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Der Ruf nach Freiheit
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eBook226 Seiten3 Stunden

Der Ruf nach Freiheit

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Über dieses E-Book

Laura ist erfolgreiche Kardiologin und glaubt nach schwerer Krankheit und schlechten Erfahrungen mit Männern endlich den Richtigen gefunden zu haben - den um einiges älteren Ministerialdirektor Tom. Er schenkt ihr die fehlende Geborgenheit und gemeinsam bereisen sie die Welt. Alles scheint perfekt, bis Toms Mutter schwer erkrankt und auf die Pflege ihres Sohnes besteht. Hin- und hergerissen, kann Laura sich nur schwer vorstellen, unter diesen Umständen an seiner Seite glücklich zu bleiben. Zu sehr wird sie von ihrer fortwährenden Sehnsucht nach Neuem getrieben. Rastlos folgt Laura schließlich dem Ruf nach Freiheit, lässt den Mann ihres Herzens in Deutschland zurück und erfüllt sich ihren lang gehegten Traum von Afrika, um dort als Medizinerin tätig zu werden.

Das große Abenteuer winkt. Laura erfährt das ihr lediglich als Touristin bekannte Land nun aus einer völlig anderen Perspektive. Sie wird mit ihr unverständlichen Ritualen konfrontiert und muss unter den widrigsten Bedingungen operieren. Plötzlich sieht sie sich Wilderern und Trophäenjägern gegenüber und gerät zu guter Letzt in die Fänge von Medikamentenschmugglern. Und als wäre das nicht für sich schon kompliziert genug, ist da neben dem attraktiven Jack aus Australien - ihrem ständigen Begleiter im Busch -, eine fast vergessene Liebe aus der Vergangenheit - der deutsche Arzt Alexander -, die plötzlich auftaucht, und der pausenlose Gedanke an den in der alten Heimat zurückgelassenen Tom.

Wird es Laura gelingen, sich aus diesen emotionalen Verstrickungen und dem Netz aus kriminellen Machenschaften zu befreien? Wird sie am Ende die richtige Wahl treffen und wohlbehalten wieder nach Deutschland zurückkehren?

»Der Ruf nach Freiheit« ist ein Roman über große Gefühle, persönliche Her­au­s­­f­orderungen und einen Kontinent, der faszinierender und vielfältiger nicht sein könnte.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum12. Feb. 2015
ISBN9783945408186
Der Ruf nach Freiheit

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    Buchvorschau

    Der Ruf nach Freiheit - Bianca Grohmann-Falke

    Bianca Grohmann-Falke

    Der Ruf nach Freiheit

    Roman

    Verlag Neue Literatur

    2015

    Inhaltsverzeichnis

    Impressum

    Der Ruf der Freiheit

    Bianca Grohmann-Falke

    Impressum

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlages ist unzulässig.

    © by Verlag Neue Literatur

    www.verlag-neue-literatur.com

    Gesamtherstellung: Satzart Plauen

    ISBN 978-3-945408-18-6

    Für meinen Ehemann Fridjof,

    der immer an mich glaubt und mich unterstützt.

    Schatz, vielen Dank, ich liebe Dich!

    Der Ruf der Freiheit

    Der Regen prasselt gegen die Fensterscheibe. Genüsslich beißt Laura in die Schokolade und späht durch das von Regentropfen benetzte Glas. Draußen braut sich ein Sturm zusammen. Das Schiff schaukelt in den Wellen. Sonst scheint in der Abenddämmerung alles friedlich und ruhig zu sein. Ein paar Schwäne ziehen ihre Runden und lassen sich von dem stärker werdenden Regen nicht stören. Eigentlich wollte sie keine Schokolade mehr essen. Die vielen Tage auf dem Schiff zeichnen sich bereits an ihrer Figur ab. Unzufriedenheit kommt in ihr auf. Aber Laura liebt Schokolade. Sie ist geradezu süchtig danach. Und sie hat auch eine gute Ausrede: Ihre Stimmung ist gerade nicht so gut. Und Schokolade hilft, aus dem Stim­mungstief wieder rauszukommen. Laura hat es sich auf dem Schiff gemütlich gemacht­, das warme Licht der Lampen strahlt Geborgenheit aus. Aber trotzdem fühlt sie in sich eine Unruhe aufsteigen. Sie weiß nicht weshalb, sie kann es noch nicht deuten­. Sie fühlt sich einsam und in ihr wächst die Sehnsucht. Aber wonach?

