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Adrian Flemming: Gefangen in der Zeitschleife
Adrian Flemming: Gefangen in der Zeitschleife
Adrian Flemming: Gefangen in der Zeitschleife
eBook427 Seiten6 Stunden

Adrian Flemming: Gefangen in der Zeitschleife

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Über dieses E-Book

Adrian Flemming ist mit all seinen Stärken und seinen Schwächen ein bodenständiger Träumer(!?) aus der Welt von heute. Adrian gerät mit seiner Gefühlswelt zwischen zwei Frauen und von keiner kann er seine Finger lassen. Seine Gefühle und Sehnsüchte lassen ihn bald durch ein Wechselbad der Sinne gehen. Mit seinen Antworten auf die vielen Fragen und Aufgaben strapaziert er aber oftmals die Standards von Anstand und Treue doch arg.
Immer ist er auf der Suche nach "der" optimalen Lösung. Einer Lösung, die das Unmögliche möglich machen soll: Seine Gefühle, seine Wünsche und der Hunger nach dem perfekten Leben sollen einen gemeinsamer Nenner finden, der Platz für zwei Frauen bietet. Aber kann das gut gehen? Kann das gut ausgehen? Noch dazu, wenn Adrian Flemming in seinem täglichen Leben mit vielen „urmännlichen“ Unzulänglichkeiten zu kämpfen hat? Aber er will ja ein starker Mann sein. Die spannenden Geschehnisse um Adrian und seine Freunde sind eingebettet in eine Welt aus Fantasy, Mystik und Realität. Die Hauptpersonen verändern teils freiwillig, immer wieder durch Zeitsprünge Zeit und Ort der Geschehnisse. Auch so wird der Weg der Gefährten zu einem Sturm an Gefühlen und Überraschungen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum20. Okt. 2015
ISBN9783739297699
Adrian Flemming: Gefangen in der Zeitschleife
Autor

Marinus Lester Cerdic

Marinus Lester Cerdic ist mit seinen Wurzeln dem süddeutschen Raum verbunden, als (Buch)Autor aber international tätig. Er sieht sich selbst gleichermaßen als bodenständiger Realist und Visionär zugleich. Mit diesem ersten Band der neuen Adrian Flemming-Romanreihe erfüllt sich der Autor selbst einen Herzenswunsch.

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    Buchvorschau

    Adrian Flemming - Marinus Lester Cerdic

    Ende?

    Kapitel 1

    Die Persönlichkeit des Adrian Flemming

    Im Grunde ist Adrian Flemming mit seinen neunundzwanzig Jahren ein aufgeweckter Junge. Gut, er ist kein kleiner Junge mehr und sollte mit beiden Beinen im Leben stehen. Eigentlich tut er das auch, na ja, vielleicht meistens, ab und zu oder doch viel zu selten?

    Optisch ist er eher eine Spur zu klein geraten. Diesen Nachteil gleicht er durch sein Wesen aus. Er ist ein kleiner Giftzwerg und sehr ähnlich seinem Sternzeichen, dem Skorpion.

    Und er ist ein typischer Mann. Er vergisst schon mal die eine oder andere Wichtigkeit des Lebens. Was ihm meistens aber keine Probleme bereitet. Denn erstens vergisst er nicht nur die Lösung, sondern gleich das ganze Problem mit dazu und zweitens hat er mit Rosmarie eine wunderbare Freundin und Lebensgefährtin, die seine Stärken schätzt und seine Schwächen liebevoll ausbügelt. Auch wenn sie ab und an unter der Menge leidet. Für Adrian fällt das aber meistens unter die Kategorie „Frauenschnupfen".

    Adrians Geschichte beginnt mit seinem Interesse an der Geschichte der Heimat und der Vorliebe, seine Nase in Angelegenheiten zu stecken, die ihn nichts angehen. Als Ergebnis moderner angewandter Pädagogik reifte seit der Kindheit eine Eigenschaft zur Perfektion heran: Sätze wie „das geht dich nichts an, das ist nichts für dich oder halt dich da raus machen ihn erst richtig heiß. Dass er sich dabei auch manchmal sein Riechorgan symbolisch wie tatsächlich verbrennt, hindert ihn nicht, es wieder und immer wieder zu tun. Auch die wirkliche Bedeutung des Wortes „Nein hat er in seiner Lebensweisheit noch nicht richtig umgesetzt. In dieser Beziehung kann er eine ziemliche Nervensäge sein.

    Kapitel 2

    Start im Chaos

    Adrian sitzt in seinem Wohnzimmer. Rosmarie war gerade mit dem Einpacken für ihre Reise fertig geworden. Sie ist Gruppenleiterin der kleinsten Pfadfinder beim heimischen Stamm. Mit ihren Wölflingen soll sie für zwei Wochen an den großen See in ein Zeltlager fahren. Sie liebte die Arbeit mit den fünf bis sieben jährigen Kindern. Adrian ließ sie da gerne gewähren, denn Rosmarie freute sich dabei, wie wenn sie selbst noch ein kleines Kind wäre.

    Adrian fragte ganz dienstbeflissen nochmal alles ab, was sie seiner Meinung nach unbedingt mitnehmen musste. So als wäre nicht er es, der meistens die Hälfte vergas. .

    Socken?

    Habe ich

    Handtuch?

    Habe ich

    Duschbad?

    Habe ich

    Zahnbürste?

