Buddha in 60 Minuten
Von Walther Ziegler
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Über dieses E-Book
Das Buch "Buddha in 60 Minuten" erklärt die faszinierende Lehre in nachvollziehbarer Weise, insbesondere den Schlüsselbegriff des "Nirvanas". Buddha ist zwar erst in der Meditation zu seinem Kerngedanken von den vier edlen Wahrheiten und zur Nirvana-Erfahrung gekommen. So gesehen können vielleicht nur diejenigen seine Lehre wirklich verstehen, die diese Erfahrung selbst gemacht haben. Aber auch für alle anderen lohnt es sich, den Buddhas Weg ein Stück weit mitzugehen. Der Kerngedanke Buddhas ist nämlich sehr wohl rational nachvollziehbar und kann auf seinen Nutzen hin befragt werden. Sind seine vier Wahrheiten richtig? Ist der achtfache Pfad für uns gangbar? Kann uns die Nirvana-Erfahrung tatsächlich zu einer erlösenden Gelassenheit verhelfen? Buddhas Kerngedanke wird anhand über hundert seiner wichtigsten Zitate dargestellt. Das Buch ist in der beliebten Reihe "Große Denker in 60 Minuten" erschienen, die inzwischen weltweit in sechs Sprachen übersetzt wird.
Walther Ziegler
Walther Ziegler est professeur d'université et docteur en philosophie. En tant que correspondant à l'étranger, reporter et directeur de l'information de la chaîne de télévision allemande ProSieben, il a produit des films sur tous les continents. Ses reportages ont été récompensés par plusieurs prix. En 2007, il a prit la direction de la « Medienakademie » à Munich, une Université des Sciences Appliquées et y forme depuis des cinéastes et des journalistes. Il est l'auteur de nombreux ouvrages philosophiques, qui ont été publiés en plusieurs langues dans le monde entier. En sa qualité de journaliste de longue date, il parvient à résumer la pensée complexe des grands philosophes de manière passionnante et accessible à tous.
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Buchvorschau
Buddha in 60 Minuten - Walther Ziegler
Dank an Rudolf Aichner für seine unermüdliche und kritische Redigierung,
Silke Ruthenberg für die feine Grafik, Angela Schumitz, Lydia Pointvogl, Eva Amberger,
Christiane Hüttner, Walburga Allgeier, Dr. Martin Engler für das Lektorat
und Dank an Prof. Guntram Knapp, der mich für die Philosophie begeistert hat.
Inhalt
Die große Entdeckung von Buddha
Buddhas Kerngedanke
Das Erwachen – wie Siddharta zum Buddha wurde
Die erste der vier edlen Wahrheiten: Leben heißt leiden
Die zweite der vier edlen Wahrheiten: Die Ursache des Leidens
Die dritte der vier edlen Wahrheiten: Die Aufhebung des Leidens
Die vierte der vier edlen Wahrheiten: Der achtfache Pfad
Was nutzt uns Buddhas Entdeckung heute?
Buddhas Antwort auf die wichtigsten Fragen der Menschheit – Anfang und Ende der Welt
Kann jeder den Weg des Buddha gehen? Das Gleichnis vom Floß
Das Geheimnis der Atem-Meditation: Nicht denken!
