Es werde Mensch
Von Jörg Bör
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Über dieses E-Book
Die Texte haben tröstende und ermutigende Aspekte des Evangeliums zum Inhalt. Sie wollen neue Blickwinkel zeigen und Anregungen zum Konflikt zwischen christlichen Idealen und gelebtem Alltag geben. Selbstkritisch hinterfragt der Verfasser auch seine eigene Religiosität und seine persönliche Sicht auf die Mitmenschen.
Jörg Bör
Jörg Bör (geb. 1965) war fast 25 Jahre ehrenamtlicher Laienprediger in einer christlichen Kirche. Ihn begeistert die Liebe Gottes zu den Menschen, die ihren höchsten Ausdruck im Opfer Christi findet.
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Buchvorschau
Es werde Mensch - Jörg Bör
Allgemeine Hinweise
Bibelzitate in den vorliegenden Texten folgen überwiegend der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984. Davon abweichende Zitierungen sind entsprechend angegeben.
Die Schreibweise biblischer Namen sowie der biblischen Bücher ebenso wie deren Abkürzungen orientiert sich an der Stuttgarter Erklärungsbibel.
Inhalt
Es werde Mensch
Das neue Gebot
Dem Nächsten Liebe schulden
Fürsprache
Hörende und verständige Herzen
Was uns antreibt
Gottes Eingreifen
Mit ganzem Herzen
Die erste Blüte
Es gibt keinen Gott?
Kann Gott bewiesen werden?
Der da ist!
Der Tempel Salomos – nur ein Irrtum?
Gott ist!
Der rechte Weg
Kamel und Nadelöhr
Maria, die Mutter Jesu
Nur wenige?
Demut
Der Jünger, den Jesus lieb hatte
Mutlos?
Schatz und Kaufmann
Gott zählt deine Tränen
Was willst du?
Ich komme bald!
Wahrheit und Güte
Der Feigenbaum
Gedeckt – verborgen – erhöht
Jesus dankt für den Kelch
Auch wir vergeben
Friede sei mit euch!
Geburt im Stall
Jesus weint über Jerusalem
Bedingungslose Liebe
Wer rollt den Stein vom Grab?
Christi Himmelfahrt – warum?
Sündopfer
Ein weißes Gewand
Steine werfen?
Das Endgericht
Es werde Mensch
Dieser Titel provoziert Widerspruch, denn die biblischen Schöpfungsberichte betonen, dass zwar alle Welt durch das schaffende Wort Gottes entstanden ist, der Mensch aber von Gott aus Erde zu seinem Bilde geschaffen wurde (1 Mo 1,27; 1 Mo 2,7). Das Johannesevangelium dagegen bestätigt, dass »ohne dasselbe (Wort) nichts gemacht ist, das gemacht ist«: Und dann kommt die großartige Kunde des Evangeliums: »Und das Wort ward Fleisch!« (Joh 1,14)
Dieses Buch soll nicht die Schöpfung Gottes, das Werden der Natur und letztlich des Menschen betrachten, hier steht der zentrale Gedanke des Evangeliums im Mittelpunkt: Gott ist für uns Mensch geworden!
Gott schuf den Menschen sich zum Bilde – und dann wird er selber Mensch? In diesem Geschehen zeigt sich die Größe der Gnade Gottes, denn durch die Sünde sind wir Menschen nicht sein Ebenbild geblieben. Zur Zeit Noahs musste Gott feststellen, dass auch die Menschen Fleisch waren, also dem Fleischlichen zu sehr verhaftet waren (vergl. 1 Mo 6,3). Um uns aber in den gottgewollten Zustand zurückzuführen, nahm der Dreieinige im Sohn Menschengestalt an. Damit dieser Plan in vollem Umfang erfüllt werden kann, ist eine Entwicklung des einzelnen Menschen erforderlich. Und in diesem Sinne verstehen wir die bedeutungsvolle Aufforderung: »Mache es wie Gott – werde Mensch!«
Hier wird der im Johannesepilog dargestellte Prozess umgekehrt. Das Fleisch soll also wieder dem Wort gleich werden. Dazu muss das Wort angenommen, verstanden und umgesetzt werden.
Diese Lektüre möchte dies unterstützen und einige Anregungen zum Verständnis verschiedener Aspekte des Evangeliums anbieten. Es sind tröstende und ermutigende, aber auch zum Nachdenken anregende Betrachtungen. Möge die Liebe Gottes uns alle begeistern und uns zurückführen zu unserer Bestimmung: »Denn es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es offenbar wird, werden wir Ihm gleich sein; denn wir werden Ihn sehen wie er ist.« (1 Joh 3,2)
Das neue Gebot
Grundlage des Alten Testamentes ist das mosaische Gesetz. Dieses ist eine hervorragende und weitgehend zeitlose Orientierung für das Miteinander von Menschen. Man erkennt die große Bedeutung nicht nur daran, dass seine Grundprinzipien über Jahrtausende hinweg in vielen Staaten des Abendlandes Grundlage der Gesetzeswerke sind. Seine Bedeutung wird in allen drei abrahamitischen Religionen respektiert und die Grundidee dieses Gesetzes spiegelt sich auch in anderen Weltanschauungen wider, z. B. im Konfuzianismus oder im Sozialismus.
Jesus hat diese Grundidee zusammengefasst, indem er zwei Gebote aus dem mosaischen Gesetz hervorhob: Gott von ganzem Herzen zu lieben und seinen Nächsten so zu lieben wie sich selbst (Mt 22,34-40). Damit zeigte er gewissermaßen den Status quo zu seiner Erdenzeit auf.
Aber Jesus ist nicht gekommen, damit alles unverändert weitergehen sollte. Sein göttlicher Auftrag war, Neues zu schaffen. Dabei hat er nicht nur auf neue Möglichkeiten für das menschliche Miteinander hingewiesen, sondern insbesondere einen neuen Zugang der Menschen zu Gott eröffnet.
Dies hat er in dem neuen Gebot zusammengefasst, das er in den bedeutungsvollen Stunden vor seinem Opfertod seinen Jüngern in die Seelen schrieb: »Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe!« (Joh 15,12)
Vergleicht man dieses neue Gebot mit der Zusammenfassung des mosaischen Gesetzes, fällt bei oberflächlicher Betrachtung kaum ein Unterschied auf. Aber warum spricht Jesus dann von einem neuen Gebot (Joh 13,34)? Sieht man genauer hin, stechen zwei markante Unterschiede hervor:
Jesus setzt einen neuen Maßstab. Es ist ein Unterschied, ob ich meinen Nächsten so liebe wie mich selbst oder so, wie Jesus ihn und mich liebt! »Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.« (Joh 15,13) Freiwillig nimmt Jesus die Sünde der Menschen auf sich und geht für uns in den Tod! Damit hat er bewiesen, dass er uns