Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Novagaia: Wiedersehen im All für das Überleben von morgen
Novagaia: Wiedersehen im All für das Überleben von morgen
Novagaia: Wiedersehen im All für das Überleben von morgen
eBook247 Seiten3 Stunden

Novagaia: Wiedersehen im All für das Überleben von morgen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Novagaia"
Wiedersehen im All
Ein Jugendroman für das Überleben von morgen

Volker Schmidt führt junge Menschen in seinem Jugendroman 'Novagaia' auf einen Planeten, auf welchem sich eine Zivilisation entwickelt hat, die ein harmonisches Miteinander zwischen Menschen und Natur über lange Zeiträume nach weisen Gesetzen ermöglicht. Die Denkstrukturen und Verhaltensweisen der Bewohner von Novagaia müssen zwangsläufig anders sein als die auf unserer Erde, wo die menschliche Zivilisation nicht mehr nur langsam, sondern augenscheinlich umso sicherer ihrem Untergang entgegen treibt.
Nicht Egoismus, Konkurrenz, Aggression, wissenschaftliche Hybris und Anspruchsdenken beherrschen das Leben von Novagaia. Vielmehr prägen ein intensiver Gemeinsinn, Liebe zum Nächsten, Demut, Selbsterziehung, Bescheidenheit und der Glaube an ein höheres Sein den Alltag des Planeten.
An Hand dieses völlig fremdartigen und doch jeden von uns berührenden Alltagslebens und manch faszinierender Erlebnisse von Imo (13 Jahre) und Jamena (14 Jahre) werden die jungen Leser in die Lage versetzt, unsere heutigen Lebensstrukturen kritisch zu hinterfragen.

Das Buch soll ein fantasievoller Impulsgeber sein, über die postkapitalistische Phase des Lebens auf unserer Erde nachzudenken. Es soll offen machen für neue gesellschaftliche Strukturen und neue Wertvorstellungen. Insofern ist "Novagaia" unbequem, rätselhaft, spannend und provokativ anders!
Bestimmt wird unsere Erde um solche oder ähnliche, massive Umdenkprozesse schon in Bälde nicht mehr herumkommen.
Geeignet für ältere Jugendliche und Erwachsene
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum19. Juli 2016
ISBN9783734531651
Novagaia: Wiedersehen im All für das Überleben von morgen

Mehr von Volker Schmidt lesen

Ähnlich wie Novagaia

Ähnliche E-Books

Kinder für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Novagaia

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Novagaia - Volker Schmidt

    Wir im All

    Von der Spitze des Heliosfelsens am Rand der Stadt hatte man einen herrlichen Blick über die Weite des Landes. Felder in hellem und dunklem Grün, viele in einem bläulichen Silber schimmernde Gewächshäuser, das gelbe Grasland, die fernen Berge.

    Jamena und Imo liebten diesen Ort in luftiger Höhe. Oft saßen Bruder und Schwester hier oben und so auch an jenem Spätsommernachmittag. Schweigend schauten sie zu, wie der Große Helios langsam dem Horizont entgegen wanderte.

    Doch was war das? Die Augen der beiden Kinder starrten wie gebannt auf eine scharf begrenzte, rötlich leuchtende Nebelwolke, die über der Ebene plötzlich wie aus dem Nichts entstanden war. Der Nebel senkte sich langsam zu Boden. und löste sich auf. Große, türkisfarben leuchtende Kugeln waren jetzt dort unten zu erkennen, wo vorher Nebel war. Die Kugeln teilten sich in zwei senkrecht stehende Hälften und kleine menschenähnliche Gestalten mit silbernen Koffern kamen heraus. Sie begannen sich jetzt eilig in der Umgebung zu verteilten. Die Wesen schienen sich für den Boden zu interessieren, schienen die Pflanzen zu untersuchen. Einige verschwanden in den Gewächshäusern am Stadtrand. Ein paar wenige verteilten sich in der Stadt.

    Jamena fühlte sich plötzlich von einem kühlen Schauer überfallen. Ihr Puls hämmerte hörbar in ihren Ohren und Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Ihr Haar begann sich leicht zu sträuben.

