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Star Trek - Sektion 31: Kontrolle
Star Trek - Sektion 31: Kontrolle
Star Trek - Sektion 31: Kontrolle
eBook497 Seiten4 Stunden

Star Trek - Sektion 31: Kontrolle

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Über dieses E-Book

Kein Gesetze. Kein Gewisen. Keine Gnade.

Amoralisch, in Geheimnisse gehüllt und niemandem Rechenschaft schuldig: Sektion 31 ist die mysteriöse Geheimdienstabteilung der Sternenflotte, eine Schattenvereinigung, die geschworen hat, die Föderation um jeden Preis zu schützen. Die Entdeckung eines zweihundert Jahre alten Geheimnisses gibt Doktor Julian Bashir seine beste Chance darauf, die illegale Spionageorganisation bloßzustellen und zu zerstören ...
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum2. Sept. 2019
ISBN9783959819688
Star Trek - Sektion 31: Kontrolle
Autor

David Mack

David Mack is the multi-award-winning and the New York Times bestselling author of thirty-eight novels of science fiction, fantasy, and adventure, including the Star Trek Destiny and Cold Equations trilogies. His extensive writing credits include episodes of Star Trek: Deep Space Nine, and he worked as a consultant on season one of the animated series Star Trek: Prodigy. Honored in 2022 as a Grand Master by the International Association of Media Tie-in Writers, Mack resides in New York City.  

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    Buchvorschau

    Star Trek - Sektion 31 - David Mack

    1

    Betäubt, blutend und wie ein Stein fiel Julian Bashir zu Boden und schlug gemeinsam mit Sarina Douglas auf der ringförmigen Metallplattform auf. Sie landete mit einem brutalen, dumpfen Knall auf ihrem Rücken. Er krachte auf die rechte Seite und hörte, wie seine Elle brach. Der gebrochene Knochen bohrte sich durch Fleisch und Stoff hindurch, und sein Arm explodierte vor Schmerz.

    Er hatte Mühe, zu atmen. Seine Nase war gebrochen, und seine Lippen waren angeschwollen und aufgeplatzt. Er rollte sich auf den Rücken, um das Gewicht von seinem gebrochenen Arm wegzuverlagern. Über ihm ragte das Hilfskontrollzentrum von Memory Alphas Hauptcomputer auf. Jenseits der Plattform befand sich die unterirdische Stadt aus Speicherkerntürmen des Föderationsarchivs. Jeder einzelne war mehr als zweihundert Meter hoch und hatte fünfzig Meter Durchmesser. Sie erstreckten sich in konzentrischen Kreisen bis weit in das unbeleuchtete Unbekannte.

    Bashir wollte nur eins: sich der Müdigkeit hingeben. Die frischen Schnitte auf seinen Unterarmen waren Abwehrverletzungen und brannten. Der Übelkeit erregende Schmerz, der tief in seinem Körper aufwallte, sagte ihm, dass er innere Blutungen hatte. Er bezweifelte, dass er in der Lage war, zu stehen … geschweige denn, mit nur einer Hand die Leiter zur Hauptkonsole der Anlage hinaufzuklettern.

    Es bereitete ihm Höllenqualen, seinen Kopf zu drehen, um seine linke Hand anzusehen, aber es musste sein. Er öffnete seine Faust und betrachtete den Datenchip, für dessen Schutz er so hart gekämpft hatte. Dieser war unversehrt, was man von seiner Handfläche nicht behaupten konnte. Die Ecken des Chips hatten in sein Fleisch geschnitten, weil er diesen mit aller Kraft umklammert hatte. Er verstaute den kostbaren Chip in einer Brusttasche seines Raumanzugs.

    Ich habe es nicht bis hierher geschafft, um jetzt aufzugeben, sagte er zu sich.

    Bei dem Versuch, sich aufzusetzen, wurde ihm schwindelig. Er rollte sich auf die linke Seite und kämpfte darum, sich von dem Metallgitter abzudrücken. Steh auf. Steh auf!

    Sein Herzschlag hämmerte in seinen Schläfen, und sein Schädel fühlte sich an, als würde er von innen aufgebrochen. Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung, wurde ihm klar. Sein Verdacht bestätigte sich, als ein Würgereiz in ihm aufstieg. Dafür ist keine Zeit. Weitermachen.

    Die hochstehenden Ränder der Gitterrauten auf dem Stahldeck stachen in seine Knie und Handflächen, während er zur Leiter kroch. Mit seiner unversehrten Hand umklammerte er eine Sprosse und warf einen Blick zurück auf Sarina. Sie lag blass und verdreht reglos dort. Er hatte keine Zeit, ihre Verletzungen zu beurteilen; Bashir blieben nur wenige Minuten, um die Mission zu Ende zu bringen, die ihn hergeführt hatte – seine erste und vielleicht letzte Chance, dieser niederträchtigen geheimen Verbindung, die er als Sektion 31 kannte, den Todesstoß zu versetzen.

