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Das Happiness-Prinzip: Wie Sie mit 7 Bausteinen der Positiven Psychologie erfolgreicher und leistungsfähiger werden
Das Happiness-Prinzip: Wie Sie mit 7 Bausteinen der Positiven Psychologie erfolgreicher und leistungsfähiger werden
Das Happiness-Prinzip: Wie Sie mit 7 Bausteinen der Positiven Psychologie erfolgreicher und leistungsfähiger werden
eBook361 Seiten6 Stunden

Das Happiness-Prinzip: Wie Sie mit 7 Bausteinen der Positiven Psychologie erfolgreicher und leistungsfähiger werden

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Über dieses E-Book

Wie Sie mit 7 Bausteinen der Positiven Psychologie erfolgreicher und leistungsfähiger werden

„Shawn Achor ist lustig, selbstironisch und stellt die etablierten Vorstellungen von Glück auf den Kopf … Man wird zu Wachs in seinen Händen.“ — THE BOSTON GLOBE

Eine Alltagsweisheit besagt, dass wir glücklich werden, sobald wir Erfolg haben – wir müssen nur noch diesen großartigen Job bekommen, die schöne Wohnung ergattern oder zwei weitere Kilo abnehmen. Die neuesten Untersuchungen der Positiven Psychologie zeigen, dass dieses Prinzip längst überholt ist, denn Glück fördert Erfolg, nicht umgekehrt.

In DAS HAPPINESS-PRINZIP stellt der New-York-Times-Bestseller-Autor sein bahnbrechendes Konzept vor. Er zeigt auf, wie kleine Veränderungen in unserer Denkweise und unseren Gewohnheiten Großes bewirken können. Dazu hat er sieben Bausteine für ein erfolgreiches Leben erarbeitet, beispielsweise:

DER ANGELPUNKT UND DER HEBEL: Wie eine Veränderung der Mentalität die eigene Leistungsfähigkeit steigert
DER TETRIS-EFFEKT: Wie Sie Ihre Möglichkeiten voll ausschöpfen, indem Sie das Gehirn trainieren
DIE 20-SEKUNDEN-REGEL: Wie durch den Abbau von Hindernissen aus schlechten Angewohnheiten gute werden

SHAWN ACHOR beweist, dass glückliche Menschen bessere Problemlöser sind, bedeutend gesünder leben, tiefere soziale Bindungen haben und resistenter gegen Stress sind. Dieses Buch ist für alle gedacht, die ihr volles Leistungspotenzial in allen Lebensbereichen ausschöpfen wollen!

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Sept. 2020
ISBN9783962571641
Das Happiness-Prinzip: Wie Sie mit 7 Bausteinen der Positiven Psychologie erfolgreicher und leistungsfähiger werden
Autor

Shawn Achor

Angaben zur Person: Shawn Achor ist Dozent an der renommierten Harvard Universität, an der er einst selbst bei den Vorreitern der Positiven Psychologie studiert hat. Der von ihm mitgestaltete Happiness-Kurs zählt zu den erfolgreichsten der gesamten Universität. Neben seiner Lehrtätigkeit ist Achor Mitbegründer und CEO des Forschungs- und Beratungsunternehmens Aspirant, das auf Grundlage der Positiven Psychologie großen Konzernen zu individueller Leistungssteigerung und produktiveren Arbeitsplätzen verhilft. Der weltweit führende Experte für Glück und Erfolg arbeitet und forscht zudem an der Wharton Business School, Yale und der Columbia Universität.

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    Buchvorschau

    Das Happiness-Prinzip - Shawn Achor

    Happiness-Prinzips.

    DIE ENTDECKUNG DES HAPPINESS-PRINZIPS

    ■ ■ ■

    Mit meiner Bewerbung in Harvard legte ich eine Mutprobe ab.

    Ich wuchs in Waco, Texas, auf und wollte die Stadt eigentlich nie verlassen. Als ich mich in Harvard bewarb, schlug ich gerade ernsthaft Wurzeln und machte eine Ausbildung bei der freiwilligen Feuerwehr vor Ort. Für mich existierte Harvard bislang nur im Film und in den Späßen der Mütter, die ihre Kinder eines Tages zum Studieren dorthin schicken wollten. Die Chancen auf einen Platz in Harvard waren verschwindend gering. Ich tröstete mich damit, meinen Kindern eines Tages beiläufig beim gemeinsamen Essen berichten zu können, ich hätte mich übrigens in Harvard beworben. (Ich stellte mir meine ziemlich beeindruckten imaginären Kinder vor.)

