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GRANUS I: Ein Science-Fiction-Roman
GRANUS I: Ein Science-Fiction-Roman
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eBook467 Seiten6 Stunden

GRANUS I: Ein Science-Fiction-Roman

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Über dieses E-Book

Im Jahr 2503 gelingt der Menschheit nach Jahrhunderten erfolgloser Versuche schließlich der Kontakt mit außerirdischem Leben. Angesichts der Möglichkeit, eine völlig fremde Spezies kennenzulernen und die Erde, die in ihren letzten Zügen liegt, zu verlassen, formt sich eine internationale Bewegung, die im Superstaat Pangäa mündet. Ziel ist der Planet FL-25, der den Menschen einen Neuanfang ermöglichen soll. Dort treffen sie nach einer langen Reise auf die Narthaner, welche sich durch ihre hohe Intelligenz und einen damit verbundenen Wissensdurst auszeichnen. Nach einem ersten kulturellen Austausch und teils fatalen Begegnungen mit der heimischen Tierwelt wird mit dem bald einbrechenden Winter schnell klar, dass eine weitere Spezies von menschenähnlicher Intelligenz den Planeten bewohnt. Diese wirkt zunächst primitiv, stellt sich jedoch als äußerst mächtig heraus und scheint kein Freund der Neuankömmlinge zu sein, da sie fürchtet, diese würden wie zuvor die Erde nun auch ihre Heimat zerstören.

Ist ein Konflikt unvermeidbar?

Können die Narthaner in dieser Angelegenheit vermitteln oder gießen sie nur Öl ins Feuer?

Kann man ihnen überhaupt vertrauen?

Als sich schließlich herausstellt, dass auch in den Reihen der Menschen nicht alle an einem Strang ziehen, überschlagen sich die Ereignisse, und die Anführer der Menschheit stehen vor der Frage, ob sich der vermeintliche Neuanfang nicht als der sichere Untergang herausstellen wird...

 

Der Science-Fiction-Roman Granus I von Ferdinand Gaugl (Jahrgang 1998) ist der erste Band einer ebenso spannenden wie epischen Space Opera.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Feb. 2023
ISBN9783755433569
GRANUS I: Ein Science-Fiction-Roman

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    Buchvorschau

    GRANUS I - Ferdinand Gaugl

    Das Buch

    Im Jahr 2503 gelingt der Menschheit nach Jahrhunderten erfolgloser Versuche schließlich der Kontakt mit außerirdischem Leben. Angesichts der Möglichkeit, eine völlig fremde Spezies kennenzulernen und die Erde, die in ihren letzten Zügen liegt, zu verlassen, formt sich eine internationale Bewegung, die im Superstaat Pangäa mündet. Ziel ist der Planet FL-25, der den Menschen einen Neuanfang ermöglichen soll. Dort treffen sie nach einer langen Reise auf die Narthaner, welche sich durch ihre hohe Intelligenz und einen damit verbundenen Wissensdurst auszeichnen. Nach einem ersten kulturellen Austausch und teils fatalen Begegnungen mit der heimischen Tierwelt wird mit dem bald einbrechenden Winter schnell klar, dass eine weitere Spezies von menschenähnlicher Intelligenz den Planeten bewohnt. Diese wirkt zunächst primitiv, stellt sich jedoch als äußerst mächtig heraus und scheint kein Freund der Neuankömmlinge zu sein, da sie fürchtet, diese würden wie zuvor die Erde nun auch ihre Heimat zerstören.

    Ist ein Konflikt unvermeidbar?

    Können die Narthaner in dieser Angelegenheit vermitteln oder gießen sie nur Öl ins Feuer?

    Kann man ihnen überhaupt vertrauen?

    Als sich schließlich herausstellt, dass auch in den Reihen der Menschen nicht alle an einem Strang ziehen, überschlagen sich die Ereignisse, und die Anführer der Menschheit stehen vor der Frage, ob sich der vermeintliche Neuanfang nicht als der sichere Untergang herausstellen wird...

    Der Science-Fiction-Roman Granus I von Ferdinand Gaugl (Jahrgang 1998) ist der erste Band einer ebenso spannenden wie epischen Space Opera.

    GRANUS I

    Dieses Buch widme ich meiner Mutter, meinem Bruder, Franz Simschitz, ohne dessen naturwissenschaftliche Kenntnisse dieses Buch völlig anders aussehen würde und nicht zu vergessen Philipp Mischak, dem ich es zu verdanken habe, dass ich mit dem Schreiben begonnen habe.

      Prolog

    Über Milliarden von Jahren hinweg war die Evolution die treibende Kraft, die es den Lebewesen der Erde erlaubt hat, sich stets weiterzuentwickeln. So entstanden die verschiedensten Lebensformen, die mit einer Vielzahl an Fähigkeiten und Eigenschaften ausgestattet waren, dank derer sie überleben konnten. Aus einzelligem entwickelte sich vielzelliges Leben, manche Wesen ernährten sich autotroph, andere heterotroph. Was in den Weltmeeren begann, bevölkerte schließlich das Festland. Reptilien und Vögel mit hartschaligen Eiern und Säugetiere in Form von Beutel- und Plazentatieren waren nicht mehr auf eine Fortpflanzung im Wasser angewiesen und eroberten die Kontinente mit ihren verschiedenen Biomen. Mit der Zeit entwickelten mehrere Tiere eine gewisse höhere Intelligenz, deren Krönung schließlich der Mensch war. Dank ihr konnte der Homo sapiens die dominante Spezies der Erde werden und beinahe jeden Lebensraum bevölkern. Es entstand eine Gesellschaftsordnung, deren Komplexität die aller anderen Lebewesen bei Weitem übertraf. Einige tausend Jahre später hatte der Mensch als einziges Tier einen noch nie dagewesenen technologischen Stand erreicht. Immer neue Maschinen wurden erfunden, die leichter, schneller und besser als ihre Vorgänger waren. Computer, die in ihren Anfängen noch einen ganzen Raum ausfüllten, passten schließlich in eine Hosentasche und die Digitalisierung revolutionierte die Gesellschaft in all ihren positiven und negativen Aspekten. Und wie kein Tier vor ihm machte sich der Mensch Gedanken über die Welt, über Gut und Böse, richtig und falsch. Was soll man mit der Zeit, die man auf Erden wandelt, anstellen? Wie soll man sein Leben gestalten? Welche Rolle spielen die Mitmenschen dabei? Warum sind wir hier? Sind wir allein? Unzählige Ideologien mit ebenso vielen unterschiedlichen Ansichten entstanden und sie sollten den Verlauf der Menschheitsgeschichte prägen. Manche verschwanden mit der Zeit, andere betraten die Bühne.

