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AFTERTIME ...!
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eBook295 Seiten4 Stunden

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Über dieses E-Book

In der Ehe der Bommers kriselt es gewaltig. Als der stets liebesbereite 64-jährige Paul die Abweisungen seiner Frau nicht mehr erträgt, vergnügt er sich mit seiner neuen Assistentin, dem attraktiven und schlanken Fräulein Busch, während die sieben Jahre jüngere Ute, mit zunehmendem Alter so fett geworden, dass sie zwei Stühle braucht, um sich zu setzen, nicht länger bereit ist, den Avancen ihres Ehemannes so mir nichts, dir nichts nachzukommen und sich seinen ständigen Erniedrigungen auszusetzen. Kurz gesagt: Paul geht Ute allmählich gehörig auf die Nerven.
Da tritt eines Tages der sexsüchtige Knut Herr in Utes Leben. Ihr Nachbar, der ihr von da an fortwährend nachstellt und versucht, sie auf jede erdenkliche Weise zu verführen. Zu den unmöglichsten Zeiten taucht er bei ihr auf. Eines Tages überrascht er sie mit einem außergewöhnlichen Geschenk. Das zeigt Wirkung. Und als obendrein noch Frau Eule, Pauls Chefin, ins Spiel kommt, scheint für Ute das Ende der Fahnenstange erreicht.
Hat Knut Herr die Mission, Ute für sich zu gewinnen, erfolgreich beendet? Ist Ute tatsächlich bereit, ihren Ehemann zu verlassen und sich mit ihrem Nachbarn zügellos zu verlustieren, wie der es gerne hätte? Wir werden sehen …
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum5. Dez. 2012
ISBN9783844846676
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    Buchvorschau

    AFTERTIME ...! - CACHA

    20

    1.

    »V erdammt noch mal, ich möchte dich nun endlich ficken! Ich habe mir extra dafür heute Nachmittag freigenommen und was machst du? Blätterst permanent in diesem bescheuerten Katalog herum und lässt uns Sachen hier anschleppen, die keine Sau gebrauchen kann! Wozu habe ich dich denn eigentlich geheiratet?«, schrie Paul und zog wütend seinen Hosenlatz immer wieder auf und zu.

    Die schwergewichtige Ute unterbrach ihre Bestellung und sah von den bunten Bildern hoch zu ihrem Ehemann. Der hatte bereits einen hochroten Kopf vor Zorn und seine grünen Augen blickten böse auf dem Küchentisch umher, wobei ihm ständig die etwas längeren dunkelbraun gefärbten Haare ins Gesicht fielen.

    »Mein Gott, Paul, seit dein Arbeitgeber dir die Möglichkeit geschaffen hat, Überstunden abzubauen, gehst du mir so derart auf den Geist!«, schnaufte sie, drückte ihr Doppelkinn und notierte in aller Ruhe die Ziffern auf dem Bestellschein zu Ende. »Kannst du dir nicht irgendein Hobby suchen, das dich ausfüllt? Wir leben schließlich nur ein paar Kilometer von Stuttgart entfernt. Die Stadt ist doch riesengroß und bietet so viele Möglichkeiten. Ich beschäftige mich doch auch anderweitig und fordere dich nicht ständig auf, deinen Ständer aufzuklappen!«

    Doch ihr Mann konnte sich kaum beruhigen. Wild entschlossen blieb er vor ihr stehen und trat wie ein ungezogenes Kind von einem Fuß auf den anderen. Plötzlich ließ er seine beigefarbene Cordhose hinunter, wühlte sich etwas umständlich im Schlitz der Unterhose herum und holte verzweifelt seinen Schwanz hervor. »Ute, ich bitte dich ein letztes Mal! Willst du nicht wenigstens einmal einen Blick darauf werfen?«

    Genervt legte sie den Kugelschreiber beiseite, nahm ihre Brille von der Nase und warf sie achtlos auf den Katalog. »Jetzt will ich dir mal was sagen, Freundchen! Wie lange kennen wir uns nun schon – zwei, drei Jahre…?«