    Angesichts meiner dann doch unerwarteten Aufnahme war ich ganz aus dem Häuschen über dieses Privileg, aber auch voller Demut. Dieser mir gegebenen Möglichkeit wollte ich gerecht werden. Also ging ich nach Harvard und blieb … zwölf Jahre lang.

    Vor meinem Wegzug aus Waco hatte ich Texas erst viermal und die USA noch nie verlassen (obwohl Texaner grundsätzlich alles außerhalb der texanischen Grenzen als Ausland betrachten). Kaum trat ich aus dem Bahnhof in Cambridge auf den Harvard Yard, verliebte ich mich und fand nach meinem Bachelor-Abschluss schnell einen Weg, bleiben zu können. An der Graduate School unterrichtete ich Lektionen in sechszehn verschiedenen Studiengängen und begann, Vorträge zu halten. Während meiner Promotionszeit wurde ich Proktor – das ist ein Harvard-Bediensteter, der mit Erststudenten im Wohnheim lebt und diese auf ihrem schwierigen Weg zu akademischem Erfolg und Glück im Elfenbeinturm unterstützt. Tatsächlich verbrachte ich so insgesamt 12 Jahre meines Lebens in einem Studentenwohnheim (eine Tatsache, die ich beim ersten Rendezvous stets wohlweislich verschwieg).

    Ich erzähle Ihnen das aus zwei Gründen. Erstens veränderte Harvard, weil ich es als ein solches Privileg empfand, grundlegend die Art, wie mein Gehirn meine Erfahrungen verarbeitete. Ich war dankbar für jeden Moment, selbst inmitten von Stress, Prüfungen und Schneestürmen (auch das kannte ich bis dato nur aus dem Kino). Zweitens verschafften mir meine 12 Jahre als Lehrkraft in Universitätsräumen sowie als Mitbewohner in Wohnheimen einen umfassenden Überblick, wie Tausende Harvard-Studenten Stress und Herausforderungen während ihrer Zeit an der Hochschule bewältigten. Bereits damals begann ich, Muster zu erkennen.

    DAS VERLORENE UND WIEDERGEFUNDENE PARADIES

    Etwa zur Zeit der Gründung von Harvard schrieb John Milton in Das verlorene Paradies: „Der Geist ist eine Welt für sich, in der die Hölle zum Himmel und der Himmel zur Hölle werden kann."

    Dreihundert Jahre später beobachtete ich, wie dieses Prinzip zum Leben erwachte. Meine Studenten betrachteten Harvard überwiegend als ein Privileg, doch einige verloren schnell den Bezug zur Realität und konzentrierten sich ausschließlich auf das Arbeitspensum, den Wettbewerb, den Prüfungsstress. Sie machten sich pausenlos Gedanken über ihre Zukunft, obwohl sie einen Abschluss erwarben, der ihnen viele Türen öffnen würde. Jeder noch so kleine Dämpfer warf sie um Längen zurück, anstelle die vor ihnen liegenden Möglichkeiten als motivierend anzusehen. Nachdem ich also genügend Studenten auf ihrem mühevollen Weg durch das Dickicht des Hochschullebens beobachtet hatte, dämmerte mir etwas: Nicht nur reagierten diese Studenten am anfälligsten auf Stress und Depression, sie waren auch diejenigen, deren Noten und akademische Leistungen am meisten darunter litten.

    Jahre später, im Herbst 2009, erhielt ich die Einladung, für eine Vortragsreihe einen Monat durch Afrika zu reisen. Auf dieser Reise führte mich ein südafrikanischer CEO namens Salim nach Soweto, einem Township bei Johannesburg und gleichzeitig Heimat zahlreicher inspirierender Menschen wie Nelson Mandela und Erzbischof Desmond Tutu.

    Wir besuchten eine Schule nahe einem Slum, wo es keinen Strom und kaum fließend Wasser gab. Als ich vor den Schülern stand, wurde mir plötzlich bewusst, dass meine Geschichten, mit denen ich meine Vorträge normalerweise auflockerte, hier nicht funktionieren würden. Es erschien mir unangemessen, über die Erfahrungen privilegierter amerikanischer Universitätsstudenten oder wohlhabender, mächtiger Wirtschaftsbosse zu sprechen. Ich probierte es also mit einem offenen Dialog. Krampfhaft suchte ich nach gemeinsamen Erfahrungspunkten und fragte mit einem eindeutig ironischen Unterton: „Also wer von euch macht gerne Schulaufgaben?" Ich glaubte, die offensichtlich weltweite Abneigung gegen Schulaufgaben würde uns zusammenschweißen. Doch zu meinem Entsetzen meldeten sich 95 Prozent der Kinder ehrlich lächelnd und begeistert.

