UNARTIG
Von Mira Beller
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Über dieses E-Book
Mira Beller
Mira Beller alias Stefanie S. ist eine Neu-Autorin aus dem schönen Rupertiwinkel in Oberbayern. Spannende Literatur mit psychologischer Raffinesse haben sie schon seit jeher fasziniert. Daher widmet sie sich auch in ihrem Erstlingswerk einem psychologischen wie auch tiefgreifenden Thema, welches mit einem spannenden Katz-und-Maus-Spiel verwoben ist.
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Buchvorschau
UNARTIG - Mira Beller
ZWEI BESONDERE FRAUEN
© 2018 Mira Beller
Für Monika und Heidi.
Zwei starke Frauen, die immer einen Platz in meinem Herzen haben.
ALS DAS DRAMA BEGANN
Sanftes Vogelgezwitscher durchdringt die Stille. Ringsum erblüht es in voller Kraft. Weiße Gänseblümchen, leuchtend gelbe Butterblumen und sattes saftiges Gras, welches fast bis zum Knie ragt, kleiden die umliegenden Wiesen. Die ersten abendlichen Grillen beginnen bereits zu zirpen, während die emsigen Hummeln noch von Blüte zu Blüte schwirren. Ruhig, unschuldig und vollkommen friedlich. Wenn es nur so wäre. Doch dies zeigt nur die äußere Fassade des seelischen Zustandes einer jungen Frau.
Laure Winter ist 25 Jahre alt. Von Beruf Journalistin eines renommierten Kulturmagazins bei einer privaten Sendeanstalt. Ihr abwechslungsreicher Beruf sorgt bei ihr für tiefe Befriedigung. Dort kann sie ihrer ausgeprägten Neugier sowie ihrer leidenschaftlichen Kreativität nachgehen. Die meiste Zeit ihres Privatlebens verbringt sie mit Paolo. Mit ihm lebt Laure seit zwei Jahren in einer liebevollen und sehr glücklichen Beziehung. Sie verstehen sich auf einer ganz besonderen Ebene und unternehmen viel miteinander. Am liebsten gehen sie gemeinsam in den Bergen wandern. Wenn Laure jedoch auch mal für sich allein sein möchte, zieht sie ihre Bahnen im Schwimmbecken. Im azurblauen Wasser findet sie wieder zur Ruhe. Ihre ganz eigene Meditation. Abends gönnt sie sich hin und wieder einen Gin Fizz – ihr Lieblingsdrink. Sie genießt ihr Leben, fühlt sich glücklich. Das denkt sie zumindest, bis der Sturm hereinbricht…
PROLOG
„Laure, Liebling! Komm zu dir! Bitte wach auf! Es ist alles gut. Ich bin ja bei dir. Wach auf!" Gerade noch im düsteren Traum gefangen spürt Laure ein sanftes Rütteln an ihren Schultern. Die hässliche Fratze des gefürchteten Verfolgers, der sie eben noch fest an den Schultern gepackt hatte, verwandelt sich in das vertraute, liebevolle Gesicht Paolos. Ganz langsam öffnet sie ihre verkniffenen Augen, um dem erlebten Albtraum zu entfliehen. Es ist beinahe stockdunkel, nur der Mondschein erhellt das Schlafzimmer und lässt die Umrisse von Paolo erahnen. Einen Moment lang überlegt Laure, ob dies tatsächlich die Realität abbildet. Oder träumt sie immer noch? Doch als sie das sanfte Streicheln von Paolos warmer Hand auf ihrer Wange spürt, weiß sie es. Dies ist wirklich. Kein Traum.
„Laure, ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so blass aus? Ich musste dich wecken. Du hast ganz stark gezittert und gewimmert. Es war furchtbar. Da dachte ich mir, sie hat bestimmt einen schrecklichen Traum."
