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Bewahrer der Nacht: Fantasy Roman
Bewahrer der Nacht: Fantasy Roman
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eBook166 Seiten2 Stunden

Bewahrer der Nacht: Fantasy Roman

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Über dieses E-Book

Ein grausamer Pakt bindet Menschen und Giganten bis ans Ende der Zeit. Als Ahasverosh krank wird, steht Livius vor einer schicksalhaften Entscheidung: Soll er versuchen, den Giganten zu retten, oder soll er fliehen? Seine Reise führt ihn auf die Spur eines Geheimnisses, das die Macht hat, die Welt für immer zu verändern.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum26. Mai 2017
ISBN9783739630359
Bewahrer der Nacht: Fantasy Roman

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    Buchvorschau

    Bewahrer der Nacht - Mira Bluhm

    Titelei

    Text Copyright © 2016 by Mira Bluhm

    Alle Rechte vorbehalten.

    Das Werk darf - auch in Teilen - nur mit Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden.

    Coverdesign by Debbie, www.thecovercollection.com

    Prolog

    Eleazar stocherte mit einem Stecken im Feuer. Er beobachtete die Funken, die aufstoben und im Luftzug des Kamins tanzten, bevor sie verglühten und als Ascheflocken auf die Kochstelle niedergingen.

    Die Großmutter, die im Schaukelstuhl in der Ecke saß, sah von der Stickarbeit auf, die sie auf ihren Schoß gebettet hatte. »Lass das, du fackelst die Hütte ab.«

    »Tu ich nicht.« Er warf das Holz in die Flammen und beobachtete, wie es sich entzündete. Als sich die Rinde des Steckens grau färbte, verlor er das Interesse und setzte sich vor seiner Großmutter auf den Boden. »Erzählst du mir nochmal die Geschichte?«

    Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Du bekommst nie genug, was? Das hast du von mir. Als ich in deinem Alter war, saß ich mit meiner Großmutter am Feuer und lauschte ihren Geschichten, so wie sie als Kind den Geschichten ihrer Großmutter lauschte. Und deren Großmutter«, sie richtete ihren Blick in eine unbestimmte Ferne, »die hat die Sonne noch mit eigenen Augen gesehen.«

    Sie machte eine Pause, legte die Stickerei zur Seite, nahm einen Stapel löchriger Socken aus dem Weidenkorb, der neben ihrem Stuhl stand, und begann mit dem Stopfen. »Am Tag war der Himmel so hell erleuchtet, dass man nicht hochsehen konnte, ohne zu erblinden. Mittags, wenn die Sonne am höchsten stand, konnten die Menschen nur mit einer Hand arbeiten. Mit der Zweiten mussten sie ihr Gesicht bedecken, um nicht geblendet zu werden. Es wurde niemals dunkel. Nachts loderten tausende winziger Feuer am Firmament und die Erde erwärmte sich unter ihrem Schein.

    Dann brach die Finsternis herein. Nicht von heute auf morgen, sondern langsam und schleichend legten sich Schatten wie ein Nebel über das Land, bis es schließlich in der ewigen Nacht versank.

    Es war nicht nur dunkel, es war auch trocken. Kein Regentropfen fiel, die Brunnen trockneten aus und die Bäche hörten auf, zu fließen. Doch die Pflanzen verdorrten nicht auf den Feldern. Sie zerfielen zu Staub. So wie alles, das zu lange in den Schatten weilt, zu Staub zerfällt; Menschen, Tiere, am Ende sogar Stein. Selbst die Luft veränderte sich. Sie wurde dick und träge wie Sirup und sträubte sich dagegen, in die Lungen der Menschen gesogen zu werden. Jeder Atemzug wurde zum Kraftakt.«

    Die letzten Worte gruselten Eleazar; unwillkürlich zog er die Beine an und schlang die Arme um die Knie. »Wie konnten die Menschen überleben?«

    »Sie hatten großes Glück. Eines Tages wanderte Ahasverosh durch ihr Dorf. In seiner Gegenwart wich die Finsternis einem Zwielicht und die Luft wurde so dünn, dass sie sich mühelos atmen ließ.

    Sie schlossen einen Pakt. Er würde fortan im Dorf bleiben und mit seiner Aura die Schatten fernhalten. Im Gegenzug kümmerte sich die Dorfgemeinschaft um ihn. Dieser Pakt gilt heute noch. Er bindet Menschen und Giganten bis ans Ende der Zeit.«

    »Wo kommen die Schatten her?«

    Die Großmutter stand auf, stapelte die Socken andächtig auf dem Küchentisch, ging zum Fenster und sah in die Nacht hinaus. »Das, mein Junge, erzähle ich dir ein anderes Mal.«

    Kapitel 1

    Samira

    Samira war die Letzte, die das Haus verließ. Während alle anderen bereits zum Versammlungsplatz aufgebrochen waren, hatte sie das Geschirr gespült und die Reste des Abendessens für den Morgen weggestellt. Es würde spät werden, und sie hatte keine Lust, am nächsten Tag die eingetrocknete Sauce aus den Schüsseln zu kratzen.

