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David Savant: Projekt Schöpfungsengel: Ein Thriller
David Savant: Projekt Schöpfungsengel: Ein Thriller
David Savant: Projekt Schöpfungsengel: Ein Thriller
eBook272 Seiten3 Stunden

David Savant: Projekt Schöpfungsengel: Ein Thriller

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Über dieses E-Book

Einst war David Savant Agent einer geheimen Abteilung der CIA.

Bis Körper und Geist schlapp machten.

Ausgemustert und abgeschrieben verkriecht er sich in Alaska, im Dorf Wolfstown, um die Geister der Vergangenheit zu ertragen. Bis er eines Tages drei Jugendlichen begegnet, die seine Hilfe brauchen.

Sheila, Henry und Sophie aber sind keine normalen Menschen, sondern genetisch veränderte Testpersonen eines geheimen Wissenschaftsprojekts der US-Regierung. Sie sind sogenannte Schöpfungsengel. Und ein unbekannter Feind will sie in seine Gewalt bringen. Koste es, was es wolle.

Um das zu verhindern, muss David Savant noch einmal zur Höchstform auflaufen. Selbst wenn es den eigenen Tod bedeutet. 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum5. Apr. 2021
ISBN9783748777359
David Savant: Projekt Schöpfungsengel: Ein Thriller

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    Buchvorschau

    David Savant - Bernd Skorczyk

    Vorwort

    Eigentlich sollte das Buch, das Sie nun auf Ihrem Reader lesen, „John Dyson: Coldheart RELOADED" heißen.

    Zumindest war es der Arbeitstitel, als ich mich daran machte, meinen eBook-Erstling, eben jenen Thriller mit Science-Fiction-Einschüben „John Dyson: Coldheart" zu überarbeiten und frisch poliert neu zu veröffentlichen.

    Der Wunsch, das zu tun, war in mir entstanden, als ich das ursprüngliche Buch noch einmal selbst durchlas, um festzustellen, dass ich viele kreative Entscheidungen heute so nicht mehr treffen würde.

    Auch was den Schreibstil betrifft, habe ich mich weiter entwickelt (zumindest bilde ich mir das ein).

    Eigentlich hatte ich nie vor, alte Geschichten zu überarbeiten. Ich vertrat - und zum Großteil vertrete ich immer noch - die Ansicht, dass man ein kreatives Werk im Nachhinein nicht verändern sollte. Es ist die Momentaufnahme eines fantasiebegabten Menschen. Ob er danach besser oder schlechter wird in seinem Schaffen, sollte meiner Meinung nach keine Rolle spielen. Außerdem wird man nie alle Leser gleichermaßen erreichen. Was sich für den einen „holprig geschrieben liest, empfindet ein anderer als vollkommen in Ordnung und lobt die „gut durchdachte Handlung und den „flüssigen, bildhaften Stil".

    Warum also entschied ich mich bei „John Dyson: Coldheart" um?

    Ganz einfach. Weil Good Old Johnny Boy eigentlich eine Serienfigur werden sollte und „Coldheart" das erste in einer Reihe von Büchern.

    Die kamen aber nie. Und der Grund waren die Entscheidungen, die ich in dem ersten Buch als Schriftsteller traf. Für die aktuelle Geschichte funktionierte das meiner Meinung nach wunderbar.

    Nur wie sollte es danach weitergehen?

    Da begannen die Probleme. Und zwar richtig. Egal, was ich ausprobierte, welche Richtung die Ideen zur Fortsetzung auch einschlugen, es wurde nichts Rundes daraus.

    Ich schrieb andere Bücher, in anderen Genres.

    Und John Dyson blieb ein Einzelkind.

    Das wollte ich ändern. So sehr, dass ich mich an eine Überarbeitung machte. Jetzt sollte Johnny endlich fortsetzungstauglich gemacht werden. Mit voller, kreativer Kraft.

