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Homo Erectus: Die Geschichte von einem kleinen Mann, der auszog die Menschen kennenzulernen
Homo Erectus: Die Geschichte von einem kleinen Mann, der auszog die Menschen kennenzulernen
Homo Erectus: Die Geschichte von einem kleinen Mann, der auszog die Menschen kennenzulernen
eBook389 Seiten5 Stunden

Homo Erectus: Die Geschichte von einem kleinen Mann, der auszog die Menschen kennenzulernen

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Über dieses E-Book

Der Außerirdische Humano II landet auf der Erde, um die Menschen auszukundschaften. Er kommt von einem Planeten der Milchstraße, dessen Bewohner seit Jahrzehnten die Menschen beobachten. Sie befürchten, dass die Menschheit ihren Planeten erorbern könnte. Auf seiner geheimen Erdmission lebt Humano II in ständiger Furcht, enttarnt zu werden. Viele seiner Begegnungen mit Menschen sind eher furchterregend. Durch einen glücklichen Zufall lernt er jedoch auch sehr freundliche und tolerante Menschen kennen, die ihn auf seiner Mission unterstützen. Widrige Umstände zwingen ihn allerdings vorzeitig die Mission abzubrechen, da die Gefahr besteht, entdeckt zu werden. Mit einer Vielzahl an Informationen macht er sich wieder zu seinem Heimatplaneten auf.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum3. Mai 2019
ISBN9783743872240
Homo Erectus: Die Geschichte von einem kleinen Mann, der auszog die Menschen kennenzulernen

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    Buchvorschau

    Homo Erectus - Armin Wamsler

    Kurzbericht an den Hohen Rat

    Der deutsche Astronaut Alexander Gerst (41) hat Zweifel, ob Außerirdische das Leben auf der Erde als intelligent einstufen würden. „Außerirdische würden aus dem All sehen, wie wir das Amazonasgebiet roden, uns bekriegen und die Meere überfischen und verpesten, sagte Gerst. Er sei sich nicht sicher, ob der Außerirdische das „als intelligentes Leben einstufen würde (dpa-Meldung vom 13.09.2017).

    Bericht des Gesandten Humano II zur Einschätzung des Bedrohungspotenzials durch die Erdbewohner der Spezies Mensch, an den Hohen Rat des Heimatplaneten PSII:

                                                                   Zusammenfassung

    Nach seinem Aufenthalt auf der Erde kommt der Gesandte Humano II, Mitglied des Hohen Rats, zu folgenden Einschätzungen:

    Die Menschen lassen sich nur sehr schwer einschätzen. Sie stecken voller Widersprüche. Die folgenden Bewertungen sind deswegen diskussionswürdig. Es gibt ernstzunehmende Hinweise, dass sich die Menschen durchsetzen werden, die von Vorurteilen und einem unterentwickelten Verstand geleitet werden. Dieser Menschentyp wird von Hass gesteuert und neigt zu aggressivem Verhalten gegenüber Fremden und Andersdenkenden.

    Die technologischen Errungenschaften der Menschen bei der Erkundung des Weltalls sind bemerkenswert. Zwar konzentrieren sich die Ausflüge auf das eigene Sonnensystem und stützen sich auf einfache technische Hilfsmittel, wie unbemannte Sonden. Die Fortschritte beschleunigen sich jedoch erheblich, sodass die Überwindung größerer Distanzen auch mit bemannten Raumschiffen in einigen Jahrzehnten möglich erscheint.

    Die Notwendigkeit der Erforschung von Planeten außerhalb des erdnahen Sonnensystems wird für die Menschen in naher Zukunft immer dringender werden, da die Erde bis Ende des Jahrhunderts weitgehend unbewohnbar sein wird. Die Menschen plündern die Ressourcen ihres Planeten ohne einzuhalten. Zudem gefährden die hohen Emissionen ihres Wirkens ein gesundes Weiterleben auf der Erde. Ursachen sind im Wirtschaftsmodell sowie dem Lebens- und Konsumstil eines zunehmenden Teils der Menschheit zu sehen.

    Bemerkenswert sind ebenso die künstlerischen Fähigkeiten des Menschengeschlechts. Insbesondere die vielen Varianten in der Musik zeigen eine außerordentliche Begabung der Spezies Mensch, gerade bei den schönen Dingen des Lebens. Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Menschen ebenso schlechte Eigenschaften aufweisen. Insgesamt verfestigt sich der Eindruck, dass die Spezies Mensch ein äußerst widersprüchliches und labiles Wesen verkörpert.

    Das Wesen des Menschen lässt sich nur anhand einer tiefergehenden Analyse begreifen. Einige Menschen sind durchaus freundlich gesinnt, hilfsbereit und aufgeschlossen. Der weitaus größere Teil ist dagegen verschlossen, oberflächlich und Fremden gegenüber reserviert, ja zum großen Teil ablehnend und feindlich gesinnt. Auffällig ist der weit verbreitete Konformismus, der sich zum einen in Äußerlichkeiten widerspiegelt. Unmittelbar gefährlich werden die Menschen als „Herdentiere", wenn es um diskriminierende politische Denkmuster geht. Der weit verbreitete Rassismus stellt eine solche Denkhaltung dar. Zur Gewaltanwendung ist es dann nicht mehr weit. Die verschiedenen Religionen haben es nicht geschafft, einen besseren Menschen zu kreieren. Im Gegenteil, dadurch werden Intoleranz und Ausgrenzung eher gefördert.

