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Juister Hammer. Ostfrieslandkrimi
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eBook158 Seiten2 Stunden

Juister Hammer. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

»Eine Schlägerei am Strand!« Doch bei der Prügelei bleibt es nicht. Denn nur kurz nachdem der junge Handwerker Heiner Graf am Juister Strand von einer unbekannten Person attackiert wurde, liegt er tot auf der Baustelle. Schon bald entdecken die Inselkommissare Antje Fedder und Roland Witte die Tatwaffe, einen Zimmermannshammer mit Blutspuren darauf. Aber die Suche nach dem Mörder oder der Mörderin gestaltet sich komplizierter. Stimmt es, dass Heiners Auftraggeberin, die er beim Bau ihres Tiny Houses unterstützte, ein Auge auf den attraktiven Handwerker geworfen hat? Wollte die Neu-Insulanerin mehr von ihm und es kam zum Streit? Und welche Rolle spielt die geheimnisvolle Rothaarige? Es gibt viele Puzzleteile in diesem mysteriösen Fall auf Juist, aber für die ostfriesischen Ermittler fühlt es sich so an, als ob diese überhaupt nichts miteinander zu tun hätten …

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum16. Apr. 2024
ISBN9783965869646
Juister Hammer. Ostfrieslandkrimi

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    Buchvorschau

    Juister Hammer. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

    Kapitel 1

    »Eine Schlägerei am Strand!«

    Kommissarin Antje Fedder von der Polizei Juist hatte soeben ein Telefonat angenommen. Noch bevor sie ihren Namen und Dienstgrad nennen konnte, bekam sie diesen Satz zu hören. Die Anruferin klang panisch. Wenn Antje ihr helfen wollte, musste sie die Frau zunächst etwas beruhigen.

    »Sagen Sie mir bitte, wo genau Sie sich befinden. Sind Sie am Hauptbadestrand oder am Loogbad?«, wollte die Polizistin wissen. Es brachte nichts, wenn sie und ihr Kollege Roland Witte wertvolle Zeit verloren, indem sie das ganze Areal absuchten. Allein der Hauptbadestrand war mehr als zwei Kilometer lang.

    »Ich weiß nicht … am nächsten Strandabgang ist eine Kuh …«

    Roland konnte das Gespräch mithören, weil Antje den Lautsprecher eingeschaltet hatte. Der dunkelhaarige Polizist war bereits aufgestanden, setzte seine Mütze auf und legte Geld für das Essen auf den Tisch. Die beiden Ordnungshüter der Insel hatten soeben ihre Mittagspause in der Küchenwerkstatt verbracht. Das beliebte Lokal mit seinen Bogenfenstern und der rustikalen Einrichtung befand sich direkt am Kurplatz. Er sagte: »Sie ist in der Nähe vom Volleyballfeld. Wir sind in ein paar Minuten bei ihr.«

    Das wusste Antje natürlich auch, sie war schließlich im Gegensatz zu Roland ein echtes Inselkind. Und ihr war bewusst, dass mit der Kuh kein real existierender Wiederkäuer gemeint war. Auf Juist wurde jeder Strandabgang durch ein buntes Tierbild gekennzeichnet, damit Kinder sich leichter orientieren konnten.

    »Verraten Sie mir noch Ihren Namen?«

    Antjes Frage blieb unbeantwortet, die Melderin legte einfach auf. Die Polizistin trug im Dienst ihr schulterlanges Haar hochgesteckt. Nun griff sie ebenfalls zu ihrer Mütze und eilte zusammen mit ihrem Kollegen hinaus. Auf dem autofreien »Töwerland« bewegten sich auch die Kommissare meist auf zwei Rädern und mit Muskelkraft vorwärts. Wenn sie Pause machten oder anderweitig nicht auf der Wache erreichbar waren, schaltete Antje stets die Anrufumleitung vom Festnetz der Polizeistation auf ihr Smartphone ein.

