Die Augen der Kukurill: Erzähltes und Gereimtes über Spökenspuk, Magie und Hexiges
Von Christa Zeuch
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Über dieses E-Book
Für Kinder von 8 - 10 Jahren, Eltern und Lehrer.
Christa Zeuch
Christa Zeuch hat schon öfter gern mit Andreas zusammengearbeitet. Begeistert hat sie sich die Reime und Gedichte zu seinen originellen, Farben sprühenden Bildern ausgedacht. Bei manchen war es auch umgekehrt, und ihre Gedichte waren zuerst da. Christa Zeuch lebt ebenfalls in Schleswig-Holstein und ist seit 40 Jahren Kinder- und Jugendbuchautorin. Sie hat außer vielen Büchern mit Geschichten unzählige Gedichte und Lieder veröffentlicht. Auf einer der Buchseiten denkt sie sich gerade ganz entspannt neue Reime aus ...
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Buchvorschau
Die Augen der Kukurill - Christa Zeuch
Christa Zeuch lebt in der Nähe von Eckernförde an der Ostsee. Seit 1984 hat sie rund 60 Kinderbücher in bekannten Verlagen veröffentlicht. Von fantastischen, wahren, nachdenklichen, ermutigenden, spannenden bis wortwitzigen Geschichten ist fast jedes Genre vertreten. Auch eine große Anzahl Gedichte und Lieder gehören zu ihrem Standardwerk. Viele davon stehen in Schul- und Liederbüchern.
Ans Aufhören denkt sie noch lange nicht, und so besucht sie weiterhin gerne Schulen mit ihren interaktiven Autorenlesungen in Begleitung ihrer Gitarre Franziska.
Inhaltsverzeichnis
Geschichten:
Die Augen der Kukurill
Der ungeküsste Kater
Fridolin und Pablo
Das Spinatmonster
Das Dingsbums aus dem Keller
Der Zorn des Magiers Jogobert
Laramaras Goldzahn
Klumbum, der faule Zauerer
Zauberhafter Zauberzirkus
Wothanams Schatz
Leons Verwandlung
Hexenausflug
Kokos und der Siebentrick
Witchy und der Besen Schwingdich
Hannes und Greta
Die gute Hexerin Imhoff
Gereimtes:
Nächtlicher Spuk
Das Monster
Zauberschüler
Zaubertricks von Ratzefix
Erste gute Zaubertat von Hobelblix- Regenwurm
Zweite gute Zaubertat von Hobelblix - Blindschleiche
Dritte gute Zaubertat von Hobelblix - Papagei
Vierte gute Zaubertat von Hobelblix - Leseratte
Fünfte gute Zaubertat von Hobelblix - Tausendfüßler
Sechste gute Zaubertat von Hobelblix - Schmetterling
Polly Maus im Hexenhaus
Hexenmorgen
Lieder:
Dumpf und dunkel ist dies Tal
Der schaurige Song von Schloss Gurgelstein
Der Mutigste von allen
Zaubermeister Wothan Wumm
Zauberzirkus
Hexenkeller
Walpurgisnacht
Sachen zum Mitmachen:
Flüstergeschichte für dunkle Stunden
Der Geist des Grottenmonsters
ABC der Angstmacher
Spuk mit Flasche
Magisches Quadrat mit 9 Feldern
Magisches Quadrat mit 16 Feldern
Magischer Kreis
Schlangentanz
Hexenstreich
Hexige Zahlenreime
Was reimt sich hier?
Mysteriöser Spökenspuk
Die Augen der Kukurill
Natassia springt vom Fenster zurück.
„Urli, das Taxi ist da!"
Ihre Urgroßmutter nimmt einen Blumenstrauß vom Tisch. „Tschüs, in zwei Stunden bin ich zurück. Wirst du dich auch nicht langweilen?"
„Bestimmt nicht, sagt Natassia. „Grüß Tante Irmi, ich wünsche gute Besserung für ihre Schildkröte.
„Schilddrüse", verbessert Urli.
Natassia macht es nichts aus, dass sie nicht mit ins Krankenhaus fahren darf. Sie kann es kaum erwarten, allein zu bleiben. Die verbotene Kommodenschublade im Schlafzimmer! In sämtliche Schränke darf Natassia schauen, nur aus diesem einen Schubfach macht Urli ein Geheimnis.
Kaum hört Natassia das Taxi abfahren, kniet sie schon davor.
Sie schnappt aufgeregt nach Luft. Was könnte Urli Geheimnisvolles versteckt haben? Wichtige Andenken an Urgroßvater, der vor vielen Jahren gestorben ist? Alte Liebesbriefe? Vielleicht sogar eine Waffe?
Natassia ruckelt an den Griffen rechts und links. Sie ächzt wie eine Schwerarbeiterin. Das Biest klemmt, als sträube es sich gegen das Öffnen.
Mit einem kräftigen Ruck bekommt sie die Lade auf. Etwas Verbeultes liegt darin, zugedeckt mit einer weißen Tischdecke.
Langsam zieht Natassia das Tuch weg.
Ein Haarbüschel ... ein kleiner Arm ... ein Gesicht ...
Überrascht starrt sie darauf. Alles Mögliche hätte sie erwartet, nur keine Puppe!
Wie merkwürdig sie aussieht ... Ihre Augenlider mit den langen Wimpern sind geschlossen.
