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Juister Hexe. Ostfrieslandkrimi
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eBook151 Seiten1 Stunde

Juister Hexe. Ostfrieslandkrimi

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Über dieses E-Book

»Wen haben Sie umgebracht, Frau Klages?« »Den Namenlosen …« Die Inselkommissare Antje Fedder und Roland Witte hatten von Anfang an kein gutes Gefühl, als sich die selbsternannte Hexe Larissa Klages mit ihren Freundinnen auf Juist einquartierte. Und schon in der ersten Nacht kauert die attraktive junge Frau, die so gar nicht an eine Hexe aus dem Märchenbuch erinnert, vor der Polizeistation und bezichtigt sich selbst eines Mordes! Offenbar ist Larissa allerdings in einem benebelten Zustand. Kann sie nach der Einnahme eines selbstgebrauten Hexentranks Illusion und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden? Ist der namenlose Tote nur eine Halluzination? Oder wird die verurteilte Betrügerin, die mit ihrer vermeintlichen Hexenkunst vielen Menschen das Geld aus der Tasche gezogen hat, gar selbst zum Opfer einer Intrige? Zumindest eine der Fragen kann Antje Fedder schon bald beantworten, denn am Juister Strand macht die Kommissarin einen erschreckenden Fund...

SpracheDeutsch
HerausgeberKlarant
Erscheinungsdatum30. März 2022
ISBN9783965865655
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    Buchvorschau

    Juister Hexe. Ostfrieslandkrimi - Sina Jorritsma

    Kapitel 1

    »Uns steht also eine Hexe ins Haus. Vielen Dank für die Information. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.«

    Mit diesen Worten legte Kommissar Roland Witte den Telefonhörer auf. Seine Kollegin, mit der er in der kleinen Polizeiwache von Juist seinen Dienst versah, warf ihm einen überraschten Blick zu. Kommissarin Antje Fedder wusste, dass Roland ein lockerer Typ war, der das Leben leicht­nahm. Sie kannte ihn gut, da sie nicht nur mit ihm arbeitete, sondern auch privat mit ihm liiert war. Dennoch nahm er seine Aufgaben als Polizeibeamter auf der Nordseeinsel stets ernst. Als vor einigen Minuten der Anruf kam, hatte Roland das Gespräch angenommen. Antje war nämlich noch mit Teekochen beschäftigt gewesen. Einigen Sätzen hatte sie entnommen, dass es um dienstliche Angelegenheiten ging. Deshalb hakte sie nach: »Was für eine Hexe? Bist du gerade veräppelt worden?«

    Der dunkelhaarige Kommissar grinste und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, der Anruf kam nämlich vom Holstenglacis.«

    »Du meinst die Untersuchungshaftanstalt der Freien und Hansestadt Hamburg, die sich am Holstenglacis befindet?«

    »Exakt, Antje. Und es geht um eine Dame namens Larissa Klages, die noch heute per Fähre auf unserer schönen Insel eintreffen wird.«

    »Und Frau Klages ist eine Hexe?«, hakte die Polizistin nach.

    »Sie nennt sich selbst jedenfalls so. Das war ihre Masche, mit der sie einige Opfer um Geld erleichtert hat. Das Land­gericht Hamburg verurteilte Frau Klages wegen Betrugs gemäß § 263 STGB zu einer Freiheitsstrafe, die aber zur Bewährung ausgesetzt wurde. Man hat der selbsternannten Hexe zur Auflage gemacht, sich einmal pro Woche bei der zuständigen Polizeidienststelle zu melden. Und da sie ange­kündigt hat, sich auf Juist von der Untersuchungshaft erho­len zu wollen …«

    »… können wir mit ihrem Besuch rechnen«, ergänzte Antje seufzend. Die Kommissarin mit den schulterlangen blonden Haaren verspürte ein Unbehagen, für das sie keine richtige Erklärung hatte. Es gab keinen Grund für trübsinni­ge Gedanken. Die Juister Inselpolizisten hatten ihren letzten Kriminalfall erfolgreich abgeschlossen. An diesem schönen Tag Ende März gewann der Frühling endgültig die Oberhand gegenüber den Nachwirkungen des stürmischen Winters. An den breiten Sandstränden des »Töwerlands«, wie die Insel von Einheimischen und Touristen liebevoll genannt wurde, konnte man schon weitaus mehr Urlauber sehen als in den langen, dunklen Wintermonaten. Auch Bürgermeisterin Silke Meester, die Antje gelegentlich mit ihrem Übereifer auf die Nerven ging, hielt momentan die Füße still. Es gab also keinen objektiven Grund für dieses Gefühl von Beklemmung, das ihr offenbar ins Gesicht geschrieben stand.