    Mit der Frage, ob es auch andere intelligente Lebewesen im Weltall gibt, wird sich ein besonnener Mensch auch fragen, ob diese sich die oben genannten Fragen auch stellen, oder ihr Denken in eine völlig andere Richtung geht. Gibt es gar Ähnlichkeiten? Beten sie zu Göttern? Gedenken sie ihrer Ahnen? Ist es bei ihnen verboten, Artgenossen zu töten? Sind manche Werte universell und gelten, wie die Naturgesetze, überall? Wäre bei ethischen Gemeinsamkeiten gar ein Zusammenleben denkbar? Oder beschreiten die Wesen aus dem All einen Pfad, bei dem ihnen der Homo sapiens nur im Weg steht? Als die Menschheit eines Tages mit genau jenen Fragen konfrontiert wird, sieht sie sich dazu gezwungen, ihre eigenen Ansichten noch einmal zu hinterfragen...

      Erstes Kapitel: Seeds

    Die Erde, die dem Menschen Jahrtausende als Heimat gedient hatte, war durch Kriege, der Ausbeutung von Rohstoffen und der Verschmutzung von Wäldern, Meeren und anderen wichtigen Biomen beinahe unbewohnbar geworden. Zudem litt die Menschheit an Überbevölkerung, die durch die zunehmend schwindenden Wohngebiete ein weiteres unlösbares Problem darstellte. Es herrschte weltweiter Unmut und die verbliebenen Regierungen mussten tagtäglich um ihre Stabilität fürchten. Doch am ersten Oktober 2503 sollte sich alles verändern. Jahrzehnte zuvor hatte ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Hideki Watanabe ein neues Projekt mit dem Ziel, intelligentes Leben im Weltall zu finden, ins Leben gerufen. Hunderte Satelliten, sogenannte Seeds, wurden auf eine Reise geschickt, die das Schicksal der Menschheit verändern und die große, viel diskutierte Frage, ob der Homo sapiens die einzige derartig intelligente Spezies war, beantworten sollte. In ihrem Inneren bargen sie eine Kiste, die mittels Aufschlagzünder bei der Landung auf einem Planeten ausgeworfen werden sollte und diverse Informationen über Aussehen, Sprache und Kultur des Menschen beinhaltete. Diese waren auf Papier, elektronischen Bildschirmen und sogar Marmorplatten dargestellt. Man hatte sich die größte Mühe gegeben, alles verständlich aufzuzeichnen. Auf dem Zweitgenannten war auch ein Rätsel, dessen Lösung ein Signal aussenden sollte. Ein solches erreichte an jenem zuvor erwähnten Herbsttag die Erde, was großes Aufsehen erregte. Die Medien liefen über, Nachrichtensender berichteten rund um die Uhr von der großen Entdeckung und die Mitglieder des Forschungsteams wurden von ambitionierten Journalisten, die das Interview ihres Lebens führen wollten, nahezu belagert. Es war, als wäre ein Film zur Realität geworden.

    Schließlich betrat eine Organisation, die nach dem Urkontinent Pangäa benannt war, die Bühne. Diese politische Bewegung, die vor allem in den wohlhabenden westlichen, aber auch in asiatischen Ländern enorm populär war, vereinte die Staaten unter ihrem Namen mit dem Ziel, das Signal zurückzuverfolgen und mit vereinten Kräften und Ressourcen jenen Planeten zu besiedeln. Mehrere gigantischen Raumschiffe wurden gebaut, diverse Vorbereitungen wurden getroffen und schließlich war man bereit, die Reise ins Unbekannte anzutreten.

    Schon sehr bald stellte sich die Frage, wer die Ehre hatte, an diesem doch sehr riskanten Projekt teilzunehmen. Die Plätze waren begrenzt und die Köpfe hinter Pangäa wollten sichergehen, dass sie von den besten Leuten umgeben waren. Ein Aufnahmeverfahren, bei dem unter anderem Intelligenz, körperliche Fitness und die berufliche Ausbildung eine Rolle spielten, wurde entwickelt, wobei sehr hohe Ansprüche gestellt wurden. Viele, die nicht angenommen wurden, rebellierten und es kam zu Ausschreitungen, die in einem Krieg mündeten. Letzten Endes konnten sich die Aufständischen jedoch nicht durchsetzen und wurden auf der Erde zurückgelassen. Am zwanzigsten April 2560 brach die Menschheit schließlich zu ihrer Reise auf, die sie zu völlig neuen Herausforderungen und Gefahren führen sollte.