    Er wusste, dass er seinen Aufstieg beginnen sollte, aber sein Herz verlangte, dass er zurückging und Sarina half. Obwohl die Zeit knapp war, konnte er doch nicht vergessen, dass er sie liebte. Wie sehr er sie immer lieben würde.

    Bashir ließ die Leiter los und warf einen Blick zurück, doch sein Gewissen hielt ihn auf. Wenn ich jetzt zu ihr gehe … wie viele werden dann noch sterben, weil ich egoistisch war? Diese Mission war wichtiger als ihr Leben oder seins. Es stand zu viel auf dem Spiel.

    Mithilfe seiner unversehrten Hand erklomm er die Leiter. Sein gebrochener rechter Arm baumelte nutzlos und verletzlich herab. Stechender Schmerz zuckte durch seine Eingeweide, während er sich aufwärts zog. Er musste seine gesamte Willenskraft aufbieten, um nicht den Halt an den Sprossen zu verlieren und seinen Aufstieg fortzusetzen. Sein Körper wollte unbedingt aufgeben, sich der Schwerkraft überlassen und in die schwarzen Schatten des Abgrunds zwischen den Speichertürmen hinabstürzen.

    Als er endlich den höchsten Punkt der Leiter erreicht hatte, war er vor Erschöpfung beinahe im Delirium. Er verbrachte eine Weile auf den Knien und rang nach Luft. Vor ihm – am Ende eines zwanzig Meter langen Laufstegs – befand sich die Hilfskonsole des Hauptcomputers. In eisblaues Licht getaucht winkte sie ihn zu sich. Ein Blick auf seine Armbanduhr bestätigte, dass er knapp zwei Minuten hatte, um die Konsole zu erreichen und diesen Krieg zu beenden.

    Er streckte die Hand aus und griff nach dem Geländer des Laufstegs. Jeder Muskel in seinem Körper brannte protestierend, als er sich auf die Füße zog. Er stützte sich auf dem Geländer ab und schleppte sich weiter. Jeder Schritt ließ Blut von dem gebrochenen Knochen seines rechten Arms tropfen.

    Je mehr er sich der Konsole näherte, desto verschwommener sah er. Er hoffte, lange genug bei Bewusstsein zu bleiben, um seine Aufgabe abzuschließen, die so verblüffend einfach war: Er musste nur den Datenchip in den gesicherten Eingabeslot der Konsole stecken. Die Software auf dem Chip würde den Rest erledigen.

    Hätten wir das doch bloß von außen hochladen können, statt es in das bestbewachte Datenarchiv der Galaxis zu bringen …

    Ein plötzlicher Schlag, danach ein stechender Schmerz zwischen Bashirs Schulterblättern – zunächst eiskalt, doch dann glühend heiß. Er konnte den Dolch in seinem Rücken nicht sehen, aber er wusste mit Gewissheit, dass er dort war.

    Bashir versuchte, weiterzumachen, doch er spürte seine Beine nicht länger. Sie knickten unter ihm ein, als seien sie aus Gummi. Er benutzte seinen linken Arm, um seinen Sturz abzufangen, doch sein bärtiges Kinn schlug auf den Stahlplatten des Laufstegs auf.

    So knapp … Die Konsole war nur wenige Meter entfernt. Bashir gab alles, um sich vorwärts zu hangeln; sein geprellter, mit Schnitten übersäter linker Arm strengte sich an, sein gesamtes Körpergewicht über die Entfernung von zwei Schritten zu zerren, die genauso gut auch zwei Lichtjahre hätte betragen können.

    Hinter ihm blieb jemand auf dem Laufweg stehen.

    Am Fuß der Konsole fischte Bashir den Datenchip aus seiner Tasche. Er umklammerte ihn, streckte seine blutüberströmte Hand nach dem gesicherten Eingabeterminal der Konsole aus und musste feststellen, dass dieser stur außerhalb seiner Reichweite blieb. Um seine Mission zu beenden, musste er noch ein letztes Mal aufstehen.

    Seine Handkante fand den Rand der Konsole, doch er schaffte es nicht, sich auf die Füße zu ziehen. Er verlor den Halt und stürzte mit dem Rücken zur Konsole aufs Deck. Jetzt sah er seinen Gegner an, der sich langsam näherte – den Überbringer seiner bevorstehenden Vernichtung.

    In diesem Moment wurden Bashir zwei schreckliche Wahrheiten bewusst.

    Seine Mission war gescheitert, und jetzt würde er sterben.

    VOR ZEHN TAGEN

    2

    Es war nur natürlich, dass Ozla Graniv einen ungewöhnlichen Empfang erwartete, wenn sie einer solch merkwürdigen Einladung folgte. Doch die investigative Journalistin von Trill hatte nicht vorausgesehen, dass man ihr in dem Moment den Mund verbieten würde, in dem ihre Gastgeber sie begrüßten.