    Gleichzeitig war ihr, als ob sich hinter ihr, neben ihr, sogar vor ihr etwas bewegte, als ob sie jemand berührte. Sie sah nichts Besonderes, doch sie spürte es ganz deutlich. Imo saß immer noch ein paar Schritte entfernt neben ihr. Allmählich ließ der seltsame Schauer bei Jamena nach. Schließlich, wie auf ein geheimes Kommando, kamen alle Gestalten wieder zusammen und verschwanden in den türkisfarbenen Kugeln. Der rötliche Nebel umhüllte diese und langsam stieg die geheimnisvolle Wolke empor und löste sich schon in geringer Höhe über dem Boden auf in ein spurloses Nichts. Friedlich lag das Land unter dem warmen Licht des untergehenden großen Helios.

    Hast du das auch gesehen?, fragte Jamena ihren Bruder Imo beunruhigt. „Hast du auch den kalten Schauer gespürt? Hm, antwortete Imo. Den Nebel, die Kugeln, die Gestalten, das plötzliche Verschwinden! Ja, und die kleinen silbernen Koffer, die die Gestalten trugen", ergänzte Imo.

    Imo, kneif mich, ich glaube, ich spinne! rief Jamena jetzt ganz erregt. Das gibt es doch nicht! Das kann ich doch gar niemandem erzählen. Das glaubt mir doch keiner! Warum nicht?, entgegnete Imo auffallend ruhig. Was wir beide gesehen haben, was wahr ist, können wir doch auch überall berichten. Wir müssen es sogar sagen. Vielleicht haben es auch andere gesehen und vielleicht trauen sich diese Anderen nur auch nicht, es offen auszusprechen und dann käme es nie in das Bewusstsein der Menschen unseres Planeten, in das Bewusstsein von Novagaia.

    Imo, waren das vielleicht Außerirdische? Was meinst du? Was wollten sie hier? Bedeutet es vielleicht eine Gefahr für uns, dass wir sie gesehen haben? - Unsinn, die gibt es doch gar nicht, die Außerirdischen, oder? Warum nicht?, erwiderte Imo immer noch erstaunlich ruhig. Warum soll es keine außerirdischen Wesen geben? Unser Weltall ist unendlich groß und genau so unendlich groß sind die Möglichkeiten, dass Leben entsteht, außerirdisches Leben. Vielleicht gibt es sogar dich und mich noch einmal, noch tausendmal, da draußen in der Weite des Alls.

    Ungläubig blickte Jamena zu ihrem Bruder herüber.

    Jamena und Imo schwebten auf ihren Boards zurück in die Stadt, zurück zu dem Haus, in dem sie zusammen mit ihren Eltern und Großeltern wohnten und gingen in ihr gemeinsames Kinderzimmer.

    Jamena war noch sehr erregt von dem, was sie beide erlebt hatten. Sie war begierig, mehr von Imo zu erfahren:

    Imo, warum bist du dir so sicher, dass es Außerirdische gibt? Kann es vielleicht sogar sein, dass in diesem Moment noch einmal irgendwo eine Schwester ihrem Bruder Fragen über das Weltall stellt? Imo lächelte. Er freute sich immer, wenn ihn, den dreizehnjährigen Bruder, seine vierzehnjährige Schwester Jamena einmal etwas fragte und in Weltraumkunde kannte er sich besonders gut aus. Sterne waren schon seit Jahren sein liebstes Hobby. Menschen leben auf Planeten, sagte er, die um einen leuchtenden Stern kreisen, einen Stern, dem wir bei uns den Namen 'der Große Helios' gegeben haben. Von unseren computergesteuerten Weltraumteleskopen wissen wir, dass wohl fast alle Sterne unserer Galaxis Planeten besitzen.

    Dass eine Galaxis eine riesige, meist spiralig angeordnete Gruppe von Sternen ist, wusste Jamena und dass um jeden dieser Sterne Planeten kreisen könnten, konnte sie sich auch vorstellen. Aber, fragte sie weiter, wieso bist du dir so sicher, dass es auf solchen Planeten Leben gibt, so wie bei uns?

