Jonny Appetito: Ein Kater, wie er im Buche steht
Von Brigitta Rudolf
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Brigitta Rudolf
Die Autorin Brigitta Rudolf lebt in Bad Oeynhausen. Außer Tier- und Katzengeschichten sind bereits Schmunzelkrimis, Weihnachtsgeschichten und etliche Kurzgeschichten erschienen. Außerdem ist die Autorin in verschiedenen Anthologien vertreten.
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Buchvorschau
Jonny Appetito - Brigitta Rudolf
Wort
Rausgeflogen
Rrrrrums – ziemlich unsanft war ich auf meinen vier Pfötchen gelandet. Dabei war ich so hoffnungsvoll in das große Auto gehüpft…
Aber ich muss von vorn beginnen, mit dem was mir passiert ist. Solange ich mich erinnern kann, habe ich bei Oma Elly gelebt, einer lieben, alten Dame, die ich sehr gemocht habe. Sie konnte schon länger nicht mehr so gut laufen und war immer froh über meine Gesellschaft. Bei ihr bekam ich viel leckeres Futter und durfte in ihrem schönen großen Garten mein Revier einrichten. Außerdem war gleich nebenan ein kleines Wäldchen und direkte Nachbarn gab es keine. Nur Oma Elly und mich. Aber wir hatten es immer recht gemütlich zusammen.
Ab und zu bekamen wir Besuch von ihren zwei Enkelkindern. Die waren lieb und ich mochte sie auch gern, aber wenn sie ihren Hund mitbrachten, dann habe ich mich immer versteckt. Er war so groß. Vor dem hatte ich Angst! Meistens kamen sie allerdings ohne ihn und dann konnten wir prima zusammen spielen.
Es ging Oma Elly nicht mehr so gut und seit einiger Zeit war sie sowieso ganz anders geworden als früher. Sie ist ab und zu einfach nicht mehr aufgestanden und vergaß gelegentlich sogar, mir mein Futter zu geben! Kaum zu glauben, oder? Ich habe mir große Sorgen um Oma Elly gemacht und ein bisschen auch um mich.
Dann kam vor ein paar Tagen ein großes Auto auf den Hof gefahren, aus dem zwei Männer ausgestiegen sind und die haben Oma Elly einfach mitgenommen. Ich habe gewartet und gehofft, dass sie mir meine Oma Elly doch bald wieder zurückbringen würden, aber sie ist nicht wiedergekommen. Keiner ist gekommen, um sich um mich zu kümmern, so musste ich mir langsam etwas einfallen lassen und als dann ein anderes Auto auf dem Hof anhielt, war das meine Chance.
Der Mann, der ausstieg, hat eine Menge Sachen aus dem Haus mitgenommen und da dachte ich, er könnte mich vielleicht auch gebrauchen oder sogar zu Oma Elly bringen und bin unbemerkt mit ins Auto gesprungen. Aber das war wohl keine so gute Idee!
Lange Zeit sind wir gefahren und irgendwann habe ich mich dann doch getraut, mich bemerkbar zu machen. Aber der Mann hat sich gar nicht gefreut, sondern gleich angefangen, ganz furchtbar zu schimpfen! Dann hat er angehalten, mich ziemlich unsanft gepackt und aus dem Auto geworfen. Ich sah nur noch die Rücklichter seines Wagens in der Dunkelheit verschwinden, als ich mich ganz mühselig wieder aufgerappelt hatte. Das war gemein und böse von ihm! Wenn meine liebe Oma Elly das wüsste…
Erinnerungen an Teddy
Wir hatten gerade unseren so heiß geliebten Kater Teddy Krallmann durch einen Autounfall verloren und waren absolut untröstlich! Nur kurze acht Monate hatten wir ihn liebhaben dürfen.
Teddy war ein sehr schöner großer, kohlrabenschwarzer Kater von cirka dreizehn Jahren, der im Tierheim Eichenhof lebte und in unserer Tageszeitung zur Vermittlung vorgestellt worden war. Ich hatte mich sofort in das hübsche Kerlchen mit dem unendlich traurigen Blick verliebt, und nachdem wir die Angelegenheit einige Tage überlegt hatten, waren wir zum Eichenhof gefahren, um ihn zu uns zu holen – eine Woche vor Weihnachten.
