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Strippen statt sticken!: Kommissar Seifferheld ermittelt
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eBook230 Seiten2 Stunden

Strippen statt sticken!: Kommissar Seifferheld ermittelt

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Über dieses E-Book

Swinging in Schwäbisch Hall: Siggi Seifferhelds schlüpfrigster Fall.


Eine Tote im Swingerclub und ein Schriftsteller in Nöten
Seifferhelds Freund und Ex-Polizeikollege Dombrowski (der von der Sitte!) hat Sorgen. Sein Neffe ist nämlich in einen alles andere als sittlichen Fall verwickelt: Der Schriftsteller weilt gerade dank des Comburg-Stipendium im schönen Schwäbisch Hall. Weil man aber nicht immer nur arbeiten kann, sondern auch etwas Abwechslung und Inspiration braucht, hat Dominik Dombrowski einen privaten Swingerclub aufgesucht - rein aus Recherchegründen, versteht sich. Hüstel. Dort verbringt er einen sehr vergnüglichen Abend mit einer jungen Frau. Doch als er mitten in der Nacht in einem der Nebenzimmer aufwacht, liegt die Frau erdrosselt neben ihm.
Der Dombrowski-Neffe gerät unter Verdacht - und Siggi, nach kompromittierenden Vor-dem-Swingerclub-Fotos, erst ins Visier der Lokalpresse und dann in jenes seiner geliebten Marianne.




Gestatten: Siggi Seifferheld, Kommissar im Unruhestand
Kennst du ihn schon, den Schwäbisch Haller Schnüffler? Nein? Dann dürfen wir vorstellen: Eigentlich ist der charmante Ex-Polizist Frührentner, aber wie soll man im Ruhestand Ruhe geben, wenn dauernd, ja wirklich ständig, etwas passiert, bei dem es seine Schnüffelfähigkeiten braucht? Unter uns: So ganz unrecht ist dem Siggi und seinem treuen Gefährten Onis (Hovawart-Rüde und somit ebenfalls Schnüffler) etwas gepflegt-spektakuläre Ermittler-Action gar nicht, auch wenn beide nicht mehr die Jüngsten sind.
Siggi liebt zwar seine Herzdame Marianne, seine Männersticker-Radio-Kolumne und die Kolleginnen und Kollegen von Stammtisch "Mord zwo" sehr, aber er hat eben auch einen Hang zum Nervenkitzel. Da trifft es sich gut, dass ihm das Verbrechen quasi an den Fersen klebt …


Zu Risiken und Nebenwirkungen … fragen Sie die lustigste Autorin, seit es Kriminalromane gibt!
Tatjana Kruse, ungekrönte Königin der Krimödie, schafft pro Seite mehr Anschläge auf das Zwerchfell als manch zweistündiger Kabarettauftritt – Lachmuskelkater vorprogrammiert! Ihr Krimis enthalten eine derart hohe Pointen-Konzentration, dass sie eigentlich rezeptpflichtig sein müssten. Vorsicht: Kann bei täglicher Lektüre zu Lachfalten, anhaltender Heiterkeit und allgemeinem Seriositätsverlust führen. Außer Reichweite von Langweilern aufbewahren!
SpracheDeutsch
HerausgeberHaymon Verlag
Erscheinungsdatum3. Okt. 2023
ISBN9783709984048
Strippen statt sticken!: Kommissar Seifferheld ermittelt

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    Buchvorschau

    Strippen statt sticken! - Tatjana Kruse

    Tatjana Kruse

    Strippen statt sticken!

    Kommissar Seifferheld ermittelt

    Tatjana Kruse

    Strippen statt sticken!

    Prolog

    Heute.

    Heute werde ich es tun.

    Ich werde sie umbringen.

    Mein Plan ist genial.

    Mehr als genial.

    Es ist der perfekte Mord!

    Niemand wird mir etwas nachweisen können.

    Niemand!

    (irres Kichern und ab)

    (gleich darauf zurück, leise restkichernd)

    Okay, wo habe ich gleich wieder meine Brille hingelegt?