    Damit Leben entstehen kann, erklärte Imo, sind ganz besondere Bedingungen notwendig: Du brauchst das Licht eines Sterns, aber dieses Licht darf nicht aus tödlichen Strahlen bestehen. Du brauchst die Wärme des Sterns, aber nicht zu viel davon. Du brauchst Wasser, eine schützende Atmosphäre und Luft zum Atmen und du brauchst ein paar wenige chemische Stoffe. Diese Bedingungen sind in unserem Spiralnebel zur Genüge vorhanden. Wo es diese Faktoren gibt, kann sich das Leben nach den Gesetzen des Weltalls entwickeln. Denkbar ist es natürlich auch, dass es anderes Leben gibt, welches ganz anderen Bedingungen und Gesetzen folgt. Doch grundsätzlich muss die Entwicklung von Leben nach unseren Vorstellungen damit beginnen, dass sich große Moleküle ganz zufällig zu kleinen lebendigen Zellen im Meer zusammen lagern. Dafür, dass ein solcher Zufall eintrifft, für diese erste Zelle im Meer sind wohl viele Millionen Weltenjahre notwendig. Dann entwickeln sich neue Wesen wie Meeresalgen, Würmer, Fische, Pflanzen und Tiere, die den Planeten besiedeln und irgendwann, nach vielen weiteren Millionen Weltenjahren entstehen auch menschenartige Lebewesen nach den Gesetzen des Kosmos und, fuhr Imo mit einem wissenden Lächeln fort, „Menschen wie du und ich müssen noch lange nicht das Ende auf diesem großen langen Entwicklungsweg sein."

    Was Imo zum Schluss gesagt hatte, konnte sich Jamena nur schwer vorstellen. Es waren auch andere Gedanken, welche sie weiter fragen ließen.

    Ja aber, gibt es denn diese wenigen Ausgangsstoffe und Bedingungen für das Leben auf jedem Planeten? fragte Jamena weiter. Kann es nicht zu heiß für das Leben sein, wenn der Planet seinen Stern zu nah umkreist oder zu kalt, wenn er in zu großer Ferne seine Bahnen zieht? Kann es nicht sein, dass ihm das Wasser fehlt, die Luft, irgendein wichtiger Stoff für das Leben? Imo, dass alles genau richtig zusammen passt, um Pflanzen, Tiere und Menschen entstehen zu lassen, ist das nicht sehr unwahrscheinlich? Und was meinst du mit dem 'noch lange nicht das Ende der großen Entwicklung'?

    Du hast Recht, antwortete Imo, es ist sehr unwahrscheinlich, dass alles so zusammen kommt, aber die großen Zahlen machen es vielleicht möglich.

    Was meinst du mit den großen Zahlen? fragte Jamena interessiert.

    Es gibt viele Milliarden Sterne in unserer Galaxis, erklärte Imo. Also kann es in unserem Spiralnebel auch viele Milliarden Planeten geben. Es wäre doch sehr unwahrscheinlich, wenn nur auf Novagaia, nur auf unserem einen Planeten, die richtigen Bedingungen für die Entstehung von Leben herrschten und, fuhr Imo mit großem Nachdruck fort, selbst wenn es nur ein einziges Mal in unserer großen Galaxis so wäre, nämlich eben auf Novagaia, es gibt im Weltall ja viele hundert Milliarden solcher Galaxien. Es gibt also noch unendlich viele Chancen für eine weit fortgeschrittene Entwicklung mit menschenähnlichen Wesen, wie wir es sind.

    Jamena schwieg. Die unvorstellbare Zahl von Sternen und Spiralnebeln machte sie sprachlos, doch gleichzeitig schien sie auch von der Richtigkeit von Imos Ausführungen überzeugt zu sein.

