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Liebe, Spaß und Luder: Schwänke-Sammlung
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eBook401 Seiten4 Stunden

Liebe, Spaß und Luder: Schwänke-Sammlung

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Über dieses E-Book

„Hitzige Flammen der Liebe hatte Venus zwischen einem Edelmann und einer Jungfrau angezündet, gleichwohl wußten sie keine sichere Gelegenheit zu finden, daß eines dem andern sein Herz gänzlich offenbaren könne, bis sie einstmals auf einem Tanz sich verabredeten, in einer Stunde miteinander zu schlafen ..."" Das wird allerdings nicht ganz so laufen wie gedacht ... Diese große Sammlung umfasst viele deutsche historische Geschichten rund um Liebe und Lächerliches.
SpracheDeutsch
Herausgeberidb
Erscheinungsdatum5. Jan. 2017
ISBN9783961502929
Liebe, Spaß und Luder: Schwänke-Sammlung

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    Buchvorschau

    Liebe, Spaß und Luder - - Unbekannte Autoren

    Unbekannte Autoren

    Liebe, Spaß und Luder: Schwänke-Sammlung

    idb

    ISBN 9783961502929

    Aristoteles und Phyllis

    Der griechische König Philipp ließ seinen Sohn Alexander durch den weisesten Meister Aristoteles erziehen und gab beiden mit ihrem Gesinde ein besonderes Haus mit einem schönen Garten. Die hoffnungsvolle Zucht und Lehre wurde aber durch die Minne unterbrochen, in welcher der junge, feurige Alexander gegen die schöne Phyllis, ein Fräulein seiner Mutter, entbrannte. Die Schöne erwiderte seine Liebe, und bald vereinigte beide der heimliche Garten. Als Aristoteles dies entdeckte, klagte er es dem Könige, der dem Fräulein mit Strafe drohte. Diese beteuerte ihre Unschuld, welche die Königin bezeugte. Die beiden Geliebten wurden aber scharf beobachtet und auseinandergehalten. Alexander saß brummend in der Schule; und die leidvolle Phyllis sann auf Rache. Sie schmückte sich aufs reizendste und ging frühmorgens mit nackten, schneeweißen Füßen im Garten durch den Tau, zum rieselnden Brunnen, Blumen und Blüten sammelnd, und dabei ihr luftiges Gewand bis übers Knie aufhebend. Der weise Greis erblickte sie durch das Fenster und ließ sich durch die Liebreizende betören, die ihm eine Handvoll Blumen ins Fenster warf und ihn minniglich grüßte. Er lud sie zu sich herein und bot ihr, die sich kosend zu ihm setzte, zwanzig Mark für eine Nacht. Sie versagte ihr Magdtum für Geld, wollte jedoch seinen Willen tun, wenn er sich einen Sattel, der dort hing, auflegen, mit ihrem Gürtel sich aufzäumen und so von ihr durch den Garten reiten ließe. Der weltweise Aristoteles war nicht stärker als Adam, Samson, David und Salomo; er ließ sich von der Minne reiten. Die Reizende saß auf ihm, mit einem Rosenzweig in der Hand, und sang ein Minnelied, während der alte Graue auf allen vieren durch den Garten trabte. Als sie am Ziele war, sprang sie fröhlich ab, schalt den alten Gauch, daß er ihr Ehre und Liebe genommen, verhöhnte ihn, daß seine hundert Jahre nun wieder zu sieben geworden, und wünschte ihn zum Teufel. Die Königin hatte mit ihren Fräulein von der Zinne des Palastes alles gesehen. So ward die große Schmach bald dem Könige und dem ganzen Hofe kund und erscholl überall, so daß der weise Meister, dem Schimpf und Spotte zu entfliehen, nach einer Woche mit seinen Büchern und aller Habe heimlich zu Schiffe ging und nach einer Insel Galicia fuhr. Dort schrieb er ein großes Buch von den Listen der schönen, falschen Weiber. Nichts vermag dagegen zu helfen, als ferne von ihnen bleiben.

