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Wettlauf mit dem Tod: Kriminalroman
Wettlauf mit dem Tod: Kriminalroman
Wettlauf mit dem Tod: Kriminalroman
eBook177 Seiten2 Stunden

Wettlauf mit dem Tod: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Kalifornien 2018 - Anwalt George Hurth gelingt es, Collin Barkley aus Mangel an Beweisen vor der Todesstrafe zu bewahren.
Als der nächste Mord geschieht und auch seine Tochter nur knapp einen Mordanschlag überlebt, ist für Hurth klar, dass Collin der Täter ist. Er will Collin Barkley um jeden Preis dafür selbst zur Rechenschaft ziehen, auch weil er weiß, dass er, George Hurth, durch eine schwere Krankheit nicht mehr lange zu leben hat.
Als er endlich Barkley habhaft werden kann, wendet sich noch einmal das Blatt, denn er ist sich nicht mehr sicher, ob er wirklich Collin Barkley oder seinen Zwillingsbruder Steven in seiner Gewalt hat.
Und wieder läuft Hurth die Zeit davon ...

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum14. Jan. 2020
ISBN9783748726043
Wettlauf mit dem Tod: Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Wettlauf mit dem Tod - H.-J. Dieter Schmidt

    EINS

    „Euer Ehren, ich bitte um die Zeugin Rosalia Gomez."

    Staatsanwalt Frank Blake blickt mit einem charmanten Lächeln zu Richterin Samantha Fitzpatrick, eine dunkelhäutige, etwas füllige Endvierzigerin in schwarzer Robe, während er das sagt.

    „Die Zeugin Rosalia Gomez bitte", ruft sie nun dem Beamten zu, der an der Tür steht. Dieser öffnet die Tür und ruft dasselbe noch einmal auf den Gang hinaus.

    Eine kleine Frau, Mitte Fünfzig, in typisch mexikanischer Kleidung, betritt den Saal und nimmt auf dem Zeugenstuhl Platz.

    Blake erhebt sich, bleibt aber auf seinem Platz.

    „Miss Gomez, Sie können also mit großer Sicherheit bezeugen, dass Sie an jenem Tag den Mann erkannt haben, als dieser das Haus des Opfers verlassen hat."

    Miss Gomez nickt. „Ja, das kann ich", sagt sie in voller Überzeugung.

    „Ist dieser Mann hier anwesend?", fragt Blake.

    Rosalia Gomez blickt sich um und zeigt auf Colin Barkley, der neben seinem Verteidiger George Hurth sitzt, oder genauer gesagt, mehr liegt und gelangweilt auf einem Zahnstocher kauend, das Treiben im Gerichtssaal verfolgt.

    „Mr. Hurth, machen Sie Ihren Mandanten darauf aufmerksam, dass er sich hier in einem Gerichtssaal befindet, ansonsten verweise ich ihn wegen Missachtung des Gerichtes des Saales." Samantha Fitzpatrick ist sehr erzürnt, über das Benehmen Colin Barkleys.

    George wirft nur einen giftigen Blick auf Colin, der endlich aus seiner fast waagerechten Lage in eine sitzende Haltung übergegangen ist, den Kopf nach unten gesenkt, aber immer noch auf seinem Zahnstocher herumkauend. Dabei fällt George ein dunkelbraunes kreisrundes Muttermal auf Colins Nacken auf, dem George aber keine große Bedeutung weiter beimisst.

    Staatsanwalt Walter Blake ist zufrieden. Lächelnd sagt er: „Euer Ehren. Die Zeugin Rosalia Gomez hat eindeutig den hier anwesenden Angeklagten erkannt, als er das Haus verließ. Ich habe keine weiteren Fragen."

    Blake setzt sich wieder.

    „Mr. Hurth, haben Sie noch Fragen an die Zeugin?", fragt die Richterin und blickt zu Hurth hinüber.

    George Hurth, Strafverteidiger im besten Alter von achtundvierzig Jahren, kommt mit einem kleinen Ordner unter dem Arm hinter der niedrigen Absperrung hervor und läuft langsam den schmalen Gang zwischen der Richterin und der Zeugin auf und ab. Aus einer Folie bricht er eine Tablette und schluckt sie gleich ohne Wasser hinunter.