    Bis ich merkte, dass das Buch nicht mehr viel mit „John Dyson: Coldheart" gemein hatte. Sicher, es gab ein paar Szenen und Charaktere, die ich übernahm. Darüber hinaus jedoch entstand eine neue Geschichte. Und John Dyson wurde zu David James Savant. Ein anderer Name ist kreativ gesehen nicht besonders einfallsreich. Aber er half mir, neu an das ranzugehen, was ich schreiben wollte.

    Ich will meine Leser nicht betrügen oder täuschen. Ungeachtet dessen, wie viele sich dieses Buch durchlesen, man soll wissen, dass es aus „John Dyson: Coldheart" entstanden ist. Dass es gewisse Charaktereigenschaften mit der Geschichte gemein hat und trotzdem nicht dieselbe Handlung erzählt.

    David Savant ist gekommen, um zu bleiben. Und das nicht als Einzelkind.

    Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen,

    Bernd Skorczyk

    Prolog

    David James Savant würde gleich sterben. Die Schläge des russischen Agenten prasselten wie Trommelfeuer auf ihn ein. Gegen den Kopf, in den Magen, dazu noch mehrere Leberhaken. Dass er randvoll mit Schmerzmitteln war, half ihm nicht. Das Zeug, gesponsert von der Agency und angeblich hocheffektiv, machte ihn zwar unempfindlicher, aber nicht gefühllos.

    Vasily Gregorov hieß das Aas, das ihm gerade die Hölle heißmachte. Seines Zeichens KGB-Agent und Attentäter. Er hatte es auf einen amerikanischen Wissenschaftler abgesehen. Und Savant war ihm in die Quere gekommen, hatte dem Kerl die schallgedämpfte Pistole aus der Hand geschlagen und ihn in ein Büro gestoßen, das kleiner war als sein Kleiderschrank zuhause.

    In seiner Arroganz hatte der CIA-Agent geglaubt, dank überdurchschnittlicher Körperkraft einen Vorteil zu erhalten. Was konnte der dünne Russe mit seinen schmalen Ärmchen schon gegen ihn ausrichten? Einiges, wie sich zeigte.

    Gregorov war wie eine Giftschlange. Gelenkig, geschickt und schnell. Er wusste genau, welche Körperstellen er treffen musste, um den Gegner zu schwächen. Der menschliche Körper schaltete nun mal ab, wenn er von zu vielen Schlägen in zu kurzer Zeit an mehreren Stellen getroffen wurde, unabhängig davon, wie kräftig sein Besitzer war. Das Nervensystem überlastete das Gehirn mit Reizinformationen, bis man k.o. ging.

    David ließ sich zurückfallen. Dabei rammte er gegen den einzigen Tisch im Büro. Es gelang ihm, sich über die Tischplatte seitlich rüberzurollen, sodass er auf den Füßen landete und nun ein vierbeiniges Hindernis aus Pressspan zwischen sich und Gregorov hatte. Die Kampfpause währte nur kurz, reichte aber aus, damit sein Gehirn sich erholen und die Reizüberflutung der vergangenen Sekunden verarbeiten konnte.

    Der Russe war klein, drahtig und agil, der Tisch würde kein unüberwindliches Hindernis für ihn darstellen. Savant dagegen war groß, kräftig und massig. Zuvor hatte ihn der Gegner durch einen Überraschungsangriff nahe an den Abgrund der Niederlage gebracht. Jetzt kam das Rückspiel.

    Der CIA-Agent ließ eine rechte Gerade in Gregorovs Gesicht krachen. Der versuchte zu blocken. Die Wucht des Schlages jedoch durchdrang problemlos die Barriere aus hochgehaltenen Armen, das Nasenbein brach. Das war nicht der einzige Bonus, den David gewann. Durch den Treffer brachte er die Tränendrüsen seines Gegners dazu, wahre Fluten in den Augen zu entfesseln. Für einen kurzen Moment konnte Gregorov nichts mehr sehen.

