    Ich rief die Stewardess um Hilfe.

    »Warum sind wir denn bitte in Bonn?!«, schrie ich sie an, so laut ich konnte.

    »Notlandung«, sagte sie.

    Kurz schwieg ich vor Entsetzen.

    »Aber ich muss in zwei Stunden der Aufsichtsratsvorsitzenden von DelphiCare vor zahlreichen Journalisten aus dem Inund Ausland einen echten Rembrandt stiften!«, klärte ich sie auf über meine Lage.

    Sie fragte mich, ob sie mir noch eine Coke bringen sollte.

    »Sind Sie sich der Tragweite der Situation überhaupt bewusst?«, legte ich die Karten auf den Tisch.

    »Ich bin mir der Tragweite der Situation wohl nicht ganz bewusst«, sagte sie sinngemäß.

    Frauen …

    Wie so oft im Leben spielte der Zufall eine große Rolle. Ich fragte die Stewardess, ob sie am Abend schon etwas vorhätte.

    Sie sagte nur »Nein«.

    Aus diesem Grund führte ich sie in ein teures Restaurant in Bonn nicht unweit des ehemaligen Regierungsviertels aus, wo ich früher beruflich viel zu tun hatte und mich deshalb wie in meiner Westentasche auskannte.

    Nach dem Essen hatte ich mich bereits in sie verliebt und überreichte ihr als Zeichen meiner Liebe den Rembrandt. Sie wusste natürlich nicht, was sie sagen sollte und wohl auch nicht, wie viel dieses Bild eigentlich wert war. Doch das war für mich nur der Beweis, dass sie nicht auf mein Geld aus war, sondern einen Kennerblick hatte, der ihr verriet, dass ich noch immer ein tadelloser Liebhaber war.

    Nach dem Dessert, zu dem es tiefgefrorene Früchte gab, fragte sie mich nach meinem wahren Alter. Ich verriet es ihr und sie staunte nicht schlecht, dass ein Mann in meinem Alter noch so viel zu bieten hatte.

    Schließlich tranken wir noch feierlich eine Coke und schon holte mich der Chauffeur ab, er war soeben aus Münster eingetrudelt. Auf Bronkoslav war eben Verlass.

    Beim Hinausgehen fragte ich die Stewardess, ob sie mich noch auf einen »Schlummertrunk« begleiten wollte …

    Doch sie hatte bedauerlicherweise noch einen Termin. Und das mitten in der Nacht. Ich werde die Frauen womöglich niemals verstehen.

    Das Wunder geschah ca. eine Woche später.

    Ich ließ mich gerade durch London fahren, als der Verkehr zähflüssig wurde und ich so die Gelegenheit bekam, aus den getönten Scheiben zu blicken und das rege Treiben dieser großen Metropole in Ruhe zu betrachten. Ich hatte London schon immer für eine der beeindruckendsten Städte in Europa gehalten, wenn nicht sogar darüber hinaus.

    Da fiel mir ein wunderschönes Mädchen auf, das an einer Fußgängerampel stand und verträumt in sein Telefon blickte.

    »HALT!«, rief ich von der Rückbank.

    Bronkoslav erschrak fürchterlich, fast hätten wir einen Auffahrunfall erlitten.

    »STOP! Das ist sie!«, rief ich erneut.

    Ich hatte sie erkannt! Das war doch glatt die adrette Maus aus dem Flugzeug!

    War es Schicksal?

    Dieser Gedanke kam mir sofort, als ich sie sah.

    Bronkoslav sah mich fragend an, das konnte ich in seinen Gesichtszügen lesen.

    »Steig sofort aus und sag diesem süßen Küken da an der Ampel, dass ich sie liebe.«

    Er zögerte, also gab ich ihm hastig und zitternd einen Dollarschein in die Hand.

    Bronkoslav stieg aus.

    Doch kaum ging er in Richtung meines Schwarms, wurde er von Geheimagenten entführt.

    Ich musste das Auto selbstständig durch die Rush Hour steuern und kam völlig außer Atem im Hotel an.

    An der Rezeption hatte die Erpresserbande bereits eine Nachricht hinterlassen:

    Wenn ich ihnen nicht innerhalb von einer Stunde ein hübsches Sümmchen in kleinen Scheinen auf einen abgelegenen Hotelparkplatz bringen würde, musste Bronkoslav sterben.

    Ich entschied mich für das Geld.

    In letzter Sekunde kam ich an und übergab den Koffer den drei kompromisslosen Sowjets. Doch ich hatte meine Glock heimlich mitgebracht und konnte ihnen heimtückisch in den Rücken schießen.

    Da staunte diese Verbrecherbande nicht schlecht. Ich hatte es halt immer noch faustdick hinter den Ohren. So schnell konnte mir keiner was vormachen.

    Das Alter ist eben mehr als eine Zahl, die im Reisepass steht. Eine Gesellschaft, die nur nach dem Jugendwahn geht und verlernt hat, auf Werte wie Erfahrung, Weisheit und Erfolg zu hören, ist dem Untergang geweiht.

    Wenn ich nur einen einzelnen Menschen mit diesen Zeilen zum Nachdenken gebracht habe, dann war mein Leben nicht umsonst.

    BEWERTUNG DER JURY

    Starke Innenansichten eines erfolgreichen Mannes in den besten Jahren. Der Premium-Text behandelt das »ewige« Motiv der Beziehung zwischen Mann und Frau. Sensibles Thematisieren von »Alter« und »Sehnsucht«, auch: »Sexualität und Liebe im Alter«. Feinfühlige Details und weltgewandtes Ganzes. Sehr gelungen.

    2. Platz in der Kategorie »Humanität«. Donald Trump gratuliert. Preisgeld: 70 Dollars.

    WETTERUMSCHWUNG ÜBER DEM STARNBERGER SEE EINE HISTORISCHE NOVELLE

    Austrofred

    WIR SCHREIBEN DEN 13. Juni des Jahres annus dominus 1886.

    Während auf den Feldern fleißige Leibeigene frohen Mutes die beschwerliche Erntearbeit verrichten, wirft eine hagere Figur ihren kurzen mittäglichen Schatten auf die herrlichen Wogen des Starnberger Sees.

    »Narrisch? Ich? Pah!«, murmelt die düstere Figur empört vor sich hin.

    Der entmachtete Monarch, denn um einen solchen handelt es sich hier – auch wenn in diesem Moment nur seine Krone und sein weiter Hermelinmantel auf seine Königswürde hinweisen, sowie freilich das Zepter, das man ihm gnadenhalber gelassen hat –, jener Monarch also blickt auf den mittäglich blitzenden See, dann schweigt er aus zutiefster Seele.

    Sie haben ihn nie verstanden, denkt er, so wie sie auch den Wagner nie verstanden haben. Den Genius. Nun, dies ist der Lauf der Welt seit Jahrmillionen:

    Das Große bleibt stets unerkannt, die Mittelmäßigen teilen sich die Pfründe auf. Arschlöcher.

    Und in einer solchen Welt solle es sich zu leben lohnen? Er selbst hat die Antwort auf diese profunde Frage bereits mit »Nein« beantwortet und eine schicksalsschwere Entscheidung getroffen, die in seinem Leben wohl keinen Stein auf dem anderen lassen würde.

    Ja, von heute an würde endlich alles anders

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