    „Nervöses Magenleiden", sagt er nur, die Richterin dabei ansehend. Sie quittiert dies mit einem gelangweilten Kopfnicken.

    Er bleibt vor Rosalia stehen. „Miss Gomez, beginnt er, „Sie haben am letzten Verhandlungstag dem Gericht mitgeteilt, dass Sie in der Nacht, als Victoria Burns diesem schrecklichen Verbrechen zum Opfer fiel, für eine Zigarette vor die Tür gegangen sind und dabei meinen Mandanten aus genau diesem Haus haben kommen sehen.

    Rosalia nickt und sieht dabei George an.

    Victoria Burns war eine junge hübsche Frau von 27 Jahren. Ihr Vergewaltiger und Mörder hat sie nach der Tat mit gefalteten Händen auf der Brust auf das Bett gelegt. Man hätte den Eindruck haben können, sie schläft, wenn nicht der lange Schnitt an ihrem Hals zu sehen wäre.

    „Die Überwachungskamera, die über der Haustür angebracht ist, zeigt einen Mann, der mit Baseballkappe und gesenktem Kopf auf das Haus zugeht und den selben Mann von hinten, wieder mit gesenktem Kopf, wie er das Haus verlässt. Diese Aufnahmen brachten also nichts. Ihre Tür ist etwa 66 Yard von der Tür des Hauses entfernt und es war dunkel", fährt George fort.

    „Aber ich sagte doch schon, dass das Licht über der Haustür anging. Der Mann schaute sich ganz erschrocken um. Darum konnte ich ihn auch gut erkennen." Rosalia weiß nicht, was das alles soll, da sie das ja schon erzählt hat.

    „Leider ist auf der Aufnahme sein Gesicht nicht zu sehen. Er hebt nur kurz den Kopf und senkt ihn auch gleich wieder und geht weiter", sagt George, öffnet den kleinen Ordner und zieht nun ein Schriftstück heraus.

    „Ich habe hier ein Schreiben, welches belegt, dass Sie eine Woche vorher eine ambulante Augenoperation hatten und im Zuge dessen eine neue Brille bekommen. Könne Sie uns diese Brille zeigen?"

    Rosalia schüttelt mit dem Kopf. „Die ist noch nicht fertig", sagt sie nur.

    Über Georges Gesicht huscht ein unmerkliches Lächeln und auch Colin kann sich ein Grinsen mit Zahnstocher im Mund nicht verkneifen.

    Staatsanwalt Frank Blake schaut dagegen weniger erfreut zu Rosalia.

    „Sie wollen also weiterhin behaupten, dass Sie trotz Augenoperation und fehlender Brille eindeutig meinen Mandanten als den Mann erkannt haben, der das Haus verlassen hat? Und das in 66 Yard Entfernung?" George schaut auf Rosalia herab, die mit gesenktem Kopf auf ihrem Stuhl sitzt.

    „Sie waren sich damals zu fünfundneunzig Prozent sicher,, fährt George fort, „wie hoch würden Sie heute Ihre Sicherheit einschätzen?

    Rosalia sagt nichts.

    „Ich würde sie bei dreißig Prozent ansiedeln. Ist es nicht so?", antwortet George für Rosalia.

    „Einspruch! Der Verteidiger versucht der Zeugin seine Mutmaßung aufzuzwingen", kommt es vom Staatsanwalt.

    „Stattgegeben. Die Geschworenen streichen diese Prozentangabe aus ihrem Gedächtnis." Richterin Fitzpatrick blickt dabei nicht einmal auf, als sie das sagt und fordert George mit einer Handbewegung auf, weiter zu reden.

    Nach einer weiteren Stunde der Verhandlung ordnet Richterin Fitzpatrick eine Pause an, damit sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung auf ihre Plädoyers vorbereiten können.

    Nach der Pause beginnt Staatsanwalt Blake mit seinem Plädoyer und betritt nun den Gang.

    „Sehr verehrte Damen und Herren Geschworene! Diese Zeugin hat diesen Mann eindeutig als den erkannt, der in der Mordnacht das Haus verließ." Blake zeigt mit dem Arm auf Colin, der für einen Moment vergisst, auf seinem Zahnstocher herumzukauen.

