Die kurfürstlich und königlich sächsische Infanterie (III): Das Regiment Leib-Grenadier-Garde (I) 18061 - 1815
Von Jörg Titze
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Über dieses E-Book
Jörg Titze
Baujahr 1961, diplomierter Elektrotechniker. Beschäftigung mit Zinnfiguren seit 1976, Mitglied des Vereins *Zinnfigurenfreunde Leipzig* und der Zinnfigurengruppe *Frundsberg*, dabei u.a. Mitwirkung am Großdiorama *Völkerschlacht bei Leipzig 18.10.1813, südliches Schlachtfeld* (Torhaus Leipzig-Dölitz) und *Sächsische reitende Artillerie 1812/13* (Militärhistorisches Museum Wolkenstein). Mitglied in verschiedenen Darstellungsgruppen der Napoleonischen Epoche (experimentelle Archäologie) seit 1980, seit 1989 in der Gruppe *kgl. sächs. I.Regiment leichter Infanterie / Regiment Churfürst Infanterie*. Seit 1987 Herausgabe von Heften zu verschiedenen Militärthemen und speziell der sächsischen Armee.
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Rezensionen für Die kurfürstlich und königlich sächsische Infanterie (III)
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Die kurfürstlich und königlich sächsische Infanterie (III) - Jörg Titze
1. Einleitung
„Die Errichtung der Leib-Grenadier-Garde fällt in die Regierungszeit König Augusts des 2ten, welcher im Jahre 1729 nach dem wörtlichen Inhalte des diesfalsigen Mandats, diejenigen Garde von 1.200 Mann, welche ihm vermöge der Konstitution von Sächsischen Truppen in Polen zu halten, nachgegeben, von polnischer Nation, aus gutem Vertrauen zu derselben Treue und Affektion, zu formieren beschloß. Die Komplettierung dieser Garde aber, welche nach den Bestandslisten der Armee im Lager bei Zeithain /: 1730 :/ 1.507 Mann stark gewesen sein soll, bis zur festgesetzten Stärke von 12 Kompanien in 2 Bataillons, wurden durch Abgaben von dazu geeigneten, nicht unter 74 Zoll messenden Mannschaften aller Sächsischen Infanterie- und Kavallerie-Regimentern, welche Ende November des Jahres 1729 in Dresden einzutreffen beordert wurden, bewirkt.
Die Instruktion derer zur Auswahl der Mannschaft in den Polnischen Ökonomien kommandierten Offiziers besagt, dass denen Bauern zur Aufmunterung und um sie von der Desertion abzuhalten, insonderheit die Distinktion des Korps, dessen vorzügliche Montierung und gute Besoldung von 2 Rtlr. oder 10 Tympf monatlich, vorgehalten werden solle.
Die Ausgehobenen wurden nach Warschau gesendet, woselbst im Monat Juni 1729 der Anfang mit Errichtung des 1sten Bataillons von dem unterm 14ten Januar 1729 zum Chef dieser Garde ernannten Generalmajor Grafen von Rutowsky gemacht wurde, unter welchem der damalige Major von Frankenberg das Detail der Organisation besorgte. Zu diesem Behuf gingen im Monat Juli 1729 1.200 Stück Suhler und Olbernhauer Gewehre nach Warschau ab. Die zur Bekleidung des Regiments erforderlichen Reguisitionen wurden größtenteils aus Lissa in Groß-Polen bezogen.
Das 2te Bataillon des Regiments wurde in Meißen durch den Obristleutnant von Natzmer organisiert. Gleich Anfangs führte das Korps den Namen Polnische Grenadiergarde oder auch Rutowskysche Grenadiergarde zu Fuß und schon in den königlichen Reskripten vom Jahre 1730 wird es Königl. Polnisches Leibgrenadiergarde-Regiment genannt.
Im Monat November 1729 wurde das in Polen errichtete Bataillon nach Dresden gezogen, das andere Bataillon aber sollte nach Budissin verlegt werden. Ein königliches Reskript vom 8ten November 1729 ordnet jedoch an, dass das ganze Regiment Grenadiergarde in Dresden einquartiert und dafür das Weimarisch-Odempsysche Bataillon in die, für eines der Rutowskyschen Bataillons bestimmt gewesenen Orte verlegt werden solle. Hierbei wurde noch festgesetzt, dass das Regiment nur hinsichtlich des Garnisonsdienstes unter dem kommandierenden General und Gouverneur von Dresden stehen, in allem Übrigen aber als ein nach Polen gehöriges Regiment von des Königs unmittelbaren Befehlen abhängen solle. Auch solle es im Dienste möglichst geschont und beide Bataillons nur für ein Bataillon zum Wachtdienste gezogen werden. Ein späteres Reskript vom 13ten Januar 1730 befiehlt, dass das Rutowskysche Regiment als eine Königlich Polnische Grenadiergarde anzusehen und die mit dieser Stellung verbundenen Vorzüge geniessen solle. ... Im Monat Mal des Jahres 1731 erging an alle Kavallerie- und Infanterie-Regimenter der Königliche Befehl, alle ohne Schuhe über 76 Zoll messende Mannschaft zur Auswahl für die Grenadiergarde nach Dresden zu schicken, wovon jedoch durch spätere Anordnung die Kavallerie ausgeschlossen blieb. Zu derselben Zeit sendete die Russische Kaiserin Anna 32 Rekruten für die Grenadiersgarde nach Warschau ab und begleitete diese Sendung mit einem verbindlichen Schreiben an den König. Diese Mannschaften gingen über Kargo, Crossen und Guben nach Dresden ob." Soweit zu den Ursprüngen dieser Garde aus einem im Hauptstaatsarchiv Dresden liegenden Manuskript (vermutlich Hr. Schimpft).