    Das Dorf war verlassen. Die Hühner, die sonst auf den Wiesen nach Futter suchten, waren vorzeitig in ihre Käfige gesperrt worden, und die Bänke, auf denen die alten Frauen zusammensaßen, um sich zu unterhalten, während sie Wolle spannen und Körbe flochten, waren leer.

    Obwohl ihr Vater und ihr Großvater im Rat der Sieben waren, wusste sie nicht, zu welchem Zweck diese außerplanmäßige Versammlung einberufen worden war. Ihr Vater hatte vor drei Tagen an jede Tür geklopft und den Leuten eingeschärft, dass sie zu erscheinen hatten. Die Kinder ebenso wie die Alten und die Kranken.

    Als sie den Dorfplatz erreichte, war dieser so überfüllt, dass sie etwas abseits zwischen zwei Häusern stehen blieb. Drei Kinder saßen auf der Überdachung des Brunnens und nahmen ihr die Sicht auf das Podium, das man auf der anderen Seite behelfsmäßig aus Fässern und losen Brettern errichtet hatte. Darauf standen in einer Reihe sieben Stühle, auf denen stumm und mit ernsten Mienen die Ratsmitglieder saßen.

    Samira entdeckte ihren Vater am äußeren linken Rand. Drei Kinder, die auf das Gestänge des Brunnens geklettert waren, verdeckten ihr die Sicht auf Großvater, der in der Mitte Platz genommen hatte.

    Das allgemeine Gemurmel verstummte. Kurz darauf hörte sie Aidan, den Vorsitzenden des Rates, mit tragender Stimme sprechen, sodass sie auch von ihrer Position aus jedes Wort verstehen konnte. »Viele von euch haben bereits bemerkt, dass die Schatten ungewöhnlich nahe ans Dorf herangerückt sind. Das hat einen Grund. Ahasverosh ist krank.« Ein Raunen ging durch die Menge. Aidan wartete geduldig, bis es wieder still geworden war, bevor er weitersprach. »Die meisten von euch waren schon einmal in den Schatten. Es ist eine beliebte Mutprobe unter Kindern, und wie ihr vielleicht wisst, bin ich weiter vorgedrungen als irgendjemand sonst. Dort draußen verändert sich das Licht der Fackeln. Es wird dumpf und diffus, als würde man es durch einen dünngescheuerten Fetzen Stoff hindurch betrachten. An die Anstrengung, die das Atmen in dieser Umgebung bedeutet, gewöhnt man sich. Nur an die Stille nicht.«

    Er legte wieder eine Pause ein. Mato, der vor Samira stand, drehte sich zu ihr um und sah sie mit einem fragenden Blick an, doch sie schüttelte nur den Kopf. Sie wusste genauso wenig wie jeder Andere, worauf Aidan hinauswollte.

    »Die Luft trägt kein Geräusch ans Ohr«, fuhr Aidan fort, »Nicht das Knirschen der Stiefel im Sand, nicht das Knistern der herabbrennenden Fackel, nicht einmal dein eigenes Röcheln, wenn du nach Luft ringst. Es machte mich wahnsinnig. Ich schrie und tobte, ich wälzte mich im Staub und hämmerte mit beiden Fäusten auf den Boden, nur um mich zu vergewissern, dass ich noch lebte. Aber nachdem ich den Wahnsinn überwunden hatte, wurde mir etwas klar. Nichts lebt in dieser Finsternis. Nichts bewegt sich, sogar die Luft steht still. Das Einzige, wovor man Angst zu haben braucht, ist die Dunkelheit selbst.

    Wir haben versucht, Handelsbeziehungen mit anderen Dörfern aufzubauen. Dazu haben wir Boten ausgesandt, im Laufe der Zeit mindestens ein Dutzend. Keiner davon ist je zurückgekehrt. Trotzdem müssen wir jetzt, da Ahasverosh krank ist, einen weiteren Versuch wagen.

    Es gibt ein Heilmittel, das wir finden müssen...«

    »Stop!« Livius, der neben ihrem Vater gesessen hatte, sprang auf, eilte mit zwei schnellen Schritten in die Mitte des Podiums, schob Aidan an der Schulter zurück und stellte sich vor ihn.

    Die Leute auf dem Platz fingen an, sich einander zuzuwenden und wild durcheinanderzureden. Samira nutzte den allgemeinen Tumult, um sich zwischen Mato und Yella hindurch nach vorne zu drängen. Unter Einsatz ihrer Ellbogen drängte sie sich bis zum Brunnen vor, wo sie auf die Ummauerung kletterte. Von dort aus hatte sie freie Sicht aufs Podium.

    Keines der Ratsmitglieder saß mehr auf seinem Stuhl. Livius hatte sich zu Aidan umgedreht und redete auf ihn ein. So leise, dass Samira nicht verstehen konnte, was er sagte, aber wild gestikulierend. Es war nicht zu übersehen, dass die beiden stritten. Die anderen fünf stellten sich im Halbkreis um sie auf, ihr Vater legte die Hand besänftigend auf Livius‘ Schulter.