    Habe ich

    Zahncreme?

    Habe ich

    Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 20?

    Habe ich

    Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 30?

    Habe ich

    Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 50?

    Habe ich

    Rosmarie hätte angesichts so viel sinnlosen Mitquatschens eigentlich genervt sein können. Aber sie kannte die kleinen Schwächen ihres Adrian und liebte sie auch. Dafür gab es dann schon mal die eine oder andere Retourkutsche. Als Adrian für einen Moment nichts mehr einfiel, fragte sie sich selbst laut:

    Kondome? Habe ich

    Was? Moment, fiel ihr Adrian ins Wort, die brauchst du nicht.

    Wieso nicht? fragte Rosmarie mit einem hinterfotzigen Lächeln.

    Willst du das Kind eines anderen Mannes groß ziehen?

    Adrian schaute sie mit einem strengen Gesicht an: Du brauchst die nicht, weil du in dieser Zeit enthaltsam leben wirst, Rosmarie.

    Zwei Wochen sind aber eine lange Zeit mein Schatz flötete ihm Rosmarie ins Ohr und umarmte ihren Adrian.

    Zwei Wochen sind ziemlich lange, antwortete er, wir sollten vielleicht noch etwas vorarbeiten. flüsterte er ihr ins Ohr zurück. Sie lächelte ihn an und schob ihn langsam vor sich her, bis sie ihn der Länge nach rückwärts auf das Sofa schuppste. Adrian blieb liegen und sah seinen Schatz lüstern an. Rosmarie setzte sich breitbeinig auf seine Hüften und zog ihr T-Shirt aus. Adrians Antwort war eine Aufforderung zu viel mehr: Du hast noch viel zu viel an. Rosmarie lächelte ihn an, zog auch ihren BH aus und küsste ihn. Du hast immer noch zu viel an. Adrians Wunschliste ging immer weiter. So lange, bis die beiden einige romantische Zeiteinheiten später genug vorgearbeitet hatten und zufrieden, eng aneinander kuschelten. Einträchtig und ruhig durfte der Abend so ausklingen.

    Am nächsten Abend ist Adrian alleine zu Hause. Rosmarie hatte sich am Morgen mit ihren Wölflingen ins Lager verabschiedet. Er starrte gelangweilt aus dem Fenster. Seinem Blick nach versuchte er gerade die unzähligen kleinen Regentropfen zu zählen, die vom Himmel herunter fielen um Wiese und Straße vor dem Haus langsam nass zu machen. Adrian war enttäuscht. Eigentlich sollten morgen früh gemäß seinen Recherchen Venus und Mond eine ganz nahe Konstellation zueinander haben. Und in einer der vielen Sagen zu den heimischen Bergen hatte er das Rezept für ein Jahr voller Glück gelesen. Wenn sich diese beiden Planeten fast berühren muss man am Grasberg durch die kleine Durchgangshöhle mit dem Namen Das Auge Gottes kriechen und man darf dabei die beiden Planeten nie aus den Augen lassen. Dann würde man ein ganzes Jahr Glück haben.

    Allerdings machten ihm nach jetzigen Stand des Wetters dicke Regenwolken einen Strich durch die Rechnung. Ob sich die Wolken bis morgen noch weit genug verziehen würden? Dafür hatte er doch auch seine Rosmarie fahren lassen, damit er mal wieder etwas total Verrücktes machen konnte. So etwas entsprach dann seiner Vorstellung von sturmfreier Bude am meisten.

    Aber Adrian war wegen des schlechten Wetters und weil er alleine war, depressiv gestimmt. Er dachte weniger darüber nach, was er mit seinem Jahresglück aus der Sage alles anstellen könnte, sondern mehr, was ihm mit seinem Jahrespech alles passieren würde, wenn er beim Durchkriechen den Blickkontakt zu den beiden Planeten verlieren würde oder er wegen der dicken Regenwolken erst gar nicht gehen brauchte.

    Zum Beispiel könnte er sich einen dicken Kratzer in seinem schicken kleinen Sportwagen machen. Nicht dass die zehn Jahre alte Rostlaube schon genug davon hätte, aber dieser eine Kratzer mehr wäre dann schlimm, so richtig schlimm. Oder vielleicht hätte Rosmarie nach ihrer Rückkehr eine Woche oder einen Monat lang ihre abendlichen Migräneattacken. Und damit absolut keine Lust auf Sex. Diese Katastrophe hatte er in den letzten zehn Jahren schon mindestens an zwei Abenden erlebt. Oder vor ihm stünde eine volle Maß Bier und jemand hätte ihm die Hände auf dem Rücken zusammen gebunden. Es waren so richtige schwere, männliche Probleme, die er auf sich zukommen sah. So dümpelte der Abend vor sich hin und in seinen Tagträumen durchkroch er gefühlte eintausend und einmal die Höhle, stets erfolgreich.