    „Sie war sich zu fünfundneunzig Prozent sicher und kein Zeuge, der nicht in einem Gerichtssaal zu Hause ist, hält solch eine Befragung, wie sie der Herr Verteidiger durchgeführt hat, stand. Ich glaube ihr auch weiterhin. Wollen Sie wirklich, meine Damen und Herren Geschworenen, dass dieser Mann auf freien Fuß kommt und irgendwann den nächsten Mord begeht?" Blake zeigt dabei wieder auf Colin Barkley.

    „Lassen Sie das nicht zu, meine Damen und Herren." Blake hat sein Plädoyer beendet und setzt sich wieder auf seinen Platz.

    Nun ist George Hurth an der Reihe sein Plädoyer zu halten.

    „Hohes Gericht, Werte Geschworene! Es geht hier und heute nicht um einen Handtaschendiebstahl, sondern um Mord. Einen Mord, den wir alle verabscheuen. Für meinen Mandanten geht es um Freispruch oder Todesstrafe. Man bringt den Mord in direktem Zusammenhang mit dem Tod der Mutter meines Mandanten, die sich vor dreißig Jahren das Leben nahm. Nach dreißig Jahren kommt mein Mandant auf die Idee zu morden und das Opfer so zu platzieren, wie er, leider Gottes, seine Mutter damals vorfand. Glauben Sie das wirklich, meine Damen und Herren Geschworenen?"

    George fügt eine kurze Pause ein und blickt dabei die Geschworenen an, dann fährt er fort: „Kann es nicht so sein, dass das Opfer rein zufällig vom Täter in diese Position gebracht wurde? Oder das ein Nachahmungstäter am Werk war? Wenn mein Mandant der Täter wäre, und das Erlebte in ihm etwas ausgelöst hätte, dann hätte er nicht dreißig Jahre bis zu seinem ersten Mord gewartet."

    George macht wieder eine kurze Pause. Dann spricht er weiter.

    „Und kann man einer Zeugin glauben, auch wenn sie in bester Absicht bei der Aufklärung eines Mordes mit helfen will, die gerade eine Augenoperation hinter sich hat und noch nicht einmal über ihre Brille verfügt? Darf diese Zeugin das Zünglein an der Waage sein, welches über Leben oder Tod entscheidet?" George schaut wieder eindringlich auf die Geschworenen.

    „Ich erwarte, dass Sie, meine Damen und Herren Geschworenen, diese Aspekte bei ihrer Urteilsfindung berücksichtigen", fügt er nach einer weiteren kurzen, wohlüberlegten Pause hinzu, geht wieder hinter die niedrige Absperrung und setzt sich auf seinen Platz. Colin grinst und kaut weiter auf seinem Zahnstocher herum.

    „Angeklagter, Ihnen steht das letzte Wort zu. Haben Sie noch etwas zu sagen?", fragt die Richterin.

    Colin nimmt schnell den Zahnstocher aus dem Mund und erhebt sich. Aber er schüttelt nur mit dem Kopf.

    Samantha Fitzpatrick schlägt zweimal mit einem kleinen Hammer auf den Tisch und sagt: „Ich unterbreche die Verhandlung für eine Stunde. Die Geschworenen möchten sich zu einer Urteilsfindung zusammensetzen."

    Der Saal leert sich.

    Colin bleibt auf seinem Platz sitzen, bewacht von zwei Beamten, während George vor die Tür geht.

    Colin Barkley, vor dreiundvierzig Jahren hier in Grass Valley, in Kalifornien, geboren, hätte ein sorgenfreies Leben führen können, wenn nicht dieses besonders tragische, einschneidende Erlebnis gewesen wäre.

    Mit seinem Zwillingsbruder Steven, der Mutter und Vater William, bewohnten sie ein geräumiges Haus in dem auch die vermögende Großmutter väterlicherseits mit wohnte.

    Bis zu dem Tag, als vor dreißig Jahren William mit Steven in die Stadt fuhr. Colin wollte nicht mit und blieb bei Mutter und Großmutter im Haus. Als William und Steven wieder zurückkamen, fanden sie die Mutter tot im Bett vor und Colin völlig verstört. Die Großmutter saß schlafend in ihrem Sessel. Die Ärzte stellten Selbstmord fest.

    Für William war das Grund genug, diesem Haus den Rücken zu kehren und er zog mit Steven allein in einen anderen Bundesstaat, denn Colin war trotz seiner erst dreizehn Lebensjahre nicht dazu zu bewegen, den Ort zu verlassen.