    Der CIA-Agent hob ein Bein und trat den Pressspan-Tisch von sich weg. Die Tischkante auf der anderen Seite rammte gegen die Oberschenkel des Russen. Der Mann taumelte.

    Savant machte einen Ausfallschritt nach links und stürmte vor. Frontal in den Gegner hinein.

    Der führte keinerlei Stich- oder Schlagwaffen mit sich, das war nicht sein Stil. Also konnte der CIA-Agent das eigene Körpergewicht in ihn rammen und die Physik für sich arbeiten lassen.

    Gregorov und er gingen zu Boden, David begrub den Russen geradezu unter sich, packte mit beiden Händen dessen Kehle und drückte zu. Dabei legte er seine Daumen auf Gregorovs Kehlkopf. Der Gegner wurde panisch, versuchte, ihm ins Gesicht zu schlagen. Zu spät.

    Ein Knacken erklang. Die Augen des Russen wurden glasig, ein starkes Zucken durchfuhr seinen Körper, um dann plötzlich zu verebben.

    Savant hatte gewonnen. Auch wenn sich in seinem Magen ein Übelkeitsgefühl ausbreitete, das seinesgleichen suchte. Eine Runde Kotzen half ihm vielleicht.

    Er blickte zum toten Gregorov, sah in dessen starre Augen. Auf einmal bewegten sie sich, fixierten ihn. Der Russe hob seine Arme und packte den CIA-Agenten am Hals, drückte mit unmenschlicher Kraft zu ...

    Bis David James Savant keuchend aus seinem Traum aufwachte. In der Dunkelheit, am ganzen Körper zitternd, wie der Gegner, den er vor dreißig Jahren in Kiew erwürgt hatte. Er brauchte einige Minuten, bis er wusste, wo er sich jetzt befand.

    Erst, als er die Nachttischlampe angemacht, die dickglasige Brille auf der Nase sitzen hatte und sich umschaute, verstand er, dass sich in den letzten drei Dekaden das eigene Leben um 180 Grad gewendet hatte. Zum Schlechteren. Der Blick zur Tablettenbox mit den Medikamenten auf seinem Nachttisch verriet ihm das ganze Elend. Genauso wie die Datumsanzeige des daneben stehenden Digitalradioweckers.

    In der Gegenwart war er sechsundfünfzig Jahre alt, stark kurzsichtig und litt unter Schlafstörungen. Von den Panikschüben ganz zu schweigen. Dazu kamen chronische Erkrankungen der Gelenke, manche innere Organe arbeiteten nicht so, wie sie sollten. Oftmals schmerzte allein schon das Wachsein.

    David Savant war kein Top-Agent der CIA mehr, sondern nur noch ein abgehalftertes, ausgemustertes Wrack.

    Kapitel 1

    5:00 Uhr morgens Ortszeit, Alaska Standard Time (AST)

    Ein dunkelblauer Sprinter der Marke Mercedes fuhr mit fünfzig Meilen die Stunde über eine schmale, asphaltierte Straße. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber der sternenklare Nachthimmel mitsamt Vollmond tauchte die Umgebung in ein bleiches Licht. Sheila war es ganz recht. Die Fahrt langweilte sie. Und obwohl die Fenster des Transporters von außen verdunkelt und angeblich auch kugelsicher waren, konnte man von drinnen alles gut erkennen.

    Das sechzehnjährige Mädchen indianischer Abstammung nutzte diesen Umstand und betrachtete die schneebedeckten Bäume und Büsche, die zu beiden Seiten die Straße säumten. Alaska gefiel ihr. Sehr sogar. Auch wenn sie das Land wohl nie außerhalb eines Wagens oder ohne sie bewachende Soldaten kennenlernen durfte. So nah wie jetzt, auf einer von zwei Sitzbänken im hinteren Teil des Transporters sitzend, kam sie der faszinierenden Umgebung nie wieder.

