Das Feuer der Reformation: Martin Luther
Von Catherine MacKenzie und Voice of Hope
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Über dieses E-Book
Die bekannte Autorin schildert in diesem Buch das eindrückliche Leben von Martin Luther, seine Suche nach Gott, seine Gefangennahme und Entführung zur Wartburg, die Übersetzung der Bibel und vor allem die Entdeckung der Wahrheit im Evangelium – einer Wahrheit, die sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Welt verbreitete.
Martin Luthers Hingabe im Kampf für die Wahrheit ist es wert, nachgeahmt zu werden. Diese Geschichte lässt sein Lebensbild vor den Augen der Kinder und Jugendlichen lebendig werden.
Dieses Buch ist der zweite Band der Buchreihe »Glaubensvorbilder« für Kinder und Jugendliche.
Catherine MacKenzie
Catherine MacKenzie stammt aus Schottland und hat mehrere Biografien für junge Teenager sowie andere Titel für jüngere Kinder geschrieben. Sie ist Redakteurin für den Kinderbuchverlag von Christian Focus, CF4Kids.
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Buchvorschau
Das Feuer der Reformation - Catherine MacKenzie
Martin Luther
Das Feuer
der Reformation
___________________________________________
Catherine MacKenzie
Originaltitel: Reformation Fire
© 2016 Catherine MacKenzie
Veröffentlicht bei Christian Focus Publications
Alle Rechte vorbehalten
© der deutschen Ausgabe by Verlag Voice of Hope, 2018
Eckenhagener Str. 43
51580 Reichshof-Mittelagger
www.voh-shop.de
Übersetzung: Bettina Bräul
Lektorat, Cover und Satz: Voice of Hope
Zeichnungen: Neil Reed
ISBN 978-3-947102-77-8 – E-Book
ISBN 978-3-947102-32-7 – Hardcover-Buch
Alle Bibelstellen sind gemäß der Schlachter-Bibel 2000.
Wir bedanken uns für die finanzielle Unterstützung bei der Stiftung:
Stichting Vrienden van Heidelberg en Dordrecht
info@svvhed.org | www.svvhed.org
1.
Das Sommergewitter
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Ein kleiner, robuster sechsjähriger Junge saß an einem schmalen Fenster. Seine Mutter hatte die Fensterläden geöffnet, um zu lüften. Alles schien an diesem Tag feucht und stickig zu sein. In der Ferne sah man Berge, Wälder und einen heraufziehenden Regen. Das waren die perfekten Vorbedingungen für ein Sommergewitter.
Als der Himmel zu dunkeln begann, meinte Martin, in der Ferne ein Rumpeln zu vernehmen. Nervös versuchte er diesen Lärm den örtlichen Minen und Schmelzöfen zuzuordnen, die Wolken dem Rauch, der von den Arbeitsplätzen der Ortsansässigen aufstieg, die Metall und Eisen aus der Erde gruben. Diesen Lärm war er gewohnt; er konnte ihn ignorieren – konnte ihn als normal abtun, als alltägliches Geräusch … Doch Martin wusste, dass das, was er jetzt aus der Ferne hörte, nichts mit der drückend heißen Arbeit zu tun hatte, die sein Vater ausübte; eher war es der mysteriöse Lärm, der jeden Juli und August zusammen mit der Schwüle aufkam.
Martin erschauderte. Er begann, seine Nerven zu verlieren. Er wusste, dass ein Unwetter losbrach. Mansfeld könnte bald sehr gut im Zentrum desselben stehen. Sobald das Gewitter über das benachbarte Tal herübergezogen sei, würde er gleich den ersten Blitz sehen, bevor drohend der Donner rollen würde.
Aus seinem Fenster hatte Martin einen guten Ausblick auf den kleinen Bergwerksort, den er seine Heimat nannte. Man sah leuchtend rote Dächer und Fachwerkhäuser. In einiger Entfernung umgab eine starke Mauer die Stadt, um sie zu schützen, da Martin in einem Land lebte, das zum Kampf bereit sein musste. Städte und Dörfer mussten sich vor Räubern und den Feinden schützen. Das Land, in dem Martin lebte, war Deutschland; doch es war nicht das, was man heute unter Deutschland versteht, mit einem politischen Oberhaupt und einer Regierung. Stattdessen bestand es aus mehreren Gebieten, die jeweils von einem eigenen Fürsten und seiner Streitmacht regiert wurden. Deutschland wird ein brisanter Ort gewesen sein, in dem jede Stadt und jedes Dorf tat, was irgend möglich war, um sich gegen Feinde auszurüsten. Allerdings war Martin sich nicht sicher, ob eine Stadtmauer wie die ihrige irgendeinen Schutz vor Donner und Blitz bieten konnte.
