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Der Wächter
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eBook391 Seiten3 Stunden

Der Wächter

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Über dieses E-Book

Die erneute drohende Vernichtung der Menschheit konnte gerade noch verhindert werden. Doch die Erde wie wir sie kennen gibt es nicht mehr. Wesen aus alter Zeit tauchen auf. Der Rest der Menschheit kämpft ums Überleben. Doch auch das alte Volk welches seit Beginn der Zeit die Menschheit im Verborgenen geführt hat ist nun bedroht. Auf den Schultern eines der letzten Wächters liegt eine große Verantwortung.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum23. Dez. 2015
ISBN9783739285221
Der Wächter
Autor

Martin Welsch

Martin Welsch ist ein Pseudonym des Autors Roland Reiner. Roland Reiner, Jahrgang 1956 ist in Bayern wohnhaft. Von ihm stammt die Kriminalreihe um Samuel Dreher. Davon sind bisher neun Romane erschienen. Die Reihe um das Tal Irminsul umfasst aktuell vier Erzählungen.

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    Buchvorschau

    Der Wächter - Martin Welsch

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Erläuterungen

    Vergangenheit

    14 Jahre in der Vergangenheit

    Biosphäre

    ISS

    Uluru

    Passau

    ISS

    Nyainqêntanglha

    Chaco Canyon

    ISS

    Papua-Neuguinea

    Ol Doinyo Lengai

    ISS

    Hoffnung

    ISS

    4 Jahre später - 10 Jahre in der Vergangenheit -

    Biosphäre

    ISS

    Gegenwart

    SspassParr

    Pflichten

    Vorbereitungen

    Aufbruch

    Die Nacht

    Ben und der Uunhkkuukahrrmhss

    OChch chuullthuuss

    Paochrr

    Chahrrmhnh ss Dahmhknh

    In der Falle

    Die Rettung!

    Anna

    Überlegungen - Der Paochrr

    In der Zuflucht der Marr

    KroohMarr

    Rache!

    Ben – Anna

    Exodus

    Blutige Flucht

    Der Paochrr

    KroohMarr

    Der Hilferuf

    Barku

    Schüsse

    Endlich

    Das Massaker

    Barku

    Hilfe

    Flipper

    Nachricht per Infraschall

    Anna Kahlhuber

    Chuurr?

    Der Triumph

    Die Fluchtmöglichkeit

    14 Jahren vor den aktuellen Geschehnissen

    Der Tunnel

    Überlegungen

    Barku

    Beobachtungen

    Anmerkungen zu Bigfoot

    Schüsse

    Anna Kahlhuber

    Parrck

    Dochrrthuunhah

    Parroch ssmhparr Jozef

    Drr pahthuuss

    Es sind nicht alle so

    Barku

    Anmerkungen zum Yeti

    Hans Klein

    Das Zusammentreffen

    Der Schuss

    Zwischenspiel – NUNO

    Das Opfer

    T Mhahkknhoch chahrrmhnh ss Rrtthuuss

    Der Triumph

    Barku

    Die Flucht

    Der Überfall

    Die Flucht

    Die Verfolgung

    Barku

    Paochrr

    Schämst du dich nicht?

    Anna Kahlhuber und Josef Krain

    Duuthuurruumh

    Tod

    Das Zeitalter der Wiederkehr

    Uunhkkuukahrrmhss

    Barku

    Rchochch

    Zu Hause

    3 Jahre später

    Ssuukkrrchahparrah Trrahchochvffrrmhss Ssrrpanhssrrk

    Bericht KroohParr

    Der Plan

    Barku

    Biosphäre - Eden

    Der Aufbruch

    Fortsetzung geplant

    Zu guter Letzt

    Samuel Dreher – Kriminalromane

    Martin Welsch

    Vorwort

    Auch dieses Buch widme ich erneut meinem lieben und treuen Freund Samuel¹, der mich seit meiner Kindheit durch dieses - für mich nicht immer einfache - Leben begleitet hat.

    Einem Freund, auf dem ich mich in jeder Lebenssituation stets verlassen konnte und der auch in sehr schlimmen Tagen immer bedingungslos zu mir gehalten hat.