    Tom liegt bereits in der Koje und schläft. Er kann Laura nun auch nicht in den Arm nehmen und ihre Sehnsucht stillen. Holt Laura die Vergangenheit wieder ein? Sie hat doch bereits damit abgeschlossen und mit Tom ein neues Leben begonnen. Was wollen ihr diese Gefühle bloß sagen?

    Sie führt doch das Leben, was sie sich immer gewünscht hatte. Der Weg hierher war zwar sehr lang und mit vielen Hindernissen gepflastert. Aber sie hatten es geschafft. Tom und sie sind ihn gemeinsam gegangen. Und nur das Ziel zählt. Laura versteht es nicht und möchte auch nicht länger darüber nachdenken. Sie legt sich in die Koje zu Tom, atmet seinen Duft ganz tief ein und genießt seine Nähe, bis sie endlich einschläft.

    Am nächsten Morgen fallen die Sonnenstrahlen durch das Fenster. Sie hatten am Abend vergessen, die Gardine zu­zuziehen­. Der Schlafraum wirkt durch das Sonnenlicht jetzt noch wärmer. Laura liegt im Bett und denkt über die Nacht nach. Über ihre Träume, die sie vor langer Zeit stets im Schlaf verfolgten. Hat die Vergangenheit sie wieder eingeholt? Wann würde sie endlich mit ihr abschließen können? Zärtlich küsst Tom Laura auf die Wange.

    »Woran denkst du?«

    »Guten Morgen mein Schatz, ach, an nichts Besonderes, ich habe nur so da gelegen. Hast du gut geschlafen?«

    Dieselben Ausflüchte seit Tagen. Sie kann es ihm einfach nicht erzählen. Er hat in letzter Zeit genug eigene Probleme und sie möchte ihn nicht noch mit ihren Sorgen belasten. Zumal diese Probleme ihre Vergangenheit betreffen und sie damit abgeschlossen hat. Davon muss Sie nur noch ihre Gedanken überzeugen. Aber wie soll das gehen? Die Erinnerungen sind zu grausam. Inzwischen sehnt Laura sich wieder nach Freiheit und Unabhängigkeit. Aber hat die Sehnsucht nach dem fernen Land sie tatsächlich wieder eingeholt? Oder würde es nicht doch nur eine Flucht sein? Wohin soll sie auch gehen? Wonach sehnt sie sich? Wird Sie die Erinnerungen zurücklassen können? Oder wird sie die Vergangenheit auf ewig verfolgen? Egal wohin?

    Laura hat es in den letzten Jahren geschafft, mit diesen Erinnerungen zu leben. Sie führt ein glückliches Leben mit Tom. Sie liebt ihn und wünscht sich nichts sehnlicher, als morgens mit ihm aufzuwachen und abends mit ihm einzuschlafen. Aber der Gedanke, einfach in den Flieger zu steigen, ohne zu wissen, wo sie landen wird, reizt sie immer noch sehr. Diesen inneren Drang hat sie nie ganz ausblenden können. Er ist wie ein Zwang, aus dem sie sich befreien möchte. Oft bekommt Laura Herzrasen­, weil sie das Gefühl hat, hier in der Heimat erdrückt zu werden, als fehle ihr die nötige Luft zum Atmen. Dann zieht es sie in die Ferne. Häufig kommt dieser Druck zustande, wenn sie überfordert ist. Jeder zerrt an ihr. Sie muss ständig funk­tionieren­ und möchte jedem gerecht werden. Aber seit dem Laura mit Tom zusammen ist, hat sie es nur noch selten so verspürt­.

    »Kommst du in meinen Arm?«

    Tom reißt Laura aus ihren Gedanken. Sie kuschelt sich an ihn und verdrängt für einen Moment ihre Gedanken. Es ist schön Geborgenheit zu spüren, schwirrt es ihr durch den Kopf. Aber zu mehr ist sie im Moment nicht bereit. Laura kann jetzt nicht mit ihm schlafen. Die vielen Erinnerungen sind gerade zu real und der Schmerz steigt wieder in ihr auf. Tom wird erneut Geduld haben müssen. Dabei ist es immer schön und aufregend mit ihm zu schlafen. Laura liebt es, diese Leidenschaft auszuleben. Tom ist der erste Mann in ihrem Leben, dem sie sich voll und ganz hingibt. Sie vertraut ihm bedingungslos und genießt jede Minute, die sie mit ihm zu­sammen­ sein kann. Und das Vertrauen braucht sie auch nach all den schlimmen Erfahrungen, die sie mit Männern gemacht hat.