    Auf Treu und Glauben beischlafen

    Hitzige Flammen der Liebe hatte Venus zwischen einem Edelmann und einer Jungfrau angezündet, gleichwohl wußten sie keine sichere Gelegenheit zu finden, daß eines dem andern sein Herz gänzlich offenbaren könne, bis sie einstmals auf einem Tanz sich verabredeten, in einer Stunde miteinander zu schlafen. Keines vergaß die benannte Zeit, sondern erst fügte sich der Edelmann, danach die Jungfrau heimlich in eine Kammer, und sie legten sich zusammen in ein Bett. Es hat sich wohl nie ein Paar freundlicher umfangen, geherzt, geküßt und inbrünstige Liebe geschworen als die beiden. Da aber der Edelmann ihr weiter als in den Busen greifen wollte, strafte sie ihn mit ernsten Worten und sagte, daß ihm dies nicht vergönnet würde, bis auf eine Zeit, da sie ihm sein eigen sei und es in Ehren zugehen würde. Jetzund sollte er es damit genügen lassen, sie nur über dem Gürtel zu betasten. Ein Spielmann aber, den jedermann seiner Kurzweiligkeit halber bei sich haben wollte, hatte sich eine Zeit zuvor in dieser Kammer unter einem Bett verborgen, auf daß ihn niemand finde, damit er eher am Abend, wenn alle Menschen trunken waren, desto besser Geld zuwege bringen möchte. Er sah und hörte diese Worte der beiden und sagte: »Jungherr, seid Ihr nicht ein Geck, spannt Ihr den Gürtel unter die Knie!« Da sie beide da an den Reden den Narren erkannten, sprangen sie zur Kammer hinaus. Und damit der Spielmann sie nicht verriete, schenkte ihm der Jungherr etliche Taler und die Jungfrau ein Hemd mit einem goldenen Kragen.