Sie stockt. „Ja, das war… ein ganz furchtbarer Alptraum." Nach wie vor erscheint Laure die grässliche Fratze ihres Kontrahenten aus dem Traum vor Augen. Allmählich kann sie sich wieder an die Details des Traumes erinnern. Sie war auf einer fröhlichen Party mit all ihren gemeinsamen Freunden. Natürlich war auch Paolo dabei. Es herrschte eine lockere Atmosphäre. Doch plötzlich wurde es still und sie befand sich ganz allein in einem klammen Bett eines stockdunklen Raumes. Wenn sie sich recht erinnert, in einem Schlafzimmer, das ihr irgendwie vertraut erschien. War es die Einrichtung oder der Geruch, der das Zimmer einhüllte? Sie weiß es nicht mehr genau. Aber eines weiß sie nur zu gut. In diesem Raum war sie nicht allein.
Ein Mann mit einer hässlichen Fratze kam zu ihr ans Bett. Sie spürte eine unbeschreibliche Angst und bleierne Starre. Doch als der Mann ihr zu nahe kommen wollte, ergriff sie ruckartig die Flucht. Sie rannte aus dem Zimmer, hinaus auf den Flur und weiter in das Treppenhaus. Es fühlte sich an, als hätte sie mehrere Kilometer hinter sich gelassen. Immer weiter, immer wieder einen kurzen Blick nach hinten werfend. Dabei ging ihr unentwegt durch den Kopf: Ist er mir auf den Fersen? Wer ist dieser grässlich entstellte Mann? Was will er von mir?
Sie wollte weglaufen, kam jedoch kaum einen Schritt vorwärts. In ihrem panischen Zustand mühte sich solange ab, bis sie vollkommen atemlos wurde. Doch auch als ein stechender Schmerz ihr Zwerchfell durchzuckte, versuchte sie weiterhin wegzulaufen. Nur weg von diesem Scheusal. Wo sind denn nur all ihre Freunde geblieben? Wo ist Paolo?
In diesem furchtbaren Moment der Verzweiflung erschien der Ausgang vor ihr. Hell erleuchtet, fröhliches Geplauder und Gekicher drangen aus dem Freien gedämpft hervor. Hier müssten ihre Freunde sein. Und dort erkannte sie die Stimme Paolos.
Sie lief noch schneller und schaffte es immerhin bis zur Türschwelle. Doch als sie sich im Türrahmen befand, umfassten sie zwei kräftige Hände an den Schultern und rüttelten grob an ihrem Körper.
An dieser Stelle ist sie erwacht. Der Traum hat ein Ende. Doch der Nachhall des Traumes sorgt für einen bitteren Nachgeschmack. Nach wie vor stellt sie sich dieselben Fragen, welche sie bereits im Traum quälten: Wer ist dieser Mann? Und wieso war sie plötzlich vollkommen allein, an einem ganz anderen Ort? Wieso ist ihr die Flucht nicht gelungen?
Tief in ihren Gedanken versunken kauert Laure in ihrem Kissen und beißt sich angestrengt auf die Lippen, bis Paolo ganz behutsam seine Hand zu ihren Lippen führt und ihre Unterlippe sanft streichelt. Er sieht sie fragend und zugleich besorgt an. Erst dann erinnert sich Laure an die Frage, die er ihr gestellt hat. „Oh ja, natürlich. Ich… ja ich habe nur noch kurz über diesen Traum nachgedacht. Eigentlich echt komisch. Du hättest dich kaputt gelacht. Wir waren auf einer Party mit Sabine, Mario, Julie und Tom. Naja und als wir alle miteinander anstoßen wollten, musste ich plötzlich auf die Toilette. Da rannte ich wie ein wildgewordenes Vieh zum Badezimmer. Doch das war bereits besetzt. Weil ich es nicht mehr halten konnte, rannte ich die Treppe hinunter, um im Garten mein Geschäft zu verrichten und als ich fast dort war, hast du mich aufgeweckt. Ein Wunder, dass ich mir nicht tatsächlich in die Hose gemacht habe. Apropos ich sollte mal für kleine Mädchen verschwinden, bevor wirklich ein Malheur passiert." Lächelnd verlässt sie langsam tapsend das Schlafzimmer, um im Bad zu verschwinden. Als sie die Tür verriegelt hat, gleitet sie ganz langsam an der Tür hinab in die Hocke. Mit angewinkelten Beinen verschränkt sie ihre Arme vor dem Gesicht. Was war nur los mit ihr? Was hat sie eben geträumt? Und wieso hat sie Paolo deshalb belogen?