    Nach meinem Schulbesuch fragte ich Salim scherzhaft, warum die Kinder von Soweto so unheimlich seien. „Schulaufgaben stellen für sie ein Privileg dar, antwortete Salim, „und zwar eines, das einem Großteil ihrer Eltern nicht gewährt wurde. Zwei Wochen später kehrte ich nach Harvard zurück und erkannte, dass die Studenten sich über genau das beschwerten, was die Soweto-Schüler als ein Privileg empfanden. Mir wurde klar, in welchem Ausmaß unsere Interpretation der Wirklichkeit unsere Erfahrungen ebenjener Wirklichkeit verändert. Die Studenten mit einem zu großen Fokus auf Stress und Druck empfanden das Lernen infolgedessen als Pflicht und verpassten all die Möglichkeiten, die ihnen zu Füßen lagen. Dagegen traten jene mit Erfolg aus dem Schatten hervor, für die der Besuch von Harvard ein Privileg darstellte. Zunächst eher unbewusst, doch dann mit zunehmendem Interesse faszinierten mich die Ursachen, die dem hohen Potenzial einer Person zugrunde liegen, eine positive Mentalität zu entwickeln, um vor allem im Wettbewerbsumfeld hervorzutreten. Außerdem wollte ich wissen, warum andere dem Versagensdruck unterliegen bzw. in einer negativen oder neutralen Position feststecken.

    GLÜCKSFORSCHUNG IN HOGWARTS

    Für mich ist und bleibt Harvard ein magischer Ort – selbst nach zwölf Jahren. Wenn mich Freunde aus Texas besuchen, sind sie der Meinung, im Speisesaal der Erstsemester sei es wie in Hogwarts, der fantastischen Zauberschule von Harry Potter. Angesichts der anderen wunderschönen Gebäude, der umfangreichen Hochschulressourcen und der scheinbar endlosen Möglichkeiten, die Harvard bietet, wollen meine Freunde oft von mir wissen: „Shawn, warum um alles in der Welt studierst du Glück in Harvard? Mal ehrlich, gibt es hier irgendetwas, das einen Harvard-Studenten unglücklich macht?"

    Zu Miltons Zeit spiegelten sich in Harvards Motto Veritas, Christo et Ecclesiae (Wahrheit, für Christus und die Kirche) die religiösen Wurzeln der Schule wider. Seit etlichen Jahren beschränkt sich das Motto lediglich auf das eine Wort Veritas für Wahrheit. Es gibt heute viele Wahrheiten in Harvard und eine davon ist, dass die Harvard-Universität trotz ihrer prachtvollen Einrichtungen, einer großartigen Fakultät und einer Studentenschaft bestehend aus den besten und brillantesten Köpfen Amerikas (und der Welt) das Zuhause zahlreicher chronisch unglücklicher junger Frauen und Männer ist. Beispielsweise ergab eine im Jahr 2004 von der Studentenzeitung Harvard Crimson durchgeführte Umfrage, dass vier von fünf Harvard-Studenten mindestens einmal während eines Semesters unter Depression litten und fast die Hälfte aller Studenten bis zur Funktionsunfähigkeit schwerst depressiv war.¹

    Diese Epidemie des Unglücklichseins beschränkt sich nicht nur auf Harvard. Eine im Januar 2010 veröffentlichte Studie des Conference Board bestätigte, dass nur 45 Prozent der befragten Arbeiter an ihrem Arbeitsplatz zufrieden waren – als schlechtestes Umfrageergebnis in 22 Jahren.² Die Zahl der Depressionsfälle hat sich seit dem Jahr 1960 verzehnfacht.³ Jedes Jahr sinkt die Altersgrenze für das Unglücklichsein weiter, nicht nur auf Universitätsebene, sondern im ganzen Land. Vor fünfzig Jahren noch lag das durchschnittliche Erkrankungsalter für Depression bei 29,5 Jahren, heute hat sich diese Altersgrenze mit 14,5 Jahren fast exakt halbiert. Warum also Glück in Harvard studieren, wie meine Freunde wissen wollten. Als Antwort stellte ich eine Gegenfrage: Warum nicht damit beginnen?