    Tom steht auf und geht duschen. Laura ist wieder allein mit ihren Gedanken. Sie schaut ihm nach. Er ist ein so toller Mann. Ungern möchte sie ihn verlieren. Wenn Laura wieder zu Hause ist, wird sie mit ihrer Freundin Barbara, einer Psy­chologin, über ihren Drang nach Freiheit reden. Vielleicht kann sie ihr helfen. In den letzten Jahren hat Laura sich öfter bei ihr Rat geholt. So ist sie eine enge Vertraute und Teil ihres Lebens geworden. Ihr haben Tom und Laura es dann auch zu verdanken, dass sie schon so viele Jahre glücklich miteinander sind.

    Laura muss nun auch bald aufstehen. Sie haben heute viel vor. Aber einen Moment möchte sie noch so liegen bleiben. Laura schließt noch einmal die Augen und versucht, ihre schlechten Gefühle in schöne zu verwandeln. Sie möchte sich den Tag nicht verderben lassen. Die Sonne scheint und der Himmel ist herrlich blau. Es sind keine Wolken zu sehen. Die Vögel kreisen über dem Schiff und geben einen wunderschönen Gesang. Laura kuschelt sich noch einmal in Toms Bett und atmet seinen Duft von der Nacht ein. Dann schließt sie die Augen und träumt von ihrer ersten Begegnung mit Tom …

    Sie arbeitet in einem Krankenhaus als Ärztin. In dem Beruf, den sie sich schon als kleines Kind ge­­wünscht hatte. Doch konnte sie sich diesen Traum erst über Umwege verwirklichen. Davor hatte Laura eine Ausbildung zur Be­triebsfachwirtin gemacht, die sie nie ganz erfüllte. Welchen Sinn hatte­ es schließ­lich auch, für ohnehin schon reiche­ Leute, be­­triebs­wirt­schaft­liche Auswertungen ihrer Betriebe vor­zu­nehmen, damit diese ihren enormen Umsatz noch steigern konnten. Das alles rief in ihr bloß noch Unzufriedenheit hervor.

    Immer wieder war Laura auf der Suche nach sich selbst. Sie wollte sich finden, ihre eigentlichen Aufgaben, einen Platz, an den sie wirklich gehörte, den Platz, an dem sie gebraucht wurde. Laura hatte Schwierigkeiten, sich und ihrem Leben den gewünschten Sinn zu geben. Als sie endlich Ärztin wurde, dachte sie, angekommen zu sein. Doch innerlich brodelte es in ihr. Zufrieden war Laura auch dann nicht. Bis sie eines Tages auf Tom traf, der ihr Leben durcheinander bringen sollte. Das, was sie sich so mühevoll aufgebaut hatte­, sollte wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Ihre zwanghafte Ordnung, ihre Geradlinigkeit, alles geriet außer Kontrolle.

    Es war ein schöner Tag. Ihr Dienst im Krankenhaus begann pünktlich. Sie freute sich auf ihre Kollegen. Überschwänglich wurde sie von ihrem Kollegen Harald begrüßt.

    »Laura, ich muss mit dir reden. Ich habe Probleme be­kom­men­­­­­­. Ich war wohl etwas schlampig und hab meine Arbeit manch­mal nicht ganz so ernst genommen. Du weißt schon, ich und der leidige Papierkram … Nun wollen sie eine Ärztekom­mission bestellen, die alle verhört. Du wirst auch vorgeladen­. Bitte hilf mir und sag denen nicht alles. Ich hab meine Arbeit doch gut gemacht. Nur die Bürokratie liegt mir halt nicht so. Ich wollte nichts Böses.«

    »Harald, du bist ja ganz durcheinander, beruhig dich erst mal. Ganz langsam. Was auch passiert, ich halte zu dir, das weißt du doch. Die sollen mich ruhig vorladen. Aus mir bekommen die nichts raus. Ich erzähl nur Gutes über dich.«

