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Giulias Blick
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eBook56 Seiten45 Minuten

Giulias Blick

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Über dieses E-Book

Sebastian wird durch den Tod seiner Freundin Giulia auf der Insel Ischia tief erschüttert. Um ihren Verlust zu verarbeiten, macht er sich auf die weite Reise aus dem dunklen Norden ins lichte Italien und erlebt dabei Veränderungen, die er nicht für möglich gehalten hätte.

Eine anrührende Erzählung über die Suche nach einem sinnerfüllten Leben.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum23. Mai 2019
ISBN9783743800144
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    Buchvorschau

    Giulias Blick - Simon Belli

    Simon Belli

    Giulias Blick

    BookRix GmbH & Co. KG

    81371 München

    Giulias Blick

    „Du glaubst nicht an Gott, aber für mich ist er der Atem der Welt", hat Giulia einmal gesagt.

    Das Licht der aufgehenden Sonne lässt Millionen Wellen auf der Oberfläche des Meeres flimmern.

    Ich genieße die leichte Brise und trinke einen Schluck Cappuccino. Meine Fußsohlen spüren die erste Wärme in den Steinfliesen der Terrasse und die Sandkörner darauf.

    Unten am Wasser erscheint Antonio. Er geht wie jeden Morgen zu seinem Boot, um es zu inspizieren. Grüßend hebt er die Hand. Vielleicht kommt er gleich noch auf einen Espresso zu mir herauf und wir sitzen zusammen, um Neuigkeiten auszutauschen.

    Eigentlich würde ich, Sebastian Andersen, jetzt hoch im Norden leben, unter einem grauen Himmel, der auf meiner Seele lastet. Ich würde in Trübsal versinken, mich durch die Tage schleppen, die Abende mit viel Bier vor dem Fernseher verbringen. Ich hatte allen Grund dazu.

    Doch es ist anders gekommen und das verdanke ich einer Postkarte.

    *

    „Ich habe eine schlechte Nachricht für dich, Sebastian …"

    Giovanni, Giulias Vater, sprach mit dünner, brüchiger Stimme durchs Telefon.

    In dieser einen Sekunde wich die Welt vor mir zurück, ich hörte auf zu atmen und in meinem Inneren bildete sich eisige Kälte.

    „Giulia ist hier auf Ischia bei einem Unfall ums Leben gekommen."

    Mit einem Mal befand ich mich im Auge eines Sturms, in dem es still war wie in einem Grab, umgeben von Finsternis, Tod und Leblosigkeit. Ich fühlte nichts mehr, war in einen unwirklichen Trancezustand geworfen. Die Stimme von Giovanni schien aus einem anderen Universum zu kommen.

    „Sie ist von einem Auto erfasst worden, das mit überhöhter Geschwindigkeit fuhr."

    Die Worte drangen in mein Ohr, aber mein Hirn weigerte sich, sie zu begreifen.

    Die Erinnerung an den Rest des Gesprächs fehlt.

    Irgendwann saß ich in der Wohnung und starrte vor mich hin. Dann lag ich auf meinem Bett, im Herzen eines schwarzen Lochs, das, zu einer riesenhaften Größe aufgebläht, alles verschluckte, jede Regung, jedes Gefühl, jeden Herzschlag.

    Eine Zeit der Lähmung begann.

    Ungezählt die Tage, die ich apathisch dahinvegetierte. Ich aß nichts, magerte ab, begann zu verwahrlosen. Ich hatte das Gefühl, nie mehr am Leben teilhaben, nie mehr lachen und nie mehr weinen zu können. Auf ewig verurteilt zu einem Existieren in einer dunklen Hölle aus Gefühllosigkeit und Abgrund.

    Mein Zeitgefühl ging verloren. War es eine Woche, war es ein Monat? Die Doktorarbeit lag unberührt auf dem Schreibtisch; wenn das Telefon klingelte, rührte ich mich nicht. Einmal stand mein Vater vor der Haustür. Ich sagte ihm, dass ich niemanden zu sehen wünsche.

    Das Einzige, was in meinem Inneren noch existierte, war Giulias Bild.

    Ihre dunklen Locken, ihr Lächeln, das so liebevoll und voller Wärme war, ihre braunen Augen, die so verwunschen und zugleich eine Spur amüsiert blicken konnten.

    Nur eine Woche hatte sie nach Ischia fliegen wollen.

    „Willst du nicht mitkommen?, hatte sie mich gefragt. „Ein paar Tage Sonne tanken, frischen Fisch essen, im Meer schwimmen?

    „Ich muss meine Doktorarbeit zu Ende bringen, hatte ich geantwortet, „ich habe nicht mehr viel Zeit.

    Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich mitgeflogen wäre. Vielleicht wären wir jetzt schon längst wieder zuhause gewesen, vielleicht würden wir keinen Gedanken daran verschwenden, dass einer von uns nicht mehr sein könnte. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.

    Wir waren drei Jahre zusammen gewesen, keine einfache Zeit, denn wir waren sehr unterschiedliche Charaktere, aber mit einem Mal schienen mir diese Jahre das Kostbarste, was mir je widerfahren war. Giulia hatte die Schönheit des Südens in sich getragen mit ihrer bronzenen Haut und ihren Augen wie Mandeln. Sie war voller Zärtlichkeit, Mitgefühl und Humor gewesen.

    Und trotz ihrer Schönheit und Wärme hatte ich keine Liebe zulassen können. Sie war tief in mir verschlossen gewesen, ohne eine Möglichkeit, zu ihr vordringen zu können. Ich hatte an der Seite dieser wunderbaren Frau gelebt und

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