Seine Mutter sagte, dass er beten solle, wenn er Angst habe. Doch Martin war sich nicht ganz sicher, zu wem er beten solle. Die Priester beteten zu der »Jungfrau Maria« und zu den »Heiligen« – und es gab viele derselben. Doch seine Mutter und sein Vater beteten zu Gott – einfache Gebete in Deutsch, anders als die Gebete, die er von den Mönchen und Priestern in der Kapelle hörte. Jene schienen immer nur in Latein zu beten. Fieberhaft versuchte der kleine Martin Luther nun, zu der »Jungfrau« und allen »Heiligen« und gleichzeitig zu Gott zu beten, als das Gewitter sich näherte. Verwirrt und angsterfüllt hoffte er, dass jemand ihn hören und ihm helfen würde.
Das Gewitter zog immer näher heran. Martin versuchte sich abzulenken, indem er die vertrauten Düfte einsog, die in der Luft schwebten – der metallische Geruch der Kupfer- und Silberminen, das frische, fast heilkräftige Aroma des Kiefernwaldes in der Ferne, die nahegelegenen blumigen Duftnoten von Mohnblumen und Apfelblüten aus einem gut erhaltenen Familiengarten.
Allerdings konnte nichts davon ihn von dem aufziehenden Unwetter ablenken. »Jeden Moment kann es losgehen …«, flüsterte er sich zu. Der süd-westliche Teil von Sachsen war im Sommer schon gut an die plötzlich hereinbrechenden Gewitter gewöhnt – doch Martin war es nicht. Es gab etwas am Gewitter, das ihn immer an seine Grenzen brachte.
»Sei mutig!«, sprach er laut zu sich selbst. Doch Martin war nicht mutig, und angesichts des Gewitters konnte er es auch nicht sein.
Plötzlich zuckte ein schlangenähnlicher Feuerstreifen über den pechschwarzen Himmel und erleuchtete alles ringsum. Martin sprang auf und rang nach Luft. Genau in diesem Moment brachte ihn eine sanfte Stimme zu seiner Linken zurück auf den Boden der Wirklichkeit. »Du weißt doch, mein Liebling, was du an Sommertagen wie diesen zu erwarten hast.« Indem er sich vom Fenster und den schreckenerregenden Geschehnissen draußen abwandte, schaute Martin in das ernste, ehrliche Gesicht seiner jungen Mutter. Ihre hohen Wangenknochen waren ein Zeichen guter Erziehung, zumindest sagte sie es so. Der Schweiß, der ihre Haut glänzen ließ, war ein Hinweis auf ihre harte Arbeit. Ihr warmer, voller Mund war, was Martin am meisten an ihr schätzte. Wenn sie ihn auch dazu gebrauchte, ihren ältesten Sohn zu erziehen, dann war es dennoch derselbe Mund, der ihm erzählte, dass sie ihn liebte, und der ihn, solange er sich erinnern konnte, zum Gute-Nacht-Sagen küsste, bevor er einschlief.
»Warum ist es so, Martin«, fragte sie, »dass du dich immer so fürchtest vor diesen Gewittern?«
Martin unterbrach sie: »Ich erschrecke mich zu Tode bei diesem Anblick und diesen Geräuschen …«
Seine Mutter lachte in ihrer gutmütigen, natürlichen Art. Sie erkannte etwas von sich selbst in den besorgten, poetischen Augen ihres kleinen Sohnes. Sie konnten beide in ihrer Phantasie einen Sprung machen und augenblicklich irgendwo jenseits der Wälder sein, in einem Land oder einer Welt, in der sie nie zuvor gewesen sind. Martins Vorstellungskraft war allerdings nicht immer von Vorteil, insbesondere heute nicht, wenn sie ihn unnötigerweise über etwas beunruhigte, was in ihrer thüringischen Heimat so häufig geschah.
Die Mutter schloss ihren kleinen Jungen sanft in die Arme. Sie zog ihn auf ihren Schoß, während sie sich völlig dessen bewusst war, dass ihr dies nicht mehr viel länger möglich war. Junge Knaben mussten in Deutschland schnell erwachsen werden, ob sie nun für die Grubenarbeit verpflichtet wurden, wie die meisten jungen Männer in Mansfeld, oder für das akademische Leben, wie Martin.