    Paul nickte erwartungsvoll und antwortete etwas ruhiger: »Ja, so ungefähr!«

    »Siehst du«, fuhr sie fort und blieb weiterhin vorwurfsvoll, »das ist schon eine halbe Ewigkeit und wir sind nicht mehr die Jüngsten! Du bist vor ein paar Tagen 64 Jahre alt geworden und ich vollende nächsten Monat mein Siebenundfünfzigstes! Mit dem kleinen Ding«, sie warf einen kritischen Blick zwischen seine Beine, »brauchst du bei mir gar nicht anzutanzen! Du weißt ganz genau, dass mir ein Kuchenpinsel nicht genügt! Ich brauche einen richtigen Tapezierhammer! Das habe ich damals in meiner Internetanzeige ausdrücklich betont, falls du dich bitte daran erinnern möchtest! Du hast prompt retourniert und glattweg behauptet, dass du diese Voraussetzung mitbringst! Nur deswegen habe ich einem ersten Date mit dir überhaupt zugestimmt!«

    »Herrgott, jetzt fängt diese Leier wieder an!« Paul war so aufgebracht, dass er sich beim Sprechen einmal im Kreis drehte. »Schließlich hast du dich doch für mich entschieden! Kein anderer Kerl hat genug Grips bewiesen, auch nur ansatzweise auf diese von vorneherein schon eher peinliche Anzeige einer Frau zu reagieren!«

    »Peinlich? Nein, mein Lieber, das war nicht der ausschlaggebende Grund!«

    »Ach nein, was war es dann?«

    »Ei, du bist mir bereits nach unserem ersten Treffen nachgelaufen wie ein Platzhirsch in der Brunftzeit. Ich konnte ja gar keinen Schritt mehr alleine machen, ohne dich als meinen Schatten nachzuziehen!«

    »Das wird ja immer interessanter! Und meine teuren Geschenke? Was ist damit? Die konntest du aber ohne Bedingungen annehmen oder?«, gab er zurück und fegte mit beiden Händen Katalog und Brille seiner Frau auf den Fußboden.

    Erschrocken hielt sie die Luft an und zog sich wortlos den tiefen Teller mit den selbst gemachten Wursthäppchen näher, der ebenfalls vor ihr auf dem Küchentisch stand. Bevor sie nämlich die Bestellung angegangen war, hatte sie für ihren kleinen Hunger zwischendurch eine ganze Gelbwurst in grobe Stücke geschnitten. Ohne nachzudenken, stopfte sie sich damit die Backentaschen voll und kaute laut schmatzend. Aß sie doch immer dann besonders viel, wenn Paul ihr Ärger machte, und das war in letzter Zeit oft der Fall.

    Ihr Ehemann sah das mit Missfallen und seine Laune besserte sich dadurch nicht gerade.

    Nachdem Ute ihren Mund wieder einigermaßen geleert hatte, entgegnete sie scharf: »Es reicht mir, Paul! Du kannst dich doch VON schreiben, dass du mich überhaupt bekommen hast – und was heißt hier Geschenke? Du meinst, ein paar Fresskörbe und ein bisschen Blumenzeug treiben eine Frau in die Ehe? Da täuschst du dich aber gewaltig! Das schönste Geschenk, das ein Mann einer Frau machen kann, ist finanzielle Sicherheit und, ich betone, und…«, sie hob dabei den rechten Zeigefinger, »eine richtige Keule am Sack. So, und jetzt solltest du schleunigst deine Feincordhosen wieder hochziehen, bevor mir noch das große Kotzen kommt!« Sie strich sich eine ihrer schulterlangen grauen Haarlocken aus dem Gesicht und schaute ihn mit ihren nicht mehr ganz klaren braunen Augen abwartend an.

    Paul schwieg, aber sie wusste, dass er vor Wut kochte.