    Eine Flügeltür hatte sich vor Graniv geöffnet und den Blick auf Professor Ziya Weng freigegeben – die Vorsitzende der Abteilung für Informatik an der Technischen Universität Dresden. Weng legte ihren Zeigefinger an ihre geschürzten Lippen; eine somatische Geste, die unter den Menschen bedeutete: Schweig. Neben Weng stand ein andorianischer thaan, der den Campus hinter Graniv mit besorgten Blicken absuchte. Graniv vermutete, dass es sich um einen von Wengs Kollegen handelte.

    Weng schien eine Altersgenossin Granivs zu sein: Beide Frauen waren etwa Anfang bis Mitte fünfzig, durchschnittlich groß und hatten dunkles Haar mit ersten grauen Strähnen. Graniv trug ihr naturgelocktes Haar gerne offen, Weng hingegen hatte ihres zu einem festen Knoten geschlungen. Der Andorianer war etwa zwanzig Zentimeter größer als die beiden Frauen, und sein schneeweißes Haar war zu einem modischen Zopf geflochten, der ihm bis zu den Schulterblättern herabhing. Beide Akademiker trugen schlichte, cremefarbene Laboruniformen, was Graniv das Gefühl gab, übertrieben angezogen zu sein, obwohl ihre Zusammenstellung aus Hose, Bluse und Jacke unter normalen Umständen als durchaus dezent bezeichnet werden durfte.

    Sie folgte ihnen in das Gebäude der Informatik. Die imposante Fassade war beinahe vier Jahrhunderte alt, aber das Innere war vor Kurzem elegant umgebaut worden. Sie gingen erst an einigen wie Amphitheater gestalteten Unterrichtsräumen vorbei, deren aufsteigende Sitzränge im Halbkreis um ein Professorenrednerpult angeordnet waren, und dann an einer ganzen Reihe Büroräume, verborgen hinter halb durchsichtigen Türen, auf denen die Namen und Titel ihrer Benutzer eingraviert waren.

    Eine kurze Fahrt im Aufzug brachte die drei nach unten in einen langen Flur auf der untersten Etage des Gebäudes. Mit jedem Schritt gelangten sie tiefer in das Innere des Hauses, und Graniv fragte sich, worauf sie sich dieses Mal eingelassen hatte.

    Weng war vor zwei Tagen in Melbourne auf Graniv zugekommen, nachdem diese einen Vortrag über journalistische Ethik und die Rolle der Nachrichtenmedien in einer interstellaren Gesellschaft gehalten hatte. Obwohl ihre Unterhaltung auf dem Weg aus dem Zuschauerraum kurz und oberflächlich gewesen war, hatte Weng darauf bestanden, Graniv beim Abschied die Hand zu schütteln. Dabei hatte sie Graniv einen zu einem winzigen Viereck zusammengefalteten Zettel in die Hand gedrückt. Beide hatten in dem Moment kein Wort darüber verloren – es sollte offensichtlich eine geheime Botschaft sein.

    Als Graniv den Zettel später in der Abgeschiedenheit ihres Hotelzimmers gelesen hatte, hatte sie drei Dinge bemerkt, die ihr journalistisches Interesse entfachten. Zunächst war da die Einladung, Zeuge von etwas zu werden, das möglicherweise eine groß angelegte Verschwörung enthüllen würde, deren Auswirkungen die gesamte Föderation betreffen konnten. Das Zweite war die eindringliche Bitte, nichts über diesen Brief oder die Verschwörung in gesprochenen oder geschriebenen Worten an einem öffentlichen Ort oder bei übertragenen Kommunikationen zu erwähnen. Das dritte und faszinierendste Detail war die Tatsache, dass die Nachricht handschriftlich auf einem so alten und brüchigen Stück Papier niedergekritzelt worden war, dass dieses beinahe zerfiel, als sie es auseinanderfaltete.

    War das ein Beweis dafür, dass Weng paranoid war? Oder war sie tatsächlich etwas so Großem und Gefährlichem auf der Spur, dass ihr keine anderen Kommunikationswege offenstanden? Wie dem auch sei, Graniv vermutete, dass sich dahinter eine nachrichtenwürdige Story verbarg.

    Am Ende des langen Flurs schlossen Weng und der thaan eine Tür mit der Aufschrift DATENFORENSISCHES LABOR – UNBEFUGTEN IST DER ZUTRITT VERBOTEN auf. Sie führten sie hindurch in einen weitläufigen Raum, in dem auf Arbeitstischen ein wildes Durcheinander aufgestapelt war. Überall, wo die Trillfrau hinsah, lagen die Innereien alter Computer verstreut, die man ihrer Gehäuse beraubt hatte. Lose ODN-Kabel, verstreute alte Mikroprozessorchips und eine Million winziger Teilchen, die sie nicht einmal ansatzweise identifizieren konnte, übersäten den Raum.

