Mein Kopf, das Buch und ich: Anthologie mit exklusiven Texten von unseren Autoren Loti Kioske, Bernd Schremmer, Edith Jürgens u. v. m.
Von Diverse
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Über dieses E-Book
Schreiben sind so vielseitig wie die Ideengeber der Geschichten selbst.
»Mein Kopf, das Buch und Ich« wirft einen Blick auf die Menschen, die hinter einem bewegenden Roman, einer galligen Satire, einem liebenswerten Kinderbuch oder einem packenden Krimi stecken. Die Anthologie versammelt 22 kurzweilige essayistische Kleinode ebenjener Schreibenden zu einem bunten Literatur-Potpourri, in dem erfahrene Autoren wie auch Debütanten ihre ganz persönliche »Geschichte hinter der Geschichte« offenbaren. Sie berichten von ersten literarischen Gehversuchen, schlaflosen Nächten, Ideenrausch und Schreibblockaden. Aber auch von den schönsten und skurrilsten Momenten im Leben eines Schriftstellers, ihren Inspirationsquellen, ersten Erfahrungen im Rampenlicht und allerhand glücklichen Fügungen. Ob brüllend komisch, bitterböse, anrührend oder kurios - das Literatenleben wird in aller Farbigkeit ausgemalt.
Tauchen Sie ein in die Welt derer, die der Literatur einen zentralen Platz in ihrem Leben eingeräumt haben und lassen Sie sich mitreißen von ihrem Fluss der Worte.
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Buchvorschau
Mein Kopf, das Buch und ich - Diverse
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Gallige Satire
Loti Kioske
Eine Dreiecksgeschichte
Bernd Schremmer
Zettelwirtschaft
Edith Jürgens
Vom Schreiben und von Zähnen
Erika Ruckdäschel
Die Dichtung, die Wahrheit und ich
Christiane Fladt
Eine gute Nachricht: Gegen Lese- und Schreibsucht gibt es noch keine Arznei
Ellen Soubeyrand
Befreiung
Joachim F. Giessler
Stationen
Beate Bölsche
Am Anfang war mein Wort
Eike Mewes
Bekenntnisse einer Schreibenden
Syelle Beutnagel
Mein Weg zum Schreiben
Edgar Presia
Im Spiegel der Zeit
Ingeborg Planert
Doch manchmal muss ich weinen
Jürgen Hermann
Die verlorene Postkarte und eine verlorene Idee
Kathrin Friedrich
Leben lernen
Helene Saal
Bilder
Frank von Olszewski
Bewacht von Majestät
Rudi Frenzel
Geht nicht, gibt’s nicht
Maria-Valerie Lasch
Ein Polizistenleben: Stress und Frust eines der schönsten Berufe
Heinrich J. Prinz
Angehende Schriftstellerin
Annemarie Böhm
Zur Erinnerung
Horst Häker
Die Unmenschwerdung auf den Rheinwiesen
Gerhard Kelber
Mein Kopf, das Buch und ich
Anthologie
mit exklusiven Texten von unseren Autoren Loti Lioske, Bernd Schremmer, Edith Jürgens u.v.a.
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ohne Zustimmung des Verlages ist unzulässig.
© by Verlag Neue Literatur
www.verlag-neue-literatur.com
Covervorlage: fotolia
Gesamtherstellung: Satzart Plauen
Printed in Germany
ISBN 978-940085-18-4
Ich kenne nichts auf der Welt, das eine
solche Macht hat, wie das Wort.
Manchmal schreibe ich eines auf und
sehe es an, bis es beginnt zu leuchten.
Emily Dickinson
LOTI KIOSKE
Loti Kioske wurde 1966 in Zittau geboren. Er erlernte den Beruf des Fahrzeugschlossers und absolvierte das Abitur. Danach folgten zwei Studienabbrüche. Stationen als Schlosser im Tagebau, Gemüsehändler, Schamotteschleifer, Hochspannungsmastenbauer, Werbekaufmann und Versicherungsfachmann schlossen sich an. Heute lebt er in Potsdam. Er betreibt leidenschaftlich Fitnesstraining und ATK, einen militärischen Kampfsport. Individuelle Reisen führten ihn in viele Länder auf fast allen Kontinenten. Gallige Satire nennt er seinen Stil. Er schreibt über das Leben im Allgemeinen und das Abgründige im Besonderen. Die besten seiner Kurzgeschichten fasste er zusammen in dem Buch ALARMSTUFE WEISS. Kioske ist Kolumnist für das Potsdamer Stadtmagazin friedrich. Auftritte neben eigenen Lesungen unter anderem bei der Leipziger Buchmesse, im MDR Fernsehen, auf Poetry Slams und bei FluxFM, Berlin. Alles weitere auf www.loti-kioske.de.
