Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Ein Weg der Praxis
Ein Weg der Praxis
Ein Weg der Praxis
eBook201 Seiten2 Stunden

Ein Weg der Praxis

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

In Ein Weg der Praxis: Das Bodhi Path-Programm schildert Shamar Rinpoche seine Vision einer Dharma-Praxis, die die Kraft hat, heutige Praktizierende zum Zustand des Erwachens zu f hren. Er legt dabei den Schwerpunkt auf das Mahayana als der wesentlichen St tze im Allgemeinen und auf den Mahamudra-Weg der Kagy -Tradition des tibetischen Buddhismus im Besonderen. Aus diesen Perspektiven beschreibt Shamar Rinpoche, wie der Dharma-Weg konsequent praktiziert werden sollte. Erg nzend empfiehlt er das Studium bestimmter buddhistischer Themen, das den Meditierenden dabei helfen kann, die verschiedenen Schichten ihrer spirituellen Praxis zu durchsteuern, und ermutigt sie dazu, die richtige Sichtweise zu entwickeln.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. Juli 2020
ISBN9782360170388
Ein Weg der Praxis
Autor

Shamar Rinpoche

Shamar Rinpoche, the 14th Shamarpa Red Hat Lama, has worked to spread the Buddhadharma throughout the world for over thirty years. For many years he taught mainly in Karma Kagyu centers established by H.H. the 16th Karmapa, Chogyam Trungpa Rinpoche, and Kalu Rinpoche, but since 2001 he has been founding his own rime (non-sectarian) centers. His Bodhi Path Buddhist Centers can now be found across Asia, Europe, and North America, and lojong is taught as the principal practice. Shamar Rinpoche is the author of Creating a Transparent Democracy.

Ähnlich wie Ein Weg der Praxis

Ähnliche E-Books

Buddhismus für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Ein Weg der Praxis

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Ein Weg der Praxis - Shamar Rinpoche

    Teil I

    Das Bodhi Path-Meditationsprogramm

    Einführung

    DER HINTERGRUND DES BODHI PATH-MEDITATIONSPROGRAMMS

    In der Kagyü-Linie wird zum einen die Praxis der sogenannten Sechs Yogas von Nāropa¹ übermittelt, die bis Tilopa zurückverfolgt werden kann und über Nāropa, Marpa, Milarepa und Gampopa weitergegeben wurde.² Zum anderen wird in dieser Schule die besondere Mahāmudrā-Linie überliefert, die von Saraha über Nāgārjuna, Śavaripa, Maitrīpa,³ Marpa, Milarepa und Gampopa übertragen wurde. Gampopa lehrte letzteren Aspekt von Mahāmudrā ausführlich und kombinierte ihn mit der Lojong-Praxis von Atiśa. Diese besondere Linie Gampopas wurde als „die Tradition, die Kadampa und Mahāmudrā vereint"⁴ bekannt. Sie ist eine der wichtigsten Lehrübertragungen aller Kagyüpas und die spezifische Praxis der meisten Lamas, die im Rahmen der Kagyü-Tradition Erleuchtung erlangten.

    Innerhalb der Karma Kagyü-Linie⁵ wird diese Art der Mahāmudrā-Praxis⁶ auf der Grundlage einiger Kommentare gelehrt, die von verschiedenen Karmapas und anderen Karma Kagyü-Meistern geschrieben wurden. Insbesondere der 9. Karmapa⁷ verfasste drei Mahāmudrā-Abhandlungen: eine kurze, eine mittellange und eine ausführliche. Der kürzeste dieser Texte heißt Mahāmudrā, der Fingerzeig auf den Dharmakāya,⁸ der mittellange Mahāmudrā, das Vertreiben des Dunkels der Unwissenheit⁹ und der ausführliche Text trägt den Namen Mahāmudrā, ein Ozean des wahren Sinnes.¹⁰

    Manche Praktizierende benötigen bei der Mahāmudrā-Praxis die Unterstützung durch die oben genannten Sechs Yogas von Nāropa, insbesondere jene des Tummo¹¹, um ihre Mahāmudrā-Verwirklichung zu beschleunigen. Bei anderen Praktizierenden ist das nicht der Fall, es hängt vom Einzelnen ab. Viele Kagyü-Lamas benötigten keine derartige Unterstützung und erreichten ihre Verwirklichung einfach auf der Grundlage von Sarahas Mahāmudrā-Praxis. Mahāmudrā, ein Sanskrit-Begriff, stammt ursprünglich aus dem Kontext der Tantras, wobei jene tantrische Praxis, die besonders mit Mahāmudrā assoziiert wird, die Tummo-Praxis ist.

