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Brennende Gegenwart
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eBook111 Seiten1 Stunde

Brennende Gegenwart

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Über dieses E-Book

Jesus von Nazareth war viel unterwegs auf den Straßen seiner Heimat. Und er sagt von sich selbst: "Ich bin die Straße und die Wahrheit und das Leben." Ignatius von Loyola hat nach seiner eigenen Bekehrung in einem kleinen Ort Spaniens auf der Straße gelebt. Dort, in Manresa, entstand sein Exerzitienbuch: selbst eine Wegbeschreibung, um näher in Kontakt mit Gott zu kommen.

Seit 2000 werden "Exerzitien auf der Straße" angeboten. Christian Herwartz, erfahrener Begleiter und Inspirator dieser Variante, Exerzitien zu machen, stellt drei Impulse vor, die sich in den Kursen bewährt haben. Wer sich mit seinen Erläuterungen auf den Weg macht, kann neu die Nähe Gottes spüren lernen, die den eigenen Horizont weitet.
SpracheDeutsch
HerausgeberEchter Verlag
Erscheinungsdatum11. Okt. 2011
ISBN9783429060145
Brennende Gegenwart
Autor

Christian Herwartz

1943 in Stralsund geboren begann er sein Berufsleben in einem Maschinenbaupraktikum auf der Werft im Kiel. 1969 holte er das Abitur nach und trat in den Jesuitenorden ein. Nach dem Studium der Philosophie in München und Theologie in Frankfurt schloss er sich der Arbeiterpriesterbewegung an. 1978 begann er als Dreher und Lagerarbeiter in Berlin. Ab 1979 wohnte er zusammen mit Mitbrüdern in einer eigenen Wohngemeinschaft in der Naunynstraße in Berlin-Kreuzberg. Er schlief in einem Zimmer mit 8 Betten. Oft wusste er morgens nicht, wer abends im Bett liegen würde. Aus der Praxis dieser Gastfreundschaft entstanden die "Exerzitien auf der Straße", die im Laufe der Jahre zu einer Frömmigkeitsbewegung über die Grenzen von konfessionellen, sozialen und bildungsmäßigen Unterschieden anwuchs. Am 20.2.2022 verstarb er im ordenseigenen Seniorenheim in Berlin-Kladow.

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    Buchvorschau

    Brennende Gegenwart - Christian Herwartz

    Einführung

    Blick in die Geschichte

    Seit dem Jahr 2000 laden die »Ordensleute gegen Ausgrenzung« und viele andere zu Exerzitien auf der Straße in Berlin und einigen anderen Städten Europas ein. Im ignatianischen Impuls »Auf nackten Sohlen«¹ berichte ich vom Entstehen dieser Geistlichen Übungen. Mitten in unseren lauten Städten finden Menschen persönliche Orte der Einkehr unter Obdachlosen, Drogenabhängigen, vor Krankenhäusern, auf Kinderspielplätzen. An sonst von ihnen unbeachteten oder gemiedenen Orten werden sie von Engführungen in ihrem Leben befreit und erleben die Nähe Gottes für sich. Exerzitien werden jene Übungen genannt, in denen wir uns um größere Aufmerksamkeit dem Leben gegenüber bemühen. Unsere Offenheit wird von vielen Angeboten umworben. Wohin hören und sehen wir, damit wir mitten in der Zerrissenheit unserer Umgebung unsere Identität entdecken und zu größerer Lebensfreude finden? Jeder Mensch geht seinen eigenen Weg im Hunger nach Einheit mit sich selbst und anderen.

    Im Pilgerbericht erzählt Ignatius von Loyola (geboren 1491 in Loyola, Nordspanien – gestorben 1556 in Rom) von seinem geistlichen Weg.² Entscheidende Monate seines experimentierenden Suchens, auf das er sich im Weiteren beruft, finden auf den Straßen von Manresa statt. In diesem kleinen Ort lebt er nach seiner Bekehrung als Obdachloser und bettelt um das tägliche Brot. Er sucht sich geistliche Begleiter und findet seine Platte – wie Obdachlose ihre Schafplätze häufig nennen – in einer Höhle am Flussufer. Die Stille dieses einsamen Ortes ist für ihn sicherlich auch eine wichtige Hilfe, weiter ins Hören auf das Zentrum des Lebens und der in ihm lebendigen Liebe zu kommen. Darin voranzuschreiten ist das Ziel von geistlichen Zeiten.

    Ignatius von Loyola teilt die Erfahrungen dieser Zeit in vier Etappen ein und stellt in seinen Geistlichen Übungen praktische Regeln zu wichtigen Lebensfragen zusammen.³ Sie unterstützen uns auch in den Exerzitien auf der Straße bei der Begleitung von Menschen, die ihr Leben ordnen und auf Gott hin ausrichten wollen.

    Exerzitien, was heißt das?

    Wer kann da mitmachen?