    Tag eins

    Dienstag

    Polizeibericht Schwäbisch Hall

    Ein Vandale warf Sonntagnacht gegen 23 Uhr 55 zwei Bierflaschen gegen eine Verglasung und den Fensterrahmen eines Wohnhauses am Gänsberg. Dadurch verursachte er einen Sachschaden von insgesamt 2000 Euro. Da es sich um zwei vor dem Einschlag noch volle Bierflaschen der Haller Löwenbrauerei handelte, ist es nicht nur ein Akt grober Sachbeschädigung, sondern auch barbarischer Blasphemie. Hinweise zum derzeit noch unbekannten Straftäter nimmt das Polizeirevier Schwäbisch Hall entgegen.

    So geht Liebe heute …

    „Eure Ehe ist nicht mehr zu retten, erklärte der Paartherapeut und klappte sein Notizbuch zu. Er sah erst Marianne, dann Siegfried an. „Aus. Vorbei. Finito. Ich empfehle die Scheidung.

    „Wie bitte?"

    Die Seifferhelds riefen es unisono. Und beide gleichermaßen fassungslos.

    Onis, der neben der ledernen Klientencouch ein Nickerchen machte, schnaufte und hob den schweren Hundeschädel. Seifferheld tätschelte ihn automatisch hinter den Hovawart-Ohren. Es war ein Keine-Sorge-Frauchen-und-Herrchen-trennen-sich-auf-gar-keinen-Fall-Tätscheln.

    „Das ist doch absurd!", rief Marianne mitärgerlich gerunzelter Stirn. Und dabei runzelte sie sonst nie die Stirn, weil sie einem rigiden Anti-Falten-Konzept folgte. Mit Erfolg – ihre Stirn war so glatt wie ein Babypopo, obwohl sie sich mit Riesenschritten dem Rentenalter näherte.

    „Für diesen Unsinn zahlen wir auch noch!", brummte Seifferheld. Kein Schwabe, sondern Hohenloher, aber trotzdem sparsam. Solange man sein Geld nicht selber drucken konnte, würde er es ganz sicher nicht mit beiden Händen wie Konfetti in die Menge werfen.

    „Aha! Doktor Madsen, ein durchtrainierter Mittvierziger mit Designer-Brille, lächelte und klappte sein Notizbuch wieder auf. „Ihr glaubt also doch noch beide an eure Beziehung!

    „Natürlich! Deswegen kommen wir doch zur Paarberatung. Weil wir uns eine gemeinsame Zukunft wünschen. Sie soll nur besser werden." Marianne trug ihre Haare an diesem Tag offen. Bei ihren wilden, mittlerweile grauen Locken war es ein schmaler Grat zwischen der süßen Wuschelfrisur eines Kuschelhäschens und dem Medusa-Kopf einer bösen Waldhexe. Im Moment musste man nicht lange rätseln, wen sie verkörperte.

    Seifferheld, der in der Tiefe seines Herzens glaubte, dass alles gut war, so wie es war, hatte nach unzähligen teuren Therapiestunden immerhin gelernt, das „es soll besser werden" seiner Frau nicht zu kommentieren – weder mit Worten noch mit einem Brummen. Er presste nur die Lippen zusammen.

    Sie hatten diesen Termin nicht abgesagt, obwohl Marianne am späten Vormittag zusammen mit Irmgard zum jährlichen Frauen-Cup des baden-württembergischen Boule, Boccia und Pétanque Verbands in den Schwarzwald reiste. So wichtig war ihnen beiden ihre Partnerschaft.

    Die frisch erblühte Liebe Mariannes zum Boule Spielen war übrigens einer der Punkte, warum sie – wenn überhaupt – professionelle Hilfe für ihre Ehe brauchten, fand Seifferheld. Seit Marianne Mitglied bei den Bouletten geworden war, der rein weiblichen Boule-Truppe von Siegfriedsälterer Schwester Irmgard, hatte er das Gefühl, zu Hause, in seinem Allerheiligsten, gegen eine geballte Frauenfront antreten zu müssen. Es hatte ihm deutlich besser gefallen, als Irmi und Marianne sich noch bekriegt hatten. Außerdem vermisste er seine Tochter Susanne, die ihren Arbeitsaufenthalt in Peking verlängert hatte. Sogar ihren Ehemann Olaf, den Physiotherapeuten, der seinerzeit eigentlich in Seifferhelds Haus gekommen war, um dessen berufsunfallte Hüfte zu massieren, aber stattdessen seine Tochter geschwängert hatte.