    »Die Anruferin wollte wohl keine genauere Aussage machen«, meinte Roland. Er hatte natürlich auch mitbekommen, dass sie sich nicht zu ihren Personalien geäußert hatte. Die Polizisten flitzten durch die Strandstraße, auf der momentan nicht allzu viel Verkehr herrschte. Antje klingelte, damit gemächlich vor ihr fahrende Radler Platz machten. Die meisten Juist-Urlauber liehen sich ein Zweirad, weil sich so die Insel am besten erkunden ließ. Und entsprechend gemächlich bewegten sie sich fort, denn das »Töwerland« lud zum Entschleunigen förmlich ein. Doch wenn die Kommissare auf Alarmfahrt unterwegs waren, musste jede Verzögerung vermieden werden. Immerhin war es möglich, dass jemand ernsthaft verletzt wurde. Es dauerte nicht lange, bis die beiden die Strandpromenade erreicht hatten. Dort ließen sie ihre Räder zurück und rannten am »Kuh«-Abgang auf die breite helle Sandfläche zu. Einige Schaulustige hatten sich bereits versammelt. Wenigstens sieht es nicht nach einer Massenkeilerei aus, dachte Antje. Juist war keine Partyinsel, größeren Ärger durch Gewalttaten gab es dort eigentlich nicht. In den Sommermonaten hatten die beiden »Inselsheriffs« mehr zu tun, aber dann bekamen sie auch Verstärkung durch Unterstützungskräfte vom Festland. Jetzt war es hingegen September, und die Saison neigte sich allmählich dem Ende zu. Aber noch war es warm genug, um viele Stunden im Strandkorb mit Tagträumen zu verbringen. Während die Kommissarin und ihr Kollege sich zwischen den Neugierigen hindurch drängten, fiel ihr sofort der Unterschied zu anderen Einsätzen auf. Antje hatte schon öfter Streithähne voneinander trennen müssen. Dies war meist unter Gebrüll und wüsten Drohungen durch die Beteiligten geschehen – vor allem, wenn Alkohol im Spiel war. Doch aktuell herrschte eine geradezu unheimliche Stille. Niemand sagte etwas, man hörte nur das Kreischen der Möwen, das Rauschen der Brandung sowie das fröhliche Lachen von tobenden Kindern, die weiter entfernt ihren Spaß hatten. Antje erblickte ein bekanntes Gesicht. Heiner Graf drückte sich ein Papiertaschentuch gegen seine blutende Nase. Der fünfundzwanzigjährige Allround-Handwerker trug seine übliche Kleidung: knielange Jeans-Shorts sowie ein ärmelloses T-Shirt, das seine Muskeln betonte. Der hochgewachsene Graf mit seinem blonden Vollbart war ein gutaussehender Mann. Wäre die Polizistin nicht mit ihrem Kollegen Roland liiert gewesen, hätte sie vielleicht selbst ein Auge auf ihn geworfen. Momentan interessierte sie sich allerdings nur für die Straftat, die hier stattgefunden haben sollte. Sie wandte sich direkt an ihn: »Moin, Heiner! Uns wurde eine Körperverletzung gemeldet. Weißt du etwas darüber?«

    Graf schüttelte den Kopf: »Da muss euch jemand einen Bären aufgebunden haben, Antje. Hier ist nichts passiert.«

    Die Kommissarin merkte normalerweise sofort, wenn sie angelogen wurde. Und das schätzte sie überhaupt nicht. Für sie stand fest, dass jemand den Handwerker ins Gesicht geschlagen hatte. Ihr Kollege dachte offenbar genauso.

    »Also hast du dir selbst auf die Nase gehauen?«, fragte Roland. Seiner Stimme war die Skepsis deutlich anzuhören.

    »Ich habe Nasenbluten, das kommt öfter mal vor. Daran ist niemand schuld«, behauptete Graf, ohne Antje dabei in die Augen sehen zu können. In diesem Moment mischte sich einer der Umstehenden ein.

    »Ein anderer Mann ist weggelaufen!«, rief der ältere Herr mit dem Karohemd und der hellen Windjacke. Diese Aussage schien Graf gar nicht zu behagen. Er warf dem Zeugen einen mürrisch wirkenden Blick zu. Die Kommissarin konzentrierte sich nun auf den Karohemdträger.

    »Was genau haben Sie beobachtet?«, fragte sie.

    »Ich kam von dort hinten, aus Richtung Strandhotel Juist«, begann der Zeuge und deutete in die Richtung. »Plötzlich hörte ich einen Schrei. Dann sah ich einen jungen Mann auf mich zurennen, an mir vorbei. Das ist keine fünf Minuten her.«

    »Wie sah die Person aus?«

    »Der Mann hatte dunkle Haare, keinen Bart, trug kurze Hosen und ein helles T-Shirt«, lautete die Antwort. Die Polizistin überlegte. Seit dem Anruf konnten keine zehn Minuten vergangen sein. Falls der Flüchtende den Handwerker wirklich verletzt hatte, konnte sein Vorsprung noch nicht allzu groß sein. Sie wollte mehr von dem älteren Herrn erfahren, der sich nun als Günter Neumann vorstellte. Als sie sich Notizen zu machen begann, öffnete Graf erneut den Mund.

    »Ihr verschwendet hier nur eure Zeit, Antje! Mir ist nichts passiert, ich erstatte keine Anzeige!«

    Sie ging nicht auf seine Worte ein. Stattdessen wandte sie sich noch einmal an Neumann: »Können Sie uns sagen, ob dieser Herr hier geschrien hat? Und haben Sie beobachtet, was zuvor geschehen ist?«

    »Es war ein Schmerzenslaut, der wahrscheinlich aus einer Männerkehle kam. Mehr habe ich nicht bemerkt, ich will niemanden beschuldigen«, antwortete der Zeuge.