    Danke Sam!

    Martin Welsch


    ¹ Anmerkung

    vgl. dazu die Kriminalromane von Samuel Dreher.

    (Entsprechende Hinweise befinden sich am Ende dieses Buches)

    In diesen spielt die Beziehung zwischen Samuel Dreher und Martin Welsch eine sehr wichtige Rolle. Die beiden Autoren verbindet eine sehr lange und enge Freundschaft.

    Erläuterungen

    Dieses Buch enthält 58.890 Wörter. Trotz mehrmaligen Lesens, wiederholt durchgeführten Berichtigungen und Korrekturen wird es leider nicht ganz frei von Fehlern sein.

    Insbesondere die Schreibweise der Sprache des alten Volkes gestaltete sich dabei extrem schwierig, da es bis zum heutigen Tag leider keine schriftlichen Aufzeichnungen dieser Sprache gibt.

    Aufgrund des sehr komplexen Aufbaus vieler Begriffe liegt bisher auch noch keine vollständige Wortsammlung vor. Die Grammatik dieser Sprache ist für andere Lebewesen äußerst kompliziert. Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Singular, Plural usw. werden u.a. auch mitbestimmt durch die Bedeutung eines Wortes im Satz, der Aussprache und der jeweiligen Betonung. Die Großoder Kleinschreibung variiert nicht nur am Beginn eines Wortes, und ist abhängig von verschiedenen, noch nicht vollständig abgeklärten Faktoren.

    Soweit möglich wurden entsprechende Fußnoten eingefügt, welche die Bedeutung der jeweiligen Wörter – soweit bekannt – erläutern.

    Vergangenheit

    Wer in der Zukunft lesen will,

    muss in der Vergangenheit blättern.

    André Malraux²

    Denn das Wesen dieser Welt vergeht.³

    Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden.

    10.12.1992

    Leider waren an diesem Tag viel zu wenig Menschen anwesend, als Thomas Banyacya⁶ als erster Vertreter der Hopi⁷ die Möglichkeit bekam, vor den Vereinten Nationen⁸ über die Mythen seines Volkes zu sprechen. Das war sehr bedauerlich, denn er hatte der Weltbevölkerung viel Wichtiges über ihre gemeinsame Zukunft mitzuteilen.

    Wenn das Auditorium voll gewesen wäre und wenn man auf ihn gehört hätte, wer weiß, vielleicht wäre die zukünftige Entwicklung auf der Erde ganz anders verlaufen.

    Eindringlich wies Thomas Banyacya daraufhin, was geschehen würde, wenn die Menschheit ihren bisherigen Weg nicht überdenken und verändern würde.

    Auszug aus der Rede von Thomas Banyacya:

    „…, dass der Schöpfer die erste Welt in perfektem Gleichgewicht erschaffen hat. Die Menschen sprachen eine einheitliche Sprache, aber sie wendeten sich vom Glauben ab. Sie missbrauchten ihre geistigen Kräfte für selbstsüchtige Zwecke. Sie gehorchten nicht den Regeln der Natur.

    Wahrscheinlich wurde die Welt durch ein gewaltiges, welterschütterndes Erdbeben, wie ihr das nennt, zerstört. Kontinente brachen auseinander und Länder versanken im Meer. Viele Menschen starben und nur einige wenige überlebten die Katastrophe. Diese wenigen friedfertigen Menschen kamen auf die zweite Welt. Sie wiederholten die Fehler und die Welt wurde durch Frost und Eis zerstört. Ihr nennt es die große Eiszeit.

    Ein paar wenige Überlebende kamen in die dritte Welt. Diese Welt überdauerte eine lange Zeit und wie in den vorangegangenen Welten sprachen die Menschen eine gemeinsame Sprache. Die Menschen erfanden viele Maschinen und Geräte von hohem technischen Niveau, welche das Leben bequemer machten, auch viele Erfindungen, die man in der heutigen Welt nicht kennt. Sie hatten auch geistige Kräfte, welche sie zum allgemeinen Wohl benutzten.

