Warum leiden?
Von Stefan Kiechle
()
Über dieses E-Book
Und falls ja: "wie"? Warum werden Menschen böse? Wann ist ein Mensch schuldig? Wie kann man Schuld überwinden, von ihr frei werden? Kann der Blick auf das Kreuz Jesu helfen? Wie werden wir ganz und heil und frei? Erfahren die Opfer der Geschichte, all die unschuldig Ermordeten, am Ende Gerechtigkeit?
Um diese und ähnliche Fragen geht es in diesem Buch. Es will helfen, sich dem schwierigen Thema des Leidens zu nähern und mit ihm im Glauben umzugehen.
zur Reihe:
"Ignatianische Impulse", herausgegeben von Stefan Kiechle SJ, Willi Lambert SJ und Martin Müller SJ, Band 47
Mehr von Stefan Kiechle lesen
Ignatius von Loyola: Leben - Werk - Spiritualität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGott die Ehre: Kurze Theologie der ignatianischen Exerzitien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAchtsam und wirksam: Führen aus dem Geist der Jesuiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Warum leiden?
Titel in dieser Serie (61)
Vom guten Handeln: In Freiheit die Geister unterscheiden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWiderspruch aus Loyalität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAufstehen und heilen: Missbrauch und Exerzitien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVersuchungen widerstehen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenScheitern: Psychologisch-spirituelle Bewältigungsversuche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöpferisch im Spiel vor Gott: Bibliodrama und Exerzitien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFreunde im Herrn: Heilige und selige Jesuiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kunst des Leitens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpielend leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGott ist nicht kleinlich: Über das christliche Maß Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit der Kirche fühlen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht Furcht, sondern Liebe: Geistliche Lebenskunst mit Mary Ward Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum leiden? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas bedeutet Dir Jesus Christus?: 85 Jesuiten geben eine persönliche Antwort Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPriesterlich werden - Anspruch für Laien und Kleriker Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSingle - und wie?!: Erfülltes Leben mit unerfüllten Wünschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEucharistie und Exerzitienweg: Das Leben feiern und gestalten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Ignatius inspiriert: Erfahrungen und Zeugnisse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSein Leben hingeben: Suizid, Martyrium und der Tod Jesu Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn der Welt - nicht von der Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg zum Herzgrund: Zen und die Spiritualität der Exerzitien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeben im Rhythmus des Kirchenjahres: Verstehen, was wir feiern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine Worte suchen Dich: Gebete aus Not und Dank Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Bessere zuerst: Mary Ward und der Exerzitienweg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaria: Gott suchen und finden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGotteskontakt: Leben und beten mit den Exerzitien des Ignatius von Loyola Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGemeinsam mehr von der Welt wissen: Zum Verhältnis von Spiritualität und Naturwissenschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBrennende Gegenwart Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStreiten lernen: Von der Rivalität zur Kooperation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWachsen im Gebet: Eine ignatianische Vertiefung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Die Kunst zu trösten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAufstehen und heilen: Missbrauch und Exerzitien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMenschliche Spuren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn wir an Grenzen kommen: Hoffnung leben - Hoffnung geben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMenschen sterben - Seelen nie: Die Existenz und Unsterblichkeit der Seele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAm Ende bleibt das Lachen: Ein Handbuch - EnergieCoaching & Heilung - Die Essenz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLebenskrisen und ihre Botschaften: Von Anfängen und Übergängen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGetröstet: Ein geistlicher Begleiter für den Umgang mit schwerer Krankheit bis zum Tod Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dem Gestern das Heute heilen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Unerträgliche annehmen: Wie wir an Verlustschmerz und Trauer wachsen können Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVersuchungen widerstehen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMedium mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRESET- Weniger ist mehr: Die Suche nach einem neuen Lebensstil Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie deine Seele Heilung findet: Verletzungen überwinden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch lebe - Du auch!: Mut und Selbstfürsorge bei Krebs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJeder lebt. Jeder stirbt. Keiner ist tot.: Ein spirituelles Praxisbuch der Wandlung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine SoulFood Journey: 14 Essstörungen, 14 Heilungswege Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Hilfe der Geistigen Welt - Wie der Himmel den Menschen zu Hilfe kommt Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Verborgene