    Nach vierzig Jahren hatte das erste Raumschiff, Gaia genannt, den Orbit des neuen Planeten, der vorerst den Namen FL 25 erhalten hatte, erreicht. Es hatte mehrere Decks, die den Wissenschaftlern, Soldaten und der übrigen Bevölkerung separat Unterkunft bot. Auf Erstgenanntem saßen gerade Frank Schützer, ein anerkannter Astronom, der an der Entdeckung der neuen Heimat beteiligt war, und Will Bennington, ein Biologe, der sich auf die Anpassung von Lebewesen spezialisiert hatte, bei einem Kaffee zusammen und diskutierten darüber, wie ihre zukünftige Heimat wohl aussehen würde.

    »Welche Umweltbedingungen finden wir denn vor? Sollte es nicht eigentlich Jahreszeiten, so wie auf der Erde, geben?«, fragte Bennington neugierig.

    »Theoretisch schon, da haben Sie nicht Unrecht, doch ganz so einfach ist es nicht. Auch dieser Planet dreht sich in einer Ellipse um seine Sonne, doch aufgepasst! Wenn Sie sich das in einem Koordinatensystem vorstellen, so ist FL 25 im Gegensatz zu unserem Heimatplaneten auf der X-Achse verschoben«, erklärte Schützer nach kurzem Überlegen.

    Der Biologe dachte kurz nach, während er angestrengt in seine Tasse starrte, als könnte diese ihm den Sachverhalt verständlicher erklären. Gerade als Schützer dazu ansetzte, ihm das Gesagte noch einmal verständlicher darzulegen, sagte er: »Also ist der Planet zum einen Zeitpunkt näher an seiner Sonne, dann im circa gleichen Abstand wie die Erde und schließlich weiter entfernt. Daraus schließe ich, dass es auf FL 25 einmal brennend heiß, dann gemäßigt und am Ende kalt ist. Liege ich da richtig?«

    »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Es überrascht mich, dass ein Biologe das so schnell verstanden hat. Um zu ihrer ursprünglichen Frage zurückzukommen, die geographischen Verhältnisse sind viel extremer. Im Prinzip hat auch FL 25 vier Jahreszeiten, die man durchaus mit unseren vergleichen kann. Frühling und Herbst sind in diesem Fall gleich, doch der Sommer verwandelt den Planeten in eine Wüste und der Winter in eine Art polare Zone. Wie Fauna und Flora darauf reagieren, obliegt eigentlich ihrem Forschungsbereich, den Rest sollten Sie mir erklären können«, antwortete Schützer schmunzelnd.

    Bennington ignorierte die Beleidigung und sagte: »Auf diesem Planeten zu forschen dürfte außerordentlich interessant werden. Botanik ist nicht gerade meine Stärke, doch die ortsansässige Fauna kommt sicher mit einigen bemerkenswerten Eigenheiten. Die Tiere in den Tropen dürften unseren Reptilien oder eher den Insekten ähneln, Stichwort Außenskelett und eher geringe Größe, kaltblütig, jene aus dem gemäßigten Bereich könnten Säugetieren und Vögeln gleichkommen, also warmblütig und mit Fell oder Federn. Insgesamt halte ich es aber für unwahrscheinlich, dass es eine große Vielfalt geben wird, da selbst die Tiere in der gemäßigten Zone sowohl extreme Kälte- als auch Hitzeperioden überstehen müssen.«

    »Wie würden jene Wesen, die im Winter zum Vorschein kommen, aussehen, wenn wir schon bei dem Thema sind?«, wollte diesmal Schützer wissen.

    »In den polaren Zonen, die vermutlich sogar um einiges kälter sind als die der Erde, könnten, wenn überhaupt, nur sehr große Tiere leben. Pflanzen wären, wenn es überhaupt welche geben würde, sehr rar gesät, was ein großes Wachstum für Herbivoren erschweren würde. Falls Sie also hofften, dass wir hier auf Wesen in der Dimension von Dinosauriern stoßen würden, dann muss ich Sie enttäuschen«, antwortete Bennington lächelnd.

    Sein Kollege ignorierte ihn und warf einen Blick aus dem Fenster, von wo aus ihre zukünftige Heimat zu sehen war. FL 25 war ein Planet mit nur drei riesigen Kontinenten, erinnerte davon abgesehen aber zumindest optisch an die Erde.

     »Endlich haben wir ein Ziel erreicht, von dem die Menschen seit Jahrhunderten träumen. Ist dieser Planet nicht wunderschön? Bereits von hier aus erweckt er ein überwältigendes Gefühl der Ehrfurcht in mir. Ich frage mich, ob sich Kolumbus damals auch so gefühlt hat, als er Amerika entdeckte«, dachte er laut.

    »Major e longinquo reverentia«, lautete die schlichte Antwort.

      Zweites Kapitel: Ankunft

    Im Orbit von FL 25 angekommen, wurde ein Erkundungsschiff unter dem Codenamen Hermes ausgeschickt, um erste Proben von Boden und Pflanzen zu entnehmen sowie Kontakt zu den heimischen Wesen herzustellen, weshalb eine der bedeutendsten Persönlichkeiten von Pangäa persönlich an Bord war. Das Shuttle landete an dem Strand, der dem Ursprungsort des Signals am nächsten war, da dieses aus dem angrenzenden Ozean stammte. An Bord des Erkundungsschiffes waren Wissenschaftler, Ingenieure, die ein provisorisches Basislager errichten sollten, sowie zweihundert Soldaten, für den Fall, dass ihre zukünftigen Gastgeber feindlich gesinnt waren oder eine andere Gefahr auftauchen sollte.

