Sunny's Osterstern: Volume 30 | Dream of California
Von Nick Living
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Über dieses E-Book
Nick Living
Nick schreibt schon seit vielen Jahren. Waren es anfangs unzählige Gedichte, kamen später auch dutzende Kindergeschichten und Fantasy-Stories hinzu. Das Leben liegt auf der Straße, so sieht Nick die Welt. Von großartigem Theater hält er nichts - er schreibt lieber im Verborgenen. Man muss die Augen offenhalten, dann findet man immer etwas. Doch man muss sensibel sein, um manch wundersame Kleinigkeit zu bemerken, so Nicks Devise. Die Stille macht‘s, dann kommen die Ideen wie von selbst. Und so ist alles, was Nick auf seinem Lebensweg entdeckt, -irgendwie- eine Geschichte oder auch ein Gedicht. Nicks Welt sind die Worte, die gesprochenen und die geschriebenen.
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Buchvorschau
Sunny's Osterstern - Nick Living
Troll
Sunny und das Osternest
Der kleine Sunny aus Hollywood hustete, als wenn sein letztes Stündlein angebrochen wäre. Auch in seiner Schule wurden es immer weniger Schüler, die noch zum Unterricht kamen. Selbst Mrs. Simms hievte sich nur noch mit halber Kraft zum Unterricht und es sah ganz so aus, als wenn die Schule früher oder später dicht gemacht würde. Auch Sunnys Mami wurde krank und so lagen alle sterbenskrank daheim im Bett. Doch es kam noch schlimmer, denn bei der schnell grassierenden Krankheit handelte es sich nicht etwa um eine einfache Erkältung, die irgendwann verging, sondern um eine bislang unbekannte und tödlich verlaufende Form der Grippe. Als die ersten drei Menschen starben, wurde der Notstand ausgerufen und die Stadt unter Quarantäne gestellt. Niemand durfte mehr herein und keiner mehr heraus. Die Medikamente wurden mit Boten in spezieller Schutzkleidung zu den Leuten gebracht und es schien, als wenn die Seuche sich immer schneller verbreiten würde. Sunny wurde schwach und schwächer und schon der Gang zur Toilette gestaltete sich wie die Besteigung eines hohen Berges. Alles strengte total an und das Fieber stieg und stieg.
Eines Abends kam Mrs. Simms heimlich und unbeobachtet zu Sunny und seiner Mami. Die Drei beschlossen, beieinander zu bleiben, im Falle, einer von ihnen könnte sich allein nicht mehr helfen. Es war wirklich sehr schwierig und selbst das Mineralwasser wurde durch Boten in Schutzkleidung verteilt.
Die Stadt glich einem Friedhof und über den Dächern der sonst so lebhaft pulsierenden Weltmetropole breitete sich das Schweigen des Todes wie ein unheilvoller Schleier aus. Das Osterfest war nicht mehr weit und die Sonne schien schon recht kräftig und warm vom Himmel. Doch weder Frühlingsgefühle noch die Erwartungsfreude auf das nahende Fest wollten sich einstellen. Ganz im Gegenteil – man unkte schon, den Friedhof zu erweitern, im Falle, die Seuche würde die Stadt vernichten. Sunnys Mami und Mrs. Simms lagen röchelnd in ihren Bettchen und der fürsorgliche Junge befeuchtete vorsichtig ihre Lippen mit dem Mineralwasser, dass sie noch hatten. Eine Verständigung war kaum noch möglich, zu schwach waren alle, sodass sie nicht einmal mehr sprechen konnten.
Es war an einem Samstag, als sich Sunny mit letzter Kraft aus dem Haus schleppte. Er wollte in den Garten, um dort vielleicht ein allerletztes Mal ein wenig Sonne zu tanken. Als er auf der Wiese stand, die sich bis zu Mrs. Simms Grundstück erstreckte, bemerkte er etwas weiter entfernt etwas recht Sonderbares. Es glich einem großen Frühlingsbeet mit vielen Blumen, und er wollte nachschauen, was es war. Doch die Schritte fielen ihm schwer und für die kurze Strecke brauchte er beinahe Stunden. Er wusste, dass er auch wieder zurücklaufen musste, doch seine Neugierde, die noch immer in ihm schlug, war einfach stärker. Plötzlich versagten ihm die Beine und er fiel der Länge nach auf den Rasen. Das vermeintliche Beet schien unmittelbar vor ihm zu sein, doch er lag leblos auf der Wiese und rührte sich nicht mehr. Wie tot lag er auf dem Rücken und blinzelte in die wärmende Sonne. Ziemlich sonderbare Gedanken stellten sich ein, und eigentlich hatte er sich sein eigenes Ableben stets anders vorgestellt, konnte nicht glauben, dass er ausgerechnet an einem warmen Sonnentag sterben musste. Doch die Stille um ihn herum und die schwere Erkrankung ließen beinahe keinen Zweifel mehr an der Tatsache, dass es wohl doch so kommen würde. Eine Zeit lang rührte er sich nicht mehr, wollte nur noch, dass es endlich vorbei wäre. In wirren Fieberfantasien sah er sein eigenes Leben wie ein Film an sich vorüberziehen. Doch es war nicht vorbei, und er nahm all seine restlichen Kräfte zusammen, um sich mühsam bis zum Beet zu schieben. Als er zwischen den Osterglocken und dem saftig grünen Ostergras schließlich liegen blieb, bemerkte er, dass es gar kein Beet war. Zumindest hatte es wohl niemand angelegt, denn die vielen Blumen standen wild auf einem Areal, welches so groß war wie ein kleines Fußballfeld. Sunny spürte den süßlichen Blumenduft in seiner Nase, und als