Wo Schafe sind, da gibt´s auch Köttel!: Und auch ein geschenkter Gaul frisst Heu!
Von René Schäfer und Nadia Kanin
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Buchvorschau
Wo Schafe sind, da gibt´s auch Köttel! - René Schäfer
Schluss
Ein Wort vorweg
Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von Gedanken und Anregungen zu einer verantwortlichen, aber dennoch freien und ungezwungenen Gestaltung des Lebens. Da wir bekanntlich nicht alleine auf diesem Globus sind, sondern eine soziale Gemeinschaft darstellen, ist das Leben der grenzenlosen Selbstverwirklichung kein guter Weg. Denn sie kann nur auf Kosten von anderen gelebt werden. Wer mit jemandem per du ist, lernt ihn kennen, und zwar auch in Bereichen, die sonst nicht einsichtig sind. Er lernt hinter die Fassaden zu sehen, lernt Ängste und Wünsche kennen und versteht Motivationen und Handlungsweisen besser. Mit den vorliegenden Artikeln in diesem Buch möchte ich genau dies im Bezug auf das Leben hervorheben. Wir können nicht genug voneinander lernen um mit dem Leben per du zu sein, das heißt es kennenzulernen.
Bücher sind Lebenserfahrung, die Sie kaufen können! Auch dieses Buch ist auf einem Lebensweg entstanden. Vielleicht hilft es Ihnen Fehler zu vermeiden, oder einen erweiterten Horizont für Ihre Lebensgestaltung zu finden. Es erhebt aber weder Anspruch auf Vollständigkeit noch darauf, eine Lebensanleitung zu sein. Vielmehr sind es einfach Anregungen, Gedanken, Erfahrungen und Hinweise. Lesen und sammeln Sie was immer auch nützlich für Sie ist.
Mit dem Leben per du!
Mit einem Menschen per DU zu sein bedeutet, mit ihm eine gewisse Vertrautheit zu haben. Das Gleiche gilt für den, der mit dem Leben per DU ist. Er ist vertraut mit den Launen und Vereinbarungsabweichungen des Lebens. Er ist vertraut mit der Freundlichkeit des Lebens, den Versprechungen und Aussichten. Und ganz besonders mit den Sicherheiten, die das Leben immer wieder anbietet. Es sind die Versprechungen auf Erfolg, Reichtum, und ein schönes, ausgeglichenes Leben, die uns eher mit Ehrfurcht auf das Leben schauen lassen. Manch einer mag Glück haben, ein solches Leben bis ans Ende genießen zu können. Aber er besitzt einen großen Nachteil; das Leben hat ihm nie das DU angeboten. Denn nicht das ruhige und so sehr ausgeglichene Leben ist das normale und wahre Leben.
Erst wer die Launen des Unvorhersehbaren, den hinein brechenden und brachial verändernden Charakter des Lebens kennen gelernt hat, wird mit ihm per DU sein. Sicher, manches ist selbstverschuldet und trotzdem sind es die Launen des Lebens. Warum auch immer das Selbstverschuldete getan wurde, aus Übermut oder Dummheit, aus Unwissenheit oder Mutwilligkeit, wer beim DU mit dem Leben angekommen ist, hätte nie gedacht an diesen Punkt zu gelangen. Tief getroffen verliert man für viele Jahre den Führerschein oder für immer die Gesundheit, egal welchen Ursprung das hat. Wer auf dieser Stufe angelangt ist hat die Chance, den Wert des Lebens, nämlich die freie Lebensgestaltung, zu erkennen und zu schätzen. Und manchmal bietet einem das Leben in seiner Launenhaftigkeit ungeahnte Schätze und ungeahnte Perspektiven aus einer völlig aussichtslosen Situation. Wer dies begreift und ergreift, versteht das Leben als Freund! Er ist nicht mehr vom Schicksal gebeutelt, sondern an Erfahrung reicher.
Mehr noch, das scheinbar zerbrochene oder angeschlagene Leben gewinnt dadurch, dass es wieder mit Erkenntnis und Erfahrung, mit Bewältigung und Überwindung zusammen-gesetzt wird, an Wert.
Es wird zu einem Kunstwerk, zu einer einzigartigen Schöpfung des Daseins. Es entwickelt sich sehr viel mehr Sinnhaftigkeit als durch jede Planung und jede Vorgabe, die der Mensch oder die Kultur, in der der Mensch lebt, je hervorbringen könnte. Es führt zur Erkenntnis, dass es nicht um das Leben geht, sondern um die Überzeugung:
„DU bist MEIN Leben".
Es führt dazu, dass der Einzelne sein Leben liebt, denn er hat es mitgestaltet, er hat Überraschungen aufgenommen, Krisen überwunden, Schwierigkeiten bewältigt, freie Räume gestaltet. Der Mensch hat gelebt!
Diese Vertrautheit mit dem Leben führt zu Zufriedenheit und Erfüllung. Der Blick wird von Anklagen und von Erwartungen abgewendet und führt zur Lebensgestaltung mit den Mitteln und den Situationen, die vorhanden sind. Nicht die Anderen sind schuld, weder die Kindheit, die Jugend, die Eltern oder die Schule. Es ist das Leben, das gelebt werden will.