    „Das ist furzlangweilig", meinte dagegen Sophie, die direkt neben ihr saß. Mit ihren acht Jahren war das blonde Mädchen noch nicht so reif, um Gefallen an etwas anderem außer Cartoon-Serien und Comicheften zu finden.

    „Dann schau nicht raus!, belehrte sie Sheila und strich sich durch die schwarzen, kurzgeschnittenen Haare. „Am liebsten würd ich dir mal so richtig das Gesicht mit Schnee waschen, du kleine Nervbratze.

    „Selber Bratze!", protestierte Sophie.

    „Ihr verhaltet euch unwürdig!, beschwerte sich auch noch Henry, der trotz seiner achtzehn Jahre bereits wie ein alter Mann wirkte. So verkrampft und ernst, wie er gegenüber den Mädchen auf der Sitzbank hockte, als hätte er das Wort „Spaß höchstens mal im Wörterbuch gelesen. Aber ein Intelligenzquotient von 160 machte das wohl mit einem. Erst recht, wenn man in einem Labor genetisch verändert worden war.

    Sheila und Sophie ging es da nicht anders. Statt Mama und Papa kannten sie mittlerweile nur noch Wissenschaftler, Psychologen, Erzieher und Unmengen von Gegenständen, die man ihnen schenkte, solange sie artig mitarbeiteten. Spielzeug, egal wie viel? Kein Problem! Das neue Album vom Superstar? Nichts leichter als das!

    Mal alleine rausgehen? Definitiv Nein!

    Dazu noch die Trainingseinheiten.

    Während Sophie und Henry ihr aktuelles Leben akzeptieren konnten, wurde Sheila immer unruhiger. Und mittlerweile auch wütend. Sie fühlte sich ungerecht behandelt. Seit sie als Kind aus dem Heim geholt und in das erste von vielen Labors gekarrt worden war, hatte sie gehofft, eines Tages wieder ohne Eskorte draußen herumlaufen zu können. Nun verstand sie, dass das wahrscheinlich nicht passieren würde. Weil sie, Sophie und Henry zu wertvoll waren. Zu einzigartig. Zumindest hatte ihnen das Dr. Angela Ashcroft gesagt. Die Frau, der Sheila und die anderen beiden Versuchspersonen „Gaben verdanken, von denen die ganze Welt eines Tages profitieren kann!". Ein schwacher Trost, wenn man sich wie in einem goldenen Käfig vorkam.

    Da half es auch nicht, dass die Wissenschaftlerin Sheila, Henry und Sophie als „meine wertvollen Schöpfungsengel" bezeichnete. Das klang zu schmalzig für jemanden wie Angela Ashcroft. Trotzdem fiel der Begriff immer wieder. Als ob er dadurch glaubwürdiger wurde.

    Im hinteren Bereich des Sprinters, wo die drei saßen, erhellten mehrere Leuchtelemente an der Decke und im Boden die Umgebung. Es war ein kaltes Licht und ließ jeden totenblass wirken. Sheila war noch nie in einem Gefängnis gewesen. Aber sie stellte sich vor, dass es dort ebensolche Lampen gab wie hier. Damit man sich ja nicht allzu wohl fühlte.

    Ihr Blick wanderte zur vergitterten Riffelglasscheibe direkt zu ihrer Rechten. Durch die konnte sie nur undeutlich in die Fahrerkabine schauen, wo ihre Aufpasser saßen. Und das auch nur, falls Tageslicht zur Verfügung stand.

    Also jetzt nicht.