er sich weiter voranschob kitzelten ihn die Grashalme verwegen an der Nasenspitze. Er musste niesen, kroch aber langsam immer weiter. Plötzlich vernahm er ein leises Piepsen. Als er sich umschaute, entdeckte er gleich neben sich Dutzende kleiner Küken. Sie saßen im Gras und streckten ihre Köpfe neugierig und lebensdurstig der wohlig warmen Sonne entgegen. Sie sahen so lustig aus, dass Sunny grinsen musste. Und plötzlich wurde ihm klar, dass dieses vermeintliche Beet in Wahrheit ein Osternest sein musste. Hinter den Küken plätscherte etwas. Mühsam kroch Sunny dorthin, um nachzusehen und staunte nicht schlecht über das, was er da sah. Denn er befand sich am Rand eines kleinen kreisrunden Brunnens. Eine schwache Wasserfontäne sprudelte in die Höhe und das Wasser war so klar und rein, das der kleine Junge seinen Kopf unter die Fontäne hielt und trank. Doch kaum hatten die Wassertropfen seine Lippen benetzt, verschwand der Schleier der Krankheit von seinen Augen. Sein Blick wurde klar und er sah alles wieder scharf und deutlich. Mehr noch – in seinem Körper schien sich etwas zu regen – es war das Blut, welches wie ein Lebensstrom in all seine Glieder zurückkehrte und pulsierte, als sei er voller Tatendrang. Langsam aber stetig kehrte das Leben in seinen gesamten Leib zurück, die Kräfte kamen wieder und er konnte schließlich wieder aus eigener Kraft aufstehen. Und nun sah er, wo er sich befand. Er stand inmitten eines wunderschönen Osternestes, zwischen vielen gelblichen Küken am Rande eines steinernen Brunnens, aus dem eine kleine Wasserfontäne emporschoss. Und weil es ihm so gut ging, rannte er so schnell er konnte zum Haus zurück und holte eine leere Flasche. Die befüllte er wenig später mit dem Wasser und brachte sie zu seiner Mami und zu Mrs. Simms. Die beiden Frauen lagen regungslos in ihren Betten und Sunny rechnete bereits mit dem Schlimmsten. Doch als er deren Lippen mit dem Brunnenwasser benetzte, kehrte auch in sie das Leben zurück. Schon nach wenigen Minuten fühlten sie sich besser als vor der Krankheit. Wie konnte das nur möglich sein? Was war das nur für Wasser? Die Drei beschlossen, sofort die gesamte Stadt mit dem rätselhaften Wasser zu beliefern, und schon am Abend waren genügend Leute wieder auf den Beinen, um den Rest der Stadtbevölkerung mit dem Zauberwasser zu versorgen. Es grenzte an ein Wunder, doch noch in der Nacht konnte die Quarantäne aufgehoben werden und ein Fest mit Feuerwerk, Gesang und Tanz regierte Hollywood. Doch es wurde noch verrückter, denn die Leute, die bereits gestorben schienen, kehrten ebenfalls ins Leben zurück. Denn das Wasser, mit welchem sie benetzt wurden, schenkte ihnen das Leben zurück. Es war ein schier unfassbares Wunder, und es flossen Freudentränen ohne Zahl, und bereits am nächsten Morgen pulsierte die Stadt, als wäre es niemals anders gewesen.
Alle wollten nun das Osternest sehen und alle bewunderten die wunderschönen Osterglocken, die unzähligen duftenden Frühlingsblumen und die vielen niedlichen Küken, die piepsend auf der saftigen Wiese umhersprangen. So etwas Lebendiges hatte wirklich noch niemand je gesehen. Man beschloss, um das Osternest eine Palmengruppe zu pflanzen und die Wiese in einen Erholungspark zu verwandeln.
Es gelang und es wurde ein wunderschöner Park, auf den die Leute in Hollywood gut achtgaben. Denn sie wussten, wie wichtig dieser Park, dieses herrliche Stückchen Grün, diese Insel des Lebens doch war. Und jeder wollte sich daran erfreuen.
Am Ostersonntag schließlich kamen viele Menschen aus nah und fern, um sich den wundervollen Park zu beschauen. Alle waren begeistert und voller Glück, und auf die Frage, was es mit dem Heilwasser auf sich hatte, schwiegen alle, weil sie es sich ja selbst nicht erklären konnten. Doch es wollte auch niemand erklären, alle waren froh, dass es so war. Und eines Abends flog eine silberne Nebelwolke über den Park und jemand winkte dem kleinen Sunny, der gerade aus dem Fenster seines Hauses zum Osternest hinüberschaute. Da wusste Sunny, wer hinter diesem zauberhaften Park und dem wundervollen Osternest steckte. Und er winkte zurück und flüsterte glücklich: „Danke Papa"
Sunny und der verhexte Fingerhut
Der kleine Sunny aus Hollywood schlenderte gedankenlos über den Hollywoodboulevard und dachte wirklich an gar nichts. Allerdings nicht sehr lange, denn plötzlich bemerkte er vor sich auf dem Bürgersteig ein sonderbares Ding. Es lag einfach so da und niemand nahm Notiz davon. Was konnte das nur sein? Der neugierige Junge schaute sich nach allen Seiten um und hob dann das merkwürdige Ding auf. Es war wohl aus Blech und sah aus wie ein winziger Hut ohne Krempe. So etwas Verrücktes hatte Sunny noch nie gesehen. Auch jetzt liefen die Leute einfach weiter und schauten gar nicht, was er da in seinen Händen hielt. Und weil niemanden seine neue Entdeckung interessierte, steckte er sich das Ding in seine Hosentasche und lief weiter. Plötzlich aber stolperte er und fiel der Länge nach hin. Glücklicherweise passierte ihm nichts,