Der Mann mit den schwarzen Handschuhen: Mordseegeschichten 5
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Neue Freundschaften und ein sehr netter Wirt machen es Nelly leichter als gedacht, in Dornbeck heimisch zu werden. Aber da wartet schon der nächste Fall darauf, von Nelly und ihren Kollegen gelöst zu werden.
"Mein Geld ist weg! Diebsstahl! Zur Hilfe, Polizei! Die alte Dame lief laut schreiend mit hoch erhobenen Armen und vollkommen aufgelöst über den Flur. Ihre Schritte ebenso wie ihre Rufe hallten laut von den Wänden wider. Mehrere Zimmertüren gingen schlagartig auf und die Bewohner der Seniorenheimes Dünenblick, die noch rüstig genug waren, um zur Türe zu gehen, schauten neugierig hinaus um zu sehen, was da draußen vor sich ging. Der herbeieilende Pfleger hatte alle Mühe, die alte Frau zu beruhigen und sie in ihr Zimmer zurückzubegleiten. "Frau Meier, schauen Sie doch noch einmal ganz in Ruhe nach. Vielleicht ist ihr Geld ja auch an einem anderen Ort. Frau Meier sah den Pfleger vollkommen empört an. "Nur weil ich alt bin, bin ich doch nicht dement. Ich weiß doch, wo ich mein Geld habe. Es war wie immer in meinem Portemonnaie. Und das Portemonnaie ist immer in meiner Schreibtischschublade. Das ist auch noch da. Aber es ist leer. "Und wie viel Geld war drin? " fragte der Pfleger besorgt nach. "Sechzig Euro. Ein Fünfziger und ein Zehner," gab Frau Meier sehr entschieden zurück.
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Mordseegeschichten
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Buchvorschau
Der Mann mit den schwarzen Handschuhen - Susanne Schwertfeger
Mordseegeschichten
– 5 –
Der Mann mit den schwarzen Handschuhen
Kommissarin Nelly Peters ermittelt
Susanne Schwertfeger
„Mein Geld ist weg! Diebsstahl! Zur Hilfe, Polizei!"
Die alte Dame lief laut schreiend mit hoch erhobenen Armen und vollkommen aufgelöst über den Flur. Ihre Schritte ebenso wie ihre Rufe hallten laut von den Wänden wider. Mehrere Zimmertüren gingen schlagartig auf und die Bewohner der Seniorenheimes Dünenblick, die noch rüstig genug waren, um zur Türe zu gehen, schauten neugierig hinaus um zu sehen, was da draußen vor sich ging.
Der herbeieilende Pfleger hatte alle Mühe, die alte Frau zu beruhigen und sie in ihr Zimmer zurückzubegleiten.
„Frau Meier, schauen Sie doch noch einmal ganz in Ruhe nach. Vielleicht ist ihr Geld ja auch an einem anderen Ort."
Frau Meier sah den Pfleger vollkommen empört an.
„Nur weil ich alt bin, bin ich doch nicht dement. Ich weiß doch, wo ich mein Geld habe. Es war wie immer in meinem Portemonnaie. Und das Portemonnaie ist immer in meiner Schreibtischschublade. Das ist auch noch da. Aber es ist leer."
„Und wie viel Geld war drin?" fragte der Pfleger besorgt nach.
„Sechzig Euro. Ein Fünfziger und ein Zehner," gab Frau Meier sehr entschieden zurück.
„Das weiß ich ganz genau," setzte sie noch nachdrücklich hinterher.
„Wirklich!"
„Gut, Frau Meier, dann gehen wir jetzt zum Direktor und melden den Verlust," erklärte der Pfleger schließlich.
„Ich bitte darum. Und es ist kein Verlust, sondern ein Diebstahl," sagte Frau Meier schon wieder etwas gefasster und folgte dem Pfleger über den Flur zum Büro des Direktors. Die Zimmertüren schlossen sich nach und nach wieder. Die Vorstellung war offensichtlich vorbei.
Herr Direktor sah Frau Meier nachdenklich an. Die alte Dame wirkte alles andere als zerstreut, aber aus seiner langjährigen Arbeit mit Senioren wusste er, dass dieser Eindruck täuschen konnte.
So stellte er die Fragen, die auch der Pfleger bereits gestellt hatte ein zweites Mal, erhielt aber exakt die gleichen Antworten. Das hatte er befürchtet und langsam wurde er nervös.
