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Gespräche am Pool
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eBook150 Seiten1 Stunde

Gespräche am Pool

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Über dieses E-Book

In einer schicken Ferienanlage auf den Kanaren kommen ein älterer Gast und der Hausmeister miteinander ins Gespräch. Dabei stellt sich der Gast als emeritierter Professor heraus und der Hausmeister als etwas aus der Bahn geratener Wissenschaftler. Schnell entdecken sie ihr gemeinsames Interesse an ungelösten Problemen der Naturkunde und tauschen bei ihren morgendlichen Gesprächen am Pool Ansichten und Einsichten zu Fragen der Quantenphysik, wie dem Welle-Teilchen Dualismus, Paralleluniversen, der kalten Fusion, aber auch zum Alter und seinen Wehwehchen aus.

Spannende und abwechslungsreiche Lektüre für Fachleute und interessierte Laien, die sich für das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Philosophe und Religion interessieren und die durch einen kurzen Klick auf die Hyperlkinks, mit denen der Text unterlegt ist,  direkt zu den entsprechenden WIKI-Atikeln gelangen können.

Zusätzlich zu den Kapiteln "Das Wurmloch", "Die kalte Fusion" und "Der Dualismus" enthält das Buch noch "Die Wehwehchen", das bislang nicht einzeln publiziert wurde.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum17. Sept. 2019
ISBN9783748715689
Gespräche am Pool

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    Buchvorschau

    Gespräche am Pool - Christian Krippenstapel

    Das Wurmloch

    Er stand an der Brüstung des großzügigen Balkons und genoss den sanften Wind, der ihm übers Gesicht strich und nach Sommer und Rosmarin roch, nahm einen Schluck von dem trockenen Roten, der nirgends so großartig war wie auf diesen gesegneten Inseln und ließ seinen Blick weit über das Umland schweifen.

    Der Ferienclub war einer von der besseren Sorte. Weitab vom Trubel der billigen Touristen-Ghettos in den Hügeln gelegen, mit eigenem Bootsteg und gepflegtem Strand. Die weitläufige Anlage bot jeden erdenklichen Komfort und der Gedanke an Langeweile kam gar nicht auf. Wer ausspannen wollte, konnte die himmlische Ruhe in den verstreut liegenden Lofts genießen und wer es vorzog, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, kam im hauseigenen Disco-Bunker unter dem Zentralgebäude auch auf seine Kosten. Mehrere Tapas-Bars, Restaurants und eine gediegene Nacht-Bar rundeten das Angebot ab. Und wem das immer noch nicht reichte, konnte mit dem Leihwagen über die tadellos ausgebaute Zugangsstraße in die nahe gelegene Stadt fahren, um Lokalkolorit zu schnuppern. Ein mehr als zufriedenstellender Urlaub!

    Er beugte sich über die Brüstung und sah seinen Sohn Johannes mit den anderen Kindern im Wasser herumtollen. Er war groß für sein Alter, athletisch und sonnengebräunt. Veronika hatte sich auf eine der hauseigenen Liegen gelegt, genoss den lichten Schatten eines Sonnenschirms und bekam gerade einen Drink gebracht. Versonnen betrachtete er ihre immer noch großartige Figur. Sie war schon immer eine sehr schöne Frau gewesen und hatte durch ihre zwei Schwangerschaften nichts von ihrem Liebreiz verloren. Ihre langen, blonden Haare hatten sich auf der Liege ausgebreitet wie flüssiges Gold.

    Er war rundum zufrieden mit sich und der Welt. Alles, was er angefangen hatte, war ihm gelungen und hatte ihm Ansehen, Wohlstand und Glück gebracht. Nach dem Studium hatte er einige Jahre in einem angesehenen Labor gearbeitet, dort promoviert und gut verdient. Er hatte Veronika geheiratet und bald darauf war ihre Tochter Klara zur Welt gekommen. Als Johannes unterwegs war, hatte er von seiner unverhofften Erbschaft das Haus gekauft, das er über fünf Ecken spottbillig in einem schicken Vorort erstanden hatte. Schließlich hatte er sich mit einem eigenen Labor selbständig gemacht, das schon bald florierte und ausgezeichnete Gewinne abwarf. Auch das Consulting-Unternehmen für chemische Verfahrensfragen, das er bald darauf gründete, lief ausgezeichnet und mehrte sein Ansehen ebenso, wie seinen Wohlstand. Und jetzt war er mit seinen Lieben in diesem ausgezeichneten Club auf den Kanaren abgestiegen, wo sie ihre Ferien in vollen Zügen genossen. Sie waren im besten Alter, hatten mehr als genug Geld, interessante Aufgaben, keine Sorgen, waren alle gesund und glücklich – wer konnte denn mehr verlangen?

