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WasserGeld: Kampf um den Wassermarkt
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eBook291 Seiten3 Stunden

WasserGeld: Kampf um den Wassermarkt

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Über dieses E-Book

Selbstherrlicher, machtbesessener Konzernchef will den Wassermarkt beherrschen und schreckt vor Intrigen und Anschlägen nicht zurück.
Aus enttäuschter Liebe entschließt sich der Konzernchef, über die Beherrschung des Wassermarktes politische Macht ausüben zu können und bedient sich verschiedenster Mittel, um dieses Ziel zu erreichen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum3. Dez. 2013
ISBN9783732264353
WasserGeld: Kampf um den Wassermarkt
Autor

Gert Podszun

Gert Podszun, Dipl.-Ing. und Betriebs-wirt, Hauptmann d.R., Manager, Unter-nehmer, SeniorCoach, Lyriker, Sprach-liebhaber. Autor von Lyrikbänden, Wirtschaftskrimis, Kurzgeschichten, einem Kinderbuch, hu-morigen Experimenten und Sachbüchern über Wachstum und Glück. Stille Beobachtung von Alltagsphänome-nen prägt seine Sichtweise. Der Blick nach vorne sein Anliegen. Weitere Werke: www.bonntext.de

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    Buchvorschau

    WasserGeld - Gert Podszun

    Ohne Wasser geht gar nichts.

    Wasser ist verantwortlich für alles Leben auf der Erde. Das Leben ist im Wasser entstanden, lange bevor die Atmosphäre ihre heutige Zusammensetzung hatte.

    Weltweit droht in den kommenden Jahren eine Verschärfung der Wasserkrise. Mega-Städten sind besonders von Trinkwassermangel, sinkender Wasserqualität sowie Ausfällen der Kanalisation gefährdet.

    Nach Angaben des UN-Programmes Habitat haben derzeit in einigen städtischen Regionen Schwarzafrikas bis zu 50 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Wasser, bis zu 60 Prozent hätten keine ausreichenden sanitären Anlagen.

    In Interpretation dieser Lage kann man folgern: „Wer die Macht über das Wasser hat, hat die ganze Macht."

    In diesem Spannungsfeld ist der Wirtschaftskrimi WasserGeld entstanden.

    Für Karin, die mich begleitet

    Inhaltsverzeichnis

    Kapitel 0

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 36

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Kapitel 40

    Kapitel 41

    Kapitel 42

    Kapitel 43

    Kapitel 44

    Kapitel 45

    Kapitel 46

    Kapitel 47

    Kapitel 48

    Kapitel 49

    Kapitel 50

    Kapitel 51

    Kapitel 52

    Kapitel 53

    Kapitel 54

    Kapitel 55

    Kapitel 56

    Kapitel 57

    Kapitel 58

    Kapitel 59

    Kapitel 60

    Kapitel 61

    Kapitel 62

    Kapitel 63

    Kapitel 64

    0

    Franҫois schlief unruhig. Bin ich an dem Unfall mit schuldig? Ich habe doch nachdrücklich gesagt, dass Marie nicht fahren sollte, eher Bernd. Sie hatte möglicherweise zu viel getrunken. Vielleicht war sie auch noch aufgeregt wegen des bestandenen Abiturs und weil ihr Vater ihr etwas Besonderes versprochen hatte. Ich hätte mich durchsetzen sollen.

    Aber nun ist es passiert. In der Tageszeitung stand es:

    Nächtlicher Unfall auf der B 3

    Nach einer Party im Hause der Familie Bellecourt ereignete sich in der letzten Nacht südlich von Hannover ein Unfall, an dem zwei Abiturienten in einem Mini beteiligt waren. Die Fahrerin blieb unverletzt. Der Beifahrer erlitt mittelschwere Verletzungen und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Sein Zustand ist noch nicht stabil. Die Unfallsursache ist noch ungeklärt. Ob ein anderes Fahrzeug an dem Unfall beteiligt war, ist noch ungeklärt. Die Polizei ermittelt den Unfallhergang. Etwaige Mitteilungen und Hinweise über Unfallort und Unfallzeit bitte der nächsten Polizeistation melden.