    Als er später auf dem Sofa eingeschlafen war, hatte er einen eigentümlichen Traum: Die geisterhafte Gestalt einer weißen Frau schwebte einen halben Meter über dem Boden in seinem Zimmer und …... wow, die hatte es in sich. Adrian musste sie sich genauer ansehen. Ein optischer Mix aus den hundert sexiest-Women-of-the-world. Nur weiß, halb durchsichtig und damit auch viel zu blass um die Nase. Aber ansonsten der Hingucker. Für diesen Traum genoss er sogar die Abwesenheit von Rosmarie. Die würde neben dieser engelsgleichen schwebenden Aphrodite doch ein wenig stören. Er bewunderte eine ganze Weile diese Erscheinung. Es dauerte nochmal eine ganze Weile bis er registrierte, dass das Wesen zu ihm sprach. Und was sie sagte versetzte ihn fast in das schönste Wachkoma, das sich ein Mann in seiner Fantasie vorstellen kann: „Adrian, ich warte auf Dich, du bist der Mann für mich, ich will dich spüren, komm zu mir." Wann hatte eine solche Hammerfrau ihm solche Worte ins Ohr gesäuselt? Genau genommen noch nie und er genoss es, als sie die Worte immer und immer wieder zu ihm sprach. Dann warf sie ihm sogar eine Rose ans Bett. Adrian wollte sie auffangen, aber er stach sich an ihren blöden Dornen und die Rose fiel auf den Boden. Nur gut, dass der Schmerz ganz schnell wieder von ihrem süßen Ruf geheilt wurde. Adrian schwebte im siebten Himmel, die musste er haben.

    Auf einmal wurde dieser wunderschöne Traum jäh, böse und laut unterbrochen. Die Heavy Metallband ACDC brüllte ihr „Highway to hell" in einer ohrenbetäubenden Lautstärke zu ihm auf das Sofa. Fuck, wann hatte er sich diesen brutalen Weckruf zu so früher Stunde eingestellt?. Und wann hatte er den Wecker überhaupt aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer geholt? Erinnern konnte er sich an gar nichts mehr. Also schnell den Wecker ausschalten, umdrehen und weiter träumen……….. . So sehr er sich auch bemühte, die weiße Frau war weg. Dafür brüllte nur ein paar Minuten später wieder der Wecker mit dem selben Song und wieder in der gleichen Lautstärke. Adrian setzte sich ins Bett und griff missmutig nach dem nervigen Teil. Aber kaum saß er richtig, war der Weckruf aus. Etwas verschlafen drehte er seinen Radiowecker in alle Richtungen. Was war das? Das Ding war gar nicht eingesteckt und mit Batterien konnte man den Wecker gar nicht betreiben. Adrian war verwirrt. Er war sich ohnehin sicher, den Wecker bereits beim ersten Mal den Zugang zum Saft, sprich zur Steckdose entzogen zu haben. Warum weckte er ihn dann ein zweites Mal? Und noch dazu wieder mit einem Wecklied, dass er sich nie einstellen würde.

    Adrian beschloss, diesen Alptraum mit einer Tasse Kaffee hinunter zu spülen. Also stand er vom Sofa auf und ging Richtung Tür. Aua, sch…. was war das? Wo war er jetzt mit einem seiner Füße reingetreten? Er sah nach unten und an seinem Fuß hing noch eine Rose, die eine ihrer Dornen in seinen großen Zeh gebohrt hatte. Adrian fand, dass der Tag für ihn ziemlich blöd begann.

    Zuerst operierte er sich unter großen Schmerzen, aber tapfer wie er war, ohne Vollnarkose, diesen übergroßen Fremdkörper aus seinem blutüberströmten Bein, zumindest aus seiner Sicht. Objektiv betrachtet zog er nur kurz am Rosenstengel und ein ganz kleiner Blutstropfen kam aus seinem Zeh. Aber dann fiel ihm etwas ein. Er bewegte sich überhaupt nicht mehr. Vorsichtig lugte er aus den Augenwinkeln heraus in jede Ecke seines Wohnzimmers. Wo könnte die verstecke Webcam verborgen sein oder wann würde eine grölende und lachende Meute aus dem Wandschrank springen. Aber nichts davon geschah. Niemand kam und er entdeckte auch keine versteckte Kamera. Langsam begann er wieder, sich aus seiner Starre zu lösen und zu bewegen, aber noch blieb er vorsichtig und prüfte aufmerksam jeden Zentimeter.

    Auch noch, als er nach dem Kaffee sich entschloss, dem Ruf Schlaf auf mir seines Sofas wieder zu folgen. Sein Blick wanderte dabei durch das ganze Wohnzimmer. Häähh??? Jetzt hockte diese weiße Lichtgestalt mitten auf seinem Sofa. Adrian fiel vor Schreck und Überraschung rückwärts halb auf seinen Stuhl, wollte sich am Tischtuch festhalten und zog mit einem lauten Gescheppere die kompletten Reste seines Abendessens herunter. Eine halbe, kalte und ölige Pizza, die übrig gebliebene dunkle Balsamico Salatsoße und ein paar angerunzelte Eissalatblätter ergossen sich über ihn. Der Teller war zerbrochen, die Salatschüssel lag umgedreht auf dem Teppich und vom Tisch tropften ihm auch noch die letzten Reste aus dem umgekippten Rotweinglas auf den Kopf.

    Ok, Adrian dachte er sich, jetzt ganz, ganz ruhig, Augen schließen, bis drei zählen und dann ist alles wieder gut, es war nur ein böser Traum. Aber es funktionierte nicht. Beim ersten Mal nicht, beim zweiten Mal nicht und auch der dritte Versuch brachte nicht den erhofften Erfolg. Die Schweinerei war und blieb Realität, nur die weiße Frau war jetzt weg.