    »Ich habe geschrien, weil ich mich wegen des plötzlichen Nasenblutens erschrocken hatte«, sagte Graf. »Und dieser junge Mann ist nicht geflohen, sondern war bestimmt nur ein Jogger. Von denen gibt es hier am Strand mehr als genug.«

    Das stimmte natürlich. Trotzdem kam es Antje so vor, als ob der Handwerker seinen Angreifer gegenüber den Polizisten decken wollte. Und dafür musste es einen Grund geben. Der Anruf war, der Stimme nach zu urteilen, von einer jungen Frau gekommen. Unter den Umstehenden waren nur zwei weiblichen Geschlechts. Antje sprach sie direkt an: »Was ist mit Ihnen? Haben Sie etwas bemerkt?«

    Die Frauen verneinten. Sie waren angeblich erst kurz vor den Polizisten stehen geblieben, weil ihnen Grafs blutende Nase aufgefallen war. Von einer Schlägerei wollten sie nichts mitbekommen haben. Die beiden schienen glaubhaft zu sein, außerdem passten ihre Stimmen nicht zu der Anruferin. Die Kommissarin wusste, dass echte Prügeleien im Gegensatz zu den ausgedehnten Szenen in Actionfilmen oft nur wenige Sekunden dauerten. Daher war es vorstellbar, dass die Schaulustigen wirklich erst nach der Tat dazugekommen waren. Und die Anruferin? Sie hatte sich offenbar genauso aus dem Staub gemacht wie der Tatverdächtige – wahrscheinlich, weil sie ihren Namen nicht nennen wollte. Aus welchem Grund?

    »Was machst du eigentlich mitten am Tag hier am Strand?«, fragte der Kommissar den Handwerker. »Normalerweise kannst du dich doch vor lauter Aufträgen gar nicht retten.«

    »Ich habe gerade Mittagspause«, lautete die Antwort. »Ich baue aktuell ein Tiny House im Loog. Dorthin muss ich jetzt auch zurück, ich arbeite normalerweise bis Sonnenuntergang.«

    Antje wusste natürlich von dem Projekt, denn die Polizistin war größtenteils über die Ereignisse auf Juist bestens informiert. Sie bekam nicht nur durch ihre eigene Arbeit viel mit, sondern wurde auch von ihrem Vater und dessen Freundin mit Informationen versorgt. Als Inhaber des beliebten Lokals Juister Kajüte hielt Tjark Fedder ebenso die Ohren offen wie seine Liebste Silke Meester, die als Bürgermeisterin der Insel viele Neuigkeiten aufschnappte.

    »Alles klar, du musst selbst wissen, was du tust«, erwiderte die Polizistin. »Falls du deine Meinung änderst, dann weißt du ja, wo du uns findest.«

    Darauf erwiderte Graf nichts. Er stapfte barfuß durch den Sand zurück zur Strandpromenade, wo er sein Fahrrad zurückgelassen hatte. Die Kommissare schauten ihm nach. Die Gaffer begannen sich allmählich zu entfernen. Nur Neumann blieb stehen und schaute Antje erwartungsvoll an.

    »Danke für Ihre Aussage. Bitte geben Sie mir Ihre Telefonnummer, falls es noch Fragen gibt.«

    Er diktierte der Polizistin eifrig eine Zahlenfolge.

    »Falls ich den jungen Mann irgendwo wiedersehe, melde ich mich bei Ihnen«, kündigte er zum Abschied an. Antje lächelte ihm freundlich zu. Als der ältere Herr außer Hörweite war, wandte sie sich an ihren Kollegen.

    »Was ist hier deiner Meinung nach geschehen, Roland?«

    »Ich schätze, wir haben es mit drei Beteiligten zu tun: Heiner, sein Angreifer und die Anruferin. Der Handwerker wird geschlagen, woraufhin seine Nase zu bluten beginnt und der Widersacher sich verdünnisiert. Die Frau befürchtet eine Eskalation und ruft uns an, wie es jeder Bürger tun sollte, der eine Straftat beobachtet.«

    »Einverstanden, und warum bleibt sie nicht hier und sagt aus?«

    »Das Spiel kennen wir doch zur Genüge, Antje. Manche Melder wollen nicht in ihrem Urlaub ein Vernehmungsprotokoll unterschreiben, andere sind vielleicht mit Täter oder Opfer oder beiden in irgendeiner Art verbunden, was aber nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen soll. – Ich finde, wir sollten uns nicht unnötig den Kopf zerbrechen. Heiner hätte bei uns Anzeige erstatten können. Wenn er darauf verzichtet hat, wird er dafür seine Gründe haben.«

    Die Kommissarin spürte, dass ihr Kollege die Episode gern zu den Akten gelegt hätte. Aber ihr Misstrauen war erwacht: »Es ist ja nachvollziehbar, dass jemand seine Mittagspause gern am Strand verbringt – vor allem hier auf Juist. Aber das Tiny House wird im Loog errichtet, und von der Baustelle bis zum Loogbad sind es nur ein paar Hundert Meter. Aus welchem Grund hat Heiner den weiten Weg zum Hauptbadestrand zurückgelegt, wenn es ihm nur um Sand und Meer ging? Ich vermute, dass er hier jemanden treffen wollte. Außerdem frage ich mich, warum der Handwerker nicht zurückgeschlagen hat. Du kennst ihn, er ist nicht gerade ein Schwächling. Außerdem schien er weder unter Alkohol- noch unter Drogeneinfluss zu stehen. Dadurch hätte man

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