    Colonel Holden Montconnor, der künftige Oberbefehlshaber der Truppen auf FL 25, bereitete sich gerade geistig darauf vor, den neuen Planeten zu betreten und möglicherweise sogar als erster Mensch Kontakt mit Außerirdischen aufzunehmen, da das Raumschiff mit Sicherheit nicht unbemerkt geblieben war. Er bildete mit fünfzig Mann und einigen Wissenschaftlern das erste Expeditionsteam, das ihre neue Heimat zum ersten Mal betreten durfte. Entsprechend groß war die Vorfreude, unter die sich auch ein Funken Nervosität gemischt hatte. Niemand wusste, was sie erwarten würde. Die Wesen, mit denen die Pangäer Kontakt aufgenommen hatten, konnten freundlich gesinnt sein, das genaue Gegenteil war jedoch genauso gut möglich. Auch die übrigen Bewohner des Planeten stellten bisher ein Mysterium dar. Unzählige Geheimnisse warteten nur darauf, gelüftet zu werden. Das Unbekannte hatte seit jeher einen großen Reiz auf die Menschheit, weckte aber gleichzeitig tiefe Urängste, die auch noch in den letzten Vertretern ihrer Art stecken würden.

    Nach einer harten Landung öffnete sich schließlich die Lucke des Raumschiffes und vor den Soldaten erstreckte sich eine Wiese voller Blumen mit seltsam spitz zulaufenden, fleischigen Blättern und Blüten mit fremden, bunten Mustern. Die Farbpalette enthielt hauptsächlich grelle Rot- und Blautöne, die gelb gesprenkelt waren. Der Colonel gab seinen Männern ein Zeichen und die Besatzung von Hermes begann damit, ihre neue Heimat zu erkunden. Viele von ihnen spürten zum ersten Mal weiche Erde unter ihren Füßen und eine leichte Brise, die ihnen ins Gesicht wehte, und verschiedene, fremdartige Gerüche mit sich trug. Einige der olfaktorischen Reize entstammten den Blumen, die auf die Bestäubung durch Säugetiere spezialisiert waren. Dieser erste, durchaus positive erste Eindruck erhielt jedoch sogleich einen Dämpfer, als die Erdlinge merkten, dass es um sie herum totenstill war. Bis auf die Pflanzen war kein Anzeichen von Leben zu erkennen, kein Rascheln im Gebüsch, kein Gesang von Vögeln, nicht einmal Exkremente waren auf dem Boden zu finden. Während die Wissenschaftler sogleich ihrer Arbeit nachgingen und Proben der Blumen und Erde nahmen, marschierten die Soldaten geradewegs in Richtung des Strandes, der einen Blick auf ein endlos scheinendes Meer bot, das jedoch ebenfalls ohne Leben zu sein schien. Weder zogen Seevögel ihre Kreise in der Luft, noch waren die Silhouetten von Fischen zu sehen und auch von Krebsen oder Muscheln war keine Spur.

    »Seht euch das an, Männer! Dies ist ein historischer Augenblick, in diesem Moment schreiben wir Geschichte«, rief Montconnor seinen Untergebenen zu, während er seinen Blick über den Horizont schweifen ließ.

    Plötzlich tauchten Luftblasen an der Meeresoberfläche auf, als ob jeden Moment etwas aus dem Wasser schießen würde. Der Colonel richtete sofort seine Aufmerksamkeit auf das Phänomen, befahl seinen Männern jedoch Ruhe zu bewahren und abzuwarten. Man hatte ihm gesagt, dass die Lebewesen, die das Rätsel der Seeds gelöst hatten, mit hoher Wahrscheinlichkeit im Wasser lebten und man nur über Unterwasserdrohnen Kontakt mit ihnen aufnehmen konnte. Umso größer war seine Überraschung, als nun vier Wesen aus den Fluten stiegen, die einem Menschen auf den ersten Blick sehr ähnlich sahen. Diese Ersteinschätzung erwies sich jedoch als falsch, da die Außerirdischen zwar aufrecht gingen und keine absurden Merkmale wie überproportionale Köpfe oder eine Vielzahl an Extremitäten, meist anzutreffen in schlechten Science-Fiction Geschichten, aufwiesen, jedoch im Vergleich längere Arme hatten und allesamt knapp zwei Meter groß waren. Die Gestalten waren in eine Art Rüstung gehüllt, die einem Taucheranzug ähnelte, welche ihren ganzen Körper bedeckte und man somit über Haar- und Hautfarbe nur spekulieren konnte. Auch ihre Gesichter blieben den Menschen vorerst verborgen. Den Soldaten stockte der Atem und sie waren unsicher, wie sie reagieren sollten, doch der Außerirdische, der den kleinen Trupp anführte, stellte sich sogleich vor: »Willkommen, Menschen! Es freut uns, dass ihr nach dieser langen Zeit endlich unsere Heimat erreicht habt. Wir sind die Narthaner und mich könnt ihr Zerriko nennen.«

    Montconnor antwortete unerschrocken, während seine Kameraden aufgrund der kalten, monotonen Stimme und dem Faktum, das der Außerirdische ihre Sprache, wenn auch recht gebrochen, beherrschte, erschauderten: »Habt vielen Dank, verehrte Narthaner! Ich heiße Holden Montconnor. Ihr fragt euch sicher, mit welchen Absichten und Mitteln wir euren Planeten erreicht haben, ich kann euch jedoch versichern, dass von uns keine Gefahr ausgeht.«

    Zerriko schwieg einen Augenblick, den der Colonel nutzte, um das Gesicht seines Gegenübers genauer zu betrachten. Durch eine Atemmaske waren nur die großen, rotbraunen Augen und seine schwarze, glatte Haut zu sehen, Mund und Nase waren verdeckt. Sein außerirdisches Gegenüber warf ebenfalls einen prüfenden Blick auf den Menschen. Der Colonel war knapp einhundertachtzig Zentimeter groß, besaß eine drahtige Figur, trug eine simple, schwarze Uniform und ein rotes Barrett auf dem Kopf. Sein gepflegter, weißer Vollbart und seine lederartige Haut verrieten, dass er bereits deutlich älter als seine Untergebenen war.