    Er stellte sein leeres Glas auf die Spüle der Küchenzeile, zog sich Schuhe an und begab sich zum Pool. Dort orderte er an der Bar ein großes Glas Limonade und suchte sich ein schattiges Plätzchen, von dem aus er den Pool gut überblicken konnte. Der war gut besucht und er steuerte auf einen der kleinen Tische zu, die am Rande standen. An einem der Tische saß ein alter Mann mit gepflegter Garderobe, ein Glas Limonade und ein Buch neben sich. Als er seine suchenden Blicke wahrnahm, winkte er ihn heran und sagte: „Möchten Sie sich vielleicht zu mir setzen? Es ist ein wenig voll Heute."

    „Ja, gerne! Haben Sie vielen Dank", nahm er das Angebot an und setzte sich. Sein Nachbar nahm das Buch zur Seite, damit er sein Glas abstellen konnte.

    „Vielen Dank, sehr aufmerksam", bedankte der sich artig und schaute neugierig auf den Einband. „Oh! Stephen Hawkings ´Universum in der Nussschale´. Und sowas lesen Sie im Urlaub?", eröffnete er das Gespräch.

    „Ja, bestätigte der Alte. „Ich habe bis vor Kurzem Mikrobiologie in Hannover gelesen, aber bin eigentlich gelernter Chemiker. Physik und Kosmologie haben mich seit jeher fasziniert und jetzt habe ich endlich mal Zeit dafür.

    „Respekt!", sagte er und nickte anerkennend mit dem Kopf. „Ich habe mich auch immer für Physik interessiert, hatte aber zu wenig Ahnung von Mathematik, um ein Studium zu wagen. Hawking finde ich hochinteressant, vor allem seine Hypothese der Wurmlöcher."

    „Ach, dann haben Sie das Buch auch gelesen?"

    „Ja, vor einigen Jahren schon. Also, der Mörder ist ..."

    „Werden Sie wohl den Schnabel halten!", schalt das Alte spaßhaft und Beide mussten sie lachen.

    Es war wie verhext! Gerade bei stupiden Arbeiten, wie Laub harken, überfielen ihn regelmäßig diese finsteren Gedanken. Klar – das Leben ist kein Pony-Hof und es läuft nie alles wie geplant. Aber bei ihm war wirklich ALLES schief gelaufen: der Job in seiner alten Heimatstadt, der Knall auf Fall zu Ende war, was ihn in ernste Schwierigkeiten gestürzt hatte. Veronika, die ihr Kind verloren und ihn grob und verletzend verlassen hatte. Seine Selbständigkeit, die trotz wiederholter, engagierter Anläufe letztlich total gescheitert war und ihm einen Trümmerhaufen hinterlassen hatte. Seine Erbschaft, die von seinem Anwalt total verdummbeutelt worden war, so dass er nur Kosten und Ärger davon gehabt hatte. Seine Ehe mit Anna, die wohl nicht zuletzt aufgrund seiner hartnäckigen Misserfolge gescheitert war, so dass er seine geliebten Kinder fast nie sehen konnte und zu allem Überfluss auch noch sein Auge, dass er vor einigen Jahren bei einem total blöden Laborunfall verloren hatte. Trotz aller Mühen hatte sich der Erfolg nun mal nicht eingestellt und er war auf der ganzen Linie gescheitert.

    Schließlich hatte er Gelegenheitsjobs annehmen müssen und jetzt hatte ihn einer in diese Hotelanlage auf den Kanaren geführt. Das Klima war großartig und da er ohnehin mal wieder spanisch sprechen wollte, hatte er den Job angenommen. Die Anlage war energieautark und wurde nur mit Sonne, Wind und Biomasse versorgt. Da dies einmal sein Spezialgebiet gewesen war, nahm man ihn mit Kusshand, da er neben seiner Hausmeistertätigkeit die Anlagen instand halten konnte.

    Heute musste er das Laub zusammen harken, das sich um den großzügigen Pool gesammelt hatte, damit es nicht schmuddelig aussah und die Leute womöglich ausrutschten. Auf dem Pool lag sein besonderes Augenmerk, obwohl er nicht genau wusste, wieso. Kurz vor der Saison hatte er einen ernsten Disput mit der Direktion in Kauf genommen und nach zähem Ringen durchgesetzt, dass man die Abflussöffnungen, die tief unter Wasser lagen, mit stabilen Gittern abdeckte, die verhinderten, dass jemand eingesaugt wurde und womöglich ertrank. Erst hatte man ihm sein Engagement sehr übel angerechnet, da die Edelstahlgitter nicht billig waren und zur Montage das Wasser kurz vor Saisonbeginn noch einmal komplett abgelassen werden musste, aber als ihnen ein angesehenes Reisejournal einen Preis für vorbildliche Sicherheit im Pool verlieh, hatte er doch die Anerkennung bekommen, auf die er gehofft hatte.