    Nachdenklich fragte sie nach einiger Zeit weiter: Warum besuchen wir dann nicht die Anderen auf den anderen Planeten? Warum melden sie sich nicht bei uns oder schicken uns Botschaften über Funk oder über das neue Laser-Tec?

    Wenn wir über Funk eine Botschaft zu einem Planeten des Alpha Centauri, unserem Nachbarstern, schicken würden, erklärte Imo, und wenn es dort Menschen gäbe, genau wie bei uns, und sie verständen auch unsere Funkbotschaft und sie würden uns sofort antworten, dann wäre ihre Antwort in 15.000 Jahren bei uns zurück. Wer von den dann gerade auf Novagaia Lebenden würde wohl noch wissen, dass wir vor 15.000 Jahren diese Funkbotschaft abgesandt haben? Wer würde dann überhaupt noch auf eine Antwort warten? Die Entfernungen im All sind einfach zu groß, als dass wir sie mit unseren heutigen Möglichkeiten überwinden könnten und das Laser-Tec, ergänzte Imo, „ich weiß nicht genau, was es wirklich zu leisten vermag."

    Nachdem Imo das alles erklärt hatte, überzog plötzlich ein seltsames, ins Leere gerichtete Lächeln sein Gesicht. Aber, ich glaube, begann er fast wie im Traum nur halblaut zu sprechen, ich glaube, Jamena, irgendwo in einem Touchscreen-Programm habe ich einmal einen Hinweis gefunden, dass es schon heute einen ganz neuen Weg gibt, der uns Menschen mit allen Kulturen im All verbindet. - Doch, ja, da muss etwas dran sein.

    Jamena schaute Imo fragend an, aber sie spürte, dass im Moment ein weiteres Nachfragen sinnlos war.

    Du, Imo, begann sie vorsichtig nach einer längeren Pause, wieso gibt es eigentlich überhaupt Sterne und Planeten?

    Wortlos ging Imo an die weiße Wand, die nicht nur Wand sondern auch gleichzeitig eine große Touchscreen war. Es war eine Touchscreen mit sehr großem Flash-Speicher und es war genau die gleiche Touchscreen, wie sie in allen Kinderzimmern aller Häuser auf Novagaia zu finden war. Auch die gespeicherten Programme waren für alle Kinder genau die gleichen. Imo tippte auf die Kontaktfläche und gab ein paar Codezahlen und Buchstaben ein. Ein Film in bunten Farben begann abzulaufen, begleitet von einer ruhig erklärenden Stimme:

    Ein kosmisches Staubkorn war zu sehen. Es prallte zufällig mit einem anderen zusammen. Beide blieben aneinander haften. Andere kamen dazu. Ein Klumpen entstand, ein Klumpen aus kosmischem Staub. Immer mehr Staub und andere kleinere Klumpen wurden wie von einem Magneten an den Klumpen angezogen. Massenanziehung, Gravitation nannte die ruhige Stimme diese Anziehungskraft. Der Klumpen wuchs und wuchs und da er sich dabei ständig schnell um seine eigene Achse drehte, wurde er wunderschön glatt und rund. Einige Brocken lösten sich wieder aus der Kugel. Sie rotierten ebenfalls schnell, wurden ebenfalls rund und begannen die große Kugel auf verschiedenen Bahnen zu umkreisen. Planetenentstehung erklärte die Stimme. Die Zentralkugel begann zu leuchten, durch den großen Druck und die Kernverschmelzung im ihrem Inneren, wie die Stimme erklärte und der leuchtende Himmelskörper sandte sein Licht und seine Wärme zu seinen Planeten.

    Ein paar Planeten waren von einer wolkenreichen Atmosphäre umgeben. Sie wurden grün und zeigten Leben. Andere blieben tot, zu heiß, zu kalt, zu nah, zu fern von ihrem Helios, ihrem Sonnenstern.