    Die Mahāmudrā-Tradition Sarahas, auch bekannt als das „Aufzeigen der Natur des Geistes", ist sehr tiefgründig. Diese Methode weist direkt auf das Wesen des Geistes hin und leitet Praktizierende in dieser Schulung auf sehr besondere Weise an. Saraha zog als Bettler umher. Er kleidete seine Mahāmudrā-Unterweisungen in Lieder, die er auf einem Saiteninstrument begleitete. In diesen Liedern erläuterte er die Natur des Geistes, und viele, die diese Lieder hörten, erlangten durch die Kraft von Sarahas Segen Erleuchtung. Sie waren dazu fähig, die erste Ebene der Verwirklichung des Mahāmudrā-Wegs zu erlangen, die der ersten Bhūmi, der ersten Stufe verwirklichter Bodhisattvas, entspricht. Die Lehren Sarahas wurden in drei Dohās (Lieder) bis in unsere Zeit weitergegeben: die Königs-Dohā, die Königinnen-Dohā und die Volks-Dohā.

    Diese Mahāmudrā-Lehren Sarahas werden grundsätzlich auf zwei verschiedene Arten übermittelt: durch schriftliche Unterweisungen, die allerdings nur an der Oberfläche bleiben und somit begrenzt sind, sowie durch mündliche Schlüsselunterweisungen. Zu Beginn können Praktizierende, zusätzlich zu den von einem Lehrer bzw. einer Lehrerin erhaltenen Unterweisungen, Bücher über Mahāmudrā lesen. Im weiteren Verlauf werden jene, die ein fortgeschrittenes Niveau in ihrer Meditation erlangt haben, die sogenannten mündlichen Mahāmudrā-Schlüsselunterweisungen bekommen, die aus folgendem Grund geheim gehalten werden: würden diese Anleitungen aufgeschrieben und publiziert, dann würden Menschen natürlicherweise dazu tendieren, dem Gelesenen entsprechend zu meditieren. Ihre Meditation wäre dann von ihrer eigenen Vorstellung geleitet und somit möglicherweise nicht ganz korrekt. Das hätte auch zur Folge, dass die Schlüsselpunkte der Mahāmudrā verzerrt oder verändert würden und dadurch für niemanden von Nutzen wären.

    Der Mahāmudrā-Weg beginnt also damit, dass Schülerinnen und Schüler einige Unterweisungen aus einem Buch, im Rahmen individueller Anleitungen oder öffentlicher Seminare erhalten, wobei sie sich dessen vergewissern sollten, dass sie die Praxis auch richtig verstanden haben. Hat man einmal ein gutes Verständnis vom Weg erlangt, sollte man diesem folgen und den bereits erhaltenen Unterweisungen gemäß praktizieren. Je nach Fortschritt werden die jeweiligen Lehrerinnen und Lehrer dann allmählich tiefgründigere Anleitungen geben. In den letzten Jahrzehnten haben Lehrer wie z. B. der 16. Gyalwa Karmapa, Kalu Rinpoche und Gendün Rinpoche eine stabile Grundlage für die Praxis dieser Belehrungen geschaffen, in dem sie Buddhismus im Allgemeinen unterrichtet haben, Zuflucht, Bodhicitta und das damit verbundene Versprechen, ebenso wie das Mahāyāna-Lojong, die Sechs Yogas von Nāropa und die damit verbundenen Vorbereitenden Übungen (Ngöndro). Sarahas Mahāmudrā-Lehren an sich wurden jedoch bisher im Westen noch nicht vollständig vermittelt.