    Ute hasste solche Diskussionen und ihr unförmiger Körper war erhitzt vor Aufregung. »Boa, ist das auf einmal heiß hier!«, stöhnte sie, packte ihren sonnengelben Rollkragenpulli mit beiden Händen am unteren Ende und zog ihn sich über den mehrstöckigen Bauch hoch bis zum Unterkiefer, ehe sie sich den Saum unter das Doppelkinn klemmte und umständlich die üppigen Brüste in ihrem hautfarbenen Stützmieder richtete.

    »Da, zum Beispiel!«, schrie Paul los und zeigte mit ausgestreckter Hand auf ihr komprimierendes Wäscheteil. »Hier, guck! Dein Mieder, dieses Einquetschding zum Beispiel, habe ich von meiner kompletten Weihnachtsgratifikation bezahlt, du undankbare Kuh! Ohne dieses Gerüst könntest du deine Massen nämlich gar nicht mehr schultern!«

    »Ach«, entgegnete sie, »dachte immer, es war deine Absicht, mich fett zu halten! Du hast mich doch immer vollgestopft und konntest es gar nicht üppig genug haben!«

    Enttäuscht und voll Unverständnis hatte Paul seine Hosen wieder bis zu den Knien hochgezogen, als Ute völlig unerwartet eine beschwichtigende Handbewegung machte.

    »Ei, komm, lass, wenn du den Chef jetzt schon mal draußen hast«, sie schaute mitleidsvoll auf seinen Penis, der ihm nach wie vor schlaff zwischen den Eiern hing, »will ich mal nicht so sein! Der Klügere gibt schließlich nach!«

    »Wieso das auf einmal?« Ungläubig sah Paul seine Frau an. »Pardon, aber da habe ich auch meinen Stolz! Ich gehe jetzt und suche mir ein Hobby, wie du gesagt hast – und wenn es im Rotlichtmilieu ist!« Leicht zitternd, denn die Auseinandersetzungen mit seiner Frau ließen ihn auch nicht kalt, versuchte er vergeblich, seinen Hosenknopf zu schließen. »Herrgott noch mal!«, schimpfte er mit sich selbst.

    Ute schüttelte heftig den Kopf von links nach rechts. »Ei, Paul, du hast…!«

    »Ei…! Ei…!«, unterbrach er sie barsch. »Du sollst nicht immer ›Ei‹ sagen! Das klingt so was von primitiv! Ich kann es nicht mehr hören! Wie oft habe ich dir das schon gesagt!«

    »Ja, ja, reg dich ab! Übrigens, deine Hose geht nicht zu, weil du vor lauter Sturheit vergessen hast, die Unterhose mit über deinen alten Arsch zu ziehen!« Sie stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab und rückte ihren Stuhl zurück. Da ihr das eigene Körpergewicht fast bei jeder Bewegung schwer zu schaffen machte, ging es auch nicht ohne Stöhnen ab, wenn sie sich bückte, um ihre Sachen wieder vom Küchenboden aufzuheben.

    Währenddessen zog Paul verwundert beide Augenbrauen nach oben und fragte ungläubig: »Was? Ich soll meinen Slip vergessen haben? Habe ich da eben richtig gehört? Willst du mich verarschen?« Doch als sie ihm keine Antwort gab, machte er sich daran, den Sachverhalt zu prüfen. »Hm, hm, tatsächlich!«, sagte er kleinlaut, sprach aber gleich mit schärferem Unterton weiter: »Daran kann man eindeutig erkennen, wie viel Ärger ich mit dir am Hals habe! Sonst würde mir das gar nicht passieren!«

    Ute schob sich aus Gründen der Bequemlichkeit zwei Küchenstühle eng beisammen und eben darauf niedergelassen, platzte ihr bei Pauls Bemerkung der Kragen. Sie sprang raketenartig hoch, soweit es ihre Körperfülle zuließ, und hielt ihm drohend den Kugelschreiber vors Gesicht. »Die Frage ist nur, wer hier mit wem Stress hat, du alter Sack!«, fauchte sie ihn an. »Mit einem Mann verheiratet zu sein, dessen ganzer Stolz kleiner ist als eine Cocktailgurke und worüber sich sogar meine Freundin ihr Maul zerfetzt. Das, mein Lieber, das ist wirklich Ärger!«

    »Was, deine Freundin, die Luzi, warum…?«, entsetzt darüber wurde er leichenblass.

