Hochsensible Kinder - Lösungen für 51 herausfordernde Alltagssituationen: Nachhaltige Strategien und praktische Tipps für ein entspanntes Familienleben trotz starker Gefühle
Von Johanna Hinze
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Über dieses E-Book
Machen Sie sich Sorgen, dass Ihr Kind Schwierigkeiten hat, Freunde zu finden oder sich unter Gleichaltrigen sehr schüchtern und ängstlich verhält? Befürchten Sie, dass es in der Schule nicht mehr richtig mitkommt und die Leistungen besorgniserregend sind?
Sind Sie es auch leid, dass Ihr Kind immer wieder wegen vermeintlicher Kleinigkeiten ausrastet? Nur weil es das Etikett des T-Shirts im Nacken spürt, abends die Zähne putzen soll oder weil es von der Sonne geblendet wird? Spüren Sie dann schon die Blicke anderer und beginnen sich zu schämen und sich zu wünschen, Ihr Kind würde sich einfach mal "normal" verhalten?
Eltern hochsensibler Kinder machen diese Erfahrungen besonders häufig, da hochsensible Kinder sehr schnell überreizt und überfordert sind und oft anders reagieren als ihre Altersgenossen.
Werden solche Probleme nicht gelöst, kann es sein, dass Ihr Kind später kein gesundes Selbstvertrauen entwickelt, was es ihm langfristig erschweren wird, Beziehungen aufzubauen.
Wenn auch Sie möchten, dass Ihr hochsensibles Kind zu einer glücklichen und selb
Ähnlich wie Hochsensible Kinder - Lösungen für 51 herausfordernde Alltagssituationen
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Buchvorschau
Hochsensible Kinder - Lösungen für 51 herausfordernde Alltagssituationen - Johanna Hinze
Vorwort
Eltern, die ein hochsensibles Kind im Alltag begleiten, merken oft erst im Laufe der Jahre, dass ihr Kind mehr wahrnimmt und fühlt als seine Altersgenossen. Sie wissen nicht, wie sie am besten mit diesem besonderen Charakterzug umgehen sollen. Ein ganz normaler Tag kann für solche Eltern zur Herausforderung werden, denn hochsensible Kinder sind besonders emotional und schnell überfordert. Diese Kinder brauchen häufiger Rückzug und Ruhe. Sie brechen öfter in Tränen aus, werden schneller wütend oder können mit Veränderungen überhaupt nicht umgehen. Wenn Sie vermuten - oder bereits wissen -, dass Ihr Kind hochsensibel ist, oder wenn Sie sich einfach aus Interesse näher mit dem Thema beschäftigen möchten, hilft Ihnen dieses Buch, die Bedürfnisse Ihres Kindes besser zu verstehen und unterstützende Strategien für den Alltag zu entwickeln.
Im ersten Teil erfahren Sie, was Hochsensibilität ist, wie sie in Erscheinung tritt und welche Hintergründe sie hat. Diese Informationen werden Ihnen dabei helfen, das Verhalten Ihres hochsensiblen Kindes besser zu verstehen. Mit dem hier vermittelten Wissen gelingt es Ihnen, sich mit Ihrer eigenen Erzieherrolle besser auseinanderzusetzen und schwierige Situationen bedürfnisorientiert zu lösen.
Im zweiten Teil stellen wir Ihnen typische Alltagssituationen vor, in denen hochsensible Kinder häufig Schwierigkeiten haben.
In den einzelnen Abschnitten erläutern wir Ihnen Schritt für Schritt, warum Ihr Kind in diesen speziellen Situationen auf ebendiese Weise reagiert. Außerdem zeigen wir Ihnen praktikable Wege auf, wie Sie akut mit solchen Situationen besser umgehen, und stellen langfristig wirksame Strategien vor, wie Sie Ihr hochsensibles Kind bestmöglich begleiten können.
Vergessen Sie dabei nie: Ihr Kind ist wunderbar, genau so, wie es ist. Die Hochsensibilität geht längst nicht nur mit Nachteilen einher, ganz im Gegenteil: Kinder mit dieser Persönlichkeit sind besonders kreativ, einfühlsam und sozial. Sie müssen nur lernen, wie sie mit ihren Emotionen und den äußeren Reizen richtig umgehen. Und mit diesem Buch können Sie Ihrem Kind genau bei dieser Herausforderung helfen.
Erster Teil: Kinder im Gefühlstsunami – Wie Sie Ihr hochsensibles Kind besser verstehen
Bei hochsensiblen Kindern ist die Bindung zu den Eltern von entscheidender Bedeutung. Je stabiler die Eltern-Kind-Bindung, desto weniger werden die Kinder durch ihre Hochsensibilität beeinträchtigt.