    Bruder Rausch

    Im Kloster Eßrom bei Helsingör auf Seeland hausten einst gar fromme Mönche vom Orden des heiligen Bernhardus. Die hielten streng an ihrer Regel, fasteten sich fast mager, lobten Gott den Herrn Tag und Nacht und hielten sich fern von aller weltlichen Hoffart. Das sah der Teufel Rausch, als er eines Tages in der Gegend schweifte, und ärgerte sich darob dermaßen, daß er beschloß, dem frommen Wesen, wo möglich, ein Ende zu machen. Also nahm er die Gestalt eines jungen Mannes an, trat vor das Kloster und begehrte Einlaß. Der Abt kam vor die Pforte, empfing ihn wohl und fragte: »Woher, junger Gesell? Was ist dein Begehr? Hast du Botschaft auszurichten, so sprich unverhohlen.« Da antwortete Rausch demütiglich: »Herr, ich bin ein armer Küchenknecht; auf meine Verschwiegenheit könnt Ihr zählen in allen Dingen; und, wollt Ihr mich anstellen, so will ich Euch treulich dienen.« Der Bursche gefiel dem frommen Abt und erhielt darum guten Bescheid: »Du kommst gerade recht, weil uns ein Küchenjunge fehlt. Willst du dem Koch gehorsamen Dienst tun, so mag dir wohl in kurzem noch bessere Anstellung werden.« Dafür bedankte sich Rausch ehrerbietig, eilte alsbald zum Meister Koch und empfahl sich fleißig in seine Gunst. Von da an hatte das Kloster den Teufel zum Küchenjungen, und der säumte nicht lang, seine Schalkheit zu erweisen. – Nach fünf Tagen traf der Abt seinen neuen Küchenjungen, wie er eben behaglich in der Asche lag, und hub an: »Sag mir, junger Gesell, welches ist dein Name?« Er sprach: »Ich heiße Rausch und bin gar fern von hier zu Haus.« Der Abt fuhr fort: »Rausch, gib mir Bericht, verstehst du auch Hunde zu koppeln?« Rausch lächelte: »Warum nicht? Noch Besseres als dies versteh ich aus dem Grunde: Männer und Weiber zu koppeln, darinnen bin ich Meister. Wenn's sein müßte, führt' ich Euch das schönste Weib oder Mägdelein des Nachts in Eure Zelle, und des Morgens wieder heraus – kein Mäuschen im Kloster sollt' es merken.« Dem Abte fing es an warm zu werden; er sah sich vorsichtig um, ob kein Lauscher in der Nähe sei, und flüsterte dann: »Rauschchen, lieber Knecht, ist's möglich, kannst du mir ein Weib kuppeln?« – »Ganz unbeschrien, ganz meisterlich«, nickte dieser; »nennt mir nur des Fräuleins Namen, und es soll bald genug Euer sein.« – »So höre!« sprach der Abt: »Im nahen Dorf, dort an jener Ecke, wohnt ein hübsches Fräulein. Dem sollst du melden, daß ich dich zu ihr sende. Stillet sie mein Gelüste, dann sollst du guten Lohn empfangen.« Da versprach Rausch: »Den Abend noch soll die Frau Euch zu Gebote stehen.« Hierauf machte sich Rausch wieder an seinen Küchendienst, wusch die Schüsseln und tat mehr dergleichen, was ihm der Koch befohlen hatte, wobei er über weitere Teufeleien nachsann. Des Abends ging er ins Dorf zu obbemeldetem Fräulein, welches ihn bestens empfing. Rausch sprach: »Seid gegrüßt, holdeste der Frauen. Mein Herr sendet mich, Euch zu sagen, daß er vor Liebe zu Euch den bittern Tod leiden müsse, so Ihr Euch seiner Liebespein nicht erbarmet.« – »Ei behüte!« rief das gutherzige Fräulein; »meinethalben zu sterben, das wär' doch jammerschade um solchen milden Herrn. Ich will ihm alle Freundschaft gerne leisten.« – »So kommt«, sprach Rausch, »kommt mit mir ins Kloster zu meinem Herrn Abt.« Also bracht' er das Fräulein unbeschrien in des Abtes Zelle, wo sie viellieblich empfangen ward. Des Morgens aber bei Tagesanbruch praktizierte Rausch das Weiblein wieder nach Haus, ohne daß der Ehemann das geringste merken möchte. Dafür hatten die Mönche was gewittert. Es ging im Kloster das Gerücht, Rausch sei ein so verschmitzter Junge, daß er Gelegenheit finde, einem jeden, den das Zölibat allzu sehr drücke – nun ja, man braucht das Kind nicht immer bei seinem Namen zu nennen. Item, die Mönche hielten bei ihrem Küchenjungen an, bis alle samt und sonders versehen waren, wie der Herr Abt, und man von Kloster Eßrom sagen konnte, der Teufel habe wenigstens dort das Zölibat geholt. Freilich, wenn die Mönche gewußt hätten, daß ihre armen Seelen gefährdet seien, sie hätten den verführerischen Höllenfuchs nicht so liebgehabt. Kyrie eleison!