    »Danke Laura, du bist eine tolle Kollegin und Freundin.«

    Harald lief verstört davon. Laura sah ihm nach und überlegte, was er eigentlich gemeint hatte. Ärztekommission, Anhörung, aber was wollte man von ihr und was warf man Harald eigentlich vor? Laura hatte gar nicht mitbekommen, dass es Schwierigkeiten auf der Station gab. Sie ging weiter­. Nur einen kurzen Moment später öffnete Laura ihr Postfach und hielt die Vorladung zu ihrer Aussage in den Händen. Weiter stand nichts darin. Bloß die Uhrzeit und in welchem Raum die Anhörung stattfinden sollte. Sorgfältig bereitete sie sich darauf vor. Sie wollte ihrem Kollegen keine weiteren Schwierigkeiten bereiten und so lange war sie ja auch noch nicht im Team, um so viel über Harald erzählen zu können. Der Tag rückte näher. Nun war Laura doch ein wenig aufgeregt. Sie hatte so gar keine Ahnung, was auf sie zukommen würde. Sie wusste immer gern vorher, was man von ihr erwartete. Laura hatte ihre Hand nicht ganz unter Kontrolle. Sie zitterte, als sie die Klinke berührte. Langsam öffnete sich die Tür. Laura betrat den Raum.

    Ihr Herz blieb einen kurzen Moment stehen. Sie entdeckte­ einen gutaussehenden Mann. Es war Tom. Er war der Vorsitzende dieser Kommission. Von ihm also war die unpersönliche Vorladung. Das passte zu ihm. Er sah zwar aus­gesprochen­ gut aus, aber auch unpersönlich und distanziert. Laura dachte, sich dem nun doch gewachsen zu fühlen. Tom sah sie an und wies ihr einen Stuhl zu. Mit seiner kräftigen und dunklen Stimme stellte er ihr viele Fragen. Laura blieb bei den Antworten gelassen. Doch Tom durchschaute sie schnell. Ihm war bewusst, dass sie ihren Kollegen schützen wollte. Er hatte sie bald in die Enge getrieben und somit blieb Laura nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. Sie hatte Tom nicht angelogen, doch wich einigen Fragen geschickt aus und beschönigte vieles. Anscheinend stellte sie sich aber dann doch nicht so geschickt an, denn Tom erkannte es. Laura hatte sogar das Gefühl, er würde es genießen, sie durchschaut zu haben. Für einen Moment wirkte er arrogant und selbstgefällig. Laura war verärgert. Lächelnd schloss Tom schließlich die Befragung.

    »Danke für Ihre Offenheit, Laura. Sie haben uns sehr geholfen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«

    Dann stand er auf, gab ihr die Hand und sah ihr dabei tief in die Augen. Niedergeschlagen verließ Laura den Raum. Sie fühlte sich besiegt. Aber was hätte sie anderes tun sollen? Als Tom sie ansah, hatte sie das Gefühl, er könnte in sie hineinsehen. Ja, als könne er ihre Gedanken lesen. Sie konnte nicht anders, als ihm die Wahrheit sagen. Hoffentlich hatte sie Harald damit nicht zu sehr in Bedrängnis gebracht. Aber eigentlich war er ja auch selbst für seine Situation verantwortlich. Laura war noch nicht so lange im Krankenhaus. Sich selbst mit einer Falschaussage zu belasten, konnte sie sich nicht leisten.

    Laura dachte noch einen Moment über diese Anhörung nach. Tom hatte sie irgendwie beeindruckt. Er ließ sie nicht mehr los. Er hatte so eine gewisse Aus­strahlung­. Aber die tiefe Nähe, die sie zu ihm gespürt hatte, bereitete­ ihr zu­gleich Sorgen. Es gab nur ganz wenige Menschen­, die Laura jemals verstanden und durchschaut hatten­. Sie war in vielen Dingen immer sehr verschlossen. Nicht umsonst nannten sie die meisten auch »die Unnahbare«. Sie ließ kaum jemanden an sich heran. Zu oft wurde sie verletzt, sodass sie sich nun schützen wollte und daher nur selten öffnete. In den kommenden Tagen ließ sie der Ge­danke­ nicht mehr los, dass Tom ihr in der Vernehmung so nahegestanden­ hatte. Schließlich sahen sie sich dort zum ersten Mal und kannten sich gar nicht. Der Gedanke daran, löste in Laura ein Kribbeln aus, das sich in ihrem gesamten Körper ausbreitete. Sie durfte es auf keinen Fall zulassen. Sie musste dieses Gefühl unbedingt ignorieren. Es würde sonst noch ihr ganzes Leben durcheinanderbringen. Sie stand kurz vor der Hochzeit mit Eric. Alles war geplant, die Gäste geladen, der Tanz einstudiert. Es sollte ein tolles Fest werden. Und es waren nur noch wenige Wochen bis dahin …

    Dass Eric nicht ihre große Liebe war, wusste Laura. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann musste sie sich eingestehen, dass sie ihn eigentlich überhaupt nicht liebte. Er tat ihr nach den vielen Enttäuschungen einfach gut. Er hatte sie so angenommen, wie sie war. Und sie hatte lange nach einem Mann suchen müssen, der dazu bereit war.