    Ding dong, ding dong schellte jetzt auch noch die Wohnungstüre. Was kommt jetzt noch? dachte sich Adrian und schlich langsam zur Türe und öffnete. Vor ihm stand mitten in der Nacht, im alten verwaschenen Bademantel die Nachbarin mit einem ziemlich bösen Blick. Optisch war sie die Mischung aus einer dreitausend Jahre alten ägyptischen Mumie und einer terminatorähnlichen Kampflesbe. Er sah sie schon zur Schimpftirade einatmen, aber dann stockte ihr aus irgendeinem Grund der Atem. Wo blieb das erwartete Donnerwetter? Dafür hörte er nur „Hör zum kiffen auf und geh ganz ruhig wieder ins Bett. Und diesmal bleibt es ganz leise klar! Euch Männer kann man wirklich nicht alleine lassen. Ach ja und viel Spaß beim Putzen." Vor allem aus den letzten Worten klang eine unüberhörbare Schadenfreude mit. Adrian schloss die Türe. Blöde Zicke, dachte er, selbst ungeöffnet zurück gehen, aber das bessere Geschlecht mitten in der Nacht vom Schlaf abhalten.

    Adrian schlich langsam ins Badezimmer. Allerdings gab sein Spiegelbild dort nicht ganz das wieder, was er sich erwartet hatte. Seine naturgegebene Schönheit hatte unter der Pizza und der Salatsoße etwas gelitten. Er ärgerte sich, weil er insgeheim dem schon halb kompostierten Werwolf von nebenan auch noch Recht geben musste. Das einzige was er im Moment in seinem Leben knapp an der Perfektion hatte, war die Schweinerei, die sich in seinem Wohnzimmer verteilte.

    Also an die Arbeit, dachte er sich. Als erstes zog er die Vorhänge auf. Was für ein Zettel klebte da am Fenster? Ein gelbes Postit mit ein paar handgeschriebenen Sätzen war am Fenster befestigt. Adrian nahm den Zettel ab und las: Du hast das Zeichen der Liebe mit deinem Blut getränkt. Damit sind unsere Seelen verbunden. Ich warte auf Dich in der Schleife der Zeit.

    Oh nein, entfuhr es ihm, diese Waschmittelerscheinung war ja auch noch da, oder besser war dagewesen. Meinte die jetzt mit seinem Blut den Stich in die Hand den er glaubte nur geträumt zu haben oder den Stich in seinem Zeh?

    Er sah sich nochmals im Wohnzimmer um. Aber außer dem Chaos war nichts mehr da. Eines wurde ihm aber schnell klar. Wenn jetzt Rosmarie kommen würde, hätte er in einer Nacht mit der dritten Frau Ärger. Blöde Weiber, für heute reicht es wirklich. „Ich habe gesagt, ihr könnt mich alle mal" brüllte er halblaut durchs Wohnzimmer. Aber niemand fühlte sich angesprochen. Adrian begann jetzt vorsichtshalber systematisch noch einmal jeden Winkel der Wohnung abzusuchen. Das Schlafzimmer, die Küche, das Bad, das Wohnzimmer. Aber er fand nichts, gar nichts. Dann riss er, immer noch sauer auf alles, den Vorhang zur Balkontüre auf. Auch diesen musste er kontrollieren. Auch hier nur ein leeres Nichts, nicht mal ein zweites Postit. Er sah nach draußen auf die Straße, auch sie war leer. Niemand, keine Leute, keine weißen Geister, keine weiblichen russischen Kampfschwadronen wie die von nebenan oder ähnliches wollten sich an seinem Leid erheitern.

    Er wollte schon etwas enttäuscht die Balkontür schließen, da viel ihm der Mond auf. Und er sah auch die Venus, die sich dem Mond näherte. Adrian blickte verstohlen auf die Uhr. Sakradi, der Regen war weg, die Regenwolken waren weg und mit ein bisschen Tempo könnte er es noch rechtzeitig auf den Heuberg schaffen. Sein Blick begann zu wandern. Vom Mond zur Schweinerei, hin und her, immer wieder. Was sollte er jetzt machen? In die Berge gehen oder putzen. Putzen oder in die Berge gehen? Rosmarie würde frühestens in einigen Tagen wieder kommen, die Schweinerei wäre heute Nachmittag auch noch da, nur die Chance auf den Mond mit der Venus wäre in ein paar Stunden vorbei. Gut, für die im Teppich eingetrocknete Salatsoße müsste er sich noch eine plausible Erklärung einfallen lassen, aber denken könnte er ja nach dem Berg gehen, wenn er wieder zu Hause ist.

    Adrian entschied für sich, "Flott, ab in die Berge! Und zum ersten Mal in dieser Nacht fühlte er sich wieder gut. Putzen ist ja auch eher was für Frauen. Schnell wie sonst nur ganz selten, packte er seinen Rucksack. Den ganzen Laib Brot, um sich ein paar Scheiben abzuschneiden hatte er keine Zeit mehr, eine Plastikflasche mit Wasser, ein paar schon abgelaufene Würste für die Hand, ein übrig gebliebenes Brotzeitei, eine Flasche Bier, seine Berg-Tex-Multifunktionsjacke, Bergwanderkarten, sein Smartphone und sein GPS-Gerät, seine Bergschuhe und ab zum Auto. Diesmal musste er auch nur einmal umkehren um nochmal in den zweiten Stock in die Wohnung laufen. Ohne Autoschlüssel bockte sein Auto zu sehr beim anlassen. Aber ansonsten war alles dabei und es versprach mehr und mehr ein perfekter Morgen in den Bergen zu werden. Auf dem Weg von der Stadt zum Berg überlegte er nur noch, wofür eigentlich die Flasche Bier genau war, aber eigentlich machte man doch mit einer Flasche Bier im Rucksack nichts verkehrt. Frauen hätten doch auch überall ihren Lippenstift dabei um sich zu schminken und das Bier schminkte in halt innerlich. Adrian war zufrieden mit sich und seiner Welt.