Hochsensibilität – was ist das eigentlich?
Hochsensibilität – ist das eine Krankheit? Eine Persönlichkeitsstörung? Eine Verhaltensauffälligkeit? Viele Eltern, die noch nie mit diesem Thema zu tun hatten, sind erstmal verunsichert und fragen sich, was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt. Grundsätzlich kann an dieser Stelle schon einmal Entwarnung gegeben werden: Hochsensibilität ist keine Erkrankung, keine Störung, keine Auffälligkeit. Es handelt sich hierbei um eine meist angeborene Veranlagung, die oftmals vererbt wird und sich ausschließlich auf die Persönlichkeit bezieht. Menschen, die hochsensibel sind, haben ein besonders empfindliches Nervensystem. Dadurch unterscheiden sie sich von anderen Personen. Infolgedessen reagieren hochsensible Menschen auch empfindsamer auf äußere Reize sowie auf ihre eigenen Gefühle.
Was ist Sensibilität?
Als Sensibilität bezeichnet man die Empfindsamkeit einer Person. Sie bestimmt, wie diese Person ihre Umwelt erfasst und Informationen verarbeitet. Durch unsere Sensibilität können wir zwischen verschiedenen Wärmezuständen unterscheiden, Schmerz empfinden, hell und dunkel auseinanderhalten und laut von leise differenzieren. Auch bei der Wahrnehmung von Gerüchen und Geschmäckern spielt die Sensibilität eine wesentliche Rolle. Sie beeinflusst unsere Gefühle und Gedanken und ist somit wichtig für die individuelle Persönlichkeit jedes Einzelnen.
Was bedeutet Hochsensibilität?
Spricht man nun von Hochsensibilität, so bezieht sich der Begriff auf eine überdurchschnittlich intensive Wahrnehmung der Umgebung. Die daraus gewonnenen Informationen werden besonders tiefgründig verarbeitet. Der Begriff wurde von der Psychologin Elaine N. Aron geprägt, die sich schon seit den 90er-Jahren mit Hochsensibilität befasst. Sie rief auch den Begriff „High Sensitive Person" ins Leben. Insbesondere die Empfindsamkeit für innere und äußere Reize spielte in ihren Forschungsarbeiten eine wichtige Rolle.
Ihren Schätzungen zufolge sind rund 15 bis 20 Prozent aller Kinder hochsensibel – oft ohne, dass dies den Eltern oder den Kindern bewusst ist. Die Kinder nehmen Geräusche, Gerüche und Emotionen stärker wahr als andere. Gleichzeitig haben sie eine ausgeprägte Fantasie, überdurchschnittlich viel Kreativität und eine enorme Vorstellungskraft. Sie erleben ihre Gefühlswelt als sehr intensiv und reagieren schnell emotional. Außerdem sind sie durch andere leicht zu beeinflussen. Sie legen viel Wert darauf, was andere über sie denken, und sind oftmals anfällig für Kritik. Bei zu vielen Reizen droht die Gefahr einer Überstimulation, die schließlich mit einer Überforderung des Kindes einhergeht. Genau deshalb haben solche Kinder auch einen höheren Bedarf an Ruhephasen und Rückzugsmöglichkeiten.
Für Eltern wichtig zu wissen ist: Hochsensibilität ist keine psychische Krankheit und bedarf dementsprechend auch keiner Behandlung. Trotzdem kann die Hochsensibilität zu Problemen führen, die ärztlich abgeklärt werden sollten. Das gilt insbesondere dann, wenn die Hochsensibilität Ihr Kind im Alltag stark einschränkt oder belastet – etwa bei eintönigen Ernährungsweisen oder bei ausgeprägten Ängsten. Zögern Sie nicht, sich an Ihren Kinderarzt zu wenden, wenn Sie das Gefühl haben, dass es Ihrem Kind körperlich oder seelisch nicht gut geht. Er kann Sie dann an einen Kinderpsychologen, Kinderpsychiater oder Ernährungsberater überweisen.
Es ist also wichtig, die Hochsensibilität des Kindes möglichst frühzeitig zu erkennen. Dann können Sie als Eltern ebenso wie die Betreuungspersonen zum Beispiel im Kindergarten oder in der Schule das Kind optimal begleiten und unterstützen, was sich positiv auf seine Entwicklung auswirkt. Können hochsensible Kinder mit den stark empfundenen Sinnesreizen, Gefühlen und Gedanken hingegen nicht adäquat umgehen, droht eine Reizüberflutung. Auf lange Sicht besteht dann die Gefahr von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen.