    Ute triumphierte innerlich. »Na, die wollte halt wissen, ob du mich mit deinem Pimmel noch richtig befriedigen kannst! Wie das eben unter Frauen so ein Gesprächsthema ist!« Daraufhin setzte sie ihre Brille wieder auf und schickte sich an, die begonnene Bestellung fortzusetzen. Voll Interesse schlug sie gerade die nächste Seite auf, als sie ein klirrendes Scheppern vernahm. Sie blickte ahnungsvoll über den Brillenrand in Richtung ihres Mannes und sah, dass der auf den Weg in den Flur wieder einmal über den Bierkasten gestolpert war, den er selbst dort hingestellt hatte. Er hielt das für wesentlich bequemer und zeitsparender, als dafür permanent die steile Kellertreppe ab- und aufsteigen zu müssen.

    Ungehalten schüttelte Ute wiederum den Kopf und rief ihm nach: »Ei, ei, ei, ei, ei…!« Anschließend widmete sie sich erneut den ausgewiesenen Qualitätsvergleichen von Bügeleisen, bis ihr Blick auf die nächste Seite mit den Vibratoren fiel. Sie rückte ihre Brille etwas näher vor die Augen und las laut die Beschreibung vor: »Anschmiegsames glattes Obermaterial, damit gewährleistet ist, dass es flutscht und Ihnen nicht den Arsch aufreißt! Batteriebetriebener Vibrator, der durch künstlichen Luftdruck ein so starkes Gefühl in der Vagina erzeugt, als würden Sie von einem Presslufthammer gefickt. Intensiver, geiler, sauberer als ein männlicher Penis führt er sie schnell und hundertprozentig zum Orgasmus. Überall anwendbar, wasser- und blickdicht!«

    Sie nahm erneut für einen Moment ihre Sehhilfe ab und kaute nachdenklich an einem der Kunststoffbügel. Hm, hm, dachte sie, ich hab ja noch nie so ein Ding… Und was ist, wenn Paul davon Wind bekommt?, setzte die Brille wieder auf und las laut weiter: »Sie können das Schüttelgerät in zwei Ausführungen erhalten: die leichte Variante mit zweimal 1,5-Volt-Batterien ohne Analast und die stärkere Ausführung mit drei superstarken Alkalibatterien plus kräftig ausschweifendem Analstimulator! «

    Erneut nahm Ute die Brille ab und sprach ihre Gedanken aus. »Analdings…, äh, hä? Anal ist doch hinten, was ist dann rektal? Das müsste nach Adam Riese vorne sein! Das Gummitier ist also mit einem Plastikzweig fürs Arschloch ausgestattet. Aber warum das?« Sie grübelte einen Moment und kaute auf einem der Brillenbügel herum. »Wahrscheinlich regt der Zweig nebenher die Verdauung an. Nicht schlecht! Sollte das funktionieren, könnte ich mir künftig die Kosten für die Abführtropfen sparen!«

    »So, ich geh dann jetzt!«, hörte sie ihren Ehemann vom Flur aus rufen.

    »Von mir aus!«, entgegnete Ute gleichgültig, während sie mit leicht zitternder Hand die Bestellnummer des Gummi-Glücksbringers notierte.

    Sie war so von innerer Aufregung gepackt, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich Paul heranschlich und ihr heimlich über die Schultern schaute. Er wollte unbedingt erfahren, was seine Frau denn da so fesselte.