    Und ja, er vermisste auch seine wilde Nichte Karina und ihre Familie. Karina, die sich früher schon mal nackt an das Geländer der großen Freitreppe von St. Michael in Schwäbisch Hall gekettet hatte, um gegen Pelztierzüchtung zu protestieren, und mittlerweile für das Klima an die Rathaustüren klebte. Immerhin angezogen und in Frankfurt, wo sie mit Mann und Kindern hingezogen war.

    In dem bunten Wimmelbild aus mehreren Generationen an Seifferhelds war seine Existenz eine friedlichere gewesen. Siggi seufzte.

    Mariannes Beweggründe waren logischerweise andere. Was sie jetzt auch formulierte: „Nur, weil mein Mann sich regelmäßig Appetit bei anderen Frauen holt – sie malte bei „Appetit Gänsefüßchen in die Luft –, „muss ich meine Beziehung nicht gleich in den Wind schreiben. Ich bin wertebewusst – mir bedeutet die Ehe noch etwas! Verliebtheit und eine rosarote Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität ist etwas für Teenager, Erwachsene haben echte Partnerschaften, an denen man mitunter auch arbeiten muss."

    Seifferheld schob die Unterlippe vor. Er würde sich hüten, etwas zu sagen, aber diesen letzten Satz hatte sie eins zu eins aus dem Buch Unsere Liebe ist erwachsen, einem unsäglichen 50-Seiten-Pamphlet aus der Feder von Michael Madsen, ihrem Therapeuten. Man bekam es zu Beginn der Paartherapie in die Hand gedrückt. Immerhin kostenlos. Nachdem Marianne es ausgelesen hatte, benützte Seifferheld es dazu, es unter den wackeligen Ohrensessel im Schlafzimmer zu legen, auf dem er beim Sticken am liebsten saß.

    Madsen schenkte Marianne ein Lächeln, das Siggi aus seiner Zeit mit Onis in der Hundeschule kannte:

    Mit einem solchen Lächeln bedachte man die Kleinen, wenn sie etwas richtig gemacht hatten. Und hier wie dort gab es hinterher ein Leckerli.

    „Eine Praline?", bot Madsen an und hielt ihr die Glasschale mit Pralinen aus der Conditorei Hammel entgegen. Auch ohne seine jahrzehntelang geschulte Ermittlernase hätte Siggi bemerkt, dass Madsen immer dann eine Praline anbot, wenn man aus seinem Buch zitierte. Mit dieser Masche hatte er Marianne – die Süßem niemals abgeneigt war, was man auch an ihren verführerischen Rundungen sah – schon voll konditioniert.

    Madsen wandte sich an Siegfried. „Siggi, was sagst du dazu?"

    Nicht nur die Dauerflirtunterstellung, auch dieses aufgezwungene Duzen ging ihm auf den Sack.

    Seifferheld verbot seinem Unmut, sich zu verbalisieren.

    Nichts zu sagen funktionierte aber auch nicht, denn es kochte in ihm hoch.

    Das tat es zu Hause übrigens nie. Zu keinem Zeitpunkt war er gegenüber Marianne jemals laut geworden. Nur hier, in den durchgestylten Praxisräumen ihres Therapeuten Madsen, ging es gelegentlich mit ihm durch. Weil er nicht schon wieder wie ein Dampfkochtopf explodieren wollte, brummte er verhalten: „Ich hole mir nicht regelmäßig Appetit!" Eine Aussage, die er zum gefühlt hunderttausendsten Mal tätigte.

    Seine Frau holte tief Luft und öffnete den Mund.

    „Marianne, warf Michael rasch ein: „Du hast die Grundregel der guten Kommunikation vergessen. Er lächelte und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.

    Seifferheld hielt Madsen – ein geborener Haller, trotz des dänischen Namens – für einen ausgemachten Laffen. Undercut, Man-Bun und immer hochmodisch gekleidet, wie der neuesten Ausgabe des GQ-Magazins entsprungen – und war der überhaupt schon volljährig? Seifferheld brummte. Seit er die 60 überschritten hatte, schien ihm alles unter 40 im Kindergartenalter. Was konnte so ein geschniegelter Bubi wie Madsen schon über das Leben und die Liebe wissen?

    Marianne trieben solche Bedenken offensichtlich nicht um. Sie erwiderte Madsens Lächeln mit hohem Strahlfaktor.

    „Du hast natürlich recht, Michael." Sie drehte sich zu ihrem Mann. „Siegfried, ich empfinde es so, als ob du dir regelmäßig bei anderen Frauen Appetit holst. Das tut mir weh und vermittelt mir das Gefühl, dass ich dir nicht genüge."

