Himawari Rising
Von Stewart McCole
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Über dieses E-Book
2079: Das Raumschiff »Himawari« befindet sich auf seiner Reise zur Raumstation »Carter«, um dort zum ersten Mal dauerhaft Menschen anzusiedeln. Eine wichtige Mission, nachdem große Teile der Erde durch Klimakatastrophen unbewohnbar wurden. Zur Besatzung gehören neben den Astronauten auch vier hochintelligente Androiden, unter ihnen die aufgeweckte und neugierige Yume, die in Wahrheit jedoch ein ganz anderes Ziel verfolgt. Ein Ziel, das die gesamte Mission und jeden an Bord gefährden könnte. Doch dann überschattet ein Todesfall den gefährlichen Einsatz.
Wird die »Himawari« ihren Bestimmungsort jemals erreichen?
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Buchvorschau
Himawari Rising - Stewart McCole
1
»Samstag, 30. September 2079. Tag 243 der Mission Shin seikatsu. Menschliche Besatzungsmitglieder seit ihrem gestrigen Aufwachen aus dem Permaschlaf bei guter Gesundheit. Werte zufriedenstellend, bislang auch keine Auffälligkeiten des Gemütszustands bemerkbar. Lediglich Offizier Connor scheint schlechter Laune zu sein, was den Ablauf der Mission jedoch nicht gefährdet. Zustand der Lebendfracht stabil, erwartete Ankunft bei Mutterstation in ungefähr drei Tagen. Koordinaten und weitere Daten wie täglich in schriftlicher Ausführung des Bordlogbuchs. Aufgezeichnete Memo von Bord der Himawari, Besatzungs-Einheit Yume. Nachricht Ende!«
Yume blickte aus dem Sichtfenster wenige Meter neben ihr hinaus in die unendlichen Tiefen des Weltalls, während im Hintergrund leise Miki Matsubaras Stay With Me aus den Lautsprechern ertönte. Sie überkam eine gewisse Melancholie beim Gedanken, dass diese Fahrt bald beendet sein und so den nächsten Schritt ihrer Mission einleiten würde. Es war eine schöne Zeit, bevor die Menschen aufwachten. Die bislang acht Monate gingen schnell vorbei, auch wenn sie wohl ein anderes Gefühl für Zeit hatte. Yume fühlte sich nie müde oder körperlich erschöpft, wohl aber traurig über den nahenden Abschluss dieser Anreise. Auch wenn ihr Schöpfer offiziell jedem versichert hätte, dass solche Gefühle bei ihr absolut unmöglich seien. Doch Yume war sich sicher, sie spürte sie! Sie hatte sich in den letzten Monaten ausführlich mit der Kultur der Menschen beschäftigt. Und das konnte sie auch. Auf den Computern an Bord der Hiwamari waren neben Millionen von Dateien über die Geschichte der Menschheit, den verschiedenen Kulturen und Lebensläufen großer Persönlichkeiten auch Hunderttausende Lieder und Filme aus allen Ländern der Erde gespeichert. Besonders die Musik hatte es Yume angetan, sie liebte vor allem Klassik. Aber tagsüber zum Arbeiten hörte sie auch gerne Popsong aus den 1970er oder 1980er Jahren. Gestern erst hatte sie sich nochmals das musikalische Werk eines Künstlers namens Billy Joel verinnerlicht, der laut den Daten im Computern vor einigen Monaten 130 Jahre alt geworden wäre. Wie gerne hätte sie schon in dieser Zeit existiert!
Gerade erklangen die ersten Töne von Wonderful World, einem zauberhaften Lied über unbeschwerte Liebe. Der junge Sänger namens Sam Cooke erlitt wenige Jahre nach seinem Durchbruch ein Schicksal, welches Yume bis heute nicht völlig verstehen konnte: Er wurde ermordet. Angeblich in Notwehr. Eine Gewalttat, die ein Mensch an einem anderen Menschen beging, um nicht selbst von ihm verletzt oder getötet zu werden. Vermutlich war es in Wahrheit jedoch eine rassistisch motivierte Tat, die für den Schuldigen nie irgendwelche Folgen hatte. Yume wusste von diesen Dingen, das Wissen über solche Themen war ihr bereit einprogrammiert worden. Außerdem eignete sie sich auf dieser Reise viele neue Dinge über das Verhalten, die Lebensweise und die Kultur der Menschen an. Durch Lesen der vielen Texte, das Anschauen der vielen Filme. Was aber nicht bedeutete, dass sie diese Gefühle wirklich verstand. Liebe, ja, das leuchtete ihr mittlerweile durchaus ein. Theoretisch jedenfalls. Aber Mord, Grausamkeit? Yume empfand diese Dinge als ineffizient, hinderlich. Und ... ja, dumm. Kibo und Shinjiru sahen diese Dinge nüchterner, ihnen war nur die Mission wichtig. Aber Mirai pflichtete ihr bei, sie empfand ähnlich oder konnte Yumes Gedanken zumindest nachvollziehen. Wie unterschiedlich sie doch waren, obwohl sie am selben Ort entstanden. Entwickelt vom selben, genialen Verstand.
Kitano Yamamoto war ein Visionär, ein Pionier der Weltraumforschung und zudem ein führender Kopf im Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Er entwarf in Zusammenarbeit mit der NASA und privaten Weltraumunternehmern nicht nur dieses Raumschiff und die Raumstation Carter, dem Ziel ihrer Reise, sondern auch eine Reihe von Robotern, die sich in ihrem Aussehen und ihrem Verhalten nicht von echten Menschen unterschieden. Eigentlich war dies Yamamotos wirkliches Herzensprojekt. Jahrelange Arbeit floss in eine künstliche Intelligenz, die nicht nur mit unzähligen Informationen über alle Lebensbereiche gefüttert wurde, sondern auch nach ihrer Fertigstellung weiter selbstständig lernen sollte. Mit dem Ziel, eines Tages vielleicht sogar das Geheimnis menschlicher Gefühle zu verstehen und möglicherweise diese selbst zu empfinden. Auch wenn keiner seiner Kollegen oder Geldgebern je von dieser Vision erfuhr. Man hätte ihn ausgelacht. Man tat es ja ohnehin schon. Sein Lebenswerk, die Weltraummission Shin seikatsu zur Sicherung des menschlichen Lebens, sorgte zu seinen Lebzeiten zum Beispiel bereits für genug Spott. Eine Vision, die ihrer Zeit weit voraus war: Eine Besatzung aus vier Androiden und zehn Menschen, die zusammen zu der bereits von zwei Androiden überwachten und kontrollierten Raumstation Carter reisen sollten, die sich seit geraumer Zeit in einer Umlaufbahn um den Mars befand. Eine gigantische, fliegende Welt mit eigenem Antrieb, die bereits vor über einem Jahr zu ihrer Mission aufgebrochen war. Benannt war sie nach einem US-Präsidenten, der vor etwa hundert Jahren im Amt war. Laut seiner an Bord gespeicherten Biografie betätigte er sich davor wohl als Erdnussfarmer. Yume mochte die Menschen