    Franҫois beruhigte sich, stand auf und begab sich ins Bad. Im Dialog mit seinem noch unrasierten Gesicht im Spiegel entschied er sich, nicht mehr mit sich zu hadern. Ich werde den Fall verfolgen. Wenn Bernd den Unfall nicht überleben sollte, dann werde ich selbst der Sache nachgehen. Es wird ja bestimmt ein Verfahren geben. Ich werde als Journalist alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Licht in die Angelegenheit zu bringen.

    Er überlegte, ob er Marie anrufen sollte. Schließlich waren sie gute Freunde. Ich möchte keine Schuldzuweisungen aussprechen, wenn die Lage nicht geklärt ist. Aber ich habe Zweifel, ob die Sache neutral aufgeklärt werden wird. Maries Vater ist ein bedeutender Jurist aus einer anerkannten Familie. Ihre Kanzlei gibt es seit vielen Jahrzehnten. Wer weiß denn, welchen Einfluss sie auf die Unfalluntersuchungen nehmen können? Da geschieht viel hinter den Kulissen. Franҫois beendete die Rasur und bereitete sich auf das Frühstück vor.

    Das fand auf der Terrasse des elterlichen Anwesens statt. Es war angenehm warm hier, südlich von Hannover im Sitz derer von Bellecourt. Der Frühstückstisch war gedeckt, die Karaffe mit frisch gepresstem Orangensaft gefüllt, über der gerade geöffneten Kaffeekanne wehte ein leichter Duftnebel, als sein Vater seine Tasse füllte.

    „Hast Du den Lokalteil schon gelesen?"

    „Da stand etwas über Deine Party drin. Glückwunsch zu Deinem ersten größeren Artikel, mein Sohn."

    „Danke, aber da stand auch etwas über einen Unfall."

    „Was für ein Unfall?"

    „Das waren zwei von unseren Gästen. Die hatten in der Nacht auf dem Nachhauseweg einen Unfall."

    „Das habe ich gar nicht gelesen. War es schlimm?"

    „Bernd liegt im Krankenhaus, da muss es schon schlimm gewesen sein."

    „Wer ist die andere Person?".

    „Marie, Marie Naschneiner."

    „Das geschieht dem Alten recht."

    „Das kannst Du doch nicht sagen."

    „Doch, das kann ich. Der Mann ist nicht ganz koscher, der zieht an allen Fäden, wo er nur einen schnappen kann."

    „Übertreibst Du da nicht?"

    „Wenn Du wüsstest, was der alles kann und schon gemacht hat. Als höherer Jurist in der Anwaltskammer hat er das Sagen. Seine Kanzlei hat viel Macht, auch in manchen Unternehmen, ohne dass das jedermann weiß. Außerdem hat er im Marketing-Club getrickst."

    „Weil Du nicht mehr Vorsitzender bist?".

    „Das auch. Das ist etwas, was ich ihm nicht verzeihen kann."

    „Wo ist Mutter?"

    „Sie ist noch oben und telefoniert mit ihrer Mutter."

    „Das kann dauern."

    Der Präsident der Rechtsanwaltskammer in Hannover machte wieder einmal Stichproben. Das zählte zu seinen unberechenbaren Gewohnheiten. Unklar waren nur die Zeiten, zu den diese Stichproben gezogen wurden, nicht aber die Tatsachen als solche.

    „Er möchte die letzten fünf Akten über Einbrüche und Unfälle in Hannover und Umgebung ansehen."

    „Das ist eine seiner Marotten. Es ist wieder einmal so weit."