Denn Frau Meier war nicht die erste Bewohnerin, die in den letzten Wochen einen Diebstahl gemeldet hatte. Die Fälle häuften sich geradezu. Wenn das nicht langsam aufhörte, dann musste er wirklich die Polizei einschalten. Das wäre natürlich extrem unangenehm und eine sehr schlechte Werbung für sein Haus. Der Direktor hatte mit dieser Einrichtung noch viel vor und in seinen ehrgeizigen Plänen sah er das Seniorenheim Dünenblick schon als die Top-Adresse im gesamten norddeutschen Küstenraum.
Aber über die Diebstähle würde Direktor Prinz morgen weiter nachdenken. Denn heute stand ein großer Termin an, der ihm auf dem Weg zur Top-Adresse ein Stück weiterhelfen sollte.
„Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, dass wir nun endlich den neuen und hochmodernen Trakt unseres Seniorenwohnheims Dünenblick in Dornbeck einweihen können. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für die großzügige Unterstützung von Seiten der Politik bedanken. Deshalb möchte ich nun unsere allseits geschätzte Landtagsabgeordnete, unsere Frau Bergmeister zu mir nach vorne bitten, damit wir den neuen Trakt feierlich eröffnen können," erklärte Direktor Prinz würdevoll.
Frau Bergmeister trat auf ihren hochhackigen Schuhen nach vorne, lächelte freundlich in die Kameras der Lokalpresse und gemeinsam mit Direktor Prinz durchschnitt sie mit einer großen Schere symbolisch das dicke rote Band, das an der Tür, die den neuen mit dem alten Trakt verband, angebracht war. Es wurde höflich geklatscht und damit war der offizielle Teil der Eröffnung beendet. Es folgte noch ein kurzer Sektempfang, dann stieg Frau Bergmeister wieder in ihre schwarze Limousine und rauschte davon.
„Puh, das wäre erledigt", stellte Mats Rütters fest.
Als Polizeichef von Dornbeck waren er und seinen Kollegen Nelly Peters und Jörn Andersen für die Sicherheit der Lokalpolitikerin verantwortlich gewesen. Aber es hatte keine Zwischenfälle gegeben. Weder die Gewerkschaft des Pflegepersonals und die Interessenverbände der Senioren hatten sich bei der feierlichen Eröffnung mit Demonstrationen oder Spruchbändern Gehör verschafft.
„Es ist total ruhig geblieben. Ich war mir echt sicher, dass es zu Protesten kommt. Das wäre doch wirklich eine Gelegenheit gewesen, Aufmerksamkeit zu bekommen" meinte Nelly.
„Ja, aber für uns war es ein Glück. Wir hatten nichts zu tun," warf Jörn ein.
„Manchmal muss man auch mal Glück haben," gab Mats zurück und öffnete den obersten Knopf seines Diensthemdes. Der offizielle Teil war ja nun vorbei.
„Na dann, lasst uns fahren," meinte er und wandte sich zum Ausgang wieder in den Dienstwagen zu steigen. Mit etwas Glück würde er noch raus zum Angeln fahren können.
„Hilfe, Hilfe! Hallo Sie da von der Polizei, kommen Sie schnell!"
Eine völlig verzweifelte Frau in der Dienstkleidung der Pfleger kam auf die drei Polizisten zugelaufen. Atemlos bleib sie vor den drei Kollegen stehen.
„Die Anna, meine Kollegin liegt auf dem Boden von der Station zwei. Sie rührt sich nicht mehr. Ich glaube, Sie ist tot!"
„Herr Gott noch mal, ich dachte, es ging mal um einen einfachen und nicht so spektakulären Einsatz," grummelte Mats und sah seinen Angelausflug bereits schwinden.
Die anderen beiden hatten sich bereits an die Fersen der Pflegerin geheftet, die über die Gänge rannte, um sie zum Ort des Geschehens zu bringen.
Völlig außer Atem erreichte nun auch Mats den Flur von Station A2.
Auf dem glatten Linoleum lag die Pflegerin Anna und sie war ganz offensichtlich tot. Sie lag auf dem Rücken. Ihre weit aufgerissenen Augen starrten unverwandt gegen die Decke. Ihr Mund war wie zu einem stummen Schrei verzerrt. Aus einer Wunde am Hinterkopf war etwas Blut ausgetreten, das auf dem sauber geputzten Boden ein schmales Rinnsal hinterlassen hatte. Offensichtlich war sie beim Sturz