    William war darüber nicht unglücklich, dass er nur mit Steven wegzog. Die beiden waren alles andere, als eineiige Zwillinge in ihrem Verhalten und keiner hat den jeweils anderen vermisst.

    Die Großmutter übernahm gern die Erziehung Colins, mit der sie für ihre Unaufmerksamkeit etwas an Schuld abbauen wollte. Trotz ihrer Bemühungen, Colin blieb ein schwieriger Junge.

    Vor fünf Jahren ist die Großmutter verstorben und selbst für die Spezialisten zur Suche nach Erben, war William und Steven unauffindbar, so dass das gesamte Erbe Colin zufiel.

    *

    Nach einer Stunde ist der Saal wieder bis auf den letzten Platz gefüllt.

    „Zu welchem Urteil sind die Geschworenen gekommen?", fragt die Richterin.

    Einer der Geschworenen erhebt sich, mit einem Zettel in der Hand.

    „Hohes Gericht. Wir Geschworenen sind zu dem einstimmigen Urteil gekommen, nicht schuldig."

    Ein lautes Raunen geht durch den Saal.

    „Ja!! Ja!!", ruft Colin laut und schlägt seine rechte Faust zweimal in seine linke Handfläche.

    Samantha schlägt ihrerseits zweimal mit ihrem Hammer auf den Tisch. „Ruhe im Saal!, ruft sie. „Die Geschworenen haben ihr Urteil gefällt. Der Angeklagte ist aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Die Verhandlung ist beendet. Sie klopft noch zweimal mit dem Hammer auf den Tisch und erhebt sich.

    George packt seine Unterlagen ein und ohne auf Colin zu sehen sagt er: „In einer halben Stunde in meinem Büro." Dann geht er.

    Colin sitzt noch einen Moment auf seinem Platz und scheint über etwas angestrengt nachzudenken, während er weiter auf seinem Zahnstocher kaut. Nun hat ihn die Wirklichkeit wieder und auch er steht auf und geht.

    Vor der Tür schlägt ihm angenehm warme Luft entgegen, im Gegensatz zu den schon fast kühlen Temperaturen im klimatisierten Gebäude.

    Ein paar unerschrockene Reporter haben wohl noch auf Colin gewartet und halten ihm ihre Mikrophone unter die Nase.

    „Mr. Colin, was werden Sie nun tun?", stellt einer der Reporter seine Frage.

    Colin sieht ihn nur kurz an. „Ich werde so weiterleben wie bisher, oder was dachten Sie? Ich hoffe, man akzeptiert in der Stadt den Freispruch, antwortet Colin und läuft nun schneller, so dass die Reporter Mühe haben, mit ihrer Technik um den Hals, Colin zu folgen. Nur einem gelingt dies und er kann, nun schon schwer atmend, noch die Frage stellen: „Kennen Sie vielleicht den wahren Mörder?

    Colin tippt nur mit dem Zeigefinger an die Schläfe und lässt ihn zurück.

    Es ist einer dieser wunderschönen Frühlingstage in Grass Valley und nichts deutet darauf hin, dass gerade ein Mord in dieser Stadt ungesühnt bleiben muss.

    ZWEI

    Das Taxi hält vor Georges Büro. Colin wäre lieber erst zu seinem Haus gefahren. Nach mehreren Monaten Untersuchungshaft gibt es sicher einiges zu tun im Haus, auch wenn eine Haushaltshilfe ihm vieles an Arbeit abnimmt. An mexikanischen Einwanderern mangelt es auch in Grass Valley nicht.

    Colin bezahlt und steigt aus. Die Sekretärin hat ihn schon erwartet und bittet ihn in das Büro von George zu gehen.

    Eine hochmodern eingerichtete Kanzlei, die darauf schließen lässt, dass hier nur Fälle übernommen werden, deren Klienten auch den verlangten Preis bezahlen können. Große Fenster, durch die man ohne weiteres von draußen hineinblicken kann, vermitteln den Eindruck, dass es in diesen Räumen keine Geheimnisse gibt.

    In den beiden oberen Etagen hat George seine Wohnung, in der er seit seiner Scheidung allein lebt. Seine mittlerweile dreiundzwanzigjährige Tochter Verena hat eine eigene kleine Wohnung, etwa

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