    »Ihr seid sicher müde, auf dieser Lichtung solltet ihr ungestört nächtigen können. Wir werden nach Sonnenuntergang eine Zeremonie veranstalten, mit der wir euch offiziell willkommen heißen wollen. Bis dahin werden wir uns wieder zurückziehen«, verabschiedete sich der Narthaner sofort wieder und kehrte mitsamt seinen Kameraden wieder ins Meer zurück, die verwirrten Blicke der Menschen vollkommen ignorierend.

    Als Zerriko Montconnor den Rücken zuwandte, fiel diesem ein runder Kanister mit einem Ventil an der Seite auf, in dem Wasser zirkulierte. Er schloss daraus, dass dieser wohl ein Äquivalent zu der menschlichen Sauerstoffflasche sein musste und wandte sich an den gerade herbeieilenden Biologen Hansam Chang: »Seltsame Typen, dieser Auftritt war mir dann doch ein wenig suspekt, oder was meinen Sie, Herr Doktor?«

    »Für mich ist es in erster Linie enttäuschend, dass sie sofort wieder gegangen sind. Ich habe die letzten zwei Nächte nicht geschlafen und mir die ganze Zeit Fragen überlegt, und nun verschwinden sie sofort wieder«, lautete die Antwort des sichtlich frustrierten Wissenschaftlers.

    »Sie werden schon noch genug Zeit haben, um mit denen zu plaudern, ich muss mich derweil um Wichtigeres kümmern, den Aufbau des Lagers und die Sicherung der Umgebung zum Beispiel«, erwiderte Montconnor ernst.

    Als sich die Sonne langsam senkte und die Menschen zahlreiche Zelte auf der Lichtung platziert sowie erste Patrouillen entsandt hatten, kehrten die Narthaner zurück. Diesmal waren es rund zwanzig, an ihrer Spitze war erneut Zerriko, der sogleich auf den Colonel zusteuerte, während sein augenscheinliches Gefolge am Ufer wartete.

    »Ihr wart sehr geduldig, doch nun wollen wir uns und unsere Kultur offiziell vorstellen. Bereitet euch auf eine Demonstration unserer körperlichen sowie technischen Fähigkeiten vor«, sagte der Außerirdische, bevor er sich wieder an seine Untertanen wandte und ihnen einige Befehle gab. Fragen von Seiten der Menschen schienen ihn vorerst nicht zu interessieren. Die Narthaner errichteten nun einen Halbkreis aus Fackeln, die auf langen Stielen thronten und platzierten in der Mitte eine riesige und zwei kleine Kugeln, die anscheinend aus Glas bestanden. Sie waren mit einer durchsichtigen, gelartigen Flüssigkeit gefüllt, die mit roten Schlieren durchsetzt war. Zwei Narthaner nahmen nun je eine Fackel, erhitzten die kleinen Kugeln eine Weile, bis sie ihre Farbe veränderten und schütteten den Inhalt in das große Gefäß in der Mitte. Anschließend wurde der Inhalt durch einen Stab per Hand in Rotation versetzt. Das Ergebnis war ein Wirbel aus leuchtendenden roten, grünen und gelben Streifen, der von hellblauen Punkten durchsetzt war. Es war ein prächtiges Schauspiel, das in Kombination mit der untergehenden Sonne und dem flackernden Licht der Fackeln ein einzigartiges Erlebnis bot, das die Menschen in Erstaunen versetzte.

    »Das ist sehr beeindruckend, wenn auch ein wenig primitiv«, sagte Alice Tenk, eine Spezialistin für Ökologie zu Chang, der neben ihr die Vorführung genoss.

    »Dass die Narthaner nicht auf demselben technologischen Stand wie wir sind, war vorauszusehen. Wer weiß, was diese Wesen noch auf Lager haben, immerhin haben sie das Rätsel der Seeds gelöst. Ich würde sie nicht unterschätzen«, erwiderte dieser ein wenig gereizt von Tenks mangelndem Respekt.

    Als die Lichter in der Kugel allmählich erloschen, sagte Zerriko zu den Menschen: »Nun sollt ihr unsere körperlichen Fähigkeiten sehen.«

    Noch ehe seine Gäste etwas erwidern konnten, befahl er erneut etwas in seiner Sprache, die aus scharfen, abgehackten Lauten bestand. Vier Narthaner nahmen nun in der Mitte des Halbkreises aus Fackeln Platz und stellten sich zu zweit gegenüber. Dann zückten sie Schwerter, die über eine sechzig Zentimeter lange, schmale Klinge verfügten und richteten sie auf ihr Gegenüber. Die Waffen hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Gladius des antiken Roms, auch wenn der Knauf recht klein und eindeutig nicht für einen Schlag geeignet war. Unter einem wilden Geschrei, das im Widerspruch zu den ansonsten stoischen Gesten der Narthaner stand, begann nun ein Kampf, der der Choreographie nach einem theatralischen Zweck erfüllen sollte. So wichen die Außerirdischen den Schwertern des Gegners teilweise mit einem Rückwärtssalto aus oder vollführten beeindruckende Lufttritte, die in einer echten Auseinandersetzung nicht durchführbar wären. Zum Entsetzen der Menschen fügten sie sich jedoch echte Verletzungen zu und bald waren die scheinbaren Schausteller mit Wunden übersät.

    »Habt ihr keine Angst um eure Sicherheit? Eine falsche Bewegung und dein Kamerad ist tot!«, wandte sich Chang in einem vorwurfsvollen Ton an Zerriko, der neben Montconnor stand.