Erinnerungen - unsere Reise zum wahren Selbst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu darfst leben: Hoffnung und Ermutigungen für den Weg aus der Essstörung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReinkarnationstherapie zur Heilung der Seele: Die Ursprünge psychischer Verletzungen erkennen und überwinden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVergeben: Psychologisch - spirituell - biblisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenToxic - Free: Umgang mit toxischen Beziehungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReich ohne Geld: Anleitung zu einem unzeitgemässen Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIdentisch bleiben - aber wie? (Teil 2): Eine psychische und philosophische Herausforderung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTrauer, ein Berg intensivster Gefühle: Ihn zu besteigen braucht seine Zeit, zu umgehen ein Leben lang Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas intelligente Bewusstsein der Zellen: Blockierte Energien freisetzen und zu innerer Balance finden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Corona-Trauma: Wie das Virus unsere Psyche angreift & Wie wir uns schützen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHumanFlow: Die Kunst, dich selbst kennenzulernen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Christentum für Sie
Maria und das Alte Testament Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCompendium Wortschatz Deutsch-Deutsch, erweiterte Neuausgabe: 2. erweiterte Neuausgabe Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Dieses Kreuz: Weil die Liebe stärker ist Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Bibel trifft Koran: Eine Gegenüberstellung zu Fragen des Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerufung: Eine neue Sicht für unsere Arbeit Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5SeniorenWerkbuch Bibel: Bibelarbeiten, Gottesdienstgestaltung, Bausteine für Gruppen und Gemeinde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestalten des Bösen: Der Teufel – ein theologisches Relikt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom innersten Grunde - Mystische Schriften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Vaterunser: Ein Gebet für alle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEffektives Bibelstudium: Die Bibel verstehen und auslegen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Leben in der Nachfolge: Texte von Dietrich Bonhoeffer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLust auf Land: Biblische Seiten des Landlebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schlunz Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Kreuzeswissenschaft: Studie über Johannes vom Kreuz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMissionale Theologie: Evangelikale auf dem Weg zur Weltverantwortung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Bleibt der Erde treu: ausgewählte Predigten, Bibelarbeiten und Meditationen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElberfelder Bibel - Altes und Neues Testament: Revision 2006 (Textstand 26) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Liest du mich noch?: 69 Methoden zum Bibellesen mit Gruppen. Ein Ideenbuch für Mitarbeitende Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5glauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeilsame Worte: Gebete für ein ganzes Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAmoris Laetitia - Freude der Liebe: Mit einer Hinführung von Christoph Kardinal Schönborn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBasisBibel. Die Kompakte. eBook: Die Bibel lesen wie einen Roman. Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Gemeinsames Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Roadtrip mit Gott: Leben ist Freiheit und jeden Tag ein Abenteuer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCherubinischer Wandersmann (Geistreiche Sinn- und Schlussreime): Mystische und religiöse Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBiblisches Wörterbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Warum leiden?
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Warum leiden? - Stefan Kiechle
1. Das Problem: Die Welt ist gut, aber verdorben
Ein alkoholisierter, in der Gegend als Raser bekannter Autofahrer prallt in einem riskanten Überholmanöver frontal auf ein entgegenkommendes Motorrad, der 19-jährige Fahrer stirbt. Ein Tsunami walzt hunderte Dörfer nieder, die Wassergewalt ertränkt Zehntausende. Ein Priester missbraucht über viele Jahre Ministranten; Gerüchte kursieren, aber man schaut weg, schweigt. In Ruanda ermorden einander in einem unfassbaren Blutrausch zehntausende Menschen, oft unter Nachbarn oder innerhalb der Familie. In den Slums von Cali vegetieren Hunderttausende dahin, ohne sauberes Wasser, ohne medizinische Versorgung, ohne Arbeit und Einkommen, beherrscht von Drogen und Gewalt, ausgenutzt von kriminellen Banden. Eine junge Mutter, die gerade ihr viertes Kind erwartet, bekommt Leukämie und stirbt qualvoll. Eine Militärdiktatur lässt Dissidenten über dem Meer lebend aus dem Flugzeug werfen. Eine schwer schizophrene Frau lebt über Jahrzehnte in der Klinik, schließlich nimmt sie sich das Leben. Im Bürgerkrieg im Südsudan werden tausende Frauen grausam vergewaltigt. Ein Drogenkartell in Kolumbien richtet Kinder als Mörder ab. Eine vereinsamte alte Frau stirbt allein in ihrer Wohnung; durch den Geruch alarmiert, findet man Monate später die Leiche. Ein Bankmanager, der sich immer als moralisch vorbildlich präsentierte, muss tausende Mitarbeiter entlassen; später wird ruchbar, dass er Millionen an Boni an der Steuer vorbei ins Ausland geschleust hat. Eine drogenkranke Mutter vernachlässigt ihre Kinder; diese versagen in der Schule und bleiben ihr Leben lang beschädigt.