Das Abenteuer begann schon damit, dass wir seine Grundausstattung einkauften. Was braucht ein Tier außer Futter- und Wassernapf? Wir hatten noch nie eine Katze gehabt und waren für jeden guten Rat sehr dankbar. Es hatte soviel Freude gemacht, für ihn nur das Allerbeste und Schönste auszusuchen. Wenn wir unterwegs waren, freuten wir uns schon darauf, zu Hause von Teddy erwartet zu werden. Immer war er recht schnell zur Stelle, um uns gebührend zu begrüßen! Er war stets liebevoll und sehr anhänglich; und so war es eine wunderbare, unvergessliche Zeit mit ihm.
Unser Teddy galt als scheu und zurückhaltend und das war er auch, aber Manfred und mir schloss er sich sofort rückhaltlos an. Nur uns beiden allerdings, allen anderen gegenüber blieb er reserviert und vorsichtig. Er war ein begeisterter Freigänger und leider wurde ihm das zum Verhängnis. Aber wir haben viele wunderbare Erinnerungen an ihn…
Unterwegs
Wollt Ihr wissen, wie es mit mir weiterging? Also, da stand ich nun am Straßenrand und war wieder mal alleine! Hungrig war ich auch und sehr müde, sooo müde, aber erstmal musste ich mich auf die Pfoten machen und sehen, ob ich irgendwo ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen finden konnte. Vor mir lag eine endlos lange Straße, aber da fuhren die Autos, also sollte ich wohl besser ein Stück weiter seitwärts zu den Wiesen hinüber laufen. Vielleicht fand sich ja dort auch noch was zu fressen – eine dicke Spinne oder ein fetter Käfer. Mäuse fresse ich nur im Notfall, schmecken mir einfach nicht, diese kleinen Biester!
Endlich kam ein Bauernhaus in Sicht, und davor standen zwei Mülltonnen. Mit denen konnte ich nicht viel anfangen, aber hier wohnte doch sicher jemand. Also setzte ich mich vor die Tür und wollte warten, bis einer raus kam, und dabei muss ich eingeschlafen sein.
Plötzlich wurde ich von einem ganz lauten Geräusch aufgeschreckt und war sofort hellwach. Als ich hier ankam, war es noch dämmrig, jetzt war es taghell und das große Müllauto bahnte sich seinen Weg zu den Tonnen. Bloß weg hier, dachte ich und versteckte mich schnell hinter einem Busch. Inzwischen war das laute Ungetüm angekommen und ein großer Greifarm schnappte sich eine Tonne nach der anderen, um sie auszuleeren und wieder abzusetzen. Danach rumpelte das Müllauto wieder vom Hof – zum Glück! Aber rausgefallen war aus den Mülltonnen rein gar nix, also wartete ich weiter, ob sich jemand blicken ließe, aber im Haus blieb alles still. Ob es sich lohnen würde, auf die Menschen, die hier wohnten, zu warten? Aber ich hatte doch solchen Hunger!
Also schleppte ich mich weiter; immer in der Hoffnung, einen Menschen zu treffen, der mir endlich etwas zu fressen geben würde. Da vorn war noch ein Haus, und vielleicht hatte ich ja endlich mal ein bisschen Glück! Da stand urplötzlich eine andere, rotgetigerte, große Katze vor mir. „Das ist mein Revier, fauchte sie mich böse an. „Ich habe doch so großen Hunger
, stammelte ich und machte mich ganz klein dabei. „Trotzdem, hier ist mein Revier, und da ist für Dich kein Platz. Meine Menschen stellen mir auch nur gelegentlich mal was zum Fressen hin, ansonsten muss ich sowieso für mich selber sorgen. Magst
Du Mäuse?, fragte sie mich nun schon etwas freundlicher. „Nein, bei meiner Oma Elly bekam ich immer leckere Körnchen oder auch schon mal eine Dose aufgemacht
, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Verwöhntes Balg, damit kann ich nicht dienen, maunzte die Rotgetigerte brummig. „Aber, wenn Du hier den Feldweg weitergehst, dann kommen noch mehr Häuser, versuch es mal da
, riet sie mir noch, drehte sich um, und weg war sie. Was konnte ich anderes tun, als ihren Rat zu befolgen.
Stimmt, bald tauchten mehrere Häuser auf, und ich bekam wieder Hoffnung. Aus der einen Haustür kam ein Junge mit einem Schulranzen auf dem Rücken. Klar, erstmal hatte ich ein bisschen Angst, aber er sah nett aus, also lief ich mit letzter Kraft auf ihn zu und miaute ihm mein Leid. „Na, wer bist Du denn? Sicher hast Du Hunger, Du siehst ganz so aus", sagte er mitleidig zu mir. Na endlich, hatte mich einer verstanden! Das hörte