    Nach und nach wendeten sie sich von den Naturgesetzen ab und befassten sich mit materiellen Dingen. Am Ende frönten sie nur noch dem Spiel und spotteten über den Glauben. Niemand hielt sie von diesem Weg ab und so wurde die Welt durch die Sintflut⁹ zerstört, welche in den Geschichten und den Religionen vieler Nationen erwähnt wird.

    Die Alten erzählten, dass wieder nur wenige Menschen überlebten und auf diese vierte Welt kamen, auf der wir heute alle leben. Die Welt ist wieder in einem erschreckenden Zustand, trotzdem uns der große Geist verschiedene Sprachen gab, uns zu den vier Enden der Welt schickte und uns aufgetragen hat, zur Erde, mit allem was sich darin befindet, Sorge zu tragen.

    Es gibt eine Kachinarassel¹⁰ der Hopi, welche die Erde symbolisiert. Der äußere Kreis bezeichnet die Zeitlinie und weist uns darauf hin, dass wir uns in den letzten Tagen der Prophezeiung befinden."


    ² Französischer Schriftsteller (La Condition humaine / So lebt der Mensch) und Politiker (Kultusminister) (1901 – 1976)

    ³ 1.Korinther 7/31

    ⁴ 2.Timotheus 3/1

    ⁵ Eingabe in Internetsuchmaschine: 10.12.1992 Vereinte Nationen

    ⁶ Hopi-Sprecher Thomas Banyacya (1909-1999) (Souveräne Hopi Nation)

    ⁷ Pueblo-Indianer (Arizona) / sehr religiös

    ⁸ UNO (UN) Zusammenschluss von derzeit 193 Staaten

    ⁹ Beispielhafte Aufzählung über die Beschreibung einer Sintflut:

    - Bibel / 1. Buch Mose

    - Sumerische Königsliste (Weld-Blundell Prisma)

    - Gilgamesch-Epos

    - Atrahasis-Epos

    - Atramchasis-Epos

    - Deukalion-Mythos

    - Prosa-Edda

    - Der Fisch Matsya

    - Mythos des Großen Kängurus

    - Flut des Ogyges

    - Mihnirokahasha

    - Mythen Zyklus der O'odham

    - Wiraqucha / Qun Tiksi Wiraqucha und viele, viele mehr.

    ¹⁰ Ein Kachina ist ein maskierter Naturgeist, oder stellt einen Ahnen der Hopis dar. Ihre Aufgabe ist es als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen zu wirken und vor allem in den trockenen Siedlungsgebieten der Hopis den lebensnotwendigen Regen zur Erde bringen.

    Bekannt sind Kachinas vor allem in Form von kunstvoll geschnitzten Figuren der Hopirasseln, die in Kachina-Tänzen verwendet werden. Die Rasseln stellen Kachinas dar.

    Sie werden aus Kalebassen und Pappelholz gefertigt.

    14 Jahre in der Vergangenheit¹¹

    Biosphäre

    Diesmal sollte alles anders sein. Die Wissenschaftler hatten aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Die bisherigen Experimente aus dem Jahren 1991 – 2006 waren zwar mehr oder weniger erfolgreich gewesen, hatten aber gleichzeitig auch sehr viele Fragen aufgeworfen.

    Die Idee, ein von der Außenwelt völlig unabhängiges Ökosystem zu schaffen, war bisher jedes Mal gescheitert¹². Es waren oft Kleinigkeiten, wie nicht geplante und vor allem nicht auszurottende Ameisen- und Termitenpopulationen gewesen, welche zu unvorhergesehenen Problemen geführt hatten.

    Trotzdem war der Grundgedanke natürlich richtig: Wenn man an die geplante Besiedelung von Mond, Mars oder auch die von unwirtlichen Gegenden auf der Erde dachte, war eine der wichtigsten Voraussetzung dafür, ein möglichst naturnahes Refugium für die betroffenen Menschen zu schaffen.