Warum das Leiden? Warum lässt ein gütiger und allmächtiger Gott zu, dass Menschen Unsägliches leiden? Können wir Leiden »bewältigen«? Wie geht das, Leiden zu bewältigen? Wie das Leiden im Glauben deuten, mit ihm umgehen, es gar »annehmen«? Warum werden Menschen böse? Wann ist ein Mensch schuldig? Wie kann man Schuld überwinden, von ihr frei werden? Was tut Gott dafür? Kann der Blick auf das Kreuz Jesu helfen? Ist die Welt erlöst? Wie wird sie erlöst? Wie werden wir ganz und heil und frei? Erfahren die Opfer der Geschichte, all die unschuldig Ermordeten, nach dem Ende Gerechtigkeit?
Um diese und ähnliche Fragen geht es in diesem Buch. Es will helfen, sich dem schwierigen Thema des Leidens zu nähern und mit ihm im Glauben umzugehen. Das Sprachproblem springt sofort ins Auge: Wie angemessen über diese so intimen und heiklen Erfahrungen sprechen? Keine begriffliche Aussage wird der Komplexität und Tiefe der Phänomene gerecht. Vor dem Leiden versagt die Sprache. Missverständnisse sind vorprogrammiert. Gegen jeden Versuch einer »positiven« Aussage kann man sofort abgründige Erfahrungen ins Feld führen, die das gerade gewagte Wort absurd erscheinen lassen, es widerlegen, ersticken. Mit paradoxen Formulierungen – ganz zu vermeiden sind sie nicht – löst man das Problem nur scheinbar, denn Widersprüche sagen wenig, die Sprache beginnt, sich selbst aufzugeben. Selbstverständlich steht hinter dem Sprachproblem ein Denkproblem: Unser Verstehen und Begreifen stößt an Grenzen, es erweist sich immer wieder als hilflos, ohnmächtig. Ich möchte daher zurückhaltend formulieren, mich dem Thema eher annähern, es umkreisen, manches andeuten, auf Denkwege verweisen, die man lesend dann selbst zu gehen hat. Oft geht es weniger um Gedanken, mehr um Gefühle, die ich vorsichtig anspreche. Manche Frage, die sich aufdrängt, wird erst später wieder aufgegriffen, manche bleibt unbeantwortet. Ich bitte um Geduld, wenn einiges im ersten Aussprechen Widerstand erregt und erst nach einem mühsamen Denkweg fassbarer wird. Ich bitte um Nachsicht, wenn trotz aller Mühe manches missverständlich oder allzu offen oder strittig bleibt. Alle Beispiele sind aus dem realen Leben, meist anonymisiert.
Einige Begriffe möchte ich vorläufig zu bestimmen versuchen:
- Ein Übel ist etwas, das aus sich eine schädliche Wirkung auf den Menschen hat und ihn leiden lässt. »Übel« ist ein subjektiver Begriff, weil er sich auf das empfindende Subjekt bezieht, und er ist seinsmäßig (ontologisch), weil er das Negative der Sache selbst meint.
- Böses ist der von jemandem verursachte, zugefügte Schaden, bei dem es Täter und Opfer gibt. Böses soll nicht sein. »Böses« ist ein moralischer (ethischer) Begriff.
