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Lichtungen 177
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eBook126 Seiten1 Stunde

Lichtungen 177

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Über dieses E-Book

Die Literaturzeitschrift Lichtungen erscheint vier Mal im Jahr und hat ihren Redaktionssitz seit 1979 in Graz. Nahezu jede Ausgabe widmet sich einem internationalen Schwerpunkt und zeitgenössischer Literatur. Doch für die vorliegende Nummer 177 rücken wir schlicht die Literatur an sich in den Fokus. Clemens J. Setz. Patrick Holzapfel. Kateřina Černá. Mario Hladicz. Kholoud Charaf. Pietro Russo. Jan Decker, Nadia Rungger. Mario Huber. Vladimir Arsenijević. Andrea Grill. Theodora Bauer. Martin Peichl, Ingrid Zebinger-Jacobi. Das sind die Autor:innen in der Reihenfolge ihres Erscheinens.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. Apr. 2024
ISBN9783903284388
Lichtungen 177
Autor

Clemens J. Setz

Geboren 1982 in Graz, wo er Mathematik sowie Germanistik studierte und heute als Übersetzer und freier Schriftsteller lebt. 2011 wurde er für seinen Erzählband Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Sein Roman Indigo stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2012 und wurde mit dem Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2013 ausgezeichnet. 2014 erschien sein erster Gedichtband Die Vogelstraußtrompete. Für seinen Roman Die Stunde zwischen Frau und Gitarre erhielt Setz den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2015. Zuletzt erschien Monde vor der Landung (alle Suhrkamp). Georg-Büchner-Preis 2021.

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    Buchvorschau

    Lichtungen 177 - Andrea Stift-Laube

    Cover: Lichtungen 177. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Zeitkritik, #177/2024 45. Jahrgang

    177

    E-BOOK

    Auf unserer Website finden Sie weiterführende Informationen und Bestellmöglichkeiten (Print & E-Book).

    Wir freuen uns auf Ihren Besuch! www.lichtungen.at

    EDITORIAL

    Das letzte Jahr war ziemlich fordernd für uns – wir haben die Lichtungen als E-Book verfügbar gemacht und die Edition Lichtungen gelauncht: eine nach Bedarf erscheinende Sondernummer, in der wir uns zweisprachig einem bestimmten Thema widmen. Edition Lichtungen #1 fokussiert ganz auf den albanischen Autor Lasgush Poradeci und wurde in der albanischen Kulturszene voller Begeisterung aufgenommen.

    Edition Lichtungen #1

    Die internationalen Schwerpunkte 2024 scharren schon in den Startlöchern, doch für die vorliegende Nummer rücken wir schlicht die Literatur an sich in den Fokus. Clemens J. Setz. Patrick Holzapfel. Kateřina Černá. Mario Hladicz. Kholoud Charaf. Pietro Russo. Jan Decker, Nadia Rungger. Mario Huber. Vladimir Arsenijević. Andrea Grill. Theodora Bauer. Martin Peichl, Ingrid Zebinger-Jacobi. Das sind die Autor:innen in der Reihenfolge ihres Erscheinens, begleitet von wunderbaren Übersetzer:innen und einem hochaktuellen Kunstteil von Anita Fuchs.

    Wir hoffen, Sie haben an dieser Ausgabe genauso viel Freude wie wir!

    Andrea Stift-Laube

    Inhalt

    EDITORIAL

    POESIE AN UNVERMUTETEN STELLEN

    Clemens J. Setz

    Pfandbrief und Kommunalobligation, die Schutzgeister des deutschen Taschenbuchs Folge 18

    LITERATUR

    Jan Decker

    Steine und Worte

    Patrick Holzapfel

    Wörter für die Welt

    Kateřina Černá

    Mondvögel

    Mario Hladicz

    Traumprosa

    Kholoud Charaf

    Gedichte

    Aus dem Arabischen von Kerstin Wilsch

    Pietro Russo

    Einer Geschichte zugehören

    Aus dem Italienischen von Helmut Moysich

    Nadia Rungger

    Gedichte

    Ingrid Zebinger-Jacobi

    Perfektionen

    Mario Huber

    Rundenweise

    Vladimir Arsenijević

    Das ist kein fröhlicher Ort

    Aus dem Serbischen von Lejla Alibašić, Jelena Dabić, Mascha Dabić, Brigitte Döbert, Ivana Miloš und Rebekka Zeinzinger

    ZEITKRITIK

    Theodora Bauer

    Später wird es wieder morgen

    ABSPANN

    Martin Peichl

    I want to believe Über die unheimlichen Grenzen des Erzählbaren

    GUTES VON GESTERN

    KURZBIOGRAFIEN

    IMPRESSUM

    POESIE AN UNVERMUTETEN STELLEN – EINE SERIE

    Clemens J. Setz

    Folge 18: Pfandbrief und Kommunalobligation, die Schutzgeister des deutschen Taschenbuchs

    In alten Rororo-Taschenbüchern findet sich eine bemerkenswerte Sache, über die viel zu wenig gesprochen wird. Den Jüngeren unter uns dürfte sie wahrscheinlich gar nicht mehr bekannt sein, und selbst Ältere haben dieses bizarre Poesieangebot vermutlich so oft gedankenlos überblättert, dass sie sich nur dunkel an seine Existenz erinnern.

