Reflexionen des Lebens: Geschichten, die Erwecken, Erwärmen und Erinnern
Von Samuel Samiris, Sami Duymaz und Michaela Franz
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Über dieses E-Book
Die kunstvoll gewobenen Erzählungen, durchdrungen von Samiris' einzigartiger Perspektive, dienen als Licht in dunklen Stunden und bieten Trost sowie Inspiration für diejenigen, die nach Resilienz und Aufbau suchen. Jede Erzählung entfaltet sich wie ein kraftvolles Werkzeug, um seelischen Schmerz zu lindern und die Leser mit positiver Energie zu erfüllen.
Diese einfühlsame Sammlung lädt dazu ein, sich in die vielschichtigen Facetten der menschlichen Existenz zu vertiefen und dabei die eigenen Emotionen zu reflektieren. Die Erzählungen sind nicht nur Geschichten, sondern auch Quellen der Ermutigung, die dazu ermutigen, die eigenen inneren Herausforderungen anzunehmen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Tauchen Sie ein in die warmherzige Welt von Samuel Samiris und lassen Sie sich von diesen Geschichten inspirieren, die nicht nur das Herz berühren, sondern auch Wege zu innerer Heilung und persönlichem Wachstum aufzeigen. 'Reflexion des Lebens' ist nicht nur ein Buch, sondern eine Reise zu sich selbst, die jeden Leser mit einem gestärkten Geist und einem erfüllten Herzen zurücklässt."
Samuel Samiris
Samuel Samiris Schreibt vorsichtshalber unter einem Pseudonym. Sein Traumata verarbeitet er in all seinen Büchern, die alle nach und nach veröffentlicht werden. Andere sich darin spiegeln können und lernen mit einem ähnlichen Schicksal umzugehen. Seine Erlebnisse sind hart und haben ein Lebenslang an ihn gezerrt. Doch mit Hilfe der Psyche und der Selbstreflexion kann er heute über so vieles schreiben. Dies schreiben über das erlebte hilft Samuel Samiris alles aufzuarbeiten. So ist er heute ein sehr starker Mensch der vor nichts mehr Angst hat.
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Buchvorschau
Reflexionen des Lebens - Samuel Samiris
Reflexionen des Lebens.
Geschichten, die Erwecken, Erwärmen und Erinnern
Dieses Buch bietet einen tiefen Einblick in die Facetten des Lebens, beleuchtet kritisch aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen und lädt gleichzeitig zu einer Reise der Selbstreflexion und Erkenntnis ein. Die acht Geschichten erfassen eine Vielfalt von menschlicher Erfahrung, von warnenden Mahnungen bis hin zu herzerwärmenden Momenten, die wahre Werte und Liebe betonen.
Der „Mahner aus der Ferne" warnt vor den Auswirkungen der Medien und politischen Entscheidungen auf unsere Lebensqualität und psychische Gesundheit.
„Hörigkeit, Glauben und Erwachen" beleuchtet die Gefahr der blinden Gefolgschaft und regt dazu an, kritisch zu denken.
„Der Mann und die Kirschen" erzählt von wahren Werten und Liebe in einer herzerwärmenden Geschichte.
In der Bilderflut gefangen, mahnt uns vor der Manipulation durch Medien und Propaganda.
„Im Schatten des Vergessens" eine bewegende Geschichte von Liebe, Drama und Menschlichkeit bei Demenz präsentiert.
„Im Schatten der Seele" zeigt auf, wie Schmerz und seelische Belastungen langfristig beeinflussen und wieder gehen können.
„Im Glanz der Werte warnt vor der Konsumfalle und erinnert daran, dass wir von Anfang an wertvoll sind. Das Buch inspiriert zur Selbstreflexion, stärkt das Bewusstsein für wahre Werte und schenkt die Kraft, die im oft hektischen Alltag verloren geht. „Reflexionen des Lebens
lädt dazu ein, das eigene Leben bewusst zu gestalten und sich auf das Wesentliche zu besinnen.