    Madsen nickte stolz.

    Seifferheld sah aus dem Fenster. Aus dem er im Übrigen am liebsten gesprungen wäre. Die Praxis lag in der Zollhüttengasse, und gegenüber sah man den Aushang seines Lieblingskinos, des Lichtspieltheaters. Es lief gerade eine tragikomische Hollywoodschmonzette. Nicht zum ersten Mal quälte Siegfried das Gefühl, selbst in einer solchen mitzuspielen. Die Frage lautete: War er der wettergegerbte Held, der seine Herzensfrau in der letzten Kameraeinstellung des Films in die Arme schließen würde und bis ans Ende seiner Tage glücklich mit ihr lebte? Oder war er das rostige Auslaufmodell, das ausgemustert werden würde, damit Marianne mit dem jugendlichen Recken auf einem weißen Schimmel in den Sonnenuntergang über Hohenlohe reiten konnte?

    In Schwäbisch Hall, das mittig in der idyllischen Landschaft zwischen Stuttgart und Nürnberg liegt, kam es zwar nicht oft vor, dassältere Frauen sich mit einem deutlich jüngeren Mann verpaarten, dessen Mutter sie sein hätten sein können, aber es wäre nicht das erste Mal gewesen. Zwei recht prominente Witwen hatten sich in letzter Zeit je einen jugendlich anmutenden Gespielen gesucht, was monatelang Stadtgespräch gewesen war, aber mittlerweile zum Alltag gehörte. Würde Marianne sich in diese Statistik einreihen, obwohl sie keine Witwe war? Rein optisch gab dieser virile Wikingerverschnitt Madsen deutlich mehr her als ihr zwar bestens erhaltener, aber nun doch in die Jahre gekommener Ehemann.

    Seifferheld drehte sich zu Marianne. „Zwischen Gunda und mir war absolut rein gar nichts! Sie hat nur meine Biografie schreiben wollen und mir im Zuge dessen geholfen, einen Mörder zu überführen. Das war schon alles. Und du warst zu der Zeit ja nicht da."

    „Soll das ein Vorwurf sein?" Mariannes üppige Locken entwickelten plötzlich ein Eigenleben und ringelten sich, als wären es wirklich die Schlangen auf dem Haupt der Medusa. Ein eindeutiges Zeichen, dass sie gleich explodieren und womöglich mit etwas werfen würde.

    „Siegfried, warf Michael rasch ein und schob die Pralinenglasschale in Sicherheit. „Wir wollten doch auf unsere Formulierungen achten. Immer beim ‚ich‘ bleiben!

    Marianne ließ ihrem Mann keine Zeit für eine verbale Kurskorrektur. „Ich musste Erbstreitigkeiten mit meiner Familie regeln, das weißt du genau! Bei dir klingt es so, als hätte ich dich aus selbstsüchtigen Gründen hilflos mit einem Mörder alleingelassen, und …"

    „Marianne …", hob Michael an, aber im Gegensatz zu einem Seifferheld ließ sich eine Seifferheld-Cramlowski nicht unterbrechen. In ihren Adern floss südländisches Blut! Nun gut, österreichisches Blut, aber Österreich lag ja schließlich südlicher als Schwäbisch Hall, und das merkte man.

    „… und davon, dass meine Verwandten mich ausgezahlt haben und wir uns davon ein schnuckeliges kleines Ferienhäuschen kaufen konnten, profitierst du schließlich auch – oder willst du das etwa leugnen?"

    „Ich leugne gar nichts …"

    „AHA! Marianne sah zu Madsen. „Er leugnet nicht!

    Onis fiepte leise, wie immer, wenn sich Herrchen und Frauchen lautstark stritten.

    „Das wird mir langsam zu albern!" Seifferhelds Augenbrauen trafen sich mittig über seiner Nase. So ging das seit zwei Jahren. Seit der Pandemie. Und dass der Hort seiner mentalen Gesundheit – will heißen, seine Männerkochkursgruppe – auseinandergebrochen war, machte es nicht besser. Ihm fehlte der Ausgleich. Der männliche Gegenpol.

    „Wenn wir nicht über das reden, was uns quält, wird es schwerer und schwerer und zieht uns in die Tiefe. „Das sehe ich anders, bockte Seifferheld.

    „Ich sehe, dass du das anders siehst!", fauchte Marianne.

