Bibi Blocksberg - Verschwörung im Hexeninternat: Roman
Von Vincent Andreas, Linda Kohlbaum und musterfrauen
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Rezensionen für Bibi Blocksberg - Verschwörung im Hexeninternat
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Buchvorschau
Bibi Blocksberg - Verschwörung im Hexeninternat - Vincent Andreas
Bitterschokolade
Zwei Hände legten sich auf Walpurgias Hexenkugel. Zwei Hände mit langen schlanken Fingern und quittengelb lackierten Nägeln. An mehreren Fingern prangten Ringe mit Hexcitrinen – Edelsteine, die ebenso giftig gelb leuchteten wie der Nagellack.
Die Kugel knisterte, als würde sie gegen die Berührung protestieren, und das zarte, warme Rosa des Kristallglases schien ein wenig blasser zu werden.
Es waren nicht Walpurgias Hände, die die Kugel umfassten. Sie gehörten einer Hexe, die hier nichts zu suchen hatte, hier, in Walpurgias Büro im Hexeninternat. Mit finsteren Absichten hatte sie sich eingeschlichen. Sie war eine Hexe voller Neid und Missgunst – ihr Name war Invidia.
„Ja, sträube dich nur, dachte sie und konnte ein gehässiges Kichern nicht unterdrücken. „Ich werde dir meine Bilder aufzwingen, und du kannst nichts dagegen tun.
Sie warf einen Blick aus einem der Fenster des Turmzimmers. Ein heller Halbmond stand am sternenklaren Nachthimmel. Die Zeit war perfekt für ihren bösen Plan. Halbmond im Osten – musst Bitt’res kosten! So lautete der erste Teil einer uralten Hexerei. Ab heute würde Invidia wöchentlich einen Teil nach dem anderen ausführen:
Halbmond im Osten – musst Bitt’res kosten!
Vollmond im Süden – Kugel muss ermüden!
Halbmond im Westen – stiehl von den Festen!
Neumond im Norden – mit Tanz ist geworden
das Bild, das du dir lang erdacht.
Walpurgia hat ausgelacht!
„Ja, dachte Invidia, „in drei Wochen hast du nichts mehr zu lachen, meine liebe Walpurgia! Die Einzige, die dann lachen wird, bin ich!
In Schimpf und Schande würde Walpurgia davongejagt werden, und das auch noch auf dem großen Jubiläumsfest des Hexeninternats!
Bis dahin war es aber noch ein langer Weg, der mit vielen Aufgaben und Hindernissen gepflastert war. Invidia seufzte. Zunächst einmal musste sie heute beim ersten Teil ihrer gemeinen Hexerei „Bitt’res kosten" – so verlangte es der Spruch.
In einer Tasche ihres roten, wallenden Kleids spürte sie das gehässig raschelnde Einwickelpapier. Invidia konnte Bitterschokolade nicht ausstehen. Allein bei dem Gedanken, ein Stück abzubrechen und auf der Zunge zergehen zu lassen, schauderte es sie. Doch es half nichts! Ohne „das Bittere" würde sie mit ihrer Hexerei nicht weiterkommen. Energisch steckte sie eine Haarsträhne zurück, die sich aus ihrer hoch aufgetürmten Frisur gelöst hatte – einer Haartracht, die entfernt an die gewaltigen Hörner eines Steinbocks erinnerte. Dann holte sie die Schokoladentafel aus ihrer Tasche.
Gerade wollte sie sie mit ihren langen gelben Fingernägeln aufschlitzen, da zuckte sie zusammen. Was war das? War da etwa jemand draußen auf dem Gang? Angespannt lauschte Invidia. Sie war sich ganz sicher, dass sie eben Schritte gehört hatte. Doch jetzt war alles wieder still. Nein, sie hatte sich sicher getäuscht …
„Also dann, Invidia, feuerte sie sich selbst an, „koste das Bitt’re!
Invidia hatte sich nicht getäuscht. Es war tatsächlich jemand am Büro vorbeigegangen. Walpurgia machte eine späte Runde durch das Internat.
In letzter Zeit schlief sie schlecht. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um die große Jubiläumsfeier in drei Wochen. Dann würden sich, wie im Jahr der Schulgründung, die Planeten Saturn und Jupiter bei Neumond begegnen.
Der Halbmond schien durch ein Fenster herein. Walpurgia blieb stehen und betrachtete ihn, wie er hell über den Gipfeln der Finsterberge stand. Sie öffnete das Fenster und atmete tief die laue Sommernachtluft ein. Unten im Garten sang eine Nachtigall. Grillen zirpten. Ein sanfter Wind strich durch die Baumwipfel.