    Ich machte mich also auf, die Studenten zu finden – diese 1 von 5 Studenten –, die sichtbar aufblühten und in Bezug auf Glück, Leistung, Erfolg, Produktivität, Humor, Energie und Belastbarkeit über der Durchschnittslinie lagen. Ich wollte feststellen, was genau ihnen einen solchen Vorteil gegenüber ihren Mitstudierenden verschaffte. Wie gelang es diesen Studenten, sich der Anziehungskraft der Norm zu entziehen? Konnte ich aus deren Leben und Erfahrungen Muster oder Schemata extrahieren, die anderen helfen würden, in einer zunehmend stressigen und negativen Welt in jeder Lebenssituation erfolgreicher zu agieren? Wie sich herausstellte, war dies möglich.

    Bei wissenschaftlichen Entdeckungen spielt in erster Linie richtiges Timing und Glück eine Rolle. Durch glücklichen Zufall fand ich drei Mentoren – die Harvard-Professoren Phil Stone, Ellen Langer und Tal Ben-Shahar –, die die Vorhut eines als Positive Psychologie bezeichneten brandneuen Forschungsgebietes bildeten. Diese drei setzten sich über die traditionelle Psychologie mit ihrem Fokus auf den Ursachen für das Unglück eines Menschen und dessen Umkehr zur „Normalität" hinweg und erforschten mit der gleichen wissenschaftlichen Strenge die Ursachen für den Erfolg und die Spitzenleistung eines Menschen – in Beantwortung ebenjener Fragen, die auch ich beantworten wollte.

    DEM KULT DES DURCHSCHNITTS ENTKOMMEN

    Das unten abgebildete Diagramm mag langweilig erscheinen, aber es verdeutlicht genau den Grund, warum ich jeden Morgen aufgeregt aufwache. (Das zeigt deutlich, dass ich ein ziemlich aufregendes Leben führe.) Außerdem ist es der Ausgangspunkt für meine Forschung, auf der dieses Buch basiert.

    Das Diagramm zeigt eine Punktwolke. Jeder Punkt repräsentiert einen Menschen und jede Achse eine beliebige Variable. Dieses spezielle Diagramm könnte alles Beliebige ins Verhältnis zueinander setzen: Gewicht zu Höhe, Schlaf zu Energie, Glück zu Erfolg usw. Wenn man uns Forschern solche Daten vorlegen würde, wären wir entzückt, denn hier ist eindeutig ein Trend zu erkennen, und das bedeutet, dass wir an die Öffentlichkeit gehen können, denn nur darauf kommt es in der akademischen Welt wirklich an. Dieser eine seltsame rote Punkt oberhalb der Kurve – wir nennen ihn den Ausreißer – ist kein Problem. Er ist kein Problem, weil wir ihn einfach löschen können. Wir können ihn löschen, weil es sich eindeutig um einen Messfehler handelt, und wir wissen, dass es ein Messfehler ist, weil er unsere Daten vermasselt.

    Eines der ersten Dinge, die Studenten in den Einführungskursen Psychologie, Statistik oder Ökonomie lernen, ist die „Datenbereinigung. Wer in eigenen Forschungsprojekten den allgemeinen Trend beobachten möchte, stellt schnell fest, dass Ausreißer das Ergebnis vermasseln. Deshalb gibt es unzählige Formeln und Statistikprogramme, mit deren Hilfe eigenwillige Forscher solche „Probleme eliminieren können. Natürlich ist das kein Betrug. Das sind statistisch gültige Verfahren – für jeden, der ausschließlich am allgemeinen Trend interessiert ist. Ich bin es nicht.

    Als Ansatz zum Verständnis menschlichen Verhaltens kommt üblicherweise das durchschnittliche Verhalten oder Ergebnis zum Tragen. Meiner Meinung nach hat dieser fehlgeleitete Ansatz zur Entstehung eines, wie ich es nenne, „Kult des Durchschnitts in den Verhaltenswissenschaften geführt. Wenn jemand etwa die Frage stellt: „Wie schnell kann ein Kind in einer Klasse das Lesen lernen?, dann verändert die Wissenschaft diese Frage wie folgt: „Wie schnell lernt das Durchschnittskind in der Klasse das Lesen?" Infolgedessen ignorieren wir die Kinder, die schneller oder langsamer lesen und richten die Klasse auf das Durchschnittskind aus. Das ist der erste Fehler der traditionellen Psychologie.