    »Interessant, mit was du dich tagsüber so auseinandersetzt! Das könntest du auf alle Fälle billiger haben!«, motzte Paul sie an. »Für solche Schweinereien geht also die schwer verdiente Kohle drauf und meinen Spargel lehnst du ab! Das ist doch allerhand!«

    Ute erschrak so sehr über seinen Kommentar, dass ihr die Brille aus der Hand fiel. »Huch, ach, du bist es!«, schnaufte sie ertappt und legte beide Hände auf ihre gewaltige Brust. »Hör mal, es geht dich überhaupt nichts an, was ich hier, hier… hier für meine Freundin quasi bestelle! Außerdem wolltest du dich doch verpissen!«

    Er bückte sich tiefer und zischte ihr ins Ohr: »Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass du diesen gewaltigen Plastikfickstab für deine zartbesaitete Freundin bestellen willst? Sorry, aber das glaubst du ja wohl selber nicht, und dann auch noch einen mit Furzhemmer, wie ich sehe!«

    »Mit was? Was…, mit was?«, fragte sie verwundert und drehte sich zu ihrem Mann herum. »Mit was für einem Ding?«

    »Na, der Ableger an dem Gerät ist ein Furzhemmer! Ich darf dich nur daran erinnern, wie schnell ich meine Finger aus deinem Hintern ziehen musste, wenn du Blähungen hattest! Das wird damit nicht mehr so leicht gehen!«

    »Ei, wenn das so ist, dann koche ich künftig halt weniger Bohnengemüse! Daran soll es nicht scheitern. Aber abgesehen davon, es ist ja nicht für mich gedacht!«

    Paul ging wieder zur Küchentür und stieg umständlich über den Bierkasten. Dann knipste er Licht im Flur an, um sich ausgehfertig anzuziehen. »Wo sind denn meine neuen braunen Kalbsleber…, äh, -lederschuhe, Pummel?«

    »Das weiß ich doch nicht!«, erwiderte sie gereizt und klappte mit einem lauten Schlag den Katalog zu. »Du hast schon lange nicht mehr Pummel zu mir gesagt, Paul, wieso jetzt?«

    »Ach so, ja, eigentlich trifft der Begriff Pummel überhaupt nicht mehr auf dich zu, aber Dickel oder Fettel klingt nicht! Wo sind denn nun meine Schuhe? Die wirst du ja hoffentlich nicht als Vibratorersatz benutzt haben, oder?« Paul stockte, und ihm wurde in diesem Moment bewusst, dass er damit zu weit gegangen war. Er hoffte, dass seine Frau diesen Satz überhört hatte, und machte sich daran, hektisch den Garderobenschrank zu durchwühlen.

    »Was du dir mir gegenüber rausnimmst, ist unerhört!«, schrie sie. »Du erlaubst dir allerhand, Freundchen! Anstatt mir die kleine Silbe ei verbieten zu wollen, solltest du besser einen Benimmlehrgang machen. Was sagen die denn in der Firma zu dir? Mittlerweile bist du doch bestimmt auch dort negativ aufgefallen!« Ein bitteres Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, als sie fortfuhr: »Den unbefriedigten Bommer zum Chef, der eigentlich alles hat oder haben könnte, nur wichsen muss er sich selbst! Ha, ha, ich lach mich tot! Vielleicht bittest du ja einmal deine Sekretärin, die alte Frau Meisel, darum, dir ihren Arsch hinzuhalten! Die steht kurz vor der Rente und merkt bestimmt nichts mehr!«

    »Da liegst du leider, leider vollkommen falsch!«, entgegnete Paul scharf und suchte immer noch wie wild nach seinen Tretern. »Frau Meisel ist krankgeschrieben und wird anschließend pensioniert. Die kommt gar nicht mehr! Die Geschäftsleitung, unter anderem auch meine Wenigkeit, hat entschlossen, mir bereits vorzeitig eine junge und hübsche Assistentin ins Vorzimmer zu setzen, und ich muss sagen, das war eine richtige Entscheidung. Die hat nicht nur Holz vor der Hütte, sondern auch einen wunderbar strammen und heißen Schwitz…, äh, Sitzkasten!«

    »Was soll das heißen, Sitzkasten?« Ute beschlich ein ungutes Bauchgefühl. »Das wird ja immer besser. Hast du ihren Arsch etwa schon in natura gesehen?« Als er ihr darauf keine Antwort gab, spürte sie den innerlichen Drang, dieses Thema jetzt ausdiskutieren zu müssen. »Ich habe dich etwas gefragt, Paul!«

    Aber der tat so, als hätte er sie gar nicht gehört.

