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Wieder mit Sehnsucht nach Monte Carlo: Die außergewöhnliche Lebensgeschichte eines ladinischen Hotelportiers
Wieder mit Sehnsucht nach Monte Carlo: Die außergewöhnliche Lebensgeschichte eines ladinischen Hotelportiers
Wieder mit Sehnsucht nach Monte Carlo: Die außergewöhnliche Lebensgeschichte eines ladinischen Hotelportiers
eBook194 Seiten2 Stunden

Wieder mit Sehnsucht nach Monte Carlo: Die außergewöhnliche Lebensgeschichte eines ladinischen Hotelportiers

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Über dieses E-Book

In seinem Lebensrückblick beschreibt der aus Untermoi stammende Hotelportier Anton Molling (1901-1987) mit Witz und der Abgeklärtheit eines Pensionisten die Lebensbe-dingungen einer kinderreichen Bergbauernfamilie in Ladinien.
Eingebettet in die eigene Lebensgeschichte lässt er Personen seines Bekanntenkreises, interessante Hotelgäste und sogar einige bekannte Persönlichkeiten durch heitere Anekdoten Revue passieren.
Molling schildert Ereignisse aus dem Ersten Weltkrieg, beschreibt Bergtouren sowie seine ersten Arbeitsstellen und die dabei gewonnenen Eindrücke. Seine Kontaktfreudigkeit einerseits, aber auch sein Humor und seine Anpassungs-fähigkeit eröffneten Anton Molling immer wieder Gelegen-heiten, die er auch prompt zu nutzen verstand. Stationen waren das Hotel Elephant in Brixen, Hotels in Nizza und Monte Carlo, das Gästehaus von Adolf Hitler in Salzburg sowie das Weiße Rössl am Wolfgangsee.
Für die Bandbreite zwischen Armut, Gefährdung und sinnerfüllter Lebensgestaltung ist der Molling-Text eine beeindruckende und rare Quelle.
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Raetia
Erscheinungsdatum3. Apr. 2014
ISBN9788872834916
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    Buchvorschau

    Wieder mit Sehnsucht nach Monte Carlo - Anton Molling

    Ruhestand

    Vorwort der Bearbeiter

    Die Herausgabe der Erinnerungen von Anton Molling sind ein seit über 20 Jahren fälliges Vorhaben. Der Rückblick des ladinischen Bauernsohnes und Hotelportiers auf sein Leben zwischen Untermoi und Monte Carlo, Salzburg und Sibirien ist so eindrücklich und vielfältig, dass eine Veröffentlichung geboten erschien. Sie war auch ein Wunsch von Herrn Molling, als er uns das Manuskript anvertraute. Zugleich sind die Erinnerungen ein großer Gewinn für eine Geschichte mit offenem Blick für die Verhältnisse, Optionen und Wahrnehmungsweisen jener vielen historischen Akteure, die außerhalb des politischen und gesellschaftlichen Fokus stehen.

    Ein großes Dankeschön für Geduld und Nachsicht gebührt den Kindern von Anton Molling und Marie Flöss, der Tochter Annemarie Molling-Morandell (Innsbruck) und dem Sohn Helmut Molling (Salzburg) mit ihren Familien. Sie haben einer Veröffentlichung zugestimmt und sie durch die Überlassung eines reichen Fundus an Bildern außerordentlich bereichert. Obwohl ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt wurde, hoffen wir sehr, dass sie sich über das Buch freuen können. Mit der Genehmigung der Edition machen sie der Geschichte Südtirols und Ladiniens ein großes Geschenk.

    Die Betreuung durch den Verlag Edition Raetia, einer erstrangigen Adresse für Zeitgeschichte in Süd- und Nordtirol, ging über verlegerische Routine weit hinaus. Thomas Kager hat die hürdenreiche Edition des Textes engagiert mitbetreut und mit zielführenden Hinweisen den Weg zur Publikation wesentlich geebnet. Sie ergänzt die verdienstvolle Raetia-Reihe „Memoria – Erinnerungen an das 20. Jahrhundert" um ein besonderes Glanzstück.