    Wenn wir nur den Durchschnitt erforschen, bleiben wir nur durchschnittlich.

    Die konventionelle Psychologie ignoriert Ausreißer ganz bewusst, weil sie nicht in das Schema passen. Ich war bestrebt, den Spieß umzudrehen: Anstatt diese Ausreißer zu löschen, will ich von ihnen lernen.

    ZU FOKUSSIERT AUF DAS NEGATIVE

    Natürlich gibt es in der Psychologie auch Forscher, die nicht nur den Durchschnitt untersuchen. Sie konzentrieren sich verstärkt auf jene, die auf die eine Seite der Durchschnittslinie fallen, und zwar darunter. Das ist der zweite Fehler der traditionellen Psychologie. Sicher benötigen jene Menschen, die unter dem Durchschnitt liegen, die meiste Unterstützung – um sich aus ihrer Depression oder von Alkoholmissbrauch oder chronischem Stress zu befreien. In diesem Zusammenhang haben Psychologen verständlicherweise erhebliche Anstrengungen unternommen und untersucht, wie sie diese Menschen auf ihrem Weg zurück in die Normalität unterstützen können. Doch so nützlich diese Arbeit sein mag, zeigt sie nur einen Teil des Ganzen.

    Depression lässt sich beseitigen, ohne eine Person glücklich zu machen. Angst lässt sich heilen, ohne einer Person Optimismus beizubringen. Eine Person lässt sich wieder in die Arbeitswelt eingliedern, ohne deren Arbeitsleistung zu verbessern. Das ausschließliche Bestreben, fehlerhaftes Verhalten zu reduzieren, führt lediglich zum Durchschnitt und es werden alle Möglichkeiten übersehen, sich über den Durchschnitt zu erheben.

    Ein lebenslanges Erforschen der Schwerkraft lehrt nicht das Fliegen.

    Kaum vorstellbar lag noch im Jahr 1998 das Verhältnis von negativer zu positiver Forschung in der Psychologie bei 17:1. Mit anderen Worten kamen auf jede Studie über Glück und Erfolg siebzehn Studien über Depression und Krankheit. Das ist in der Tat aufschlussreich. Als Gesellschaft kennen wir nur zu gut die Ursachen für Unwohlsein und Elend, aber zu wenig die Ursachen für Erfolg.

    Vor einigen Jahren prägte sich mir auf einer Veranstaltung ein Ereignis besonders ein. Ich sollte im Rahmen der „Wellnesswoche" an einer der elitärsten Internatsschulen in Neuengland einen Vortrag halten. Der Themenbereich umfasste Montag: Essstörungen, Dienstag: Depressionen, Mittwoch: Drogen und Gewalt, Donnerstag: Riskanter Sex und Freitag: Was weiß ich. Das ist keine Wellnesswoche, sondern eine Krankheitswoche.

    Dieses Muster der Priorisierung des Negativen zieht sich nicht nur durch unsere Forschung und Schulen, sondern durch unsere gesamte Gesellschaft. In den Nachrichten wird größtenteils über Unfälle, Korruption, Mord oder Misshandlung berichtet. Unser Gehirn nimmt durch solchen Fokus auf das Negative dieses traurige Verhältnis als Realität wahr und glaubt demnach, dass das Leben überwiegend negativ verläuft. Ist Ihnen das Medizinstudenten-Syndrom ein Begriff? Im ersten Jahr der medizinischen Ausbildung lernen die Studenten alle möglichen Krankheiten und Symptome kennen, unter denen ein Mensch leiden kann, und oftmals sind die angehenden Ärzte plötzlich davon überzeugt, an ALLEM erkrankt zu sein. Vor ein paar Jahren rief mich mein Schwager an, der seinerzeit an der Yale Medical School studierte, und erzählte mir, er habe „Lepra" (eine Krankheit, die sogar in Yale nur extrem selten auftritt). Ich hatte jedoch keine Ahnung, wie ich ihn trösten sollte, denn er hatte gerade eine ganze Woche Menopause hinter sich und war äußerst empfindlich. Der springende Punkt ist, und das werden wir im Verlauf dieses Buches immer wieder feststellen, dass das, worauf wir unsere Zeit und mentale Energie verschwenden, tatsächlich zu unserer Wirklichkeit werden kann.