    Trotzdem wusste Sheila, wer sich dort aufhielt. Wenn die drei Schöpfungsengel in ein anderes Labor gebracht wurden, waren stets die gleichen Soldaten für sie verantwortlich. Hinterm Steuer hatte Lieutenant Will Hatfield Platz genommen, ein gutaussehender Afroamerikaner, in den das sechzehnjährige Mädchen ein bisschen verknallt war. Neben ihm auf den Beifahrersitzen hockten zwei Sergeants. Der vietnamesischstämmige Yun Lee und Philipp Brinkmayer, dessen Familie laut eigenen Worten vor fünfzig Jahren aus Deutschland in die Staaten eingewandert war. Jeder der Soldaten trug eine halbautomatische Pistole in einem Gürtelholster mit sich. Für den Fall, dass jemand drei Waisenkinder entführen wollte, an denen herumexperimentiert wurde. Was das anging, hatte das Mädchen keine Angst. Mittlerweile fürchtete es sich eher davor, dass es, Sophie oder Henry bei einem der Versuche starben. Dr. Ashcroft betonte zwar immer, dass ihnen nichts passieren konnte. Aber Sheila traute ihr nicht mehr. Schon seit längerer Zeit hatte sie das Gefühl, dass die grauhaarige Frau mit den kalten Augen an etwas arbeitete, das den Schöpfungsengeln schaden würde. Was genau das war, wusste sie nicht. Sie hatte nur so eine Ahnung. Durch kleine Versprecher, Andeutungen, die Ashcroft machte, wenn sie in ihr Diktiergerät sprach und sich unbeobachtet fühlte.

    Was immer geschehen würde, Sheila bezweifelte, dass sie sich oder die anderen beiden davor schützen konnte. Der Gedanke daran ließ sie gleich noch wütender werden.

    Kapitel 2

    5:09 Uhr morgens Ortszeit, Alaska Standard Time (AST)

    Die Nacht war für David James Savant endgültig vorbei. Müde wie nach einem 48-Stundeneinsatz stand er mit steifen Gelenken auf und verließ das Schlafzimmer auf dem schnellsten Wege. Hier würde er erstmal keine Erholung mehr finden.

    Der Albtraum von der Tötung Gregorovs hatte die ersten Stunden Schlaf verseucht. Danach war es nicht besser geworden. Beim nächsten Versuch, eine „erholsame" Nachtruhe fortzuführen, bekam der Ex-Agent den Afghanistan-Einsatz 1987 in Traumbildern präsentiert und durfte noch einmal miterleben, wie sein damaliger einheimischer Führer, Sami, während einer Erkundungsmission im Hindukusch-Gebirge erschossen wurde. Den Abzug gedrückt hatte der eigene Bruder, Farid. Aus einem Hinterhalt heraus. Feige und erbärmlich. Daraufhin war er von Savant entwaffnet worden und hatte nach einem kurzen Kampf den Lohn für seine Tat erhalten: eine durchgeschnittene Kehle.

    Verräter gab es genug auf der Welt. Bei den meisten hatte David nicht gezögert. Jetzt verfolgten ihn ihre Gesichter. Manchmal im Schlaf, oftmals sogar, wenn er wach war. Genauso wie die Schatten jener Menschen, die ihm vertraut und dafür mit dem Leben bezahlt hatten.

    Sami war einer von ihnen gewesen. 1987 hatte er gerade seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert und war voller Hass auf die Russen, die sein Land besetzt hatten. Deswegen meldete er sich sofort freiwillig, als Savant jemandem suchte, der sich in den Bergen auskannte und wusste, wo der Feind seine Stellungen hatten.

    Leider ahnte Sami nicht, dass sein Bruder Farid als geheimer Informant für die Russen arbeitete und die Aufgabe hatte, jeden ausländischen Spion zu melden. Blutsbande bedeuteten dem Kerl nichts. Er wollte nur noch raus aus dem Scheißhaufen, der einmal seine Heimat gewesen war.

    Was immer man ihm an Geld versprochen hatte, es reichte aus, um den zehn Jahre jüngeren Sami abzuknallen und zu versuchen, den CIA-Agenten im Alleingang abzuservieren. Es endete mit Farids Leiche, die David direkt neben die von seinem Bruder legte. Sollte die Familie ruhig denken, die beiden seien vom „bösen Russen" getötet worden. Das war allemal besser, als mit der hässlichen Wahrheit konfrontiert zu werden.