    Jeder Mensch kann aus seiner Lebensmitte angerufen werden. Dies gilt für Menschen aller Religionen und Weltanschauungen, wie auch immer der einzelne Mensch seine Identität beschreibt. Wichtig ist für das Hören eines solchen Rufes die eigene Aufmerksamkeit. Wird sie fundamental durch Drogengenuss oder andere Blockaden gestört, dann ist ein Üben der inneren Wahrnehmung schwer möglich, ähnlich wie auch das Üben anderer Fertigkeiten blockiert ist. Allen anderen Menschen – krank wie gesund, älter wie jünger, intellektuell mehr oder weniger geübt, reich oder arm, Mann oder Frau, kirchlich oder kirchenfremd – stehen diese besonderen Zeiten offen.

    Das Üben der Aufmerksamkeit – exerzieren heißt üben – geschieht in der Regel alleine und ist ein Suchen nach dem Kontakt mit der eigenen Lebensmitte, die wir in der inneren Beziehung zur Schöpfung finden. Der in ihr und in der eigenen Person wie in jedem Nächsten sichtbare Ursprung wird von Gläubigen geheimnisvoll Gott genannt. Wir Menschen haben keinen Zugriff auf dieses Geheimnis und sind doch ganz damit verwoben. Wir treten Gott gegenüber, in dem unsere Identität ihren Ursprung hat und der in uns lebt.

    Das macht alle Übenden unterschiedlicher Herkunft sprachlos und zugleich hungrig, vorgegebene Grenzen zu überschreiten. Oder um es anders zu sagen: Die Übenden wollen im Jetzt eins mit der Umwelt und dem Ursprung leben. Alles Vergangenheitsbezogene oder zukünftig zu Gestaltende soll hintenanstehen. Diese beiden Ausrichtungen sind zu anderen Zeiten wichtig. In den Meditationszeiten stehen sie uns beim Eintreten ins Jetzt im Wege. Diese ablenkenden Gedanken legen die Übenden beiseite, möglichst ohne ihnen nachzuhängen.

    Dieses Üben ist an jedem Ort der Welt möglich. Während der Exerzitien ist es wichtig, über das Erfahrene mit einem Begleiter oder einer Begleiterin zu sprechen, die das Hören des Tages mit ihrem Wahrnehmen fortsetzt. Manchmal wird erst beim Erzählen deutlich, welche Botschaften in den Erfahrungen zur Sprache gekommen sind. Die entdeckten Hinweise ermutigen, in die Wahrnehmung zurückzukehren. Doch lange Ausführungen blockieren den eigenen Prozess. Das selbst Entdeckte ist um vieles wertvoller als wohlmeinende Erklärungen.

    Es gibt Exerzitienangebote für Stunden – eingestreut in den Kontext von Kirchentagen, in längeren Begegnungen oder als wiederkehrende Praxis mitten im Alltag,⁴ eingeflochten ins alltägliche Engagement oder als längere für das Üben reservierte Zeiten. In diesem Band werden drei Impulse mit erläuternden Texten vorgestellt, wie sie sich bei den zehntägigen Exerzitienkursen auf der Straße bewährt haben.

    Jeder Mensch geht eigene Wege, in der Natur, bei der Arbeit, im Gespräch aufmerksam zu sein und sich in diese Haltung zurückzurufen, wenn sie entgleitet. Dabei sollten wir vermeiden, uns für die eingetretene Ablenkung zu bestrafen oder anderen und uns selbst gegenüber hart zu werden. An welche Erfahrungen können wir uns beim Zurückkommen in die Aufmerksamkeit erinnern?

    Etwas Organisation

    Um ausreichend Zeit für das Aufmerksamwerden einzuplanen, brauchen wir Fantasie beim Organisieren. Bei Exerzitien auf der Straße übernehmen die Teilnehmenden einige Aufgaben wie die Vorbereitung des Frühstücks und eines einfachen Abendessens. Ebenso laden sie zum Morgengebet ein, das den Aufbruch in den Tag unterstützt.

    Die BegleiterInnen übernehmen die Gestaltung eines Gottesdienstes am späten Nachmittag. Er ist ein Ruhepunkt nach den Erfahrungen des Tages, an dem der Dank für die Ereignisse im Hören auf die biblischen Erzählungen und das Gegenwärtig-Sein des Heilsgeschehens spürbar werden kann. Sie laden auch zu der einzig bindenden Zeit ein, dem Austausch über die Erfahrungen des Tages auf der Straße. In der Regel geschieht dies am Abend in kleinen Gruppen mit bis zu fünf Übenden. Eine Frau und ein Mann, die durch eigene Erfahrungen sensibilisiert sind, begleiten die Gruppe. Sie schenken den TeilnehmerInnen ihre Aufmerksamkeit. Diese erzählen von ihren Erfahrungen während des Tages. Oft wird die geheimnisvolle Führung in den Übungsstunden erst in diesen Gesprächen deutlich, also im eigenen Erzählen oder beim Hören auf das Ringen anderer in der Gruppe. Alles, was von den Teilnehmenden selbst entdeckt wird, hat Vorrang vor Ratschlägen anderer, von denen sich die Übenden nur das nehmen, was ihnen nützlich erscheint. Die BegleiterInnen ermöglichen

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