Medizinische Organisationspsychologie für das Krankenhaus: Systemische Beratung in einem fordernden Umfeld
Von Jochen Schweitzer, Beate Ditzen, Kirsten Bikowski und
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Über dieses E-Book
Die Autor:innen geben Einblicke in die wissenschaftlich fundierte und praktische Beratungserfahrung der Sektion Medizinische Organisationspsychologie in Heidelberg. Das Spektrum reicht von der Beratung einzelner erschöpfter Mitarbeiter:innen bis zur Arbeit mit großen Teams im Schichtdienstbetrieb; von der Fallsupervision für anstrengende Patient:innenkontakte bis zur resilienzfördernden Team- und Führungskräfteentwicklung; von der breitgefassten "Inhouse-Beratung für alle Lebenslagen" bis zur hochspezialisierten Konfliktmediation.
Inspiriert ist dieser Band von der Hochachtung für die Organisation Krankenhaus und deren Mitarbeitende, die tagtäglich Menschenleben retten oder zumindest vielen von uns helfen, gesund zu bleiben oder wieder zu werden. Die facettenreichen Beiträge zeigen den Geist systemischer Beratung, vermitteln Haltungen wie Wertschätzung, Neugier, Allparteilichkeit und zeugen vom Respekt gegenüber den Personen und Zielen der Organisation – bei gleichzeitiger Respektlosigkeit gegenüber angeblich nicht anzweifelbaren Glaubenssätzen.
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Rezensionen für Medizinische Organisationspsychologie für das Krankenhaus
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Buchvorschau
Medizinische Organisationspsychologie für das Krankenhaus - Janna Küllenberg
Der Kontext
Was ist medizinische Organisationspsychologie?
Jochen Schweitzer, Janna Küllenberg und Beate Ditzen
Medizinische Organisationspsychologie ist ein Begriff, den unsere Arbeitsgruppe im Jahr 2007 gewählt hat, um einer damals neu gegründeten wissenschaftlichen und beraterischen Arbeitseinheit am Universitätsklinikum Heidelberg einen Namen zu geben. Er gefiel uns damals und er gefällt uns bis heute als Kürzel für den doppelten Versuch, Einrichtungen des Gesundheitswesens in ihren Besonderheiten (daher medizinisch) wissenschaftlich unter eine speziell organisationspsychologische (und nicht primär klinisch-psychologische) Lupe zu nehmen und sie und die Mitarbeiterinnen mit dem Handwerkszeug organisationspsychologisch informierter Beratung bei der Bewältigung ihrer vielen Herausforderungen auch praktisch zu unterstützen. Diese Perspektive verbanden wir, auch wenn das nicht Teil des Namens der Arbeitsgruppe wurde, von vornherein mit der Sicht der systemischen Beratung, die praktisch von allen bis heute hier Arbeitenden geteilt und praktiziert wurde.
Seit 1997 haben wir, mit Unterstützung des damaligen Leiters Rolf Verres, im Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Heidelberg diesen Schwerpunkt aufgebaut. 2007 wurde er als eine offizielle Sektion des Universitätsklinikums anerkannt. Zwischen 1997 und 2022 hat diese Sektion einschließlich ihres inoffiziellen Vorläufers zwölf drittmittelgeförderte Forschungsprojekte durchgeführt. Parallel dazu hat sie eine große Zahl von Führungskräften, von klinischen, wissenschaftlichen und Service-Teams sowie Umstrukturierungsprojekten bei ihrer Arbeit beratend unterstützt. Jetzt, 2022, mit dem Ruhestand von Jochen Schweitzer als Gründer und langjährigem Leiter der Sektion, wird sie zunächst als Arbeitsgruppe im Stil einer Beratungsstelle unter Leitung von Kirsten Bikowski ihre Arbeit in dem heute von Beate Ditzen geleiteten Institut für Medizinische Psychologie fortführen. Dieser Übergang ist auch der biografische Anlass für das von Janna Küllenberg koordinierte Verfassen dieses Buches gewesen.
Mit diesem Buch wollen wir die praktischen Beratungserfahrungen vermitteln, die sich unsere Gruppe in diesen Jahren angeeignet hat – teils inhouse im Universitätsklinikum Heidelberg, teils extern in anderen Krankenhäusern. Wir denken, dass die Arbeit im Gesundheitswesen in manchen Bereichen typisch für die Arbeit in großen Organisationen ist, andererseits aber – und hier besonders die Arbeit in der Klinik – Besonderheiten aufweist. Dies u. a. durch die interdisziplinäre Struktur, die Notfallszenarien, den Umgang mit Menschen, die in einer Ausnahmesituation sind, und die elementaren und existentiellen Fragen, die immer wieder auftreten. Das Buch richtet sich deshalb an Leitungskräfte und Mitarbeitende im Gesundheitswesen, besonders in Krankenhäusern, die Unterstützung in psychosozialen Konfliktlagen suchen oder vermehrt organisationsentwicklerisch tätig sein wollen. Und es richtet sich an Beratungsfachleute, die sich in die besonderen Herausforderungen von Gesundheitseinrichtungen eindenken wollen. Das Spektrum der Beratungssettings reicht von der Beratung einzelner erschöpfter Mitarbeiter bis zur Arbeit mit zum Teil sehr großen Teams im Schichtdienstbetrieb; von der Fallsupervision für anstrengende Patientenkontakte bis zur resilienzfördernden Team- und Führungskräfteentwicklung; von der breitgefassten Inhouse-Beratung für alle Lebenslagen bis zur hochspezialisierten Konfliktmediation.