    Ein kleiner in sich geschlossener Bereich – ausreichend groß, um eine autarke Biosphäre zu bilden, die der Atmosphäre der Erde so nahe wie möglich kam und damit eine Schutzhülle vor der umgebenden unwirtlichen Umwelt darstellte. Eine Sphäre, die völlig autonom war und die betroffenen Menschen auf Jahre hinaus mit Nahrungsmitteln, Wasser und atembarer Luft versorgte. Und zwar ohne, dass diese von außerhalb der Sphäre aufgefüllt werden mussten.

    Bei der neuen Biosphäre wurde deshalb alles noch gigantischer und großzügiger ausgestattet als bei der Biosphäre 2. Ein ganz wichtiger Aspekt für den Erfolg des Experiments war nämlich die Größe des geplanten künstlichen Ökosystems.

    In einer Wüstengegend in den USA wurde auf einer Fläche von 5 Hektar ein riesiger stählerner Kuppelbau mit fast 50.000 Glasscheiben erstellt. Das Volumen betrug über 1 Million Kubikmeter. Das von Menschen künstlich gestaltete Ökosystem beinhaltete Wüsten, Seen, Wälder, einen kleinen Ozean, Regenwälder, landwirtschaftliche Äcker, Trockengebiete und Wohnräume für die 10 Wissenschaftler. Insgesamt wurden über 4.000 Arten aus Fauna und Flora angesiedelt.

    Bei den verwendeten Glasscheiben handelte es sich um sogenanntes intelligentes Glas. Die Glasscheiben waren mit einem Spezialdampf behandelt worden. Die Lichtdurchlässigkeit wurde mittels elektrischer Spannung derart verändert, dass von innen nach außen keine Sicht möglich war. Das Glas wurde zum Teil undurchlässig,¹³ ließ aber in diesem speziellen Fall ins Innere der Sphäre das komplette Strahlungsspektrum der Sonne ungefiltert hindurch.

    Die an der Vorbereitung beteiligten Psychologen und Verhaltenswissenschaftler hatten sich vehement für diese Lösung ausgesprochen. Die in der Biosphäre wohnenden Personen sollten auf keinen Fall laufend daran erinnert werden, dass sie sich in einer künstlich geschaffenen Welt aufhielten. Wenn man aber dauernd die Außenwelt durch die Glaswände gesehen hätte, wäre das natürlich unweigerlich der Fall gewesen. Wenn man nur Wände sah, welche untertags Licht abstrahlten und nachts abdunkelten war dies nicht der Fall. Der Aufenthalt gestaltete sich dadurch für die Beteiligten wesentlich angenehmer.

    Eine der Bedingungen mit denen sich die beteiligten Wissenschaftler vertragsmäßig einverstanden erklären mussten, war, dass das Experiment von keiner Seite vor der vereinbarten Zeit abgebrochen werden konnte. Selbst wenn es um Leben oder Tod gehen sollte. Schließlich war das, wenn sich die Biosphäre eines Tages im Echteinsatz befinden sollte, auch nicht möglich.

    Mit viel Enthusiasmus betraten schließlich 10 freiwillige Wissenschaftler die Biosphäre, welche für die nächsten 4 Jahre ihre Heimat sein würde.

    Das war vor 5 Tage gewesen – 5 Tage bevor der große Regen die Menschheit heimsuchte.

    ISS

    ¹⁴

    … traurig betrachtete Glenn Bordman vom Panoramafenster des Skylab aus den unter ihm vorbeiziehenden Planeten. Eigentlich hätte er und Luisa Dean heute von einer neuen Besatzung abgelöst werden sollen.

    Momentan befanden sich nämlich nur sie zwei an Bord der ISS. Die Weltraumstation war also im Grunde unterbesetzt. Ein Teil der alten Besatzung war bereits vor kurzem zur Erde zurückgeflogen. Die neue Crew war entgegen den Planungen aber noch nicht an Bord, weil die Laborausrüstung, die sie mitbringen sollten, auf der Erde noch nicht vollständig zusammengestellt worden war. Mit dem letzten Versorgungsschiff waren deshalb lediglich im großen Umfang Nahrungsmittel, Wasser und Hygienemittel hochgeflogen worden.