    Der Narthaner antwortete, ohne den Menschen anzublicken: »Hier geht es um absolute mentale wie physische Kontrolle. Auf ihr beruht unser ganzes Handeln und Denken, deshalb zeigen wir euch das in dieser Form. So gewähren wir euch einen Einblick in unsere Kultur. Sieh’ außerdem noch einmal genauer hin und beobachte den Kampf! Keine Wunde ist tief, man hört weder Schmerzensschreie noch schreckt auch nur einer der Krieger zurück. Ein Paradebeispiel der narthanischen Willenskraft!«

    »Du hast meine Frage nicht beantwortet! Was ist, wenn einer deiner Krieger eine tödliche Wunde erleidet?«, fragte Chang erneut.

    »Unsere Krieger werden von klein an ausgebildet, diese Präzision ist das Werk von Jahren an Übung. Ich habe vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Kollegen, sowas würde nie passieren«, wich der Narthaner erneut aus.

    Chang gab es auf den Narthaner über dieses Thema zu befragen, doch eine Frage wollte er dem Außerirdischen schon stellen, seit er von der Existenz intelligenten Lebens auf FL 25 erfahren hatte: »Verfügt ihr über so etwas wie Moral?«

    »Dieses Wort ist mir unbekannt«, lautete die knappe Antwort.

    »Ich werde versuchen, es dir zu erklären. Lebt ihr nach bestimmten Regeln, die euer Verhalten bestimmen?«, fragte der Wissenschaftler.

    »Ja, sowas ist uns bekannt. Alle Narthaner folgen einer solchen Vorgabe. Wie ist das bei dem Menschen?«, erwiderte Zerriko die Frage.

    »Auch wir haben sowas, doch bei uns haben sich im Laufe der Zeit viele entwickelt, es würde ewig dauern, sie alle aufzuzählen. Alle Menschen, die du hier jetzt siehst und in Zukunft sehen wirst, sind Bürger von Pangäa, die alle nach den gleichen Regeln leben. Darüber können wir aber ein anderes Mal reden«, Chang hatte bemerkt, dass eines der Oberhäupter des neuen Staates direkt auf den Außerirdischen zusteuerte. Es war Roy Miller, ein korpulenter Mann von einhundertzehn Kilo bei knapp einhundertfünfundsiebzig Zentimetern Körpergröße. Sein rundliches Gesicht, die Halbglatze und der dichte, schwarze Vollbart ließen ihn auf den ersten Blick nicht wie einen wichtigen Mann aussehen. Sein edler grauer Anzug und seine Eloquenz, der er seinen wichtigen Posten zu verdanken hatte, änderten diesen Eindruck für gewöhnlich.

    »Zerriko, ist das richtig? Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen. Ihre Zeremonie hat mich sehr beeindruckt, ich kann es kaum erwarten, mehr über Ihr Volk zu lernen. Mein Name ist übrigens Roy Miller und ich bin hier sowas wie der Anführer der Menschen«, begrüßte der Politiker den Narthaner mit einem freundlichen Lächeln.

    »Was sind die Ziele deiner Spezies?«, fragte Zerriko lakonisch, dessen Stimme immer noch gleich gefühllos wie zuvor war.

    »Ein friedliches Zusammenleben mit Ihrem Volk. Unser Heimatplanet war nur noch sehr schwer bewohnbar und wir hoffen darauf, dass uns hier ein Neustart gelingt«, erklärte Miller, der mit so einer Frage nicht gerechnet hatte, seine Verwunderung jedoch gut überspielen konnte.

    »Auch die Narthaner wollen keinen Kampf. Ich wollte jedoch etwas anderes wissen, meine Kenntnisse eurer Sprache sind anscheinend noch nicht ausreichend. Welche Leistungen wollt ihr vollbringen? Welchem Ziel widmet ihr eurem Leben?«, wollte der Außerirdische nach kurzem Überlegen wissen. Er war diesem Thema einem Anführer gegenüber deutlich offener.

    »Das kann man nicht so allgemein sagen. Es ist von Person zu Person unterschiedlich, jeder darf frei entscheiden, was er mit der Zeit, die ihm gegeben wird, anstellen will. Beantwortet das deine Frage?«, sagte der Mensch.

    »Nein. Willst du damit sagen, dass ihr keinem gemeinsamen Ziel folgt und der Einzelne völlig frei agieren darf?« Zerriko schien von diesem Konzept verwirrt zu sein.

    »Naja, wir alle folgen dem Ziel, die Menschheit zu neuer Größe zu führen. Wie genau, ist jedem selbst überlassen«, versuchte Miller es seinem Gegenüber näherzubringen.

    »Was ist Größe für euch?«, fragte der Narthaner. Obwohl er interessiert zu sein schien, änderte sich weder sein Tonfall noch seine Mimik. Er starrte weiterhin das Schauspiel an, das seine Artgenossen ihnen boten.

    »Das ist für jeden Menschen ein bisschen anders definiert, wir haben in Zukunft mit Sicherheit noch genug Gelegenheiten, um uns darüber genauer zu unterhalten. Daher will ich dir eine andere Frage stellen: Seid ihr die dominante Spezies auf diesem Planeten?« Diesmal schien der Außerirdische zusammenzuzucken, das erste Mal, dass er eine sichtbare Reaktion in einem Gespräch zeigte.

    »Nein, bedauerlicherweise nicht«, lautete die mysteriöse Antwort.