    Nahe der Rückwand des Labors stand ein großes, würfelförmiges Gebilde. Sein Rahmen war in ein durchsichtiges, silbriges Netzgewebe gehüllt, das mit einem inneren Gitter sekundärer Stützpfeiler verbunden war. Ein Kabelbündel lief mitten durch die Oberseite des Würfels. Der einzige Eingangspunkt, den Graniv sah, war eine ihnen zugewandte Tür. Sie und ihre Gastgeber schwiegen weiterhin, während sie sich dem Würfel näherten. Dieses Mal gab der Andorianer den Zugangscode ein und bedeutete Weng und Graniv, hineinzugehen. Er folgte ihnen und verschloss die Tür.

    So unordentlich, wie das Labor draußen gewesen war, so organisiert war das Innere des Würfels. Sogar für einen Laien wie Graniv war klar ersichtlich, dass die Computersysteme hier drinnen mehr als nur antiquiert waren. Sie erkannte die meisten Komponenten nicht, die sie sah; genauso wenig wie die Werkzeuge, die dazwischen in sorgfältig arrangierten Reihen auf sterilen Tüchern lagen.

    Weng streckte die Hand nach einem kleinen Kontrollgerät aus, das von dem Kabelbündel über ihren Köpfen herab baumelte, und legte ein paar Schalter um. Ein tiefes Brummen durchdrang den Würfel und sandte Vibrationen durch den Boden, die Graniv bis in ihre Backenzähne spürte. Erst dann atmeten Weng und ihr Kollege mit verhaltener Erleichterung aus.

    »Danke für Ihre Geduld, Miss Graniv.« Weng deutete auf ihren Kollegen. »Dies ist Professor Erethilisar th’Firron. Er ist der Chef unseres forensischen Datenforschungsteams.«

    Graniv schüttelte th’Firrons blaue Hand. »Professor. Ist mir ein Vergnügen.«

    »Gleichfalls, Miss Graniv. Mir gefiel Ihre Arbeit für den Seeker

    »Ich danke Ihnen.« Sie sah sich in der Grabkammer veralteter Computer um. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erklären, was das hier ist und weshalb ich hier bin?«

    Weng zeigte auf einen leeren Stuhl vor einem alten Flachbildschirm. »Nehmen Sie Platz, und wir werden alles erklären.« Graniv setzte sich und Weng sagte: »Dies ist das moderne Gegenstück zu etwas, das in unserem Beruf früher als faradayscher Käfig bekannt war.«

    »Er soll verhindern, dass Signale herein- oder hinausdringen«, fügte th’Firron hinzu. »Außer über sichere Kabelleitungen.« Er sah hoch zu dem Bündel, das über ihren Köpfen hing. »Wie diese dort.«

    »Das Konzept ist mir bekannt«, sagte Graniv. »Wofür wird das hier benutzt?«

    »Sensible Forschungen«, antwortete Weng. »Von Zeit zu Zeit nimmt sich die Universität Projekten der Sternenflotte oder der Föderation an. Um absolute Sicherheit zu gewähren, sondern wir sie hier drin ab.«

    Graniv hatte Angst, einer Anklage wegen Hochverrats entgegenzustolpern, und sah sich nervös um. »Haben Sie gerade irgendwelche Regierungsprojekte?«

    »Nicht im Moment, nein. Und wir haben alles andere hinausgeworfen, damit wir Ihnen das hier zeigen können.« Weng nickte th’Firron zu, der mittels einer altmodischen Tastatur und eines Touchpads einen Computer hochfuhr, der viel zu alt aussah, um noch zu existieren, geschweige denn, zu funktionieren. Der rechteckige Monitor vor Graniv erwachte flackend zum Leben und zeigte eine primitiv aussehende Benutzeroberfläche, mit deren Hilfe er eine noch antiquiertere Befehlszeile aufrief: ein schwarzes Quadrat mit grellgrünem Text.

    Graniv beugte sich vor und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Monitor. »Was zur Hölle ist das?«

    »Etwas, das ich vor einigen Wochen gefunden habe«, antwortete th’Firron. »Ich habe versucht, Daten einer Festplatte aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert wiederherzustellen, die wir geborgen haben. Nachdem es mir gelungen war, sie in einem archivierten Gehäuse wieder in Betrieb zu nehmen, begann ich, die Betriebssoftware zu untersuchen. Und da fand ich das hier.« Mit ausladenden Bewegungen tippte er auf der Tastatur herum, berührte kurz das Touchpad und rief eine Flut von Befehlsreihen auf, die schneller über den Monitor scrollten, als Graniv sie lesen konnte.