Herrlich war es hier, dachte Walpurgia, hier oben in den Bergen im Hexeninternat, das zu ihrem zweiten Zuhause geworden war.
Noch einmal atmete sie tief ein, dann schloss sie das Fenster. Da sah sie plötzlich in der Spiegelung der Scheibe zwei Schatten, die unbemerkt hinter ihr vorbeihuschen wollten. Walpurgia wirbelte herum.
Mit einem lauten „Kixi und Trixi! stoppte sie die beiden Junghexen, die wie angewurzelt stehen blieben. „Was habt ihr um diese Zeit auf den Gängen verloren?
„Ja, weißt du, Walpurgia …, druckste Kixi herum. „Verloren ist genau das richtige Wort. Trixi hat ihren Glücksbringer verloren und …
„Und ohne den kann ich nicht schlafen!", ergänzte Trixi.
„Und diesen Glücksbringer habt ihr wohl im Rauchabzug in der Küche gesucht?" Die Oberhexe konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen, denn Kixis und Trixis Gesichter waren über und über mit Ruß beschmiert.
„Äh … Wie?, stammelte Kixi. „Ja, ja, im Rauchabzug haben wir auch nachgesehen, aber …
„Aber da war er auch nicht", fügte Trixi hinzu.
„So, so, machte Walpurgia nur. „Aber jetzt marsch, marsch ins Bad, ihr zwei, und danach ab ins Bett!
„Jawohl, Tante Walpurgia", riefen die Zwillinge wie aus einem Mund und eilten zur Wendeltreppe, die zu den Zimmern der Schülerinnen hinaufführte.
Vielleicht, überlegte Walpurgia, als sie ihren Rundgang fortsetzte, war sie gerade doch ein wenig zu nachsichtig mit Kixi und Trixi gewesen. Schließlich gab es an dieser Schule Regeln.
Andererseits konnte sie sich noch gut an ihre eigene Zeit als Schülerin im Internat erinnern und daran, wie sie mit ihren Freundinnen Geheimnisse geteilt und eine Menge Unsinn angestellt hatte. Dagegen waren Kixi und Trixi fast Musterschülerinnen. Sie waren die einzigen Junghexen, die über die Ferien im Internat geblieben waren, um freiwillig bei den Vorbereitungen für die Jubiläumsfeier zu helfen. Wenn sie jetzt einmal nachts durch die Gänge schlichen – weshalb sollte sich Walpurgia darüber allzu sehr aufregen?
Inzwischen hatte sie die Runde auf dem einen Stockwerk beendet und kam ein zweites Mal an ihrem Büro vorbei, als sie stutzte. Hatte da nicht jemand hinter der Tür gesprochen? Sie war sich ganz sicher, zwei Worte klar und deutlich verstanden zu haben. Und diese Worte waren „Pfui Spinne!" gewesen.
Walpurgia öffnete energisch die Tür. Alles war dunkel.
„Hallo? Ist da jemand?", rief sie in den finsteren Raum hinein.
Niemand antwortete. Walpurgia glaubte schon, dass sie sich die Stimme nur eingebildet hatte, als sie auf dem Boden neben ihrem Schreibtisch etwas entdeckte. Dort lag ein zusammengeknülltes Papier. Walpurgia hob es auf. Es war das Einwickelpapier einer Schokoladentafel. Walpurgia strich es glatt. Bitterschokolade mit 95 % Kakaoanteil, stand darauf.
Wie kam das denn hierher? Walpurgia mochte keine Schokolade, schon gar keine Bitterschokolade. Von ihrer Sekretärin Tippsia wusste sie allerdings, dass sie sehr gerne naschte.
„Ja, so wird es sein, grübelte Walpurgia. „Tippsia hat wieder heimlich an meiner Kugel gearbeitet und Schokolade gegessen.
Dabei hatte Walpurgia ihre Sekretärin in der letzten Zeit häufiger ertappt – zwar nicht beim Schokoladeessen, aber beim heimlichen Arbeiten an Walpurgias Kugel. Tippsia kam nämlich mit ihrer neuen Bürokugel nicht zurecht. Vor allem überforderte sie der Hexpostverteiler, und so verschickte sie die Hexpost lieber von der Kugel ihrer Chefin aus.
Allerdings war von Tippsia weit und breit keine Spur – wer also hatte „Pfui Spinne!" gerufen?
In diesem Augenblick läutete schrill die Glocke