Die Entscheidung, mehrere Geschichten in einem Buch zu präsentieren, liegt in der Wertigkeit jeder einzelnen Kurzgeschichte. Der Autor, Sami Duymaz / Samuel Samirs, schafft es, in jeder Geschichte tiefe Einblicke in verschiedene Aspekte und Emotionen des Lebens zu gewähren. Durch die Zusammenfassung erhalten die Leserinnen und Leser einen sehr umfassenden Einblick in die vielschichtigen Themen, die der Autor anspricht.
Diese Geschichten sind nicht nur kurze Episoden, sondern wertvolle Einsichten, die einen breiten Fächer menschlicher Erfahrungen abdecken. Der Autor möchte Menschen helfen, sich selbst zu finden und dabei zu stärken. Insbesondere für junge Menschen, die oft in ihren Entscheidungen schwanken, und für ältere Menschen, die in der Einsamkeit resignieren könnten, bietet dieses Buch eine wertvolle Quelle der Inspiration.
Jede Geschichte ist ein Schatzkästchen, das Schicksalsschläge und deren verbundene Psyche lasst und die wichtige emotionale zwischenmenschliche Beziehungen erkundet.
Durch die Vielfalt der Themen spricht das Buch ein breites Publikum an, das durch unterschiedliche Lebensphasen navigiert. Es ist ein wunderbares Machwerk, das nicht nur kurzweilige Unterhaltung bietet, sondern auch dazu ermutigt, über das eigene Leben und die gemeinsame Menschlichkeit nachzudenken.
Der Mahner aus der Ferne
Meine Gedanken zum Ausverkauf von Deutschlands.
Kurzgeschichte zum Nachdenken!!
Meine Gedanken zum Ausverkauf Deutschlands:
Der Weg zum Wahnsinn und seiner
Ungerechtigkeit.
Es waren die 60er Jahre, als der kleine Junge zur Welt kam. Eine Zeit des Aufschwungs und der Hoffnung auf bessere Zeiten, denn der Zweite Weltkrieg war vorbei und seine Spuren verweilten noch in den Köpfen der Menschen. Sie alle waren traumatisiert von dem ewigen Verstecken und der ständigen Angst vor den Bomben. Die Furcht vor dem Unbekannten hatte sich in ihr tägliches Leben eingegraben, bis sie zur Normalität wurde.
Für die Älteren war vieles noch präsent, auch wenn sich alles besserte.
Der Rhythmus des Lebens war damals immer noch an den Krieg und die Zeit angelehnt, als alles knapp oder nicht vorhanden war.
Der damals permanente Stress verdrängte und ignorierte vieles. Es ging ums nackte Überleben, da hielt man sich nicht mit Banalitäten auf.
So waren die Ädile und jede Art von Romantik verloren gegangen. Es gab keinen Platz mehr für liebe Sanftmut und Menschlichkeit.
Die Menschen verhielten sich wie egoistische Tiere aus der Not heraus. Futterneid herrschte nach dem Krieg und was er übrig ließ. Jede wärmende Decke oder ein stück Brot hatte einen unschätzbaren Wert.
Nutztiere existierten nicht mehr, und die Ackerflächen waren verwüstet. Tauben, die es kaum noch gab, wurden zum Ersatz für Nahrung. Mäuse, Ratten und alles, was die Wildnis hergab, diente dem Plankenüberleben.
Viele hatten aufgegeben und dem Elend ein Ende gesetzt, sodass nur die Stärksten überlebten.
Der Krieg war eigentlich längst entschieden, aber wer nicht mehr für sein vermeintlich heiliges Vaterland kämpfen wollte, wurde auf Befehl seiner eigenen Freunde und Soldaten erschossen.
Wer sollte da noch Ordnung schaffen können, und wann würde das Leid enden? Niemand wusste es, und so hielt man durch.