- Alles Böse ist Sünde, insofern es der schöpfungsgemäßen Bestimmung zum Guten widerspricht und so den es verursachenden Menschen in eine Schuld gegenüber Gott und den Menschen führt. »Sünde« meint Böses in seiner theologischen Qualität.
- Leid(en) ist die im Menschen durch Böses (Sünde) oder Übel erzeugte schmerzhafte Empfindung.
- Schmerz ist das seelische und/oder körperliche Gefühl, das durch das Leiden erzeugt wird.
- Schuld ist zum einen (als lat. debitum) der »zu be-zahlende« Schaden, den die böse Tat (die Sünde) erzeugt; zum anderen (als lat. culpa) ist sie ein Schaden, der, weil er nicht mehr bezahlt werden kann, der (ohne Gegenleistung gewährten, also gnadenhaften) Vergebung bedarf. Nur wenn die Schuld bezahlt oder vergeben ist, kann das Böse als überwunden und vernichtet gesehen werden.
Diese Begriffe sind nicht randscharf zu trennen, und im Sprechen werden sie sich bisweilen überschneiden. Manches wird im Verlauf des Gedankengangs deutlicher werden. Doch ihre Bestimmung möge helfen, in der hier oft wirren Rede klarer zu sprechen.
Die folgenden Gedanken habe ich nach dem Exerzitienbuch des Ignatius von Loyola aufgebaut. Die fünf Kapitel entsprechen in lockerer Weise den fünf Phasen des Exerzitienweges: Dieses erste Kapitel orientiert sich am »Prinzip und Fundament«, die folgenden vier an den jeweiligen »Wochen« der Exerzitien. Auf Ignatius komme ich gelegentlich zu sprechen, in Kapitel vier gibt es einen Exkurs zu ihm. Wer die Exerzitien kennt, kann das Buch auf diesem Hintergrund lesen; wer sie nicht kennt, wird auch ohne sie das Buch verstehen und seinem Weg folgen können. Thesenartig fasse ich jeden Abschnitt am Ende zusammen.
Zum Thema gibt es seit Jahrhunderten eine umfassende, nicht nur theologische Literatur. Kein lesender Mensch wird sie ganz überblicken. Ausführlich auseinandersetzen werde ich mich in diesem Essay nicht mit ihr, ich füge jedoch gelegentlich Hinweise und Zitate ein. Einigen Werken verdanke ich viel, im Anhang wird auf sie verwiesen.
Schmerzhaft springt es ins Auge, das Leiden der Menschheit. Allen Versuchen, es zu erklären oder zu minimieren oder zu verdrängen, zum Trotz fordert es den denkenden, glaubenden, hoffenden, spirituell suchenden Menschen heraus. Aus ignatianischer Inspiration, sprachlich vorsichtig und ohne den Anspruch fertiger Lösungen will dieses Buch einen Weg zeigen, sich dem Leiden anzunähern und mit ihm im Glauben umzugehen.
Das Leid wahrnehmen
Ob man Leiden wahrnimmt – bei sich selbst, beim Nächsten, beim Fernen –, hängt an der Aufmerksamkeit dafür. Aufzumerken, achtsam zu sein ist die Grundhaltung des spirituellen Menschen, die wir ein Leben lang einzuüben und zu pflegen haben.
Leiden wegzuschieben oder ihm zu entfliehen ist ganz einfach. Die moderne Welt bietet eine unglaubliche Vielfalt von Mechanismen dafür, platte und subtile, direkte und indirekte, verlogene und ehrliche, sinnliche und geistige, kleinkarierte und großspurige, teure und billige und kostenlose. Was hilft zum Verdrängen? Konsum und Kommerz, die schöne heile Welt der Medien und das Wohlgefühl des Rausches; das Plappern und das Bloggen und das Twittern, das Simsen und das Surfen, das Schaffen und das Shoppen, das Essen und der Sex und das Hetzen, das Schönsein und das Wichtigsein; das abgeschottete Eigenheim oder der Luxusurlaub, die Flucht in ästhetischen Genuss oder die in spirituelle Sonderwelten; bisweilen auch – ganz subtil – die Flucht in Ressentiments und ins Rechthaben oder das Baden in Verletztheit oder umgekehrt – und manchmal zugleich –