    „Du hast Recht. Aber diese Marotte hat schon öfter geholfen. Er ist ein Fuchs. Ihm sind beim Studium von Gerichtsakten einige Fehler aufgefallen. Das hat zu verschiedenen Ergebnissen geführt. In einem Fall wurde das Verfahren neu aufgerollt, in einem anderen gab es sogar einen Freispruch. Zusätzlich fühlen sich die betroffenen Anwälte unter Kontrolle."

    „Ja, der Alte ist ein Fuchs, ein durchtriebener."

    „Ja, und nun übergibt er bald an seinen Sohn."

    „Der ist nicht besser, der Ferdinand. Steht ja unter dem Druck des Alten."

    „Eher noch schlimmer, die Erbmasse wird sich bemerkbar machen. Die Naschneiners sind ja schon seit Generationen in diesem Geschäft."

    Die beiden Angestellten der Rechtsanwaltskammer suchten im Archiv die geforderten Akten.

    1

    „Vorm Wietzenbruch, gehört dieser Rastplatz zu unserem Verantwortungsbereich?"

    „Ja, der liegt an der A7."

    „Die Kollegen von der Streife haben von dort angerufen. Da gibt es einen Toten. Wir müssen dahin."

    Kriminalhauptkommissar Herter, Mordkommission Hannover, zog seine Leinenjacke mit Ellenbogenaufnähern an und machte sich zusammen mit seinem Kollegen auf den Weg zum Tatort.

    Während der Fahrt erkundigte sich Herter bei den Kollegen des Streifendienstes nach der Situation am Tatort.

    „Wer hat den Toten vorgefunden?"

    „Ein Mitarbeiter einer Reinigungsfirma hat den Toten gefunden und angerufen. Seine Kollegin konnte eine der Toiletten nicht reinigen, weil sie verriegelt war. Dann hat sie zusammen mit dem Anrufer die Tür geöffnet und diesen Mann gefunden. Der ist mit einem Draht an der Wasserleitung unter dem Spülkasten angebunden, wahrscheinlich erdrosselt. Mit dem Draht."

    „Ihr bleibt bitte vor Ort, bis wir da sind."

    „Selbstverständlich!"

    Nach knapp einer Stunde war Herter mit seinem Kollegen vor Ort. Auf Anweisung der Kollegen von der Streife waren die Mitarbeiter der Reinigungsfirma noch vor Ort.

    Dietrich Horst, ein gewissenhafter Mitarbeiter der CleanObjekt GmbH, fühlte sich als Leiter der neu gegründeten Niederlassung in Hannover für die weitere Expansion der Firma mit verantwortlich. Um das Geschäft, welches er selbst von der Pike an gelernt hatte, in seiner neuen Funktion als Niederlassungsleiter mit hoher Qualität in Schwung zu bringen, hatte er sich entschlossen, selbst eine Reinigungstour mitzumachen. Er prüfte seine Dienstkleidung auf guten Sitz und Sauberkeit.

    „Reinlichkeit ist unser Beruf!" lautete sein Credo.

    Er begleitete seine Mitarbeiterinnen zu einem Reinigungsauftrag bei dem neuen Kunden. Sie erreichten die Raststätte Vorm Wietzenbruch bevor sie offiziell geöffnet hatte, meldeten sich bei der Geschäftsleitung an und nahmen ihre Arbeit auf. Horst hatte eine gute Stunde eingeplant.

    Der Rastplatz befindet sich in einer waldreichen Landschaft. Hinter dem Raststättengebäude bietet ein Parkplatz Flächen für ein Dutzend Fahrzeuge. Nach der Reinigung des Gastraumes setzte eine Mitarbeiterin ihre Arbeit im Toilettenbereich fort. Wenige Minuten später rief sie um Unterstützung.

    „Ich komme hier nicht weiter. Diese verdammte Tür ist verriegelt. Da meldet sich auch niemand. Offenbar ist jemand drin oder schläft. Man hört gar nichts. Können Sie einmal kommen?"

    Die Kollegin war schnell zur Stelle und schaute die Tür an.

    „Lass mich mal sehen."

    Sie bückte sich und erkannte ein paar dunkelbraune Schuhe, wahrscheinlich Herrenschuhe.