    Glenn Bordman und Luisa Dean betreuten ein noch nicht abgeschlossenes Schwerkraftexperiment¹⁵ und sollten deshalb erst mit Eintreffen der neuen Besatzung abgelöst werden.

    Luisa Dean hatte sich sehr auf die geplante Ablösung gefreut, denn dann wäre sie rechtzeitig zum 12. Geburtstag ihres Sohnes wieder in New York gewesen. Doch dann hatte vor einigen Stunden die Bodenkontrolle gemeldet, dass aufgrund einer heraufziehenden Schlechtwetterfront auf absehbare Zeit kein Flug zwischen der Erde und der ISS mehr möglich war.

    Seit diesem Funkspruch hatten sich die Bedingungen auf der Erde stetig weiter verschlechtert. Die raschen Wetterveränderungen waren jetzt sogar von der Raumstation aus zu beobachten. Das Klima musste auf der Erde momentan total verrücktspielen.

    Glenn Bordman war zufällig auch an Bord gewesen als vor Jahren der Taifun Haiyan¹⁶ große Teile der Philippinen zerstört hatte. Der damalige Taifun hatte einen Durchmesser von 600 Kilometer¹⁷ gehabt und war von der ISS aus gut zu sehen gewesen. Windstärken bis zu 380 km/h hatten ein beeindruckendes Bild dargestellt. Es war von hier oben großartig und wirklich sehr imposant anzusehen gewesen. Doch Faszination für solche Bilder konnte man natürlich nur empfinden, wenn man davon nicht selbst betroffen war.

    Diesmal war es eine Unzahl von Taifunen, die sich über dem Meer zusammengebraut hatten und sich gerade auf das Festland zubewegten. Ein Großteil der Wirbelstürme übertraf Haiyan an Stärke bei weitem und diese riesigen Orkane stießen aufeinander, vereinigten sich und wurden deshalb immer noch größer und mächtiger.

    Haiyan hatte bei seinem Durchzug im Jahr 2013 eine Schneise der Verwüstung und des Todes hinter sich zurückgelassen. Bordman wollte sich gar nicht vorstellen, was diese riesigen Taifune und Tornados die gerade auf der Erde tobten für eine Zerstörungskraft hatten.

    Weite Teile des Planeten Erde waren in der Zwischenzeit von dichten Wolken verdunkelt. Es handelte sich um die wohl umfangreichste und massivste Unwetterfront seit Menschengedenken. Dazu kamen nach und nach Erdbeben, Vulkanausbrüche und Sturmfluten. Es schien als würde die Apokalypse¹⁸ vor der Tür stehen.

    Es sah von hier oben in einer Entfernung von 400 Kilometer zur Erde aus, als wäre in der Zwischenzeit der ganze Planet in totaler Aufruhr. Die wenigen wolkenfreien Zonen konnte man an den Fingern einer Hand abzählen.

    Im Grunde gab es diesen so herrlich weiß blau schimmernden Planeten seit Kurzem nicht mehr.

    Uluru

    ¹⁹

    Endlich näherten sie sich dem heiligen Berg. Der alte Ben hatte die kläglichen Reste seiner Familie, welche noch auf ihn gehört hatte hierher geführt. In seinen Träumen hatte er immer wieder die Bilder der kommenden schrecklichen Regentage vor sich gesehen. Und er wusste, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war in dem sich die Prophezeiung erfüllen würde, die seit Jahrtausenden von einer Generation zur anderen weitergegeben wurde. Und die einzige Rettung bot wie schon in den Zeiten vor dieser Welt der Uluru.