    Und es flutschte erst einmal so weiter, bis zum Wanderparkplatz hinter dem kleinen Weiler. Von dort ging es zu Fuß weiter Richtung Gipfel. Vorbei an den zwei Almen, die wegen der nächtlichen Stunde logischerweise noch nicht geöffnet waren. Den eigentlichen neunzig Minuten-Weg bis zum Eingang des Auge Gottes, schaffte er sogar fünfzehn Minuten schneller als sonst. Er erreichte den Eingang der kurzen Durchkriechhöhle viel zu früh. Dafür ziemlich schnaufend und mit pochendem Puls. Erst einmal kurz durchatmen und zum Himmel sehen. Geschafft, top, super, dachte er sich. Für eine letzte Konzentration blieben noch gut zehn Minuten Zeit. Dann hätten Mond und Venus den nahsten Stand zueinander erreicht und würden ihre jeweiligen Kräfte nun gebündelt auf die Erde schicken. Sein Herz klopfte zusätzlich vor Freude. Er war nur zu sehr außer Atem, um sich die vielen erhofften Glücksmomente wirklich auszumalen.

    Mit einem fragenden Blick studierte er das Profil der kurzen Kriechstrecke. Die Höhle war zwar etwas kleiner als er sich das gedacht hatte, aber es sollte eigentlich gut gehen. Er musste immer mit dem Blick auf die beiden Planeten durch das Loch kriechen. Der Boden war zwar nicht wirklich sauber und links gleich am Anfang musste er an einer kleinen Wasserpfütze vorbei, aber das störte ihn nicht. Ein bisschen Opfer muss man bringen und die Waschmaschine brauchte schließlich auch ihre Daseinsberechtigung.

    Adrian wartete noch einige Minuten, seine Augen wanderten vom Himmel zum Höhleneingang, zur Armbanduhr und wieder zurück, immer wieder. Seine Ohren registrierten jedes kleine Geräusch. Bei jedem kleinen Vogelgezwitscher hatte er Angst, dass noch jemand kommen würde und ihn um seine Chance bringen könnte. Oder nur um dumm daher reden zu können. Dann hatte er das Gefühl, jetzt ist der perfekte Moment gekommen. Der Moment an dem er seinem Leben einen riesigen positiven Anstoß geben wollte.

    Er bückte sich auf alle viere, sah durch die kurze Höhle auf seine Zielpunkte am Himmel und hielt kurz den Atem an. Dann betonierte er förmlich seinen Blick auf die beiden Zielpunkte. Vorsichtig setzte er die rechte Hand um vielleicht dreißig Zentimeter nach vorne. Passte. Dann das linke Knie auch nach vorne. Passte auch…. oder was war das? Oh nein, Volltreffer in die kleine Dreckpfütze. Aber er blieb mit seinen Augen stur voraus am Himmel. Nur unten fühlte er, wie seine Hose langsam aber sicher das dreckige und vor allem kalte Wasser aufsaugte. Adrian dachte nur für sich: Ruhig bleiben und durch. Die linke Hand nach vorne, diesmal war der Boden vorsichtig gesagt etwas unbequem, weil ein kleiner aber spitzer Stein im Weg war. Den konnte er noch ohne Blickkontakt zum Boden wegräumen. Der rechte Fuß folgte und blieb sogar trocken. Entweder war die Pfütze nicht groß, oder seine Hose hatte schon alles aufgesogen. Wieder ging die rechte Hand nach vorne, einen ganzen Durchgang ging alles gut. Das letzte Stück, jede Hand und jedes der beiden Beine noch einmal und es würde geschafft sein. Wieder zuerst die rechte Hand. Sie griff in eine nasse, glitschige, klebrige Masse, die auch noch ziemlich übel nach verfaulten zu riechen begann. Adrian feuerte sich jetzt selbst an: Bleib stark, nicht nachlassen. Er blieb stark, auch als sein rechtes Knie ganz zum Schluss nochmal in der selben Matsche aufsetzte. Geschafft und der Blick war immer ganz fest auf Mond und Venus geblieben.

    Ein dicker Seufzer der Erlösung entfuhr ihm. Adrian stand erleichtert auf. Rums, nein, es war doch noch nicht ganz geschafft. Sein Kopf rammte mit voller Wucht den Rand der Höhle über ihn. Der harte Fels gab nicht nach und gewann das Duell. Adrian sackte benommen zusammen, griff sich an den Kopf und hatte für einen kurzen Moment das Gefühl, viele kleine Sterne und Engelchen würden um seinen Kopf tanzen. Außerdem glaubte er Rosmarie zu sehen, wie die ihm zur Strafe noch mit einem Kochlöffel nachjagte. Dabei wusste er gar nicht, dass er überhaupt einen hölzernen Kochlöffel besaß. Hatte Rosmarie am Ende neues Mobiliar gekauft?