Bisher im Verlag Neue Literatur veröffentlichte Titel:
»Alarmstufe Weiß. Kurzgeschichten in Schräglage«
(Verlag Neue Literatur 2010)
Softcover, Format 12,2 cm x 19,9 cm, 100 Seiten, ISBN 978-3-940085-38-2, Ladenpreis 9,90 EUR
Gallige Satire
Loti Kioske
All den Quatsch, den wir uns hier erzählen, müsste man mal komplett aufschreiben.« Wie oft saß ich mit Freunden beim Bier in der Kneipe, als wir mit diesem Schlusssatz auseinandergingen. Ebenso boten meine beruflichen Etappen als Kfz-Schlosser, Schamotteschleifer, Hochspannungsmastenbauer, Gemüsehändler, Werbekaufmann und Versicherungsmakler ein Füllhorn an Geschehnissen, die nur darauf warteten, endlich verwurstet zu werden. Im Jahr 2005 raffte ich mich auf und bin zur Tat geschritten. Damals war ich Ende dreißig. Ich schrieb meinen ersten Text, an den ich einen literarischen Anspruch stellte. Ich hatte vom MDR-Literaturwettbewerb gehört und lieferte die Kurzgeschichte Endstation 42 ab. Ein Stück, in dem ich Leben und Abenteuer eines Alkoholikers in meinem Neubaublock aufarbeite. Das Groteske des Alltäglichen aus meiner Sicht darstellen – danach stand mir der Sinn. Gallige Satire habe ich später meinen Stil genannt.
Beim Verfassen der Aufsätze, die wir im Deutschunterricht in der Polytechnischen Oberschule der DDR schreiben mussten, wollte mir nichts einfallen. Man durfte nur schreiben – heute würde es heißen – wie es politisch korrekt war. Die herrschende sozialistische Ideologie stand im Fokus. Sie bildete den roten Faden und gab das Ziel vor. Letzten Endes ging es um den gesetzmäßigen Sieg des Sozialismus. Das Schreiben als Gehirnwäsche und Bevormundung. Es wurde missbraucht zur ideologischen Indoktrination. Für einen Freigeist wie mich eine Katastrophe. Nach der Wende beeindruckte mich die Sprachgewandtheit vieler Westdeutscher. Speziell die meines ersten Chefs, der vom Niederrhein kam und eine grandiose bildhafte Sprache und Schlagfertigkeit beherrschte. Dagegen waren die Lautäußerungen der Ostler angereichert mit verquasten Halbsätzen, Verlegenheitsfloskeln und sinnfreien Füllwörtern. Auch der ewige Konjunktiv überlebte die DDR: Ich würde mal sagen – sag ich da nur. Dieser Staat mit seinen jahrzehntelangen Sprech- und Denkverboten hatte in den Köpfen der Menschen Wunden hinterlassen, die bis in unsere Tage hinein nicht vollständig verheilt sind. Und von der Redefreiheit der Nachwendezeit können wir heutzutage nur noch träumen.