Viele Gräueltaten fanden statt, und niemand konnte mehr hinsehen. Man wandte den Blick ab, wenn eine Frau schrie, und versuchte, sich schnell zu erklären, was gerade geschah.
Einige Frauen waren schon so oft vergewaltigt worden, dass sie nicht mehr schrien, denn das machte die Täter aggressiv, und das Leid verschlimmerte sich.
Im Krieg wurden Männern die Hoden abgeschnitten, das Glied entfernt und es wurde dem vermeintlichen Feind in den Hals gesteckt. Dies war ein typisches Zeichen von Einzelkämpfern.
Sie waren dafür zuständig, Angst und Schrecken zu verbreiten und als Eliteeinheit nicht aufzufinden. Sie waren vieles, aber vor allem entmenschlicht.
Über all die Gräueltaten wurde gewitzelt, man war sogar stolz darauf. Niemand dachte daran, lebendig daraus herauszukommen, und so wurde es zur Normalität.
Ein Leben nach dem Krieg schien unvorstellbar. Wie sollte es nach all dem Übel und Taten weitergehen? Plötzlich alles wieder wie einst, als wäre nichts geschehen, und alles ist vergessen.
Vergessen, dass man Menschenfleisch gegessen hatte, als im Winter keine Nahrung für hunderte oder tausende Soldaten vorhanden war.
Das Licht wurde ausgeschaltet, als es endlich einmal etwas Essen gab.
Als es hieß, der Boden sei gefroren und man keine Toten begraben könne, ließ man sie im Graben sterben, denn so musste einer weniger ernährt werden.
Aus dem Lazarett verschwanden die Toten, doch man fand sie nie wieder.
Wer wollte das alles wirklich wissen, wenn der Hunger quälte und der Tod näher war als das Leben? Man konnte nicht mehr kämpfen, denn die Finger waren vor Kälte zu steif, und man freute sich über die eigenen Toten, nur um endlich einen wärmenden Mantel zu haben.
Man zog den Toten die größeren Schuhe und Strümpfe aus, um mehr Socken anziehen zu können, denn viele hatten erfrorene Zehen und drohten, an einer Vergiftung zu sterben. Es gab keine Zeit für so etwas, also ließ man sie qualvoll sterben. Keine Zeit für Sentimentalität.
Das anhaltende Leid über viele Jahre hinweg verwandelte einst liebenswerte Menschen mit Charakter und Größe in psychisch gebrochene Menschen, dem Wahnsinn ausgeliefert. Doch für andere waren sie genau dasselbe. All dies nur, weil die Obrigkeit es befahl.
Jeder hatte das Gefühl, allein nichts bewirken zu können, und tat, was alle taten.
Man hatte seinem Land geschworen und fühlte sich in der Pflicht. Wer nicht wollte, wurde eingesperrt oder standrechtlich erschossen.
Es ist nachvollziehbar, dass viele Soldaten nach dem Krieg schweigsam waren und nicht über ihre Erfahrungen sprechen wollten.
Wer konnte es den Soldaten später übelnehmen, dass sie so schweigsam waren und nicht über den Krieg sprechen wollten?
Man sagte sich und anderen, man hatte das Unheil nicht kommen sehen oder hatte weggeschaut, weil das empfindliche Leid spürbar wurde, wenn man sich aufgelehnt hatte.
Das war allerdings nicht mit dem vergleichbar, was später geschah.
Der Krieg im Kopf und die düsteren Gedanken, die einfach nicht enden wollten, machten einen still und innerlich einsam.
Als junger Mensch habe ich mich immer gefragt, wie man nur so heuchlerisch oder dumm sein kann, dass man seine einstigen Feinde so freudig empfangen kann. Doch sie brachten Frieden, Essen und Normalität.
Wenn das überhaupt nach all dem Erlebten noch möglich war.
Wichtig war nur, dass der nicht zu ertragende Krieg vorbei war. Wer hatte hier noch ein Ego oder eine Eitelkeit? Man hat verloren und überlebt. Was interessiert da noch der Stolz oder die eigene dumme Überzeugung, die nichts als Elend und Grauen gebracht hat?