Nach ein paar Minuten Grübelei richtet sie sich ganz langsam wieder auf und geht zum Spiegel über dem Waschbecken. Sie wirft einen Blick in das blasse, vom Schlaf zerknitterte Gesicht. Unter ihren Augen liegen dunkle Schatten. Ihre Unterlippe blutet leicht, weil sie wie wild darauf biss. Sie atmet kurz und tief durch, spritzt sich eiskaltes Wasser ins Gesicht und betätigt zu guter Letzt die Toilettenspülung. Paolo soll nicht denken, dass sie nur vorgab, auf die Toilette zu müssen.
Sie verlässt das Badezimmer und kuschelt sich im Bett ganz dicht an Paolo. Dieser ist bereits wieder eingeschlafen, was sein leises Schnauben verrät. Immerhin ist er nicht zu besorgt, denkt sie. Sie liegt noch einige Zeit wach und versucht das Rätsel zu entwirren, bis die Müdigkeit die Oberhand gewinnt und sie in einen weiteren tiefen Schlaf verfallen lässt. Dieser Albtraum wird nicht der letzte sein, denn dies ist nur der Anfang eines langen realen Albtraums im Leben von Laure Winter.
SCHLAF KINDLEIN, SCHLAF
1.
Melodisches Vogelgezwitscher, erste sanfte Sonnenstrahlen und der zarte Duft von erwachenden Blumen. Ein wunderschöner Spätfrühlingsmorgen kündigt sich an. Laure sitzt bereits auf der Terrasse und schlürft an ihrem Cappuccino. Nachdenklich starrt sie in den vor ihr liegenden gehegten Garten. Dieser wurde mit Liebe zum Detail von Paolo bepflanzt. Neben einem wunderschönen Rosenbogen erblühen ringsum rosafarbene, hellgelbe, blaue und weiße Blumen in den klar abgetrennten Rabatten. Der Sommer macht sich bereit, um seine volle Kraft zu entfalten. Eigentlich kann Laure die heiß ersehnte Jahreszeit kaum noch erwarten. Endlich kann sie das Hallenbad verlassen und ihre Bahnen nun wieder im Freibad zurücklegen und sich darüber hinaus eine schöne Bräune zulegen.
Doch was sie sonst an einem so wunderschönen Tag erfreut, ist heute gänzlich unwichtig. Denn an diesem Morgen starrt sie wie hypnotisiert in die zarten Blütenknospen. Ihre Gedanken liegen ganz fern. Sie sinniert wieder über den Traum der letzten Nacht.
Wieso kam ihr diese Situation so bekannt vor? Hat sie sie schon einmal in einem Film gesehen? Darüber in einem Thriller gelesen oder hat ihr jemand schon einmal davon erzählt?
Vielleicht ist es nur eine harmlose Traumsymbolik. Doch was sollte es bedeuten? Angst vor dem Versagen beim Sender?
Derzeit läuft alles bestens. Ihr Chef hatte sie letztens besonders gelobt und ihr zudem weitere Recherchearbeit für eine neue Sendung zugesagt. Für diese soll sie ein spannendes Konzept für ein außergewöhnliches Reisemagazin entwickeln. Sie freut sich schon sehr auf diese neue Herausforderung und über das Vertrauen, dass in ihre Fähigkeiten gelegt wird.
Also Ängste um den Job können es wohl nicht sein. Welche logischen Schlüsse könnte man noch aus diesem Traum ziehen? Denn auch mit Paolo läuft es wunderbar. Sie sehen sich regelmäßig und verbringen ihre Wochenenden in den Bergen oder gemeinsam im Garten. Paolo interessiert sich sehr für Laures Aufgaben im Sender und macht regelmäßig Scherze über ihre Ernsthaftigkeit und Verbissenheit im Alltag, bis auch sie