    Sie hatte noch nie erlebt, dass der Rat öffentlich Unstimmigkeiten zeigte. Aus Erzählungen wusste sie, dass die Entscheidungen selten einstimmig getroffen wurden. Die Abstimmungsergebnisse waren aber für alle bindend und wurden nach außen hin in Eintracht präsentiert.

    Livius riss sich von ihrem Vater los und drängte an Aidan vorbei nach vorne. Er räusperte sich mehrmals laut, bevor er zu sprechen begann. »Ahasverosh ist nicht krank, er liegt im Sterben. Der Rat hat mit nur einer einzigen Gegenstimme«, er drehte sich zu Aidan und warf ihm einen zornigen Blick zu, »beschlossen, dass es keinen Sinn hat, das Heilmittel zu suchen. Es handelt sich dabei um einen einzelnen Strauch, der mitten in den Schatten wächst. Dieser Strauch ist das Einzige, das in der Dunkelheit gedeihen kann. Mag sein, dass Ahasverosh weiß, wo er wächst, aber ohne Licht, ohne Landmarken und ohne Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren könnte, ist es unmöglich, ihn zu finden.

    Der Rat hat beschlossen, sechs zu eins«, wieder drehte er sich zu Aidan, der nun eine wegwerfende Handbewegung machte und sich mit verschränkten Armen auf seinen Stuhl setzte, »dass es aussichtsreicher ist, nach einem anderen Dorf Ausschau zu halten und die Bewohner zu bitten, uns aufzunehmen.

    Wie ihr alle wisst, gab es ursprünglich vierzehn Giganten. Das heißt, es muss noch dreizehn weitere Siedlungen geben. Mit etwas Glück schaffen wir es, eine davon zu erreichen.«

    »Und wie willst du das anstellen, ohne Landmarken und ohne Anhaltspunkte?« Samira drehte den Kopf und suchte in der Menge nach dem Mann, der diese Frage gerufen hatte, sie konnte ihn jedoch nicht ausmachen.

    »Ein Dorf ist größer als ein Strauch, und in den Schatten schon von Weitem gut zu erkennen. Außerdem besitzen wir alte Landkarten. Wir haben lange diskutiert, welches der Dörfer infrage kommt. Dabei haben wir all jene ausgeschlossen, die zu weit entfernt liegen oder sich in einem ungastlichen Gebiet befinden, in dem ein Überleben ohne Handelsbeziehungen über einen längeren Zeitraum zumindest schwierig, wenn nicht unmöglich ist. Was übrig bleibt, ist einen Versuch wert.«

    »Im Gegensatz zur Rettung unseres eigenen Dorfes. Die ist dir keinen Versuch wert.« Aidan spuckte auf die Bretter des Podiums. »Selbst wenn uns jemand aufnehmen wollte, heißt das noch lange nicht, dass die Kapazitäten dafür vorhanden sind. Um zusätzliche Leute zu ernähren, braucht man zusätzliches Land. Wo soll das herkommen?«

    Livius fuhr fort, als hätte er Aidans Einwand nicht gehört. »Zweck der Versammlung war es, euch mitzuteilen, dass wir bereits in drei Tagen aufbrechen werden. Wir wissen nicht, wie lange Ahasverosh seine Aura noch aufrechterhalten kann, daher müssen wir schnell handeln. Wir fordern euch auf, in drei Tagen bei Morgengrauen am Fuße des Berges zu warten, abmarschbereit. Nehmt alles mit, was ihr für die Reise braucht, aber nicht mehr. Ein Ochsenkarren pro Familie. Wenn wir zu viel mit uns tragen, sind wir zu langsam.«

    Livius drehte sich um und verließ das Podium. Samira beobachtete, wie der große Mann um die Ansammlung wartender Menschen herumging und sich dann schnurstracks in die Richtung seines Zuhauses davonmachte. Da die anderen Ratsmitglieder auf dem Podium sitzen blieben und ihm ebenfalls nachschauten, blieben auch die Leute auf dem Versammlungsplatz stehen und warteten gespannt.

    Es dauerte nicht lange, bis Aidan sich noch einmal vorne am Podium aufbaute und die Stimme erhob. »Ihr habt Livius gehört. Aber ich sage euch noch einmal, dass das, was er gesagt hat, nur eine Möglichkeit ist. Eine Möglichkeit von Zweien. Ich bin zu alt und zu schwach, um das Heilmittel selbst zu holen. Wenn einer von euch mutig genug ist, steht ihm meine Tür offen.« Danach stand auch er auf und ging, die restlichen Ratsmitglieder folgten ihm in einigem Abstand.

    Danach brach ein Tumult auf dem Platz aus. Die Leute fanden sich blitzschnell zu Gruppen zusammen und tuschelten. Samira fing nur ein paar Gesprächsfetzen auf. Hilkah war der Meinung, dass Aidan recht hatte, Jurek stimmte ihr brummend zu, woraufhin

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