Sie ist so lang wie die ganze Schublade, trägt ein weißes Kleid und darüber eine Spitzenschürze. Kopf, Arme und Beine sind aus pfirsichfarbenem Porzellan und haben bewegliche Gelenke. Ihre Perücke ist anscheinend aus echtem zu Zöpfen geflochtenem Menschenhaar. Die Wangen und der kleine Mund sind rot angemalt.
Ob Urli damit als kleines Mädchen gespielt hat?
Natassia möchte die Puppe herausnehmen, sie von allen Seiten betrachten, ihre Glieder verdrehen, bekommt jedoch starkes Herzklopfen.
Warum hält Urli sie versteckt? Damit Natassia sie nicht kaputtmachen kann?
Vor Angst beginnt Natassias Herzschlag zu rasen, denn nun hört sie das vertraute Quietschen der Badezimmertür, deren Scharniere Urli längst ölen wollte. Und jetzt - jetzt - kommt jemand zur Schlafzimmertür herein.
Natassia bricht in erleichtertes Lachen aus.
„Minkus, hast du mich erschreckt!"
Sie streichelt Urlis Kater, der gleich schnurrend um ihre Waden schmust.
Neugierig schnuppert er in die Schublade.
Ehe Natassia es verhindern kann, springt er der alten Puppe auf den Balg, kreischt aber jämmerlich und ist sofort wieder draußen. Als habe ihn etwas gebissen, leckt sich der Kater eine kleine Wunde an der Vorderpfote.
Natassia trägt Minkus auf den Flur und schließt die Tür.
Als sie erneut in die Schublade sieht, stockt ihr der Atem.
Die Wimpern der Puppe zucken. Nun klappt sie die Augenlider ein paarmal auf und zu.
Eine Zeitlang fixiert Natassia das kleine Gesicht mit der Puppennase, dem hübschen Mund, den Klimperaugen.
Die sind jetzt geschlossen, sie muss sich getäuscht haben. Ganz reglos liegt die Puppe da. Genau wie zuvor.
Vorsichtig berührt Natassia mit einem Finger ihr Kleid.
„Ich möchte wissen, warum Urli dich versteckt."
Klapp!
Die Puppe schlägt ihre Augenlider auf und dreht mit leisem Knarren den Kopf. Ihre braunen Glasaugen sind weit geöffnet und blicken Natassia kalt ins Gesicht.
Wie von einer Schlange hypnotisiert, hält sie dem Puppenblick stand und kann nicht wieder wegsehen. Ein unangenehmer Schauer läuft ihr über die Arme.
Wenige Minuten vergehen, ohne dass Natassia den Blick von den unheimlichen Augen wenden kann.
Nun spitzt die Puppe ihre Lippen. Mit schneidend hoher Stimme befiehlt sie: „Heb mich raus!"
Natassia gehorcht nicht. Schnell die Schublade wieder zumachen! Zitternd hebt sie eine Hand. Doch kaum berührt sie den Schubladengriff, als der Arm der Puppe ausholt und ihr auf die Finger schlägt.
„Au, du Biest!"
Blitzschnell schnappt sich Natassia ein Kissen. Mit der rechten Hand drückt sie es fest auf den Puppenbalg, mit der linken versucht sie, die Kommode zu schließen. Doch die Lade verkantet sich und lässt sich keinen Zentimeter bewegen.
Dann soll sie offen bleiben …
„Du holst mich sofort raus!", ordnet die Puppe noch einmal an.
„Das könnte dir so passen. Wenn du nett wärst, würde ich es tun.
Aber so …"
Sie dreht sich um und geht schnurstracks zur Tür.
„Warte!" Der Tonfall der Puppe verändert sich weinerlich.
„Bitte, tu mir den Gefallen."
Ein Trick? Es graust Natassia, dieses gespenstische Ding anzufassen.
Als sie die Hand auf die Klinke legt, spricht die Puppe beinahe sanft: „Tut mir Leid, dass ich grob war. Ich hatte Angst, du tust mir was. Bitte hilf mir, allein schaffe ich es nicht raus."
Natassia hält inne und betrachtet die Schublade, aus der ein Arm und das Näschen der Puppe ragen.
Ein Hauch Mitleid überkommt sie.
„Weiß ich denn, was du draußen vor hast?, gibt sie zu bedenken. „Erst versprich, dass du mich nicht wieder haust. Oder den Minkus beißt.
„Heiliges Versprechen. Wenn du mir nichts tust, tue ich dir auch nichts."
„Also gut, ich helfe dir raus. Aber vorher unterhalten wir uns. Wie heißt du?"
„Kukurill."
„Kukurill? Ulkiger Name. Wie lange bist du schon eingesperrt?"
„Unzählige Tage, Monate, Jahre. Eine Ewigkeit! Du hältst doch dein Versprechen?"
Argwöhnisch nähert sich ihr Natassia mit einer Hand, und da Kukurill diesmal stillhält, streichelt sie behutsam über deren langes Seidenhaar.
„Beeil dich, drängt Kukurill. „Draußen kann ich allein gehen.
Natassia nimmt die Puppe übervorsichtig heraus, hält sie weit von sich und stellt sie rasch auf den Boden. Sie reicht ihr knapp bis übers Knie und kippt nicht um.
Mit knirschenden Gelenken stakst Kukurill im Zimmer umher.
„Hach, tut das gut!"