    „Jedenfalls werden wir uns nicht scheiden lassen!", sagte Seifferheld zu Madsen. Mit Finalität in der Stimme.

    „Nein, natürlich nicht, auf gar keinen Fall!", gab Marianne ihm recht.

    „Schön, dann wäre das geklärt." Seifferheld sah auf seine Armbanduhr. „Die Stunde ist auch gleich um.

    Wär’s das dann?"

    Onis spürte, dass sein Herrchen aufstehen wollte, und erhob sich schnaufend. In seinem Alter gab man auch als Hund beim Aufstehen Geräusche von sich. Bei Vierbeinernächzen ja auch mehr Gelenke als bei Zweibeinern. Anschließend nahm Onis seine Leine ins Maul – er führte sich gern selbst – und schlappte zur schallgedämmten Polstertür, wo er stehen blieb und auffordernd über seine Schulter sah.

    „Ich darf sagen, es war wieder eine sehr erfolgreiche Sitzung. Madsen lächelte breit. „Wir machen großartige Fortschritte!

    Marianne und Seifferheld hoben in einem Synchron-Akt der Verwunderung die Augenbrauen. Ihre gezupft, seine buschig.

    „Aber natürlich, großartige Fortschritte!, wiederholte Madsen. „Zu Beginn unserer Zusammenarbeit standen zwei fette potentielle Dealbreaker im Raum – ein untreuer Ehemann und eine desinteressierte Ehefrau. Aber jetzt sind wir an dem Punkt, wo wir die Probleme eingeräumt haben und uns ganz eindeutig zu der Beziehung bekennen.

    Seifferheld nervte dieses „uns", und er fand zudem, dass das nach zwei Jahren Paarberatung ein etwas arg dürftiges Ergebnis war, aber er schwieg.

    Madsen setzte die ernste Miene auf, mit der er sie immer zu verabschieden pflegte. Seinen Sigmund Freud-Blick, wie Seifferheld ihn insgeheim nannte. Manchmal kraulte sich Madsen dabei auch bedeutungsvoll die Bartstoppeln.

    „Marianne, du musst akzeptieren, dass du einen Lebenspartner hast, der auf andere Frauen attraktiv wirkt."

    Idiot!, dachte Seifferheld, weil Madsen so klang, als könnte er persönlich das zwar nicht glauben, aber als Hypothese wollte er das mal so stehen lassen.

    „Das weckt deine eigenen Unsicherheiten als Frau. Madsen schürzte die Lippen. „Könnte sich Siegfried im Umgang mit anderen Frauen distanzierter verhalten? Ja, natürlich, das könnte er!

    „Ich habe niemals …" Mit einer anderen Frau etwas gehabt!, wollte Siegfried ausrufen, aber Madsen hielt ihm die aufgestellte Hand entgegen.

    „Lasst mich ausreden! Du, Siegfried, fühlst dich von deiner Frau vernachlässigt. Sie hat neue Hobbys. Vielleicht hast du gehofft, sie würde dein Hobby teilen und ihr könntet Seite an Seite sticken, aber nein, Marianne hat sich für das Hobby deiner Schwester entschieden. Sie spielt Boule. Das weckt deine Urangst, verlassen zu werden."

    Siggi schnaubte. Das mit der Urangst war gequirlter Psychokram-Unsinn, aber ja, er hatte sich schon irgendwie zusammen mit Marianne am Stickrahmen gesehen, Seite an Seite stickend.

    Madsen stand auf. Das tat er zum Ende der Stunde immer. Damit er von oben herab die Erkenntnisse der vergangenen 45 Minuten verkünden konnte. Und um ihnen Hausaufgaben zu geben.

    „Ihr habt zugelassen, dass euch eure Ängste auseinanderdividiert haben. Aber Furcht darf immer nur ein Hinweisschild auf eine Gefahr sein, nie der Antrieb unseres Tuns. Meine heutige Aufgabe für euch: Schaut euren Ängsten ins Auge. Ich möchte euch auffordern, bis zu unserer nächsten Sitzung etwas zusammen zu unternehmen. Etwas Neues. Etwas, das ihr noch nie zusammen gemacht habt. Das muss nichts Weltbewegendes sein, aber doch etwas, das euch beiden Freude macht und es euch gleichzeitig ermöglicht, gemeinsam

    Neuland zu betreten."

    „Hm", zögerte

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