In diesem Heft wird die Organisation, Geschichte, Uniformierung und Bewaffnung des Regiments Leib-Grenadier-Garde in den Jahren 1806 - 1813 dargestellt. In einem zweiten Heft folgt dann ein Gleiches für die Zeit von Ende 1813 - 1815 sowie Einzelheiten zu den Fahnen, den Exerzitien und sonstigen Sachen wie Mannschaftsmaß, Rekrutierung, Ordensverleihungen etc.
Bedanken möchte ich mich beim Team des Hauptstaatsarchives Dresden, bei Herrn Dr. Bauer vom Militärhistorischen Museum der Bundeswehr Dresden und dem Deutschen Damast- und Frottiermuseum Großschönau für die gewährte Unterstützung.
Dem geneigten Leser wünsche ich eine interessante Lektüre.
Eilenburg im September 2024
Ihr Jörg Titze¹
Abb. 02 Patronentaschenbeschlag nach 1806Abb. 02 Patronentaschenbeschlag nach 1806
¹ Für Fragen, Anregungen etc. erreichen Sie mich unter sachsen-titze@t-onlne.de.
2. Die Organisation
2.1. Die Friedensorganisation
2.1.1 Die Friedensorganisation vom Jahr 1806
Das Regiment Leib-Grenadier-Garde gehörte zu den eximierten Korps, die unter dem direkten Kommando² Sr. Durchlaucht des Kurfürsten standen.
Bei 10 Kompanien inkl. 2 Flügel-Kompanien
In Summe 913 Mann.
2.1.2 Die Friedensorganisation vom Jahr 1810
In Summe 1.666 Mann
2.2 Die Feldzugsorganisation
2.2.1 Der mobile Etat vom 01.04.1809
Gemäß Feldverpflegungsauswurf vom 01.04.1809 hatte das mobile Bataillon folgenden Etat:
Zusammen 609 Mann mit 27 Pferden
2.2.2 Der mobile Etat vom 01.06.1813
2.2.3 Der mobile Etat vom 01.10.1813
Stab
Abb. 03 Regimentssiegel (Regierungszeit Kurfürst Friedrich August III.)Abb. 03 Regimentssiegel (Regierungszeit Kurfürst Friedrich August III.)
² in allen Angelegenheiten, d.h. Dienst-, Kommando-, Muster-, Wirtschafts-, Marsch- und Delogierungssachen
³ Der letzte Chef der Leib-Grenadier-Garde war der 04.05.1805 verstorbene General und Kommandant des Regiments von Lindt gewesen. Bis zur Neuformierung der Armee am 20.02.1810 hatte das Regiment keinen Chef.
⁴ seit 05.05.1805 Franz Xaver v.Dressler u.Scharfenstein (17); seit 05.04.1806 Ernst Ferdinand v.Jeschki (15); seit 16.01.1807 August v.Kiesenwetter (13); seit 29.02.1807 Johann Fried. Wilhelm v.Brause (16); seit 15.03.1807 Hanns Friedrich Wilhelm v.Kirchbach (13); seit 20.08.1808 Johann Franz Henschel (39, vom Korporal avanciert); seit 30.01.1809 Gustav Heinr. Ferdinand v.Funck
⁵ seit 01.05.1805 Ernst Benjamin Junghans
⁶ Johann Gottlieb Pesch (seit 01.11.1794); Albert Habel (28.04.1798 - 29.09.1807); Johann Anton Brendel (seit 04.01.1799); Carl Gottlieb Peschke (24.09.1804 - 26.03.1809); Johann Gottlieb Lauterbach (seit 16.03.1805); Johann David Träger (seit 17.05.1805); Johann Gottlieb Kicheg (seit 28.10.1807); Christian Carl Gottlieb Rietsch (seit 29.03.1808)
⁷ Johann Christoph Steinhaus (keine Zeitangaben, vom Regiment v.Low erhalten)
⁸ seit 31.07.1795 Johann Christoph Stepper
⁹ seit 01.12.1802 Pater Johann Stephan Philipp; monatliches Traktament 25 Taler
¹⁰ seit 24.09.1805 Gottlieb Friedrich Aschenbach (war bei der Annahme 10 Jahre alt)
3. Die Leib-Grenadier-Garde in den Jahren 1806 - 1813¹¹
3.1 Die Jahre 1806, 1807 und 1808
Das Regiment war während der 1805 erfolgten Mobilmachung auf den vollen Etat gesetzt worden. Am 02.02.1806 erhielt auch der Obrist des Regiment den Befehl zur Demobilisierung.
Am 12.07. wurden mit Regiments-Ordre die Punkte für das Herbstexerzieren der Rekruten und die Divisionseinteilung festgelegt:
1) wiederholt untersagt wurde das „Eilen", d.h. den Rekruten in wenigen Wochen nur Anweisung zum Wachdienst zu geben.