    Die Defizite des Menschengeschlechts liegen vorrangig im sozialen Bereich. Die wenigsten Menschen kümmern sich um die Nöte der anderen, außer es handelt sich um ein Familienmitglied. Und auch das ist nicht immer zu erwarten. Der einzelne Mensch denkt und handelt häufig ichbezogen. Es fehlt an Mitgefühl. Das Zusammenleben gestaltet sich im Großen wie im Kleinen häufig problembehaftet. Sicherlich gibt es Ausnahmen. Die Masse der Spezies Mensch scheint irgendwie von niederen Instinkten gesteuert zu sein. Diese können durch diverse Massenveranstaltungen, in denen das Konkurrenzprinzip ausgelebt wird, weitgehend in akzeptable Bahnen gelenkt zu werden, brechen jedoch immer wieder hervor. Sehr beliebt sind dabei Fußballspiele. Zudem muss die große Masse der Menschen als geistig beschränkt angesehen werden. Sie folgen ohne darüber nachzudenken problembehafteten Lebensstilen und Ansichten. Auf die Zerstörung der natürlichen Umwelt und eine irrationale Fremdenfeindlichkeit wurde schon hingewiesen.

    Der angestrebte und zum Teil auch verwirklichte Lebensstil des Menschen in den dominierenden Ländern der Erde weist große Unterschiede zur Denk- und Lebensweise auf PSII auf: Kennzeichnend sind Kurzfristorientierung, auf metrische Rangordnungen fixiertes Konkurrenz- und Statusdenken, mangelndes Mitgefühl, fehlendes vernetztes Denken und eine suchtbehaftete Fixierung auf materielle Güter.

    Die selbst ernannte Bezeichnung des Menschen als „homo sapiens", der weise Mensch, erscheint unter diesen Umständen mehr als anmaßend. Notwendige Auseinandersetzungen werden oft nicht im kooperativen Sinne gelöst. Vielmehr werden aggressive Formen bevorzugt. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass in der gesamten Menschheitsgeschichte kriegerische Konflikte keine Ausnahmeerscheinung darstellen. Das festzustellende hohe Aggressionspotenzial des Menschen kann auch unserer Spezies durchaus gefährlich werden. Wir würden von den meisten Menschen als fremd und allein schon wegen der Körpergröße und unseres Aussehens wegen als minderwertig eingestuft werden. Unterdrückung, Ausbeutung und Übergriffe wären damit unabwendbar.

    Eine auf Kooperation mit den Menschen ausgerichtete Strategie, wie eine Alternative des Hohen Rats vorschlägt, scheint deswegen kaum Erfolg zu versprechen. Da eine kriegerische Auseinandersetzung aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kommt, bleibt die Alternative auf einen neuen Planeten, weit weg von der Erde, zu übersiedeln die sicherste Option. Dazu bleiben noch einige Jahrzehnte Zeit.

    Ausführliche Erläuterungen finden sich in dem beiliegenden detaillierten Bericht. Der engere Kontakt zu einigen wenigen Erdbewohnern hat sich dabei als sehr hilfreich erwiesen. Es war bis kurz vor der Beendigung der Mission sichergestellt, dass hierdurch keine Gefährdung der Mission befürchtet werden muss. Erst mit Hilfe dieser Kontakte konnten die Denk- und Verhaltensweisen der Spezies Mensch näher analysiert werden. Der unbeabsichtigte Kontakt zu einem Mitarbeiter des Geheimdienstes, ein Nachbar, hat den Aufenthalt zu gefährlich werden lassen. Ein Abbruch der Mission wurde dadurch unausweichlich.

    Ankunft auf der Erde

    Nach mehrmonatiger Reise im Tiefschlaf ist das Shuttle von Humano II nur noch wenige Tage vom Planeten Erde entfernt. Sein Heimatplanet PSII befindet sich in derselben Galaxie wie die Erde, die Menschen würden ihn als ExoPlaneten einstufen. Der Außerirdische ist gerade von der Steuerungseinheit des Raumschiffs geweckt worden. Die Reise und der Aufenthalt sind natürlich auf seinem Heimatplaneten bis ins Detail festgelegt und auch in vielen anstrengenden Trainingseinheiten eingeübt worden. Die Hülle des Raumgleiters ist zur Tarnung wie ein Asteroid verkleidet worden, ohne seine schnittige Form aufzugeben. Die Techniker konnten dabei auf eine langjährige Erfahrung zurückgreifen. Erkundungsflüge zu benachbarten Planeten wurden schon häufiger durchgeführt. Das neue Ziel Erde erschien jedoch anspruchsvoller. Einmal wegen der Entfernung, aber auch weil man durch intensive Beobachtungen aus der Ferne und von Humano I wusste, dass dort anscheinend weiterentwickelte Lebensformen wohnen mussten. Der erste Versuch mit dem Gesandten Humano I war zwar nicht sehr erfolgreich gewesen. Humano I musste nach kurzer Zeit seine Selbstzerstörung einleiten, eine drohende Entdeckung hätte nicht akzeptable Konsequenzen nach sich gezogen. Er konnte aber wichtige Daten an eine Raumstation senden, die nun die zweite Mission erheblich beeinflusst haben. Vor allem zahlreiche Dokumentationsfilme konnte der erste Gesandte sichern und mit einer Sonde zur Raumstation schicken. Erst nach einigen Fehlversuchen war es gelungen, das Filmmaterial auf PSII zu entschlüsseln.