    Roland bedachte seine Kollegin jedenfalls mit einem prüfenden Blick und fragte: »Was ist los?«

    »Nichts, wie kommst du darauf? – Trink lieber den Tee. Wir können noch ein paar Akten wegarbeiten, bevor die Morgenfähre eintrifft.«

    Wie in jeder anderen Polizeidienststelle nahm auch auf Juist die Schreibarbeit einen beachtlichen Zeitanteil ein. Doch Antje befasste sich während der nächsten halben Stunde nicht mit der Ablage von erledigten Vorgängen, sondern rief mit ihrem PC die elektronische Strafakte der »Hexe« auf. Sie wollte erfahren, mit wem sie es zu tun bekommen würde.

    Larissa Klages hatte kein langes Vorstrafenregister, die Verurteilung wegen Betrugs war offenbar ihr erster Konflikt mit dem Gesetz – oder sie war zuvor schlicht und einfach noch nicht erwischt worden. Auf den erkennungsdienstli­chen Fotos erblickte Antje eine attraktive dunkelhaarige Frau in ihrer eigenen Altersklasse, also Anfang dreißig. Wie die Klischeezauberin aus dem Märchenbuch sah Larissa Klages jedenfalls nicht aus. Sie war weder steinalt noch abstoßend hässlich. Und sie hatte auch keinen Raben auf der Schulter.

    Das wäre auch während der erkennungsdienstlichen Be­handlung wohl kaum gestattet, dachte Antje lächelnd. Doch gleich darauf kehrte ihr unerklärlicher Widerwillen zurück. Larissa Klages blickte direkt in die Kamera. Dagegen konnte man nichts sagen. Es wurde sogar gefordert, wenn eine Person von der Polizei registriert wurde. Antje kam es so vor, als ob Larissas Augen direkt in ihre Seele starren und ihre geheimsten Gedanken entlarven würden.

    »Wetten, dass die falsche Schlange ihre Opfer mit einem Liebeszauber ausgenommen hat?«

    Rolands trockene Bemerkung holte Antje auf den Boden der Wirklichkeit zurück. Sie war so vertieft gewesen, dass sie ihn gar nicht bemerkt hatte. Er war von seinem eigenen Schreibtisch aufgestanden und zu ihr herübergekommen, um über ihre Schulter zu linsen.

    »Wie kommst du denn darauf?«, fauchte sie gereizt. »Glaubst du, eine schöne Frau kann nur durch ihre Reize Verbrechen begehen?«

    »Unsinn!«, gab er lachend von sich. »Obwohl – du hast mich sofort verhext, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«

    Roland unterstrich seine Worte, indem er ihr einen Kuss auf die Wange gab. Die beiden hatten sich eigentlich darauf geeinigt, während der Dienstzeit keine Zärtlichkeiten aus­tauschen zu wollen. Aber momentan befand sich außer ihnen niemand in dem kleinen Wachlokal. Darum beschloss Antje, nicht zickig zu sein. Sie wusste, dass Roland sie nur aufmuntern wollte. Und das konnte sie in diesem Moment gut gebrauchen. Also zwinkerte sie ihm lächelnd zu.

    Antje sagte: »Hör schon auf mit dem Süßholzraspeln, du Schmeichler! – Schau dir lieber die Akte an, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Offenbar hat Frau Klages für irgendwelchen Hokuspokus horrende Summen verlangt, die von einigen Menschen auch bereitwillig gezahlt wurden.«

    Der Kommissar ging an seinen eigenen Rechner.

    »Mehrere Opfer haben sich später eines Besseren besonnen und die Betrügerin angezeigt«, stellte er fest. »Im Internet finden sich mehrere Presseberichte über den Strafprozess, Antje. Die selbsternannte Hexe wird nicht gerade am Hungertuch nagen. Ihr Strafverteidiger war jedenfalls kein Geringerer als Dr. Joost Schwarzkopf.«

    »Das ist doch dieser Starjurist, der auch Mafiagrößen und Unterweltkönige vertritt«, meinte die Polizistin.

    Roland erwiderte: »Ja, richtig. Vielleicht wurde sein üppiges Honorar gar nicht von Frau Klages bezahlt, sondern von ihrem Vater. Ich spreche von Heinrich Klages, dem Baulöwen. In einem Zeitungsartikel wird Larissa Klages genüsslich als schwarzes Schaf des Klages-Clans‹ bezeichnet.«

    »Mir sagt der Name nichts, aber Hamburg ist ja auch weit weg«, gab Antje zurück und warf einen Blick auf die Uhr. Sie fuhr fort: »Wir sollten uns auf den Weg machen, wenn wir die Dame an der Fähre in Empfang nehmen wollen.«

    Ihr Kollege zuckte mit den Schultern und sagte: »Wie du meinst. Genau genommen soll Larissa Klages sich ja bei uns melden. Wir müssten einfach nur warten, bis sie hier aufkreuzt.«

    »Deine Bequemlichkeit in allen Ehren – aber ich mache mir gern selbst ein Bild, wenn eine verurteilte Straftäterin nach Juist kommt!«, fauchte die Polizistin gereizt. Kaum hatten diese Worte ihren Mund verlassen, als sie diese auch schon bereute. Roland war eigentlich gar nicht faul oder dienstvergessen. Und sie selbst wäre normalerweise nicht auf die Idee gekommen, ihn wegen einer Kleinigkeit anzu­pampen. Wahrscheinlich war sie einfach nur mit dem falschen Fuß aufgestanden. Oder redete sie sich das ein?