Was zeichnet hochsensible Kinder aus?
Zu erkennen, ob ihr Kind hochsensibel ist oder nicht, kann für Eltern schwierig sein. Es gibt einige typische Merkmale, die hochsensible Kinder auszeichnen. Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie bei Ihrem Kind im Alltag auf folgende Aspekte achten, denn diese Verhaltensweisen deuten auf Hochsensibilität hin:
• Das Kind hat eine ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit und registriert Dinge, die Ihnen oder anderen Kindern nicht auffallen.
• Das Kind verarbeitet Reize deutlich tiefgründiger als Gleichaltrige.
• In Alltagssituationen ist das Kind schnell überfordert, weshalb es sich häufiger zurückzieht, um sich zu regenerieren.
• Das Kind hat eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe.
• Beim Spielen mit anderen Personen zeigt sich das Kind als sehr einfühlsam.
• Das Kind ist kreativ und fantasievoll. Oft scheint es, als wäre es komplett in seiner eigenen Welt.
• Visuelle Reize, Gerüche und Lärm werden dem Kind beim Spielen schnell zu viel, sodass es aus dem Spiel aussteigt und sich zurückzieht.
• Größere Gruppen im Kindergarten, in der Schule oder bei Veranstaltungen können bei dem Kind Unwohlsein auslösen.
• Das Kind zeigt schon früh, dass es sich sehr gut in andere hineinversetzen kann. Es spürt die Gefühle und Stimmungen anderer deutlich.
• Die Stimmungslagen des Kindes wechseln häufig von freudig zu betrübt – und zwar so schnell, dass die Eltern es gar nicht immer gleich mitbekommen.
• Die eigenen Vorstellungen setzt das Kind mit Ausdauer und teils sogar mit Sturheit durch.
• Das Kind hat einen starken Bewegungsdrang: Es kann selten stillsitzen und tobt gerne.
• Meist braucht das Kind weniger Schlaf als Gleichaltrige und hat mehr Energie.
• Der Wechsel von Bezugspersonen kann für das Kind schwierig sein. Es fühlt sich bei seinem gewohnten Gegenüber am sichersten.
Kommt es Ihnen beim Lesen so vor, als würde hier Ihr eigenes Kind beschrieben? Dann können Sie davon ausgehen, dass Ihr Kind hochsensibel ist.
Verschiedene Arten der Hochsensibilität und deren Eigenschaften
Jeder Mensch ist einzigartig, deshalb ist es immer schwierig, einzelne Personen in „Schubladen" einzuordnen. Das gilt auch für Kinder und Erwachsene mit Hochsensibilität. Hier zeigen sich ganz viele verschiedene Abstufungen, Formen und Ausprägungen. Eltern haben aus ebendiesem Grund oft Schwierigkeiten, ihr Kind genau einzuschätzen. Laut Elaine N. Aron werden drei verschiedene Gruppen der Hochsensibilität unterschieden:
1. Sensorische Hochsensibilität
a. Akustische Sensibilität
b. Visuelle Sensibilität
c. Olfaktorische Sensibilität
d. Gustatorische Sensibilität
e. Taktile Sensibilität
f. Thermische Sensibilität
2. Emotionale Hochsensibilität
3. Kognitive Hochsensibilität
Jede Art der Hochsensibilität kann zudem mehrere Facetten aufweisen, die häufig untereinander vermischt sind. So kann ein Kind, das eine starke sensorische Hochsensibilität aufweist, gleichzeitig aber auch kognitiv hochsensibel sein. Ebenso können emotional hochsensible Kinder auch sensorisch hochsensibel sein. Alle Mischformen sind hierbei denkbar. In den nachfolgenden Abschnitten erläutern wir die einzelnen Arten der Hochsensibilität genauer.
1. Sensorische Hochsensibilität
Die sensorische Hochsensibilität umfasst die ausgeprägte Sensitivität der Sinnesorgane. Meistens betrifft diese aber nicht gleichermaßen alle Sinnesorgane, sondern eher nur zwei bis drei. Wer sensorisch hochsensibel ist, hat eine deutlich differenziertere und feinere Wahrnehmung im Vergleich zu normalsensiblen Menschen. Das kann für Betroffene zu einer Belastung werden, denn die hohe Erregbarkeit der Sinne führt zu einer schnellen Überreizung des Nervensystems. Die erhöhte Sensitivität kann dabei im Prinzip alle Sinne betreffen:
A) Akustische Sensitivität
Die akustische Sensitivität tritt bei den meisten sensorisch Hochsensiblen auf. Dennoch sind diese nicht automatisch lärmempfindlich, im Gegenteil: Sie hören oft gerne laute Musik. Es kommt immer auf die Art des Geräuschs an. Auch leise Geräusche wie das Summen einer Biene, das Brummen eines Kühlschranks oder das Klappern einer Tastatur können bei akustisch sensitiven Personen zur Belastung werden. Problematisch sind zudem in der Regel viele verschiedene Geräusche, die zur selben Zeit auf die Ohren einprasseln.
