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Irlands Königreich der Schatten
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eBook190 Seiten2 Stunden

Irlands Königreich der Schatten

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Über dieses E-Book

Irlands Mythen und Sagen, Elfen- und Gespenstergeschichten, erzählt von einem seiner großen Dichter.Irland - das ist nicht nur die grüne Insel, das ist auch eine Welt, die tatsächlich von Sagen umwoben ist, eine Welt, die eine einzige vielstimmige Erzählung zu sein scheint. Vor der Veröffentlichung seiner berühmten Gedichte und Theaterstücke beschäftigte sich William Butler Yeats, der spätere Nobelpreisträger, intensiv mit der Folklore und Mythologie Irlands. Er wanderte durch die ländlichen Regionen seiner Heimat, wo der Aberglaube noch fest im Alltag verwurzelt war, und ließ sich von Bauern, Dorfbewohnern und Landstreichern Geschichten erzählen. Diese eindrücklichen Begegnungen und sonderbaren Geschichten hat Yeats in diesem Band versammelt und ihnen dabei ihre ganze Frische gelassen. Obwohl die Geschichten von übernatürlichen Wesen, außergewöhnlichen Menschen, und seltsamen Erscheinungen berichten, handelt es sich nicht um Märchen oder phantastische Erfindungen des Autors. Das Übernatürliche bleibt in Irland stets ein natürlicher Bestandteil des täglichen Lebens, und all die Elfen, Hexenmeister und Gespenster sind weniger Heimsuchungen als vertraute Nachbarn, mit denen man gut auskommen kann, wenn man sich nur an bestimmte Umgangsformen hält, sein Haus nicht auf einem Elfenpfad errichtet und sich nicht durch Traumbilder in das Labyrinth des Schattenkönigreichs locken lässt.Diese erste vollständige Übersetzung wird ergänzt durch ein Nachwort sowie Anmerkungen und ein Glossar der irischen Begriffe, mythologischen Figuren und historischen Personen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Apr. 2014
ISBN9783990271216
Irlands Königreich der Schatten
Autor

William Butler Yeats

W.B. Yeats (1865-1939) was an Irish poet. Born in Sandymount, Yeats was raised between Sligo, England, and Dublin by John Butler Yeats, a prominent painter, and Susan Mary Pollexfen, the daughter of a wealthy merchant family. He began writing poetry around the age of seventeen, influenced by the Romantics and the Pre-Raphaelite Brotherhood, but soon turned to Irish folklore and the mystical writings of William Blake for inspiration. As a young man he joined and founded several occult societies, including the Dublin Hermetic Order and the Hermetic Order of the Golden Dawn, participating in séances and rituals as well as acting as a recruiter. While these interests continued throughout Yeats’ life, the poet dedicated much of his middle years to the struggle for Irish independence. In 1904, alongside John Millington Synge, Florence Farr, the Fay brothers, and Annie Horniman, Yeats founded the Abbey Theatre in Dublin, which opened with his play Cathleen ni Houlihan and Lady Gregory’s Spreading the News and remains Ireland’s premier venue for the dramatic arts to this day. Although he was an Irish Nationalist, and despite his work toward establishing a distinctly Irish movement in the arts, Yeats—as is evident in his poem “Easter, 1916”—struggled to identify his idealism with the sectarian violence that emerged with the Easter Rising in 1916. Following the establishment of the Irish Free State in 1922, however, Yeats was appointed to the role of Senator and served two terms in the position. He was awarded the Nobel Prize in Literature in 1923, and continued to write and publish poetry, philosophical and occult writings, and plays until his death in 1939.

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    Buchvorschau

    Irlands Königreich der Schatten - William Butler Yeats

    geschwind!"