    Jamenas Herz schlug deutlich schneller. Sie war richtig aufgeregt über das faszinierende Entstehen der Himmelskörper, welches sie auf dem Touchscreen-Film gesehen hatte. Sie war tief beeindruckt. Doch schon begann das kosmische Geschehen sich weiter zu entwickeln: Der leuchtende Stern wurde größer und größer. Die Farbe seines Lichts wandelte sich von einem hellen Weiß über Gelb nach Rot. Der Stern wurde zu einem roten Riesenstern und dieser Riesenstern zog mit seiner gewaltig gewachsenen Gravitation alle seine Planeten an sich heran, zog sie in sich hinein, die toten und auch die mit der Vielfalt des Lebens. Die Planeten verschwanden. Doch immer noch wuchs der rote Riese. Er wurde zum Superriesen, der sich dann plötzlich in einer gewaltigen Explosion auflöste, auflöste zu Nebel, zu Gas, zu Blitzen, seltsamen dunklen Strudeln und zu kosmischem Staub.

    Wieder war ein einzelnes Staubkorn zu sehen. Wieder stieß es zufällig mit einem anderen zusammen. Wieder blieben beide aneinander haften. Das große Schöpfungsspiel begann von neuem.

    Jamena hatte lange geschwiegen und nachgedacht, um das Gesehene zu begreifen.

    Imo, heißt das, dass das Leben auf unserem Planeten, also auf Novagaia auch einmal zu Ende geht? Imo nickte. Wann wird das sein? Wie schnell wird es gehen? Imo wusste es auch nicht. Das kosmische Geschehen, meinte er, scheint seit ewigen Zeiten immer wieder abzulaufen und das bis in alle Ewigkeit, nach den immer gleichen Gesetzen. Dann wäre ja, sinnierte Jamena, alles immer ganz automatisch, wie eine Uhr, die niemals stehen bleibt. Dann wäre ja alles für alle Zeiten genau vorausbestimmt."

    Imo tippte auf ein anderes Feld auf dem Touchscreen an der Wand. 'Zeitrechnung' erschien in leuchtend roten Buchstaben.

    Frage 1: erschien auf dem Bildschirm.

    Wie viel Zeit würde nach den kosmischen Gesetzen des Alls vergehen, um, wenn alles zufällig bestens zusammenträfe, aus kosmischem Staub eine einzige, winzige, lebende Zelle entstehen zu lassen?

    Imo tippte auf den Begriff „Antwort":

    Etwa 500.000 kosmische Weltenjahre der unvorstellbaren Dimension.

    Frage 2:

    Wie alt ist unser Weltall nach unseren heutigen Berechnungen? "

    Antwort 2:

    Wenige Weltensekunden der unvorstellbaren Dimension.

    Imo, das würde ja heißen, dass es die Zelle noch gar nicht geben kann und auch nicht die höher entwickelten Gräser, die Schildkröten und die Menschen! Aber es gibt uns doch! Wir sind doch hier, du und ich und alle anderen! Da muss etwas falsch sein an dieser Rechnung, rief Jamena erregt aus. Und außerdem, was war, bevor das Weltall begann und was wird nach der Ewigkeit sein?

    Imo wischte mit einem Finger über das Touchscreen an der Wand: Das Zeitrechnungsfeld wanderte langsam nach oben und verschwand. In großen blauen Buchstaben war jetzt zu lesen:

    Eine nur aus Zufall alles lenkende Kraft kann es nicht geben! Über allem ist der unbegreiflich große Weltenatem, der lenkend dich und alles Sein im All begleitet. Seine Gesetze sind anders als alles, was dein Menschenhirn begreift. Doch du darfst an seine große Kraft und an seine Liebe glauben.

    Jamena schwieg andächtig, als sie diese Botschaft gelesen hatte und Imo, der ihr ja zu dieser gewaltigen Information verholfen hatte, war eigentlich nicht mehr so stolz wie anfangs über all sein Wissen. Eher ratlos und ein wenig ehrfürchtig blickte er zu seiner Schwester hinauf, die staunend hinter ihm stand.

    Abends

    Schnell war die Zeit bei dem Weltallgespräch vergangen. Mutter rief die Beiden zum Abendessen.