Wer gewinnt - der angepasste oder unangepasste Mensch?
Unser Leben ist ein Bestandteil unserer Kultur und unsere Kultur ein Bestandteil unseres Lebens. Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Aber es ist keineswegs so, dass unser Leben von der Kultur abhängig ist. Denn wir prägen unsere Kultur mit unserem Leben und unserem Handeln. Auch derjenige, der sich an die Kultur und den gesamten Lebensbewältigungsprozess, in dem er lebt, anpasst, prägt die Kultur. Er pflegt sie als System, das über dem Leben steht, weil er sich vom System beherrschen lässt. Auch die Ignoranz gegenüber der Kultur hat eine Wirkung auf unser Leben. Denn wir können uns unserem Umfeld und dessen Prägung auf uns nicht entziehen.
Die zentrale Frage, welche sich stellt, ist folgende: Ist der Mensch für die Kultur als System der Daseinsbewältigung da, oder ist die Kultur für den Menschen da? Wer kurz und intensiv darüber nachdenkt, wird feststellen, dass eindeutig der Mensch das bestimmende Element sein muss und die Kultur lediglich ein System der Daseinsbewältigung und somit der Erfüllungsgehilfe des Lebens des Menschen ist. An das System, an die Daseinsbewältigung angepasste Menschen fügen ihr Leben in das System ein, das andere zu ihrer eigenen Daseinsbewältigung erschaffen haben. Da das System von einzelnen Menschen erschaffen wird, ist es von deren Interesse geprägt.
Wer sich also an das System anpasst, kann nur verlieren, denn er passt sich an das Interesse anderer Menschen an.
Natürlich ist dies viel einfacher und bequemer. Solange das System etwas für ihn übrig lässt, kann er leben. Aber das System lässt in letzter Zeit nicht mehr viel übrig und wenn es so weitergeht wird die Schere von Armen und Reichen so weit auseinandergehen, dass das Leben als angepasster Mensch, also unter der Bestimmung des Systems, die Daseinsbewältigung gefährdet. Der an das System angepasste Mensch wird zum Verlierer, weil er das System nicht zu seinen Gunsten prägt.
Bisher hat der angepasste Mensch gewonnen, denn das System war stark genug, um ihn zu schützen und unangepasste Menschen zur Rechenschaft zu ziehen. Mittlerweile haben aber unangepasste Menschen die Kultur im Griff, sie formen sie wie sie es möchten. Dadurch verliert der angepasste Mensch seine Existenzgrundlage. Angepasst zu sein ist aber nicht normal, auch wenn uns die letzten 50 Jahre dies vielleicht vermittelt haben. Normal ist es, die Daseinsbewältigung zu systematisieren, d.h. dem eigenen Leben ein System geben zu können, mit dem jeder gut überleben kann. Denn der Mensch ist vor dem System und über dem System. Es geht nicht anders, wer leben will, wer sein Leben gestalten will, muss es schon in die Hand nehmen. Er muss den Synergieeffekt der Gleichgesinnten suchen, um das Leben in einem neuen kulturellen Kontext, also in einer neuen Daseinsbewältigung zu formen.
Das Grundgesetz in Deutschland fordert jeden einzelnen Menschen zum zivilen Ungehorsam auf, sobald die Menschenrechte angetastet werden. Frei leben, das Leben frei gestalten, ist ein Grundrecht jedes Menschen. Wenn also der Besitz von Menschen gefährdet ist, weil der Staat nicht nur den Besitz nicht mehr schützt, sondern ihn sogar entwendet, um ihn für Zwecke außerhalb des Interesses der Bevölkerung zu verwenden, so ist ziviler Widerstand zu leisten. Wenn Arbeit nicht mehr adäquat bezahlt wird, wenn arbeitslose Menschen verachtet und schikaniert werden, so hat das System, in diesem Fall der Kapitalismus, aufgehört eine menschenwürdige Grundlage der Daseinsbewältigung zu sein. Dann ist der Mensch aufgefordert, Mensch zu sein und sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Das Daseinsbewältigungs- System verliert die Autorität, die Kraft und die Daseinsberechtigung, muss überarbeitet und verändert werden, damit es wieder dem eigentlichen Zweck entspricht. Niemand anders als jeder Einzelne selbst kann dies bewältigen. Grundvoraussetzung, damit dies geschieht, ist eine klare Vorstellung vom Leben. Ein Lebensziel ist die Grundlage für einen befriedigenden Lebensweg.
Das Leben gestalten – aber wie?
In den ersten Jahren unseres Lebens vergeht die Zeit recht langsam. Quälende Stunden in der Schule und der starke Wunsch erwachsen zu werden, verlangsamen unsere Empfindung der Zeit. Aber schon im jungen Erwachsenenalter verändert sich dies. Am liebsten würde man die Zeit anhalten, aber sie fängt an zu rasen und ehe man sich versieht, ist die Hälfte des Lebens schon vorbei. Vieles hätte man doch noch machen wollen. Und vieles möchte man auch in der zweiten Hälfte noch tun und vielleicht sogar Versäumtes nachholen. Und doch zerrinnt die Zeit in den Händen.