    Dieses Buch

    I

    Wie jeder Künstler hegte ich den Wunsch, aus den schönen, erfreulichen und bedeutsamen Dingen dieser rohen und ungeformten Erde eine kleine Welt zu erschaffen und jenen unter meinen Landsleuten, die meiner Einladung folgen möchten, ein Stück vom Wesen Irlands aufzuzeigen. Darum habe ich vieles von dem, was ich gehört und gesehen habe, sorgfältig und freimütig niedergeschrieben und außer meinem Kommentar nichts beigefügt, das nur in meiner Phantasie existiert. Ich habe mir jedoch nicht die Mühe gemacht, meine Überzeugungen von denen der Landbewohner zu trennen, sondern den Männern und Frauen, Elfen und Dämonen lieber ihren Willen gelassen, ohne ihn durch eigene Argumente einzuschränken oder zu verteidigen. Die Dinge, die man hört und sieht, sind Lebensfäden, die zu einzigartigen Gewändern des Glaubens verwebt werden können, wenn man sie sorgsam aus dem wirren Garnknäuel der Erinnerung zieht. Wie jeder andere habe auch ich mein Gewand gewebt, doch hoffe ich, dass es mich wärmt, und wäre schon zufrieden, wenn es mich einigermaßen kleidet.

    Hoffnung und Erinnerung haben eine Tochter namens Kunst, und sie hat ihre Heimstatt fern von dem Feld der Verzweiflung errichtet, wo Männer ihre Gewänder als Schlachtenbanner an gegabelte Zweige hängen. Oh geliebte Tochter der Hoffnung und der Erinnerung, bleib eine Weile bei mir.

    1893

    II

    Ich habe einige neue Kapitel im Stil der alten hinzugefügt und hätte noch weitere angehängt, doch verlieren unsere Träume mit zunehmendem Alter etwas von ihrer Leichtigkeit: Man beginnt, das Leben mit beiden Händen zu packen und sich mehr um die Frucht als um die Blüte zu kümmern – und dies ist vielleicht kein großer Verlust. Ich habe in diesen neuen Kapiteln, genau wie in den älteren, nichts erfunden, außer meinen Anmerkungen und ein oder zwei irreführenden Sätzen, um den Umgang irgendeines armen Geschichtenerzählers mit dem Teufel und seinen Engeln oder dergleichen vor seinen Nachbarn geheimzuhalten. Etwas später möchte ich ein großes Buch über die Elfenvölker veröffentlichen, und ich werde mich bemühen, es so systematisch und akademisch wie möglich zu gestalten, damit es mir als Entschuldigung für diese Handvoll Träume diene.

    1902

    W. B. Yeats

    Ein Geschichtenerzähler

    Viele Geschichten in diesem Buch wurden mir von Paddy Flynn erzählt, einem kleinen Mann mit leuchtenden Augen, der in einer zugigen Ein-Zimmer-Hütte in Ballisodare wohnte; ein Dorf, das er gern als das „vornehmste im ganzen Landkreis von Sligo" bezeichnete – er meinte damit das elfenreichste. Andere halten es im Vergleich mit Drumcliff und Dromahair für eher zweitrangig. Als ich ihn zum erstenmal traf, briet er sich gerade ein paar Pilze. Bei unserer nächsten Begegnung schlief er unter einer Hecke und lächelte im Schlaf. Er war eigentlich immer gut gelaunt, obwohl ich in seinen Augen (flink wie die Augen eines Kaninchens, das aus seinem zerfurchten Bau hervorspäht) eine Melancholie zu erkennen glaubte, die fast ein Bestandteil seiner Glücksgefühle war; die hellsichtige Melancholie rein instinktiver Gemüter und aller Tiere.

