Heidegger in 60 Minuten
Von Walther Ziegler
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Über dieses E-Book
Wenn wir aber nach dem Sinn von Sein und damit dem Sinn des Lebens fragen, müssen wir, so Heidegger, zu allererst erforschen, wer derjenige ist, der diese Frage stellt. Der Fragesteller ist der Mensch selbst, der als einziges Lebewesen auf der Welt diese Frage stellen kann und stellen muss. Der Mensch sucht ständig nach Orientierung. Deshalb beschreibt Heidegger das Leben des Menschen auch als eine große Herausforderung. Es lebt sich nicht von selbst, sondern bedarf ständiger Entscheidungen. Dabei können wir den Sinn unseres Lebens auch total verfehlen. Heidegger stellt die provokative These auf, dass die meisten Menschen in einem „uneigentlichen Modus“ des Daseins leben. Er konfrontiert uns mit der Tatsache, dass wir in der Regel nur das tun, was ‚man’ eben so tut. ‚Man’ geht zur Schule, ‚man’ studiert, ‚man’ verdient möglichst viel Geld, ‚man’ macht Urlaub. Statt unser eigenes Leben zu verwirklichen, bewegen wir uns in den ausgetretenen Bahnen der anderen. Woher aber weiß ich, welches Leben mir entspricht? Wie finde ich meine Bestimmung?
Das Buch „Heidegger in 60 Minuten“ erklärt anhand der wichtigsten Zitate dessen berühmte „Daseinsanalyse“ auf verständliche Weise. Es entführt den Leser auf eine abenteuerliche Reise zu den tiefsten Strukturen seiner Existenz. Es gibt wohl kaum jemanden, der bei der Lektüre der Kapitel über den „Sorgecharakter des Daseins“ und der „Angst vor dem Nichts“ nicht seine eigenen Lebenserfahrungen in die von Heidegger offen gelegten Strukturen hineinprojiziert und sich darin wiedererkennt. Im Kapitel „Was nutzt uns Heideggers Entdeckung heute?“ wird dann die weitreichende und aktuelle Bedeutung seiner Gedanken für unser persönliches Leben und unsere Gesellschaft aufgezeigt.
Das Buch ist in der beliebten Reihe „Große Denker in 60 Minuten“ erschienen.
Walther Ziegler
Walther Ziegler est professeur d'université et docteur en philosophie. En tant que correspondant à l'étranger, reporter et directeur de l'information de la chaîne de télévision allemande ProSieben, il a produit des films sur tous les continents. Ses reportages ont été récompensés par plusieurs prix. En 2007, il a prit la direction de la « Medienakademie » à Munich, une Université des Sciences Appliquées et y forme depuis des cinéastes et des journalistes. Il est l'auteur de nombreux ouvrages philosophiques, qui ont été publiés en plusieurs langues dans le monde entier. En sa qualité de journaliste de longue date, il parvient à résumer la pensée complexe des grands philosophes de manière passionnante et accessible à tous.
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Buchvorschau
Heidegger in 60 Minuten - Walther Ziegler
Dank an Rudolf Aichner für seine unermüdliche und kritische Redigierung, Silke Ruthenberg für die feine Grafik, Angela Schumitz, Lydia Pointvogl, Eva Amberger, Christiane Hüttner, Dr. Martin Engler für das Lektorat und Dank an Prof. Guntram Knapp, der mich für die Philosophie begeistert hat.
Inhalt
Heideggers große Entdeckung
Heideggers Kerngedanke
Das In-der-Welt-sein des Menschen
Der Sorgecharakter des Daseins
Dasein als ‚Sein zum Tode‘
Die Flucht in das anonyme ‚man’
Die Angst vor dem Nichts
Der Ruf des Gewissens
Eigentliches und uneigentliches Dasein
Schuldig werden am eigenen Dasein
Der Mensch unter dem Gestell der Technik und die Kehre
Was nützt uns Heideggers Entdeckung heute?
Offenheit für das Geheimnis im Zeitalter der Technik
Angst gehört zum Leben – der Möglichkeitscharakter des Daseins
Ausbrechen aus dem anonymen ‚man’
Mit der Endlichkeit leben - entschlossen leben!
Zitatverzeichnis
Heideggers große Entdeckung
Wer sich mit Philosophie beschäftigt, kommt an der Seinsphilosophie von Martin Heidegger (1889-1976) nicht vorbei. Es lohnt sich, seine Schriften zu lesen. Danach kann man ihn entweder verteufeln, kritisieren oder als einen der genialsten Geister des 20. Jahrhunderts feiern. Kaum ein anderer Denker wird so unterschiedlich wahrgenommen wie Heidegger. Wie auch immer das persönliche Urteil des Lesers am Ende ausfallen mag, in jedem Fall ist es eine Bereicherung, sich auf sein Denken einzulassen.
1930 veröffentlichte Heidegger sein vierhundert Seiten starkes Hauptwerk „Sein und Zeit. Trotz seiner neuartigen und eigentümlichen Sprache - oder vielleicht gerade deshalb - wurde dieses Buch zu einem Weltbestseller. Heidegger gehört bis heute zusammen mit Sartre zu den bedeutendsten Vertretern der Existenzphilosophie. Er selbst bezeichnete seine Philosophie interessanterweise als „Fundamentalontologie
, da er die tiefsten Fundamente des menschlichen Weltverstehens aufzeigen wollte.
So ist zum Beispiel die Zoologie keine Fundamentalontologie, sondern lediglich eine Einzelontologie, nämlich die Logik beziehungsweise die Lehre von den Tieren. Die Geologie ist die Logik von der Erde, die Biologie die Logik vom Bios, also vom Leben, die Soziologie die von der Gesellschaft. Dabei wird jedes mal nur die Logik eines Teilbereiches des Seins erforscht. Alle diese Wissenschaften sind deshalb Einzelontologien, also Lehren von einzelnen Ausschnitten des Seins. Sie machen jeweils Aussagen darüber, wie Tiere, die Erde, der Biokosmos oder die Gesellschaft beschaffen sind und welchen Gesetzmäßigkeiten sie unterliegen. Aber, so Heidegger, alle diese Einzelontologien setzen bei ihrer Wahrheitssuche bereits etwas Fundamentales voraus, das noch niemals erforscht wurde, nämlich die Möglichkeit des Menschen, überhaupt etwas erforschen und verstehen zu können. Heidegger analysiert deshalb in seiner „Fundamentalontologie" die grundlegende Art und Weise, wie der Mensch sinnverstehend in der Welt ist und die Welt wahrnimmt. Ihn interessiert über die Einzelwissenschaften hinausgehend der zu Grunde liegende Sinn des Lebens als Ganzes. Seine zentrale Frage lautet deshalb: ‚Was ist der Sinn von Sein?’
Wenn wir aber nach dem Sinn von Sein und damit dem Sinn des Lebens fragen, müssen wir, so Heidegger, zuallererst erforschen, wer derjenige ist, der diese seltsame Frage stellt. Der Fragesteller ist der Mensch selbst, oder wie Heidegger auch sagt, das menschliche Dasein:
Wenn wir also die philosophische Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten wollen, kommen wir nicht umhin, uns zuerst einmal mit dem Menschen oder wie Heidegger sagt, mit dem ‚Dasein’ zu befassen. Diesem Dasein, welches als einziges seiendes Lebewesen auf der Welt diese Frage stellen kann und stellen muss. Wir müssen uns also mit uns selbst befassen. Denn