    Der tantrische Aspekt dieser Mahāmudrā-Praxis wird oft mit dem vierarmigen Chenrezig (Skr.: Avalokiteśvara), mit dem zweiarmigen Chenrezig oder mit Demchog (Skr.: Cakrasamvara) kombiniert. Was den vierarmigen Chenrezig (Tib.: Gyalwa Gyamtso, Skr.: Jinasagara) angeht, gibt es wiederum zwei, den weißen und den roten Chenrezig. Die mit dem zweiarmigen und dem vierarmigen weißen Chenrezig verbundene Mahāmudrā-Praxis wird mit Mahā Ati (Tib.: Dzog Chen) kombiniert. Die mit Cakrasamvara und dem roten Chenrezig verbundene Mahāmudrā-Praxis ist Mahāmudrā allein, ohne Mahā Ati. Gelangt eine Schülerin oder ein Schüler auf eine bestimmte Stufe, wird die jeweilige Lehrerin bzw. der jeweilige Lehrer für sie oder ihn einen passenden Yidam¹² auswählen. Die Schülerinnen und Schüler werden sich dann der Mahāmudrā-Praxis jeweils in Verbindung mit dem für sie ausgewählten Yidam widmen.

    Als ich damit begann, die Bodhi Path-Praxis zu organisieren, machte ich eine Reihe von Orakeln, um festzustellen, welcher Yidam allgemein für die Schülerinnen und Schüler passen würde. Jedes Mal wies das Ergebnis darauf hin, dass sich der weiße Avalokiteśvara, bei dessen Praxis Mahāmudrā und Mahā Ati kombiniert sind, am besten eignet.

    In Tibet gab es viele Übertragungslinien für die Praxis auf den weißen Avalokiteśvara. Es gibt beispielsweise die Linie Songtsen Gampos (7. Jh.), einem der sogenannten Bodhisattva-Könige von Tibet. Eine andere Linie ist die von Guru Padmasambhava,¹³ und es gibt weitere Übertragungen von Sakya-¹⁴ und Kagyü-Meistern. Der 9. Karmapa führte all diese Linien zu einer zusammen. Die weiße Avalokiteśvara-Linie der Karma Kagyü-Tradition ist somit gewissermaßen eine Kombination aller Linien des weißen Avalokiteśvara, die während der Zeit des 9. Karmapa in Tibet übertragen wurden. Einer der großen Bodhisattvas der Karma Kagyü-Schule war Karma Chagme.¹⁵ Er lehrte die Praxis auf den weißen Avalokiteśvara in der Tradition des 9. Karmapa, die Mahāmudrā und Mahā Ati miteinander verknüpft und die bei Praktizierenden der Kagyü-, Nyingma- und auch Sakya-Traditionen sehr beliebt war. Tatsächlich übten die meisten der großen Meditierenden der Kagyü- und Nyingma-Schule die Mahāmudrā/Mahā Ati-Praxis in Verbindung mit dem weißen Chenrezig als ihre Haupt- oder Herzenspraxis aus. Sie praktizierten auch andere Meditationen, zum Beispiel den Guru Yoga auf Padmasambhava, Milarepa oder auf einen Karmapa, und sie erhielten auch weiterhin Anleitungen zu und Ermächtigungen in viele Yidam-Praktiken, blieben jedoch bei der kombinierten Praxis des weißen Avalokiteśvara und Mahāmudrā/Mahā Ati als ihre Kernpraxis.

    DAS BODHI PATH-MEDITATIONSPROGRAMM IN KÜRZE

    Meine Empfehlung für die Abfolge von Übungen, die in Mahāmudrā gipfeln:

    Allgemeine Mahāyāna-Übungen:

    ○  Zuflucht und Bodhisattva-Versprechen.

    ○  Meditation des Verweilens in Ruhe (Tib.: Shine, Skr.: Śamatha) unterstützt durch die Konzentration auf den Atem, durchgeführt in drei Stufen: (1) die Atemzyklen zählen, (2) dem Atem folgen und (3) auf dem Atem verweilen.

