Geschichten und Märchen
Von Manuel Rotter
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Über dieses E-Book
In diesem Band sind zum ersten Mal sämtliche Geschichten und Märchen aus dem Hause Rotter zusammengetragen. Enthalten sind unter anderem Die Rasselkette, Die Kirchenmaus, Der Pilz und sein Baum, Wie Papa Schneemann Weihnachten rettete, Rudolph mit der roten Nase und viele mehr.
Manuel Rotter
Manuel Rotter wurde 1992 in Niederösterreich geboren. Bereits im Alter von zwölf Jahren verfasste er seine ersten Kurzgeschichten, ehe er 2010 seinen ersten Roman veröffentlichte. Nach bestandener Matura 2012 begann er zunächst mit dem Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaften, welches er bereits nach kurzer Zeit aufgab, um sich der Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien zu widmen. Dort ist er mittlerweile als Lehrender tätig und strebt die Promotion an. Er lebt in Weikendorf, Niederösterreich, in demselben Haus, in dem er aufwuchs. Von Dingen, die bleiben und Interludium sind seine bekanntesten Werke.
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Buchvorschau
Geschichten und Märchen - Manuel Rotter
Für Nora
Inhaltsverzeichnis
Der Pilz und sein Baum
Die Kirchenmaus
Der Schwan
Die schönste Rose
Der Wanderer und die Herrin der Feste
Unter dem Eis
Die Rasselkette
Die drei Brüder
Der Muzler
Rudolph mit der roten Nase
Wie Papa Schneemann Weihnachten rettete
Das Weihnachtswunder
Der Pilz und sein Baum
Es war einmal, da wuchs am Fuße einer großen Eiche, mitten im Moos, ein kleiner Pilz. Der Pilz wusste nicht, in welcher Welt er sich befand und fürchtete sich. Immerzu kamen Menschen an ihm vorüber. Große Männer und schöne Frauen. Besonders blieben ihm aber die Kinder im Gedächtnis. Herumtollende Knaben, die sich mit Stöcken jagten und Ritter spielten, und Mädchen, die wie elfenhafte Prinzessinnen durch das Unterholz des Waldes liefen. Ja, der Pilz hatte vor ihnen Angst, weil er fürchtete, einer dieser Menschen könnte ihn im Moos entdecken, aus der Erde herausholen und mit nach Hause nehmen.
Als seine Angst dann immer größer wurde, fiel Laub aus der hohen Krone der Eiche auf ihn herab und verhüllte ihn wie eine Decke. Der Pilz fühlte sich mit einem Mal sicher und geborgen.
»Bei mir bist du sicher, kleiner Pilz«, versprach der Baum.
»Du bist der netteste Baum, den ich kenne, Eiche«, meinte der Pilz zufrieden und schmiegte sich an die Wurzeln des Baums.
So vergingen die Jahre und der Pilz wuchs, wie auch der Baum wuchs. Sie wurden Freunde und vertrauten sich sämtliche Geheimnisse und tief verborgene Gedanken an. Es verging kein Tag, an dem der Pilz dem Baum nicht ein Lied sang. Und der Baum spendete dem Pilz Schatten, wenn der Sommer kam und die Tage länger und wärmer wurden, denn der Pilz hatte es überhaupt nicht gerne warm.
Eines Tages aber, da wurde der Baum krank. Seine Blätter wurden braun und seine Rinde brüchig.
»Was hast du denn, Eiche?«, fragte der Pilz. Aber der Baum antwortete nicht. »Was hast du denn, Eiche?«, fragte der Pilz erneut. Wieder keine Antwort. »So sprich doch, Eiche, was hast du?«, fragte der Pilz. Aber auch ein drittes Mal schwieg der Baum.
So wurde der Pilz traurig. Mit jedem Tag war es, als würde der Baum kränker und kränker. Die Äste kräuselten sich und mit jedem Sonnenuntergang brach ein weiteres Stück aus der Rinde heraus und fiel auf den Pilz herab.
Dann, eines Morgens, kamen Männer mit Sägen und schnitten den Baum um. Der Pilz weinte bittere Tränen. Er wusste nicht, was er ohne seinen Freund tun sollte. Nach wenigen Tagen aber kam ihm eine Idee. Er löste sich aus der feuchten Erde und kletterte auf den Baumstumpf hinauf. Dort legte er sich in die Mitte des Stumpfs, wo sich viele Ringe im Kreis zogen, und spendete dem toten Baum Wärme und Feuchtigkeit. Der Pilz schlief ein, und als er am nächsten Morgen erwachte, spross direkt neben ihm ein winzig kleines Blatt aus dem Herzen des toten Baums.
Der Pilz sprang und lachte vor Freude. All die Jahre war