Flugmango
Von Stephan Zinner und Christoph Gremmer
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Über dieses E-Book
Stephan Zinner macht die kleinen Leute zu Helden des Alltags. Im üblichen Trott werden sie plötzlich hellhörig und mucken auf, sie zetteln eine Revolution an, konvertieren zum Islam, diskutieren mit Polizisten oder gar mit dem Teufel. Mit seinem Blick für Situationskomik und dem Gespür für Dialoge aus dem Leben entwirft Stephan Zinner schräge Momente und übersteigert sie zu irrwitzigen Geschichten.
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Buchvorschau
Flugmango - Stephan Zinner
www.lichtung-verlag.de.
PAKT MIT DEM TEUFEL
„Schreien Sie mich doch nicht dauernd so an!"
Der Teufel hatte sich aus seinem blauen Plüschsessel erhoben und blickte in die funkelnden Augen von Frau Roller. Er hatte in all den Jahren ja schon allerhand erlebt, aber dass er dermaßen zur Sau gemacht wurde, und das nun schon seit mindestens 20 Minuten, schlug dem Fass den Boden aus. Er war schließlich nicht irgendwer. Er hatte einen Ruf zu verlieren. Man hatte gefälligst Angst vor ihm zu haben.
Aber Frau Roller hatte alles andere als Angst. Sie war stinksauer. Frau Roller maß 1,60 Meter, zählte 82 Lenze, trug ein weißrotes Blumenkleid, ein etwas ramponiertes Kassengestell zierte ihre Nase, und die Haare waren kampfeslustig nach hinten gebunden. Immer wieder schlug sie mit ihrer Faust auf den Mahagoni-Schreibtisch ein und schrie.
„Das ist ja wohl die Höhe, Sie Idiot!"
Frau Roller rückte ihren Zahnersatz wieder in die gewohnte Position. Sie hatte sich so aufgeregt, dass die Prothese etwas aus der Verankerung gerutscht war.
„Gute Frau …", der Teufel versuchte es wieder.
„Kommen Sie mir nicht mit , gute Frau‘, Sie!", fuhr ihm Frau Roller in die Parade und schlug abermals mit der Faust auf den Schreibtisch.
„Jetzt reicht’s!" Dem Teufel platzte nun endgültig der Kragen. Dunkelrote Flammen züngelten aus seinem Hemdkragen, und die Luft im Raum erwärmte sich merklich.
„Wollen Sie mir drohen?" Frau Roller deutete mit dem Finger auf ihn.
„Ja, natürlich", sprach der Teufel, sichtlich um eine gewisse Erhabenheit in der Stimme bemüht.
„Mit was denn? Frau Roller fuchtelte mit dem Finger vor der Nase ihres Kontrahenten herum, bis dieser blinzeln musste. „Wie wäre es mit dem Tod?
„Sehr schön. Nur los. Hauen Sie mich um. Lassen Sie einen Blitz in meinen Kopf schießen."
„Mit Blitzen arbeite ich nicht", antwortete der Teufel.
„Das ist mir doch egal. Los, bringen Sie mich um. Viel schlimmer als jetzt kann es ja nicht mehr werden, Sie Feigling!"
„Na, na, na … ich habe da noch einiges in petto!" Nun war es der Teufel, der mit dem Finger herumfuchtelte.
„Was denn? Ich war im KZ. Ich hatte ein Arschloch als Ehemann. Ein bissl Krebs hab ich auch schon gehabt. Von meiner Rente kann ich nicht leben, und mein Vermieter heizt nicht mehr, weil er mich aus der Wohnung rausekeln will! Na, wie sieht’s aus? Was hätten Sie anzubieten?"
„Äh … Der Teufel schüttelte den Kopf. „Sie sind der absolute Abschuss!
Frau Roller räusperte sich. Dann sagte sie sehr langsam und eindringlich:
„Lieber Herr Teufel, ich will Ihnen doch nur meine Seele verkaufen. Alles was ich dafür will, sind 400 Euro mehr im Monat und eine warme Wohnung. Und Sie sagen mir, das geht nicht, weil ich zu alt bin. Das ist doch wohl eine Frechheit." Sie schnaufte aus.
„Frau Roller, ich habe auch meine Bestimmungen."
„Was?"
„Das habe ich Ihnen doch schon erklärt. Ich habe exakte Vorschriften einzuhalten. Wenn ich das nicht mache, ist hier der Teufel los." Er musste lachen.
„Sehr witzig. Frau Roller zog die Augenbrauen zusammen. „Nein, ich habe doch nur gelacht, weil ich gesagt habe … Egal. Frau Roller, wir nehmen hier nur Seelen bis 55 in Zahlung, das ist unser Geschäftsprinzip. Das kommt von ganz oben.
Frau Roller kratzte sich am Kinn.
„Ach, dann sind Sie gar nicht mein Ansprechpartner?"
„Doch, aber …"
„Was aber, raus damit, an wen muss ich mich wenden?"
„So geht das nicht, Frau Roller. Bei uns herrscht absolute Diskretion."
Frau Roller fixierte den Teufel und ging vor dem Schreibtisch auf und ab. Offensichtlich dachte sie über etwas sehr scharf nach. Dem Teufel schwante nichts Gutes.
Dann blieb Frau Roller stehen und sagte:
„Also, wenn ich das richtig sehe, dann sind Sie gar nicht so allmächtig, wie wir immer geglaubt haben, sondern nur ein billiger Angestellter von irgendwem ganz oben, was bedeuten würde …"
„Moment, ich …" Der Teufel versuchte wieder einzusteigen, aber Frau Roller gab ihm keine Chance:
„Ruhe. Hinsetzen."
Der Teufel gehorchte.
„Irgendwer von ganz oben ist also Ihr Vorgesetzter, Ihr Chef. Bei dem Sie wahrscheinlich einmal im Monat die Zahlen vorlegen müssen und ihre Spesenabrechnung abzeichnen lassen etc. etc. Wenn ich recht habe, dann haben wir uns jahrhundertelang von Ihnen verarschen lassen. Am Ende sind Sie nur ein billiger Schauspieler, dem man die zwei Hörnchen an den Kopf gepappt hat und der uns hier was vorspielt. Die Flammen sind wahrscheinlich auch nur Pyroeffekte. Das habe ich in verschiedensten Musicals schon gesehen."
„Also, die Flammen sind echt", sagte der Teufel traurig.
„Wer ist Ihr Chef?" Frau Roller wedelte wieder mit dem Finger.
„Sag ich nicht."
„Los."
„Das darf ich nicht. Bitte gehen Sie jetzt, sonst krieg ich wieder Ärger, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie der ist."
Frau Roller interessierte sich kein bisschen dafür, wie, sondern wer der ist. Darum stützte sie sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch und fixierte den armen Teufel wie ein Raubtier seine Beute. Diese Technik hatte sie bei ihrem verstorbenen Mann und ihren Enkelkindern perfektioniert. Dann neigte sie den Kopf leicht und wiederholte ihre Frage: „Wer ist Ihr Chef?"
Der Teufel hatte keine Chance.
„Na gut, es ist …"
BUMM
Eine riesige Faust kam von