Frau Luther wollte diese Art von Leben für ihren ältesten Sohn. »Sein klarer Verstand und Wissensdurst heben ihn von den anderen Burschen ab«, dachte sie. Ihr Ehemann Hans hatte sein Leben damit verbracht, sich in verstaubten, schmutzigen Minen abzurackern und Silber und Kupfer aus der unerbittlich harten Erde zu bohren und zu graben. Beide wünschten sich etwas Besseres für Martin.
Ein weiterer Blitz zuckte direkt über ihnen. Der darauffolgende Donner veranlasste Martin, sich noch fester an seine Mutter zu klammern. Sie küsste ihn noch einmal sanft auf die Stirn und versuchte ihn mit einem Lächeln zu beruhigen.
»Keine Angst, Martin. Das wird bald nur noch eine weitere Erinnerung an den Sommer sein. Ich werde Papa nicht erzählen, was du für ein ›Baby‹ warst. Denk nur mal an die Energie in dem Blitz, wenn er über den Himmel zuckt! Und denk an die Kraft des Schöpfers! Denke daran, was unser Gott mit dem Wetter zu tun vermag und was Er aus einem einzigen Leben, wie dem deinen, machen könnte!«
Martin war sich nicht sicher, was Gott aus einem Angsthasen wie ihm wohl machen könnte. Doch der nächste Donner krachte, und die darauf folgenden nahmen immer mehr an Intensität ab; jeder klang von weiter weg als der vorherige. Endlich war es nur noch ein entferntes Rumpeln, ohne dass ein Blitz zu sehen war.
»Da haben wir’s. Alles ist wieder in Ordnung«, verkündete Martins Mutter, schob den Jungen sanft von ihrem Schoß herunter und stellte ihn fest auf den Boden. Sie nahm eine kleine Tasche aus dem Schrank und füllte sie mit zwei Portionen Brot und Äpfeln. »Sicher wirst du noch vor dem Abendbrot Hunger bekommen«, stellte sie fest. »Und dein Vater wird auch hungrig sein. Alle Luther-Männer haben großen Appetit.«
Martins blasses Gesicht begann wieder etwas Farbe anzunehmen, als er sich eine Kappe überzog, um seinen Kopf vor den letzten Regentropfen zu schützen. Der Gedanke an eine Zwischenmahlzeit vor dem Abendbrot verschaffte ihm ein weitaus besseres Gefühl, während er seiner Mutter zum Abschied zuwinkte.
Als er um die Ecke auf die Hauptstraße einbog, zeigte es sich, dass dieser Bergwerksort einer der belebtesten des gesamten Bezirks war.
»Und Vater ist einer der eifrigsten Bergwerksarbeiter in Mansfeld«, dachte Martin bei sich selbst. Seine Mutter hatte ihm das viele Male erzählt. Martins Mutter war stolz auf Hans Luther, ihren Mann. Martin und sein jüngerer Bruder bewunderten voller Staunen die starken Schultern, die durchdringenden Augen und die dunkle Hautfarbe ihres Vaters. Er hatte sich die Finger schon wund gearbeitet, um sein Leben und das seiner Kinder zu verbessern. Es war ein gefährlicher Beruf, tief unten im Bergbau zu arbeiten, wo eine Verschiebung im Felsen oder Erdreich einen Menschen lebendig begraben konnte! Finanziell ging in jener Zeit bei ihnen alles ebenso mühselig zu, denn Martins Vater hatte Schulden; die Minen, in welchen er arbeitete, gehörten ihm nicht, sondern er hatte sie nur gepachtet. Das bedeutete, dass die Familie sich Geld geliehen hatte, um wiederum Geld verdienen und sich ernähren zu können.
Doch die jungen Lutherburschen wussten noch nicht über alle Einzelheiten des Bergbaubetriebs Bescheid. Die härteren Aspekte eines Lebens in der Kupfermine waren ihnen vorenthalten. Dennoch erinnerte die Mutter ihre Knaben immer wieder daran, was für einen angesehenen Vater sie hatten.
Nachdem er eine Abkürzung genommen und einen geeigneten Stein gefunden hatte, auf dem er stehen konnte, starrte Martin auf die hohen Schornsteine am Berghang, die Rauch ausstießen und herausquellen ließen. Schutthaufen umringten alle Gruben. Denn überall, wo eine Schicht von Kupfer oder Silber gefunden worden war, hatte man tiefe Löcher und Schächte ins Erdreich gegraben.
Während Martin seinen Apfel und sein Brot mampfte, suchte