    Es ist weder gesund noch wissenschaftlich vertretbar, nur die negative Hälfte der menschlichen Erfahrungen zu untersuchen. Im Jahr 1998 verkündete Martin Seligman, damals Präsident der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft, es sei endlich an der Zeit, den traditionellen Ansatz in der Psychologie zu verschieben und den Fokus verstärkt auf die positive Seite der Kurve zu richten. Es müsse das Funktionierende und nicht das Nicht-Funktionierende untersucht werden. Dies war die Geburtsstunde der „Positiven Psychologie".

    HUNGERN IN HARVARD

    Im Jahr 2006 fragte mich Dr. Tal Ben-Shahar, ob ich für ihn als leitende Lehrkraft arbeiten und einen Kurs mit dem Titel Positive Psychologie aufbauen und unterrichten wollte. Tal war zu dem Zeitpunkt noch nicht international bekannt – sein Bestseller Glücklicher: Lebensfreude, Vergnügen und Sinn finden mit dem populärsten Dozenten der Harvard University sollte erst im kommenden Frühjahr erscheinen. Unter den gegebenen Umständen rechneten wir mit höchstens einhundert Studenten, die den Mut hätten, eine Note auf ihrem Zeugnis beispielsweise in Weiterführender Ökonomischer Theorie durch eine Note in Glück zu ersetzen.

    Am ersten Tag erwarteten uns im überfüllten Hörsaal fast 1.000 Studenten – also quasi jeder siebte Student an einer der strengsten und härtesten Universitäten der Welt. Uns wurde schnell klar, dass diese Studenten dort waren, weil sie Hunger hatten. Sie hungerten danach, glücklicher zu sein, nicht erst irgendwann in der Zukunft, sondern im Hier und Jetzt. Und sie waren dort, weil sie sich trotz der ihnen gebotenen massenhaften Vorteile noch immer unerfüllt fühlten.

    Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und stellen Sie sich einen dieser Studenten vor: Nach der Geburt lag er im Gitterbettchen und trug einen Body mit der Aufschrift „Auf dem Weg nach Harvard oder vielleicht einen niedlichen kleinen Yale-Hut (falls etwas schiefgehen sollte). Seit seinem Besuch der Kleinstkindergruppe – für die er vielleicht schon vor seiner Empfängnis angemeldet war – gehörte er zum obersten 1 Prozent seiner Klasse und belegte schließlich das oberste 1 Prozent der Schüler, die sich laufend standardisierten Prüfungen unterzogen. Er erhielt Auszeichnungen und stellte neue Rekorde auf. Niemand animierte ihn zu solchen Spitzenleistungen – vielmehr wurden diese von ihm erwartet. Ich kenne einen Harvard-Studenten, dessen Mutter jede handschriftliche Hausarbeit und jede seiner Zeichnungen auf der Tischunterlage im Restaurant aufhob, weil „das eines Tages ins Museum gehört. (Damit hast du mich ganz schön unter Druck gesetzt, Mom.)

    Und dann landet er in Harvard, spaziert an seinem ersten Hochschultag selbstbewusst in den aus Hogwarts entliehenen Speisesaal für Erstsemester und stellt mit Schrecken fest: 50 Prozent der Studenten liefern plötzlich unterdurchschnittliche Leistungen.

    Meinen Schützlingen erzähle ich oft: Wenn meine Berechnungen stimmen, gehören 99 Prozent der Harvard-Studenten nach Abschluss ihres Studiums nicht zum obersten 1 Prozent. Diesen Witz finden sie nicht wirklich lustig.

    Wenn ein solch immenser Druck auf einem lastet, Großartiges vollbringen zu müssen, überrascht es nicht, dass diese Studenten bei einem Absturz ziemlich heftig aufschlagen. Und es kommt noch schlimmer: Durch den Druck, und die darauffolgende Depression ziehen sich diese Studenten in sich zurück und wenden sich somit ab von ihren Freunden, Familien und der sozialen Unterstützung in einer Zeit, in der sie diese am dringendsten benötigen. Sie lassen Mahlzeiten ausfallen, schließen sich in ihren Zimmern oder in der Bücherei ein und tauchen nur ab und zu auf einer Party auf (die ihnen kein Vergnügen bereitet – auch nicht in ihrer Erinnerung –, weil sie sich, um Dampf abzulassen, sinnlos betrinken). Darüber hinaus scheinen sie zu ausgelastet, zu beschäftigt und zu gestresst zu sein, um sich zu verlieben. Meine Studie ergab, dass ein Harvard-Student in einem Zeitraum von vier Jahren durchschnittlich weniger als eine Liebesbeziehung unterhält. Falls es Sie interessiert, beläuft sich die durchschnittliche Anzahl der Sexualpartner auf 0,5 je Student. (Ich habe keine Ahnung, was 0,5 Sexualpartner bedeutet, aber es klingt wie das wissenschaftliche Äquivalent für leichtes Rumfummeln.) Im Rahmen meiner Umfrage fand ich heraus, dass 24 Prozent dieser klugen Harvard-Studenten nicht einmal wussten, ob sie zum gegebenen Zeitpunkt eine Liebesbeziehung zu jemandem unterhielten.