Nirvana und Alltag – das Zwei-Welten-Problem
Buddhas Vermächtnis: Gelassenheit als Befreiung und radikales Loslassen
Zitatverzeichnis
Die große Entdeckung von Buddha
Buddha (560 - 480 v. Chr.)² ist zusammen mit Konfuzius der mit Abstand bedeutendste ostasiatische Philosoph und Wanderlehrer. Fünfundvierzig Jahre lang zieht er durch den Nordosten Indiens und unterweist die Menschen in guter Lebensführung. Er gilt als Stifter einer der fünf großen Weltreligionen. Dies ist umso erstaunlicher, als Buddha zu Lebzeiten niemals von sich behauptet hat, ein Prophet zu sein. Im Unterschied zu Mohammed, Moses oder Jesus verspricht er den Menschen kein Weiterleben im Himmel oder Paradies. Vor allem glaubt er nicht an Gott. Auch die zahlreichen hinduistischen Gottheiten seiner Zeit sieht er mit großer Skepsis. Solche Vorstellungen beruhen, so Buddha, auf Zufall oder menschlicher Willkür. In seiner berühmten Parabel „Von den Blinden und dem Elefanten"³ vergleicht er Indiens Hohepriester, die sogenannten Brahmanen mit Blinden, die ihre Gottheiten auf dieselbe Weise beschreiben, wie Menschen ohne Augenlicht einen Elefanten. Vor vielen Jahren, so erzählt Buddha seinen Mönchen, hätte einmal ein König von Geburt an sehbehinderte Menschen in seinen Palast bringen und um einen Elefanten herum aufstellen lassen:
Der erste Blinde versichert dem König, der Elefant gleiche einem Korbgeflecht, da er das faltige Ohr ertastete, ein anderer sprach von einem spitzen Pflug, da er zufällig den Stoßzahn berührte. Der nächste beschrieb einen Kornspeicher, denn er berührte den voluminösen Körper. Ein weiterer sprach von einem Pfosten, da er den mächtigen Fuß ertastete. Der letzte schließlich von einer Bürste, denn er hatte die Schwanzborste erwischt. Jeder beschrieb also einen anderen Aspekt und die Blinden gerieten in einen heftigen Streit über das wahre Wesen des Elefanten. Kein bisschen anders, so Buddha, verhalte es sich mit den Wahrheiten der Brahmanen und Asketen über die Götter:
Es gehe aber darum, das Ganze zu verstehen. Es sei beispielsweise falsch, so Buddha, für Teilaspekte der Welt verschiedene Gottheiten zu erfinden, also jeweils eine für Gesundheit, Fruchtbarkeit, Weisheit, Ernte- oder Kriegsglück und eine für die Entstehung der Welt. Die damals übliche Erklärung allen Anfangs durch einen Schöpfergott namens Brahma lehnt Buddha ebenso ab, wie die hinduistische Lehre von der ewigen Wiedergeburt und der Unsterblichkeit der individuellen Seele. Ganz besonders lehnte er den religiösen Brauch der Brahmanen ab, die Götter mit Tieropfern milde zu stimmen.
Verglichen mit den Vorstellungen seiner Zeitgenossen ist Buddhas Kerngedanke von einer solchen Radikalität und Nüchternheit, dass es verwundert, dass er von den Menschen überhaupt verstanden werden konnte. Denn für Buddha besteht das höchste Ziel des Menschen darin, in das Nirvana einzugehen und das heißt, ein für alle Mal zu ‚verlöschen‘. Seinen Mönchen und auch allen anderen, die sich ihm anschließen, empfiehlt er
‚Verlöschen‘ ist die wörtliche Übersetzung von ‚Nirvana‘. Dieser in den indischen Sprachen Sanskrit und Pali „Nirvana oder „Nibbāna
genannte Zustand ist die erlösende Endform, die ein Mensch erreichen kann, wenn er den Sinn des Lebens in seiner ganzen Tragweite erkannt hat:
Buddha selbst benötigte viele Jahre, um den Sinn des Lebens zu entschlüsseln und die Dimension des Nirvanas zu erreichen. Er wurde unter dem Namen Siddharta Gautama als adeliger Sohn eines angesehenen Kriegerfürsten geboren und in einem Palast großgezogen. Mit sechsundzwanzig Jahren verließ er seine behütete Welt und zog als Sramane, als sogenannter „Hausloser umher. Er lebte als Bettler von Almosen und schloss sich verschiedenen brahmanischen Meistern und Asketen an. Doch weder deren Lehren noch die Askese durch anhaltendes Hungern brachten ihn ans Ziel. Erst nach sechs Jahren vergeblicher Bemühungen kam er mitten in der Natur unter einem Pappelfeigenbaum zu seiner erlösenden Erkenntnis, zur Entdeckung der „vier edlen Wahrheiten
.
Diese vier Wahrheiten bilden seither den Kern der buddhistischen Lehre. Sie sind von überwältigender Klarheit und Einfachheit. Erstens: Das Leben bedeutet Leiden. Zweitens: Dieses Leiden hat eine Ursache. Drittens: Die Ursache kann aufgehoben werden und viertens, es gibt einen konkreten Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt:
Die erste edle Wahrheit, die Buddha zuteil wurde, handelt von der Existenz des Leidens. Sie ist kaum zu bestreiten, denn sie besteht schlicht und einfach darin, dass jedes menschliche Leben prinzipiell von den leidvollen Erfahrungen des Alterns, Erkrankens, Sterbens, und dem Verlust von Angehörigen und geliebten Menschen überschattet ist:
Kein Anti-Aging-Programm und keine Frischzellenkur können uns nachhaltig von den Zumutungen des Alterns befreien. Und nichts kann verhindern, dass wir im Leben auch liebgewonnene Menschen