    Sie warf th’Firron, der anscheinend vor Aufregung zitterte, über die Schulter hinweg einen Blick zu. »Und das hier ist beachtlich, weil …?«

    Er hielt den vorbeiscrollenden Text mit einem weiteren Tippen auf der Tastatur an. »Dieser Code sollte verborgen sein. Unsichtbar. Und gemessen an dem Standard von vor zweihundert Jahren war er das auch.«

    »Aber die heutige forensische Software ist diesen Verschlüsselungsprotokollen weit überlegen«, fügte Weng hinzu. »Weshalb wir dieses ganze Modul intakt und isoliert entdeckt haben.«

    »Das ist schön für Sie. Aber worum handelt es sich?«

    Ihre beiden Gastgeber runzelten besorgt die Stirn. »Das ist es ja gerade«, sagte Weng. »Wir sind nicht sicher.«

    »Wir haben eine Vorstellung davon, was er tut«, sagte th’Firron. »Oder zumindest davon, was er tun könnte.« Er scrollte zu einem anderen Abschnitt der Codesyntax. »Er wurde geschaffen, um alltägliche Datenübertragungen auf allen bekannten Frequenzen zu überwachen. Alles von persönlichen Kommunikationen bis hin zu Sternenflottenkanälen, sogar verschlüsselte Daten.« Er markierte einen weiteren Bereich des Codes. »Hiermit kann die Nutzung von Haushaltsgeräten überwacht werden. Finanzielle Transaktionen werden analysiert – alles von Überweisungen bis hin zu Investitionen. Er speichert Transporterkoordinaten und meldet die Standorte von zivilen und militärischen Raumschiffen.«

    Wengs Stimmung wurde düster. »Und er kann vielleicht noch mehr. Viel mehr. Wir haben gerade erst begonnen, die Tiefen dessen auszuloten, wofür dieses Ding erschaffen wurde.«

    Graniv war weiterhin von den Reaktionen der Wissenschaftler verwirrt. »Okay, Sie haben einen Albtraum für alle Privatsphären von vor zweihundert Jahren gefunden. Wieso spielt das heute eine Rolle?«

    »Weil er immer noch aktiv ist«, sagte Weng. »Zeigen Sie es ihr, Thili.«

    »Kurz gesagt«, th’Firron rief eine weitere Benutzeroberfläche auf einem Nebenbildschirm auf, »ist dieses veraltete Modul Teil des zusammengestellten und gesicherten Quellcodes für jedes moderne System, das auch nur einen Hauch Computertechnologie besitzt – also eigentlich alles.« Er rief eine Zeichenfolge eines modern aussehenden Quellcodes auf. Er tippte ein paarmal auf den Bildschirm und markierte identische Codes des alten und neuen Systems. »Der gesamte veraltete Code läuft in den Rootkits planetarer Versorgungssysteme, Energienetze, Kommunikationsnetzwerke, Subraumrelaisstationen, Replikatoren, militärischer und paramilitärischer Waffen, Holosuiten. Egal was Ihnen einfällt – dieser Code wird wahrscheinlich im Hintergrund laufen.«

    Plötzlich wurde Graniv der Ernst der Lage bewusst. »Jetzt verstehe ich auch, warum wir uns das hier drinnen ansehen. Aber weshalb die handschriftliche Notiz? Warum das völlige Stillschweigen auf dem Weg hier herein?«

    »Weil«, sagte Weng, »jede Erwähnung von Uräus …«

    »Das ist der ursprüngliche Name des Softwaremoduls«, unterbrach th’Firron.

    »… von Audiosensoren in unseren persönlichen Kommunikatoren, Computerarbeitsstationen oder dem Sicherheitsnetz des Gebäudes, in dem wir uns befinden, aufgefangen werden würde. Die Software ist darauf ausgelegt, aufmerksam auf alle Erwähnungen ihres Namens zu achten. Wenn sie uns hört, wird ein Warnsignal aktiv, und wir werden als Ziele erfasst – als Sicherheitsrisiken, die eingedämmt oder sogar eliminiert werden müssen … je nachdem, wie viel wir ihrer Meinung nach wissen.«

    »Eingedämmt? Eliminiert? Von wem?«

    »Das wissen wir noch nicht. Aber wir haben einige Hinweise im Code gefunden, die auf etwas hindeuten, das als Sektion 31 bekannt ist. Haben Sie schon einmal davon gehört?«

    Graniv schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich kenne jemanden, den ich danach fragen kann.«

    »Seien Sie um unser aller willen vorsichtig.« Weng wischte sich Schweiß von der Stirn. »Dieses Ding sieht alles, was wir tun, und hört alles, was wir sagen, ob öffentlich oder privat.«

    »Sogar hier auf der Erde?«

    Diese Frage ließ th’Firrons weiße Augenbrauen in die Höhe schnellen. »Besonders hier auf der Erde. Es ist überall.«

    Wenn das stimmte, was Weng und th’Firron Graniv erzählt hatten, wenn eine so groteske Verletzung der Privatsphäre von Bürgern der Föderation nicht nur auf der Erde, sondern möglicherweise auch anderswo betrieben wurde, dann würde sich das zu einem Regierungsskandal ausweiten, der alle bisherigen übertraf, dessen war sie sicher.

    Sie stand auf und nickte, als wolle sie sie beruhigen. »Also schön. Ich würde gerne in einem oder zwei Tagen wiederkommen und einen Experten meiner Wahl mitbringen, jemanden, dem wir alle vertrauen können. Nachdem er Ihre Entdeckungen überprüft hat, werden wir entscheiden, wie es weitergehen soll. Einverstanden?« Weng und th’Firron nickten. »Gut. Bis dahin …«, sie sprach ihre Abschiedsworte über ihre Schulter hinweg und machte sich auf den Weg, den faradayschen Käfig zu verlassen, »… behalten Sie das hier für sich.« Unausgesprochen blieb der Teil, den jeder von ihnen für selbstverständlich hielt: Sonst sind wir alle so gut wie tot.