    „Du hast recht. Hallo! Hallo! Ist da jemand? Der antwortet nicht! Da stimmt was nicht."

    Sie rief erneut und bekam wieder keine Antwort. Ihr Rütteln an der Tür half auch nicht.

    „Das geht nicht. Hier stimmt was nicht."

    Kurz entschlossen nahm sie den Spezialschlüssel zur Hand und drehte das Schloss auf.

    „Mein Gott, was ist das? Der Mann, der Mann ist tot!"

    Horst hörte helle schrille Aufschreie und eilte sofort in den Toilettenbereich. Er erfasste die Lage, blickte den Mann einen kurzen Moment erstarrt an.

    „Man hat ihn erwürgt. Grausam!"

    Er versuchte, seinen Schock zu überwinden, senkte seine Stimme.

    „Bitte, fassen Sie nichts an, wir müssen das Schlimmste befürchten."

    Auf der Toilette saß schräg nach hinten geneigt ein Mann. Komplett angezogen. Sein Oberkörper war so nach hinten geneigt, dass er eigentlich hätte herunterrutschen müssen. Horst entdeckte den Grund, warum er noch saß. Um seinen Hals war ein dünner Draht gespannt, der hinter der Wasserleitung verknotet oder verwirbelt war.

    „Wer macht denn so etwas! Das ist ja pervers!"

    Horst schob die beiden Frauen vorsichtig von der geöffneten Tür weg. Einen kurzen Moment schauten sie zusammen starr auf den Körper des toten Mannes. Horst griff zu seinem Mobiltelefon und rief die Polizei an:

    „Wir haben hier einen toten Mann gefunden. Der ist ermordet worden. Sie müssen sofort hierher kommen."

    Er meldete den Standort und erhielt die Bestätigung, dass umgehend eine Streife eintreffen würde. Horst wies seine Mitarbeiterinnen an:

    „Wir können hier nicht weiterarbeiten. Wir warten auf die Polizei. Ich informiere den Chef."

    Der Streifenwagen der Polizei fuhr nach wenigen Minuten auf den Parkplatz der Ratsstätte. Horst begleitete die Beamten in den Toilettenbereich.

    Das ist kein Unfall! Der ist ja mit Draht an der Wasserleitung angebunden. Das ist Totschlag oder Mord. Wir müssen die Mordkommission einschalten. Der Bereich wird gesperrt.

    Der Geschäftsführer der Raststätte war inzwischen zum Tatort geeilt.

    „So ein Mist! Das ist eine Katastrophe für meine Kunden. Wenn sich das herumspricht!"

    Mit seiner Unterstützung wurde der Zugang zu dem Tatort versperrt.

    Herter betrat mit seinem Kollegen den Tatort.

    „Herzinfarkt oder Altersschwäche scheinen als Ursache für seine Tod auszuscheiden. Er kann sich ja nicht selbst mit dem Draht an die Wasserleitung gebunden haben. Ich sehe keine Wunde, keine Abschürfung, keine Verletzung. Gift? Wir können hier nicht viel ausrichten. Die Spurensicherung muss her. Der Mann gehört in die Pathologie."

    Herter schaute sich die Mitarbeiter der Reinigungsfirma an. Er hielt sie für harmlos. Die werden keinen Grund haben, einen wildfremden Menschen umzubringen. Er ließ sich den Dreikant zeigen, mit dem die Toilettentür von außen geöffnet wurde.

    „Gehört das zu ihrer Arbeitsausrüstung?"

    Horst bestätigte diese Vermutung.

    „Die Schlüssel sind alle gekennzeichnet und gelistet, damit kein Schindluder damit getrieben werden kann."

    „Wir brauchen noch ihre Namen und Adressen und die Daten der Firma, falls wir später noch Fragen an Sie haben. Sie können dann nach Hause fahren. Danke, dass Sie so lange gewartet haben. Die Zulassungsdaten ihres Fahrzeuges benötigen wir auch noch."