Das Trauma, die Last, die man sich auferlegt hatte, war unerträglich geworden, und viele wären lieber im Krieg geblieben, als jetzt wieder zurückzukehren und so zu tun, als sei nichts gewesen.
Die Angst vor all den Fragen, die aufkommen könnten, machte sie ohnmächtig und lethargisch.
In Kinofilmen sieht man nur Helden, die ihrer Überzeugung bis zum Letzten dienen.
Es gibt keinen wirklichen Schmerz, der einen zermürbt und zur Aufgabe zwingt.
Keine leidvollen Gesichter und keine innere Einsamkeit.
Hier gibt es nur starke Helden.
Viele konnten nicht mehr in das normale Leben zurückkehren und brachten sich aus Scham und Schuldgefühlen um. Keine verbliebenen Eltern, keine Geschwister mehr da, für die es sich lohnte weiterzumachen.
Es fehlte die Kraft, um weiterzuleben.
Es gab keine Anerkennung für all das Leid, das sie anderen und sich selbst zugefügt hatten.
Sie waren keine Kriegshelden; sie waren am Ende alle Verlierer auf ganzer Strecke.
Diese Menschen waren es gewohnt, dass jemand da war, der ihnen sagte, wo es langgeht, und sie waren zu Marionetten geworden, an denen niemand mehr die Fäden zog. Die Spieler waren verschwunden. Einige sprachen nicht mehr, schon gar nicht über den Krieg.
Niemand wollte sich rühmen, weder über das, was sie dort geleistet noch über die Gräueltaten, die sie begangen hatten. Denn eigentlich waren sie alle nur Verlierer.
Sie hatten den grausamen Krieg verloren und ihre Ideologie, Menschlichkeit und ihren Glauben.
Sie mussten einsehen, dass sie fehlgeleitet waren und ihr nationaler Stolz eine einzige Enttäuschung war. Allmählich begriffen sie, dass es purer Wahnsinn war und nichts mit einer gerechten Sache zu tun hatte.
Alle ihre Glaubenssätze erwiesen sich als falsch, und die neue Generation hatte keinerlei Verständnis für solche Barbaren des Krieges. Diejenigen, die noch bei Verstand waren und ihr Handeln nicht verdrängen konnten, gaben auf und vegetierten bis zum Tod dahin.
Es gab keine Ereignisse mehr, über die man sich wirklich freuen konnte, und so blieben sie mit sich, ihrer Scham und dem verkrachten Leben allein.
Doch diejenigen, die es schafften, eine Familie zu gründen und sich einen Neustart zuzutrauen, hatten etwas mehr vom Leben. Dennoch war der Krieg immer noch im Unterbewusstsein verankert. Es gab viele von dieser Sorte, und man hatte untereinander viel Verständnis für die Kriegsveteranen.
Gewaltsame Aussprüche und Alkoholismus in der Ehe wurden verständlich. Andere wollte dies nicht sehen und hörteeinfach nicht mehr hin.
Man konnte das Problem nicht einfach durch das Einweisen aller in eine Geistesheilanstalt lösen, denn das Land musste mit den wenigen Männern und den vielen Frauen wieder aufgebaut werden.
Die Selbstmordrate blieb weiterhin hoch, besonders bei Männern, die glaubten, alles in den Griff zu bekommen. Viele machten sich jedoch nur etwas vor, bis es nicht mehr ging.
Die Gewalt, die im Krieg erlebt wurde, prägte weiterhin viele Menschen. In der Ehe und in der Erziehung existierte immer noch eine Befehlskette, die eingehalten werden musste.
Gewalt war das bewährte Mittel der Erziehung, sowohl bei Kindern als auch bei Frauen.
Als kleiner Junge dachte ich, mein Opa hätte sicher viel zu erzählen. Doch so richtig bekam ich nichts aus ihm heraus, und meine Mutter schien das nicht gerne zu sehen und verstand damals alles nicht.