    3

    April 2140

    Ausgerechnet heute muss meine verdammte Brille zerbrechen. Professor Aaron Ikerson saß am Schreibtisch in seinem Büro und umwickelte den gebrochenen Nasensteg seiner Brille mit einem Stück transparentem Klebeband. Er hatte erwartet, dass das dünne Metallgestell sich im Laufe der Zeit verformen oder verziehen würde, aber es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass der Steg durchbrechen könnte, wenn er die Lesebrille wieder die Nase hinaufschob. Was die Wahrscheinlichkeit anging, dass sie nur Minuten vor der wichtigsten Sitzung seines Lebens zerbrechen würde … über derartig astronomische Quoten wollte er gar nicht nachdenken.

    Er stellte seine Spontanreparatur auf die Probe. Die beiden Hälften seiner Brille wackelten, egal wie fest oder dick er das Klebeband anbrachte. Dann muss es eben reichen. Mit übertriebener Vorsicht setzte er die Brille auf. Sie verrutschte nicht mehr so leicht wie vor dem Bruch, und Ikerson entging die Ironie der Tatsache nicht, dass dies wahrscheinlich dem Klebeband auf dem Brillensteg geschuldet war. Ich schätze, ich verbuche das als Sieg.

    Sein Kommunikator piepte. Er hob das handtellergroße Gerät vom Tisch und sah sich die Textnachricht seiner wissenschaftlichen Hilfskraft Lenore McGill an.

    Dort stand einfach: Sie sind hier.

    Ikerson stand auf und glättete die Falten seiner Jacke. Er hielt kurz inne, um sein Spiegelbild im Glas seiner gerahmten Promotionsurkunde für Informatik zu betrachten und sicherzugehen, dass seine Zähne sauber waren. Sein schütteres blondes Haar, das er kurz geschnitten trug, verlieh seinem jungenhaften Gesicht eine etwas vornehmere Ausstrahlung. Er hatte gerade seinen vierzigsten Geburtstag hinter sich, aber ihm war es überwiegend gelungen, den schlimmsten Auswirkungen der Zeit zu entgehen. Andeutungen von Krähenfüßen, Lachfältchen und grauweiße Bartstoppeln am Kinn waren die einzigen Hinweise auf sein mittleres Alter.

    Kollegen nickten und lächelten ihm zu, als er durch die Flure der Fakultät für Informatik eilte. Dies war das jüngste Gebäude auf dem Campus der Technischen Universität Dresden. Obwohl er in Eile war, erwiderte Ikerson jeden Gruß so, wie er ihm entgegengebracht wurde: ein fröhliches Winken, ein flüchtiger Salut, ein höfliches Heben des Kinns und ein freundliches, knappes Lächeln.

    Er traf am Haupteingang ein und fand dort Lenore, die zwanglos mit ihren vier Gästen plauderte. Die elegante und humorvolle wissenschaftliche Assistentin schien die angesehenen, älteren Herrschaften in ihren Bann geschlagen zu haben. Diese stammten alle im weitesten Sinne aus der internationalen Geheimdienstszene – obwohl Ikerson keine Ahnung hatte, welcher Organisation sie jeweils angehörten. Alles, was er mit einiger Gewissheit wusste, war, dass Mr. Sanchez die Interessen der Westlichen Koalition an seinem Projekt vertrat. Miss Ling war im Namen der Panpazifischen Allianz erschienen, Mr. Bruneau war von einer namenlosen Einheit der Europäischen Union entsandt worden, und Miss Kandawalla unterstand den vorherrschenden Mächten der Afrikanischen Föderation. Dass niemand ihm seinen wahren Namen genannt hatte, wusste er auch. Sämtliche Hintergrundchecks waren ergebnislos verlaufen.

    Er begrüßte sie. Sie traten ausgesprochen höflich auf, während er ihnen die Hand schüttelte. Dann sprach er sie als Gruppe an. »Ich danke Ihnen allen, dass Sie so kurzfristig kommen konnten. Sobald Sie die von uns erzielten Fortschritte gesehen haben, werden Sie mir wohl zustimmen, dass dies das Update ist, auf das wir alle gewartet haben.« Er bedeutete ihnen, ihm zu folgen, und ging zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. »Kommen Sie bitte mit.«

    Ikerson beobachtete die Spiegelbilder seiner Gäste auf Bürotüren, während er sie durch das Gebäude begleitete. Sanchez’ Gesicht zeigte keinerlei Reaktion auf irgendjemanden oder -etwas, und seine Augen waren hinter einer schwarzen Sonnenbrille verborgen. Lings Aufmerksamkeit wechselte sprunghaft von einem interessanten Punkt zum nächsten wie ein Kolibri, der zwischen Blüten tanzte. Bruneau widmete seine Aufmerksamkeit ebenfalls verschiedenen Dingen, allerdings wesentlich unauffälliger, als das bei Ling der Fall war. Kandawalla war die Einzige, deren Fokus bei Ikerson Besorgnis erregte. Ihr Blick war anscheinend unverwandt auf ihn gerichtet; jedes Mal, wenn er einen Blick über seine Schulter warf, sah sie ihn ohne Verlegenheit oder Zurückhaltung direkt an.