    Und doch gab es einiges in seinem Leben, das ihn bedrückte, denn in der dreifachen Einsamkeit aus Alter, Verschrobenheit und Schwerhörigkeit wurde er häufig von Kindern belästigt. Vielleicht predigte er deshalb ständig über Freude und Hoffnung. Zum Beispiel liebte er es zu erzählen, wie Collumcille seine Mutter aufmunterte. „Wie geht’s dir heute, Mutter?, fragte der Heilige. „Schlechter, antwortete die Mutter. „Möge es dir morgen schlechter gehen, sagte der Heilige. Collumcille kam am nächsten Tag wieder, und das Gespräch wiederholte sich wörtlich, doch am dritten Tag sagte die Mutter: „Besser, Gott sei Dank. Und der Heilige antwortete: „Möge es dir morgen besser gehen. Paddy Flynn erzählte auch gern, wie der Allmächtige am Jüngsten Tag gleichermaßen lächelt, wenn er die Guten belohnt und die Verlorenen zu ewigem Feuer verdammt. Er hatte oft merkwürdige Visionen, die ihn fröhlich oder traurig machen konnten. Ich fragte ihn, ob er je die Elfen gesehen habe, und erhielt die Antwort: „Machen sie mir nicht ständig Ärger? Ich fragte ihn auch, ob er je die Banshee, die Todesfee, gesehen habe. „Ich habe sie unten am Wasser gesehen, sagte er, „als sie mit ihren Händen auf den Fluss einschlug.

    Dieses Portrait von Paddy Flynn habe ich mit einigen Änderungen im Wortlaut aus einem Notizbuch übernommen, das ich kurz nach unserer Begegnung fast vollständig mit seinen Geschichten und Sprüchen vollgeschrieben habe. Heute betrachte ich das Notizbuch mit Bedauern, da die letzten leeren Seiten immer leer bleiben werden. Paddy Flynn ist tot; einer meiner Freunde gab ihm eine große Whiskeyflasche, und obwohl er meist nüchtern war, erfüllte ihn der Anblick einer solchen Menge Schnaps mit großer Begeisterung. Er labte sich ein paar Tage daran und starb. Sein von hohem Alter und schweren Zeiten verbrauchter Körper konnte den Alkohol nicht mehr so gut vertragen wie in seiner Jugend. Er war ein großartiger Geschichtenerzähler, und anders als unsere gewöhnlichen Schriftsteller wusste er, wie man sich des Himmels, der Hölle, des Fegefeuers, des Elfenreichs und der Erde bedient, um seine Geschichten zu bevölkern. Er lebte in keiner eng begrenzten Welt, sogar Homer hatte keinen größeren Fundus an erzählenswerten Ereignissen. Durch Menschen wie Paddy Flynn wird das gälische Volk vielleicht die uralte Schlichtheit und Reichhaltigkeit der Vorstellungskraft zurückgewinnen. Was ist Literatur anderes, als Stimmungen mittels Symbolen und Handlungsabläufen Ausdruck zu verleihen? Und gibt es nicht Stimmungen, die Himmel, Hölle, Fegefeuer und Elfenreich genauso benötigen wie diese verkommene Erde, um ihnen Ausdruck zu verleihen? Ja, gibt es nicht Stimmungen, für die man keinen Ausdruck finden kann, es sei denn, jemand wagte, Himmel, Hölle, Fegefeuer und Elfenreich zu vermischen oder sogar Tierköpfe auf Menschenkörper zu setzen oder Menschenseelen in das Herz der Felsen zu zwängen? Lasst uns voranschreiten, Geschichtenerzähler, und jede Beute schnappen, die das Herz begehrt, und habt keine Furcht. Alles existiert, alles ist wahr, und die Erde ist nur ein Staubkorn unter unseren Füßen.

    Glauben und Unglauben

    Selbst in den westlichen Dörfern gibt es einige Zweifler. Letzte Weihnachten erzählte mir eine Frau, sie glaube weder an die Hölle noch an Geister. Die Hölle hielt sie lediglich für eine vom Pfarrer ersonnene Erfindung, um die Menschen zum Guten zu bekehren; und Geistern, meinte sie, sei es nicht gestattet, nach Lust und Laune „auf Erden zu wandeln. Doch gibt es Elfen, fügte sie hinzu, „und kleine Leprechauns und Wasserpferde und gefallene Engel. Auch traf ich einen Mann, auf seinem Arm war ein Mohawk-Indianer tätowiert, der genau denselben Glauben und Unglauben teilte. Egal, an was man zweifelt, an den Elfen zweifelt man nicht, denn – wie der Mann mit dem Mohawk-Tattoo auf dem Arm mir erklärte – „sie widerstehen der Vernunft." Nicht einmal die Staatsbediensteten kommen an diesem Glauben vorbei.

