Zerbrochene Träume

Von Clara Ann Simons

Mit Tränen in den Augen stehe ich auf dem Spielfeld und verabschiede mich von meinen Mannschaftskameradinnen und dem Leben, das ich in den letzten sechzehn Jahren kennengelernt habe. Der Profifußball war alles für mich, seit dem Tag, an dem ich mein Zuhause verlassen habe, um einem Traum nachzujagen. Jetzt fühlt es sich seltsam an, Abschied zu nehmen.

Der Ruhestand für einen Spitzensportler ist oft eine schwierige Angelegenheit. Ein Moment, den man niemals erleben will. Alles, was ich kenne, sind die Trainingseinheiten, die Ausflüge, die Spiele und die Fitnessstudio-Sessions. Trotzdem macht es mich fertig, seit ein paar Monaten jeden Tag mit meiner Ex eine Umkleidekabine zu teilen.

Jetzt stehe ich vor einem neuen Leben. Aber warum sollte ich in die Stadt zurückkehren, in der ich aufgewachsen bin? Mit achtzehn Jahren habe ich sie voller Träume verlassen, und jetzt kann ich nicht anders, als ein Gefühl der Unsicherheit und Nostalgie zu verspüren.
Ich habe Irene, meine erste Highschool-Liebe, dort zurückgelassen. Wie wird es sein, sie nach so vielen Jahren wiederzusehen? Werden wir noch etwas gemeinsam haben?

Erfahre die Geschichte von Marta und Irene in diesem "Zweite Chance"-Liebesroman, in dem sie entscheiden müssen, was sie wirklich wollen, um ihr Glück zu finden.

• Sprache: Deutsch
• Herausgeber: Clara Ann Simons
• Erscheinungsdatum: 9. März 2023
• ISBN: 9798223012894

Buchvorschau

Kapitel 1

Marta

Mit Tränen in den Augen stehe ich auf dem Spielfeld und verabschiede mich von meinen Mannschaftskameradinnen und dem Leben, das ich in den letzten sechzehn Jahren geführt habe. Der Profifußball war alles für mich seit dem Tag, an dem ich mein Zuhause verließ, um einem Traum nachzujagen, und jetzt fühlt es sich seltsam an, Abschied zu nehmen.

Ich denke, es ist an der Zeit, meine Schuhe an den Nagel zu hängen. Lieber wähle ich diesen Moment selbst, als dass ich rausgeschmissen werde, sage ich, während ich mit meiner besten Freundin in einem bekannten Restaurant in Barcelona zu Abend esse.

Natalia schüttelt den Kopf und stößt ein ungläubiges Schnauben aus.

Komm schon, Marta, mir brauchst du nichts vorzumachen, antwortet sie und zieht die Augenbrauen hoch. „Willst du wirklich ein ruhiges Leben oder versuchst du nur, so weit wie möglich wegzukommen?"

Ich seufze, als ich ein seltsames Gefühl der Niederlage verspüre. Sie kennt mich zu gut, wir sind schon so viele Jahre zusammen im Club. Dort fingen wir fast gleichzeitig an und waren vom ersten Moment an miteinander verbunden. Wir haben jeden Triumph und jedes Scheitern, die Freude und den Schmerz, die Frustration und die Angst geteilt. Jedes Mal, wenn ein Stürmer an mir vorbeigeht und wir ein Tor kassieren, suche ich ihren Blick. Bei jedem Sieg ist die erste Umarmung für sie.

Ich glaube, es ist beides, gebe ich zu und wende meinen Blick ab.

So toxisch, wie deine letzte Beziehung war, ist es nicht die beste Lösung, etwas Abstand zwischen euch zu bringen, nur die bequemste, warnt sie mich.

Ich weiß, aber ich brauche einen Tapetenwechsel. Ich kann Ana nicht mehr bei jedem Training sehen und so tun, als sei nichts passiert.

Sobald wir dreißig wurden, war eines der Hauptgesprächsthemen mit Natalia der Zeitpunkt, an dem wir die Fußballschuhe an den Nagel hängen und den Leistungssport aufgeben sollten. Die Menschen denken nicht darüber nach, wir selbst denken nicht darüber nach, bis die Jahre vergehen und der schwere Moment näher rückt. Der Ruhestand eines Spitzensportlers ist in der Regel schwer zu bewältigen. Er hat nichts mit dem zu tun, was in anderen Berufen passiert. Wenn dieser Rücktritt durch eine schwere Verletzung erzwungen wird oder weil dein Verein dich nicht mehr will, ist das verheerend. Ich habe Natalia immer gesagt, dass ich es vorziehe, aus eigenem Antrieb zu gehen, wenn ich es möchte. Ich würde lieber gehen als gezwungen zu werden, zu gehen.

Trotzdem ist es nicht einfach. Alles, was ich kenne, sind die Trainingseinheiten mit meinen Mannschaftskameraden, die Reisen, die Spiele, die Trainingseinheiten. Jetzt stehe ich vor einem neuen Leben in der Stadt, die ich mit achtzehn Jahren voller Träume verlassen habe, und ich kann nicht verhindern, dass sich mein Herz zusammenzieht, wenn ich daran denke, was ich dort zurückgelassen habe. Allein der Gedanke daran hat mir den Appetit verdorben, und der Wolfsbarsch, der vor mir liegt, erscheint mir nicht mehr ganz so lecker. Ich weiß nicht genau, was mich dort erwartet.