B) Visuelle Sensitivität
Visuell hochsensible Kinder und Erwachsene empfinden es als unangenehm, wenn ihre Augen bestimmten Reizen ausgesetzt sind. Vor allem Licht wird als problematisch empfunden. Helles Licht wird schnell als Blendung wahrgenommen, und die direkte Sonne wird oft gar nicht vertragen. Visuell Hochsensible bevorzugen es, unabhängig von der Jahreszeit eine Sonnenbrille zu tragen. Sie ziehen häufig die Jalousien zu. Es gibt aber auch visuell hochsensible Personen, die auf unruhige Bewegungen, bunte Farben oder flackernde Lichter sensibel reagieren.
C) Olfaktorische Sensitivität
Manche hochsensible Kinder haben einen äußerst empfindlichen Geruchssinn – fast so wie bei einem Hund oder einer Katze. Sie sind in der Lage, die Stimmung der anderen Menschen durch ihren Geruchssinn wahrzunehmen, und erkennen daran, ob jemand Stress oder Angst hat. Teilweise wissen sie anhand des Geruchs, dass bald ein Gewitter droht, oder erkennen am Duft eines Pullovers, wem dieser gehört. Die olfaktorische Sensitivität ist vergleichsweise selten und häufig nicht so gut zu erkennen. Es kann sein, dass olfaktorisch hochsensible Kinder oft aufgrund unangenehmer Gerüche die Nase rümpfen oder bestimmte Lebensmittel schon wegen ihres Geruchs ablehnen.
D) Gustatorische Sensitivität
Gustatorisch hochsensible Kinder und Erwachsene haben einen sehr sensitiven Geschmackssinn. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass sie Lebensmittel als „verdorben" betrachten, obwohl Geruch und Aussehen noch einwandfrei sind. Durch die gustatorische Hochsensibilität schmecken sie Fäulnisbakterien oder kleinste Mengen an Schimmelsporen deutlich früher als andere. Generell spielt der Geschmackssinn bei der Hochsensibilität aber eine eher untergeordnete Rolle, da dessen hohe Sensitivität die Betroffenen meist nicht so stark belastet.
E) Taktile Sensitivität
Eine taktile Hochsensibilität kommt bei vielen hochsensiblen Menschen vor. Die Haut wird dann als empfindlichstes Sinnesorgan empfunden. Tatsächlich wird diese Sensitivität bei Kindern häufig schon früh erkannt. Die Kinder ertragen dann keine direkten Reize wie Kratzen oder Reibung auf ihrer Haut und reagieren empfindlich auf Etiketten und Nähte von Kleidungsstücken. Mitunter lehnen sie Jeans wegen der dicken Stoffe ab, manche ertragen keine Socken, und wieder andere verweigern Unterhosen komplett, wenn sie nicht nahtlos sind. Taktil hochsensible Menschen nehmen jeden Fremdkörper auf der Haut als störend wahr – etwa ein Haar, das auf der Haut kitzelt, oder eine Feder aus einem Kissen, die ins Gesicht piekt.
Mitunter erstreckt sich die taktile Sensitivität bis in den Mund. Dann bekommen die Kinder Speisen mit bestimmten Konsistenzen einfach nicht herunter, weil es sich für sie im Mund komisch anfühlt. Auch Luftbewegungen durch Ventilatoren, Klimaanlagen oder Wind werden von taktil Hochsensiblen als quälend empfunden. Weiterhin geht diese Sensitivität mit einem höheren Schmerzempfinden einher. Stöße, Spritzen oder das Schneiden der Nägel sind Dinge, die dann viel intensiver und schmerzhafter wahrgenommen werden. Taktil Hochsensible spüren teilweise auch die Vorgänge in ihrem Körper deutlich – etwa ihre eigene Verdauung oder die Bewegung ihrer Augäpfel.
F) Thermische Sensitivität
Die thermische Sensitivität geht im Prinzip mit einer hohen taktilen Sensitivität einher. Da sie so