Briefe an Lucilius / Epistulae morales (Deutsch): 4. Buch
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Lucius Annaeus Seneca
Lucius Annaeus Seneca (4 B.C–A.D. 65) was a Roman statesman, Stoic philosopher, and dramatist. He served as an advisor to Nero; upon his implication in a plot to assassinate the emperor, he was compelled to commit suicide --This text refers to the paperback edition.
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Buchvorschau
Briefe an Lucilius / Epistulae morales (Deutsch) - Lucius Annaeus Seneca
Die Briefe an Lucilius über Ethik sind das reifste und eingängigste Werk des großen römischen Philosophen Lucius Annaeus Seneca. Im allerbesten Sinne des Wortes populärphilosophisch, präsentieren sie sich dem Leser als kurze und kompakte Lebensratgeber. Jeder einzelne Brief ist voll der Weisheit, des lebenspraktischen Rates, der ermutigenden Worte und an den fruchtbarsten Stellen mit prägnanten Merksätzen, sogenannten Sentenzen, versehen. Dieser Band enthält das 4. Buch der Briefe in deutscher Übersetzung. Anders als die meisten Ausgaben Senecascher Werke bedient sich diese allerdings nicht der hundert Jahre alten Übertragung des Otto Apelt, sondern bringt eine Neuübersetzung, in welcher der klassische literarische Geist, die rhetorische Kraft des Urtextes sowie der wörtliche Sinn möglichst bewahrt sind. Ein Anhang am Ende des Buches bietet Anmerkungen zu philosophischen, historischen und literarischen Details. Wer die tiefen praktischen Einsichten der Briefe nicht nur oberflächlich erfassen, sondern gänzlich durchdringen will, wird so an die Materie unmittelbar herangeführt.
Lucius Annaeus Senecio, geboren 1973, hat Altertumswissenschaften und Kunstgeschichte studiert. Er ist klassischer Humanist und Moralphilosoph sowie ein scharfer Zeit- und Gesellschaftskritiker. Als Verfechter der klassischen Ethik, Ästhetik und Bildung ist er insbesondere ein entschiedener Gegner des modernen Schul- und Universitätssystems, welchem gegenüber er das antike Humanitätsideal eines Cicero, Seneca und Erasmus vertritt. Durch die erneute Zusammenführung der römischen, griechischen und biblischen Weisheit schuf er eine in heutiger Zeit einzigartige ethische Lebenslehre, welche er ohne akademischen Dünkel auch in Seminaren und Vorträgen vermittelt. Darüber hinaus lehrt er die klassischen Sprachen Latein und Altgriechisch an seinem Sprachinstitut in Berlin.
INHALT
PROOEMIUM
BRIEFE
Wider des Todes Furcht
Erwirb dir Weisheit, erwirb dir Einsicht
Dem Gotte ähnlich ist, der weniges bedarf
Weise Worte weiser Männer
Des Meisters Freude über des Schülers Fortschritte
Was ist wahre Freundschaft?
Des Schlechtesten Beweis ist die Masse
Per aspera ad astra
Die rechte Form moralischer Belehrung
Besser wohl unterrichtet als wohl belesen
Es ist besser, mit den Füßen als mit der Zunge zu straucheln
In uns Menschen webt ein Gott
APPENDIX
PROOEMIUM
Lucius Annaeus Seneca (1 – 65), dessen Pränomen ich mitsamt seinem Gentilnomen vor sechs Jahren offiziell übernommen habe, und zwar auf seinen eigenen Rat hin, welchen er gibt in seinem Werke De brevitate vitae (15, 3), ist einer der größten Weisen der Menschheitsgeschichte gewesen. Er war bekennender Stoiker, pflegte aber von allen anderen sich zu Eigen zu machen, was auch immer sie des Guten bieten. So ist der Meister im allerbesten Wortessinne als ethischer Eklektiker zu bezeichnen, welcher von seinem Lehrer Sotion moralische sowie psychologische Lehren des Pythagoras geerbt hatte, von Attalos aber kynisches Geistesgut. Auch die Ethik des Epikur schätzte Seneca im höchsten Maße. Er war allerdings mitnichten ein Nachahmer und Kompilator, wie überhaupt das Altertum weit mehr selbständige Köpfe hervorgebracht hat denn unsere Zeit, welcher als akademische Auszeichnung gilt, nicht frei zu denken, kein eigenes Profil zu entwickeln, sich ein rechter Klon aller auf der Karriereleiter Vorausgekletterter zu erweisen. Vielmehr hat er die Philosophie und insbesondere die Stoa dadurch außerordentlich bereichert, daß er in der Morallehre die Hauptrollen des Willens, der Tugend und – auch hierin zeigt der Meister sich als Pythagoreer – des Gewissens vollends herausgehoben. Mit seiner Gewissensethik erreichte die Philosophie den Gipfel ihrer Höhe. Während man heute wieder in leere Mathematik ohne Zahlen zutiefst hinabgestürzt ist, das aber immer noch „Philosophie nennt, pflegte Seneca von der Götter Warte aus die strebenden Geister zu belehren: „Schlecht handelt, welcher dem Rufe, nicht dem Gewissen dankbar ist
(De beneficiis 6, 42, 1). Oder: „Dem Gewissen geschehe Genüge, keine Mühe wollen wir auf unseren Ruf verschwenden" (De ira 3, 41, 1). Oder: „Nichts um des guten Rufes, alles um des Gewissens willen werde ich tun" (De vita beata 20, 4). Oder: „Niemand scheint mir höher zu achten die Tugend, niemand jener mehr zu sein ergeben als der, welcher eines guten Menschen Ruf verloren hat, damit nicht er sein Gewissen verliere" (Epistulae morales 81, 20).
Auch mit dieser unserer Übersetzung des 4. Buches der Moralischen Briefe an Lucilius wollen wir uns als Jünger des Lucius Annaeus Seneca erweisen und alle, die es wünschen, teilhaben lassen an echter und wahrer Weisheit. Diese Teilnahme wird natürlich aber nur denjenigen gelingen, welche nicht das, was sie lesen wollen