      Drittes Kapitel: Eine sonderbare Entdeckung

    Zwei Wochen waren vergangen, seit die Menschen auf FL 25 gelandet waren. Zerriko und einige andere Narthaner hatten ihre Gäste in dieser Zeit oft besucht und ihnen vor allem über die anderen Tiere und Pflanzen des Planeten erzählt. Allgemein wurde in dieser Zeit eher über wissenschaftliche Kenntnisse gesprochen. So erfuhren die Menschen, dass ihre außerirdischen Gastgeber vor allem in der Physik recht fortschrittlich waren. Mit ihrem Wissen über Mechanik, Wärmelehre und die verschiedenen Kräfte der Natur konnten sie die Wissenschaftler beeindrucken und auch von Biologie schienen sie mehr zu wissen, als die Menschen ihnen zugetraut hätten. So wussten sie etwa von der Genetik, wenn auch nur sehr oberflächlich und kannten den Aufbau und die Funktion einer Zelle, auch wenn ihnen die Aufgaben der einzelnen Zellorganellen unbekannt waren. Im Bereich der Ökologie glichen ihre Erkenntnisse über die Populationen von Räubern und Beutetieren denen von Lotka und Voltera, was ebenfalls für Erstaunen sorgte. In anderen Bereichen waren die Narthaner allerdings kaum bis gar nicht gebildet. Atome und Moleküle waren ihnen völlig unbekannt, auch von Elektrizität schienen sie nicht viel zu verstehen, von deren Nutzung ganz zu schweigen. Für Langstreckenkommunikation mussten sie auf Boten zurückgreifen, die anscheinend zu Fuß liefen, da sie keine domestizierten Tiere hatten. Dafür konnten sie, wie man an den Taucheranzügen sah, Kunststoffe herstellen und verarbeiten, auch ihre Schwerter waren aus hochwertigem Stahl. Auf die Menschen machten die Außerirdischen keinen primitiven Eindruck, ihnen war aber auch klar, dass ihre Vorfahren bereits im zwanzigsten Jahrhundert technologisch deutlich weiter fortgeschritten waren.

    Körperlich waren die Narthaner den Menschen allerdings ohne Zweifel überlegen. Ihre Durchschnittsgröße schien bei einhundertfünfundneunzig Zentimetern zu liegen, die meisten der Außerirdischen, die sich bisher aufs Festland gewagt hatten, waren jedoch größer. Ihr Körperbau war eher ektomorph und obwohl sie eindeutig allesamt durchtrainiert waren, hatten sie keine dicken Muskeln oder breite Schultern. Die Narthaner beeindruckten eher durch ihre Agilität, Schnelligkeit und überraschende Stärke und Körperkontrolle. So war der 90 Degree Push-Up, eine Übung, von deren Existenz nur wenige Menschen überhaupt wissen, bei ihnen keine Seltenheit.

    Die Pangäaer erzählten ihnen ihrerseits viel über die vergangenen Kulturen der Erde und zeigten ihnen auch das Spiel Schach. Die Außerirdischen lernten sehr schnell, besonders Zerriko stellte bald selbst für erfahrene Spieler eine Herausforderung dar. Er führte das darauf zurück, dass strategisches Denken neben der Kampfkunst zu den Grundlagen der narthanischen Kultur zählte. Die Außerirdischen bestätigten damit die Vermutung vieler Menschen, dass sie ein Kriegervolk waren. Als echte Bedrohung wurden sie allerdings nicht empfunden, da sie nur Schwerter bei sich trugen und Gewehre ihnen völlig fremd waren. Das anfängliche Misstrauen, das in so einer Situation wohl normal war, hatte sich jedoch vor allem bei den Soldaten noch nicht gelegt. Die Außerirdischen schienen neben ihren beeindruckenden körperlichen Fähigkeiten auch über eine sehr hohe Intelligenz zu verfügen. Das in Verbindung mit ihren kalten, gefühllosen Umgangsformen hätte bereits bei einem Menschen keinen vertrauenserweckenden Eindruck hinterlassen, geschweige denn bei einem Außerirdischen, über den man nichts wusste.

    Dennoch konnten sich sowohl Soldaten als auch Wissenschaftler nicht davor wehren, eine gewisse Faszination für die Narthaner zu empfinden. Vor allem Hansam Chang und Zerriko verbrachten viel Zeit damit, in Begleitung der Biologin Alice Tenk, durch die Wälder Seraids, so hieß der Kontinent, auf dem sie gelandet waren, zu spazieren und die örtliche Fauna zu bewundern. Die Landschaft ähnelte mit ihren saftigen Wiesen und sanften Hügeln denen in der gemäßigten Zone der Erde. Allein die Anzahl und Vielfalt der Bäume war um einiges geringer, was den härteren Bedingungen des Planeten zuzuschreiben war. Chang, der sich auf der Raumstation Gaia der Erforschung intelligenter Lebewesen gewidmet und selbst hauptsächlich mit Oktopoden gearbeitet hatte, war besonders begeistert. Der bereits sechzig Jahre alte Koreaner empfand es als eine große Ehre, mit einer derartig hoch entwickelten Spezies zu kommunizieren.

    »Warum zeigst du uns eigentlich nie dein Gesicht? Ich verlange nicht von dir, dass du deine Maske abnimmst, doch sie zeigt nur deine Augen und ich würde gerne wissen, wie du ansonsten aussiehst«, fragte Tenk eines Tages den Narthaner, als ihnen dieser gerade ein Tier zeigen wollte, das sich in einem unterirdischen Tunnel versteckt hatte.

    »Inwiefern würde irgendwer von uns davon profitieren?«, lautete die lakonische Antwort in Form einer Gegenfrage.

    »Wir würden dich damit besser kennenlernen. Außerdem ist es für einen Menschen unhöflich, sein Gesicht zu verbergen!«, erwiderte die Biologin in ihrem Versuch, den Außerirdischen umzustimmen.

    »Das Konzept der Höflichkeit habe ich noch nicht verstanden. Ich kann keine logische Ursache für derartiges erkennen, es scheint, dass es für die Kommunikation sogar hinderlich ist«, sagte Zerriko.