Zusammenhänge bildhaft und witzig auf den Punkt bringen. Diesen Anspruch heftete ich mir in den Kopf. Auf Deutsch lassen sich die Dinge so schön pingelig und exakt ausdrücken, wie es in kaum einer anderen Sprache möglich ist. Seit letztem Jahr bin ich Mitglied des Vereins Deutsche Sprache e. V. Ich trug durch meine Abstimmung mit dazu bei, dass der Duden durch den Verein zum Sprachpanscher des Jahres 2013 gewählt worden ist. Der Duden – einstmals Gralshüter unserer Muttersprache – ist inzwischen zu einer Schutthalde für Sprachmüll verkommen. Abartigste Anglizismen wurden von einer verantwortungslosen Redaktion mit eingebaut. Mittlerweile vermute ich, dass hinter der Verramschung der deutschen Sprache eine ganz bestimmte Absicht, ein System steckt. In ihrer klaren Form wohnt ihr Kraft und Identität inne. Langfristig soll diese Kraft zerstört und die identitätsstiftende Wirkung abgeschafft werden. Das reiht sich ein in eine Kette jüngst vom Zaun gebrochener Veränderungen, die die Entkräftung der ganzen Gesellschaft und die Umkehrung der Werte zum Ziel haben sollen. Als kleines Beispiel: Herr Professorin. An der Uni Leipzig soll die weibliche Bezeichnung zukünftig auch für männliche Lehrkräfte gelten. Dieser gefährliche Schwachsinn blüht jetzt flächendeckend auf. Hier muss dringend etwas passieren! Ein Jahr nach dem Versuch beim MDR-Literaturwettbewerb bot sich mir die Möglichkeit, einen Text in einem Sonderheft der Werbegemeinschaft meiner Herkunftsstadt Zittau zu platzieren. Dafür schrieb ich Der Furz der alten Frau. Dieser Text polarisierte heftig. Mir ging es dabei um eine kritisch-satirische Darstellung der gesellschaftlichen Zustände in der ostdeutschen Provinz am Beispiel der Kleinstadt Zittau. Gedacht als aufrüttelndes Klingeling gegenüber der gemeinschaftlichen Selbstbeweihräucherung und Schönfärbung, zu der Personen des öffentlichen Lebens in ländlichen Gebieten gerne neigen.
In den folgenden Jahren entstanden eine Reihe von Kurzgeschichten. 2008 beschloss ich, diese gesammelt auf einer eigenen Internetseite zu veröffentlichen. Ich entwickelte das Projekt www.loti-kioske.de. Ich wählte Loti Kioske als Pseudonym. Es ist natürlich nicht mein richtiger Name. Seine Entstehung hängt mit meinem Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee zusammen. Ich diente 1987/1988 in Frankenberg bei Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz. Aus bestimmten Gründen, die mit meinem richtigen Zunamen in Verbindung stehen, hatten mir die Kameraden meiner Kompanie den Spitznamen Lothar verpasst. Aus Lothar wurde schnell Lothi oder Loti, wie ich es der Einfachheit halber lieber schreibe. Nun gab es in meiner Kompanie einen Soldaten, der war bei allen Heimspielen des Armeefußballclubs Vorwärts Frankenberg vor Ort für Ordnung und Sicherheit zuständig. Alle zwei Wochen tat er am Samstagnachmittag im Stadion seinen Dienst. Da es dort nie Probleme gab, hatte er stets alle Zeit der Welt, sich am Stadionkiosk dem Trinken von Bier zu widmen. Irgendwann wollte er das nicht mehr alleine tun und so kam er auf die Idee, mich zu diesen Fußballspielen, das heißt, zu seinem Kiosk mitzunehmen. Immer wenn nun am Samstagnachmittag ein Spiel angesetzt war, polterte er eine Stunde zuvor in mein Zimmer, baute sich breitbeinig vor mir auf und brüllte: L O T I !! K I O S K E !! Das E hinter Kiosk bezog sich auf den Namen Skinoske. So hieß die Hauptfigur der damals im DDR-Fernstehen gespielten und sehr populären japanischen Serie Die Rache des Samurai.
Ich fand, dass diese Story und dieser Brüller bestens zu meinem Schreibstil und zu meiner Person als Autor passen könnten. So wurde ich zu Loti Kioske. 25 Jahre später habe ich meinen Armeekameraden nach aufwändiger Recherche wieder aufgespürt. Kurz danach trafen wir uns zu einem Grillabend bei ihm zu Hause in Lübbenau.