    Carolus Magnus

    Als der große Kaiser Karl zu einer Zeit während des Winters in Friaul lag und sah, daß seine fränkischen Junker ausländische, zarte Kleider von den venedischen Kaufleuten für großes Geld gekauft hatten, Kleider von Samt und köstlichem Pelzwerk, da befahl er ihnen unversehens, als Regenwetter war, ohne Verzug, so gut gekleidet und geschmückt, wie sie waren, mit ihm auf die Jagd zu reiten. Da machten die Pelzjunker ihre zarten Kleider vom Regen wohl sehr naß und zerrissen sie, als sie durch die Hecken und Büsche redlich durchgezogen wurden. Wie er nun heimgekommen ist, mußten sie so naß und besudelt, wie sie waren, absitzen und auf den Saal mit zu Tische gehen. Weil es aber kalt war, hat jedermann zunächst bei dem Feuer und am Kamin sitzen wollen, und der Kaiser hat sie die ganze Nacht aufgehalten und danach ihnen befohlen, am nächsten Morgen in derselben Kleidung wieder vor ihn zu kommen. Da hat man dann gesehen, wie die Kleider zerrissen und zum Teil von der Feuchtigkeit und vom Feuer zusammengeschrumpft waren. Dagegen hat er ihnen seinen groben Wolfspelz gezeigt, der noch ganz und an der Luft getrocknet war, und hat sie so um solcher weibischen Verzärtelung willen gestraft.

    Das Arzthonorar

    Ein altes Weib, das ein Augenleiden hatte, lud einen Arzt zu sich, damit er sie heile; als er kam, fand er bei ihr vielen Hausrat. Davon stahl er jedesmal, wann er Arzeneien brachte, bis das Haus leer war. Als aber die Alte genesen war und ihr Haus leer fand, weigerte sie sich, dem Arzte seinen Lohn zu geben. Er zog sie vor Gericht, und dort sagte sie, er habe sie nicht völlig geheilt, denn sie sehe jetzt weniger als früher; früher hatte sie nämlich in ihrem Hause viel Gerät gesehn, jetzt sah sie nichts mehr.

    Das Bettlertestament

    Vor nicht gar langen Zeiten zogen die armen Leute landaus, landein und nährten sich vom Bettel; in unseren Tagen muß jede Gemeinde ihre Armen selbst ernähren. Und dieses ist auch recht, wenn's nur geschieht. Jene Bettlerfamilien hatten nun zwar weder Haus noch Gut, und von den Kindern hat's wohl geheißen: Der ist in Staufen geboren, und die in Vils, und das im Kempter Wald. Aber zu Haus waren sie überall in der Welt, und sie kriegten in der ganzen Christenheit zu Salz noch Schmalz, zu Brot noch Mehl; und sie mochten Tafel halten im grünen Waldrevier und unter dem blauen Himmelszelt; und Fürsten waren nicht reicher als sie. Das bewies denn auch die Bettelmutter, des Zundlers Weib, von deren Testament die Sage geht. Als sie in Todesnöten lag, ließ sie noch ihre acht Kinder zu sich kommen, um ihnen ihre letzte Willensmeinung zu sagen. Und sie sprach: »Seid friedlich und einig und störet einander nicht in eurem Gewerbe.« Darauf, als ob sie, wie eine Herzogin, Land und Leute vergeben und verteilen könnte, fuhr sie fort: »Du, Toni, ziehst durchs Konstanzer Tal; du, Käther, gehst ins Walsertal; du, Jörg, bleibst im Hindelanger Tal.« Und so wies sie den folgenden jedem sein Teil an; dem vierten das Rettenberger Tal, dem fünften das Oberndorfer Tal, dem sechsten den Bregenzer Wald, dem siebenten das Lechtal, dem achten den Schüttentobel. Dann, nach geschehener Austeilung, ließ sie sich von jedem die Hand reichen, zur Gewähr, daß sie ihr Testament ehren und erfüllen wollen, und verschied, in der ruhigen Überzeugung, daß ihre Kinder alle versorgt seien und ihr Geschlecht fortblühen werde bis auf ewige Zeiten.