    „Das ist doch selbstverständlich."

    Horst fuhr mit den Kolleginnen nach Hannover zurück.

    Herter begutachtete den Tatort. Sein Kollege widmete sich dem Draht, mit dem der Tote festgebunden war.

    „Was ist das für ein Draht? Der hat ja so komische Schleifen oder Ringe?"

    „Wenn ich nicht irre ist das eine Garrotte. Die wird viel von Legionären genutzt. Eine lautlose Waffe im Nahkampf."

    „Der Mann ist nicht mit dieser Garrotte erdrosselt worden. Ich sehe keine Würgemale. Keine Spur!"

    „Stimmt. Das sehe ich genauso. Da werden die Spurensicherung und die Pathologie viel zu tun haben."

    „Die Kollegen von der Spurensicherung werden bald da sein."

    „Wir bleiben hier und warten. Wer weiß, wo der Täter steckt."

    2

    Schon als Schüler orientierte sich Ferdinand an den Reichen, den Wohlhabenden, auch am Adel. Seine Familie gehörte zu dem erlesenen Kreis der sogenannten Oberschicht. Seit einigen Generationen war der Name Naschneiner in der besseren Gesellschaft nicht nur bekannt, sondern diente denen, die mit der Familie Kontakt hatten, in verschiedener Hinsicht.

    Ferdinand war ein mittelmäßiger Schüler. Er verstand es mit einem fast schon diplomatischen Stil, bei seinen Mitschülern Unterstützung zu finden, um seine Hausaufgaben leichter erledigen zu können oder Referate vorzubereiten. Viele seiner Mitschüler nutzten die Hilfe ihrer Mütter, aber Ferdinands Mutter fand keinen Zugang zu den Schulproblemen. Sie kümmerte sich lieber darum, ihren Mann bei seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen zu begleiten und zu unterstützen.

    Sie hatte Ferdinand angeboten, einen Nachhilfelehrer zu engagieren, so wie bei seiner Schwester. Ferdinand hatte das nicht angenommen und fühlte sich in der Nähe seiner Mutter immer weniger wohl. Bis zu seinem Studium hatte er dadurch zu seinen Mitschülerinnen und Kommilitoninnen der ersten Semester eher einen kritischen Abstand. Er konzentrierte sich tüchtig auf das Lernen und seine Zukunft. Die sollte aufregender und spannender sein als seine bisherige durch Tradition geprägte Entwicklung in der Familie.

    Ihm schwebte vor, einmal ganz reich und mächtig zu sein. Mächtiger als sein Vater oder sein Großvater. Er hatte die Redewendung Wissen ist Macht für sich besonders interpretiert. Er war davon überzeugt, dass es für sein Leben wichtig sein würde, so viele Informationen für sich verfügbar zu machen, wie nur möglich. Seit seiner Schulzeit sammelte er unentwegt Daten von allen Menschen und Unternehmen, die er kennengelernt hatte. Von seinem Vater und seinem Großvater geprägt, lernte er schnell die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Politik kennen, wusste um die Bedeutung von Seilschaften, Verbindungen und Vereinen. In seiner Datensammlung befanden sich bald viele Namen von Bekannten, Firmen, Managern, Politikern, Honoratioren aus Deutschland und Europa. Er lernte supranationale und internationale Verbindungen kennen.

    Nach seinem Abitur studierte er Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in England und Deutschland, verbrachte einige Monate bei verschiedenen Unternehmen, die dem Hause Naschneiner verbunden waren. Zuletzt absolvierte er ein Praktikum bei einem amerikanischen Beratungsunternehmen mit weltweiten Niederlassungen.

    Bevor er als Partner in die familieneigene Rechtskanzlei eingetreten war, verbrachte er einen Urlaub an der Elfenbeinküste. Er erinnerte sich auch später gerne an diesen Kurzurlaub im Ferienclub in Assinie am Golf von Guinea. Dort hatte er in wenigen Tagen mehr erlebt als in vielen Jahren davor.