    Auf der untersten Kelleretage führte er seine Gäste in das forensische Datenforschungslabor. Lenore bildete die Nachhut und verschloss die Labortüre hinter ihnen, nachdem sie eingetreten war. Alle sechs versammelten sich in dem faradayschen Käfig, wo Ikersons krönende Errungenschaft auf sie wartete. Sobald Lenore bestätigte, dass der Raum gesichert war, drückte Ikerson seine Handflächen gegeneinander. »Die Menschheit hat einen heiklen Punkt in der Geschichte erreicht. Die Kontaktaufnahme mit den Vulkaniern hat den Verlauf unserer Zivilisation verändert.« Er schaltete den Computer auf der Arbeitsstation neben sich ein und fuhr dann fort: »Leider ist dieser Pfad nicht allen Völkern der Welt willkommen. Einige wenige verbliebene Supermächte sowie ein paar kleine, aber hartnäckige Fraktionen aus Hardlinern, Extremisten und Isolationisten behindern weiterhin die internationalen Bemühungen, eine weltweite Regierung zu bilden.« Ein trauriger Seufzer. »Einige von uns sind offenbar noch nicht bereit, kindische Dinge hinter sich zu lassen.«

    Er warf einen kurzen Blick auf den Monitor neben ihm und nahm zur Kenntnis, dass seine Software hochfuhr. »Informationen, die wir von den Vulkaniern erhalten haben – und in einigen Fällen gegen ihren Willen –, weisen darauf hin, dass der hiesige Weltraum voller feindlicher, intelligenter Spezies ist, deren Interessen sie zu einer Bedrohung für den Fortschritt und das Überleben der Menschheit machen könnten. Also machen Sie sich bitte nichts vor: Wenn die Menschheit Bestand haben soll, nicht nur kulturell, sondern auch als Spezies, müssen wir zusammenhalten.«

    Mit einem weiteren Seitenblick versicherte Ikerson sich, dass sein System hochgefahren und betriebsbereit war. »Miss McGill und ich haben etwas Revolutionäres erschaffen. Eine neue Software, die nicht darauf angelegt ist, die Welt zu verändern, sondern die uns die Mittel gibt, sie zu einen.« Mit einer theatralischen Bewegung in Richtung des Monitors fügte er hinzu: »Geschätzte Gäste, erlauben Sie mir, Ihnen … Uräus vorzustellen.«

    Alle vier Besucher starrten Ikersons Meisterwerk ausdruckslos an. Bruneau war der Erste, der sprach. »Was macht es?«

    »Es beobachtet«, antwortete Ikerson. »Und lauscht.«

    Kandawalla zog eine Augenbraue hoch. »Beobachtet was? Belauscht was?«

    McGill sagte voller Stolz: »Alles und jeden.«

    Jetzt schenkten die Gäste der vorbeiscrollenden Codesyntax auf dem Monitor ihre volle Aufmerksamkeit. Sanchez schob sogar seine Sonnenbrille weiter hinunter auf seine Nasenspitze, um sich das laufende Programm besser ansehen zu können. »Das wurde schon früher versucht. Es ist unmöglich, nützliche Informationen aus so viel Hintergrundrauschen herauszufiltern.«

    »Für Menschen unmöglich«, korrigierte Ikerson. »Uräus ist nicht nur einfach ein Schleppnetz für Daten. Es ist außerdem eine mit gesteuerten Funktionen versehene künstliche Intelligenz. Es analysiert alles, was es auffängt. Alles Verdächtige wird an die entsprechenden Behörden weitergeleitet – wobei es sich um ortsansässige Strafverfolgungsbehörden, nationale Sicherheitskoordinatoren, das Militär oder um wen auch immer handeln kann.«

    Seine Beschreibung war Ling suspekt. »Also Ihre KI handelt als Richter, Geschworene und Henker gleichzeitig?«

    »Ganz und gar nicht. Uräus schreibt keine Reaktionen vor. Es ist als Zeuge angelegt, der Tipps weitergibt. Doch die Menschen entscheiden über ihre Reaktion anhand der Spuren, die Uräus zur Verfügung stellt. Lassen Sie mich das demonstrieren.«

    Die Besucher waren sehr geduldig. Beinahe eine Stunde lang lauschten sie höflich schweigend, während Ikerson ihnen schrittweise die Mittel darlegte, anhand derer Uräus mögliche Bedrohungen herleitete und einschätzte, und den Algorithmus erklärte, mit dem es entschied, an welche Behörde die Entdeckungen geschickt werden sollten. Das war alles staubtrocken und technisch, aber am Ende hatte er das Gefühl, als ob er ihnen sein eigenes, mühsam erworbenes Vertrauen in diese bemerkenswerte, spezialisierte KI eingeflößt hatte.