    Noch etwas benommen von der langen Reise im Tiefschlaf beginnt Humano II sich an die lange Vorbereitungsphase zu erinnern. Der Hohe Rat war zu der Auffassung gelangt, ein Mitglied aus seinen Reihen zu rekrutieren. Für dieses Mitglied sollte das strenge Rotationsprinzip, das für alle Entscheidungsgremien auf PSII gilt, aufgehoben werden, um eine sorgfältige Vorbereitung zu gewährleisten. Das größte Problem bestand darin, Humano II ein annähernd menschenähnliches Outfit zu verpassen und ihn kommunikationsfähig zu machen. Die höher entwickelten Bewohner von PSII verkörpern Mischwesen. Neben amphibienartigen Vorfahren hatten im Lauf der Entwicklung auch Warmblüter, die zunächst auf Bäumen lebten und sich dann auf der Oberfläche des Planeten heimisch fühlten, Einfluss auf die Ausgestaltung genommen. Mittlerweile hatten auch synthetische Bauteile, eingepflanzt gerade auch im Hirn, die Leistungsfähigkeit von Humano II steigern können. Herausgekommen ist ein durchaus menschenähnliches Wesen, das allerdings im Detail doch erhebliche Unterschiede zur Spezies Mensch aufweist. So erreichen die menschenähnlichen Bewohner auf PSII nur eine durchschnittliche Größe von 1,30 Metern. Die Haut ist eher lederähnlich. Die Augen treten überdimensioniert aus dem Schädel hervor, während die Nase sehr klein ist. Der Mund umfasst dagegen die gesamte Breite des Kopfes. Die Ohren laufen nach oben spitz zu. Haare gibt es weder am Kopf noch am Körper. Der Gang ist schleppend und gebückt. Ein typischer Mensch würde bei einer Begegnung aus der Ferne sofort an ein behindertes Kind denken.

    Mit dem ausgewählten Gesandten Humano II liegt ein übergroßes Exemplar mit einer Körpergröße von 1,43 Metern vor. In der langen Vorbereitungsphase wurden an Humano II nicht nur operative Eingriffe vorgenommen, sondern er musste regelrecht trainieren annähernd wie ein Mensch aufrecht zu gehen. Unüberwindbare Probleme verursachte die mündliche Kommunikation mit Menschen. Trotz intensivster und vielschichtiger Übungen kam nur ein unverständliches Zischen, eine Art Husten oder Röcheln heraus. Humano II muss in seinem kleinen Raumgleiter unwillkürlich den Kopf schütteln – auf seinem Heimatplaneten reichen diese Laute sowie Mimik und Gestik aus, um sich zu verständigen. Im Laufe der Zeit hatte sich eine einfache Zeichensprache entwickelt. Zudem hat jeder Bewohner ab einem bestimmten Alter eine Art Display dabei, mit dem er sich ebenfalls mitteilen kann. Zusätzlich hilft dabei ein einfach gehaltenes Schrift- und Bildersystem. Das Gerät wurde äußerlich bewusst wie ein Handy gestaltet. Die ausgewerteten Dokumente von seinem Vorgänger hatten diese kleinen Dinger in den Händen der Menschen immer wieder gezeigt. Die Menschen benutzten sie offensichtlich ständig. Das für die Mission verbesserte Display wurde mit einem Übersetzungssystem und einer Eingabemöglichkeit erweitert. Mit einem Aufnahme- und Speichersystem können zudem visuelle und tonale Eindrücke festgehalten werden. Aus den gesicherten Dokumenten von Humano I konnte wertvolle Hinweise für die zweite Mission gewonnen werden. Besonders wichtig war es gewesen, eine Übersetzung der menschlichen Schriftsprache Deutsch – diese tauchte am häufigsten in den Dokumenten auf – hinzubekommen. Dies hatte die meiste Zeit in der Vorbereitungsphase verschlungen. Die Geschichte in diesem Gebiet der Erde war anhand der Dokumente besonders aufschlussreich gewesen, zeigte sie doch gerade die schlimmen Seiten der menschlichen Spezies. Humano II kann im Display mögliche Fragen und Antworten in der eigenen Schriftsprache eingeben, die dann automatisch übersetzt werden. Eine blecherne, allerdings schwer deutbare Stimme würde dann eine einfache sprachliche Kommunikation ermöglichen, gleichzeitig erscheint die Frage oder Antwort übersetzt auf dem Bildschirm in großen Lettern. Humano II wird nach der Landung auf der Erde als erste Maßnahme die akustische Wiedergabe abstellen. Die Stimme klingt doch zu weit weg von der menschlichen Ausdrucksweise.