    Drei Kilometer lang, bis zu zwei Kilometer breit und mit einem Umfang von rund neun Kilometer lag er frei in der Dünenlandschaft Zentralaustraliens. Es war ein imposanter, aber auch vertrauter Anblick für den alten Ben: Der Uluru, der heilige Berg der Anangu.²⁰

    Viele Erlebnisse und Geschehnisse seines Lebens hatte der alte Ben in den vergangenen Jahrzehnten bereits vergessen. Das Meiste war auch gar nicht so wichtig gewesen, um es in die Gegenwart zu retten. Sogar seinen richtigen Namen hatte er hinter sich gelassen. Irgendwann hatte ihn jemand (wahrscheinlich wie so oft, ein respektloser Weißer) Ben genannt und dabei war es dann auch geblieben. Aber Namen waren nicht wichtig. Sie waren letztendlich wie Rauch und würden deshalb mit der Zeit genauso verwehen, wie der heiße Atem eines Lagerfeuers.

    Der alte Aborigine verbrachte seit Jahren seine meiste Zeit nur noch mit den Traumzeitschilderungen²¹ seiner Vorfahren und dem Bemalen von touristischen Kitsch, damit er etwas zu essen und vor allem natürlich ausreichend zu trinken hatte.

    Vielleicht erkannte er deshalb als einer der wenigen die drohenden Zeichen. Ben erhob seine Stimme und forderte seines Stammesmitglieder auf ihm zu folgen. Leider waren es viel zu wenig, die ihm glaubten und mit ihm den Marsch zum Uluru antraten.

    Ben wusste, dass sich auf halber Höhe des heiligen Berges ein Spalt befand, durch den man sich zwängen musste um in eine große Höhle zu kommen. Der Spalt reinigte beim Durchschreiten der Felsenenge jeden Aborigine rituell von dieser Welt.

    Und in der Höhle die hinter dem Spalt lag konnten ihnen die herannahenden Wassermassen des großen Regens nichts mehr anhaben. Der heilige Berg würde ihnen Schutz gewähren.

    Die Erde würde das Böse und Unreine vernichten und die Anangu würden irgendwann zurückkehren in eine neu geborene und unberührte Welt … die nur ihnen und ihren Träumen gehören würde und die Geschichte würde neu beginnen.

    Passau

    ²²

    Mein Gott - diesmal würde es richtig schlimm werden!

    Wenn die Wettervorhersagen auch nur zu einem Bruchteil zutrafen, würden die Niederschläge alles übertreffen was seit Menschengedenken da gewesen war. Wobei die Niederschläge sicherlich das kleinste Übel waren. Die Folge des heftigen Regens würde wieder einmal ein gigantisches Hochwasser sein. Die drei Flüsse²³, welche die Stadt schon so oft in Angst und Schrecken versetzt hatten, würden wieder einmal anschwellen und eine riesige Wasserfront vor sich herschieben.

    Die Stadt hatte in ihrer langen Geschichte schon einige schreckliche Heimsuchen überstanden, aber diesmal stand ihre Existenz wohl endgültig vor dem Aus.

    Mehrere gigantische Hochwässer hatte die Stadt und Umgebung im letzten Jahrtausend überdauert: 1060 – 1501 – 1595 – 1787 – 1862 – 1895 – 1899 – 1920 – 1954 – 2002 und zuletzt im Juni 2013 mit einem Pegelstand der Donau von 12,89 Metern.

    Im Jahr 1662 wurde die Stadt, als würden die Überschwemmungen nicht genügen, auch noch von einer fürchterlichen Feuersbrunst heimgesucht. Die gesamte Stadt wurde damals in Schutt und Asche gelegt.

    Und jedes Mal hatten die Einwohner mit ungeheurem Willen ihre Stadt wieder aufgebaut. Doch diesmal…

    „Wir müssen jetzt gehen."

    Der Mann der nachdenklich aus dem Fenster gesehen hatte, drehte sich langsam um. Sein Berater blickte ihn ernst an. „Exzellenz, es ist damit zu rechnen, dass in Kürze ein riesiges Verkehrschaos entstehen wird. Viele Menschen werden aus unserer Stadt fliehen wollen. Spätestens dann wird der Verkehr komplett zusammenbrechen. Mit der Folge, dass in dem entstehenden Durcheinander niemand mehr herauskommen wird."