    Jamena und Imo saßen mit ihren Eltern und Großeltern gemeinsam beim Abendessen. Der gedeckte Tisch bot einen seltsamen Anblick. Zwei große, drehbare Platten standen in der Mitte, dazwischen mehrere Krüge und Trinkgläser. Die großen Krüge waren glasklar und hatten eine etwas unregelmäßige, eckige Form, denn es waren keine Glaskrüge, wie wir sie kennen, nein, es waren Krüge, die jeweils aus einem einzigen großen Kristall heraus geschliffen waren, aus einem Bergkristall. Am Boden jedes Kruges lagen kleinere Bergkristalle und das Getränk, das einzige Getränk, das es auf Novagaia überhaupt gab und das diese Krüge füllte, war Wasser, einfaches, klares, kühles Quellwasser. Die kristallenen Wände des Kruges und auch die Kristalle am Boden gaben dem Wasser einen wunderbar frischen, lebendigen Geschmack. Alle liebten dieses Wasser.

    Auf den beiden großen, drehbaren Platten waren drei verschiedene Beerensorten aus den Gewächshäusern liebevoll verteilt. Von dort kamen auch die vier verschiedenen Gemüse, welche ebenfalls auf den Platten lagen. Außerdem gab es verschiedene grüne Meeresalgen und watteartige, weiße Klumpen. Das waren würzige Pilzgeflechte, welche besonders reich an Eiweiß, Mineralien und Vitaminen waren. Sie kamen aus riesigen, dunklen Kellern, in denen sie ständig mit reinem Traubenzucker als Wuchsstoff versorgt wurden. Getreidekörner lagen auch auf den Platten, nicht zu Brot oder zu Kuchen verbacken, nicht in Form von Brei oder Brot, nein, es gab immer die gleiche Art von weichen Getreidekörnern, die als kleine Häufchen zwischen den Beeren, den Gemüsen und den Pilzgeflechten lagen.

    Jeder nahm sich ein paar Glaslöffel voll von allem, dazu ein Glas Wasser. Sonst gab es nichts zum Abendessen und das Gleiche stand auch zum Frühstück und mittags auf dem Tisch. Den Menschen von Novagaia reichte es, um satt zu werden und gesund zu bleiben.

    Man aß auch nur wenig, man aß nur, bis man satt war.

    Die feine Stimme des Körpers, die sagte, was der Körper brauchte und wann er satt war, war für alle ein selbstverständlicher, natürlicher Befehl, den jeder achtete. Hätte Jamena oder Imo trotzdem weiter gegessen, hätte es ihnen nicht mehr geschmeckt. Vielleicht hätten sie sogar erbrechen müssen, denn die Stimme ihres Körpers war sehr entschlossen und untrügerisch.

    Woher bekam die Familie die Früchte, das Gemüse, die Algen, die Pilze, das Getreide und das Wasser?

    Das Fenster im Wohnraum des Hauses war zur von der Straße abgewandten Seite gelegen, denn die Straßenwand war immer zugleich die Ernährungswand des Hauses. Diese Ernährungswand bestand aus verschiedenen Türen, hinter welchen sich verschiedene Kühlschränke verbargen, die nach beiden Seiten, also auch zur Straße hin zu öffnen waren. Täglich schwebte ein Lieferdienst an den Häusern vorbei und füllte von außen das wieder auf, was die Menschen im Inneren gegessen oder getrunken hatten. Bezahlen musste man nichts dafür, so wie man auch sonst für überhaupt nichts bezahlen musste. Jeder Erwachsene hatte seine Arbeit, seine zugeteilte Aufgabe in NG -17, so hieß die Stadt, in der sie wohnten. Er war dadurch auf seine ganz persönliche Art nützlich und jeder versuchte immer für das Wohl aller Bewohner sein Bestes zu leisten. Dass ein Arzt und ein Arbeiter der Traubenzucker-Fabrik beide gleich notwendig waren, dass alle zum Überleben aller Menschen irgendwie beitrugen, stand für alle Bürger außer Frage. Wozu dann Geld? Belohnung für normales Tun aller wäre keinem Bürger von Novagaia in den Sinn

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1