    So verlief sein Leben in ruhigen Bahnen und obwohl er keines seiner Ziele erreicht hatte, konnte er sich eigentlich nicht beklagen. Zu seiner Ex-Frau hatte er zwar keinen Kontakt mehr und sich einer neuen Lebensgefährtin zuzuwenden hatte sich auch nie ergeben, aber wenigstens schrieben ihm seine Kinder regelmäßig E-Mails und hielten ihn über SKYPE auf dem Laufenden. Seine große Tochter Klara hatte mittlerweile erfolgreich promoviert, war mit einem erfolgreichen Jungunternehmer verheiratet und gerade dabei, ihr gemeinsames Haus einzurichten. Sein „kleiner" Sohn Johannes, der ihn um halbe Haupteslänge überragte, hatte gerade sein Studium abgeschlossen und war mit seiner langjährigen Freundin zusammen gezogen. Er war direkt aus dem Studium von einem Head-Hunter für einen großen Technologiekonzern angeworben worden, für den er bionische Komponenten entwickelte. Kürzlich hatte er ihm mitgeteilt, dass sie bald ihr erstes Kind erwarteten und sich riesig darauf freuten!

    Er bedauerte, dass er zum Wohlergehen seiner Kinder so wenig hatte beitragen können. Er musste die Familie früh verlassen und hätte sich weit mehr Kontakt gewünscht, als seine Ex zuließ. Wenigstens hatte er vorgehabt, ihnen regelmäßig Schecks zu schicken, aber da sein Einkommen einigermaßen überschaubar war, hatte auch das nicht geklappt. Aber die Beiden kamen im Leben auch ohne dies sehr gut klar und waren auf seine Unterstützung nicht angewiesen. Das versöhnt ihn etwas mit den Umständen, obwohl er weder stolz, noch froh dabei war.

    Er holte die Schubkarre, in der sich bereits eine Menge Blätter befanden nach vorn und stellte sie im Windschatten einer Gebäudeecke ab, denn auf den „Inseln des ewigen Frühlings", wie die Kanaren auch genannt wurden, ging immer ein leichter Wind, der das Klima so angenehm machte.

    „Ist das so in Ordnung für Sie?, fragte er den gepflegten, alten Mann, der nahe bei in seinem Sessel saß und ein Glas Limonade und ein Buch neben sich hatte. „Wenn ich es woanders hinstelle fliegt alles raus, erklärte er.

    „Es ist gut!, beschied ihn der Alte. „Aber woher wussten Sie, dass ich Deutsch spreche?

    „Sie haben Stephen Hawkings Buch ´Das Universum in der Nussschale´ neben sich liegen, antwortete er. „Ein starkes Indiz.

    Der Alte lächelte. „Sind Sie der Hausdetektiv, der gerade als Gärtner verkleidet ermittelt?"

    „Nein, ich bin hier das Mädchen für Alles. Aber ich war irgendwann in einem anderen Leben mal Naturwissenschaftler."

    „Naturwissenschaftler?, fragte der Alte interessiert nach. „Dann sind wir ja Kollegen! Ich habe bis vor Kurzem Mikrobiologie in Hannover gelesen, bin aber eigentlich gelernter Chemiker. Was haben Sie denn genau gemacht, wenn ich fragen darf?

    „Ich hatte mal ein Labor und habe Analytik gemacht und Biotreibstoffe entwickelt", erklärte er leise.

    Der Alte sah ihn an und vermied es taktvollerweise zu fragen, warum er hier jetzt Laub zusammen reche. Stattdessen sagte er: „Das ist ja hochinteressant! Im weitesten Sinne hatten Sie dabei ja auch mit Physik zu tun."

    „Ja, am Rande durchaus. Ich hätte gerne Physik studiert, aber ich war in Mathematik nicht gut genug und da hat es nur für Chemie und Biologie gereicht."

    „´NUR´ für Chemie und Biologie gereicht!´, echote der Alte amüsiert. „Sie sind zu bescheiden! Das ist ja nichts, was man sich mal eben an einem Wochenende aneignet. Haben Sie den Hawking schon gelesen?

    „Ja", bestätigte er, „hochinteressant! Vor allem seine Hypothese über die Wurmlöcher. Das macht Beamen ja schon überflüssig, bevor es überhaupt erfunden wurde."

    Der Alte lachte auf und sagte: „Ja, SO kann man es natürlich auch ausdrücken! Warum setzen Sie sich nicht einen Augenblick zu mir? Die Blätter liegen nachher auch noch da."

    „Gerne, aber ich möchte Sie keinesfalls inkommodieren", wehrte er bescheiden ab.

    „Aber ganz und gar nicht!

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