Dennoch konnte ich mit meinem Opa machen, was ich wollte, und frisierte ihm die Haare wie einem Teufel, worüber alle lachten. Er war für mich immer ein großer und stämmiger Mann mit einem Bierbauch. Doch ich bemerkte seinen rüden Umgang mit meiner Oma oder Mutter. Vor meinem Vater tat er das jedoch nicht, aus gutem Grund, wie ich später herausfand.
Erst viel später bemerkte ich, dass er im Krieg wohl etwas Besonderes war, während er für seine Frau und Kinder oft ein bösartiger Vater war. Im Rausch versuchte er mehrmals, seine Frau und meine Mutter zu töten.
Sie wurde so sehr misshandelt, dass sie ins Krankenhaus mussten.
Heute weiß ich, wie so etwas entstehen konnte, und dass dies im neuen Deutschland kein Einzelfall war, sondern eher die Regel.
So ist der Krieg für manche nie zu Ende gewesen und existierte immer noch in den Köpfen der Menschen, mit mehr oder weniger starken Auswirkungen und trigger potenzial.
Auch meine Mutter hatte dies noch im Kopf. Sie war Leidtragende des Krieges im Kopf ihres Vaters.
Diese Gewalt war zu ihrer Normalität geworden und wurde unbeabsichtigt oder auch nicht, an mich weitergegeben und ausgelebt.
Zwar flachte der Krieg in den Köpfen oft ab, aber ich bekam es trotzdem stark zu spüren, mit all den psychischen Traumata dazu. Plötzlich wurde ich mit diesem Trauma konfrontiert, obwohl ich in keinem Krieg war. Dennoch erschien es mir wie eine Art von Krieg, der grausam war. In dem Krieg genauso ohnmächtig war, wie einst meine Mutter bei ihrem psychisch kranken Vater.
Der Gehorsamkeit und Hörigkeit großschrieb, wie einst die Propaganda lehrte.
Es sei eine Tugend gehorsam zu sein und blind zu vertrauen. Man findet diese denkweißen heute noch bei gerade älteren Menschen. Sie hinterfragen nicht, weil es sich nicht gehört. Geradezu unanständig ist.
So wie meine Mutter dachte auch ich über Macht nach, die ich haben wollte. Macht, die mir endlich Gerechtigkeit verschaffen sollte, und jeder, der es wissen wollte, sollte es auch zu spüren bekommen.
Schamlos spürte ich, wie die Rache in meinen Gedanke, und Träumen, süß war. So wurde ich mit den Gemeinheiten zu einem Kriegstreiber, der glaubte, dass das Recht auf seiner Seite sei. Und so würden auch meine Kinder irgendwann zu Kriegstreibern ohne Krieg werden.
Die Gedanken und die damit verbundenen Glaubenssätze manifestierten sich und wurden zu einem alltäglichen Ritual.
Die dunklen Gedanken führen zu einer Entwicklung, die nicht gut sein kann.
Man entkommt dieser Gedankenwelt nicht mehr und leitet einen ständig. Es gibt meist nur wenige Lichtblicke, die einem helfen, sich zu verändern.
Es erfordert eine innere Größe, um über sich selbst hinauszuwachsen, um zwischen Gut und Böse in seinem Schmerz und Emotionen zu unterscheiden.
Doch wie soll ein Kleinkind so etwas entwickeln?
Doch es geschahen Wunder für mich. Das erste Wunder war Gott, der zunächst meinem Leben eine Wendung gab. So kam ich in eine Sekte, die mir Halt und Glauben versprach.
Ich betete und las in der Bibel viele Geschichten, um Gottes Wort zu hören und suchte ich nach einer ganz persönlichen Verbindung, die ich auch bekam.
So glaubte ich und sprach viel im Geiste mit ihm.
Es erwärmte mein Herz, und meine Seele erblühte. Doch als man mir sagte, dass ich aufpassen müsste, mit wem ich spreche, veränderte sich alles.