    Die physischen Auffälligkeiten konnte das Vorbereitungsteam anhand eines Tricks überbrücken. Die Idee dazu hatte Humano II. Einige der Dokumentationen enthielten grässliche Bilder zu Bränden und ihren Folgen auf Menschen. Der Gesandte sollte vorgeben, Unfallopfer eines schweren Brandes gewesen zu sein. Verhüllt und eingebunden in Stoffbahnen, müsste die Mission Menschen hautnah zu kontaktieren, doch gelingen können. Humano II musste dabei unbedingt vermeiden, unbekleidet in der Öffentlichkeit aufzutreten. Ärztliche Untersuchungen müssen ebenfalls unterbleiben. Überhaupt sollte er jeglichem körperlichen Kontakt möglichst aus dem Wege gehen. Die Art der direkten Kommunikation zwischen Menschen wurde durch das Studium entsprechender Dokumente und Rollenspiele eingeübt. Humano II läuft ein kalter Schauer über den verhüllten Körper als er gedanklich die anstrengende Vorbereitungsphase nochmals durchlaufen lässt. Mittlerweile erwischt er sich dabei, dass er manchmal in menschlichen Dimensionen denkt, welch eine untragbare Entwicklung. Nach seinem Einsatz auf der Erde wird er dies schleunigst abstellen müssen.

    Oberstes Ziel ist es möglichst viele Informationen über die menschliche Spezies zu gewinnen. Dabei darf die wahre Identität von Humano II auf keinen Fall aufgedeckt werden. Nützlich wäre es sicherlich, schnellstmöglich eine Art geistig anspruchsvollen Freund zu finden. Auf keinen Fall sollte dies eine weibliche Person sein: Aus den Dokumenten waren deutlich die sexuellen Verwicklungen der Spezies Mensch hervorgegangen, mit all ihren Höhen und Tiefen und zum Teil absurden und brutalen Folgewirkungen. Auf seinem Heimatplaneten PSII hat man diese Probleme radikal gelöst. Vorausgegangen war eine Art Volksabstimmung, die mit übergroßer Zustimmung die geplanten Maßnahmen guthieß. Man hat danach die biochemischen Grundlagen sexueller Anziehung beseitigt. Nachwuchs wird mittels künstlicher Befruchtung erzeugt, wobei auf eine strikte Geburtenkontrolle geachtet wird. So bevölkern den Planeten PSII nicht einmal zwei Millionen Wesen derselben Art wie Humano II. Das Aufziehen des Nachwuchses wird in kleinen Wohngemeinschaften, bestehend aus beiden Geschlechtern, vorgenommen. Eine frühzeitige Einbeziehung der Kinder in verschiedenen Gemeinschaftseinrichtungen, vergleichbar mit menschlichen Schulen, fördert den Gemeinschaftsgeist der Zöglinge.

    Überhaupt ist der Dienst an und in der Gemeinschaft die oberste Direktive auf PSII. Wie in den Entscheidungsgremien gilt hierbei ein stringentes Rotationsprinzip. Humano II hat nach seiner allgemein gehaltenen Ausbildung zunächst in der Nahrungsgewinnung auf dem Land und den Gewässern des Heimatplaneten gedient. Danach hat er sich in die Raumfahrttechnik eingearbeitet, um nach einigen erfolgreichen Projekten sein Wissen an den Nachwuchs weiterzugeben. In den Hohen Rat ist er seit der letzten Wahlperiode gewählt worden. Solidarische Gemeinschaft wäre in menschlicher Denkweise wohl die passende Beschreibung für die Gesellschaftsform auf PSII. Gewalttätige Auseinandersetzungen sind den Bewohnern fremd – bei den wenigen Streitfällen helfen Laiengerichte diese zu schlichten. Nur sehr selten muss hierfür der Hohe Rat belangt werden. Mit den Ressourcen, insbesondere den anderen Lebensformen auf dem Planeten wird sorgsam umgegangen. Diese Idylle hätte noch lange Zeit währen können, hätten nicht die Dokumente von Humano I große Besorgnis ausgelöst. Wie sollten die wenigen Bewohner von PSII vielleicht zehn Milliarden Menschen Einhalt gebieten können, die ihren Planeten unbewohnbar gemacht hatten? Noch dazu, wo viele Dokumente auf einen äußerst aggressiven, ja brutalen Charakter dieser Spezies hindeuteten.

    Der Gesandte Humano II ist sich der Bedeutung seiner Mission durchaus bewusst. Auf seine Bemühungen werden große Hoffnungen gesetzt. Doch im Moment muss er sich von seinen Gedanken lösen. Die Landung des Shuttles steht in wenigen Stunden bevor. Ausgewählt worden war ein See im Süden in einem Gebirge. Es gilt den Raumgleiter in der Nacht sicher zu landen und unter Wasser eine sichere Verankerung zu gewährleisten. Die Bewohner von PSII waren in der Vorzeit praktisch im Wasser groß geworden. Auch heute noch bedeuten Gewässer keine unüberwindbaren Hindernisse für sie. Schwieriger dürfte danach die Fortbewegung zu Lande werden. Ziel sollte die Großstadt München sein oder, wenn dies zu schwierig werden würde, Salzburg, das näher zum ausgewählten See liegt. Humano II muss zunächst einmal Geld besorgen. Dazu hat er genügend Goldklumpen vom Heimatplaneten im Reisegepäck, um diese einzutauschen. Natürlich muss dies unauffällig geschehen, indem nur einzelne Klumpen eingetauscht werden. Zunächst einmal löst er die Versorgungsschläuche und den Entsorgungssack von seinem Raumanzug. Er entledigt sich des Anzugs unter großen Mühen und reinigt erst einmal mit einer Lotion und Tüchern seinen Körper. Die griffbereiten Binden wickelt er über seine Arme und stülpt Anziehsachen über. Die automatische Steuerung des Shuttles schaltet er danach teilweise aus.