    Ich spreche von der, im Nachhinein betrachtet, ungewöhnlich erscheinenden Idee des Rowohlt-Verlags, Werbeeinschaltungen mitten in einem Roman, anstatt im Anschluss an den Haupttext, zu drucken, und darüber hinaus nicht einfach Werbung für verschiedene, sondern immer nur für ein einziges Produkt, oder besser: für eine einzige Art der Investition, nämlich der in „Pfandbrief und Kommunalobligation".

    Man kann sich darunter einfach verzinste Wertpapiere vorstellen, die genauen Details müssen uns hier aber nicht interessieren. Das Interessante daran ist, dass diese Werbeseiten in den Taschenbüchern so gestaltet wurden, dass sie aus dem literarischen Text, ja manchmal sogar aus den auf der vorangegangenen Seite erwähnten Motiven der Erzählung zu folgen schienen. Ich besitze einige alte Rororo-Taschenbücher, etwa von François Mauriac (Das Gewand des Jünglings) oder David Garnett (Meine Frau, die Füchsin), in denen noch mitten im Buch vollkommen anlasslos und plump für Zigaretten geworben wurde. Ab 1962 wurde das anders.

    Der offiziellen Webseite des Verfassers der Kleinanzeigen, Claus D. Grupp, entnehme ich folgende Fakten:

    Auftraggeber war der Gemeinschaftsdienst der Boden- und Kommunalkreditinstitute in Köln, dem alle privaten Hypothekenbanken und öffentlichen Banken angeschlossen waren. Zuvor waren in Taschenbüchern Anzeigen für Zigaretten oder Autos erschienen, ohne jeden Bezug zum Inhalt der Bücher. Das Neue an den Pfandbriefanzeigen war, dass sie auf eine Stelle im Buch Bezug nahmen, z.B. eine Aussage aus einem Dialog aufgriffen und dies als Aufhänger für den Anzeigentext nahmen. Die Vorderseite (rechte Seite im Buch) brachte eine grafisch anspruchsvolle Illustration zum Buchtext (zu 90 Prozent von der Grafikerin Christa Janik aus Leinfelden-Echterdingen gestaltet). Darunter stand ein kurzer Text aus höchstens vier oder fünf Wörtern und drei Fortsetzungspunkten, der auf der Rückseite fortgesetzt wurde.

    Und so sah das Ganze aus:

    Mancher, der ein Buch liest, murrt …

    ... wenn er Werbung findet, wo er Literatur suchte. Reklame in Büchern !!!? Warum nicht auch zwischen den Akten in Bayreuth oder neben den Gemälden in der Pinakothek?

    Das stimmt in meinem Fall übrigens gar nicht. Als junger Leser deutschsprachiger Übersetzungen von Faulkner, Thomas Wolfe, Genet oder Sartre in den angenehm billigen und häufig sogar gratis auffindbaren Gebrauchttaschenbüchern der alten Reihe las ich diese beiden so erzdeutsch klingenden Wörter, „Pfandbrief und Kommunalobligation, so oft, dass sie mir, obwohl ich ihren Sinn gar nicht kannte, zu einer Art von Begleitzauber zu guter Literatur wurden. „Pfandbrief und Kommunalobligation!, schrie das Buch immer dann, wenn es gerade richtig spannend wurde. Und ganz egal, wie anmutig und bewusstseinserweiternd sich irgendein mehrzeiliger Satz bei Faulkner (selbst in den etwas kraftlosen deutschen Übersetzungen) beim Lesen anfühlte, irgendwann, ja, vielleicht schon auf der nächsten Seite, trat jedes Mal dieses monokeltragende, steifgewandige Begriffspaar auf und erinnerte mich mit onkelhaftem Augenzwinkern daran, dass es hinter all der literarischen Poesie noch eine unglaublich gewichtige andere Welt gab: die Herzensangelegenheiten der deutschen Sparkassen.

    In der Rororo-Ausgabe von Daniel Defoes Moll Flanders findet sich etwa folgende Einschaltung:

    Von Gläubigern verfolgt …

    ... das war vor dreihundert Jahren nicht angenehmer, als es heute ist. Die beiden Möglichkeiten des Entkommens damals: Die Schulden bezahlen oder in die Münze flüchten, wo Bedrängte unantastbar waren.

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