    Das geheimnisvolle Bild

    Vor etlichen Jahren kam ein reicher Herr und Edelmann nach Augsburg zu einem Maler. Er hatte sich ein hölzernes Täflein machen lassen bei einem Schreiner, das brachte er dem Maler und sprach: »Mein lieber Meister, ich will, daß Ihr mir auf dieses Täfelein ein schönes Bettstättlein malt.« Der Maler sprach: »Jawohl, Herr.« Und als das gemalt war auf den andern Tag, kam der Herr wieder und sah das Bettstättlein, das gefiel ihm wohl, und er sprach: »Meister, jetzt malt mir ein schönes seiden Bett darein und darauf ein schönes Fräulein.« Der Maler machte es auch. Als der Herr des andern Tags kam und fand, wie er es bestellt hatte, und als er das sah, da gefiel es ihm von Herzen wohl, und er sprach, er solle es ihm auf das allerschönste machen, er wolle es ihm auch zahlen nach seinem Willen, und solle ihm unten auf das Bettstättlein ein fein zinnernes Brunzkächelein [*] malen, und alles nur auf das allerschönste. Der Maler tat es, und machte es auf das allerfleißigste. Und auf den fünften Tag, als alles trocken und fertig war, da kam der gute Herr wieder und fand alles, wie er es hatte gewünscht, das Bettstättlein mit einem schönen, seidenen Bett, darauf ein über die Maßen schönes, nacktes Fräulein, die war noch mit Farben gar schön und lieblich gemalt, und unten, unter dem Bettlein, ein feines Brunzkächelein. Als er dies alles gesehen hatte, sprach der Maler: »Herr, gefällt es Euch?« – »Ja«, sprach der Herr, »jetzt tut ein Ding und übermalet es mir über und über mit einem feinen, grünen Vorhang.« – »Ei, Potz Marter, Herr«, sprach der Maler, »das schickt sich nicht! Kaufet ein grünes, seidenes Tüchlein und hängt es darüber, so könnt Ihr es hinwegtun, wann Ihr wollt.« Der Herr sprach: »Meister, hört Ihr nicht, was ich Euch sage? Macht es mir also! Ich will Euch Eure Arbeit wohl bezahlen. Wenn nur ich weiß, was darunter ist, es darf sonst niemand es wissen.« Da mußte ihm der Maler also einen grünen Vorhang über das Bett und das schöne Fräulein malen, weil der Edelmann dabeistund. Und das tat der Maler und ließ es sich zahlen, und er gab dem Narren oder Herren das Täfelein. Gott gebe, wohin der damit gegangen ist.

    Das Geschenk

    Herr Marquart von Ems, Ritter, lud eines Tages den Bürgermeister von Lindau in sein Schloß Ems, und als sie gegessen hatten, führte der Ritter den Gast in dem Schloß umher, das Schloß zu besichtigen. Sie kamen in eine Kammer, wo allerlei Messer und Schwerter hingen. Der Ritter aber, damit er sich dem Gast freundlich erzeige, hieß ihn da aussuchen, welches Messer er möchte. Anfangs weigerte sich der Gast, da ihm dies nicht zustehe. Der Ritter ließ aber nicht nach mit Bitten, so lange, bis der Gast ein Messer erwählte, das sehr edel gearbeitet war. Da sprach der Ritter: »Dem ist recht. Das Messer sei Euch, doch mit dem Unterschied, daß es trotzdem gar an dieser Stelle hängenbleibt, und wer in künftiger Zeit herkommt, dem will ich sagen, das Messer gehöre dem Bürgermeister von Lindau.«