    Humano II drosselt etappenweise die Geschwindigkeit seines Shuttles und schwenkt in die geplante Umlaufbahn ein. Er muss auf alle Fälle vermeiden, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Auf dem Heimatplaneten hat er diese Phase viele Male auf Simulatoren geübt. Außerdem unterstützt ihn das ausgeklügelte Steuerungssystem des Raumgleiters. Unbemerkt nähert er sich dem See. In der Nähe einer Felswand wollte er eintauchen. Das kleine Raumschiff hält über der Wasseroberfläche an und bohrt sich mit der Spitze zischend und gurgelnd in die Tiefe. Nach etwa fünf Metern setzt der Raumgleiter auf und positioniert seine Ankerkrallen in den steinigen Untergrund. Ein Bohrer an der Unterfläche des Shuttles sorgt mit dem ausfahrbaren Anker für zusätzliche Stabilität. Die Oberfläche des Raumgleiters ist immer noch mit einer wasserresistenten Tarnung, wie ein Felsbrocken, umgeben. Nun muss er sich nur noch komplett anziehen und seinen Rucksack und die Umhängetasche umhängen. Darüber stülpt Humano II, von den Füßen bis über seinen Kopf, einen verschließbaren, wasserdichten Anzug. Er öffnet die Luke im Raumgleiter und gleitet schnell hinaus, um sie sogleich wieder schließen zu können. An der Wasseroberfläche ist es dunkel. Humano II ist wie seine Artgenossen ein hervorragender Taucher und Schwimmer. Am Horizont kann er Lichter erkennen. Es dauert nicht lange und er erreicht den flacheren Teil des Ufers neben der Felswand. Er holt aus einer Seitentasche seines Rucksackes eine kleine Lampe hervor. Den Schutzanzug begräbt er zusammengefaltet oberhalb der Uferböschung unter mehreren Steinen. Eine Rückkehr ist ja nicht auszuschließen. Zwar hat sein intensives Lauftraining in der Vorbereitungsphase zu Fortschritten geführt – er hat jetzt keinen humpelnden, stark gebückten Gang mehr. Dennoch ist die Geschwindigkeit seiner Laufbemühungen nachwievor unbefriedigend. Mit Hilfe eines Rollatorgerätes, das sich zusammengelegt im Rucksack befindet, kann er seine Gehsicherheit und -geschwindigkeit noch ein stückweit verbessern, vorausgesetzt es handelt sich um ebenes, planiertes Gelände. Erst einmal überlegt er, ob er überhaupt weitergehen soll. Wie soll er sich in der Dunkelheit zurechtfinden? Er entschließt sich die erste Nacht im Freien zu verbringen. Es ist zwar ziemlich kalt, aber er ist harte Bedingungen vom Training her gewöhnt. Unter einem Baum rollt er sich ein, um wenigstens ein wenig zu schlafen. Der Schlaf will sich nur phasenweise einstellen, die kommenden Aufgaben mit ihren Unwägbarkeiten zermartern sein Gehirn.

    Am nächsten Morgen wacht er zitternd auf. Er fühlt sich ganz starr vor Kälte. Noch eine Nacht unter diesen Bedingungen will er sich nicht mehr zumuten. Mühsam bewegt er sich mit dem Rollator auf einem befestigten Weg in Richtung einiger Lichterketten. Gekleidet wie ein zusammengeschrumpfter alter Mann, aber durchaus etwas exzentrisch mit schwarzer, großer Sonnenbrille, Handschuhen, Schal um das Gesicht und einer Wollmütze ausgestattet. Um nicht als Vagabund eingestuft zu werden, sieht seine Kleidung – ein Trenchcoat-Mantel, eine dunkle Hose und Rollkragenpulli – sauber und nicht billig aus. Eine gelbe Binde am linken Oberarm mit der schwarzen Aufschrift „Brandopfer soll seinen desolaten Zustand von Anfang an offenbaren und Rücksicht vom Gegenüber einfordern. Mit seinem Rucksack auf den Schultern sucht er nach Menschen, die ihm weiterhelfen können. Wichtig wäre es zunächst einmal eine bequeme Transportmöglichkeit aufzutun. Mühsam bewegt er sich mit seiner Gehhilfe auf dem steinigen Weg in Richtung des blinkenden Lichts. Er muss immer wieder anhalten, das Vorankommen mit dem Rollator erweist sich als sehr anstrengend. Außerdem will die Kälte nicht aus seinem Körper weichen. Etwa hundert Metern vor ihm entdeckt Humano II zwei Menschen, die eifrig damit beschäftigt sind, laut scheppernd Stangen und verschiedene Behälter in ein Fahrzeug zu werfen. Aus den Dokumenten von Humano I weiß er, dass auf der Erde viele solcher kleinen und großen Fahrgeräte im Einsatz sind. Den Mitgliedern im Vorbereitungsteam „Erdmission war nicht klar geworden, warum so viele dieser Kisten herumstanden. Auf ihrem Planeten PSII gibt es nur wenige solcher Fortbewegungsmittel. In den größeren Boxen werden zu bestimmten Zeiten mehrere Bewohner an verschiedene Orte transportiert – der bewohnbare Teil von PSII umfasst nur eine relativ kleine Fläche. Die wenigen kleinen Fahrgeräte können von jedem kurzfristig gemietet werden, um an speziellere Orte zu gelangen.