    Eines Nachts, vor ungefähr drei Jahren, verschwand plötzlich ein junges Dienstmädchen aus dem Dorf Grange, das dicht an den seewärtigen Hängen Ben Bulbens liegt. Sogleich gab es große Aufregung in der Nachbarschaft, da man munkelte, die Elfen hätten es entführt. Ein Dorfbewohner soll lange mit ihnen gerungen haben, um das Mädchen zu beschützen, doch die Elfen setzten sich letztlich durch, und er blieb mit nichts als einem Besenstiel in der Hand zurück. Der Dorfpolizist wurde verständigt, und er veranlasste sofort eine Durchsuchung sämtlicher Häuser und riet den Leuten, gleichzeitig die „bucalauns (das Traubenkraut) auf den Feldern, wo das Mädchen verschwunden war, abzubrennen, da „bucalauns den Elfen heilig seien. Sie verbrachten die ganze Nacht damit, das Traubenkraut zu verbrennen, während der Polizist Zaubersprüche aufsagte. Man erzählt sich, dass man das kleine Mädchen am nächsten Morgen entdeckte, als es über das Feld wanderte. Es berichtete, die Elfen hätten es auf einem großen Elfenpferd weit fortgebracht. Schließlich habe es einen großen Fluss erblickt und gesehen, wie der Mann, der die Entführung verhindern wollte, darin in einer Muschelschale hinabtrieb – so stellte die Magie der Elfen die Größenverhältnisse auf den Kopf. Auf ihrer Reise erwähnten ihre Begleiter die Namen einiger Dorfbewohner, die in Kürze sterben sollten.

    Der Polizist hatte wohl recht. Es ist zweifellos besser, an viel Torheit und ein bisschen Wahrheit zu glauben, als aus reiner Dickköpfigkeit Torheit und Wahrheit gleichermaßen abzulehnen, denn wenn wir dies tun, haben wir nicht einmal eine flackernde Kerze, die unseren Pfad erhellt, nicht einmal ein armes Irrlicht, das vor uns im Sumpfland tanzt, und müssen unseren Weg durch die große Leere ertasten, wo die grauenvollen Dämonen hausen. Und was ist denn schon dabei, wenn wir in unserem Herd und unserer Seele ein kleines Feuer brennen lassen, und jedes vorzügliche Wesen, sei es Mensch oder Phantom, offenherzig einladen, sich daran aufzuwärmen, und nicht einmal zu den Dämonen allzu zornig „hebe dich hinfort" zu sagen? Wenn alles gesagt und getan ist, wie können wir dann noch davon ausgehen, dass unsere eigene Torheit weniger wert sei als die Wahrheit eines anderen? Denn sie wurde auf unserem Herd und in unserer Seele gewärmt und ist bereit, den wilden Bienen der Wahrheit als Nest zu dienen, auf dass sie ihren süßen Honig erzeugen. Kommt zurück in die Welt, wilde Bienen, wilde Bienen!