    Das Gleichnis von der Nuß

    Ein katholischer Pfaff verglich beim Predigen die drei Religionen mit einer grünen Haselnuß, zog dieselbige auf der Kanzel aus dem Sack und zeigte sie dem Volk mit dieser Auslegung: »Seht, ihr Geliebten in dem Herrn, diese Haselnuß begreift drei Stücke in sich, die sehr wohl mit den drei Religionen können verglichen werden. Das erste Stück ist diese grüne Schale«, damit brach er sie von der Nuß ab, »die ist zu nichts nutz, und das ist die Calvinische Religion, die ist auch zu nichts nutz. Das andere Stück ist die andere Schale, die ist noch etwas nützlicher, denn die alten Weiber wickeln noch Garn darauf, und das ist die Lutherische Religion, die ist noch in etwas besser als die Calvinische. Das dritte Stück aber, und zwar das allerbeste, das ist der zuckersüße Kern, den kann jedermann genießen, und das ist die unsere wahre, katholische Religion.« Hiermit biß er die Nuß auf und wollte den Kern vor dem Volk zeigen und aufessen. Allein sie war zu allem Unglück ganz bös, und es war ein Wurm darin, so daß er anstatt des zuckersüßen Kerns was anderes ins Maul kriegte und wieder ausspeien mußte. Doch wußte er dem Ding (weil das Volk so heftig lachte) bald wieder zu helfen und legte also aus: Der Wurm nämlich wäre der Teufel, der pflegte auch bisweilen in ihrer katholischen Religion und Religionsgenossen also zu wüten, gleich wie der Wurm in dieser Nuß getan.

    Das große Geheimnis

    Ein anderes Exempel von einem Edelmann, der seine Frau versuchte. Als diese jung und über seinen Willen noch nicht wohl unterrichtet war, sprach er zu ihr: »Meine liebe Hausfrau, ich will Euch eine gar große Heimlichkeit sagen, so sehr, daß Ihr keinem anderen etwas davon sagen dürft. Ich habe zwei Eier gelegt.« Sie glaubte ihm und versprach, sie wolle es wohl verschweigen. Nun war es spät, so daß sie nicht mehr zu ihrer Gevatterin, um mit ihr zu reden, gehen konnte. Aber gleich am nächsten Morgen ging sie zu ihr und sprach: »Oh, meine liebe Gevatterin, ich sagte Euch gern ein großes Geheimnis, wenn Ihr solches keinem anderen sagen wolltet.« Die versprach ihr, dies zu tun. Da sagte sie: »Oh, herzliebe Gevatterin, ist es nicht ein Wunder, mein Mann hat drei Eier gelegt.« »Heilige Maria«, sprach die andere, »wie mag das sein. Das ist ein großes Ding.« Als sie nun auseinandergingen, konnte die, der das Geheimnis erzählt worden war, sich nicht enthalten. Sie sagte es einer anderen und sprach: »Ein gewisser Edelmann hat vier Eier gelegt.« Diese sagte es gleich einer anderen und daß es der Eier fünf wären. Das Geheimnis wurde immer offenbarer, daß aus den zwei Eiern fünf wurden, und das ganze Land wurde mit solcher Rede erfüllt. Viele Leute erzählten es dem Edelmann wieder. Da berief er seine Frau und viele seiner Freunde und sprach zu seinem Weib: »Frau, Ihr habt mein Geheimnis gar wohl verschwiegen, daß ich Euch gesagt habe, wie ich zwei Eier gelegt hätte, denn, Gott sei gelobt, die Zahl ist inzwischen ganz außerordentlich gewachsen, und es sind fünf daraus geworden. Daran merke ich, daß mein Geheimnis bei Euch wohl verborgen ist.« Und er erschrak die Frau so und machte sie so schamhaft, daß sie ihm keine Antwort geben konnte. Deshalb soll keine fromme Frau die Geheimnisse ihres Mannes irgend jemand entdecken.