Denn es könnte auch der Teufel sein, der sich im Geiste eingeschlichen hat.
Der Zweifel war geboren und hinterfragte alles. Der scheinbar sichere Hafen war nicht mehr gegeben und neue Ängste und Zweifel tauchten in mir auf.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich zu begreifen begann und mir meinen eigenen Reim aus allem machte.
Ich gewann Abstand, und allmählich verschwanden die Stimmen in mir, die mir sagten, was ich tun und lassen sollte. Sie waren zunächst nicht oft da, aber dann immer öfter, bis ich gegen meine eigenen Regeln verstieß und alle Stimmen ablehnte und nicht mehr danach handelte.
Dies hatte ich alles der Sekte zu verdanken, die es alle nur gut mit mir meinten und selbst dem Glauben erlegen waren. Ich mied sie, um wieder klar im Kopf zu werden.
Heute empfinde ich das gleiche wie damals beim Beten. Es erhebt mich voller Demut und Liebe. Sie stammt aus der Annahme meiner selbst.
Ich weiß heute genau, was alles in mir vorging und wie knapp ich am Abgrund der Schizophrenie stand.
Noch heute lasse ich mich in dem süßen Gedanken der Rache treiben und weis doch, wohin es mich führt. Doch ist der Hunger nach Rache fast erloschen in dem Wissen des Verderbens.
Ich bin heute zufrieden und sehr ausgeglichen. Die damaligen Probleme sind meist aufgearbeitet und abgelegt.
Nur manchmal, wenn bestimmte Knöpfe gedrückt werden, taucht manches wieder auf. Doch mein Verstand und mein neuer Horizont haben alles im Griff.
Manchmal habe ich jedoch das Gefühl, Dinge getan zu haben, an die ich mich nicht so richtig erinnern kann. Liegt es daran, dass ich sie nicht sehen will? Oder sind sie undenkbar?
In meinen Träumen und im Alltagsgeschehen sehe ich Dinge, die sehr realistisch wirken und dann doch wieder so absurd sind, dass ich mir selbst an den Kopf langen muss.
Einmal wachte ich schweißgebadet auf, und meine Nase blutete. Mein Bettlaken und meine Hände waren voller Blut.
Ich erinnere mich nur daran, dass es ein sehr intensiver Traum war, und wahrscheinlich war ein Ereignis über den Tag der Auslöser für meinen sehr schlimmen Alptraum.
Manchmal verspüre ich das Bedürfnis, nachts ein wenig spazieren zu gehen, wobei mir die Zeit oder das Wetter egal sind.
Es ist wie ein inneres Ventil, das mir Erleichterung verschafft. Meist sinne ich vor mich hin und betrachte Dinge, die mich an meine Kindheit erinnern.
Ich schwelge darin und versinke dabei.
Raum und Zeit verschwinden, und es ist sehr schön, alte Häuser zu betrachten und zu sehen, wie sich manches verändert hat.
Ein Haus liebe ich ganz besonders. Es war das erste Haus in der neuen Stadt, zu der wir als kleines Kind gezogen waren. Es handelte sich um eine Kleinstadt am Rande der DDR-Grenze, von der ich damals noch nichts wusste.
Das Jahr war 1972-74, und ich war 8-10 Jahre alt.
Meine Mutter hatte hier ihre ganze buckelige Verwandtschaft. Sie hatte in Hof/Saale noch 15 weitere Geschwister und unzählige Neffen.
Ich stieg nie ganz durch, und es war mir auch egal, auch wenn ich einige Freunde darunter fand. Wenn ich nach Jahren auf der anderen Straßenseite stehe und mir das alte Backsteinhaus im Straßenzug ansehe, dann spüre ich all die Emotionen und sehe auch die ganzen Geschichten, die sich darum ranken.
Jedes Mal, wenn ich dort entlangfahre oder gehe, fallen mir wieder Geschichten aus der Zeit ein, und es ist sehr schön, darin zu schwelgen. Jetzt wo ich der Lage her bin.