    Die Hilfe der Sterblichen

    In den alten Balladen hört man von Männern, die entführt wurden, um den Göttern in der Schlacht beizustehen, und Cuchulain gewann eine Zeitlang die Göttin Fand, indem er ihrer verheirateten Schwester und deren Ehemann half, ein anderes Reich im Land der Verheißung zu unterwerfen. Man erzählte mir auch, dass die Elfen nicht einmal Hurling spielen können, wenn sie nicht in jeder Mannschaft einen Sterblichen haben, dessen seelenloser Körper zu Hause schläft oder, wie es der Geschichtenerzähler ausdrücken würde, dessen Leib durch ein Trugbild ersetzt wurde. Ohne die Hilfe der Sterblichen sind sie wie Schatten und können nicht einmal die Bälle werfen. Eines Tages spazierte ich mit einem Freund über ein Sumpfland in Galway, als wir einem alten Mann mit groben Gesichtszügen begegneten, der einen Graben aushob. Mein Freund hatte gehört, dass dieser Mann irgendetwas Wundersames gesehen habe, und schließlich entlockten wir ihm seine Geschichte. Als er ein Knabe war, arbeitete er eines Tages zusammen mit dreißig Männern, Frauen und Jungen. Sie waren hinter Tuam und nicht weit von Knock-na-gur. Plötzlich erblickten alle dreißig im Abstand von ungefähr einer halben Meile rund hundertfünfzig Angehörige des Elfenvolkes. Zwei von ihnen, sagte er, hätten dunkle Kleidung wie die Menschen unserer Zeit getragen und seien ungefähr hundert Yards voneinander entfernt gestanden, doch die anderen seien in allen Farben gekleidet gewesen, kariert und gemustert, und einige in roten Westen.

    Er konnte nicht erkennen, was sie machten, doch schien es, als spielten sie Hurling, denn „sie sahen aus, als würden sie’s tun. Manchmal verschwanden sie, und bei ihrer Rückkehr hätte er Stein und Bein schwören wollen, dass sie aus den Körpern der beiden dunkel gekleideten Männer herauskamen. Diese beiden Männer waren so groß wie normale Menschen, doch die anderen seien klein gewesen. Eine halbe Stunde lang konnte er sie beobachten, dann habe der alte Mann, für den er und die anderen arbeiteten, eine Peitsche genommen und gesagt: „Weitermachen, weitermachen, oder wir werden nie fertig! Ich fragte, ob auch er die Elfen gesehen habe. „Oh, ja, aber er wollte nicht, dass die Arbeit, für die er zahlte, vernachlässigt wurde." Er ließ sie allesamt so hart arbeiten, dass niemand sehen konnte, was mit den Elfen geschah.

    Ein Seher

    Eines Abends besuchte mich ein junger Mann in meiner Unterkunft und begann über die Erschaffung des Himmels und der Erde und viele andere Dinge zu reden. Ich befragte ihn über sein Leben und was er so mache. Er hatte seit unserer letzten Begegnung viele Gedichte geschrieben und viele mystische Skizzen gezeichnet, doch in letzter Zeit habe er weder geschrieben noch gezeichnet, denn sein ganzes Streben konzentrierte sich darauf, seinen Geist zu stärken, zu beleben und zu beruhigen, und er befürchtete, das Gefühlsleben des Künstlers sei schlecht für ihn. Er trug jedoch seine Gedichte bereitwillig vor. Er kannte sie alle auswendig. Einige sind tatsächlich nie aufgeschrieben worden. Sie, deren wilde Musik dem Wind glich, der durch das Schilfgras streicht, erschienen mir als vollkommener Ausdruck keltischer Traurigkeit und Sehnsucht nach unermesslichen Dingen jenseits der Welt.¹ Plötzlich kam es mir so vor, als blicke er ein wenig gespannt umher. „Siehst du irgendetwas, X----?, fragte ich. „Eine strahlende, geflügelte Frau, bedeckt von ihrem langen Haar, die in der Nähe des Eingangs steht. Mit diesen oder ähnlichen Worten antwortete er. „Ist sie die Verkörperung einer lebenden Person, die an uns denkt und deren Gedanken uns in dieser symbolischen Form erscheinen?, fragte ich, denn ich kenne mich gut darin aus, wie Seher sich verhalten und wie sie sprechen. „Nein, antwortete er, „denn wenn es die Gedanken einer lebenden Person wären, würde ich den lebendigen Einfluss in meinem Körper spüren, und mein Herz würde klopfen und mein Atem stocken. Es ist ein Geist. Es ist jemand, der tot ist oder nie gelebt hat."

    Ich fragte ihn nach seiner Arbeit und erfuhr, dass er Verkäufer in einem großen Warenhaus war. Sein Vergnügen bestand jedoch darin, über die Hügel zu streifen, mit halbverrückten und hellseherischen Bauern zu sprechen oder kauzige und

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