Das Buch enthält zahlreiche Falldarstellungen, die aber durch zahlreiche Verfremdungen allesamt keine in dieser Form realen, sondern prototypische Begebenheiten erzählen. Alle darin vorkommenden Klienten sind in diesem Sinne erfundene Klienten, alle Geschichten erfundene Geschichten. Alle hätten sich aber recht ähnlich wie beschrieben abspielen können.
Das Buch ist inspiriert vom Geist systemischer Beratung, von Haltungen wie Wertschätzung, Neugier, Allparteilichkeit, vom Respekt gegenüber den Personen und Zielen der Organisation bei gleichzeitiger Respektlosigkeit gegenüber angeblich nicht anzweifelbaren Glaubenssätzen. Wer sich in die Grundlagen systemischer Beratung vertieft einarbeiten möchte, sei auf das Lehrbuch von Schlippe und Schweitzer (2016) hingewiesen. Alle Autorinnen² sind in systemischer Therapie und Beratung oder in systemischem Coaching und Organisationsentwicklung weitergebildet, meist am Heidelberger Helm Stierlin Institut, und haben zu verschiedenen Zeiten in der Sektion oder als Partnerin mit der Sektion zusammengearbeitet.
Das Buch ist auch inspiriert von unserer Hochachtung für die Organisation Krankenhaus und deren Mitarbeitende, die tagtäglich – oft im Schichtdienst, oft unter Zeitdruck, oft unter belastenden ökonomischen und bürokratischen Rahmenbedingungen – Menschenleben retten oder zumindest vielen von uns helfen, gesund zu bleiben oder wieder zu werden.
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2Wir verwenden im Text in zufälliger Folge die männliche und weibliche Form. Im Sinne der gendersensiblen Sprache mögen sich bitte alle mitgemeint fühlen.
Krankenhäuser verstehen
Antonia Drews, Frauke Ehlers und Jochen Schweitzer
Das Krankenhaus – eine Gesundheits-Einrichtung
Was unterscheidet Krankenhäuser von anderen Arten von Organisationen? Die wichtigste Unterscheidung betrifft Gesundheit als ein besonderes, basales und existentielles Gut. Gesundheit ist eine Grundbedingung für die Nutzung fast aller anderen Güter, insofern lebenswichtiger als Autos oder Wertpapiere. Sie hat sowohl für Patienten als auch für Mitarbeitende eine sehr hohe persönliche Bedeutung und lässt niemand kalt, wie man so schön sagt. Dabei ist sie ein »Vertrauensgut« (Friedrich u. Schulz, 2020), bei dessen Gewinnung die Patientin Co-Produzentin ist, d. h. intensiver mitarbeiten muss als bei anderen Gütern. Zudem inszenieren sich im Krankenhaus häufig Grenzsituationen zwischen Leben und Tod, was es zu einem besonders spannenden und interessanten, aber auch besonders anstrengenden Arbeitsplatz macht. Deshalb sind Überlastung und Überarbeitung häufig anzutreffen und dementsprechend ist deren Prävention durch Gesundheitsmanagement hier noch wichtiger als in vielen anderen Branchen (Kroll, Müters, Schumann u. Lamper, 2017).
Gesundung erfordert besondere Prozessabläufe. Prozesse im Krankenhaus sind oft nur bedingt vorhersehbar und aufgrund der Heterogenität der Krankheitsverläufe von Patienten auch nur begrenzt standardisierbar: Die Planung des Unplanbaren stellt Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement vor besondere Voraussetzungen. An der Erhaltung und Wiederherstellung von Gesundheit sind – in unterschiedlicher Intensität – bis zu 45 nichtärztliche Berufsgruppen und Ärztinnen aus bis zu 37 verschiedenen Fachrichtungen beteiligt (vgl. Statistisches Bundesamt – Destatis, 2021), prominent sind dabei medizinische, pflegerische und weitere therapeutische Berufsgruppen. Aber auch jenseits des direkten Patientenkontaktes wird viel technisches Service- und Verwaltungs-Knowhow gebraucht, als Beispiel seien hier Logistik (z. B. Beschaffung von Versorgungsmaterial) und Hygiene (gewährleistet u. a. durch Reinigungskräfte) genannt. Dies erhöht die Zahl interprofessioneller Schnittstellen, also des