    Chang, der sofort einsah, dass dieses Thema vorerst zu nichts führen würde, fragte deshalb: »Wir haben dir ein paar der Tiere der Erde bereits gezeigt und natürlich kennst du die deines eigenen Planeten. Gibt es hier irgendwelche Analogien? Oder könntest du uns ein Wesen zeigen, das sich ganz von denen meiner Heimat unterscheidet?«

    Der Narthaner überlegte eine Weile und ging dann wortlos in Richtung eines Hügels. Als die Wissenschaftler verwirrt stehenblieben, drehte er sich um und rief: »Warum folgt ihr mir nicht?«

    »Du hast nie gesagt, dass wir das tun sollen!«, erwiderte Tenk leicht verlegen.

    »Wenn ihr mich darum bittet, euch etwas zu zeigen und ich dann in einen bestimmten Weg einschlage, ist es logisch, dass ich zu einem solchen Ort gehe«, erklärte der Narthaner sein Verhalten.

    Chang und Tenk wechselten einen verwirrten Blick und folgten dem Außerirdischen wortlos bis zu einem kleinen Höhleneingang.

    »Habt ihr eine Lichtquelle?«, fragte Zerriko daraufhin.

    »Ja, kleine Taschenlampen. Willst du uns nicht erst einmal sagen, was uns erwartet?«, sprach Chang.

    »Ihr werdet gleich ein außergewöhnliches Tier sehen, das keinem der Erde ähnelt. Näheres zu erläutern wäre unlogisch, da ihr es sowieso mit eigenen Augen untersuchen könnt«, belehrte sie der Narthaner und betrat die Höhle. Im Inneren dieser herrschte ein muffiger Geruch, der die Menschen zum Würgen brachte. Als sie ihre Lampen an die Decke richteten, sprang ihnen sofort ein Wesen, das in etwa die Größe eines Truthahns hatte, ins Auge. Es hing kopfüber und ähnelte mit den langen, klauenbewehrten Zehen, die am Fels Halt suchten und den Flügeln mit Flughäuten, die sich um den Körper geschlungen hatten, stark an eine Fledermaus. Doch die kahle, gummiartige Haut und der schmale, erstaunlich lange Rumpf zerstörten dieses Bild sofort wieder. Am meisten entsetzte, die Menschen jedoch der Kopf der Kreatur. Der Hals war lang und dünn, wie der eines Schwans, die spitzen Ohren waren riesig und standen seitlich ab. Der Schädel an sich war lang und schmal, der Kiefer war wie der einer Ratte und verfügte über kleine scharfe Zähne. Die Augen hatten eine beinahe überdimensionale Größe und spiegelten das Licht der Taschenlampen wie die einer Katze. Am außergewöhnlichsten waren jedoch die bläulichen Photophoren, oder auch Leuchtkörper, die wie große Sommersprossen auf der Schnauze des Tieres saßen.

    »Ihr seid beide Biologen. Erlaubt mir, eure Fähigkeiten im schlussfolgernden Denken zu testen und sagt mir, was ihr vom Äußeren dieser Kreatur über seine Lebensweise ableiten könnt«, richtete sich Zerriko nun in einem beinahe neugierigen Ton an seine Begleiter.

    »Dieses Tier ist ganz eindeutig nachtaktiv, ich bin mir jedoch nicht ganz sicher, wovon es sich ernährt. Was meinst du, Alice?«, fragte Chang nachdenklich.

    »Das Licht dient dazu, nachtaktive Tiere anzulocken, vielleicht dient es aber auch zur Balz. Ich glaube, dass es sich von kleineren flugfähigen Tieren ernährt, die unseren Fledermäusen ähneln. Groß genug wäre es jedenfalls dafür«, meinte die Biologin und sah Zerriko erwartungsvoll an.

    »Eure Denkweise ist richtig, doch dieses Wesen ernährt sich nicht von anderen flugfähigen Tieren. Auf diesem Planeten haben bisher nur wenige Wesen, abgesehen von der Klasse, die ihr als Insekten bezeichnet, gelernt zu fliegen und keines davon ist auf diesem Kontinent heimisch. Auch dieses Tier stammt nicht von hier, es fliegt nur über den Sommer hierher und zieht sich dann wieder in den Süden zurück. Es ernährt sich hauptsächlich von Insekten, da man solche um diese Jahreszeit allerdings nicht findet, begnügt es sich mit kleineren Säugetieren. Dieses Exemplar hier hätte schon längst in seine Heimat zurückkehren sollen, da bereits Ende Herbst ist. Es wird in den nächsten Tagen mit Sicherheit bereits verschwunden sein, wir hatten Glück, dass es immer noch hier ist«, erklärte der Narthaner und zum ersten Mal war wirkliche Begeisterung in seiner Stimme herauszuhören.

    »Und wo kommt es her?«, fragte Tenk.

    »Von dem Kontinent im Süden, mein Volk nennt ihn Mearrsaar«, antwortete Zerriko.

    »Auf diesem Planeten werden uns wohl noch einige Überraschungen erwarten«, meldete sich Chang wieder zu Wort. »Doch ich denke es ist Zeit, wieder ins Lager zurückzukehren und dieser abscheulichen Kreatur ihre Ruhe zu lassen.«

    Kurz vor besagtem Ort kamen ihnen einige aufgebrachte Kollegen entgegen, die sich sogleich an Zerriko wandten.

    »Narthaner, ich habe eine schlechte Nachricht für dich. Meine Artgenossen planen einen großen Teil des Waldes, in dem wir hier gerade stehen, zu fällen. Es tut mir so leid, aber wir können dagegen nichts tun«, berichtete einer von ihnen.

    »Miller hat das mit mir besprochen und ich habe zugestimmt. Wo liegt das Problem?« Der Außerirdische schien verärgert zu sein.

    »Dieser wunderschöne Wald mit all den interessanten Lebewesen, die dann entweder ihr Leben oder ihr Zuhause verlieren, soll abgeholzt werden. Stört dich das denn nicht?«, fragte Tenk verblüfft.

    »Warum fragt ihr mich, ob ihr

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