    Der Kommissar reagierte jedenfalls gelassen. »Dann lass uns die Hexe in Augenschein nehmen, Antje. Vielleicht hat sie ja wirklich einen Raben auf der Schulter, wenn auch nur in Form eines Stofftiers. Ich glaube nämlich nicht, dass die Reederei frei fliegende Vögel an Bord gestattet.«

    Rolands Worte ließen bei der Kommissarin ein Fantasie­bild entstehen, das ihr sofort ein Lächeln entlockte. Insge­heim bewunderte sie ihren Freund für seine Fähigkeit, gute Laune zu verbreiten. Gerade in diesem Moment hatte sie eine Stimmungsaufhellung ganz besonders gebraucht.

    Die beiden verließen die Wache, nachdem sie die Anruf­umleitung eingeschaltet hatten. Wenn jetzt jemand auf der Insel polizeiliche Unterstützung brauchte, würde Antjes Diensthandy klingeln.

    Obwohl es bis zum Fähranleger nicht weit war, nahmen sie für den Weg ihre Fahrräder. Die meisten Juister bewegten sich auf dem autofreien Eiland mit eigener Muskelkraft vorwärts. Für größere Lasten nahm man entweder eine der Handkarren – die auf Juist »Wippen« genannt wurden – oder wandte sich an den Besitzer eines Pferdefuhrwerks.

    An diesem Vormittag herrschte nur eine sanfte Brise. Es gab gerade genügend Wind, um die Schleierwolken über dem Horizont zu zerreißen. Die Sonnenstrahlen wärmten bereits ein wenig. Abreisende Urlauber hatten sich schon mit ihren schweren Rollkoffern vor dem Fährterminal versammelt. Das weiße Schiff nahm Kurs auf den Insel­hafen. Das Anlegemanöver würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

    Die Polizisten betraten das Gebäude und warteten vor den Drehkreuzen. Wer die Fähre verließ, musste hier durchkom­men.

    »Warum Larissa Klages wohl ausgerechnet nach Juist reist?«, dachte Antje laut nach. Sie fuhr fort: »Falls ihre Familie hier ein Ferienhaus besitzen würde, wüsste ich davon.«

    »Es ist schon gut, dass du als Einheimische sämtliche Vermieter und Besitzer von Urlaubsimmobilien kennst. Du kannst die Hexe ja einfach fragen.«

    »Könntest du bitte aufhören, diese Frau so zu bezeichnen? Es gibt keine Hexen und Zauberer! Sie ist eine Kriminelle, die leichtgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche gezogen hat!«

    »Sorry, ich werde meine Zunge hüten. – Vielleicht hat sie es sich ja anders überlegt und ist gar nicht an Bord«, erwiderte Roland. Die beiden setzten ihren Wortwechsel zunächst nicht fort, denn nun bewegten sich die ersten Urlauber auf den Ausgang zu. Während Antje ihre Blicke über die Gesichter der Neuankömmlinge schweifen ließ, wunderte sie sich über ihre erneute schroffe Reaktion. Larissa Klages nannte sich ja selbst eine Hexe – warum fand die Kommissarin es so schlimm, dass Roland ihr dieses Etikett nun ebenfalls anheften wollte? Antje verfügte normalerweise über den unaufgeregten Gleichmut der Inselfriesen. Warum wurde sie so dünnhäutig, wenn es um eine ihr völlig unbekannte Straftäterin ging?

    Momentan konnte sie diese Überlegungen nicht weiter vertiefen, denn nun erschien Larissa Klages auf der Bild­fläche. Die Betrügerin war mit einem offenen karamell­farbenen Teddyfleecemantel bekleidet, der für die aktuellen Frühlingstemperaturen vermutlich etwas zu warm war. Darunter hatte sie enge Jeans sowie einen Rollkragen­pullover an. Obwohl Larissa Klages nicht besonders aufreizend gekleidet war, zog sie die Blicke der meisten Anwesenden auf sich. Vielleicht lag das an den drei anderen Frauen, die sie wie ein Trupp von Leibwächterinnen umschwirrten. Das Trio schien einen äußerst abweisenden Gesichtsausdruck eingeübt zu haben, den sie ausnahmslos zur Schau trugen.

    Nachdem die Straftäterin das Drehkreuz passiert hatte, trat Antje auf sie zu.

    »Frau Klages?«

    Noch bevor die Polizistin weitersprechen

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