    Giovanni Mischì („Istitut Ladin Micurà de Rü", St. Martin) schlägt mit seinem Vorwort eine direkte Brücke zur Heimat von Anton Molling; dafür sei ihm besonders gedankt. Wir hoffen, dass die Edition auch in den ladinischen Tälern gute Aufnahme findet und die Suche nach ähnlichen Selbstzeugnissen anregt.

    Hans Heiss, Margot Pizzini

    Bozen, im August 2008

    De mistier fora por le monn, col cör a d’Antermëia

    Recordanzes de vita de Tone Molling

    Les memoires de Tone Molling cöiüdes adöm y dades fora te chësc pice liber é n contribut interessant y original sot a de plü punć d’odüda: te un descrires la vita de na porsona jona che s’un va bele dër adora da so paîsc nadè por se chirì tl frostì n da ćiasa y se fà sö na esistënza, ares cunta cun pasciun y cun n gröm de anedotes dles dificoltês mo inće dles perts plajores de n iade de vita intravaié.

    Tl medemo momënt rapresentëia les recordanzes de Tone Molling inće n contribut interessant sot l’aspet storich y sozio-cultural, eres pö impü n spidl dla sozieté de chël tëmp, na fontana direta a pié ia defata do le 1900 ćina dan da ca. vint agn.

    Tone Molling à vit na buna pert dl 20jim secul (nasciü tl 1901 y mort l’ann 1987), al à odü y fat para i gran svilups y mudamënć de chësc centenà. A mëte man da sü agn da möt söl lüch da paur cun meseria y n gröm de dificoltês economiches (al n’ê ćiamò degöna forza eletrica, la spëisa ê fata de ma lat y soni, le guant gnô dè inant dai plü gragn ai plü pici y tignî na vita), ales prömes esperiënzes a patrun pro deplü paurs ćina a rové pro le laûr da portier de hotel che l’à acompagné por le rest dla vita.

    Sües prömes esperiënzes de laûr tl ambiënt dla hotelaria fêj Tone a Porsenù pro le hotel „Elefant. Le compit prinzipal ê chilò chël da jì fora söla staziun dla ferata a aspetè y chirì adöm sciori por la ostaria. N valgügn agn plü tert röiel al Lêch de Garda y a Rapallo. Intratant impàrel n pü de franzesc por jì tla Francia, olach’ al ćiafa tres conescënzes n post de laûr: impröma te n hotel a Nizza y spo tl hotel „Mirabeau a Monte Carlo. Ara ti gareta da mëte pé ti ambiënć gastronomics plü alć y impara insciö a conësce de vigni sort de sciori alaingrana. N dotur inglesc l’inviëia da jì a laurè a Londra olach’ al à la poscibilité da imparè n pü de inglesc. Le mistier da portier codüj Tone i agn che vëgn intoronn te ambiënć nobli, tl casinò, al impara a conësce citês y de vigni sort de porsones, inlaôta na rarité por un che é nasciü te n paîsc da munt.

    Te sües recordanzes cunta Tone Molling dles porsones che al à incuntè, dles situaziun te chëres che al é rové, al descrî ghesć inter-essanć cun chi che al à albü da fà, al baia dla Secunda Gran Vera, dles Opziuns, dla prijonia ruscia, dles dificoltês y di prighi intergnüs, al cunta de chësc y de chël ater, de süa vita privata tambëgn co di avenimënć de chël tëmp – mo mai cun preiudizi, dagnora cun n spirit positif y de crëta, zënza baié jö por zacai o condanè valgügn.