    Die beiden Männer halten inne, als sie Human II entdecken und fangen an laut glucksende Geräusche von sich zu geben. Erst später sollte er lernen, dass die Menschen dies als Lachen bezeichnen. Wenigstens sind es männliche Wesen, denkt Humano II spontan. Der eine Mann schlägt sich mit der einen Hand auf sein Bein, zeigt mit der anderen Hand auf Humano II und schreit so etwas wie „…Hobbiss oder „…Hobitz. Bei den Männern angekommen dreht sich Humano II seitlich, um seine Armbinde in ihr Blickfeld zu rücken. Die beiden Männer schauen sich irgendwie merkwürdig an und verstummen augenblicklich. Er zieht sein Display aus der Hängetasche und schreibt „München. Der größere der beiden Männer schüttelt den Kopf und sagt: „Wir fahren nach Salzburg. Sein Translatersystem scheint also zu funktionieren. Humano II tippt „Bank ein und zeigt seine Botschaft den Männern. Diese fangen wieder zu glucksen an, allerdings etwas leiser. Der kleinere der Beiden bringt dann etwas wie „…Banküberfall heraus und beginnt wieder lauter zu werden und dabei Grimassen zu ziehen. Der Translater zeigt ihm die Bedeutung von Banküberfall an, was ihn zusammenzucken lässt. Die vorhandene Spannung baut allerdings der größere Mann sofort wieder ab, indem er in einer deutlichen Aussprache fragt: „Wir können Dich mitnehmen. Willst Du mitkommen? Humano II macht mit heftigem Nicken deutlich, dass er dies wünscht. Der Mann denkt bei sich: „Aber ein Handy hat der Alte.

    Die beiden Männer brauchen noch eine kurze Zeit die alt aussehenden Teile aufzuladen. Humano II wird mit eindeutigen Handzeichen angewiesen, auf der Sitzbank im vorderen Teil des Fahrzeuges Platz zu nehmen, was ihm einige Mühe kostet. Während der Fahrt in die Stadt sprechen die Männer zu undeutlich, als das Humano II etwas Zusammenhängendes verstehen könnte. Nur „Fußball taucht immer wieder auf. Humano II vermeidet körperliche Berührungen. Die Bedienung des Fahrzeuges durch den größeren der beiden Männer ist für ihn natürlich neu und sehr interessant. Der Fahrer muss dabei Hände und Beine intensiv benutzen. Auch der Kopf und besonders die Sinnesorgane, bis auf den Mund, scheinen auf die Bewegung seines Fahrzeuges und der anderen Fahrzeuge fixiert zu sein. Noch dazu wo die Anzahl und Verschiedenartigkeit der Kisten ständig zunimmt. Auf seinem Heimatplaneten fahren bzw. schweben die Transportmittel autonom. Nach einer halben Stunde hält der Fahrer das Fahrzeug neben einem Gebäude an, auf dem „KundenBank in großen Lettern steht. Der größere der beiden Männer steigt aus und bringt Rollator und Rucksack an die Seitentür des Fahrzeuges. Humano II ist es schon fast gelungen, aus dem Fahrzeug zu klettern, als der Mann ihm helfen will. Er packt ihn am Arm, obwohl sein Fahrgast sich heftig wehrt. Der Mann knurrt etwas wie „undankbarer Kerl". Schließlich stolpert Humano II halb fallend aus dem Fahrzeug und nickt dem Riesenkerl zu, bevor er seine Sachen an sich nimmt. Die beiden Männer verschwinden kopfschüttelnd mit ihrem Fahrzeug in dem Gewirr auf der Straße. Der Verband an seinem Arm hat gehalten, obwohl er leichte Schmerzen verspürt.