    Besonders aufgeregt war er durch die Begegnung mit Henriette. Sie hatte etwas Verrufenes und dennoch Adliges in ihrem Auftreten. Eine schöne Frau mit symmetrischen Gesichtszügen, an der linken Seite gescheitelten, dickem, schwarzen Haar, das ihr bis zur Taille reichte, sinnliche Lippen, stolze, mandelförmige Augen. Ferdinand war von ihr fasziniert. Glücklicherweise hatte er schon als Schüler eine Schwäche für die französische Sprache. Diese Kenntnisse wollte er unbedingt anbringen. Die Französin machte ihn neugierig. Einmal, weil sie Französin war und unerreichbar schien, weil sie so einen leichten und provozierenden Gang hatte und ihre schwarzen Haare apart über ihre Schultern fielen und so auffallend glänzten. Dazu kam noch ihr anregendes Parfum, dem Ferdinand nachlief. Sie war die erste Frau, die ihn stark interessierte. Er folgte ihr bis zum Strand und nutzte die Gelegenheit, sie auf ihre Bitte hin mit Sonnenschutzcreme einzureiben. Am späten Abend liebten sie sich spontan. Ferdinand merkte sich alles, was sie über ihre Familie und den Konzern berichtete. Er trug die Daten von ihrer Visitenkarte in seine Datenbank ein. Wenig später fand er heraus, dass der Konzern ihrer Familie den Namen OSuez du Mont trug.

    Die damalige Begegnung mit Henriette blieb nicht ohne Folgen. Ferdinand pflegte seine Erinnerungen an die gemeinsame kurze Zeit und wünschte sich, mit ihr zusammen sein zu können. Er glaubte, mit ihr das entdeckt zu haben, was man Liebe nennt. Er wünschte, dass sie zu ihm nach Hannover kommen sollte. Sie konnte oder durfte sich nicht entscheiden. Ihr war nicht erlaubt nach Deutschland zu kommen. Als brave Tochter einer weit bekannten vornehmen Familie musste sie sich dort eingliedern. Es war in der Familie verpönt, einen Ausländer zu ehelichen.

    Ferdinand hielt trotz des familiären Verbotes weiter Verbindung zu ihr und erfuhr bald, dass sie schwanger war. Ihr gemeinsamer Sohn erhielt den Namen Jacques. Sie heiratete ziemlich schnell nach der Begegnung mit Ferdinand einen reichen Geschäftsmann namens Balaban. Sie blieb in Frankreich bei ihrer Familie und hütete heimlich mit Ferdinand das Geheimnis ihres Nachwuchses. Viel später sollte Ferdinand Jacques für seine Pläne nutzen.

    Die zweite Begegnung im Ferienclub hatte sich eines Abends an der Hotelbar ergeben. Ferdinand sprach einen Herrn in seiner Nähe an, der ein Französisch mit deutschem Akzent sprach. Er stellte sich als Sergent-chef vor und nannte sich Josèphe oder Josef, ohne Nachnamen. Er hatte sich bei der Fremdenlegion verdingt und habe derzeit in der Nähe des Ferienclubs einen Einsatz. Dort stünden ihm zwei Kameraden, ein Deutscher namens Tanner und ein Franzose namens Blanchard zur Seite. Ferdinand hörte interessiert zu, wie Josef ihm von der Nahkampfausbildung erzählte, an der er mit seinen Kameraden teilgenommen hatte. Die Schilderung hatte etwas Geheimnisvolles, so als wenn es nicht im Sinne der Legion sei, dass interne Belange den inneren Kreis der Legion verlassen. Sie tauschten Visitenkarten aus. Ferdinand ergänzte seine mobile Datenbank mit ihren Namen und Adressen. Er versah jeden Eintrag mit Notizen über Fähigkeiten, Talente und Neigungen. So wuchs sein Netzwerk weiter. Er glaubte, irgendwann einmal Nutzen

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