    Das Heilmittel

    Ein Falbel ward von einer Jungfrau übertölpelt, daß er sie haben mußte. Als sie nun ein Tag oder acht beieinander gewohnt, kam ihre Mutter, fragte sie, wie sie im neuen Hauswesen lebe, warum sie so traurig wäre, ob ihr ihr Mann nichts täte. »Nein«, antwortete die junge Ehefrau, »er wendet mir nur den Hintern zu, sobald er ins Bett kommt.« – »Da laß mich sorgen«, sagte die Alte. Sie unterrichtete die Tochter, wie sie sich zu verhalten habe. Die stellte sich folgenden Morgens sehr krank. Die Alte kam sie besuchen, schickte den Ölgötzen mit dem Harn zum Doktor, welchen sie auch schon verständigt hatte. Der schilderte ihm die Krankheit schwer und sagte, wenn man ihr nicht helfe, wäre sein Weib des Todes. Als nun der Falbel Remedia [*] begehrte, sagte ihm der Doktor, wie er sie natürlicherweise besteigen müsse. Der Falbel ging geschwind hin und verhielt sich also, daß die Frau wieder gesund wurde. Wer war froher denn er! Er lud seine Freunde alle zusammen, daß sie seine Freude teilten. Doch war diese seine Freude nicht ohne Leid, denn am Tisch fing der Falbel an zu weinen und sagte, es bekümmere ihn sehr, wenn er daran denke, daß er dies heilsame Mittel nicht eher gewußt; hätte er es auch an seinen lieben Eltern gebraucht, er wüßte, sie lebten noch.

    Das Heufuder

    Dei Buer kern eins mit 'n grot Föder Heu ut dei Wisch. Ein Auto führte Ummer hinner em her un tut'te un tut'te; hei wull em giern vörbie.

    Dei Knecht, dei wull em Platz maken, un donn schmeet dat ganze Föder Heu üm. Un donn wir dei Weg versperrt, un dat Auto künn nich vörbie.

    Dei Autofohrer steeg ut dat Auto ruut un keek den Knecht an, un dei Knecht, dei wir von dat Pierd runstägen un keek den Autofohrer an.

    Dei Autofohrer säd: »Nu mak man Platz, dat ick vörbiekam!«

    »Ja«, säd dei Knecht, »dat is all so leicht nich, denn dat Heu möt all ierst wedder uplad't warden.«

    Dei Autokierl füng an to schimpen: »Du infamtige Schlüngel, denn gah doch hen un segg den Buern Bescheid!«

    »Oh«, säd dei Knecht, »dei Buer weit all lang Bescheid, dei liggt ja hier ünner dat Heu!«

    Das kluge Urteil

    Vor der Königin aus Frankreich beklagte sich eine junge Tochter, daß ein Gesell ihr das Magdtum ganz gegen ihren Willen genommen hätte. Die Königin sprach: »Warum hast du dich nicht gewehrt?« Die Tochter sprach: »Er drängte mich so, daß ich mich seiner nicht erwehren konnte.« Indem hieß die Königin ein Schwert bringen, nahm die Scheide, gab dem Mädchen das Schwert und hieß sie das Schwert in die Scheide stoßen. Das konnte die Metze nicht, weil die Königin immer hin und her mit der Scheide wich, so daß sie das Loch nicht treffen konnte. Da sprach die gute Tochter: »Gnädige Frau, ich kann's nicht einstecken.« Die Königin sprach: »Hättest du dich also gewehrt, so hättest du deine Jungfrauschaft noch.«

    Das Martinsfest

    Ein reicher Bauer feierte die Martinsnacht mit seinem Gesinde über die Maßen; sie tranken so viel guten Weines, daß alle von Sinnen kamen. Das gewahrten schlaue Diebe, brachen ein Loch in seinen Rinderstall, und der Verwegenste schlüpfte hinein. Da fingen aber zween Hofwarte grimmig an zu bellen, daß der Wirt es hörte; er nahm ein Licht und ging zum Stalle. Der Dieb konnte nicht entrinnen, warf rasch sein Gewand ab, so daß er nackt dastand. Als der Wirt eintrat, machte er über ihn und seine Kinder, desgleichen über jedes Rind mehr als zwanzigmal das Kreuz und murmelte dazu wie einen Segen. Er winkte dann den Wirt näher, sagte ihm, er sei St. Martin und segne sein Gut, zur Vergeltung des Weines, welchen er am Martinsfeste gespendet habe. Zugleich habe er seine Rinder gegen eindringende Diebe behütet und wolle fürder all seine Habe bewahren, drum

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