    Tles momoires de Tone Molling vëgnel inće tres indô a löm l’incherscimun y le lian strënt cun le daćiasa y i posć de süa jonëza: Kalkan (Ćialćiagn), Kianeigeri (Chi Anëigri), Seragella (Sarighela) y d’atri. So dejîer plü sintì ti ultimi agn: ester ćiamò n iade sö da Crist de Börz a se gode le beliscim panorama cun Pütia, les Odles d’Eores, le Gabler y i bi pra da munt.

    Tone Molling é stè süa vita fora por le monn, mo tl sentimënt y tl pinsier él romagnü ćina ala fin un d’Antermëia.

    Giovanni Mischì

    „Auch die Erinnerung gewinnt mit jedem Jahr …"

    Anton Molling (1901–1987): Ein ladinisches Leben zwischen Monte Carlo, Sibirien und Salzburg

    Hans Heiss

    Als ich Anton Molling in seinem Haus in Salzburg im September 1987 besuchte, öffnete sich die Tür und ein kleiner, betagter Herr trat mir entgegen. Ich war angemeldet, durch seine Nichte Elisabeth Flöss, meine spätere Frau, die mich auf den „Onkel Toni hingewiesen hatte. „Er hat ein aufregendes Leben hinter sich, sagte Lies, „und er war als Hausmeister bei euch im ‚Elephanten’. Besuch ihn doch, es wird sich lohnen."

    Herr Molling hatte sich auf den Besuch gefreut, der ihn an die ferne Jugend erinnerte, aber zugleich überforderte ihn der fremde Gast. Wir saßen im Wohnzimmer, er wollte sprechen, brachte aber vor Aufregung keinen Ton heraus. Nachdem ihn seine Frau Marie Flöss beruhigt hatte, erzählte er mir zwei Stunden lang aus seinem langen Leben und berichtete auch von meinem Großvater, bei dem er als 22-Jähriger als Portier eingestanden war. Zum Abschied drückte er mir sein Tagebuch in die Hand, ich solle es durchlesen, vielleicht auch veröffentlichen. Dies versprach ich, ohne zu wissen, wie lange es dauern würde. Ich konnte auch nicht vermuten, dass ich Herrn Molling zum ersten und letzten Mal begegnet sein sollte, machte er doch einen vitalen, geistig regen Eindruck. Aber schon einen Monat später, am 25. Oktober 1987, starb er an den Folgen einer Lungenentzündung. Er war 86 Jahre alt und hinterließ neben seiner Frau Marie die bereits erwachsenen Kinder Annemarie und Helmut.

    Anton Molling war Ladiner, Hotelmann, Optant, Auswanderer: Diese Eckpunkte seines Lebens berühren vier zentrale Entwicklungsmomente Südtirols im letzten Jahrhundert. Er war Angehöriger der kleinsten Sprachgruppe Südtirols, die härter als alle anderen um ihre wirtschaftliche und kulturelle Existenz zu kämpfen hatte. Die Selbstbehauptung der Ladiner vollzog sich auch über den Tourismus, der ihre wichtigste Ressource, die Berge, unaufhaltsam in Wert setzte. Toni Molling nahm durch seine Berufswahl den touristischen Aufstieg seiner Heimatregion bereits um 1920 auf persönlicher Ebene vorweg. Die Option der Südtiroler 1939 war die größte Herausforderung für das Land und seine Gesellschaft. Der durch seine Arbeit in Hotels an Wanderschaft gewöhnte, bereits 38-jährige Anton Molling entschied sich für die deutsche Staatsbürgerschaft und die Auswanderung, wohl auch im Bewusstsein, dass er die Heimat längst schon verinnerlicht hatte. Migration war für ihn Normalität, die Deutschlandoption für den Weitgereisten kein Bruch, sondern nur ein Anlass mehr, um aus dem nicht zu fernen Salzburg die Beziehung zur Heimat umso intensiver zu pflegen.