Dass das Leben so schwierig zu gestalten ist, liegt an vielen Faktoren. Es sind unsere Lebensphasen, in denen entsprechende Zwänge unserer Kultur entstehen. Es sind unsere Koordinationsfähigkeiten im Leben, unsere Lebenspläne und unsere Vorstellungen, die in vielen Fällen nicht wirklich vorhanden sind und es sind natürlich auch Bestandteile aus unserem Umfeld und zusätzlich unsere Gesellschaft, die unser Leben bestimmen. Trotzdem hat jeder das Leben selbst zu gestalten. Wir sind herausgefordert, unser Leben in die Hand zu nehmen, es zu durchdenken und zu steuern.
Wer sein Leben nicht in die Hand nimmt, wird von anderen und von seinen Umständen gelebt. Und nur der kann sein Leben in die Hand nehmen, der weiß, was er mit seinem Leben anfangen will.
Die Herausforderung der Lebensgestaltung besteht also darin, eine Lebensphilosophie zu entwickeln, welche Lebensziele und eine Lebensstrategie beinhaltet. Hier die richtigen Fragen zu stellen und Antworten für das eigene Leben zu bekommen, ist alles andere als leicht. Und es gibt schon gar keine Pauschalantworten dazu. Vielmehr ist es ein individuelles Suchen, das sich auf die sehr unterschiedliche Geschichte des einzelnen Menschen, dessen Charakter und dessen Lebensumfeld bezieht. Versuchen sie es doch einfach mal selbst. Was möchten Sie im Leben erreichen? Wie soll das genau aussehen? Wie kommen Sie dahin? Sind Sie sicher, dass das klappen wird? Hilfreich ist, Horizont erweiternde und kritische Fragen zu stellen.
Abgestürzt – wenn das Leben einen Streich spielt!
Sie haben sich das so schön vorgestellt. Nach der Schule eine Ausbildung, ein Studium, eine berufliche Grundlage um das Leben gut bestreiten zu können. Vielleicht ist es auch ganz gut angelaufen. Eine Partnerschaft, ein akzeptabler Verdienst, schöne Freizeit. Und dann kam alles ganz anders. Vielleicht kam es auch von Anfang an ganz anders! Die eben aufgezählten Dinge konnten gar nicht entstehen! Krankheit, Unfall oder andere Schicksalsschläge haben das Leben derart verändert, das eine Perspektive für ein angenehmes Leben gar nicht mehr da ist, oder noch nie da war.
Der Knick im Leben oder der schlechte Start haben eines gemeinsam; es läuft nicht wie man sich das wünscht. Die Vorstellungen über das Leben sind weit weg von der Realität und es gibt kaum einen Weg es zu verändern. Aus lauter Frustration und Ohnmacht in dieser Situation schleichen sich dann auch noch psychische Schwierigkeiten ein. Burnout und Depressionen sind nur die Spitze des Eisbergs. Unüberwindbare Hürden wie fehlende berufliche Perspektiven oder die Wiedererlangung eines Führerscheins machen die Lebensgestaltung und die Lebenszukunft fast aussichtslos. Verachtung durch die Gesellschaft, oder wenn‘s ganz schlimm kommt, auch durch die eigenen Eltern oder Kinder, können so schwer lasten, dass man darunter zerbricht.
Ja, das Leben spielt den Wünschen und Gedanken, den Hoffnungen und Erwartungen schon mal einen kräftigen Streich. Und gefangen ist der Einzelne überwiegend darin, dass er sich gedanklich nicht von Schuld und Versagen lösen kann. Immer wiederkehrend sind die Gedanken über das, was man doch hätte anders machen können oder noch schlimmer, über die Dinge die anders hätten sein können, wäre da nicht das eine oder andere passiert, was das Schicksal so stark geprägt hat. Wäre ich doch nicht... Hätte ich doch nicht… Ich hätte es wissen müssen… Warum habe ich nicht mehr darauf geachtet… das sind die wiederkehrenden Aussagen im eigenen Kopf. Das Herz ist verzagt! Es schmerzt, trägt Leid und verzweifelt.
Wichtig ist in dieser Situation zu wissen, dass das Leben nicht wirklich kontrollierbar ist. Viele gute und richtige Ansätze, viele Vorhaben und gut durchdachte Pläne sind nicht umsetzbar, weil es zu viele Unbekannte im Leben gibt.
Wichtiger als das Leben 100 % zu kontrollieren ist es mit dem, was einem begegnet, gut umgehen zu können.
Auch wenn es Krankheit, Tod oder anderer Verlust ist, so kann doch die Seele mit dem richtigen Blickwinkel auf die Ereignisse ihren Frieden finden. Denn das Leben ist eine Reise, die nicht im Massentourismus abgesichert ist, sondern eine Reise durch die Wildnis mit Gefahren und Ereignissen, welche