    Mit Rollator und Rucksack torkelt Humano II zu der Eingangstür der Bank. Auf dem Weg zur Bank drehen sich einige Menschen zu ihm um und zeigen ein erstauntes Gesicht. Die Tür öffnet sich automatisch und Humano II schaut sich erst einmal prüfend um. Er zuckt zusammen als eine junge Frau ihn anspricht: „Kann ich Ihnen helfen? In der Vorbereitungsphase zu seiner Mission hat er sich auch Deutsch-Vokabeln und einfache Sätze eingeprägt. Er nickt und tippt auf sein Display „Geld eintauschen ein. Die junge Frau hat nun seine gelbe Binde registriert und führt ihn in einen kleinen Raum. Aus seiner Umhängetasche holt Humano II einen kleinen Beutel heraus, aus dem er mehrere Goldnuggets hervorkramt. Die Bankmitarbeiterin zeigt ein erstauntes Gesicht und sagt sie müsse ihren Vorgesetzten holen. Nach kurzer Zeit erscheint sie in Begleitung eines grauhaarigen älteren Herrn, der sich als Herr Moosbichler vorstellt und ihm dabei die rechte Hand entgegenstreckt. Humano II nickt kurz und zeigt auf seine gelbe Binde. Er verzichtet trotz ausgestreckter Hand des Bankmitarbeiters auf einen Händedruck. Nachdem sich die Verwunderung auf Seiten der Banker gelegt hat, setzen sich die Drei auf ihre zugewiesenen Stühle. Auf die Frage, ob er ein Getränk haben wolle, schüttelt Humano II den Kopf und zeigt auf die Goldnuggets. Der ältere Mann will wissen, woher er die Goldstücke habe. Humano II zeigt auf sein Display, auf das er „geerbt eingibt. Diese Szene hat er natürlich mit seinem Trainingsteam etliche Male durchgespielt. Dabei haben sie ihm auch einen Personalausweis auf den Namen „Manfred Wammsler, Jahrgang 1957, Körpergröße 1,43 Meter, geboren in Bukarest, Beruf Schreiner, schwerstbehindert, seit 2008 in Augsburg lebend, an die Hand gegeben. Als Quelle dienen wiederum Dokumente aus der ersten Erdmission.

    Der ältere Mann verlangt, wie erwartet, in einem freundlichen Ton seinen Ausweis. Angesichts des offensichtlich desolaten Zustands seines Gegenübers verzichtet er auf eine nähere Gesichtskontrolle. Nachdem geklärt ist, dass die Goldnuggets gegen Euro eingetauscht werden sollen, erheben sich beide Banker um den Umtauschkurs zu berechnen, wie sie verlautbaren lassen. Herr Wammsler soll bitte solange warten. Humano II hat sich natürlich in der Vorbereitung auf seine Erdmission auch mit dem Geldsystem in Europa überblicksmäßig beschäftigt. In Deutschland gibt es wie in anderen Ländern dieses Kontinents die Einheitswährung Euro. Dies ist eigentlich verwunderlich, unterscheiden sich die Euro-Länder doch erheblich in Wirtschaft und Kultur voneinander. Dies hat seine Analyse entsprechender Dokumente der Erdmission von Humano I ergeben. Überhaupt kann man die Länder der Europäischen Union nicht als solidarische Gemeinschaft ansehen. Eher herrscht Eigennutz bei den Ländern vor, der eine engere Zusammenarbeit auch in schweren Zeiten nahezu ausschließt. Nach etwa zehn Minuten kommen die Bankmitarbeiter mit ernsten Mienen wieder in den Besprechungsraum. Den Umtauschkurs, den sie ihm nennen, stuft Humano II sofort als sehr niedrig ein. Er schüttelt den Kopf und beginnt die Nuggets einzusammeln. Der ältere Mann reagiert sofort erschrocken und versichert, er würde seinen Vorgesetzten um einen höheren Betrag bitten. Während er wieder den Raum verlässt, bleibt die junge Frau mit im Raum. Sie lächelt ihn unentwegt an. In Humano II stellen sich Nervosität und regelrechte Angstgefühle ein. Es wird doch nicht zu den typischen sexuellen Übergriffen kommen? Obwohl, eigentlich sind in dieser Hinsicht die männlichen Exemplare gefährlicher. Da schnellt schon der ältere Mann zur Tür herein. Breit grinsend offeriert er ein wesentlich besseres Angebot, so seine Ankündigung. Der Umtauschkurs ist nun zwar besser, aber immer noch weit von den Vorstellungen Herrn Wammslers entfernt. Dies scheinen die Banker zu spüren und versichern, es würden auch keine weiteren Gebühren anfallen. Humano II überlegt kurz und willigt durch Kopfnicken ein. Er wird nur die wenigen Goldnuggets umtauschen und sich für weitere Umtauschaktionen eine andere Möglichkeit suchen. Für die Vorbereitung und Unterzeichnung der Formulare vergeht noch weitere wertvolle Zeit. Immerhin kann er mit den paar Tausend Euro die nächsten Wochen überleben. Zum Schluss bittet er noch um Adressen für angenehme und günstige Pensionen und eine Transportmöglichkeit dorthin.