    Ute kaute rasend vor Neugier auf der Unterlippe. »Schweigen ist auch eine Antwort und sagt alles! Aber so wie ich dich kenne, wird die weniger Gehirn im Kopf haben, wie sie Brüste mit sich herumträgt! Dann passt ihr ja wunderbar zusammen!«

    »Du hältst dich wohl für sehr intelligent, was? Von Gehirn kann bei dir doch absolut keine Rede sein!«, erwiderte Paul. »Zum Vögeln brauchtest du keinen Verstand und für den Haushalt hier hast du nie welchen eingesetzt! Bislang habe ich Affären mit Kolleginnen immer vermieden, aber wenn du deine Beine für mich nicht mehr breitmachen willst, und das scheint mir so, tja, dann werde ich wohl Fräulein Busch ficken müssen, ob ich will oder nicht!«

    Ute fehlten die Worte, und weil ihr Unterkiefer gerade einmal Pause hatte, arbeitete ihr Gehirn auf Hochtouren. Natürlich war es ihr schon in den Sinn gekommen, ihr Mann könne irgendwann einmal etwas mit einer jüngeren und attraktiveren Frau anfangen. Da war er bestimmt nicht anders wie alle anderen Männer. Sollte Paul tatsächlich seine Drohung wahr machen, wäre nicht nur ihre beschissene Ehe gefährdet, sondern, was sie viel, viel gravierender träfe, sie könnte dadurch ihr bequemes Zuhause verlieren. Sie seufzte tief und erinnerte sich zurück: Damals war sie überschnell, aber auch ein Stück weit glücklich bei ihm eingezogen. Paul präsentierte ihr nämlich überraschenderweise eine riesige Villa als ihr neues Heim. Er war natürlich nicht auf den Kopf gefallen, und weil er das Gebäude allein finanziert hatte, machte er kurzfristig einen Ehevertrag.

    »Idiot!«, dachte Ute laut und schluckte bei dem Gedanken daran mehrmals hintereinander ihre aufkommende Traurigkeit hinunter. Sie spürte arge Trockenheit in ihrer Kehle, als sie mit der flachen Hand auf die Tischplatte schlug. »Ei, dann mach das doch! Geh zu deiner Schreibtischziege! Vielleicht freut die sich ja, von so einer, einer Schlaftablette im Bett gevögelt zu werden!«

    »Daran dachte ich!«, parierte er umgehend. »Schließlich bin ich der Chef und habe Fräulein Busch, also die Rosi, noch in die eine oder andere Richtung einzuweisen! «

    »Rosi, aha! Hast du endlich deine Schuhe gefunden?«, fragte sie entnervt. Sie wollte jetzt mit ihren Gedanken alleine sein, und unüberhörbar für ihn fügte sie hinzu: »Alter Sack!«

    »In welchem Sack?«, fragte er zurück, als er in diesem Moment seine Schuhe entdeckte. »Ach, da sind sie ja! Ute, habe sie gefunden! Du hast sie in deine Gummistiefel gesteckt, warum auch immer! Ich bin dann mal weg! Bis später!« Schnell schlüpfte er hinein, und ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen, verließ er das Haus.

    »Was heißt hier bis später?«, wollte sie wissen, doch er konnte sie nicht mehr hören. Kopfschüttelnd strich sie sich erneut ein paar Haarlocken aus dem Gesicht und fuhr sich mit den Fingern über die trockenen Lippen. Schließlich stand sie auf, um sich etwas zu trinken zu holen.