    ○  Begleitende Vorbereitungen zur Reinigung des Geistes: Verbeugungen während der Rezitation des Sūtra der 35 Buddhas¹⁶. In dem Zeitraum, in dem man die Verbeugungen praktiziert, übt man sich auch in den oben genannten drei Stufen der Shine-Praxis.

    ○  Begleitende Vorbereitungen zum Ansammeln von Verdienst: Maṇḍala-Gaben auf der Basis des Sūtra der 35 Buddhas. Während der Phase der Maṇḍala-Gaben übt man sich auch in der Lojong Shine-Praxis des Tonglen, also dem „Geben und Annehmen".

    ○  Begleitende Vorbereitung, um Inspiration zu erhalten: Guru Yoga auf Chenrezig, eine Praxis in der Tradition von Tangtong Gyalpo.¹⁷

    Mahāmudrā-Praxis auf dem allgemeinen Mahāyāna-Weg:

    ○  In Kombination mit dem Verweilen in Ruhe fokussiert man sich auf die Praxis der Tiefen Einsicht (Tib.: Lhagthong, Skr.: Vipaśyanā), indem man zunächst die wahre Natur des Geistes erforscht und dann direkt darin verweilt. Diese beiden Aspekte der Meditation der Tiefen Einsicht unterstützen einander gegenseitig.

    ○  Zusätzlich konzentriert man sich auf die Chenrezig Guru Yoga-Praxis. Dies wird zum vollständigen Erwacht-Sein der Buddhaschaft führen.

    Mahāmudrā-Praxis auf dem spezifischen Mahāyāna-Weg:

    ○  Wer das Vajrayāna praktizieren möchte, wird – nachdem sie oder er die Ermächtigung für diese Praxis empfangen hat – die Dorje Sempa-Rezitation (Skr.: Vajrasattva) als zusätzliche vorbereitende Übung anwenden.

    ○  Während des Zeitraums, in dem man auf Dorje Sempa praktiziert, kann man sich auch in der Lojong Shine-Praxis, d. h. der Tonglen-Meditation, sowie in der analytischen Form der Lhagthong-Praxis üben.

    ○  Schließlich beginnt man mit der aufwändigeren Form der Chenrezig Yidam-Praxis. Nachdem man die Ermächtigung erhalten hat, fokussiert man sich zunächst auf die Prozesse des Hervorbringens. Darauf folgen dann die Prozesse des Vollendens,¹⁸ in denen Mahāmudrā und Mahā Ati miteinander verbunden werden. Die Praxis gipfelt im vollständigen Erwacht-Sein der Buddhaschaft.

    (Hinweis der Herausgeberin: Shamar Rinpoche hat in der Zeit nach diesem Kurs im Jahr 2004 noch viele weitere unterstützende Anleitungen für das Bodhi Path-Programm gegeben. Diese hilfreichen Ergänzungen finden sich zum Beispiel in seinen Büchern Grenzenloses Erwachen, Lojong: der buddhistische Weg zu Mitgefühl und Weisheit und Grenzenlose Weisheit: ein Handbuch für die Mahāmudrā-Praxis.)

    Ein systematischer Ansatz für eine zielführende Dharma-Praxis

    ÜBERSICHT: DIE PRAXIS DES MAHĀYĀNA-WEGS

    Für eine erfolgreiche Dharma-Praxis im Mahāyāna Buddhismus, die das Ziel hat, das vollständige und vollkommene Erwacht-Sein zu erlangen, müsst ihr den Weg des Dharma gehen. Dieser Weg besteht aus zwei Ebenen: dem allgemeinen Weg und dem spezifischen Weg. Ohne die Grundlage des allgemeinen Wegs ist es unmöglich, den spezifischen Weg zu erreichen. Wollt ihr also den spezifischen Weg praktizieren, müsst ihr euch zuerst auf den allgemeinen begeben. Das bedeutet, dass es notwendig ist, beide Wege nacheinander zu praktizieren.