    Was hier geschah, war leicht zu deuten: Wie so viele Menschen in unserer modernen Gesellschaft hatten diese Studenten auf ihrem Weg zum Erwerb einer erstklassigen Ausbildung und im Zuge der fantastischen Möglichkeiten einfach die falschen Lektionen gelernt. Sie beherrschten mathematische und chemische Formeln. Sie lasen großartige Bücher, setzten sich mit der Weltgeschichte auseinander und beherrschten fließend Fremdsprachen. Doch niemand hatte ihnen jemals ausdrücklich beigebracht, wie sie das Potenzial ihres Gehirns maximieren oder ihrem Leben einen Sinn geben und Glück finden konnten. Multitaskingfähig ausgestattet mit iPhones und PDAs kämpften sie sich durch die für ihre Berufslaufbahn unerlässliche Flut von Erfahrungen, oft auf Kosten der Realität. In ihrem Bestreben nach Spitzenleistungen isolierten sie sich von ihren Mitstudenten und nahestehenden Personen und setzten damit ebenjenes Unterstützungssystem aufs Spiel, nach dem sie sich im Grunde ihres Herzens sehnten. Wiederholt erkannte ich diese Muster bei meinen eigenen Studenten, die oft zusammenbrachen unter dem Erwartungszwang, den wir uns selbst und den Menschen um uns herum auferlegen.

    Kluge Menschen verhalten sich manchmal äußerst unklug. In Stresssituationen ziehen diese Menschen es vor, sich dem größten Prädiktor für Erfolg und Glück, ihrem sozialen Unterstützungsnetzwerk, zu entziehen, anstelle darin zu investieren. Unzählige Studien haben bestätigt, dass soziale Beziehungen der beste Garant für höheres Wohlbefinden und weniger Stress und somit ein Mittel gegen Depression und ein Rezept für hohe Leistung sind. Irgendwie hatten diese Studenten stattdessen gelernt zu flüchten, wenn es ernst wird – und zwar in einen isolierten Raum im Keller der Bibliothek.

    Die besten und intelligentesten Studenten opferten bereitwillig ihr Glück für den Erfolg, weil ihnen, wie den meisten unter uns, beigebracht wurde, wer hart arbeitet, wird erfolgreich sein – und nur wer Erfolg hat, wird glücklich sein. Es wurde ihnen beigebracht, dass das Glück als Belohnung nur auf denjenigen wartet, der als Partner in einer Investmentgesellschaft tätig, als Nobelpreisträger ausgezeichnet oder als Kongressmitglied aktiv ist.

    Allerdings, wie Sie im weiteren Verlauf dieses Buches erfahren werden, zeigen neue Forschungen der Psychologie und Neurowissenschaft, dass es sich umgekehrt verhält: Wir werden erfolgreicher, wenn wir glücklicher und positiver sind. Beispielsweise demonstrieren Ärzte, die vor der Diagnosestellung auf ein positives Gemüt geprägt sind, eine dreifach erhöhte Intelligenz und Kreativität und stellen richtige Diagnosen zu 19 Prozent schneller als Ärzte in einem neutralen Zustand. Optimistische Verkäufer verkaufen 56 Prozent mehr als ihre pessimistischen Konkurrenten. Studenten, die vor mathematischen Leistungstests auf Glück geprägt sind, erbringen weit bessere Leistungen als ihre neutralen Mitstudenten. Es stellt sich heraus, dass unser Gehirn buchstäblich darauf gepolt ist, Spitzenleistungen nur im positiven, nicht aber im negativen und nicht einmal im neutralen Zustand zu erbringen.

    Dennoch opfern wir in der heutigen Zeit ironischerweise das Glück für den Erfolg mit dem Ergebnis, die Erfolgsquoten unseres Gehirns herabzusetzen. Unser rücksichtsloses Leben versetzt uns in einen Dauerstresszustand, und wir fühlen uns überfordert angesichts des wachsenden Drucks, erfolgreich zu sein – koste es, was es wolle.