    Kapitel 3

    Willkommen im Wo?

    Er blieb liegen, bis sich sein Kopf wieder besser anfühlte. Wow, war die Sonne jetzt schnell aufgegangen. Adrian verstand das helle Licht nicht gleich und blickte verstohlen auf seine Uhr. 10 Uhr 10. Vormittags? Stunden später, ach du Schreck, da war er wohl eine Zeit lang bewusstlos gewesen oder eingeschlafen, oder beides. Ganz egal, der Tag musste weiter gehen. Also hoch.

    Als erstes diagnostizierte er die glitschige Masse an seiner rechten Hand, die er sich zwischenzeitlich beim Griff auf den Kopf auch noch in seine Haare geschmiert hatte, als großen, verfaulten Steinpilz. Eine dicke Nacktschnecke hatte er ins Reich des Todes befördert, aber ihre Innereien hingen gut verteilt am Knie seiner Hose und sein Kopf brummte noch ziemlich. Vorsichtig reinigte er sich die Wunde mit seiner Flasche Wasser. Beim Abtasten erwies sich die Wunde zwar als heftige Beule aber nicht als große Platzwunde. Die glitschige Masse daran war nur eine zweite Nacktschnecke, die wenigstens noch lebte. Adrian ärgerte sich über seine Dummheit. Wie sollte er das bloß Rosmarie erklären? Er hatte ihr versprochen, nicht alleine in Höhlen oder ähnliches zu gehen. Da war der Ärger schon mal vorprogrammiert.

    Erst jetzt bemerkte er, dass er in ungewohnt hohem Gras vor der Höhle saß. So hoch hatte er es am Grasberg noch nie gesehen. Überhaupt schien der Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern auf dieser Seite der Höhle wesentlich dichter zu sein als er es von der anderen Seite kannte. Der Wald war hier auch viel mehr dichter Mischwald und es gab nur wenige Fichten. Dafür mehr Wildnis, mehr abgestorbene Äste und Bäume am Boden. Eigentlich ein nicht ganz typischer Bergwald hier drüben. Komisch, das war ihm so noch nie aufgefallen. Einen richtigen Blick dafür hatte Adrian aber nicht. Er wollte erst einmal runter zu den beiden Almen und sich dort etwas erholen. Weil sie außen nicht zu umgehen waren, musste er in der Gegenrichtung wieder durch die kurze Höhle. Diesmal schaffte er den kurzen Weg sogar unfallfrei. Wirkte der Mond-Venus-Glücks-Zauber aus dem Auge Gottes tatsächlich schon? Oder lag es nur daran, dass er auch auf den Boden und die Höhlendecke schauen durfte? Adrian wusste nicht, ob er die Prüfung jetzt bestanden hatte oder ob er noch nicht ganz durch gewesen war.

    Am oberen Ende der Höhle angekommen, suchte er, noch etwas benommen, den Weg, auf dem er in der Nacht herauf gekommen war. Aber es schien, als wäre dieser Weg einer rasend schnell und wild wuchernden Vegetation zum Opfer gefallen. Innerhalb von ein paar Stunden? In der Nacht konnte er sich doch nicht so verlaufen haben, denn sein Ziel hatte Adrian ja erreicht. Obwohl der den Weg nach unten auch nicht mehr fand, machte sich Adrian jetzt einfach bergab Richtung Almen auf. Und tatsächlich wurde nach ein paar Minuten weiter unten auch das erste Dach einer der beiden Almhütten sichtbar. Adrian vermisste zwar die Gäste, die normalerweise um diese Zeit schon die Holzterrasse bevölkerten, aber irgendwie war es heute sowieso ein komischer Tag. Sicher gab es dafür eine Erklärung. Adrian ging langsam und wegen seines Kopfes sehr vorsichtig, nach unten.

    Sein Weg wurde jäh gestoppt. Kurz vor den Hütten blieb er versteinert stehen. Er musterte jetzt genauer die beiden ihm wohl bekannten Almhütten von oben. Er schwor jeden Eid, dass dies nie „seine" beiden Hütten sein konnten. Er drehte sich um, aber der markante und ihm ebenfalls wohlbekannte Felsgipfel mit der kleinen Höhle lag eindeutig hinter ihm. Nur die beiden Almen lagen verlassen vor ihm. Auch den Zustand der Hütten hatte er um Welten besser im Kopf. Was er da sah, war für ihn vorsichtig gesagt, ziemlich herunter gekommen. Bei einer der beiden Almen fehlte die ganze obere Etage. Sie war nur noch ebenerdig. Was war hier los?

    Adrian setzte sich ratlos ins Gras und beobachtete die beiden Almen. Erst nach einer geraumen Zeit hatte er eine Idee. Das GPS-Gerät würde ihm sagen, wo er tatsächlich war. Adrian nahm seinen Rucksack herunter und suchte sein GPS-Gerät heraus. Zum Glück hatte er zuhause noch frische Akkus eingelegt. Er startete es und bekam eine Fehlermeldung: Kein Satellit gefunden. „Blödes Gerät" dachte er. Er startete ein zweites Mal, wieder die gleiche Fehlermeldung. Auch ein dritter Versuch scheiterte. hatten die sich mit Rosmarie verbündet? Auch über das Smartphone scheiterten alle Versuche, eine Verbindung aufzubauen. Kein Empfangssignal, wie wenn es plötzlich nicht mal ein Netz geben würde.