    Ob Praktizierende den spezifischen Weg erreichen werden oder nicht, hängt vom jeweiligen Karma ab. Ist euer Karma für den Weg zum vollständigen Erwacht-Sein sehr förderlich, werdet ihr den spezifischen Weg einschlagen. Ist euer Karma allgemein positiv, verfügt ihr also in diesem Sinn über gute Voraussetzungen, seid ihr fähig, den allgemeinen Weg zu gehen und auf dieser Grundlage schließlich auch Zugang zum spezifischen Weg zu finden.

    Der allgemeine Mahāyāna-Weg

    Zuflucht und Bodhicitta

    Was den allgemeinen Weg angeht, benötigt ihr die Zuflucht- und Bodhisattva-Versprechen.

    Die Zuflucht gleicht einem soliden Fundament. Zufluchtnahme bedeutet, Zuflucht zum Buddha, zum Dharma und zum Sangha zu nehmen und ist die erste und grundlegende Ebene der Dharma-Praxis, vergleichbar mit einem fruchtbaren Acker. Soll dort etwas wachsen, ist es zunächst erforderlich, das Land zu roden und zu düngen. Ähnlich ist es mit dem Erlangen der Erleuchtung. Der dafür erforderliche Entwicklungsprozess, bei dem es darum geht, seinen Geist von Unwissenheit zu befreien und den Weg des Dharma aus sich selbst heraus zu entfalten, erfordert die Zufluchtnahme als äußerst wichtige Grundlage.

    Das Bodhisattva-Versprechen lässt sich mit einer Treppe vergleichen. In einem mehrstöckigen Haus sind die höheren Etagen ohne eine Treppe nicht erreichbar; dies ist eine perfekte Metapher für das Bodhisattva-Versprechen mit seinen beiden Aspekten: relatives und absolutes Bodhicitta. Das Fundament der Treppe steht für relatives Bodhicitta und die Stufen für absolutes Bodhicitta. Relatives Bodhicitta beinhaltet die Geisteshaltung von liebender Güte und Mitgefühl für alle Wesen. Solange diese Einstellung dualistischer Natur ist, handelt es sich um relatives Bodhicitta, das mit emotionalen Geisteszuständen verknüpft ist und somit in seiner Reichweite recht eingeschränkt bleibt. Absolutes Bodhicitta hingegen ist die nicht-duale Weisheit des Erleuchtungsgeistes. Solange dem Mitgefühl und der liebenden Güte des relativen Bodhicitta die Weisheit des absoluten Bodhicitta fehlt, wird man natürlicherweise anhaften und festhalten, was zur Folge hat, dass viele Emotionen aufgewühlt werden. Das allein zeigt schon, dass diese Ebene von Bodhicitta noch nicht rein ist. Nichtsdestotrotz legt relatives Bodhicitta die unverzichtbare Grundlage für absolutes Bodhicitta oder Weisheit. Mit anderen Worten: es ist unbedingt erforderlich, den absoluten Bodhicitta-Geist auf der Grundlage des relativen Bodhicitta zu entwickeln. Bodhi bedeutet „Erwachen"; Bodhicitta bedeutet „Herz des Erwachens". Bodhi Path bedeutet „Weg des Erwachens", und auf diesem Weg des Erwachens sollte sich das Herz schließlich von allen dualistischen Emotionen lösen. Deshalb ist die Sichtweise des absoluten Bodhicitta auf dem Bodhi-Pfad unerlässlich.

    Absolutes Bodhicitta wird schrittweise entwickelt. Zunächst ist es dafür wichtig, genauen Erklärungen zur Natur der Phänomene zuzuhören. In der Lehre des Buddha wird detailliert dargelegt, dass Phänomene lediglich Illusionen des eigenen Geistes sind. Auf relativer Ebene verhält sich zwar alles so, wie es derzeit wahrgenommen wird, in absoluter oder letztendlicher Hinsicht jedoch sind sämtliche inneren und äußeren Phänomene nicht wirklich existent. Nehmt als Beispiel dafür einmal die Deckenbalken eines Hauses. Sie werden von den Säulen getragen,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1