    AUF POSITIVE AUSREISSER HÖREN

    Je intensiver ich mich mit der Forschung auf dem Gebiet der Positiven Psychologie auseinandersetzte, desto deutlicher wurde mir bewusst, wie verquer unsere Auffassung der persönlichen und beruflichen Erfüllung ist (das trifft auf alle zu, nicht nur auf Harvard-Studenten). Studien belegten eindeutig, dass hohe Leistung sich nicht am schnellsten durch zielstrebige Konzentration auf die Arbeit erreichen lässt und dass es für die Mitarbeitermotivation nicht die beste Art ist, Anweisungen mit einem lauten Tonfall zu erteilen oder die Belegschaft mit Stress und Angst zu erfüllen. Stattdessen revolutionierten radikale neue Erkenntnisse über Glück und Optimismus die akademische und unternehmerische Welt gleichermaßen. Im Zuge dessen offenbarte sich mir eine Möglichkeit: Ich würde diese Ansichten an meinen Studenten testen. Ich könnte eine Studie konzipieren, um herauszufinden, ob diese neuen Ansichten tatsächlich erklärten, warum manche Studenten Erfolg hatten, während andere sich dem Stress und der Depression beugten. Durch meine Untersuchung der Muster und Gewohnheiten von Menschen oberhalb der Kurve könnte ich Informationen darüber sammeln, wie wir einerseits zum Durchschnitt aufrücken und andererseits den gesamten Durchschnitt anheben können.

    Es ist einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass ich mich in der einzigartigen Situation wiederfand, diese Forschung durchzuführen. Als Proktor für Erstsemesterstudenten war ich mit zwölf Jahren unglaublicher Nahansicht dieser Studenten gesegnet – ich lernte ihre Gewohnheiten und Denkweisen kennen und überlegte, was wir aus ihren Erfahrungen für unser eigenes Leben lernen können. Mir wurden Einblicke in die Aufnahmeakten und Kommentare des Aufnahmeausschusses gewährt, ich beobachtete die intellektuellen und sozialen Fortschritte der Studenten und erfuhr, welcher Beschäftigung sie nach ihrem Universitätsabschluss nachgingen. Zudem benotete ich als Mitglied der Akademie und Lehrkraft in sechzehn verschiedenen Kursen einen großen Teil dieser Studenten. Und weil ich die Studenten über ihre Prüfungen und Notenlisten hinaus kennenlernen wollte, lud ich sie in mein „Coffice" bei Starbucks ein und hörte mir ihre Geschichten an. So verbrachte ich mehr als eine halbe Stunde mit jedem einzelnen der über 1.100 Harvard-Studenten in meinem Büro im Café und nahm nach eigenen Berechnungen genug Koffein zu mir, um eine ganze Olympiamannschaft für Jahrzehnte zu disqualifizieren.

    Auf der Grundlage meiner Beobachtungen konzipierte ich schließlich meine eigene empirische Umfrage, die ich unter 1.600 leistungsstarken Studenten durchführte. Nie zuvor wurden Harvard-Studenten einer größeren Studie über Glück unterzogen. Gleichzeitig tauchte ich immer tiefer in die Forschung der Positiven Psychologie ein, die plötzlich die Grenzen meiner eigenen Einrichtung sowie die Grenzen der Universitätslaboratorien weltweit sprengte. Das Ergebnis ließ überraschende und erstaunliche Rückschlüsse auf die Ursachen zu, warum manche in einem schwierigen Umfeld den Aufstieg schaffen und Erfolg haben, während andere den Abstieg erleben und nie das erreichen, was in ihnen steckt. Meine Erkenntnisse, über die Sie hier noch lesen werden, waren aufschlussreich – nicht nur für Harvard, sondern für die gesamte Arbeitswelt.

    DIE SIEBEN BAUSTEINE

    Nach erfolgter Analyse der im Rahmen meiner Forschung gesammelten unglaublichen Mengen von Informationen konnte ich sieben spezifische, realisierbare und bewährte Muster eingrenzen, die Erfolg und Leistung prophezeien.

    Das Happiness-Prinzip Das positive Gehirn hat einen biologischen Vorteil gegenüber dem neutralen oder negativen Gehirn, deshalb lehrt uns dieser Baustein,

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