Die Macht der Unterscheidung: Ordnung gibt es nur im Durcheinander
Von Armin Nassehi
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Über dieses E-Book
Armin Nassehi
ARMIN NASSEHI (*1960) ist Soziologieprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Herausgeber des Kursbuchs und einer der wichtigsten Public Intellectuals in diesem Land. Im Murmann Verlag veröffentlichte er unter anderem »Mit dem Taxi durch die Gesellschaft«, in der kursbuch.edition erschien zuletzt »Das große Nein. Eigendynamik und Tragik gesellschaftlichen Protests«.
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Die Macht der Unterscheidung - Armin Nassehi
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Armin Nassehi
Die Macht der Unterscheidung
Ordnung gibt es nur im Durcheinander
Ich muss einen Text schreiben, diesen Text, über die Macht der Unterscheidung. Wie immer bin ich viel zu spät dran, was mir nicht schlimm erscheint, weil ich ja weiß, was ich schreiben will. Ich habe eigentlich alles im Kopf, ich muss es nur hinschreiben. Und dann ist es irgendwie weg. Ich weiß genau, was ich sagen will, aber ich weiß nicht genau, wie ich es sagen will, schon weil nicht alles in einen Satz passt. Und wenn es drauf ankommt, kann ich wirklich sehr lange Sätze – aber so lange auch wieder nicht. Helfen würde es auch nichts. Mein Kopf, mein Bewusstsein hat nicht die Art von organisierter Intelligenz, die ich gerne hätte. Es ist eher so etwas wie verteilte Intelligenz – distributed intelligence nennen die Informatiker Programme und Architekturen, in denen unterschiedliche Probleme, Lösungen, Geschwindigkeiten, Kapazitäten und operative Einheiten lose miteinander gekoppelt werden. Das ermöglicht einerseits höhere Freiheitsgrade für die Komponenten, hat aber andererseits als Nebenfolge, dass es schwierig ist, die Dinge in eine lineare Form zu bringen – aber genau das ist es, was ein Text erfordert. Ein Bewusstsein übrigens auch. Aber dass ich genau weiß, was ich schreiben will, ist ja nur eine der Komponenten verteilter Intelligenz, so ähnlich wie das Management in einer Organisation weiß, wie es weitergehen soll, aber auch nur deshalb, weil das Management dazu da ist, dieses Wissen zu simulieren, für nichts mehr – es ist immer nur Beschreibung dessen, was beschrieben wird, aber nicht das Beschriebene selbst. Aber an das muss ich nun herankommen.
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