    Ratlos und frustriert legte er beide Geräte wieder in den Rucksack zurück. Jetzt fiel ihm ganz oben ein kleiner gelber Zettel auf. Den hatte er vorher nicht gesehen. Adrian nahm ihn, klappte ihn auf und las den Satz: „Tränke das Zeichen der Liebe mit deinem Blut und dir wird meine Hilfe zuteil." Das war für den Moment zu viel für Adrian, er wähnte sich schon im Reich der Irrgewordenen und sah sich schon, dass er in einer Zwangsjacke den Berg hinunter geführt wurde. Er saß frustriert im Gras und schüttelte zu sich selbst nur noch den Kopf.

    Es dauerte eine ganze Weile, bis er wieder anfing, seine Gedanken zu ordnen. Was konnte bei der Mond-Venus Konstellation passiert sein, als er vielleicht doch den Blickkontakt verlor? Rationell zu erklären war das alles nicht mehr. Von unten sah Adrian jetzt einen Mann herauf kommen. Er trug eine große Sense in der Hand, wirkte ansonsten aber, zu seinem Glück, ziemlich „normal" menschlich. Je näher er kam, desto eigentümlicher wurde er jedoch wieder. Die Kleidung, die der Senner trug, schien Adrian wie aus einem anderen Jahrhundert zu kommen.

    Als er auf etwa auf seiner Höhe angekommen war, sprach Adrian den Mann an: Grüß Gott, darf ich sie fragen wie die Almen da unten heißen? Der alte Mann erschrak. Er hatte Adrian bisher nicht bemerkt. Sein Gesicht war zerfurcht von Sonne, Wind und Arbeit. Und er riss seine Augen so weit auf, dass Adrian fast Angst bekam, sie würden aus den Augenhöhlen fallen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit der Starre bekam Adrian stotternd eine Antwort. „Des is die Enzianalpe vom des Huber-Bauern zu Hepfendorf stammelte er (übersetzt: Das ist die Enzianalm. Sie gehört dem Landwirt Huber aus Hepfendorf). Aha, sagte Adrian und welchen Tag haben wir heute?. Heit is da Dog da heiligen Kunigunde (übersetzt: Heute ist der Namenstag der heiligen Kunigunde, also der sechzehnte Juni). Der Mann blieb noch einen Moment vor Schreck wie angewurzelt stehen, schmiss seine Sense ins Gras und rannte laut schreiend den Berg hinunter: Marei ins Haus, da herom is a Geist. (übersetzt: Maria, der Name seiner Frau, ins Haus, hier oben ist ein Geist).

    Adrian drehte sich Richtung Berg um. So ganz sicher war er nicht, ob wirklich er gemeint war. Aber er sah keinen anderen Geist und deshalb musste wohl wirklich er gemeint sein. Was war an seiner zugegeben sehr farbfrohen Multifunktionskleidung so geisterhaft? Adrian nahm seinen Rucksack und ging etwa fünfzig Meter weiter nach rechts zu ein paar Sträuchern auf einer kleinen Anhöhe. Von hier aus konnte man ihn nicht mehr sehen, er konnte selbst aber alles überblicken. Adrian kramte nochmal in seinem Rucksack. Auf seiner Bergwanderkarte sollten die Namen der Almen eingetragen sein. Und wirklich fand er seine Almen. Er war richtig und die Almhütte, die er nur als Mangeibräu-Alm kannte, war in der Karte als Enzianalm eingezeichnet. Adrian erinnerte sich, dass der Kalender in seinem Handy auch offline funktionieren müsste. Und tatsächlich zeigte dieser bei den Namenstagen für den heutigen Tag auch die Kunigunde an.

    Der Tag stimmte also, jetzt wäre nur noch das Jahr interessant. Sollte er nochmal Fragen? Der Typ war zwar etwas komisch, aber fragen kostete ja wirklich nichts. Adrian übte sich bei diesem Gedanken in Sarkasmus. Mit einem erheblichen Grummeln im Bauch ging er hinunter zur Almhütte, in die der alte Senner verschwunden war. Die Alm schien wie aus einem Bauernhausmuseum. Niedrig, massive Holzbalken und die Holzschindeln am Dach wurden von großen, schweren Steinen gehalten. Die ebenfalls massive Holztür schien zwar ein wenig zu klemmen, aber Adrian brachte sie doch auf und trat ein. In der Mitte eine große, offene Feuerstelle und dahinter zwei zitternde alte Menschen, die ängstlich laut den Rosenkranz herunter rasselten.

    Adrian trat etwas zur Seite, sah die beiden an und fragte sie: „Welches Jahr haben wir heute? Mehr wollte er ja nicht wissen. Vier weit aufgerissene Augen starrten ihn an und es schien, als hätten beide ihre Sprache verloren. Irgendwann stammelte die alte Frau langsam und kaum verständlich: Des Jahr des Herrn 1797. Sein erster Gedanke sagte ihm, wer eine blöde Frage stellt, kriegt eine blöde Antwort. Adrian ließ seinen Blick durch die Hütte schweifen. Der Museumsnachbau war wirklich perfekt. Auch der Mief des alten Gebäudes war nicht sonderlich einladend. Mit einem immer schlechter werdenden Gewissen drängte es ihn aus der Hütte hinaus. Er stammelte nun selbst zu den beiden Alten ein Danke" und ging rückwärts vorsichtig Schritt für Schritt aus der Hütte.