    Jetzt, Jahrzehnte später, waren Sami und Farid wieder lebendig, zumindest in Savants Träumen. Nur um noch einmal zu sterben. Genauso wie damals. Genau wie Gregorov und der Rest.

    Kurz bevor er in den Vorruhestand abgeschoben worden war, hatte der Ex-Agent mit einem Psychologen über seine Einsätze reden müssen. Es war der ultimative Test, um herauszufinden, ob er tatsächlich am Ende war. Oder ob er nur in einem Formtief steckte. Letzteres hatte sich David mehr als alles andere auf der Welt gewünscht. Sein Job bei der CIA war das Einzige, was er jemals wirklich hatte machen wollen. Trotz all der Gewalt, dem Misstrauen, das unverzichtbar war, wenn man am Atmen bleiben wollte.

    Leider kam bei der psychologischen Bewertung Folgendes heraus: „Posttraumatische Belastungsstörung und schweres Überlebenden-Syndrom." Klappe zu, Affe tot. David Savant hatte ausgedient. Seine Psyche war reif für die Müllabfuhr. Genauso wie der Körper. Zu dem Zeitpunkt brannten gerade mal zweiundvierzig Kerzen auf seiner Geburtstagstorte. Aber die zunehmende Körpermasse und schlechter werdende Augen ließen sich ebenso wenig verbergen wie die kaputten Gelenke. Savant brauchte nur eine Kniebeuge machen, das Knacken konnte man bis zum Pentagon hören.

    Eine Horde Agency-Ärzte checkte ihn durch. Die Diagnosen schrien geradezu nach Berentung: „Abnormale Vermehrung des Fett- und Muskelgewebes, resultierend aus jahrelangem Medikamentenmissbrauch zur Leistungssteigerung und Schmerzreduktion bei Einsätzen."

    Teufel! Natürlich hatte David Pillen eingeschmissen. Wenn er ums eigene Leben kämpfte, brauchte er so viele Vorteile, wie er kriegen konnte. Ob chemisch oder auf anderem Wege. Die leistungssteigernden Substanzen, frisch aus dem Labor der hauseigenen Wissenschaftler, hatten zum Teil heftige Nebenwirkungen. Was sie auf lange Sicht mit dem eigenen Körper anstellten, wäre für jeden normalen Menschen ausreichend Grund gewesen, sie abzusetzen.

    Savant hingegen hatte nie einen Gedanken daran verschwendet. Die nächste Mission war immer wichtiger. Und die meisten Kollegen aus seiner Abteilung, der sogenannten „Alpha-Section", lebten sowieso nicht lange genug, um an Altersschwäche zu sterben.

    David dagegen war wie eine Küchenschabe gewesen. Nicht totzukriegen. Nur um dann doch noch ausgemustert zu werden. Als Krönung des Ganzen verschlechterten sich darüber hinaus seine Augen. Er wurde stark kurzsichtig. Und das innerhalb weniger Monate. Vielleicht lag es ebenso an den Medikamenten. Oder er hatte einfach nur Pech. Niemand wollte ihm darauf eine Antwort geben. Alles, was er erfuhr, war, dass seine Augäpfel sich veränderten und größer wurden. Vermutlich ploppten sie ihm eines Tages wie Korken aus einer zu oft geschüttelten Champagnerflasche heraus. Bis dahin war Savant auf eine Sehhilfe angewiesen, sprich: einer Brille mit Gläsern, dick wie Panzerglas.

    Das Schicksal war wirklich in Geberlaune. Denn es folgten Gicht in den Zehen, Bluthochdruck und Arthritis in Knie- und Armgelenken. Das rundete perfekt das Bild vom verbrauchten Agenten ab.

    Die Agency machte kurzen Prozess. Immerhin gewährte sie David eine großzügige Rente, als „Dank für all die Jahre treuen Dienstes für Ihr Land". Ihren Feierabendpatriotismus konnten sich die Penner an den Hut stecken. Savant hatte nie viel auf die USA gegeben, dort stank Scheiße genau so

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