Wir wohnten im ersten Stock, und es gab noch ein Dachgeschoss Wohnungen.
Hier oben lebte ein alter Kriegsveteran, der eine Handprothese hatte. Er war immer ein stiller alter Mann, der nie sprach, eben Kriegsgeschädigter. Sein Kopf war deformiert und sah sehr alt aus.
Stattelmann hieß er, und er schien keinen Sinn für kleine Kinder zu haben, die ihn wohl genauso anstarrten, wie er sie. Ohne es vielleicht zu wollen, versetzte er alle in Angst. Damals dachte ich, er würde nicht mehr lange leben, denn er sah sehr mitgenommen aus und wirkte sehr alt.
Doch ich weiß, dass er noch viele Jahre lebte. Ich sah ihn nicht oft, aber sicherlich noch 20 Jahre lang.
Ich glaube, er ging irgendwann nur für das Nötigste aus seiner Wohnung und hatte all die Blicke satt.
Wie grausam das Leben sein kann, wie alleine er wohl war. Ich habe nie einen Besuch bei ihm gesehen. Hatte er sich das durch den Krieg und seine Taten verdient? Solche Überlegungen hatte ich damals und wollte nicht mit ihm tauschen.
Es gab in meiner Kindheit noch mehr von diesen Kriegsversehrten, die alle nach und nach von der Bildfläche verschwanden.
Im damaligen Stadtpark weiß ich noch von einem, der auch furchtbar aussah.
Sein Schädel war auch deformiert. Seine Augen waren tief eingefallen und irgendwie schief. Er ging hager nach vorne gebeugt und eilte hastig seinem Weg entlang. Es war, als wollte er nicht gesehen werden.
Als Kinder haben wir uns einmal getraut, ihn zu hänseln, und waren dann sehr überrascht, wie flink er noch hinter uns allen her war.
Wir hatten viel Glück, da er nicht allen Kindern gleichzeitig hinterherrennen konnte. Er kam mir sehr nahe, gab dann aber auf. Ich hatte die Hosen gestrichen voll und es tat mir schnell leid, was wir alles zu ihm gesagt hatten. Der Gedanke, dass mir auch einmal so etwas passieren könnte, ließ mich nachdenklich werden und änderte meine Meinung über solch bedauernswerte Menschen.
Dann gab es noch einen, der aber viel jünger gewesen sein musste, denn ich sah ihn noch vor einigen Jahren. Er sah immer so aus, wie ich ihn früher in der Disco sah.
Sein Mund war immer offen, und die Zunge ragte heraus. Er war riesig und schon erwachsen, etwas dicker und sehr kräftig.
Er hatte ein riesiges Horn an der Stirn, das wie ein halber Golfball festgewachsen war. Ich fragte mich, was er hier wohlwollte. Er ist doch viel zu alt. Es waren die 80er Jahre, und er sah aus wie 55-60 Jahre.
Heute weiß ich, dass er in einer Bank gearbeitet hat. Wie ist so etwas möglich? Denn er ist kein Aushängeschild für eine Bank. Er trug immer ein Hemd, das irgendwo aus der Hose herausschaute, da sein Bauch größer war als sein Hemd. Die leicht geöffnete und schiefe Krawatte saß nie an ihrer Stelle und flatterte herum. So sehr er auch die Mädels ansah, so unerreichbar waren sie für ihn.
Wie einsam war er doch gewesen? Wie auch alle anderen, die keinen mehr hatten, mit denen sie sich unterhalten konnten?
Ich finde, dass ich in meiner Jugend sehr gut ausgesehen und heute immer noch gut gehalten habe. Ich war nur meist zu schüchtern, um ein Frauenschwarm zu sein.
So gab es Zeiten, in denen ich auch unter der Einsamkeit gelitten hab und erahnen kann, was diese Kriegsgeschädigten erleiden.
Es war