    Bruneau sah nachdenklich aus, während er das Gehörte verarbeitete. »Ein höchst faszinierender Vorschlag, Professor. Das muss ich Ihnen lassen.« Seine dunklen Augen funkelten. »Wenn Sie mir die Frage gestatten – der Name: Uräus. Er entstammt der Mythologie, ja?«

    »Der ägyptischen, um genau zu sein. Zwei Nattern, die sich um das Auge des Ra legten und Flammen wie Gift spien, um den Sonnengott vor seinen Feinden zu schützen.«

    »Eine passende Metapher«, stellte Sanchez fest.

    »So möchte man hoffen.«

    Lings Stirnrunzeln verriet ihre anhaltenden Zweifel. »Ich bin beeindruckt von dem, was Sie erreicht haben, Professor. Aber Sie wollen, dass alle vier Supermächte der Welt ihr Schicksal einem einzigen System anvertrauen, das alle sich teilen – eins, dessen Erfolg die Auflösung unserer jeweiligen Unabhängigkeit einläuten würde. Wenn wir dieses Risiko eingehen und Ihr System versagt, könnte das den Zusammenbruch der menschlichen Gesellschaft bedeuten. Wir wären all diesen uns feindlich gesinnten, fremden Völkern ausgeliefert, die Ihrer Meinung nach da draußen lauern. Also, bevor ich Ihr System meinen Vorgesetzten empfehlen kann, brauche ich Ihre Antwort auf diese Frage: Sind Sie absolut sicher, dass Uräus so funktioniert, wie Sie das beabsichtigen?«

    Jetzt war keine Zeit mehr für Feinheiten oder Ausflüchte. Es war Zeit, dass Ikerson die Welt rettete, und das konnte er nur dann tun, wenn er sich ohne jeden Zweifel sicher war.

    »Ich gebe Ihnen mein Wort: Uräus wird die Einheit der Erde und die Sicherheit der Menschheit gegen alle Bedrohungen von innen und außen gewährleisten … für immer

    4

    Patient Zero rannte um sein Leben – und mit jedem panikerfüllten Schritt verdammte er eine weitere Milliarde Leben zu ihrem Untergang.

    Julian Bashir konnte es dem Romulaner nicht übelnehmen, dass er versuchte, wegzulaufen. Surraben Antok war nur ein Amateureinbrecher, der nichts davon wusste, dass er benutzt wurde, um einen Virus auszubrüten, der seine übertragbare Phase in weniger als einer Stunde erreichen würde. Und deshalb konnte er auch unmöglich wissen, weshalb Bashir – ein Außenweltler – ihn mitten in der Nacht durch die Nebenstraßen des Diebesviertels von Ramad, der Hauptstadt der romulanischen Koloniewelt Alhaya verfolgte.

    Antok wurde gerade lang genug langsamer, um einen Disruptorschuss auf Bashir abzugeben. Der kreischende Blitz erhellte die dunkle Gasse, prallte von einer Wand ab und schoss so nah an Bashirs Kopf vorbei, dass plötzlich der Geruch von verbranntem Haar aufstieg. Bashir verlor einen halben Schritt, als er einem zweiten Schuss auswich, der in einen stinkenden Abfallhaufen an einer Hauswand einschlug. Dieser Moment reichte Antok, um seinen Vorsprung auszubauen und sich im nebligen Labyrinth des Verbrecherghettos der Stadt abzusetzen.

    Sarina Douglas’ Stimme erklang dank eines Empfängerimplantats, das sich direkt vor seinem rechten Ohr befand, in Bashirs Kopf. »Du verlierst ihn.«

    »Ich weiß.« Es war schwer, nicht zu schreien, während er lief.

    »Er ist unterwegs zur Metro. Bieg links ab, dort ist ein Eingang an der Straßenecke.«

    Bashir bog im vollen Lauf ab und schoss direkt in eine sich langsam fortbewegende Menschenmenge hinein. Wütende Beschimpfungen im örtlichen romulanischen Dialekt verfolgten ihn, während er eine Treppe hinaufstürmte. Sie führte zu einem Bahnsteig der Maglev-Magnetschwebebahn des öffentlichen Nahverkehrs der Stadt.

    »Beeil dich! Der Zug fährt gleich!«

    »Bin fast da!« Er sprang über die letzte Stufe der Treppe und prallte gegen die Fußgänger, die gerade aus dem Zug herausströmten und zur Straße eilten. Er sprach nicht genug Romulanisch, um ihnen zuzurufen, sie sollten aus dem Weg gehen, also überließ er seiner Schulter das Reden. Weitere Obszönitäten regneten auf ihn herab, während er sich durch die Menge drängte und den Zug durch die vorderste Tür betrat.

    Das Innere des Zugs war im Gegensatz zum schmierigen und düsteren Viertel

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