Durch den Internetauftritt wurden meine Geschichten zunehmend bekannt. Sie erfreuten sich größer werdender Beliebtheit. Im Oktober 2008 sollte es in einer Zittauer Kneipe zu meinem ersten Lesungsauftritt als Autor Loti Kioske kommen. Radio Lausitz sendete den ganzen Tag vor der Veranstaltung einen Trailer mit dem Hinweis auf meine Lesung. Es kamen so viele Leute, dass einige wieder gehen mussten, da noch nicht mal mehr Stehplätze frei waren. In den Stunden bis zum Start des Auftritts brach mir ab und zu der kalte Schweiß aus. Mit Zeugs, was ausschließlich auf eigenem Mist gewachsen ist, sich der kritischen Öffentlichkeit stellen und das Ganze auch noch flüssig und sicher vortragen … ist wie die erste Bootsfahrt auf dem Wildwasserfluss. Ich hatte vorher beruflich bereits einige Vorträge vor vielen Leuten gehalten. Doch dort vermittelte ich fremdes Wissen und war raus aus der Verantwortung. Das hier war ein völlig neues Ding. Ein neuer Lebensabschnitt und gleichzeitig eine persönliche Weiterentwicklung hatte begonnen. Aber alles ging glatt. Fast alle Besucher blieben bis zum Schluss. Tosender Beifall brandete auf. Besser konnte das Debüt nicht gelingen. Das gab mir frischen Mut, auf diesem Weg weiter zu gehen.
Auf Drängen zahlreicher Freunde entschloss ich mich einige Zeit später, die besten der bislang geschriebenen Storys als Buch herauszubringen. Also setzte mich in den Zug und fuhr 2010 zur Buchmesse nach Leipzig, um Kontakte zu Verlagen zu knüpfen. Dieser Messesamstag mit seinen Besuchermassen war nervenaufreibend. Ich als literarischer Nobody auf Kaltakquise. An einigen der Lesebühnen blieb ich stehen. Da sagte ich mir: Dort wirst du nächstes Jahr sitzen und deine Texte vortragen! Fakt! Ich kämpfte mich von Stand zu Stand und sprach mit Vertretern von neun Verlagen. Letzten Endes zeigten zwei ernsthaftes Interesse an einer Zusammenarbeit. Der Verlag Neue Literatur ist es schließlich geworden. Mit der Lektorin Grit Werner entspann sich eine wunderbare Kooperation. Sie schickte mir meine Texte lektoriert zurück. Mit den Änderungsvorschlägen hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten, denn ich bin ein Mensch, der sich nicht gern Vorschriften machen lässt. Aber schließlich habe ich fast alles so übernommen, wie sie es mir vorgeschlagen hatte. Im November 2010 war es endlich so weit. Mein Buch mit dem Titel ALARMSTUFE WEISS. Kurzgeschichten in Schräglage kam heraus. Ich war inzwischen von Zittau nach Potsdam umgezogen. Am Abend des 1. Dezember fand in einer Potsdamer Kneipe die Buchpremiere statt. Auch diesen Test bestand ich mit Bravour. Obwohl die Medien den ganzen Tag einen Schneesturm der Marke Weltuntergang angekündigt hatten und dieser dann auch wirklich hereinbrach, war die Hütte voll.
Zur Leipziger Buchmesse 2011 ging mein Traum vom Vorjahr in Erfüllung. Ich durfte auf der Lesebühne Literaturcafé aus meinem Buch vortragen. Bis zum heutigen Tag absolvierte ich über dreißig Auftritte. Meistens solo, aber manchmal auch zusammen mit anderen Autoren oder Musikern. Als Höhepunkte sehe ich meine Lesung beim Radiosender FLUX FM, Berlin, die Mitwirkung an mehreren Langen Nächten des Buches in Moabit und zwei Auftritten beim Jazzhappen Görlitz. Im Sommer 2011 sendete das MDR-Fernsehen ein Portrait von Loti Kioske. In unregelmäßigen Abständen schreibe ich Texte für die Kolumne Schluss mit lustig, die in der Potsdamer Monatszeitschrift friedrich erscheint. All das ist sauber dokumentiert und nachzulesen auf www.loti-kioske.de.
Meine Inspirationen kommen aus Alltagserlebnissen, dem aktuellen Zeitgeschehen und der gelebten Vergangenheit. Ich bin ein Straßenköter. Ich muss unterwegs sein. Das Leben ist einmalig. Das Leben ist ein Mosaik. Das Leben bietet alles – man braucht es nur entdecken und am eigenen Leib spüren. Ich suche nicht aktiv nach Themen – sie kommen am laufenden Band zu mir. Entscheidend ist, die Augen und Ohren offen zu halten. Wo man steht und geht. Die Sensoren müssen auf Empfang gestellt sein und man sollte den Blick fürs Detail, für das Groteske, für das Abartige besitzen. Ich habe immer Zettel und Stift dabei. Wenn mir