    Vor einigen Jahren wurde Laura von ihrem damaligen Freund gewaltsam die Treppe hinuntergestoßen. Dabei zog sie sich diverse Frakturen zu. Die Ärzte gaben sie schnell auf und prognostizierten, dass sie nie wieder laufen könne. Laura saß dann längere Zeit im Rollstuhl. Die Klinik wurde ihr neues zu Hause. Das war der Moment, in dem Laura ihr Medizinstudium aufnahm. Sie wollte ihren Körper kennenlernen und selbst herausfinden, weshalb er nicht mehr funktionierte. Es war ein langer und beschwerlicher Weg, aber sie hatte es dann doch irgendwie geschafft. Zurückblieben an ihrem linken Bein und am Bauch große Narben, die sie ein Leben lang an dieses Erlebnis erinnern werden. Von den seelischen Verwundungen ganz zu schweigen.

    Laura fand lange kein Vertrauen zu Männern. Wenn sie einen Mann kennenlernte, war er schnell wieder abgeneigt, sobald er von ihrer Behinderung erfuhr. Dabei wird sie immer etwas eingeschränkt bleiben, keinen Marathon mehr laufen oder tagelang auf ihren Skiern stehen können. Damit hatte Laura sich jedoch abgefunden. Wenn man ihr begegnete, merkte man kaum etwas von ihrem Handicap. Die Männer zogen sich jedoch spätestens zurück, als sie ihre Narben sahen. Und eine behinderte Frau den Eltern vorstellen, wollte erst recht keiner.

    Dann eines Tages, traf Laura auf den niedergelassenen Arzt Alexander, der ihr half, mit ihrem Schicksal zu leben. Er brachte­ ihr Anerkennung und Aufmerksamkeit entgegen. Und bestärkte sie darin, sich wieder wie eine richtige Frau zu fühlen. Die beiden kamen sich näher und Laura begann wieder an die Liebe zu glauben. Das Vertrauen kam zurück und ihre Lebensfreude wuchs. Alles schien perfekt, hätte es nur nicht dieses eine Hindernis gegeben: Alexander war verheiratet.

    Es war zwar eine unglückliche Ehe, doch er hatte nicht nur seiner Frau gegenüber Verantwortung, sondern auch gegenüber seiner Gemeinde. Die Patienten vertrauten ihm auf-grund seiner familiären Situation. Sie zollten ihm große Anerkennung, die er nicht so einfach aufgeben konnte. Laura und er litten darunter, obwohl Alexanders Frau von dem Verhältnis wusste und sich ihnen nicht in den Weg stellte. Durch die Liebe zu Alexander kamen sich Laura und seine Frau Diane sogar näher. Letztere war neugierig, welche Frau ihrem Mann so den Kopf verdreht hatte. Da Laura Alexanders Praxis, in der Diane eben­falls arbeitete, sehr häufig aufsuchen musste, bekam sie genügend Gelegenheit dazu, ihre Neugier zu stillen. Umso mehr sie nun ihr Vertrauen gewann, desto sympathischer wurde sie ihr, trotz der widrigen Umstände. Laura war nicht auf der Suche nach einer neuen Liebe gewesen, das mit Alexander war einfach so geschehen. Sie wollte niemanden verletzten, schon gar nicht Diane, die ihr selbst immer mehr ans Herz wuchs. Laura sehnte sich eigentlich nach einer intensiven Freundschaft, nach jemandem, der sie verstand und unterstützte. Sie wollte eine Schulter zum Ausweinen, gemeinsam lachen und nächtelang philosophieren. Und obwohl sie Dianes ärgste Feindin hätte sein müssen, wurde sie zu ihrer engen Vertrauten. Das machte­ die Situation auch so kompliziert. Auch wenn Diane Alexander und Laura in ihrer Liebe unterstützte, fühlte sich Letztere stets schlecht. Sie gab sich doch die Schuld daran, etwas Bestehendes zu zerbrechen. Alexander hatte sich durch Laura verändert, er war lebensfroher und Diane gegenüber nicht mehr so verschlossen. Auch mit seiner Tochter unternahm er wieder mehr. Alexanders Veränderung genoss Diane sehr und war Laura dafür sehr dankbar. Eine Zeit nahm sich also jeder das, was er brauchte.

    Es bliebt ihnen nur, die gemeinsamen glücklichen Momente zu

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