Ich verstehe immer noch nicht, warum du zu diesem Ort zurückgehst, beharrt Natalia, ohne auf das gegrillte Lendensteak einzugehen, das sie bestellt hat.

Ich habe die Möglichkeit, das Leben der Mädchen in diesem Team zu verändern, erkläre ich, obwohl es nicht das erste Mal ist, dass wir dieses Gespräch in den letzten Wochen führen. „Du verstehst das nicht, weil du immer reine Mädchenmannschaften trainiert hast. Ich war das einzige Mädchen in meinem Club, du hast keine Ahnung, was für einen Scheiß ich in meiner Jugendzeit ertragen musste."

Das hat dich härter und zu einer besseren Spielerin gemacht.

Ja, aber das würde ich niemandem wünschen. Ich wünschte, ich hätte in jenen Jahren eine Trainerin gehabt, die etwas von Fußball versteht. Jemand, der verstand, was ich durchmachte, der mir Ratschläge geben konnte. Ich wäre zufrieden gewesen, wenn sie mir nicht jede Woche gesagt hätte, ich solle lieber aufhören, bevor mich ein Junge beim Tackling verletzt. Jetzt gibt es genug Mädchen für ein Frauenteam, und das ist meine Chance, diesen Kindern zu helfen.

Nach dem, was du mir erzählt hast, wird es wohl nicht leicht für dich sein.

Nein, seufze ich und spüre die Ungewissheit, die noch tief in meinem Herzen herrscht. „Ich weiß, dass ich dort mit der gleichen Negativität konfrontiert werde, die ich in meiner Highschool-Zeit erlebt habe. Die gleiche alte Scheiße."

Aber jetzt bist du nicht mehr dieselbe. Viele Jahre sind vergangen, und alles hat sich zum Besseren entwickelt, und ich kann mir vorstellen, dass das auch für dein Dorf gilt. Du warst ein anderes Kind in einem kleinen Ort, und das hat dich von den anderen abgehoben. Jetzt bist du von dort weggegangen, um deine Träume zu verfolgen, und du hast sie erreicht. Vielleicht ist es eine Chance, deine Wunden ein für alle Mal zu heilen. Ich weiß nicht, das ist so eine Sache, wenn man sich den Geistern der Vergangenheit stellt und so, sagt Natalia und drückt meine Hand, um mich zu beruhigen.

***

Als das Flugzeug zu sinken beginnt, kann ich nicht anders, als mit einem seltsamen Gefühl aus dem Fenster zu schauen. Die Landschaft sieht vertraut aus, mit ihren sanften Hügeln und einem Flickenteppich aus Feldern mit verschiedenen Kulturen. Ich beginne, die Silhouette der kleinen Dörfer entlang des Flusstals zu erkennen, die sich wie ein Kinderspielplatz in alle Richtungen ausdehnen.

Es ist lange her, dass ich zu Hause war. Meine Fußballjahre waren geprägt von Höhen und Tiefen, Erfolgen und Misserfolgen, unermesslich viel Liebe, Verlust und harten Lektionen. Aber auch von Freude und Dankbarkeit, weil ich wusste, dass ich das Spiel spielen konnte, das ich liebte.

Meine Eltern bestanden immer wieder darauf, dass ich ein paar Tage bei ihnen verbringe, aber es gab immer ein neues Trainingslager. Oder ich hatte einfach keine Lust, in dieses Dorf zurückzukehren. Das Endergebnis ist dasselbe: In sechzehn Jahren kann man an den Fingern einer Hand abzählen, wie oft ich sie besucht habe. Immer nur kurze Aufenthalte und ohne die Kraft oder den Wunsch, jemand anderen als meine engste Familie zu treffen.

Es erscheint mir seltsam, den umgekehrten Prozess einzuleiten. Als ich achtzehn Jahre alt war, ging ich auf der Suche nach einem Traum nach Barcelona. Jetzt kehre ich an den Ort zurück, den ich mit erfülltem Traum, aber mit einem seltsamen Gefühl der Leere verlassen habe.

Als ich aus dem Flugzeug steige und das Flughafenterminal betrete, überkommt mich ein Gefühl der Beklemmung und ich umklammere meinen Koffer fest, als ob er meine Ängste auffangen könnte. Ich halte kurz inne, um meine Gedanken zu sammeln, und trete in die kühle Morgenluft außerhalb des Hauptgebäudes.

Es ist noch früh, und die Sonne ist vor nicht allzu langer Zeit über den Bergen aufgegangen und erhellt den Himmel mit einem fröhlichen orangefarbenen Schein, der irgendwie meine Stimmung hebt. In der Zwischenzeit wiederhole ich mir zum x-ten Mal, dass ich bereit bin für alles, was die Zukunft bringt, um das nächste Kapitel meines Lebens zu schreiben.

Während der gesamten Fahrt vom Flughafen zu meinem Elternhaus klebe ich am Fenster des Taxis. Es scheint sich nichts geändert zu haben. Die Stadt ist etwas gewachsen, seit ich weg bin; ein Werk eines bekannten Fleischkonzerns hat eröffnet und die jungen Leute gehen nicht mehr weg. Die Straßen scheinen voller zu sein, und ich lächle, als ich eine Gruppe von Kindern sehe, die in demselben Park Fußball spielen, in dem ich so viele Stunden damit verbracht habe, mit dem Ball zu kicken. Ohne es zu wollen, entweicht mir ein leichter Seufzer, wohl ein Anflug von Nostalgie nach meiner Kindheit.

Und als ich an einer Straße vorbeikomme, die