    Das Tagebuch von Anton Molling ist eine Lebensbilanz, niedergeschrieben auf den Rechnungsformularen des Salzburger Hotels „Traube", wo er von 1953 bis zur Pensionierung 1966 als Nachtportier arbeitete. Der Autor hielt sein Leben für so außergewöhnlich, dass er seine wichtigsten Stationen in dieser Form festhalten wollte. Keine leichte Aufgabe, denn dem Portier fehlte die Schreibroutine. Aber der große Erzähler und begabte Unterhalter war überzeugt davon, dass ihm auch das Schreiben gelingen würde. Er behielt recht: Seine Niederschrift ist ein Glücksfall Südtiroler Erinnerungsarbeit, ein Selbstporträt, hinter dessen eigenwilliger Diktion und subjektiven Zügen die Konturen der Landesgeschichte hervortreten.

    Anton Molling, geboren am 7. November 1901 und damit Zeuge des 20. Jahrhunderts, wuchs in einer bäuerlichen Familie in Untermoi auf. Dort, am Fuß des Peitlerkofels, hätte Toni Molling vielleicht sein Leben verbracht, wäre der väterliche Hof nicht durch eine vom Vater geleistete Bürgschaft in Konkurs gegangen. Die Überschuldung brachte die Familie 1910/11 um ihr Eigentum und trieb sie auseinander. Der Vater zog in die kleine Bischofsstadt Brixen, auch die Mutter ging in Brixen in fremden Dienst. Die zwei Töchter Maria und Tilli zogen gleichfalls nach Brixen, Toni und seine Schwester Kathi kamen ab Mai 1911 bei Bauern im nahen Gebirgstal Villnöß unter.

    In der Erinnerung des Schreibers verfließt die frühe Kindheits- und Jugendphase zu impressionistischen Tupfern von starker Intensität. Das Leben in der Natur und mit den Tieren des Hofes, die bäuerliche Arbeit, die eintönige, an Feiertagen aber reiche Kost, die Spielgefährten des Dorfes, der von Streichen und Schabernack unterbrochene Schulbesuch blieben Erinnerungsmomente von starker Ausstrahlung. Aber auch der Schock über den Vermögensverlust und der Abstieg leben in den Erinnerungen auf, wenn Anton Molling die Ausdehnung des verlorenen Hofes beschreibt, für dessen Übernahme er selbst als einziger Sohn bestimmt gewesen wäre.

    Neben der persönlichen Katastrophe der Familie erfuhr Toni Molling aber auch das Glück der späten Geburt: Wäre er nur zwei, drei Jahre früher zur Welt gekommen, so hätte auch er zum Kriegsdienst einrücken müssen. So blieb ihm der Krieg zwar markant in Erinnerung, der Fronteinsatz aber erspart.

    Anton trat bei dem berühmten Bauernarzt Hintner in Pichl/Gsies, einem nördlichen Seitental des Hochpustertals, seinen ersten Dienst an. Hier war der 16-jährige Zaungast des Krieges, der nur wenige Kilometer südlich an der Dolomitenfront ausgetragen wurde. Als Kutscher und Pferdeführer übernahm der Halbwüchsige eine verantwortungsvolle Aufgabe, die seine schon ausgeprägte Selbstständigkeit weiter förderte. Patron Hintner war als Bauer, Holzhändler und Heiler ein vermögender Dorf-Honoratior, der auch dem Wein gerne zusprach. Aus Gsieser Sicht waren der ferne Kanonendonner, die Schneemassen des Winters 1916/17 und die oft tödliche asiatische Grippe Begleiter des Großen Krieges, den der 17-jährige Toni zwar aus der Nähe, aber aus gleichsam sicherem Ausguck beobachtete.

    Bereits der junge Toni Molling zeichnete sich durch eine besondere Gabe aus: Die Fähigkeit, den Wechselfällen des Lebens eine heitere Note abzugewinnen und seine vielen Begegnungen durch einen „Witz", wie er

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