    „Ja … ich verstehe", der schwarzgekleidete Mann blickte noch einmal zum Fenster hinaus. Ein letzter Blick auf den Stephansdom. Das herrliche Bauwerk, sein Dom, war der größte Barockdom nördlich der Alpen. Die Orgel mit über 17.000 Pfeifen und 233 Registern eine der größten ihrer Art auf der Welt.

    „Ich frage mich, ob es nicht meine Pflicht wäre, er stockte und schluckte, „… oder anders formuliert: ob es von mir nicht erwartet wird, dass ich hier in der Stadt bleibe?

    „Nein, der Berater schüttelte energisch seinen Kopf. „Ein toter Bischof nützt den Gläubigen überhaupt nicht. Wenn die vorhergesagte Katastrophe auch nur zu einem Bruchteil eintrifft, wird es wichtig sein, dass die überlebenden Menschen danach einen geistigen Führer haben werden der ihnen wieder neuen Mut zusprechen wird.

    „Wird es nicht so aussehen, als wären wir geflüchtet und hätten die Stadt im Stich gelassen?"

    „Nein, der bischöfliche Berater widersprach heftig, „wir haben entsprechende Bulletins bereits vorbereitet. Sie haben sich zu Beginn des großen Regens leider außerhalb der Stadt aufgehalten und es trotz mehrmaliger Versuche nicht geschafft in ihr geliebtes Passau zurückzukehren. Im Gebet werden sie selbstverständlich stets bei den Menschen hier vor Ort sein.

    „Selbstverständlich, murmelte der ältere Mann. Er sah seinen Berater an und nickte, „das machen wir doch schließlich immer so. Also gut, fügte er nach einer Weile resignierend hinzu, „Ego sum, qui sum²⁴ - gehen wir."

    ISS

    Von der Bodenkontrolle war vor zwei Stunden ein verstümmelter Funkspruch eingegangen den Glenn Bordman so interpretierte, dass momentan im Umkreis des Kontrollzentrums umfangreiche Evakuierungsmaßnahmen anliefen, weil das gesamte Gelände inzwischen aufgrund ausgedehnter Überschwemmungen vorübergehend aufgegeben werden musste.

    Die beiden Astronauten wurden sehr nachdenklich.

    „Evakuierung wegen einer Überschwemmung?" Luisa Dean schüttelte verständnislos ihren hübschen Kopf. Die beiden Zöpfe, zu denen sie ihr langes festes Haar üblicherweise band, flogen heftig hin und her. „Man hat das ganze Gelände doch extra auf ein höher gelegenes Gebiet gebaut, damit es selbst von einem Jahrtausendhochwasser²⁵ nicht gefährdet werden kann. Man könnte fast meinen, da unten wäre die Sintflut ausgebrochen."

    „Na ja, Glenn Bordman deutete auf das Bild des Planeten auf dem Panoramaschirm, das sich innerhalb weniger Stunden total gewandelt hatte, „du musst zugeben, es sieht schon sehr furchteinflößend aus.

    Es krachte aus dem Lautsprecher. Der Empfang war aufgrund der atmosphärischen Störungen äußerst schlecht. Die Meldung war kaum noch zu verstehen: „Wir …haben … starken … Wasser … müssen … aufgeben … leid … melden uns … Gott sei … euch …"

    Nyainqêntanglha

    ²⁶

    Es war absolut still in dem runden Raum. Die Mönche saßen im Kreise und befanden sich in selbstgewählter tiefer geistiger Versenkung. Nur ab und zu wurde mechanisch eine der uralten abgegriffenen Gebetsmühle gedreht.

    Die nächsten Tage würden sie hier alle abwechselnd mit Gebeten und in tiefer geistiger Einkehr verbringen. Nur ab und zu würden sie den Raum verlassen, um etwas klares Quellwasser zu trinken.

    Die Mönche hofften aufgrund ihres Verhaltens den Zorn der Götter zu besänftigen. Keiner von Ihnen war sich allerdings sicher, ob ihnen das tatsächlich auch gelingen würde. Zu groß war anscheinend diesmal die Schuld der Menschheit. Nur wenige würden die umfassende Reinigung der Natur überleben. Vielleicht gehörten sie hier oben, an diesem heiligen

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