    »Schöne Scheiße, in die du mich da hineingeritten hast!«, rügte sie ihre Möse laut, bückte sich, so weit es ging, vornüber und schaute vorwurfsvoll zwischen ihre Beine. »Du bist bestimmt genauso vertrocknet wie ich, aber gut, du kommst auch noch dran! Erst muss ich etwas trinken!«

    Sie öffnete den Kühlschrank und sah hinein, konnte jedoch nur eine Piccolo und Pauls Bierflaschen entdecken. »Typisch, der Arsch denkt doch nur an sich, keine Cola, kein Saft, nichts!« Enttäuscht knallte sie die Tür des Eisschrankes wieder zu und machte sich schweren Herzens auf den Weg in den Flur. Allein der Anblick der Treppe in den Keller brachte sie ins Schwitzen. »Ei, ei, ei, ei, ei, wieder diese steilen engen Stiegen runter, und das mit meinem Gewicht! Verstehe gar nicht, warum mir das heutzutage so viel ausmacht! Ich habe mich doch in meiner Kindheit nicht vor Bewegung gescheut!«

    Kurz vor der Kellertreppe blieb sie abrupt stehen und blickte voller Bedenken hinunter. Sollte sie wirklich diese Strapaze auf sich nehmen? Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr und überlegte fieberhaft. »Ei, normalerweise ist es noch zu früh für Alkohol, erst 14.15 Uhr!«, sagte sie und seufzte. »Doch bevor ich wegen Atemnot aus dem Kellerloch nicht mehr rauskomme, genügt mir die kalt gestellte Puffbrause!«

    Besuch erwartete sie heute ohnehin nicht mehr, und wann Paul zurückkommen wollte, hatte er nicht gesagt. Sie atmete noch einmal tief durch und kehrte um. Das Mieder drückte auf ihren Brustkorb und vor Anstrengung bildeten sich dicke Schweißperlen auf ihrer Stirn.

    In der Küche zurück öffnete sie sofort den Kühlschrank und legte schnaufend den Zeigefinger über die wulstigen Lippen. Nachdem sie die letzten Bedenken für sich ausgeräumt hatte, ergriff sie die kleine Sektflasche und ging mit dieser in den Flur. Dort stellte sie sich vor den Garderobenspiegel und besah sich von oben bis unten. »So weit hast du es nun gebracht, Mädchen!«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild, drehte die Piccolo auf und prostete sich zu. Anschließend drückte sie ihre Lippen durstig an den Flaschenhals und ausgerechnet als sie den ersten Schluck nehmen wollte, klingelte es an der Haustür.

    »Herrgott noch mal«, fluchte sie, »da will man sich einmal einen hinter die Binde kippen und dann… Nee, nicht mit mir!« Entschlossen setzte sie die Flasche erneut an, da läutete es wieder. Dieses Mal jedoch viel energischer.

    Ute ließ sich davon nicht beeindrucken und trank hastig drei große Züge hintereinander. Danach öffnete sie leicht den Mund und gurgelte mit einem neuen Schluck eine kurze Melodie. Anschließend ließ sie die Flüssigkeit langsam ihre Kehle hinablaufen. Sie versuchte, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren, obwohl es an der Tür mittlerweile Sturm läutete. Ute war zufrieden, denn sie konnte, wie damals an ihrem Hochzeitstag, laut das Prickeln in ihrer Kehle hören!

    »Ja, gelernt ist eben gelernt!« Sobald der Sekt im Magen angekommen war, dokumentierte sie das dankbar mit einem lang gezogenen Rülpser. Daraufhin musste sie über sich selbst lachen, was ihr allerdings schlagartig verging. Inzwischen schellte es nämlich nicht nur lang anhaltend, sondern es wurde zusätzlich gegen das Holz gehämmert und getreten.

    »Herrgott im Himmel! Mir kommt gleich die Galle hoch!«, rief sie verärgert. »Was wollen Sie und was gibt es denn so dringend?«, fragte sie durch die Tür.

    »Lass mich endlich rein, du dämliche Kuh!«, hörte sie eine bekannte Stimme brüllen.

    Ach was, der Ficker vom Dienst, dachte sie, na, der bereut wohl schon! Ute blickte erst durch den Spion und sah ihren Paul mit hochrotem Kopf und hervorgequollenen Augen vor der Haustür stehen. Das Bild zeichnete ihn immer, wenn er stinksauer war.

    »Ei, was ist denn?« Sie formulierte ihre Worte extra träge, um ihn absichtlich länger warten zu lassen.

    »Mach mir auf, du fette Kuh!

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