    Draußen drehte er sich um und begann in die Richtung zu laufen, wo nach seiner Meinung der Weg hinunter ins Tal zum Parkplatz verlaufen sollte. Und da er zumindest einen schmalen Waldpfad fand, lief er auf diesem so schnell es seine Beine hergaben bergab. Mehrmals drehte er sich um. Er wollte sicher sein, dass ihm niemand folgte, aber er blieb auf seinem Weg alleine. Und für dieses Mal war er für die Einsamkeit dankbar. Auch wenn er noch nicht so recht einordnen konnte warum. Eine halbe Stunde Mix aus laufen, umdrehen und schnell weiter gehen später, erreichte er die Stelle, wo eigentlich der Parkplatz inklusive seinem Auto sein sollte. So richtig überrascht war er angesichts der letzten Erlebnisse nicht, dass auch der Parkplatz nicht mehr da war. Adrian stand unschlüssig und verunsichert im Wald. Er beschloss, sich zu konzentrieren und suchte sich einige Meter abseits am Waldrand eine versteckte Stelle um zu überlegen.

    Mittlerweile schien ihm die Sonne angenehm warm ins Gesicht. Aber Adrian spürte sie nicht. Er überlegte krampfhaft, was passiert war und welche Optionen er für sich jetzt zum Handeln hatte. Dass das kein Gag mit der versteckten Kamera war, wurde ihm mehr und mehr klar. Spätestens die auf breiter Ebene veränderte Landschaft der Hochebene vor ihm bestätigte diese Gewissheit. Er überlegte: Was habe ich gemacht? Ich bin gemäß der Sage als sich Mond und Venus fast berührten, durch das Auge Gottes gekrochen, später wieder in der Gegenrichtung zurück. Ihm fielen jetzt auch wieder die beiden Nachrichten auf den gelben Zetteln ein. Adrian kramte den zweiten Zettel aus seinem Rucksack. „Tränke das Zeichen der Liebe mit deinem Blut und dir wird meine Hilfe zuteil. Er sezierte die Worte fast, nur um sicher zu gehen, dass er den Sinn richtig verstand.

    Irrationale Situationen würden vielleicht irrationales Handeln erfordern. Er könnte noch einmal zur Höhle gehen und noch einmal durch das Auge Gottes kriechen. Aber mittlerweile war es Tag und weder Mond noch Venus waren zu sehen. Außerdem waren die beiden Planeten schon so weit auseinander, dass er sie mit den Augen nicht mehr zusammen erfassen könnte. Diese Option versprach damit wenig Aussicht auf Erfolg. Blieb die Alternative aus der Zettelnachricht. Woher kamen sie und was für ein Zeichen der Liebe? Eventuell könnte er sich mit etwas Glück eine rote Rose aus einem der Gärten vom nahen Weiler klauen. Falls die im Garten Rosen hatten. Zumindest schien diese Alternative den geringeren Aufwand und die größere Erfolgschance zu bringen. Also suchten Adrians Augen einen Weg zum Weiler, auf dem er am wenigsten gesehen werden konnte. Dann machte er sich auf den Weg.

    Adrian schlich sich langsam an das Gebäude heran. Südlich von der schmaleren Hausfront mit der Eingangstüre war ein Bauerngarten. Was er sah freute ihn, denn unter anderem blühte dort ein großer Strauch mit roten Rosen. Ganz vorsichtig schlich er sich die letzte Strecke bis zum Rosenstrauch an. Wie wenn er Winnetou und die Blumen feindliche Indianer oder eine riesengroße menschenfleischfressende Pflanze wären. Je näher er kam, desto mehr drohte ihm sein Herz laut schlagend aus dem Hals zu springen, so nervös wurde Adrian. Er machte noch während dem Anschleichen sein Taschenmesser bereit, um ganz schnell eine Blüte abzuschneiden und gleich wieder weglaufen zu können. Nicht dass er doch noch von diesen roten Blütenmonstern angebissen wurde. Die Eingangstüre zum Bauernhaus ließ er dabei nicht aus den Augen.

    Adrian erreichte tief geduckt den Rosenstrauch. Schnell schnitt er eine Rose ab und vorsichtshalber noch eine zweite. Man konnte ja nicht wissen, nicht dass die erste gerade Masern hatte oder unpässlich war. Adrian huschte gerade um das hintere Hauseck und sprang in letzter Sekunde wieder zurück. Von etwas weiter oben kamen zwei Menschen auf den Bauernhof zu. Mist, auf welcher Seite würden die um den Hof gehen? Wo konnte er sich verstecken, um nicht entdeckt zu werden? Adrians Adrenalinspiegel stieg weiter an, auch wenn das schon fast nicht mehr möglich war. Der Blutanteil in seinem Adrenalin war mittlerweile schon in den Promillebereich gesunken. Er beobachtete die beiden Leute, um möglichst früh abschätzen zu können, wie herum sie zur Eingangstüre gehen würden. Aber sie wollten sich nicht entscheiden, zumindest nicht frühzeitig. In fast letzter Sekunde war sich Adrian sicher, dass sie ausgerechnet auf seine Seite gingen. Also musste er jetzt vorne herum an der Türe vorbei auf die andere Seite des Hauses rennen. Und er gab richtig Gas.

    Aber Adrian wäre nicht Adrian, wenn das alles gut gehen würde. Genau an

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