    Ein Taxi bringt ihn schließlich zu einer Pension in der unmittelbaren Nähe. Er bezahlt den geforderten Betrag mit einem Zehn-Euro-Schein. Auf das Rückgeld verzichtet er. Der Taxifahrer hilft ihm aus dem Fahrzeug und stellt den Rollator neben ihn hin. Humano II schaut sich das Gebäude an, in dem sich die Pension befindet. Es macht einen guten Eindruck. Dann öffnet er die Eingangstür und bewegt sich langsam zu einer älteren Frau, die hinter einer Theke sitzt und etwas erschrocken aufsieht. Sofort holt er sein Display hervor, zeigt demonstrativ seine gelbe Binde und tippt Zimmer für Herrn Wammsler? ein. Die grauhaarige Frau am Empfang fragt: „Sind sie Herr Wammsler? worauf er nickt. „Ich bräuchte Ihren Personalausweis, sagt die ältere Frau. Humano II kramt den Ausweis aus seiner Umhängetasche hervor und reicht ihn der Frau. Nach ein paar Notizen gibt sie ihm den Ausweis wieder zurück. „Wie lange wollen sie bleiben? „Eine Woche gibt Humano II in sein Display ein. Sie notiert sich etwas in ein vor ihr liegendes Heft und nimmt einen Schlüssel mit der Nr. 105 von einem Hängebrett hinter ihr. Die Frau mustert den ominösen Herrn Wammsler nun etwas genauer und entschließt sich dann ihn zu seinem Zimmer zu begleiten. Vorher sagt sie, sie müsse den Zimmerpreis sofort kassieren. „Kassieren ist Human II nicht geläufig, so sucht er Rat in seinem Display, das ihm „kassieren = Geld haben wollen ausgibt. Er nickt der Frau zu und holt aus seiner Umhängetasche den Beutel mit den Euronoten heraus. Der genannte Zimmerpreis erscheint ihm etwas hoch zu sein, dennoch legt er die nötigen Scheine auf den Tisch.

    Erleichtert stellt Humano II fest, dass die Frau zu einem Aufzug geht, der sie in den ersten Stock bringt. Das Zimmer ist geräumig und macht einen sauberen Eindruck. Nebenan befindet sich ein kleines Bad mit WC. Die ältere, grauhaarige Frau verabschiedet sich freundlich und reicht ihm den Schlüssel. Humano II sperrt sofort die Zimmertür zu und entledigt sich seines Gepäcks. Dann zieht er seine Stiefel aus und legt sich aufs Bett. Die ganze Anreise war doch sehr anstrengend gewesen und es dauert nicht lang bis er einschläft. Er träumt von seiner Anreise. Die Landung des Shuttles verläuft nicht wie geplant. Beim Aufprall auf das Wasser des Sees zerbirst es in viele Stücke. Humano II wird durch die Luft geschleudert und landet bewusstlos am Ufer. Dort finden ihn am nächsten Morgen spielende Kinder. Seine gesamte Tarnung, Mütze, Brille, Schal, ist weggeflogen. Die Kinder versammeln sich erstaunt um ihn. Ein ganz mutiger Junge dreht ihn zur Seite. Laut kreischend laufen einige der Kinder weg. Der Junge und ein Mädchen betrachten ihn näher. „I werd verrückt. Des is a Alien! schreit der Junge. Beide drehen ihn ganz auf den Rücken. Das Mädchen stubst ihn an und wimmert: „Lebt der no?. Humano II schreckt hoch und merkt erst nach einiger Zeit, dass er in einem Bett liegt. Langsam dämmert ihm, dass er nur schlecht geträumt hat. Erleichtert sinkt er in einen tiefen Schlaf.

    Erste Eindrücke

    Mitten in der Nacht weckt ihn Lärm, der vom Treppenhaus der Pension zu kommen scheint. Mehrere Männer rumpeln laut grölend die Treppe hinauf. Gut, dass der Lärm bald schwächer wird, denn er ist sehr müde. Dennoch kann Humano II nicht gleich einschlafen. Er denkt über seine ersten Begegnungen mit richtigen Menschen nach. Die beiden Männer kurz nach seiner Landung waren zwar letztendlich hilfsbereit gewesen. Ihr Gelächter und ihre Bemerkungen hatten ihn aber irgendwie verwirrt. Es verfestigt sich bei ihm der Eindruck, dass die Männer ihn nicht als gleichwertig ansahen. Offensichtlich ist es sein Erscheinungsbild: Die Körpergröße, das Alter? Auf seinem Heimatplaneten spielen Äußerlichkeiten keine entscheidende Rolle. Den Kontakt zu den beiden Frauen stufte er unwillkürlich unterschiedlich ein. Die junge Frau in der Bank flößte ihm etwas Angst ein, zumindest Unsicherheit. Er weiß nicht, wie er solchen Situationen begegnen sollte. Am besten meiden, kommt ihm in den Sinn. Die ältere Frau in der Pension hat in ihm keine derartigen Gefühle ausgelöst. Er würde sie sogar als vertrauenswürdig einstufen. Der ältere Mann in der Bank hatte dagegen bald eine erhöhte Vorsicht in ihm wachgerufen. Pass auf, der will nicht das Beste für dich.

    Erschöpft von dererlei verwirrenden Gedanken schläft Humano II bald wieder ein. Durch das Zimmerfenster kitzelt das hereinbrechende Licht seine unbedeckte Haut, als er wieder aufwacht. „Was ist zu tun?, ist sein erster Gedanke. Es muss ihm irgendwie gelingen, näheren Kontakt zu vertrauenswürdigen Menschen aufzubauen. Wie sollte er sonst zu einer realistischen Einschätzung der Spezies Mensch gelangen. Er muss auch ein neues Zeitgefühl entwickeln. Auf seinem Heimatplaneten ist der Tag nicht so zerstückelt, wie die ausgewerteten Dokumente von Humano I den Ablauf auf der Erde zeigten. Beschäftigungsphasen wechseln sich immer wieder mit Phasen der Muße ab: „Gibt es sowas auf der Erde auch? Die Dauer der Beschäftigung

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